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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230518
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230518
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-18
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Vas zerbrochene Opernglas Von Soors ^rvoekol Ich ließ das teure Opernglas, das mir mein Nachbar, der Mann mit den Fischaugen, geliehen hatte, fallen. Ich tat es nicht au» Ungeschicklichkeit — ich tat es absichtlich. Das Glas knallte aus den Boden, daß die Linsen klirrten. Das optische Instrument ist wohl endgültig erledigt — es tut mir nicht leid. Tür an Tur mit mir wohnt die verwitwete Frau Regierungsrat P. mit ihrer 18 jährigen Tochter. Die Frau ist krank. Sie leidet an Rheumatismus und Kriegsanleihe. Die Tochter ist schön, sehr graziös und sie singt immer auf der Treppe, wenn sie Sauerkohl einholen geht. Wir begegnen einander zweimal am Tage und wechseln ein paar Worte über das Wetter, über den Margarinepreis und über den Rheumatismus der Frau Regierungerat. Don der Kriegsanleihe sprechen wir nicht, davon erzählen der abgetragene Mantel und die alte Markttasche meiner Nachbarin. Gestern ging ich ins Theater, in eines jener Kunstinstitute, die den Bedürfnissen unserer Zeit durch Zurschaustellung nackten Fleisches entgegenkommen, ein Schauspiel, das unter Musikbegleitung vor sich geht und von den Sachverständigen Revue genannt wird. Am Bahnhof Friedrichstraße traf ich die Tochter. Erschrak sie nicht ein wenig, als sic mich erblickte? Doch sie blieb stehen und fragte: »Wohin gehen Sie?' Ich antwortete: »Ich hole einen Freund von der Bahn ab.' Ich schämte mich, die Wahrheit zu sagen. Warum sollte das schöne Mädchen eine schlechte Meinung von mir gewinnen. »Und wohin gehen Sie?" gab ich die Frage zurück. Sie zögerte einen Augenblick und antwortete dann: »Ich hatte Besorgungen in der Gegend. Guten Abend.' Und schon verschwand sie im Gedränge. Dann saß ich im Theater, und dann kam da» be rühmte 11. Bild, in dem 23 nackte Mädchen zwischen den Falten des Vorhanges sichtbar werden. Neben mir saß ein dicker Mann, dessen Fischaugen starr auf die Bühne gerichtet waren und der au« allen Poren schwitzte. Wenn er aber sein Opernglas, das kost bare, funkelnagelneue Opernglas, vor die Fischaugea hielt, dann dampfte er geradezu. Beim 11. Bild stöhnte er mit einem Male in wilder Verzückung: »Die Heine Blonde dort, di» dritte von rechts, wie schlank, wie jung. Was für einen appetitlichen Busen sie hat! Sehen Sie.' Und schon beugte er sich in seinem Enthusiasmus zu mir und setzt mir sein funkelnagelneues Opernglas vor die Augen. Ich sah ein junges, zartes, nacktes Mädchen im grellen Licht der Bogenlampen, das mit wert auf- . gerissenen Augen vor sich hinstarrte, während alle diese schwitzenden, dampfenden Männer mit den Fischaugen ihren Körper betasteten. Vielleicht dachte sie an den Rheumatismus ihrer Mutter, vielleicht an den Sauerkohl zu morgen mittag, vielleicht an etwas ganz anderes. — Da schnaufte mein Nachbar aus beengter Brust und wollte mir das Opernglas weqnehmen — da, da nahm ich es ganz fest in die Hand und warf es mit aller Kraft zu Boden, daß die Linsen klirrten. Der dicke Mann sollte da» nackte Mädchen nicht noch näher an sich heranreißen dürfen. Während er sich entsetzt zu mir umwandte und mit einem Ausdruck grotesker Trauer auf das zer schmetterte Opernglas hinsah, stand ich auf und eilte durch das dunkle Parkett dem Ausgang zu. Ich konnte doch nicht alle Operngläser zerschlagen. Heute traf ich meine kleine Nachbarin wieder auf der Treppe. Wir sprachen wie gewöhnlich über das Wetter und den Margarincprels. Vielleicht grüßte ich sie ein bißchen tiefer als sonst, als sie dann die Treppe hinabeilte. »Pygmalion.' Wie der Profesor der Phonetik aus dem Blumenmädchen eine Herzogin macht, und wie sich die fertige Herzogin im letzten Akt anschickt, au» dem unartigen Professor einen etwas artigeren zu machen, da» haben schon vor einigen Jahren im Alten Tkeater die naiven und die kritischen Zu hörer mit dem gleichen Vergnügen erlebt. Nicht das liesst«, nicht da» exakteste Lustspiel Bern ard Saaro», aber «ine» seiner lustiasten. Wenn unsere Buhnen statt einmal in zwei Jahren einen neuen Shaw, in jedem Jahr« mindestens zweie spielten, dann würden sie nicht, wie es jetzt geht, gerade dann oft so langweilig sein, wenn sie mit allen Kräften amüsant sein wollen. Die Aufführung ist etwa ge blieben wir sie war. Nicht sehr englisch, nicht sehr zündenk, in Nebenrollen oft zu dünn, aber im gan zen hinreichend lustig. Reift ist trotz einiger Text unsicherheiten auch heute noch ihr bester Mann. Statt der schwäbelnden del Sarto ist jetzt Martina Otto lein, nicht eben waschechte», Münchener Blumen- madel geworden. Auch der Münchner Dialekt ist an und für sich viel zu nett, berlinern oder sächseln wäre besser, oder wie es die Melitta Leither in Dres den macht, ein derbes köllsches Platt. Das Münch- nerische möchte hingehen, wenn's der Otto ange wachsen wäre, aber sie macht es nur mit Mühe und fällt zu früh, schon im ersten Akt, in ihren manier lichen, weich-liebenswürdigen Gewohnheitston. Wir haben jetzt keine Darstellerin hier, die ein natürlicher, gewachsener Lausbub wäre; ein weiblicher Straßen junge müßte es sein. Nur wenn man sie nach der phonetisch-ästhetischen Erziehung kaum wiedererkennt, kommen die Rückfälle zur schönsten, grotesken Gel tung. Es muß irgendeinmal für diese Rolle einen ganz besonders glücklichen weiblichen Sondersall geben. Was man leisten kann, ohne ein Glücksfall zu sein, schafft die Otto. Sie ist zwar im Anfang gar nicht naturalistisch überzeugend, aber nachher sehr scharmant, mit Grazie erst sentimental unterlegen und dann, wenn der unartige Phonetiker selbst ein bißchen sentimental wird, recht lustig und obenauf, tk 6 N Muttercoupe«. Die dänische Dichterin Thit Jen- sen, eine Schwester Johannes V. Jensens, mamt einen interessanten Vorschlag zugunsten der reisenden Mütter. In sehr temveramentvollen Worten beklagt die streitbare Dame die Notlage alleinreisender Frauen, die neben anderemGepäck auch Kinder bei sich haben. Thit weist darauf hin, daß für alle möglichen anderen Reisenden von der Dahnverwaltung gesorgt wird, aber nicht für die hilfebedürftigsten Mütter. Sie meint, daß das Rauchcouvö für Raucher da sei (ein großer Irrtum) und das HundecoupL für die Hunde. Sowohl die Raucher wie die Hunde wüßten also von vornherein, wohin sie sich zurückzuziehen hätten und wo sie willkommen waren. Nur eine Mutter, die gezwungen sei, mit Kindern zu reisen, sei in jedem Abteil unwillkommen und, sofern sie einen Säugling bei sich hat, in der Ausübung ihrer wich tigsten Beschäftigung behindert. Die Diibterin meint, daß, was dem Hunde recht sei, der Mutter billig sein müßte. Die Gefahr besteht nur, daß e» mit den Mu'- tercoupss ebenso gehen wird, wie mit den Damen» coupss, daß nämlich keine Mutter in diesem Abteil reisen wird, aus Furcht, andere — Mütter zu treten. An» den Tdeaierbureau«. (Scha u s p« e l h a u ».) Um Nora NMscb Gelegenbett z« geben, nach langer Krankst«»» stcb tn einer größeren Nolle »u »eigen, kommt mtt tbr in der Titelrolle am Pstngstsonnia» .VbvNt»', «in heiteres Spirl von van Rofsrm ,ur Srstaussührung. Di« Hauptrollen sind besetzt mlt: Lina Larsten», Sdith Gaertner Bernbartz Wildentzatn, Gottfrted FaKra- hauten und Albert Matten». Ne»«»: Hann» Otttner. 4 Ur. 116 müßte verzweifeln an den, klaren Sinne der Völker, wenn jene Sympathien nicht vorhanden wären. E» ist nicht bloß die Hinneigung zur langersehnten Freiheit, was die Herzen hinwendet zum Nachbarvolk, sondern noch etwas Größere» und Höhere». Was dort erfochten worden und wa» uns hinuberzieht, ist der Umstand, daß man dort den Glauben an den Gott der Geschichte wieder erweckt hat in der Menschenbrust, es ist die Ueberzeugung, daß der Mensch nicht dazu geschaffen ist, um dü Herde zu sein von wenigen Treibern; es ist das Bewußtsein, daß der Gedanke größer und stärker und gewaltiger ist al» die Macht der Bajonette und Kanonen; es ist die Wiederbelebung jenes edlen und besseren Teile» de» Menschen, der Seele, die auf die Allmacht des Ge dankens vertraut... Bayern» größte Wasserkraft-Anlage. Die vom Reich und der Alexander-Wacker-Gesellschaft für elektrotechnische Industrie G. m. b. H. gemeinsam erbauten Alzwerkc bei Burghaufen (Bayern), welche die größten bisher ausgebauten Wasserkraft- Anlagen in Bayern sind, wurden nunmehr ln Be trieb genommen. Das Merk nutzt ein Gefälle von etwa 64 Meter Betriebswasser aus und wird unter halb Burghausen in die Salzach geleitet. Die An lage ermöglicht eine Kraftleistung von 5V—-HO 000 Dvlt Spannung. Der Einbruch in da» Berliner jüdische Museum aufgeklärt. Die Berliner Kriminalpolizei verhaftete den Wiener Juwelier Rudolf Schütze, der den Ein bruch in das Berliner Museum veranlaßt hatte, sowie einen seiner Helfershelfer. Bei einem Museums, besuch schob der Goldwarenkändler unbemerkt einen Riegel von einem Oberlichtfenster zurück und nachts stiegen dann die Diebe vom Dach aus mit Strick leitern in den Museumsraum. Sie packten dort die wertvollen, von Schütze ausgesuchten Stücke in Ruck säcke und entkamen ungehindert. Einige der wert vollen Stücke sind noch nicht wiedergefunden worden. Auf ihre Herbeischaffung sind 10 Millionen Mark Belohnung ausgesetzt. Der letzte Veteran von 43. In Husum ist der älteste Bürger Schleswigs Boy Paysen im Alter von hundert Jahren gestorben. Er war der letzte Veteran des 43er Krieges. Deutscher Eigentum in vormalr feind lichen Ländern. Durch das amerikanische Gesetz vom 4. März ist das beschlagnahmte deutsche Eigentum tn den Bereinigten Staaten bis zum Betrage von 10000 Dollar im Etnzelfalle freigegeben worden Das Auswärtige Amt hat jetzt auf Grund amerikani scher Berichte die wichtigsten Gesichtspunkte, die bet der Geltendmachung der Freigabeansprüche zu beobachten sind, zusammengestellt und er läutert. Diese Zusammenstellung ist in der In dustrie- und Handelszeitung vom 15. Mai ab gedruckt und kann vom Verlage Reimar Hobbing, Berlin SW 61. Großbeerenstr. 17, bezogen werden. Da Anträge, die den erlassenen Vorschriften nicht entsprechen, von dem amerikanischen Verwalter des feindlichen Vermögens nicht berücksichtigt werden, so ist den Antragsberechtigten in ihrem eigenen Interesse dringend zu empfehlen, sich über die zu beobachtenden Förmlichkeiten vorher genau zu entrichten. — Die ObersequestrierungS« kommission in Rumänien beschloß, daß das gesamte unter Sequester gestellte Eigentum der früheren Feinde gemäß den Bestimmungen der Verträge liquidiert werden soll. Die Kommission beschloß ferner, auch das nicht sequestrierte Eigen tum ehemaliger Feinde zu liquidieren, selbst wenn es in den Besitz rumänischer Untertanen übergegangen ist. Die Schulden rumänischer oder alliierter Untertanen an unter Sequester gestellte Gesellschaften sollen nicht mehr an diese Gesell schaften, sondern unmittelbar an die Oberliqui- LierungSkommission gezahlt werden. Die Handelskammer Dresden weist darauf hin, daß nach ihr zugegangenen Nachrichten Belgien auf eine Beschlagnahme des deutschen Eigentums und der deutschen Guthaben, die ihm an sich auf Grund des 8 10 der Anlage zum tzriedensvertrag möglich wäre, verzichtet hat. Modernes Raubrittertum in Amerika Dem Algemeen Handelsblad wird au» San Francisco geschrieben: Uebersälle und Morde sind hier so gewöhnliche Ereignisse, daß ganz spezielle Umstände hinzutrcten müssen, damit die Zeitungen ihnen mehr Raum als ein paar Zeilen widmen. Solche Mitteilungen findet man täglich mindesten» ein Dutzend. Das Publikum ist an ne gewöhnt, nimmt von ihnen keine Notiz, und wie es scheint, die Polizei auck nicht. Bis irgendein brutaler Streich die öffentliche Meinung aufrüttelt. Wenige Tage später ist der Fall auch schon wieder vergessen. So war man kürzlich über folgenden Fall aufgeregt: Eine öffentliche Tan»gelegenheit, di« vom vor nehmen Publikum gern besucht wird. Um 10^L Uhr abends, während die Musik fröhlich spielte und etwa hundertfünfzig Paare sich einem Steptanz Hingaben, siel plötzlich ein Revolverschuß. Erschrocken sah jeder auf und erblickte in der Mitte des Saales einen maskierten Mann, der in ruhigem, aber sehr nach drücklichem Ton befahl, jeder müsse sich aus seinen Platz beaeben und dort sitzen bleiben. Die entsetzten Tänzer bemerkten gleichzeitig, daß vor jedem Aus gang ein maskierter Mann postiert war und wie der Lhef in jeder Hand einen schußbereiten Revolver hielt. Der Wirt eilte ans Telephon im Büfett, um die Polizei anzurufen, bekam aber keine Verbindung, da di« Drähte vorher durchgeschnitten worden waren. Und nun gingen, mitten in der Stadt, die Räuber kaltblütig daran, die Herren ihre» Geldes, ihrer Ringe und Krawattennadeln, und die Damen ihrer Juwelen zu entledigen. Ein Mann wagte, sich zur Wehr zu setzen und wurde ohne ein weiteres Wort niederaeknallt. Eine Viertelstunde später waren die Strolche verschwunden mit einer Beute im Werte von zwanrigtausend Dollar. Sie waren rasch in ein Automobil gesprungen, das sie erwartete, und ent kamen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen, denn sie hatten sogar Gummihandschuhe an, um keine verräterischen Fingerabdrücke hervorzurufen. Die Banken benutzen gegenwärtig für ihre Geldtransporte Panzerautomobile. Aber die Banditen wissen sich trotzdem Gelder zu verschaf- fen, die von einer Dank weggeschafft werden. Im vorigen Monat steigt ein Herr, der in seiner Bank mehr als tausenb Dollar behoben hat, auf die Stra ßenbahn. Wenige Augenblicke hernach fällt ein Schuß, der Mann fällt nach vorn und gleichzeitig springt ein Fahrgast von der rückwärtigen Plattform auf ein neben dem Wagen fahrendes Automobil. Die Untersuchung ergibt, daß das Geld, das der Mann von der Dank geholt hat, verschwunden ist. Das Opfer des Ueberfalls stirbt, bevor es im Spital an gelangt ist. Ja, hat denn niemand die Geisteszegru- wart gehabt, die Nummer des Kraftwagens zu no tieren? Gewiß, sechs Personen haben es getan, aber nun stellt sich heraus, daß der Wagen die Nummer des Automobils des Direktors der Bank getragen hat, von der der Ermordete das Geld geholt hatte. Das Automobil ist das Mittel, mit dem diese Verbrechen so bequem ausgeführt werden. In Kali fornien kommt auf je dreieinhalb Einwohner ein Automobil. Jeder steuert selbst sein Fahrzeug, Be- rufschauffeure sind eine Seltenheit. Begibt sich der Waaenbesitzer in ein Geschäft oder ins Bureau, so muß er ihn unbeaufsichtigt auf der Straße stehen lassen. Zu Tausenden stehen daher Kraftwagen ohne Aufsicht am Trottoirrand. Das machen sich d»e Räuber zunutze. Sie führen ihren Schlag, springe» dann in eines der Automobile und verschwinden eiligst im Straßengewühl. Nachdem sie eine Viertel stunde lang kreuz und quer gefahren find, steigen sie ruhig aus und lassen den gestohlenen Wagen neben dem Fußsteig stehen. Mit diesen Zuständen hat sich der Amerikaner abgefunden, aber, praktisch wie er ist, schlägt er Münze au» ihnen. Sobald ein aufsehenerregender Straßenraub stattgefunden hat, erscheinen Inserate von Versicherungsgesellschaften gegen Raub und Ein bruch, von Automobilunternehmungen, die auffor- bern, nicht zu Fuß zu geben, und von Danken, die anraten, sofort bei ihnen em Depot zu errichten uno nur mehr mit Schecks zu bezahlen, so daß man kein Bargeld bei sich zu tragen brauche. Die Polizei fängt ein — der Uutersuchungs.ichter entläßt. Dor einiger Zeit gelang es der Ber liner Kriminalpolizei, den als Leutnant Michaeli» auftretenden Pension»dieb Eugen Lewy zu verhaften. Der Verbrecher, der al» Wohnungssuchender bei der Besichtigung möblierter Zimmer stets Wertsachen für viele Millionen zu entwenden verstand, wurde aber gleich nach seiner Entlarvung vom Untersuchungs richter wieder entlassen. Der Erfolg war, daß er eine Stunde nach seiner Freilassung wieder mit den gleichen Diebstählen begann. Er hat inzwischen schon wieder an 30 Stellen große Räubereien verübt. Zu letzt hat dieser „Leutnant Michaelis', trotzdem er nur einen Arm besitzt, sogar eine Schreibmaschine un bemerkt aus einer Pension mitgenommen. Die Ber liner Kriminalpolizei fahndet wieder nach diesem gefährlichen Banditen. Und was macht dann der Untersuchungsrichter? Zu den Schiebungen im Berliner Wohnungsamt. Die Affäre des in der vorigen Woche in Berlin ver hafteten Stadtsekretärs Leder, der Schiebungen beim Wohnungsamte begünstigte, hat jetzt zu einer neuen Festnahme geführt. Beamte der Kriminalpolizei verhafteten einen in Wilmersdorf wohnenden Sekt fabrikanten K. Der Fabrikant hat zugegeben, daß er Leder durch größere Summen bestochen hat, ihm eine Wohnung zu beschaffen. Es besteht die An nahme, daß der Sekretär seine Geschäfte nicht allein ausgeführt hat. Fahrgast-Werbung. In dem amtlichen Mittei lungsblatt der Berliner Straßenbahn wird jetzt den Schaffnern und Aufsichtsbeamten eine Dienst anweisungsbestimmung zur „gewissenhaftesten Befol gung' in Erinnerung gebracht: „Vor der Abfahrt von den Haltestellen ist Umschau nach Fahrlustigen zu halten . . . Bis zur Ankunft herbeieilender Per sonen ist zu warten.' Diese gute alte Bestimmung ist in den Blütezeiten der Straßenbahn, da sie mehr trug, als sie befördern durfte, etwas in Vergessenheit geraten. Nun aber, da man sich wieder ihrer er innert, ist sie für die neue Straßenbahn-Not schon längst nicht mehr zureichend. Warum die falsche Geschämigkeit? Heute sollte man jedem Passanten schon während der Fahrt die Gemissensfragen vor legen: „Reizender Eckplatz gefällig?' oder „Bitte, steigen Sie doch in den leeren, gut durchgewärmten Wagen!' Man soll den Schaffnern nicht alte Vor schriften einichärfen, sondern ihnen neuen Unterricht tn Fahrgast-Werbung erteilen. Allenfalls kann man ihnen auch zum Gehalt noch Animier-Prozente von jeder verkauften Fahrkarte geben. Die Fürstenberger Porzellanfabrik von einer Hoch- wafferkatastrophe yelmgesucht. schwere Wolkenbrüche entluden sich dieser Tage über die Umgebung oon Fürstenberg an der Weser. Die Wassermassen bahnten sich einen Weg durch das Dorf Fürstcnbcrg und die Höfe der Fürstenberger Porzcllanfabrik. Die gesam ten Brennhäuser der Porzellanfabrik und die vier Brennöfen wurden unter Wasser gesetzt. Die Mutter erde, die die Wasserfluten mit sich führten, ver- schlemmten die Brennhäuser und die Brennöfen, so daß die letzteren unbrauchbar geworden sind; ye müssen abmontiert und neu gebaut werden. Der Sachschaden, den die Fabrik erleidet, beträgt unge fähr fünfzig Millionen Mark. Er wird dadurch noch vergrößert, daß der Betrieb für etwa vierzehn Tage stillgelcgt werden muß. Einbruch bei einem japanischen Diplomaten. Don Einbrechern wurde der Berliner japanische Gesandt schaftssekretär Hotta schwer heimgesucht, der sich gegenwärtig in Lausanne aufhält, während seine Familie in Frankreich weilt. Hotta betraute bei seiner Abreise eine Frau mit der Lüftung, Reini gung und Beaufsichtigung seiner Wohnung in der Kalkreuthstraße S. Als die Frau in die Wohnung kam, bemerkte sie, daß Einbrecher dagewesen waren, und arg gehaust hatten. Was alles gestohlen worden ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Riesiger Holzfabriksbrand la Karpathoraßland. Aus Preßburg wird gemeldet: Die Fabrik für chemische Verwertung des Holzes in Szolyva (Kar- pathorußland), das größte Unternehmen seiner Art in der tschechoslowakischen Republik, steht in Brand. Das Feuer soll einen Niesenumfang angenommen haben, da in der Fabrik 2500 Waggons Holz liegen. Aus Munkacs wurde ein Separatzug mit Militär entsandt. ckev 14. Mai (rericktssssl Lin nettes Früchtchen Der 4. Strafsenat des Reichsgerichtes hatte sich mit einem sehr netten Früchtchen zu befassen. Der frühere Schlosser, jetzige Händler Walter Bauk- hage ist noch nicht einmal 23 Jahre alt, doch seine Vergangenheit schon reichlich bewegt. Im Frühjahr 1918 war er ins Heer eingetreten und hat nach der Revolution auch Bewachungs- sowie Reichswehr kompanien angehört, bis er desertierte. Der noch seyr jugendliche Angeklagte, im schmucken Sportanzug mit Wickelgamaschen, begann seine ^Laufbahn' mit einer Unterschlagung von 98 000 ^t, für die er vor kurzem zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt worden ist. Jetzt hatte er sich wegen versuchten Verrates militärischer Geheimnisse zu verant- warten. Eines Tages traf er in Düsseldorf einen Herrn, der ihn freihielt und sich schließlich als Kaufmann ausgab und Baukhage bat, — angeblich um die Ver schiebung einiger Waggons ins Ausland zu ermög lichen —, ihm einige Heeresverordnungsblätter zu besorgen, deren Nummern er ihm aufschrieb. Der Auftraggeber war ein Agent des belgischen Spionage bureaus in Oberkafsel, was der Angeklagte schon aus der Adresse, die ihm sein „Bekannter' übergab, er- sehen konnte. Es läßt sich nicht erkennen, um welche Verordnungen des Reichswehrministeriums es sich hierbei handelte, da jedenfalls die Abschrift, die der Angeklagte von dem Zettel seines Auftraggebers machte, nicht genau ist. Baukhage verlebte die unter schlagenen 98 000 -K sowie die 10 000 ^1, die cr im voraus von dem belgischen Spion erhalten hatte, traf dann seinen „Gönner' noch einmal, erhielt wei tere 8000 und fuhr endlich nach Minden, wo er mit einigen Reichswehrsoldaten befreundet war. Nach fröhlichem Gelage in einem Kaffeehaus suchte er diese zur Beschaffung der Verordnungsblätter zu veranlassen, wurde jedoch bald von ihnen angezcigt, da ihnen die ganze Angelegenheit bedenklich vorkam. Der Vertreter der Reichsanwaltschaft beantragte 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechtsvcrlust. Die Rede des Verteidigers, Rechtsanwalt Dr. P »l z, wandte sich in auffallender Schärfe gegen die Dcr- schleierungsversuche des Angeklagten, plädierte jedoch wegen der Jugendlichkeit dieser willenlosen Natur auf eine Gefänignisstrafe. Der Senat erkannte hinter Versagung mildernder Umstände auf 2)^Iahre Zucht haus, Zulässigkeit der Polizeiaufsicht und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust. Schwiegermütter sind keine Engel. Por den eng lischen Gerichten hat sich jetzt ein junger Londoner Kaufmann zu verantworten. Er war von seiner Braut, die er verlassen hatte, auf Schadenersatz ver klagt worden, weil er sein Eheversprechcn nicht ein gehalten hatte. Als Grund für seine Verlobungs auflösung gab er an, daß seine Exbraut sich ständig mit seiner Mutter gezankt hätte. Da er nun ein be sonders anhänglicher Sohn wäre, so Halle er eine harmonische Ehe mit einer streitsüchtigen Frau für unmöglich. In seiner Rechtsbelehrung an die Ge schworenen führte der Londoner Richter Swift aus, daß die Frauen entgegen den Hoffnungen eines jek:», Bräutigams keine Engel, sondern nur richtige Menschen mit allen Fehlern wären, und daß vor allem auch diese Feftstellnna auf Schwiegermütter^ passen würde. Wenn jede Verlobung wieder auf gelöst werden sollte, weil sich die Braut mit der Schwiegermutter überworfen hätte, dann würden 80 Prozent aller Eheschlüfle niemals zustande ge kommen sein. Die Geschworenen schlossen sich — alle waren verheiratet — den Ausführungen des Richters an und verurteilten den Bräutigam zu einer Schadenersatzsumme von 500 Pfund Sterling. Er hätte, so hieß es in der Begründung, schon vor der Verlobung wissen müssen, daß Schwiegermütter keine Engel sind. Wettervoraussagen für Freitag, den 18. Mai. Statt wechselnde Bewölkung, doch etwas beitcrcr. Vereinzelte Rrgen- oder Gewitterböen. Temperatur noch etwas zu niedrig. — Die am Sonnabend, den IS. Mai, im Neuen Ope rettentheater statttrndende Ausführung „Tie Bajadere' ist die letzte Aussührung dieser erfolgreichen Operette in diefer Spielzeit. — (Kleines Theater.) „Der Mustergatte', der mit so großem Lachrrfolg aufgenom mene Sclüvank von Hopwood und Pogson wird bis Freitag täglich und an den betdcn Pfingstseier- tagen gegeben. Sonnabend, den IS. Mai, und in der Woche nach Pfingsten gastiert daS Jüdische Ope- rrtten-Ensemble au» Brrlt». Wunder der Nuchenbackerel Die Hochzeit im englischen Königshaus hat natürlich ein Heer von Künstlern aus dem Gebiet der Back- und Kochkunst in fieberhafte Tätigkeit versetzt. Aber welche Wunder ihre Meisterhände auch hervorgezaubert haben, so sind diese doch nur die Endglieder einer vteliahrigen stolzen Tradition, deren sich England, wie eine Londoner Zeitschrift voll Stolz hervorhebt, rühmen kann. Der größte Kuchen, der je gebacken worden ist, wurde der Königin Viktoria zu ihrem Regierungs jubiläum dargeoracht. Er war, abgesehen von der Größe, eine genaue Nachbildung jenes Kuchens, der einst an ihrem Hochzeitsmorgen auf dem Frühstücks- tisch geprangt hat. Ter Jubiläumskuchen wog fast 2 Zentner und hatte eine Höhe von 15 Fuß. Ob gleich seither schon viele Jahre ins Land gegangen sind, ist dies Wunder der Bäckerkunft doch nicht wieder erreicht worden. Seine Kosten dürften allerdings auch kaum ihresgleichen ge funden haben, denn sie beliefen sich auf 500 Pfd. Blumen und seidene Fahnen waren sein Schmuck, Mehr auf das Sensationelle scheinen die Kuchen wunder der französischen Backkunst hinzuarbeiten. So wurde eine Hochzeitsgesellschaft durch den plötzlich aus dem Innern eine» Kuchen» hervor tauchenden prachtvollen Pfau überrascht, der auf der Tafel sein prächtigstes Rad schlug, während au» einem anderen Hochzeitskuchen Weiße Tauben, ein Sinnbild de» Frieden» der Ehe, hervorkamen, die aber leider sogleich durch da» geöff nete Fenster entflohen. In Amerika erregte ein Kuchenwunder bet der Hochzeit eine» Mitgliedes der Familie Morgan einst ganz be sondere» Aufsehen; e» hatte die Form eines bandgeschmückten, riesigen Zuckereies Mitten während de» Mahles brach e» plötzlich au», einander, und die schlanke, reizvolle Gestalt einer schönen Tänzerin, einer Freundin ver Brau^ kam -um Vorschein. R Bon 2 eben I machet schließ land < tersbu Lande: der N kurzen es kon bieten werdet konnte können von rr richtig die beo glück b Nic! auch ar keine 2 die Uel fische 6 jeder ? ändern einstirn w'stisch: cntgege schwieri hohem persische fortgese Auch d tnß n« stems, f wirtscha Mar eine f Händen ich nicht so verbi Moskau Linde si Deutsch! in gutet den Lin tersburc die and« daß die ermöglic ligen, d: Auf den bequeme Herstellu genehm. 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