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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-16
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Generalversammlung der Deutschen Demokratischen Partei Lelpzi-» 14. Mai. Am Montagabend fand die dteviithrige General versammlung der D. D. P. im Kaufmännischen Der- einshau» statt, die Fabrikbesitzer Weise rt mit einem kurzen Hinweis auf den Ernst der Stunde eröffnete. Generalsekretär Ehr ich erstattete' den Geschäftsbericht. Er verwies auf tue allgemeine ge schäftliche Notlage, die auch auf die Partei lähmend emwirke, apellierte an die Opferwilligkeit der Mit glieder und warnte vor politischer Gleichgültigkeit und Müdigkeit. Die Mitgliederzahl isi die gleiche geblieben. — Schatzmeister Bankier Meyer erftat- tcte den Kassenbericht; sein Antrag auf Erhöhung des Beitrags für das letzte halbe Iayr um 30<X) -il wurde genehmigt. Zum ersten Vorsitzenden wurde an Stelle de» Geh. Justiziars Dr. Zunck, der wegen Ueberlastung mit Berufsgeschäften gebeten hatte von seiner Wiederwahl abzusehen, Studleurat Dr. Job. Richter gewählt; Geheimrat Zunck übernahm die Stelle des zweiten Vorsitzenden, im übvcgen wurde der Vorstand in der bisherigen Form wicdergewählt. Nach Erledigung des geschäftliche» Teiles ergriff der neue Vorsitzende, Dr. Richter, das Wort zu seinem Vortrag über »Die Frankfurter Nationalversammlung und unsere Gegenwart*. Der Redner schilderte in histo rischem Ueberblick den Verlauf der Ereignisse der Jahre 1848 bis 1860, und rechtfertigte das „Profes- sorcnparlament* der Paulskirche gegen den Vorwurf der Weltfremdheit. Dre Märtyrer der Zeit nach 1813 hatten ein Recht dazu, der Beratung der Grund rechte eine so lange Zeit zu widmen. Wenn auch Partikularismus und Byzantinismus die Männer von 1848 um den Erfolg betrogen, so war doch die geleistete Arbeit nicht umsonst. Das Schicksal der Paulskirche war nur das notwendige Ende eines Parlamentes ohne Macht. Würde das mach der Re volution von 1918 wiederaufgenommene Werk von 1848, dem selbst ein Bismarck in all seinem poli- tischen Handeln Rechnung tragen mußte, heute noch einmal zusammcnbrechen, so wäre das gleichbedeu tend mit dem Ende der demokratiscyen Freiheit und der deutschen Zukunft. Zur Vermeidung einer der artigen Katastrophe aber sei nötig, nicht nur Repu blikaner des Verstandes, sondern auch des Herzens zu sein. Nicht formale Demokratie und Parteitakttk, sondern eine volkstümliche Politik für die Armen und Enterbten, nicht ein Götzendienst des Sachwertes, sondern eine Pflege und Stütze der nationalen Arbeits kraft sei das Erfordernis der Stunde. Unsere Zeit sei eine Wcrdezeit und darum eine heilige Zeit, die in eine glücklichere Zukunft des Männerstolzes und des freien Dürgerbewußtscins hinüberführen müsse. lohnte die interessanten Ausfüh rungen des Redners. Kleine politische Nachrichten Zur Feier der 7Sjährigen Wiederkehr der Er öffnung der ersten deutschen National versammlung am 18. Mai ist eine Gedenk- schrist hcrausgekommen, die in Wort und Bild von dem erzählt, was das Jahr 1848 für das deutsche politische und geistige Leben bedeutete. Sie ist zum Preise von 750 Mark vom Verlage der Frankfurter Societiits-Druckerei, Frankfurt a. M., zu beziehen. * Nach einer Meldung des Telegraaf befindet sich der frühere deutsche Reichskanzler Dr. Wirth zur zeit in Amsterdam, wo er wichtige Besprechungen mit dem Präsidenten der niederländischen Handels- gcscllschatt van Aalst begonnen hat. Herr van Aalst hat beim Zustandekommen des holländischen Kredites für Deutschland im vorigen Jahre mitgewirkt. * Die russische Delegation ist von Lau sanne nach Berlin abgereist. Die Leiche W o - rowskis wird mit dem gleichen Zuge nach Berlin übergcführt. Der bei dem Attentat verwundete Ahrens wurde auf einer Krankenbahre in den Wagen getragen. Frau Worowski trat heute die Rückreise nach Rom an. Oer Zyklus neuer Dramatik in Jena Uraufführungen von Strindberg, Sternheim und Toller. Jena, Anfang Mai. Zn Jena wird ein »Zyklus neuer Dramatik' ver- anstaltet, der von Strindberg über Wedekind zu Sternheim und Georg Kaiser führt und der auch eine Reihe in t-restanter Uraufführungen bringt: August Strindberg »Der Hollän der', Ernst Toller »Die Rache des ver höhnten Liebhaber«', Eugen Kurt Fischer »Irene', Else Otten-Riemsdijk „Requiem', Hans Iosä Reh fisch »Deukalion', Leonhardt Adelt „Fürst Aubow'. Den Höhepunkt dieses Zyklus bildete der Abend, der die Uraufführung des zweiaktigen Fragments „Der Holländer' von August Strindberg, einen ein einziges Mal vor geladenem Publikum gespielten Dreiakter von Karl Sternheim „Der Herr von Seingalt' und ein zweiaktige» Sckerzspiel von Ernst Toller „Die Rache de« verhöhnten Lieb habers' brachte. Wie groß das Interesse für den „Holländer', das letzte Werk Strindberg«, an dem der Dichter bis kurz vor seinem Tode gearbeitet hat, ist, beweist am besten die Tatsache, daß selbst schwedische Zeitungen eigene Kritiker nach Jena gesandt haben. Die Arbeit ist ein typischer Strindberg; maßlos im Haß, maßlos in der Liebe, kindlich-naiv in der Ge staltung von Einzelheiten. Der Holländer ist ein Künstler, der nach Hause zurückkebrt und seiner Mut ter die Geschichte seines verpfuschten Lebens erzählt. Sechsmal war er verheiratet, sechsmal hat er die bitterste Enttäuschung erfahren. Verlogen waren dit Frauen, unwahrhaftig, sie stahlen dem Mann die Freiheit, sie machten ihn zum Banausen, sie nahmen ihm seine Kunst, sein Gleichmaß, seine Gerechtigkeit, seine Ehrlichkeit. Er schildert alle sechse, sie erschienen als Engel, al» er sie liebte; sie waren Teufel, als er sie in der Ehe kennen lernte: Er fluchte dem Frauen- geschlecht. Ein referierender, theoretischer erster Akt, der den Frauenhaß de» schwedischen Dichters noch krasser dartut al» die bi»her bekannten Stücke Strindberg». Der zweite in die Praxi» übersetzte Akt Der Künstler hält sich von den Frauen fern, bi» «» einem kleinem Mädchen durch Demut und Tränen gelingt, von dem Künstler empfangen und bemit leidet zu werden. Vom Mitleid zur Liebe ist nur «in Schritt; all« Vorsätze, alle Erfahrungen »erde» was Kostet eine pfingstreise? Tie Frage .Wie teuer wird ein« Psingft- reilet" dürfte jetzt verfchcedenttia, erwogen werden. Wir baden uns zur Beantwortung an ein« im Reisen und Wandern crsa-rene Pcrsön- lichteit gewandt, die im solgrnden ihre Rat schläge und Beobachtungen mitteilt. Tic Preise im einzelnen anzugebcn, ist natürlich nicht mög lich, es kann sich immer nur darum handeln, gewisse Richtlinien zu geben. Um svarsam zu reisen, wird man diesmal gut tun, erst am Pfingstsonntag ganz beizeiten das Heim zu verlassen und schon am Pfingstmontag abend zurück- zukehren, weil man auf diese Weise nur eine Neber- nachtunq zu bezahlen hat, die heute zwischen 3000 und 12 000 Mark kostet. Weniger die Gegend als viel- mehr die Leistung der Nnterkunftsstättc ist für die Preisbildung maßgebend. Wer am Pfingstsonntag abend mehr Annehmlichkeiten genießen will als nur ein reinliches Bett zum Uebernackten, der muß euch einen höheren Preis bezahlen. Zn kleinen Städten und Dörfern berechnet man daher geringeres Schlaf geld als in den Hotels der größeren Städte. Da gegen leisten giftgeleitete Fremdenhöfe und Gaststätten in größeren Städten auch noch unter den heutigen Verhältnissen vielfach Erstaunliches an billigem Mittagessen, wahrend man in kleinen Orten leider häufig" dis Beobachtung machen muß, daß die Wirte oft für geringfügige Sachen recht hohe Preise nehmen. Der Kaffee wird in kleinen Gasthöfen meist so mangel haft geliefert, daß sein Genuß nicht mehr empfohlen werden kann. Dagegen wird das Bier meist wieder ausgezeichnet gepflegt und ist vielfach auch recht preiswert. Verwöhnten Re'senden, die trotzdem sparen wollen, mag empfohlen sein, Brot, Butter und Zucker selbst mitzunehmcn, denn für diese werden draußen hohe Preise genommen, wenn überhaupt diese Nahrungs mittel genügend zu haben sind. Für Mittagessen muß man 3000 bis 6000 Mark anlegen, für Abendbrot nicht viel w-niaer, wenn man nicht ganz oder wenigstens teilweise Selbstversorger ist. Nimmt man hartgekochte Eier von zu Hause mit, so lohnt sich das deshalb meist außerordentlich, weil Eier vielfach recht teuer berechnet werden. Wer nach den eben gemachten Vorschlägen lebt, mag an den beiden Pfingsttagen ohne die Ausgaben für die Fahrt 20 000 bis 35 000 Mark verbrauchen und kann dabei angenehme Tage verleben, denn er kann damit seine Schritte vach dem Pogtlande, dem Erzgebirge, dem Harz, nach Thüringen usw. lenken. Zur Berechnung der Eisenbahnfahrt sei noch folgendes angegeben: Die Entfernungen betragen von Leipzig aus nach: Oberhof 170 Kilometer, Gotha 145, Eise nach 174, Rudolstadt 130, Greiz 109, Plauen i. D. 122, Bad Elster 158, Johanngeorgenstadt 146, Oberwiesen thal 163, Dresden 118, Kipsdorf 155, Zittau 223, Kottbu» (Spreewald) 150, Harzburq 173, Goslar 178, Nordhausen 135 Kilometer. Multipliziert man die eben aufgeführten Zahlen mit 16 für die 4. Klaffe, mit 21 für die 3. Klaffe und mit 48 für die 2. Klaffe, so weiß man auch, was etwa die Bahnfahrt kosten wird. Diese kleine Rechenübung ist eine gute Dor- bereitnng für iede Reise in unseren Tagen, denn man muß heute rechnen können, wenn man sich die Welt nnsehen will. * Die Reichsbavknoten z« 50 000 -4t machen be- reits die Hanvtmafle des deutsche» Papiergeldreich tum» aus. Zhr „Wert' beträgt bereits '1661 Mil liarden. An zweiter Stelle stehen die Fünftausender mit 1323 Milliarden und an dritter die Tausender mit 1098 Milliarden. Alle übrigen Papiergeldsorten Das Ende des Kellnerfracks? Der Genfer Per- band der Hotel- und Restaurantangestellten hatte jüngst ein Preisausschreiben für einen Frackersatz erlassen, und in dieser Konkurrenz trug das soge nannte „Wenzeljackett' — so genannt nach seinem Erfinder — den Sieg davon. Es handelt sich um ein einreihiges schwarzes oder dunkelblaues Jackett, das vorn geschloffen ist, wie ein Straßenanzug. Die Kellner erblicken in dieser Kleidung einen großen Vorteil, denn sie ermöglicht ihrem Träger die Verwendung weicher Wäsche, statt der teuren An den Läden vorbei . . . Es gibt die merkwürdigsten Wege zur Verände rung oder Festigung de» Charakter». Dazu gehört eine kleine Wirtschaftsreise durch die Prcistabellc de» täglichen Bedarfes. Die Wirkungen sind vor allen Dingen psychischer Natur: der Junggeselle schwört, bis an sein Lebens ende ledig zu bleiben. Und der bereits Gefesselte verflucht das Schicksal, das ihn nicht in Australien sein Leben leben ließ. Denn ist die Gattin hübsch, braucht sie unerhört viel; ist sie weniger hübsch, braucht sie beinahe noch mehr; jedenfalls gibt es weniges, das teurer wäre, als die Haltung einer Frau. Den Verheirateten interessieren sämtliche Damen- deine, ausgenommen die seiner Gattin. Denn die Reize der anderen kosten ihn nichts, — aber die ihm angetrauten Schönheiten . . .: die seidige Bedeckung der schlanken Feste!, 10 000 -4t;, Schleierstrümpfe 4700 -1t; dies empfiehlt er den Fremden, den noch- nicht-Bekannten; der eigenen Frau predigt er Zurück haltung, Tugend und Daumwollstrumpf zu 2000 bi» 3000 -4t. Menschenkenner behaupten, der Charakter sei aus der Gangart zu lesen. Und da es für ein weibltcycs Wesen keine stärkere Sehnsucht gibt, als einen glften Charakter zu haben, wird auf das Schuhwerk größtes Gewicht gelegt. 59 000 -K kostet ein mittelmäßiger Charakter, der keiner besonderen Aufmerksamkeit wert ist. Der Preis für bessere Qualitäten beträgt 75 000 und 89 000 -4t. Alles Höhere trägt man auf Händen, — solange man dazu nicht gesetzlich ver pflichtet ist. Sehr teuer ist die Bedeckung, die gleichzeitig ent hüllen soll. Die Sehnsucht ist in Geld nicht auszu drücken, wohl aber ihre Erweckung. Kleid und Bluse: sehr selbstbewußten oder bescheidenen Damen-i genügt im Sommer ein Betrag von 25 000 brs j 60 000 -1t; dieses sommerliche Gewand ist waschbar. Die weiße äußerliche Unschuld nimmt 150 000 bis 200 000 -1t in Anspruch. Für „ländlich-sittlich- Dirndl' brauchen nur 11000 bi» 34 000 -4t angelegt zu werden. Jackenkleid: 75 000 -ss, Kostümröcke 21 000 bi» 32 000 -1t. Da» ganz elegante Gesellschafts kleid hat sein eigene» Merkmal: Man freut sich dran, man fragt nicht nach dem Preis; irgendjemand wird schon über ihn weinen. Dir Bekleidung der oberen Partien erfordert denselben Kapitalaufwand: Wasch blusen 18 000 -1t, andere dünne Stoffe: 28 000 bi» 65 000 -4t. Nun zum Kovf. Zurrst der Mund: Zahnpasta: 3000 -4t, Mundwasser: ungefähr ebensoviel. Puder, Augenbrauenstift, Verstärkung des feurigen Blicks spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Budget. Für einen Damenhut bedeckt man das Haupt von zwei Vertretern de« männlichen Geschlechtes. Die Frau: 35 000 bis 80 000 -4t, der Herr: 18 000 bis 35 000 -4t. Hysterische Anfälle werden vermieden, wenn man die Auslage des Porzellangeschäftes betrachtet. Ein zum Teller geäußerter Wutanfall kostet 1100 -4t, eine zerschmetterte Kaffeetasse 700 -<t, eine Kaffekanne 7000 -4t. Wird man älte-, wird man nichr nur kölier, son dern auch teurer. Das fängt schon unten an. Tragen einen noch die Füße von Nr. 27 bis 30, ist der Prei» für ihre Bedeckung 29 000 -4t, bei Nr. 31 bis 38 schon 36 000 -4t, später kostet dasselbe aber 50 000 -4t bi» 90 0000 -4t und noch höher. Das Leinenkleid de» Kindes erfordert 27 000 -4t; wir brauchen aber dazu schon 70 000 bis 400000 -4t. Dtie männliche Brust bedeckt «in Hemd für rund 25 000 -4t. Die seidene Krawatte beansprucht 15 000 -4t. Eportkragen schwanken zwischen 950 -4t und 2600 -4t. Der Regenmantel repräsentiert einen Wert von 105 000 -4t, Sportwesten 5300 -4t. Springt ein Knopf, kostet er rund 100 -4t, die Spule Zwirn 5300 -4t. Fegt ein scharfer Windstoß über die Straße und läßt ein entzückendes Damen strumpfband sehen, freut man sich. Käme es als Zeichen der Liebe, wäre dies ein Geschenk von rund 3000 -4t; denn das zu 1000 -4t schickt man doch nicht . .. Sett-r. Oberhemden. Der genannte Verband hat Lcn Hotelbesitzern die neue Kleidung vorgeführt und offenbar so großen Beifall geerntet, daß man be schlossen hat, das „Wenzeljackett' in Deutschland ab 1. Oktober endgültig cinzuführen. Regen und Schnee im Film. Die Stimmungs reize des Wetters, Schnee, Regen, Nebel, Wolkenzug, Gewitter, spielen im Film wohl eine wichtige Rolle, lasten sich aber in ihrer natürlichen Erscheinung kaum photographieren. Regisseur untz Operateur müssen daher fast immer die Natur korrigieren. Schwacher Regen ist meist selbst durch die Fensterscheibe kaum mehr wahrzunehmen, soll er gar erst auf der photographischen Platte wirken, muß er dramatisch unterstrichen werden. Darum regnet es auch im Film immer gleich so ganz toll, daß alle Darsteller wie gebadet über das Bild jagen. Sehr häufig sieht man den künstlichen Regen, einen Trick, den besonders Rudolf Dworfky, der langjährige technische Leiter der Reinhardtbühne, zu hoher illusionsfördernder Wirkung brachte. Schnee kommt im Film gewöhnlich sehr gut heraus, auch die besondere Schneelichtstimmung. In einem amerika- nischen Film wurde, wie der Weltfilm mitteilt, ein gewaltiges Gebläse zur Vortäuschung eines Schneesturms angcwendet, doch nicht mit sonder- lichem Erfolg, weil sich das unter der Wirkung de« Gebläses stehende verhältnismäßig kleine Gebiet dec Schneelandschaft allzu deutlich abhebt. Auch künst- licher Schnee wird bei Atelieraufnahmen gerne be- nützt, der aus lustig treibenden Papier schnitzeln besteht und «ine zwar billige, aber rn-rt üble — beim Theater längst erprobte — Wirkung erzielt. Schwerer Straßenbahnnnfal. Au» Leeds wird gemeldet, daß ein Straßenbahnwagen mit Arbeirern bet der Fahrt bergab zwischen Morley und Leeds ver unglückt ist. 6 Personen wurden getötet, über 30 verletzt. Schwere Explosion in Dronthet«. Durch eine Explosion wurden inDrontheim Teile der Mauer um die Festung Kristiansten in etwa 15 Meter Länge in die Luft gesprengt. An der Unglücksstelle werden dem Militär gehörige Sprengstoffe und Munition aufbewahrt. Gewaltige Steinblöcke wurden Hunderte von Metern weggcschleudert. Durch den Luftdruck wurden in der Stadt größere Ladenscheiben ein gedrückt. Besondere gelitten hat eine Kolonie von städtischen Holzhäusern. Hier wurden an vielen Stellen die Dächer von den emporgeschleuderten Steinen zertrümmert und Wände aufgeriffen. Einer 30 jährigen, im Bett liegenden Frau wurde burch einen Stein, der die Wand de» Hauses durchbohrte, der Kopf zerschmettert. Einige andere Personen er litten Quetschungen. vergessen, und der Künstler umarmt die Siebente, ihr das Himmelreich auf Erden versprechend. Sie aber, die anfangs demutsvoll, als Magd auf den Knien lag, beginnt Bedingungen zu stellen. Vorhang. Das Stück blieb ein Fragment. Aber der Schluß des zweiten Aktes genügt; wir wissen, daß das Mar- tyrium von neuem beginnt. Im strikten Gegensatz zu dieser Tragödie steht das Casanova-Stück von Karl Sternheim „Der Herr von Seingalt'. Eine liebenswürdige, elegante Plau- derei, in der die Frage „Treue oder Untreue' als durchaus belanglos hingestellt wird, und die in geist reichen Dialogen zeigt, wie spielend dieses „Prob lem' zu lösen ist, wenn es nicht als tragischer Stofs aufgefaßt wird. Die Treue, bezw. die Untreue sind auch die trei benden Faktoren des dritten Stückes „Die Rache des verhöhnten Liebhabers', eines „kleinen Puppen spiels in zwei Akten' von Ernst Toller. Das Lust- spiel zeigt den Dichter von einer Seite, die wir on ihm noch nicht kennen. Eine Komödie, etwa im Stile Holbergs; kurze, abgehackte, drastische Szenen, die unentwegt auf das Ziel losgehen. Der dicke Rats herr, der gerne große Reden schwingt, vernachlässigt leine schöne, junge Frau, und man sagt, daß sie in der einjährigen Ehe jungfräulich geblieben ist. Ein feuriger Liebhaber dringt gewaltsam in das Haus des Ratsherrn und will die Frau erobern. Der Rats herr komm^ unerwartet zurück, der Liebhaber wird hinter dem Vorhang versteckt. Die Frau rächt sich für seine „Zudringlichkeit' dadurch, daß sie ihren Mann auffordert, seine neuerstandene Klinge zu prü- fen und so zuzustotzen, als stände ihr Liebhaber hin- ter dem Vorhang. Mit Mühe entgeht der Liebhaber dem Tode. <rr rächt sich nach einiger Zeit dadurch an der Schönen, daß er sie überfällt, in sein Bett trägt,- entkleidet und die schöne Figur — Gesicht zugedeckt — seinen Freunden und Gästen, darunter auch dem Ehe mann, vorführt. Zum Schluß heiße Umarmungen des Liebhaber» und der jungen Frau, die einsieht, daß ihre »Treue' fehl am Platze war. Nicht vnl ander» al» ein Derneuil-Stück, aber zarter und reiz voller, auch technisch geschickter angepackt. Das heikle Thema mit Temperament, aber doch unter Vermei- düng alle« Unschönen durchgeführt. Letzten Ende» «ine Harmlosigkeit, die an dem Dichter der „Wand lung' einigermaßen überrascht. Dr. Ioh. Lerman (Berlin) und Paul Lewitt (Leip zig), die den Zyklus leiten, haben ein Ensemble von ersten deutschen Schauspielern (Kräften aus Berlin, Miinchmr, Leipzig, Dresden, Nürnberg, Mainz, Darm- stadt) zusammengestcllt. Trotz vieler technischer Schwierigkeiten gelingen die Vorstellungen ausge zeichnet. Dr. Wolfgang Hoffmann-Harnisch aus Mainz, der die Regie führt, achtet auf Stil und ver innerlichtes Spiel. Das Jenaer Publikum weiß die Darbietungen zu würdigen. Obwohl das Haus an nähernd 2000 Personen faßt, ist es — für eine kleine Stadt allerhand — allabendlich ausverrauft, und der starke Beifall beweist, wie dankbar man für diesen Zyklus ist Vksrlln Die PortragSreise des Professor» Driesch. Anschließend an seine BortragSretse in China, die im Monat Juni ihren Abschluß finden wird, wurde Professor Dr. Hans Driesch eingeladen, in Japan 7 Vorträge zu halten, wahrscheinlich an der sogen. Sommeruniversität. Aufgefordert zu diesem Ruf wurde Driesch durch den japanischen Unterrichtsminister, Baron Goto, im Namen der japanischen Regierung. — Ferner wurde Professor Driesch weiterhin eingeladen, auf der Rückreise über Amerika an der Universität Berkeley (Kali fornien) 2 Vorträge zu halten. Weitere Einla dungen sind in Amerika zu erwarten. Pro fessor Driesch dürfte Ende Oktober in Leipzig ein treffen, so daß er im Wintersemester seine Vor lesungen an der Universität wieder aufnehmen wird. — Von der Leipziger Hochschule. Wie wir hören, hat Prof. Dr. Fritz Rörig inLeipzig den Ruf auf den Lehrstuhl der mittleren und neueren Ge schichte an der Universität Kiel als Nachfolger des Geh. Rats L. Rodenberg angenommen. Au» königl. bayrischen Schulbücher«. Ein Nürn berger Gymnasialschüler ergänzt unsere Notiz im Leipziger Tageblatt vom 8. Mai mit folgender Blü tenlese: „Zm Geschichtslehrbuch für die Prima der bayerischen Mittelschulen von Dr. H. Stich (neueste Auflage 1920) in Bamberg, findet sich auf Seite 290 folgender Absatz: ,Am 11. Februsr (ISIS) wurde zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt: Friedrich Ebert, ein 1871 in Heidelberg geborener früherer Sattler, so recht der Vertreter der durch den Umstürz plötzlich in die Höhe gehobenen Volksmänner.' Ich bitte diesen Satz in Ihrem Blatte zu würdigen.' Was hiermit durch Sperrung der .versteckten Perfidie geschehen ist. Kongreß der Ohrenärzte. In der kommenden Woche findet in Bad Kissinger, ein Kongreß der Acrzte für Ohrenkrankheiten statt, auf dem der Leipziger Ohrenspezialist Prof. Dr. K «iL einen bedeutsamen Vortrag über Ohrenheilkunde halten wird. Die «bfiudungSsumme für Intendant Lert. Intendant Lert von der Frankfurter Oper, der mit Ablauf dieser Spielzeit sein Amt niederlegt, erhält als Abfindungssumme 7500 Schweizer Franken (ungefähr 56 Mill. Mark). Die Summe wurde von privater Seite aufgebracht. Sie be lastet weder die Stadt noch die Bühnen-A -G. Uraufführungen in Dresden. Das Neustädter Schauspielhaus in Dresden wird Anfang Juni Franz Werfels neues Drama „Schweiger' herausbringen, während das Staatliche Schauspiel haus zu Beginn der nächsten Spielzeit „Sirill am Wrack' von Max Mohr, dem Verfasser der „Improvisationen im Juni' uraufführen wird. Spenden für Kätchen Schönkopf» Grab. Der Verein für die Geschichte Leipzigs plant, das Grab Kätchen Schönkopfs, das von vielen Einheimischen und Fremden aufgesucht wird, durch Hügel und Schrifttafel kenntlich zu machen. Er hofft, daß für diesen Zweck zahlreiche Spenden eingehen, die auf Postscheck-Konto 52 453 unter Angabe der besonderen Bestimmung eingezahlt werden können. Scheidung mit Bewährungsfrist. Frau Mayne Thorne-Watling, die dank ihrer Schönheit und ihres Reichtums in der Chicagoer Gesellschaft eine ton angebende Stellung einnimmt, würde die glücklichste Frau sein, wenn sie nicht an einen Mann gefesselt wäre, der nach ihrer Ansicht «in unerträglicher Charakter ist, weil er der veralteten Anschauung huldigt, daß der Mann in seinem Hause etwa» zu sagen Hot. Die Dinge hatten sich denn auch so zu gespitzt, daß di« unverstandene Frau, nachdem sich alle Mittel, auf den Gatten bessernd einzuwirken, als fruchtlos erwiesen hatten, bei Gericht die Scheidung», klage einreichte, mit dem Ausatzantrag, daß sie sich bereit erkläre, den Mann nach vier Monaten der Trennung wieder in Gnaden aufzunehmen, voraus gesetzt, daß er die viermonatige Bewährungsfrist dazu benutze, sich über die Pflichten eine» Gatten klar zu werden und sein Verhalten dementsprechend zu regeln. Der Richter, dem al» galanten Amerikaner der Wunsch einer schönen Frau al» oberste» Gesetz galt, gab auch dem merkwürdigen Antrag statt und sprach da» befristete Scheidungsurteil au». Der Gatte oab sich ebenfalls zufrieden und unterzog sich willig der Strafe mit den Dorten: „Das tut man nicht, um den Verzicht auf eine so schöne und geistvolle Frau zu vermeide«!'
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