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Da» 8-wita-r Ta«-Hlatt «utbiUt amtlich« ««ranutmachu»««« d«S Rat«» d«r «ta»t Loiasia. »«» VoltseiaEdiams «atsgia. tz«S «mtSa-richt» S-ipzi«, sowi« vorschtedeaer a»d«r«r vebitrd«« Ur. 109 einrslnummsr rso KHsrK vouaerslLg, Len 10. Mal 1923 ^srn-^u»s«bs 117.)nbrg. Französische Justtz 1.. s. Leipzig, 9. Mai. Unter den Augen der ganzen Welt trat ein Kriegsgericht zusammen. Die gesamte Kulturmenschheit folgte seinen Verhandlungen, erwartete seinen Entscheid mit gespanntester Auf. mertsamkeit. Nicht als ob der Fall selber, der den Gegenstand des Prozesses bildete, noch irgendwelche Enthüllungen versprochen hätte. Er war vollkommen geklärt. Jedermann wußte, daß der Angeklagte unschuldig war des Verbre chens, für das er vier furchtbare ?>ahre lang eine nur noch bei Franzosen und Wilden gebräuch liche Strafe erduldet hatte. Auch die Richter wußten es. Und eben deshalb in aller Welt die Spannung, ob sie es wagen würden, gegen die unerläßlichste Regel alles gesitteten Men. schentums, eine ehrliche Rechtsprechung, offen zu verstoßen, wider besseres Wissen einen Un schuldigen zu verurteilen. Sie wagten es. Oder richtiger: sie wagten nicht,- der ihnen von Wort, führern einflußreicher Sippen hingeworsenen Weisung, daß der Angeklagte zu verurteilen sei, den Gehorsam zu verweigern. Sie hatten nicht den Mut, sich der traurigen Dienstbarkeit zu versagen, durch die sie Uniform zur Livree her abwürdigten. Sie hatten freilich auch nicht ganz den Mut ihrer Verworfenheit. Ihr Urteils- spruch,. der das schändlichste aller Verbrechen zu sühnen vorgab, stammelte etwas von mildernden Umständen. . . Dies begab sich vor 24 Jahren, der Ange- klagte war der Hauptmann Alfred Dreyfus, das Tribunal war ein französisches Kriegs. oeriH, das in der Stadt Rennes tagte. Wir haben heute genau den gleichen Vorgang zu ver zeichnen. Wieder sieht mau ein französisches Kriegsgericht tagen. Wieder sieht man es wider besseres Wissen Urteile fällen, die ihm im vor- aus vorgeschrieben waren. Wieder sieht man es die Uniform zur Livree erniedrigen, die diesmal wohl die Farben des Hauses Schneider-Treuzot aufweist, dem an einem vernichtenden Schlag mmen das größte Unternehmen de; Ruhrgebiets, gegen einen der stärksten Konkurrenten in der Metallbranche viel gelegen ist. Unter diesen Umständen ist es klar, daß mit den „Richtern" von Werden persönlich, m-r französischen Militärrichtern überhaupt so wenig zu rechten ist wie mit einem anderen Bedienten, der die Befehle seines Herrn ausführt. Das ist nun einmal, wie man von Rennes her weiß, die vom Reichspräsidenten mit Recht der allgemeinen „Entrüstung und Verachtung" überantwortete Art, .wie französische Offiziere das richterliche Amt zu handhaben pflegen. Je mehr man aber davon überzeugt ist, daß die Livree-Richter von Werden in Wahrheit kein Urteil gefällt, sondern nur einen Befehl ausgeführt haben, desto höher wird man die politische Bedeutung des Ereignisses einschätzen. Der Fall Krupp und Genossen ist ja nicht der erste, wo wissentlich falsche. dem Maße ::ach lmrbüri'ch.' U-t.Ue geoen die Opfer des französischen Militarismus im Ruhrgebiet gefällt wurden. Doch zeitlich in unmitürlbarer Nähe der von Curzon angeregten, von Deutschland eingeleiteten Schritte zeigt ge- rade die in Werden aufgeführte Iustiztorr.ödie den Geist, den Frankreich an die Be- mühungen zur Wiederherstellung des Aleltfriedens heranbringt. Die Cliquen, iq deren höherer Dienerschaft der Ad- vokat und Politiker Poincarä Ansehen und Reich- tum erwarb und deren unteres Gesinde man in den „Richtern" von Werden erkennt, bleiben nach wie vor entschlossen, die Ziele ihrer Macht- und Profitgier auf dem Wege der Gewalt zu er reichen, den sie offenbar für den kürzesten halten. Ihn als den Weg erscheinen zu lassen, der zum Abgrund führt, ist heute die klare Aufgabe unse rer Diplomatie, der seit dem Krieg keine so gün- stige Gelegenheit gegeben war, durch eindeutigen und tatkräftigen Anschluß an die sichtlich er starkenden Tendenzen des Friedens und Wieder- - aufbaues eine neue Gruppierung, wenn auch noch lange nicht der Mächte, so doch der Sym - pathien herbeizuführen, von deren Gewicht wir uns im Krieg überzeugen konnten. Voraus- gesetzt, daß wir das Richtige treffen <und das sollte einer auf die europäischen Stimmungen aufmerksamen Diplomatie nicht schwer fallen), wird auch der Justizmord von Werden zu solcher Umgruppierung beitragen. Denn es kann einer von mancher Umsturzgefahr bedrohten Welt, wie es die heutige ist, nicht gleichgültig sein, wenn der französische Militarismus, nachdem er im Das Schand-Urteil Kundgebung im Reichstag Herzen Europas Arbeitnehmer gegen Arbeit geber, Bevölkerung gegen Regierung zu Hetzen versucht hat, nun auch das von der Erfahrung der Völker als „Grundlage der Staaten" er- kannte Rechtsprinzip in einer eklatanten Weise mit Füßen tritt. Nicht die Verurteilten von Werden, die sich einen ehrenvollem Namen in der deutschen Geschichte verdient haben, find heute gebrandmarkt; es ist Frankreich selber, das sich, wie einst zu Rennes, von militärischen Richtern an den Pranger gestellt sieht. * Das Urteil, das, am Dienstag abend gegen 6 Uhr verkündet, unmittelbar vor dem Druckbeginn unseres Blattes eintraf und deshalb in unserer Mittwoch-Ausgabe nur verkürzt wiedergegeben werden konnte, hat folgenden Inhalt: Es erhielten: Krupp von Bohlen und Halbach 18 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Bruhn 10 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Hartwig 16 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Oester le 18 Jahre Gefängnis, 100 Mil lionen Geldstrafe. Die Abwesenden: Direktor Schaefer 20 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Baur 20 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Schraepler 20 Jahre Gefängnis, 100 Millionen Geldstrafe; Direktor Cuntz 20 Jahre Gefängnis, 100 Mil lionen Geldstrafe. Betriebsführer Groß 10 Jahre Gefängnis, 50 Millionen Geldstrafe; Betriebsrats mitglied Müller 6 Monate Gefängnis. Don den 23 Schuldfragen sind 21 mit Ja beant wortet worden. Die Angeklagten sind sowohl eines „Komplotts" als auch der „Störung der öffentlichen Ordnung" für schuldig befunden worden. Die Ver urteilung erfolgte bei allen Angeklagten einstimmig, mit Ausnahme von Herrn Krupp von Bohlen und Direktor Bruhn, die mit drei gegen zwei Stimmen verurteilt wurden. Müller wurde von der Anklage des Komplott» mit drei gegen zwei Stimmen frei gesprochen und nur wegen Störung der öffentlichen Ordnung verurteilt. Ueber den Schluß der Verhandlung berichten wir an anderer Stelle. Vie verurteilten abtransportiert Essen, 9. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Bei starker Absperrung wurden die» Verurteilten von Werden mit zahlreicher Bedeckungsmannschaft in mehreren Autos gestern nach Düsseldorf gebracht, wo die Revisionsverhandlung stattfinden wird. Der Kommandant der 77. Division in Bredeney.hat eine Verordnung erlassen, in der jede Zusammenrottung vor den Wachtposten, Kommandoposten, Oberquar- tieren der Pesatzungstruppen usw. strengstens ver boten wird. Die Bürgermeister find durch die Trup- penkommandeure hiervon in Kenntnis zu setzen und gegen jede Unordnung verantwortlich zu machen. Die Erregung der Bevölkerung über das bar- dorische Urteil des Werdener Kriegsgerichtes halt an. Die Arbeiterschaft empfindet allgemein das Ur teil als gegen sich gerichtet. Lin Amerikaner äußert« sich unmittelbar nach dem Urteilsspruch dahin, daß seiner Ansicht nach das Urteil die Einigkeit des deutschen Volkes nur verstärken werde. Das neue Strafmaß Frankfurt, 9. Mai. (Eigener Draht, bericht.) Das Mainzer Kriegsgericht hat eine Reihe von Eisenbahnern zu Gefängnisstrafen bis zu 10 Jahren verurteilt und über einen Teil der Verurteilten noch eine Geldstrafe von je 100 000 Mark verhängt. Die Ungeheuerlichkeiten dieses Urteils, das mit dem Werdener Urteil zusammen- fällt, werden dadurch in ein besonderes Licht gerückt, das den jetzt Verurteilten während ihrer sechswöchigen Haft keinerlei Möglichkeit gegeben war, sich mit einem deutschen Verteidiger zu be raten. Sie durften nur den Besuch von Ange- hörigen empfangen und auch mit ihnen nur in Gegenwart von französischen Wächtern, durch ein Gitter getrennt, sprechen. Das Urteil wurde in französischer Sprache verkündet und nur das Strafmaß ins Deutsche übersetzt. Neben diesen Unglücklichen saß auch der Ober baurat Dr. Winter von der Eisenbahndirektion Mainz über 6 Wochen im Gefängnis. Er ist nun entlassen worden, ohne daß ihm Gründe für die seinerzeitige Verhaftung und die jetzt erfolgte Entlassung mitgeteilt wurden. Seine Familie ist bereits seit Wochen ausgewiesen. Er selbst mußte sofort nach seiner Freilassung das besetzte Ge biet räumen. Berit«. 9. Mai. Die Dossisch« Zeitung stellt fest, daß seit Beginn der Ruhrbesetzung bisher fünfzig Todesopfer zu verzeichnen find, darunter be finden sich drei Kinder, zwei über Sy Jahre alte Männer, ein Mädchen von 19 Jahren und drei junge Leut«, di« aöch nicht volljährig war«. Drahtbericht unserer Berliner Schrtstleituag Berlin, V. Mai. Z« Beginn der heutigen Sitzung des Reichstags hielt Präsident Loebe an die zahlreich versammelten Abgeordneten folgende Ansprache: „Meine Damen und Herren! Sie haben bereits von den Schreckensurteilen in Wer- den und Mainz gehört. Landfremde mili tärische Richter haben den Versuch gemacht, den Mord an den Offener Arbeitern zu ver hüllen und haben unsere Landsleute zu Jahrzehnte langer Kerkerstrafe verurteilt. Sie geben sich wohl der kindischen Selbst täuschung hin, dass sie hinter dem Vorhang d». Schreckensjustiz das Blut von ihren Händen waschen können. Ich beneide diese Menschen um ihr richterliches Gewissen nicht. Freilich können wir mit ihnen nicht rechten. Sie haben ihr Urteil selbst zu verantworten. Aber ich beklage den Hatz, der damit aufs neue zwischen die bei de« Völker gesät wird und der immer tiefer wird, vielleicht gegen den Willen eines grotzen Teiles des französischen Volkes, aber sicher mit bewutzter Absicht der derzeitigen Machthaber Frankreichs. Und ich möchte im Namen des Reichstags den Betroffenen, jenen allen, die im Ker ker schmachte«, ihre Heimat verloren Haden und de« Hinterbliebenen der Ge fallenen sage«: Was ihr schuldlos leidet, leidet ihr für euer Volk, und der Tag wird kommen, da die Qualen, die ihr in den Zeiten der Erniedrigung auf euch genommen habt, auf den Blättern der Ge schichte hell und leuchtend zu eurem Ruhme erscheinen werden, während die Grausam keit eurer Peiniger verächtlich beiseite ge schlagen wird. sLebh. Beifall.) Wenn die Geschichte das Weltgericht ist, dann können wir mit Ruhe und Stolz den Urteilen dieses Gerichtes entgegensehen." Die Mitglieder des Hauses, die die Rede des Präsidenten stehend angehört hatten, brachen in lebhafte Kundgebungen aus. Schande für Frankreich! Drahlbericht unserer Berliner Sckirisileiiung Berlin, 9. Mai. Ueber die Empörung und Entrüstung, die in po litischen Kreisen über das Urteil des französischen Kriegsgerichts im Krupp-Prozeß Platz gegriffen hat, gibt eine Erklärung Auskunft, die der Reichstagsab geordnete Geheimrat Prof. Dr. Kahl, Mitglied der Deutschen Volkspartei, unserem Mitarbeiter gegen über abgegeben hat: Sie lautet Dieses Urteil läßt sich mit dem Maßstab des Rech tes gar nicht beurteilen. Eine sachliche Kritik kann darüber gar nicht geübt werden, nur eine Kritik der Verachtung. Es handelt sich nicht nur um eine Rechtsverletzung, sondern um eine, offenkundige Ver höhnung des Rechtes. Selbst, wenn man es oersu- chen wollte, sich in die Psyche der französischen Richter hinein zu versetzen, so wird man keinerlei Entschul- digunsgründe für diesen Urteilsspruch finden können. Ls ist durch das Beweismaterial absolut einwandfrei festgestellt worden, daß seitens der Verurteilten, ins besondere aber seitens des Herrn v. Krupp und seiner Direktoren keinerlei Versuch gemacht wurde, die Ord nung und Sicherheit zu stören oder gar eine Ver schwörung gegen die Franzosen zu veranstalten. Es war geradezu ergreifend, wie der gewiß nicht allzu deutschfreundliche Schweizer Rechtsanwalt im Laufe Plädoyers die französischen Richter anrief und an ihre Gerechtigkeit appellierte. Die Höhe der Straf ausmaße ist ein Wahnsinn und eine Remedur durch die menschliche Justiz wird voraussichtlich in nächster eZit nicht zu erwarten sein. Aber das Urteil ist und bleibt ein Schandfleck nicht nur auf der Ehre der französischen Richter, sondern auf der Ehre der ge samten französischen Machthaber. Denn aus der Be völkerung geht zweifellos hervor, daß es sich dabei um einen ausgesprochenen Racheakt handelte. Entrüstung im preußischen Landtag Draviberlcht unserer Berliner «chrlstleliung Berlin. 9. Mai. Im preußischen Landtag erhob sich Präsident Leinert zu Anfang der Sitzung und hielt folgend« Ansprache: „Das Urteil in Werden ist ein neuer Beweis für da» furchtbar« Unrecht, da« di« belgischen «nd fran zösischen Einbrecher verüben. Wir haben mit großcr Empörung von dem Urteil Kenntnis genommen, das kein Ruhmesblatt für Frankreich und Belgien ist. Wenn wir heute wieder feierlich Protest einlegen gegen diese Vergewaltigung, dann müssen wir auch erklären, daß das Maß der Leiden der Rhein- und Ruhrbevölkerung bis zur Unerträglichkeit gesteigert ist." (Lebhafte Zustimmung.) Im Laufe der Sitzung nimmt Präsident Leinert noch einmal das Wort, um auch auf das zweite Schandurteil des Mainzer Kriegs gerichts hinzuweisen. Nachdem er das Urteil mit seinen unerhörten Freiheitsstrafen gegen pflicht- treue Eisenbahnbeamte bekanntgemacht, fährt der Präsident fort: „Auch den in Mainz Verurteilten sprechen wir unsere Anerkennung für ihr Verhalten und unsere Teilnahme aus. Frankreich wird sich irren, wenn es meint, dadurch Angst und Schrecken in die Bevölkerung zu bringen und Deutsche in der Pflicht ihrem Lande gegenüber zu hindern. Ich stelle fest, daß diese Schamlosigkeit der Kriegsgerichte in Deutschland und vom preußischen Landtag mit der größten Empörung ausgenommen wird." Vie Meinung in England „Herausforderung des Weltgewisfens" EigenerDrahtberichtdes Leipziger Tageblat,c, Loads», 9. Mai. Die Daily News erklärt, daß die aus schweifendste Phantasie des überzeugtesten Franzosen freundes nicht das vollkommen ungerechte Essener Urteil hätte voraussehen können, und fordert, daß die englische Note davon absehen solle, an Deutschland die Forderung zu richten, den passiven Widerstand aufzugeben, bevor es zu Derho-dlungen komme. Es sei im Gegenteil Englands Recht, zu er klären, daß Deutschland leistungsunfähig sei, solange Frankreichs Hand an seiner Gurgel liege. — Die Daily Chronicle er klärt, daß das Urteil gegen die Kruppdirek toren einem die Sprache raubt. Es sei eine ungeheure Herausforderung nicht nur der Gefühle Deutschlands, sondern des Welt gewissens, die unschuldig Niedergemetzelten ver antwortlich zu machen. Unmittelbar nach dem Kriege sei dir Mehrheit des englischen Volkes der Ansicht gewesen, daß man jederzeit für Frankreich in der selben politischen Lage wiederum dieselben Opfer ge bracht hätte wie 1914. Jetzt sei diese Mehrheit zu einer verschwindenden Minderheit umgestaltet worden. Paris beklommen EigenerDraht bericht deSLeipzigerTageblaiieS Pari», 9. Mai. Das Urteil von Werden wird in französischen politischen Kreisen scharf kritisiert. Die Mel dungen darüber wurden gestern nachmittag zuerst von vielen angezweifelt, da es unglaublich erscheint, daß die Strafanträge des Anklagevertreters angenommen worden seien. Man hört hier äußern, daß Frank reich durch ein derartiges Vorgehen das Gegenteil von dem erreichen werde, was es anstrebe und auf das Verständnis der Welt dabei nicht rechnen könne. Keine gemeinsame englisch-italienische Antwort Eigener Drahtber ich« de« Leipziger Tageblattes Rom, 9. Mai. Es scheint, als ob England und Italien darauf verzichten, eine gemeinsame Antwort an Deutschland abzusenden. Der Grund ist wohl darin zu suchen, daß die italienische Antwort, indem sie auf Musso- lini» Londoner Zahlungsplan zurückkommt. Vor- schlüge erneuert, die auch an die Adresse Englau;s gerichtet sind und gar nicht ohne weiteres von Eng- land unterschrieben werden können. Die italie nische Antwort wird die deutschen Vor schläge als unannehmbar erklären, aber in einer Form, die eine weitere diploma tische Unterhaltung nicht ausschlicßt. Die Uebergabe der italienischen Note dürfte in Berlin durch den italienischen Botschafter kurz nach der Uebergabe der englischen Note erfolgen. Der Verzicht auf die gemeinsame Rote ist viel leicht auch darauf zurückzuführen, daß man befurch- ten mußte, eine gemeinsame Stellungnahme Eng land» und Italien» könnte in Pari» und Brüssel vor den Kopf stoßen, statt sie, wie man es wünscht, versöhnlich zu machen. In verantwortlichen Kreisen glaubt man, daß die franzöfisch-belgische Antwort jedenfalls nicht dazu beigetragen hat, die schweben- den Fragen «in« rasche» Lösung «tgqnaiujü-r-u