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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230505
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-05
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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k- 8v»1e 2 Rr. 1VS klagevertreter» zieht sich das Gericht zur Beratung über Viesen 'Antrag zurück. Rach viertelstündiger Beratung verkündet der Vorsitzende dem Gerichts- beschiuß, daß der Einspruch wegen der ll«zulä^l»u,^it zurückgewissen und der Antrag wegen Abtrennung der Anklage gegen die Werksangehörigen wegen Dieb» stahl» und Hehlerei abgelchnt wird. Hierauf wird in die Verlesung de» Protokoll» eingegangen, die über eine halbe Stunde dauert. In genau detaillierten Au»führungen werden die Dor- gänge am Ostersonnabend nach den Ermittlungen der Anklagebrhörde registriert und der Standpunkt der Anklagebehörde auseinandergesetzt. Dieser geht daraus hinaus, daß es sich um «ine provokatorische und lange vorbereitete Manifestation handelt. Der Alarm durch die Sirenen und das Ausströmen des Dampfes aus den Lokomotiven der Wcrkseisenbahncn werden als feindliche Handlung betrachtet. — Dann werden die Angeklagten Arupo von Pohlen und Halbach, die Direktoren und das Betriebsrat»- Mitglied Müller voraerufen. Es wird ihnen erklärt, daß sie wegen des Verstoße« gegen zwei Artikel der Verordnung des kommandierenden General» an- geklagt sind. « , . Als erster tritt ' ' Krupp von Bohlen und Halbach vor den Richtertisch. Der Präsident fragt ihn nach dem Derwaltungssystem der Kruppwerke. Besonder» wäre es wichtig, zu erfahren, wie die innere Organi sation ausgebaut ist, welche Stellung das Direktorium und besonders welche Stellung Krupp «innimmt. Herr Krupp von Pohlen und Halbach erklärte, di« Krupp schen Werke haben ein Direktorium von S Herren, das den Vorstand der Gesellschaft bildet. Die Ge schäfte werden vom Direktorium in seiner Gesamt heit geführt. Das Direktorium wird vom Aufsicht»- rat ernannt, der aus 8 Herren besteht und dessen Vorsitzender er ist. Die angeklagten drei Direktoren sind vom ihm im Namen des Aussichtsrates ernannt wordsn. Alle Direktoren haben die gleichen Rechte. In Arbeiterangclegcnheiten verhandelt einer der Direktoren mit dem Arbeitsausschuß, dem Arbeiter rat oder dem Angestelltenrat. Die Regelung der Arbeitszeit und der Arbeitsstunden geschieht durch Besprechungen mit dem Arbeiterrat. Der Aufsichts- rat hat nur in technischen Fragen mitzusprechen. Mit Pcrsonalfragen hat der Aufsichtsrat nicht« zu tun, nur das Recht, die letzten Bestimmungen bei Beamten, deren Gehalt eine bestimmte Höhe über- Keigt, behält sich der Aufsichtsrat vor. z. Ueber die Vorgänge am Ostersonnabend «erzählt Herr Krupp von Dohlen und Halbach, daß er jeden Vormittag zur Direktion der Kruppwerk« fihrt und auch die Werkstätten fast täglich besucht. Am Ostersonnabend hat ihm im Augenblick der Ab- stchrt von der Villa Hügel einer der Diener mit««- iMt, daß Unruhe in der Fabrik herrsche, weil die Auwmobilhalle von französischem Militär besetzt sei. Krupp trat kurz vor 9 Uhr im Verwaltung- gebäude «in und begab sich in sein Bureau. Di- rKtor Hertwich erklärte ihm, daß nach Vereinbarung «it dem Betriebsrat um S Uhr die Sirenen gezogen Verden sollten, weil die Autohalle besegl seu Der Arb«tterrat habe dies unbedingt ver- langt, weil in der Autohalle besonder» Last wagen sich befänden, die für den Dienst in der Fabrik, und für die Dienste der Arbeiter gebraucht würden. Aus eine Frage des Präsidenten erklärte Krupp, daß er später erfahren habe, daß die Fabrik in drei Teil« einqeteilt war und daß die Sirenen nur in dem Teile «tönen sollten, in dem die Besetzung stattfand. Dann erzählt Krupp, wie er gerade mit seinen Direktoren über finanzielle Fragen verhandelt habe, als die Kunde von dem blutigen Zwischenfall über bracht wurde. Er sei ans Fenster getreten und habe hl« Menge gesehen, die sich in voller Flucht befand. Auf Pesragen de« Vorsitzenden erklärt« Krupp weiter, daß er Personen au» der Menge mit irgend welchen Kricgswaffen oder Stöcken nicht gesehen habe. Die Präsident stellt nun an Krupp die Frage, ob er die Absicht gehabt habe, cinzugreifen, um einen Konflikt, der doch kommen mußte, zu verhindern. Krupp erwidert mit festem Nein. Niemals mbe er daran gedacht, daß cs zum Konflikt kommen könnte. Schon vor drei Wochen habe er dasselbe Schauspiel einer Massendemonstration erlebt, ohne daß ein Heutiger Zwischenfall sich ereignete. Die weiteren Fragen des Präsidenten bezogen isich auf frühere Beamte der Schupo die in den Nachtdienst der Kruppwerke einzetreten kein sollten, und auf die Organisation der Fabrik feuerwehr. Bezüglich der Schutzpolizcibeamten glaubt Krupp nicht, daß solche für den Nachtdienst in der FabrÜ ausgenommen wurden, doch kenne er di» persönlichen Akten nicht. Das Feuerwehrkorp» der Fabrik besteht aus 100 Mann. Für besondere Fälle ist angeordnet, daß die Mitglieder der Feuerwehr der Wachtpolizei Hilfe leisten. Der Staatsanwalt fragte nun, ob eine Hundertmannschaft der Schupo in der Fabrik entwaffnet worden sei. Krupp er klärte, daß während seiner Anwesenheit nichts der artige» geschehen sei. Etwas Aehnliches solle sich aber während seiner Abwesenheit von Essen ereignet haben. Damit ist die Vernehmung von Krupp von Bohlen und Halbach beendet und es tritt die Mittags pause ein. Vorläuft- Keine XohlenpreirerhShung A «erlt», 3. Mai. Nachdem der Bergbau im Interesse der ener gischen Durchführung de« Abwehrkampfes an der Ruhr und unter Berücksichtigung der verteuerten Le benshaltung einer Erhöhung der Dergarbeiterlöbne m» 10 bis 13 Prozent trotz der entgegenstehenden wirtschaftlichen Bedenken zugestimmt hatte, beschaf- tiatcn sich die Organe der Kohlcnwirtschaft heute mit der Erörterung der Kohlenprcisfrage. Anträge auf Preiserhöhungen wurden jedoch nach einer vor angegangenen Vereinbarung mit dem Reichswtrt- schaftsmintsterium nicht gestellt. Vielmehr wurde ans Antrag der Geschäftsführung beschlossen, die Entwicklung der allgemeinen Preisverhältnisft zu nächst abzuwarten und die Lohnerhöhungen für» erste ohne Preiserhöhungen auf die Werke zu übernehmen. Die Vertreter de» Bergbaue» be- tonten, daß sie mit Rücksicht auf di« politische und wirtschaftliche Lage und um Preiserhöhung in der kohlenverbrauchenden Industrie nach Möglichkeit htntanzuhalten, Opfer zu bringen bereit seien. O Wie au» Essen mitgeteilt wird, wird der Schiedsspruch über di« Bergarbeiterlöhne von dtzn Vmgarbeitcrn abgelehnt werden. Die Ruhr- oevgarbsitrr sind der Ansicht, daß die 12prozentigr L^IpLlger IsyEVIsN rro« Lohnerhöhung auch nicht im entferntesten da» An- ziehen der Leben»mittrlpreise in den letzten Wochen auszugleich«« imstande ist. Di« am Sonntag tagende Konferenz der Bergarbeiter Deutschland» wird wahr- schetnlich für den gesamten Bergbau da» Ergebnis der Abstimmung bringen. rvüfte Szenen i« preußischen Landtage Schlägerei zwischen de« Linksparteien Berlin, 4. Mai. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Im preußischen Landtage kam e» heute im Anschluß an die Ab lehnung des doutschnationalen Mißtrauensantrage« gegen Minister Severing zu derart stürmischen Szenen, daß schließlich die Sitzung ausgehoben wer den mußte. Zu Beginn der Sitzung wurde der Antrag der Deutschnotionolen, dem Minister Seve rin- da« Vertrauen zu entzichen mit 248 gegen 79 Stimmen abgelehnt. Da» Verlangen der kommunistischen Abg. Katz und Schulz, da» Votum ihrer Partei vor der Abstimmung zu begründen, wurde von dem Vize präsidenten Dr. Porsch abgelehnt, da e» der Ge schäftsordnung widerspricht. Nach der Abstimmung verlangte Abg. Schulz das Wort zur Geschäftsakt)- nung und begann ein« Schimpftet)« auf Severing. Als Präsident Deiviert, der mittlerweile das Präsidium übernommen hatte, den Redner in seinen Ausführungen unterbrach, da sie nicht zur Geschäfts ordnung gehörten, ergingen sich die Abg. Schulz und Katz in Schmähungen gegen Leinert, die bei den Sozialdemokraten einen Sturm der Entrüstung her- vorriefen. Die Erregung wurde so groß, daß der Abg. Katz, al» er die Tribüne verließ, von mehreren sozialdemokratischen Abgeordneten mit Faustschlägen empfangen wurde, wodurch auf der äußersten Linken eine regelrechte Schlägerei entstand. Zehn Minuten lang herrschte allgemeiner Tumult. Al» Präsident Leinert sich endlich wieder Gehör ver schaffen konnte, erklärte er: »Auf Grund der De- schäftsordnung schließe ich den Abg. Katz wegen unerhörter Beleidigung des Hause» von der Sitzung aus. (Stürmischer Beifall bei allen Parteien. Ruft der Kommunisten: Und die Schläger?) Ich fordere den Abg. Katz auf, den Sitzungssaal zu verlassen. Die Sitzung Ist auf rine halbe Stunde vertagt/ Indessen blieben di« Ab- geordnet» in größter Erregung im Saal, während die tobenden Auseinandersetzungen ihren Fortgang nahmen. Einige Mitglieder haben anscheinend Der- letzungen im Gesicht davongetragen. Nach einer einstündigen Paus« wurde die Sitzung wieder eröffnet. Der Präsident bedauerte zunächst, daß es zu einer Schlägerei gekommen sei. Dann stellte er fest, daß der Abg. Katz (Komm.) sich durch sein Verbleib«, im Saale selbst auf weitere acht Sitzungstage ausgeschlossen habe. Al» der Abg. Katz auf nochmaliges Auffordcrn den Saal nicht verließ, wurde die Sitzung abermals vertagt. Nach dreiviertelstündiger Panse verkündete der Präsident, daß der Aeltestenrat mit mehr als Dreiviertel mehrheit beschlossen habe, den Abg. Katz wegen sei- ne« Verhalten« auf weitere 18 Sitzung«, tage auszuschließen. Auf die Gewalt anwendung gegen Katz ließ es der Präsident aller- ding« nicht ankommen. Er schlug vor, da die ordnungsmäßige Fortführung der Sitzung nicht zweifelsfrei gesichert erscheine, die Verhandlung auf morgen zu vertagen. , Schweyer contra Hitler »»,e«er»rahtdertchtde4Le»»»»,errasr»l«tte» München, 4. Mai. Der bayrische Innenminister Dr. Schweyer gab im Landtag eine sehr scharfe Erklärung gegen Hitler ab. Die Regierung war von mehreren Rednern um Erklärung über die Vorgänge bet der Münchener Maifeier aufgefordert worden, besonders über da« bewaffnete Auftreten der natio nalsozialistischen Kampftruppen. Schweyer erklärte hierauf, die Reichswehr und die Landespolizei hätten sich im Gegensatz zu anderslautenden Behauptungen in den letzten Taaen durchaus tadellos verhalten und in vollem Umfange ihre Pflicht getan. E» sei auch nicht richtig, daß di« Reichswehr Waffen an die Nationalsozialisten abgegeben habe. Der Verlauf de» 1. Mai habe gezeigt, daß die Regierung imstande sei, di« Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Di« von den Hitlerleuten am 30. April verbreiteten auf reizenden Flugblätter hätten zur Verhaftung von acht Leuten geführt. Polizei und Reichswehr seien von vornherein entschlossen gewesen, gegen die Hitler- leute, wenn nötig, vorzugehen: e« habe sich aber al» nicht notwendig erwiesen. Wegen der bewaffneten Aktion der Nationalsozialisten am 1. Mai werde a u f Grund de» Strafgesetzbuches eingeschritten werden, weil es sich um ein Auftreten bewaffneter Haufen mit Munition gehandelt habe. NationaNfttscheSchretzereien in München München, 4. Mai. (Eigener Drahtbericht.) In der vergangenen Nacht kam es in den Straßen Münchens zu neuen Zusammenstößen zwischen Na- tionalszialisten und Sozialdemokraten. Eine sozia listische Iugendgrupp« wollte gestern abend im Stadtteil Gising eine Versammlung abhalten. Zn einem dem Versammlungslokal gegenüberliegenden Bäckerladen hatten sich Nationalsozialisten ver sammelt mit der Absicht, die Versammlung zu stören. Sie gingen den Sozialdemokraten nach und hieben ohne Anlaß mit Gummiknütteln auf die Burschen und Mädchen ein. Al» nun mehrer« in einem benachbarten Lokal anwesende Sozialisten zu Hilfe eilen wollten, fiel eine Anzahl von Schüssen, durch die ein Sozialdemokrat schwer verletzt wurde. Die sozialdemokratische Münchner Post bemerkt zu diesem neuen Ueberfall der Nationalsozialisten, daß die Sozialdemokraten, wenn die, Polizei nicht endlich Ruh« schaff«, den Nationalsozialisten «in« Organisation enchegenstellen würde, die gründlich mit diesen Mordgesellen aufräumen würde. E» sei nunmehr genuq geredet, die Sozialdemokrat:» war den zu Taten übergehen. ... u Großreinemachen im Landtag Dresden, 4. Mat. (Drahtbericht unserer Dresdner Gchriftlettung.) Die heutige Landtag»sitzung stand im Zeichen de« Grotzreine- machens. Eine Menge kleiner Anfragen und An träge kam zur Durchberatung. Einige» Interesse erregte zu Beainn nur wieder die schon so ost be sprochenen Elternratswahlen. Die Sozia- listen wünschen «ine dreijährige Wahlperiode und hatten einen Abänderungsantrag etngebracht, wonach die Regierung den Gemeinden, die von einer Neu wahl der Elternräte in diesem Jahre absehen wollen, Dispens erteilen solle. Lin Antrag auf monatliche Ueberwelsung der an di« Gemeinden für Ueber stunden an Volks schulen zu zahlenden Beiträge, wird vom Abg. Grellmann (Dntl.) begründet, Kultusmintttcr Fleißner will demnächst im Einverständnis mit dem Finanzministerium eine entsprechende Verordnung erlassen. Abg. Siegelt (Dntl.) begründet den Antrag seiner Partei betreffs die Elternratswahlen. Eine einheitliche Regelung für das ganze Land sei dringend zu wünschen, weil bei einer Verschleppung de« Wahltermin» große Erregung hervorgerufrn werde. Abg. Weckcl (Soz.) vertritt dagegen den abge änderten Antrag seiner Partei. Auch Kultusminister Fleißner schließt sich dem Antrag an mit der Be- gründung, daß diese Angelegenheit für die Regie rung nur ejne Frage der Zweckmäßigkeit bedeute. Er hält es im Interesse der Einarbeitung für not wendig, wenn die Wahl der Elternräte nicht jährlich erfolgt. Abg. Wet-rmann (Dem.) bittet, es den noch bei dem bisher geltenden einjährigen Wahlen zu belassen. Nach weiterer Aussprache gehen die Anträge an den Rechtsausschuß. Zu einem kommunistischen Antrag auf Aenderung des Gesetzes über die Entschädigung der Mit glieder der Bezirksausschüsse usw. liegt ein Mehrheitsantrag de« Ausschusses vor, ferner ein Minderheitsantrag. Letzterer findet Annahme. Nach ihm soll da» Gesetz so abgeändert werden, daß die im Erwerbsprozcß stehenden Mitglieder in Aus- Übung ihrer staatsbürgerlichen Ehrenrechte außer den Tagegeldern auch den Lohnausfall vergütet erhalten. Ferner soll bei der Reich, regierung das gleiche für Schöffen und Geschworenen aus der werktätigen Bevölkerung beantragt werden. (Die Sitzung dauert an.) Aeberreichung der französischen Antwort Etgener »r«dtverkchtde» Leipziger Lage»»«"«» Pari», 4. Mai. Die französische Antwort auf die deutsche Note wird vielleicht schon heut« abend der deutschen Botschaft zugestellt. Ihre Veröffentlichung soll aber erst morgen erfolgen. Der Beschluß der französischen Regierung, ihre Antwort vor der Ueberrelchung Eng land, Italien und Amerika mltzuteilen, ist nach einer halbamtlichen Versicherung nicht dahin au»zulegen, daß Frankreich bereit, war«, sich durch etwaige Meinungsäußerungen dieser Mächte zu Abänderungen seiner Antwort bestimmen zu lassen. Es handelt sich, so wird hier versichert, lediglich um einen Höflich keitsakt. Wie der Petit Parisien mitteilt, ist in dem Ent wurf der französischen Antwort an Deutschland auch erwähnt, daß zwischen dem zuerst überreichten deutschen und dem später zugestellten französischen Text de rdeutschen Vorschläge «ine kleine Abweichung besteht. Der deutsch« Text spreche von der Bei behaltung de« passiven Widerstande« durch die deutsche Regierung, während der französische Text die deutsche Bevölkerung als Urheber des passiven Wider- standes nenne. * Der Vollzugsausschuß der parlamentarischen In- dustriellengrupppe hielt am Donnerstag eine eiligst einberufene Sitzung im Unterhaus« ab, in der der De- schluß, entsprechend einer Einladung führender finan zieller und industrieller Kreis« in Berlin, eine Ab ordnung nach Deutschland zu entsenden, um mit ge- meinsam über wichtige Punkte de» Reparations problems zu beraten, für ungültig erklärt wurde. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß die deutsche Note die Frage aus der Sphäre nichtofftziller Er-örterungen genommen habe. Rom bemüht sich um Verhandlungen Et,enerD»»Hi»«rtchitze» >«!»,»,«» No», 4. Mai. Das hiesige Außenamt legt sich in seinen Aeuße- rungen große Zurückhaltung auf. Man darf aber annehmen, daß tatsächlich die italienische Regierung nach Kräften bemüht ist, den gesponnenen Faden nicht' wieder reißen zu lassen, und daß die diesbezüglichen Bemühungen ebenso in Pari» und London wie auch in Berlin eingesetzt haben. Da die französisch-belgische Ablehnung sich kaum wird verhindern lassen, dürft« es sich hauptsächlich wohl darum handeln, daß man, ohne die Flinte in» Korn zu werfen, jetzt diejenigen Wege findet, die zu einer Diskussion führen, die auch indirekt fort gesetzt werden könnte. Die dem Auswärtigen Amt nahestehende hoch- offizielle Tribuna schreibt, daß sich das deutsche Angebot von dem bisherigen durch seinen ernsten, bereitwilligen und verantwortlichen Ton, durch seine praktisch verwendbaren Absichten und durch den offenkundigen Willen unterscheidet, den gordischen Knoten der Reparationsftage zu durchhauen. Es wäre daher ungerecht, diesem Dokument ohne wei tere» jede Bedeutung abzusprechen. Die Angaben über die Zahlungsfähigkeit könne man zwar nicht ohne weiteres hinnehmen, die Note könne aber doch eine nützliche Grundlage für die An knüpfung von Besprechungen zwischen den Verbündeten und Deutschland abgeben. Auch der liberale Mondo sieht in dem deutschen Angebot einen unzweideutigen Fortschritt und einen Ausgangspunkt für Verhandlungen. Nicht» wäre gefährlicher, als wenn danach England und Italien in ihrer sogenannten Neutralität verharrten, di« die Gegensätze nur steigere. Der Augenblick sei ge kommen, wo da« Gleichgewicht innerhalb der Entente wiederhergestellt werden könne. Einfach« Annahme der Note wäre allerding« unmöglich. In ähnlichem VoruuwELE, EU» v. Sinne schreiben auch die faschistisch« und klerikalen Blätter. Die Idea Naztonal» »eint, die an gebotene Summe sei zu niedrig gegriffen. Immer hin könnte Frankreich di« angeboten« Garantien ernsthaft prüfen. Amerika antwortet nicht G«gk»rrDr»»t»ertcht»e»Seip»t>erra>,»r«iieg New Park. 4. Mai. Da di« Oeffentlichkeit die deutsche« Vorschläge recht günstig ausgenommen hat, ist man schwer e n t täuscht über ihre Ablehnung durch Frankreich. Da» Weiße Hau» in Washington hat bfther seine Ansicht noch nicht kundgegeben. Indessen verlautet, daß nach Ansicht de« Staatsdepartement» die deutsche Note keine Aktion vt>n feiten der amerikanischen Regierung erfordert. * Ueber den Eindruck der deutschen Note in den Vereinigten Staaten berichtet der New Parker Kor respondent des Daily Telegraph, Washington werde offiziell keiner Ansicht über die deutsche Rote Aus- druck geben, aber e» herrsche die Auffassung vor, daß Deutschland» sür den Fall einer Ablehnung seine» Vorschlags gemachtes Angebot, den Betrag, den es zahlen soll, einer schiedsgerichtlichen Entscheidung entsprechend den Vorschlägen von Hughes zu über- lassen, dem Billigkeitsgefühl der Welt zu entsprechen scheine. Die Mehrheit der ame rikanischen Finanz- und Geschäftsleute sei der An- sicht, daß das deutsche Angebot eine angemessen« Grundlage für Erörterungen biete, und mindestens einen ernsten Gegenvorschlag Frankreich» verdiene. . - Vas Ruhrgebiet über bie deutschen Vorschläge Esse», 4. Mai. Hiesige führende politische, gewerkschaftliche und wirtschaftliche Kreise find der Ansicht, daß Frank- reich «in« Regelung der Reparationsftage nicht wünscht, sondern gerade im Ruhrgebiet weitgreisends politische Ziele gegen Deutschland verfolgt. Dos deutsche Angebot wird im Ruhrgebiet als Verstän- digungsgrundlage durchaus anerkannt. Dor allem aber ist da» Einverständnis aller Kreise des Ruhr gebietes mit dem Teil der Note der Reichsregierung betont worden, der sich für die Fortsetzung des passiven Widerstande« bi» zur Wiederher- stellung de» rechtmäßigen Zustandes ausspricht. Aber auch angesichts der neuen Lage wird sich die fried liebende Bevölkerung nicht provozieren lassen, son dern Ruhe und Desonnenehit zu wahren wissen. ...... .. t Warschaus r Zefttage Eigener Dr»htbertqt de» Leipziger rageglatt«» Warschau, 4. Mai. Die heutige polni s Le Nationalf«ker trug wieder ausgesprochenemilitärischen Charakter. Schon seit dem frühest«». Morgen glichen die Hauptstraßen in Warschau einem Heerlager. Die gesamte Warschauer Garnison sowie Truppenteile au« der Provinz waren aufgeboten worden, unä über ihnen kreisten polnische und französische Kriegsflugzeuge. Nach der Enthüllung des Po- niatowsky-Dcnkmals defilierten die Truppen stunden lang vor dem Staatschef und vor Marschall Fach. Die Zeitungen überbieten sich in nationalistischen Superlativen, in denen Foch und Frankreich ver himmelt werden. Der polnisch« Exgeneral Hal ler erhielt das Großkreuz der französischen Ehrenlegion. Morgen finden zwischen Foch, der ihn begleitenden französischen Generale und dem polnischen Generalstab Konferenzen statt. Wie sehr der Besuch Foch« ganz Polen in Aufregung versetzt', siet man daraus, daß die Presse dem französischen Besuch über drei Viertel ihres Raumes widmet, das Angebot Deutschland« an die Alliierten aber nur ganz hinten in kleinem Druck widergibt. Meine politische Nachrichten Die Sozialdemokraten brachten im Reichstag einen Antrag auf Einsetzung eine» Unter- suchungsausschusse» ein, der die Wirksamkeit der Maßnahmen, welche die Reichsregierung und die Reichsbank zur Stützung der Mark ge troffen haben, prüfen und die Vorgänge feststeuen soll, welche zur Erschütterung der Stützungsaktion für die Mark auf dem Geldmarkt führten. Die Innsbrucker Nachrichten melden, daß der Erzbergermörder Schultz unter dem Na- men Freiherr von Restwitz von Monatsfrist aus dem Brenner gewsilt habe. Man vermutet, daß Schultz auf Schmugglerpfaden über die Grenz« gekommen ist und diesen Weg öfter» benutzt, um von Südtirol aus mit seinen Ina»brucker Bekannten Fühlung zu nehmen. * Da« Mitte Januar abgeschlossene und bi» zum 30. April bereit» verlängerte deutsch-spa nische vorläufige Handel»üoerein- kommen ist, wie wir erfahren, um weiter« zwei Monate, bi» zum 30. Juni, verlängert worden. Poinear 4 wird am 13. Mai mit dem Krieg»- minister Maginot der Einweihung «ine» Krieger denkmals der Stadt Eommercy beiwohnen. Pei dieser Gelegenheit wird der französische Minister präsident eine Rede halten. In Wellington (Neuseeland) wurde eine Völker- bund»vereinigung für Neuseeland ge gründet und zu deren Präsident der Generalproku rator und Leiter de» Gesetzgebenden Rate» Sir Francis Bell gewählt. In Peking ist die Mtifeier zmn ersten Male durch Massenversammlungen begangen wor den, in denen die Unterdrück« ng de» Mili tär i» m u », die Abschaffung der gegen di« Streik» gerichteten Gesetz« und der achtstidedi-e Arbeitstag gefordert wirk v dl, ein f-ss der W «, mn vor son siich fäll ko» zah Ry Dor die Den sie 1L auf gegl Iah über Eint Ster brau 1 Geschle Polizei und ku nach d juaend! belang! zu bea wieder fahrt t den W< treten, war di« schwunt Privat? Verblei Großkai Perbini beamte der > war Näh« gekla praru zur j der aufhi gegen Sami gegan Witte Straf keiner Techoi kannt woller tragte Berge erlaul gegen 3000 Urteil zu w« «lr 16 jähr wurde auf d bahnhr Airs MautI sophie d Lffentlick, Genest» letzten 2 Gescht Berlin, Jugend I begriff d angeregt. Mann se abermals alter», d wissermas auf einen vier stark vor, ein« fang uni wa» früh Wa« I wie die r ziaen den lostgkcit I gemein. Glaube, Die Pers Gotte» no auch ein der Gotth Geschichte nach, frei! 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