Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-29
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8omrtsgsdeilsge ^es l.eipr!^er ^stzeblsLtes Ur. 101 SovLlLg, 6ea 29. LprU 8etle 6 Der ohne Geld durch diese Täler zieht Don O»«lp K»l«nt«r Der ohne Geld durch diese Täler zieht (Dem Segelschiffe ohne Mast vergleichbar). Ihm ist von allem nun nichts mehr erreichbar, Von allem, was man so hienieden sieht. Die Autos blühn im Duste von Benzin: Er fährt sie nicht. Die schönen Früchte winken, Die Krammetsvögel und die zarten Schinken, Der Frühling leuchtet: aber nicht für ihn. (kr geht dahin. Alleine. Nicht sehr groß. Mit nichts im Magen und im Herzen Trauer. Um ihn ist eine unsichtbare Mauer. Und schließlich spricht er, schlicht undausdruckslos: „So bin ich nun. Und so ist auch die Welt. Magnolien funkeln freundlich in den Gärten Und rosa Wolken drüber. Nacht wird werden Ich aber bin nichts mehr. Ich hab kein Geld. Und alle Dinge fallen von mir ab: Die Autos, schönen Früchte, Krammetsvogel, Die zarten Schinken (für die reichen Flegel).... Ich habe nicht einmal ein Elterngrab. i Nur eines bleibt von allen Dingen, die Mir zu erwerben sind (Ton des Traktätchens): Die reine Liebe eines jungen Mädchens. (Doch leider fehlt es mir an Energie)." Oer Mann, der sich im Grabe umdrehte Novelle von Nurulck WLSZnar Madame Lucia Marini saß vor dem Toiletten- tisch ihres Boudoirs. Sie betrachtete sich im Spiegel — ja, sie war noch sehr schön. Das blauschwarze Haar, die marmorwcißen Arme waren prachtvoll, und die dunklen Augen strahlten mit einem feuchten Glanz Das Gesicht aber war zu bleich, in seiner Weiße befand sich kein Unterton warmen Blutes. Madame Marini stand auf, ging an das Fenster und sah hinaus, als wollte sie ein wenig frische Lust atmen. Sie seufzte. Die große Esplanade des Billenviertels lag traurig und öde. Lucia blickte über die Straße, und ihre Augen blieben an einem Fenster der gegenüberliegenden Villa haften, einem großen, eleganten Hanse mit dem Namen Eosmo in goldenen Buchstaben über dec Gartenpforte. Aber das Fenster blieb geschlossen. Eie schaute die Straße hinab. Sie erwartete ihren Mann. Doch mußte sie darauf rechnen, erst nach mindestens einer Stund« sein Auto tuten zu hören. Um Punkt fünf Uhr wurde er kommen, und dann wollte sie das Auto benutzen. Sie beugte sich aus dem Fenster, und plötzlich schoß eine Blutwelle in das totenblasse Ge sicht. War es die Folge eines heimlichen Gedankens, oder war etwas geschehen, was ihr Herz plötzlich so heftig schlagen machte? Der Boulevard lag unver ändert öde. Nur ein Schutzmann mit weißen Hand schuhen, die sich leuchtend von der blauen Uniform abhoben, wanderte still umher. Nachdem sie noch eine Weile zu der Villa hinübergeschaut hatte, zog sie sich zurück. Drüben bewegte der Wind plötzlich die Jalousie, als habe jemand daran gezerrt. Frau Lucia schien zu zittern vor nervöser Eile. Sie hatte sich mit einer im gleichen Stock des Hauses wohnen den Freundin zum Besuch eines Modeateliers ver abredet. Hastig und sorgsam zugleich ordnete sie Einzelheiten an ihrer Toilette. Ein letzter Griff mit der Puderquaste über den Hals, ein langer Blick in den Spiegel — sie war fertig. Die Uhr zeigte auf zehn Minuten vor fünf. Noch ein Blick aus dem Fenster... Nichts Neues. Sie ging hinaus in den golddekorierten Treppenflur. In diesem Moment vernahm sie das wohlbekannte, an das Spinnen einer Katze erinnernde Geräusch eines Motors. Herr Ma rini war pünktlich. Mit angespannten Nerven stand Lucia und lauschte. Nun würde sie ihre Freundin abholen, und dann ging es hinaus in das Gewimmel und Gebraust der Großstadt, fort von dem öden Boulevard. Mit nervöser Ungeduld druckte Lucia auf den Knopf der elektrischen Glocke an der Wohnungstüc der Gräfin Darbley. Sie wartete nicht gern. Doch da kam sie bereits herangerauscht. »Ist das Auto da?" fragte sie. „Ja, ich hörte meinen Mann soeben kommen." „Warum kommt er denn nicht herauf?" „Weiß ich nicht. Wir nehmen den Lift hinunter." „Vielleicht begleitet er uns?" „Hoffentlich nicht." Die beiden Damen tauschten ein Lächeln geheimen Einverständnisses aus. Gräfin Darbley drückte auf den Knopf für den Lift. Der Fahrstuhl hielt in dem Stock, in oem die beiden Damen standen. Die Gräfin schob di« Gittertür auf und hob den Fuß, um ein zusteigen. Da blieb sie plötzlich stehen. Line seltsame Macht hemmte ihren Schritt. Im Innern des Fahr stuhls saß eine zusammengesunkene männliche Gestalt. Die Gräfin erkannte sie: es war Marini. Lächelnd rrat sie hinein, zündete das elektrische Licht an und legte mit einem heiteren Gruß die Hand auf seine Schulter. Aber rasch zog sie sie w>der zurück, als babe sie einen Schlag empfangen. Die Schulter, die sie berührt hatte, war hart und unbeweglich. Und nun seh sie es. er war tot. Blitzschnell wandt« sie sich um und gewahrte das kreidebleiche Antlitz ihrer Freundin. „Großer Gott, er ist tot!" Madame Marini tastete mit den Händen durch die Lust. Dann fiel sie ohnmächtig zu Boden. Starr vor Entsetzen stand die Gräfin. Schließlich klingelte sie heftig an ihrer eigenen Wobnungstür. Di« Dienerschaft kam herausgestürzt, der Lreppenflur füllte sich mit Lärm, namenloses Entsetzen durchdrang da» ganze Haus. Man rief nach einem Arzt... End- lich erwachte Frau Lucia und richtete sich auf. Dann sah st« sich, noch halb bewußtlos, um und murmelte: „Ein Mord, rin Mord, man rufe die Polizei..." Daraus sank sie wieder zurück und begrub da» Gesicht sii Li« Hände. Man hob sie auf; sie schwankte in ihre Wohnung. Auch ihr Maa» wurde htneingetragr». Ei» Ziga rette hing im Mundwinkel, ein blauer Rauchstreif stieg von ihrer Spitze auf. Der herbeigerufene Arzt konnte nicht» anderes feststellen al» einen Schlag- anfall. Er zog den Mantel an und wollte gehen. Als er sich umorehte, stand vor ihm ein eleganter kleiner Herr mit klugen Augen. „Einen Augenblick. Herr Doktor," sagte er. „Mein Name ist Paul Dragha von der Kriminalpolizei." „Von der Po lizei? Was will die hier?" „Sir will nicht». Sie ist gerufen worden. Wie ich hörte, wünschte die Frau des Toten ihre Anwesenheit. Doch hat sie hier nichts zu schaffen — nun, dann nimmt sie gern ihren Hut und geht." „So tun sie e». Lin Schlaganfall ist ein Schlag anfall." „Nichtig," erwiderte Dragha. „Aber finden Sie es nicht sehr merkwürdig, Herr Doktor, daß Fran Marini sofort an einen Mord dachte und die Polizei verlangte?" „Wohl möglich. Das verstehe ich nicht." „Ist es bei einem Schlaganfall denkbar, daß der Tote völlig unbeweglich fitzen bleibt, daß ihm nicht einmal die Zigarette aus dem Munde fällt, daß die erschlafften Muskeln nicht das Monokel fallen lassen?" „Das ist denkbar, doch unwahrscheinlich. Eine nähere Untersuchung konnte ich im Moment nicht vornehmen. Wir werden sehen, was die Obduktion ergibt." Der Arzt ging. Paul Dragha ging still in der Wohnung umher, als suche er etwas. Es war, als erwarte er, daß die Möbel, Teppiche, Bücher, Zeitungen und Zeit schriften ihm etwas von den Menschen sagen könnten, die sich zwischen all diesen Dingen bewegten. Er trat an das offene Fenster, dessen Flügel sich im Abend wind in leisen Rucken bewegten. Hier hatte also eine Dame gestanden und sich hinausgebeugt, während sie noch mit ihrer Toilette beschäftigt gewesen war. Wo nach hatte sie ausgeschaut? Der Boulevard lag öde und leer wie gewöhnlich. Nun in der Villa Losmo waren Lebenszeichen zu bemerken. Eine Jalousie war hochgezogcn, ein dunkler Herr stand am Fenster und sah nach dem Hause herüber, in dem Paul Dragha sich im Moment befand. Dragha ging hin unter und fragte den Chauffeur, ob er an seinem Herrn im Laufe des Tages Zeichen von Unwohl- befinden wahrgcnommen hätte. Nein, nur über ein wenig Schmerzen am Fuß habe er geklagt. Wahr scheinlich infolge eines zu engen Schuhs. „Woher kam er, als er nach Hause fuhr?" Der Chauffeur zögerte. Schließlich erklärte er, daß der Bankier bei einer gewissen Baronesse de Roncy ge wesen sei. Aha, die vielgenannte Abenteurerin, dachte der Detektiv. Nun ja, der Bankier war ja ein bekannter Lebemann, die Ehe war also keine glückliche... Er ging zurück in das Boudoir. Welcher Duft von weiblichem Luxus und weiblichem Charme, von Zrühlingsabend Non Die Stunde neigt sich an mein Herz ganz rein. Und alle Dinge haben weiche Hände. Mit Milde louefn Berge und Gelände in einen großen Abend ein. Jetzt wird sich bald der Sonne Schein verhüllen- Die Vögel mischen Wehmut in die Weise. Die Häuser schlafen. Und die Stadt wird leise. Und Sterne harren, sich mit Glanz zu füllen: denn eh' sie sinkt, die Spenderin des Lichtes, nach dec sich Seele, Sinn und Sehnsucht lenkten, leert ihre Schale sie, die lichtbedrängten, in jedes Auge nächtlichen Gesichtes. parfümierter Gedankenlosigkeit und Leichtsinn. Er sah sich wieder um und entdeckte ein paar- Bücher und Zeitschriften, die auf einem Tisch neben dem Diwan verstreut lagen. Sage mir, was du liest... Es waren französische und englische Romane, Bücher des Tages, monotone Liebesgeschichten, englische Maga zine mit rührenden und spannenden Novellen. Paul Dragha saß lange und blätterte in den Heften. Schließlich vertiefte er sich in eine Novelle. Sie hieß: „Der Mann, der sich im Grabe umdrehte." Als er sie beendet hatte, starrte er eine Weile vor sich hin. Darauf ging er in das Herrenzimmer, untersuchte sorgfältig die Schuhe des Toten, und fuhr dann zurück zur Polizei. Er hatte das Rätsel gelöst. Das Heft mit der Erzählung von dem Manne, der sich im Grabe umdrehte, hatte er mitgenommen und bat den Polizeikommiflar. die Novelle zu lesen. Es war eine phantastische Detektivgeschichte, die von einer betrogenen Frau handelte und von ihrer Rache an ihrem treulosen Ehemann. Eines Tages war dieser ganz plötzlich gestorben, die junge Witwe aber hatte sich unmittelbar darauf mit ihrem Ge liebten verheiratet. Ein Zufall führte zu der Ent deckung, daß er vergiftet worden war, indem man einen mit einem schnell und sicher tötenden tropischen Gift bestrichenen kleinen Nagel in seinen Schuh ge trieben hatte. Diese absurde Idee hatte nun Frau Lucia benutzt. Das Schlußwort der Novelle lautete: „Ein Mord, ein Mordl Man rufe die Polizei!" Line Stunde später wurden Madame Marini und hr Geliebter, der Mann au» der gegenüberliegenden Villa Eosmo, verhaftet. Berechtigte Uebrrsetzuna an« dem Echwrdifche, von Rhra Pteraberg. Kls ich mit dem Ränzel ging . . . Don »slnrlet» r«ril»ui»n Es ist ja eigentlich noch nicht einmal so lange her. Ueberhaupt gehen wir nicht immerzu mit einem Ränzel durchs Leben? Da liegen hübsch und dicht aneinander Enttäuschungen und Freuden, Ge winne und Verluste. Bleiben wir nicht immer Abcschützen des Lebens? Aber damals! Mein Elternhaus hatte noch einen niedrigen Schaukasten, in dem Schuhwaren ausge stellt waren. Und wenn ich, der Aelteste und Ein zige, morgens zur Schule ging, drehte ich mich an der Ecke noch einmal um und winkte mit dem Taschentuch. Denn hinter dem niedrigen Schau- kästen stand der Schuhmachermeister, mein Vater. Dann drehte ich mich eines Morgens nicht um, denn mein Pater hatte harte Worte brauchen müssen kurz vorher. (Mit mir war nämlich auch früher schon nicht leicht umzugehen.) Also zeigte ich lei der, daß auch ich einen eigenen Kopf haben konnte, und drehte mich nicht um zum Gruß. Heute noch fühle ich, wie hinter dem niedrigen Schaukasten mein Vater stehen muß. Seine Augen brennen mir im Nacken. Heute? Ich möchte mich immerzu umwenden zu dir hin, lieber Vater — rmd lernen von dir, lernen ... * Als wenn das so hätte sein müssen: mein erster Lehrer war — eine Lehrerin. Sie war meine erste Braut. Und ich wollte sie heiraten. e Aber dann kam Käthe Pott. Käthe Pott war so alt wie ich und hatte wundervolle» blondes Haar. Wenn sie die große Schultafel abwaschen mußte, i sprang ich ungerufen nach vorne und wusch sie ab ' für sie. Und wenn sie Hiebe bekommen sollte, sprang ich ebenfalls nach vorne. Käthe Pott war meine zweite Braut. Wo magst du heute sein, Käthe Pott? * Unsere Lehrerin sah nach, ob die Hände rein gewaschen waren und ließ sich auch die Taschentücher vorzeigen. Ls gab Strafe, wenn einer kein Taschen tuch hatte oder ebenso schlimm, wenn es schmutzig war. Ich glänzte immer mit einem schneeweißen Tuch, und wer meine Mutter kennt, dem wird das ein leuchten. Zweimal hatte denn auch das Fräulein Lehrerin gar nicht mehr hingesehen zu mir. Ts war ihr sebstverständlich, daß ich ein reines Taschen tuch besaß. Sie sah wieder nach heute. Diesmal kam sie auch an meine Bank. Ich nickte schon vor Freude, daß sie nun auch wieder einmal mein Tuch sehen lallte. Ich griff in die gewohnte linke Hosentasche. Nanu? In die rechte — in die Bluse — ich wurde tzeiß im Gesicht vor Schrecken und Angst: kein Taschentuch? „Ich — ich muß das meine draußen im Ueber- zieher haben." ,/vaun hol' es herein, Heinrich." Aber ich wußte schon, im Mantel konnte es nicht sein. Dann hatte ich es also vergessen. Und fieber haft suchte ich alle Mäntel nach einem Taschentuch durch. Und sollte es selbst schmutzig sein, man könne es rasch unter der Pumpe waschen, Schnupfen und so. Aber ich fand keins. In fiinfundvierzig Mänteln kein Taschentuch. Als ich wieder in das Schulzimmer trat, liefen mir die Hellen Tränen schon aus den Augen. Alles in mir bäumte sich auf vor Scham. Da schenkte mir in meiner ersten Not dieses Frau- lein die erste bewußte Lebensfreude, die ich Gott sei Dank seitdem nie wieder verloren habe. Sic sagte ganz gelassen und einfach und ohne zu strafen: „Geh' es dir holen zu Hause." Und dann kam der schlimmste Tag meines ersten Schuljahres. An meinem Elternhaus lief eine kleine Vorort bahn vorbei. Saßen ein paar Marktfrauen mehr im Wagen als gewohnt, so hatte die Dampflokomo tive alle Mühe, weiter zu kommen, ächzte und stöhnte. Sie hieß nicht umsonst bei uns „dat Dimmel- bähnche". Ein Hauptspaß der Jugend bestand nun darin, kleine Steine in die Schienen zu legen. Ich betei ligte mich natürlich nie an derlei Streichen. Doch es erging mir, wie mit -em Taschentuch bei dem Fräulein, eines Tages legte ich schnell und heimlich auch einen Stein dazu. Ls war gerade so schönes Wetter und irgendetwas mußte doch auge- stellt werden. Kurz, gerade vor meinem Elternhaus blieb das Dimmelbähnche stehen, einfach stehen, konrue weder vor- noch rückwärts. Es gab Reibekuchen mit durchgestebtem Apfel kompott an diesem Mittag. Mein Leibgericht. Ich aber stand hinter dem niedrigen Schaukasten und betete, der liebe Gott möge doch um Himmel» willen dat Dimmelbähnche weiter fahren lassen. Ich glaubte nicht anders, als daß mein harmloser Stein die Lokomotive zur Entgleisung gebracht habe. Und da kam auch schon der Zugführer auf unser Haus zu. Er behauptete, ich werfe jeden Mittag Steine in die Schienen. Alle Jungens hätten das gesagt. Alle Jungens hätten das gesagt? Das war mir ungeheuerlich. Ich ließ sie doch immer und stets in Ruhe. Doch mein Vater bot dem Zugführer eine Zigarre an. Ich kam also nicht ins Gefängnis und wurde auch nicht angezeigt. Und da aß ich so viel Reibe kuchen mit durchgestebtem Apfelkompott, daß ich vor Freude Leibschmerzen bekam. — Doch es ist mir erst nachher so recht zum Be wußtsein gekommen, daß einem gerade die mit Vor liebe Böses tun wollen, die man doch immer und stets in Ruhe läßt! .L... wie T. E. 5l. Hoffmann starb dl. In der von Carl Georg v. Maassen imV"rl:g Erich Lichtenstein, Weimar, herausgegebenen Zeit schrift „Der grundgescheute Antiquarius" w!rd zum erstenmal aus dem einzigen authentischen Bericht, den wir über Hofsmanns letzte Krankheit (Niicken- marksdarre) besitzen, die Schilderung seines schreck lichen Todes wiedergegeben. Sie stammt von L. T. A. Hoffuumns Biographen Eduard Hitzig und ist bis- her in ihrer wörtlichen Fassung niemals wiederholt worden. Die folgende Stelle gibt ein Bild von un gewöhnlicher Seelenstärke des Dichters: „Etwa vier Wochen vor seinem Tode wurde der entsetzliche Versuch gemacht, ob nicht durch das Bren nen mit dem glühenden Eisen, an beiden Seiten des Rückgrats herunter, die Lebenskraft wieder zu er wecken wäre. Hitzig, durch unabwendbare Geschäfte verhindert, der Operation beizuwohnen, eilte nach deren Beendigung voller Angst zu dem Patienten und kam etwa eine halbe Stunde nachher an. „Riechen Sie nicht noch den Braten - Geruch?" rief ihm Hofsmann entgegen, erzählte mit der um ständlichsten Genauigkeit die fürchterliche Proccdur, sand es ganz natürlich, daß bei einem so exotischen Subjekte, wie er, die Acrzte auch die exotischesten Mittel versuchten, und setzte hinzu: während des Brennens sey ihm eingefallen, daß der Teufel ibn plombiren lasse, damit er nicht als Contrebandr durchscssliipfe. Etwa den Lüsten oder Listen Iuny zeigten sich die Vorboten des nahen Todes in der Unfähigkeit, etwas zu genießen, einer größeren Neigung ?.;m Schlaf, als früher Statt gesunden, und einer UnU-sr an den gewohnten Beschäftigungen. Am L4steu Abends war er schon erstarrt bis zum Halse uns fühlte bis in diese Region des Körpers keinen Schmerz mehr. „Nun werde ich wohl bald durch seyn", rief er dem ihn besuchenden Arzte e-ttgegen, „mir thut nichts mehr weh." — „Ja wohl", erwi dert^ ihm jener mit anderer Deutung, „nun werden Sie bald durch seyn!" Am frühen Morgen des Lüsten Iuny fingen die Wunden seines zerfleischten Rückens an, heftig zu bluten. Seine Umgebungen ahnten, was beaor- stehe. Er rief den Schreiber und Wärter und sagte ihm etwas, was dieser nicht mehr verstand. Dnrauf trat die Frau an das Bette; er forderte, daß sie ihm die gelähmten Hande ineinander legten sollte, und sie will ihn dabei die Blicke gen Himmel richten ge sehen und gehört haben, daß er die Worte gesprochen: „Man muß doch auch an Gott denken!" Alles er wartete jetzt seine Auflösung, aber noch einmal flammten die Lebensgeister ans. Er sagte später noch, er fühle sich wohl, wolle heut Abend an dec Erzählung „der Feind" weiter diktieren, was er seit mehreren Tagen nicht gethan; und verlangte, man solle ihm die Stelle vorlcsen, wo er steh'n geblieben. Seine Frau suchte es ihm auszureden, er ließ sich im Bette umdrehen, mit dem Gesicht gegen die Wind gekehrt, verfiel in Todesröcheln und, als zwischen 10 und 11 Uhr Morgens nach Hitzig geschickt winde, der sich in der Gerichtssitzung befand, und dieser herbcistürzte — fand er schon den Freund nicht mehr!" Wochenspielplan der Leip .izer Theater. Die Ziffern bedeuten Anfang u. Schlutz der Au,führ. — V. — vormtnaas. n. —Nachmittag«. z. - Abend«. o. - Maü'virl 0. . Urmilsahrunq. ki Srslaitfstldrung. S.BI « Sffenlttche DottlkNung A.-h. - Anrechts-Vorstellung NL---Neu «tnsludlert. v-v.-vrr«m«vorftellung. Ul'. - Halde PreU«. Ll». - ErmLdtgt« Prrtse. till». — Ein-ellS-Prel»«. r».«.-».».! Neues Neal« S»«ntaa Mo»!»» kl! Martha. 3-3', I Mda vrlt. f Orwvrb.Dabelrdrn ö. D. n. A.»D. f. d. k »ei ausgehoben. AnrechuArbeitrr-Blld.-Inst Di« Schwelte n. 0. 7—1» 7-ttU« Dienvtaa I «7. A.-D. 1. tzi. La Iravlata. 7-91, Mittwoch «a.«. F. Don Glovannt. 7»/,-Wh. DonnerStan «. r. F. Lorca. 7-91, girettaa «s.rr. »1« tot« Stad«. 7-l« Lonnttbeni» 70. A.-P. «. s. Salome. 7-l«1» Sonntaa 7l. A.-P. L. F. KSn«g»klnder. 7-l0>,'. Mrs Itzeaftl voeretieN' Heater V. Der. Deutsch« Bühne. >1. 1 Han» Sonnens«. Hbllenf. SD. u.Mildch -yrtbttdsch. 3. K.Nuh Anr: gftan^s»ka. 7», < Di« detd«n Nachttaailen. Dorlt.s.tb«« »D.H -D.S-^''. -V. Madam« Pompadour. 7^ Id'«, Wilhelm T«ll. » D. N. A.-D. f. d. D«r. Deutsche «tihno. 7'^—10>, Nraoonittü Borst Nir d«n B«r«in Gutenberg. 7«.- 10«!, Nonnen v.Kemnade. S. B. n. R -D. f. d. Schiller - D«r«in «e 71,—l»>-, Mad. Pompadour. 7 Kaust r. Dell. ». «. u. A.-D. f. d. Arb«tt«r-Bild..2ns». S^-lti, Maokrnrausch. vorft. für d«n D«r«ln Klopshol». 71, Nonnen v Krmnad«. ». D. u. A^v. s. d. Schill«»-D,r««u 4<l. 7',,-tS-s, Dl« Basad«r«. 7^-t«", ÄUHelm Lett. » «. u. k. d. v«rb. für w«>bltch« Su««udp,l,. 7l.-,o-<, vorf^fürdenB«r«in »ab«l»drg. V.-Stadt Auh«r Bnrech« Alt-^etdeiberg. Mad. Pompadour. 7's»-lS>, Auh«r Anrecht Di« Jungfrau von Orleans. 7'^-tS'i, >i. Di, beiden Nachilg.3-5 0 Bors».» lbewerkver L.-Wcit ä. D«r Zigeunerdaron. 7>/,-l0i< Schau- splelhmv N. Ma« thr wollt. V.-V. 3- , Schn«w«r Mibbel. 7'., kt. Wilhelm Dell 3 Dors«, slir d Bezirk»- L Hrer-D. V.-Land. k Schndr.Mtdb«l.7i, Schneldrr Mibb«l. 71» Summa Snmmarum Hierauf: Gr ist an oUrm schuld. ki. Mtch«lm r«ll. 3 vo> ft. fÄrd. Bezirk«. L«hr«r»P. L -Lau». X.SchndrMlbd«l.7-i, Schn«ld«r Mibbel. Wechsler u. Händl«». Komödie ln 3 Akten von Hann» Johst. v. 71, V. «tnma lae» töastsplei von Man» WIpman. II', !t. War- lhr wollt. V -V.3' Wechsler und Händler Kleines Healn Floh >« Panzerhan». 7>i, Llssl dl« Kokotte. ?1» Da, Geständnt». L 7»k Da» ««itandnt». r* LIN» dt« Kok»««. Lisft dl« Kokottr. r - Da» cheständnl». r- Das Deständni». 7', «allen».- Heater Opfer der Lied«. Opfer d«r Lied«. V V. Ein Lrühttn«»«raum Tin Frith ling»traum «tu FrUHNa^traum rin Frühltng»tran« lkin Frllhlln«»traum Ein Frlihllngatrc» m.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)