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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230426
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-26
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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8e!te 4 8r. 98 l.e!pr!ger 1*sgedlstt umi Hsnäelsreituag voaaerslLg, üerr 2S. Lprll vrnmr Sächsischer Gemeindetag In der in Dresden abaehaltenen Vorstands sitzung des Sächsischen Gcmeindetage» wurde« gegen die Entwürfe eines Gesetzes zur Ausführung de« Reichsgesetze» für Iugendwohlfahrt vom 9. Juli 1922 und de» Einfiihrungsgcsetzes dazu, sowie eines neuen Gesetze» über die Wohlfahrtspflege vom Standpunkte der allgemeinen Gemeindeverwaltung, vor allem hinsichtlich der Kosten- und der Organi sationsfrage, die schwersten Bedenken erhoben. Zu dem neuen Dohlfahrtspflegegesetze wird betont, daß der Entwurf solange als verfrüht angesehen werden muffe, als nicht die zu erwartende reich-gesetzlich« Regelung des gesamten Fürsorgewescns und die ebenfalls für eine nahe Zukunft bevorstehende Aende- rung des Unterstützungswohnsitzgesetzcs vorliegen. Nachdrücklicher Einspruch wird ferner erhoben gegen die in dem Entwürfe enthaltenen ungerechtfertigten Einschränkungen der Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden, die sich beispielsweise darin äußern, daß den Gemeinden die Bildung der Pflegeausschüsse, in denen die gemeindlichen Interessen nach dem Ent- würfe außerdem nur völlig ungenügend vertreten sind, ohne Berücksichtigung der in den einzelnen Ge meinden bestehenden besonderen Bedürfnisse, vor- geschrieben wird. Zum ' Ausdruck wurde gebracht, daß eine Erstattungspflicht der unterhaltspflichtigen Angehörigen bei den außerordentlich gesteigerten Aufwendungen der Gemeinden (ein Kranker verur sacht zurzeit eine jährliche Ausgabe von rund 2,l Millionen, ein Krüppel von rund 1H Millionen) auch in der Wohlfahrtspflege unerläßlich ist. Die Unterstellung aller Berufsschulen (Fortbil- dungs- und Gewerbeschulen) unter das Wirtschafts ministerium wird gewünscht, weil nur dort die er forderliche Berücksichtigung der vorliegenden fach lichen Interessen, denen gegenüber bei den Berufe- schulen das erzieherische Rloment zurückzutreten hat, gewahrt ist. — Nachdem Reich und Staat den Urlaub für die Beamtenschaft auch im lausenden Urlaubsjahre nach den Grundsätzen des vergangenen Wahres geordnet haben, wird die Gewährung des gleichen Urlaubes auch für die sächsischen Gemeinde- beamten für angemessen erachtet. Das Ministerium des Innern hat die Gemeindeaufsichtsbehörden an- gewiesen, die vom Sächsischen Gemeindetagc auf gestellte Ruhcgeldordnung für dauernd beschäftigte Angestellte solange nicht zu genehmigen, als in ihr nicht eine Bcitragsleistung dec Angestellten, wie sie bei den Gcmcindearbcitern für die Ruhclohn- gewährung eingeführt ist, in Höhe von 2>L Prozent der Vergütung vorgesehen ist. Nach H 32 des Landeswahlgesetzes vom 4. Sep tember 1920 sind die Gemeinden verpflichtet, alle durch die Landtagswahl entstehenden Kosten mit Ausnahme der Kosten für die Wahlniederschriftsvor- drucke, Wablumschläge und für die Ermittlung des Wahlergebnisses zu tragen. Die Regierung legt den Begriff .Ermittlung des Wahlergebnisses* dahin aus, daß nur die Kosten für die Ucbcrsendung, nicht aber auch für die Ermittlung des Wahlergebnisses, den Gemeinden erstattet werden. Dagegen wendet sich der Gemeindctag. In der vom Ministerium des Innern am 8. Juli 1922 erlassenen Verordnung über Tanzvergnügungen ist gesagt, daß der Zutritt Personen vor vollendetem 16. Lebensjahre verboten ist. Es hat sich als dringend notwendig heraus gestellt, daß sortbildunqsschulpflichtigcn Personen der Besuch öffentlicher Tanzvergnügungen allgemein untersagt wird, wir dies früher der Fall war. Die Negierung soll um entsprechende Abänderung der Verordnung ersucht werden. Entsetzliche Tat eines notleidenden Vater». Aus Budapest wird berichtet: In der Nähe der Ge meinde Maglod ereignete sich eine schwere Familien« .ragödic. Der Schuhmacher Bardos tötete seine vier im AIrcr zwischen vier und elf Jahren stehenden Kinder, indem er ihnen den Hals durchschnitt. Das fünfte, ein Mädchen, entging durch Zufall dem Tode, erhielt aber eine schwere Verletzung. Barbos ver übte dann Selbstmord. Seine Trau entging dem Tode, da sie nachtsüber in einer Fabrik beschäftigt ist. Das Motiv der entsetzlichen Tat ist schwere Not. Der Schuhmacher hatte längere Zeit keine Arbeit, und als er Beschäftigung erhielt, ging diese infolge Streiks wieder verloren. Seit Wochen äußerte er, daß er sich und keine Familie umbringcn wolle. Hofrat Rosenthal vor Gericht Dresden, 25. April. (Eig. Drahtbericht.) Am dritten Tag der Verhandlung gegen Hofrat Fritz Rosenthal und Genossen beb ,ligte sich d«m Gc- richt weiter mit den sogenannten Linzelfällcii. Die wichtigsten der unter Anklage stehenden Geschäfte waren folgende: Am 10. Juni 1920 bestellte dos Kriegswirtschafts amt Ehemnitzbei der WEG einen Posten Hafer- flocken von 260 Zentner, die am folgenden Tage durch Vermittlung des Kaufmanns Selbmann bet dem Lebensmittelhändler Bombach in Kamenz aus Beständen der Amtshauptmannschaft Kamenz er worben und am 15. Juni an das Kriegswirtschafts amt Chemnitz weiterverkauft worden sind. — Kurze Zeit darauf, am 9. August 1920, erwarb die Rosen- thalsche Waren-Einkaufs-Gesellschaft ^WEG) vom Kaufmann Kotte in Bischofswerda durch Handel an der Börse 400 Zentner Haserschalen, die am 19. No vember gleichen Jahres an den Kaufmann Löwenstein nach Chemnitz veräußert wurden. Ein anderes Ge schäft wurde am 9. September 1920 zum Abschluß ge bracht, die WEG kaufte von der Firma Pelz L C o. in Berlin 630 Zentner gelbe Erbsen, die dann 14 Tage darauf in den Besitz der Firma Abrahamson in Charlottcnburg übergingen. Im Herbst 1920 wur den von der WEG vom Kaufmann Selbmann- Dresden 7635 Kilogramm und von dem Berliner Großhändler Kampfmeyer zwei Waggons Hafcrflocken übernommen und an Großhändler in Bischofswerda und Dresden weiterverkauft. Zu gleicher Zeit er warb die WGG von der Firma Hirschfeld L Co. in Düsseldorf 400 Zentner Splittererbsen, von der Warenhandclsgesellschaft in Breslau zwei Wag gons Hafermehl, von der Berliner Firma Klug mann L Co. 1000 Zentner Ntaismehl, und vom Platzgroßhändler Hom Zumpe 200 Zentner Ran goon-Bohnen. Diese Warenposten wurden nach Bielefeld, Dresden und Berlin weiterverkauft. Am 27. August verkaufte die Firma Ostsachsen an die WEG 110 000 Kilogramm gelbe geschälte halbe Erb sen, die zum Teil an einen Großhändler und an das Lebcnsmittelamt der Stadt Dresden gingen. Die Großhandelsfirma Quosdorf in Zwickau erwarb An fang September 1920 von der Stadt Zwickau 10 500 Kilogramm Haferflocken. Die Firma veräußerte diesen Posten aus der Chemnitzer Börse an die WEG und dies« überließ die Ware der Großhandelsfirma Arras in Zwickau. Eine Anzahl weiterer Geschäfte waren nur kleineren Umfanges. 1!m den Sachverhalt zu klären, mußten die jeweils üblichen Preise er örtert werden, um die Frage Jlotmarktlage oder nicht zu klären. Wie schon in unserem Eröffnimgsbericht erwähnt, dehnte die Roscnthalsche Waren-Einkaufs- Gesellschaft ihre Geschäfte nicht nur auf Lebens- und Futtermittel aus, sondern sie versuchte auch, sich an Gelegenheitskäufen zu beteiligen. So wurden der WEG im Juni 1920 von der Hamburger Firma Claudius L Iarchow 250 000 Wolldecken und 30 000 andere Decken zum Kauf angeboten, die dann von der WEG der Firma Hertel L Franz in Blasewitz weiter offeriert wurden. Zu gleicher Zeit bot die Hamburger Firma der WEG noch überdies monatlich etwa NOM Meter D e ck e n st o s f, ferner 30 000 Stück S e g c l t uch - T o r n i st e r mit Fell- rücken und 25—30 000 Tornistcr-Trag- riemen an. Auch diese Offerte wurde der Blasc- witzer Firma übermittelt. In allen Fällen kam es zu keinem wirklichen Geschäftsabschluß. Im Juni 1919 verkaufte die WEG an eine Firma in Oppach 1000 Zentner Rübensirup, der damals noch der Zwangsbewirtschaftung unterlag, und der angeblich ohne Genehmigung der Rcichs- Rübensaft-Gesellschaft veräußert morden ist. Einen weiteren Punkt der Anklage bildet der Handel mit Tabakwarcn ohne Geneh- megung. Es handelt sich dabei um folgenden Ge schäftsvorgang: Im Herbst 1919 bot die WEG der Hamburger Firma Scmilowitz, Tabakgroßhandlung, 250 Millionen Zigaretten (Marke Henly) und 160 Millionen Stück englische Zigaretten an, lieferbar ab Frankfurt a. M. Weiter offerierte die WEG 200 Millionen Zigaretten, Marke ^enly, lieferbar ab Rotterdam, und im August gleichen Jahres dem Kaufmann Weiß in Amsterdam, einem Schwager des Mitangeklagten Feßler, 100 Millionen Zigaretten amerikanischer Herkunft, greifbar in Frankfurt a. M. Im Oktober desselben Jahres bot die WEG der Firma Claudius L Iarchow in Hamburg eine Million Zigaretten, greifbar ab Dresden, an. Diese Angebote wurden schriftlich und telegraphislch gemacht. Zu Abschlüssen ist cs nicht gekommen. Eine Genehmigung zum Handel mit Tabak lag nicht vor. Einige weitere Einzclfälle betreffen Geschäfte mit Mais, China- und Japan-Erbsen, Hafer, bei denen das Gericht die Frage des Ketten« oder ungenehmigten Handels zu prüfen hat. Der Mitangeklagte Saul bemerkt dazu, daß er eine Notmarktlage in der Praxis mcyt kenne, sondern nur in der Literatur. Frau Iwaans Vorleben Im Prozeß gegen den Holländer Willy Zwaan werden die letzten Zeugen vernommen. Aufmerksam keit erregt die Vernehmung zweier Untersuchungs gefangenen. Zuerst erscheint Hermann Stahl, der vom Vorsitzenden begrüßt wird: „Sie sind ja der „tolle Hermann*!" Stahl, ein blonder Hüne, ist Manager bei Box- und Ringkämpfern und hat Frau Zwaan seinerzeit in einem Lokal Unter den Linden kcnncngclernt. Er wird ihr gegenübergestellt und erkennt sic sofort wieder. Frau Zwaan: „Ich kenne Sie aber nicht!" Hermann Stahl: „Das tut mir sehr leid!" Der „tolle Hermann" erzählt dann eine Ge schichte aus dem Untersuchungsgefängnis. Dort habe ihm ein englischer Soldat, genannt der „Lord", erzählt, daß er mit der Maria Elsholz ein Verhältnis gehabt habe. Diese habe von ihm Geld verlangt. Stahls verstorbene Geliebte habe Frau Zwaan auch als homosexuell bezeichnet. Hermann Stahl erklärt, daß er einen Irrtum für vollkommen ausgeschloffen halte, da ihm der „Lord" damals den Namen Elsholz genannt und ihm die Frau Zwaan in einem Lokal ge- zeigt habe. Der Angeklagte fährt bei dieser Aussage plötzlich in die Höhe, beginnt fürchterlich zu schreien und schlägt hinter dem Gitter mit der Faust auf den Tisch und die Stühle. Er muß infolgedessen abge führt werden. Hermann Stahl erzählt weiter von einem intimen Privatlokal am Lützowufer, wo jede Nacht Orgien ge feiert worden feien. Auch dort habe Frau Zwaan verkehrt. Der Angeklagte wird wieder hereingeholt. Es erscheint dann der Untcrsuchungsgefangenc Muhs, der verschiedene Berufe durchgemacht hat und u. a. Sänger in einem Lokal gewesen ist. Er gibt an, daß er Minna Elsholz von verschiedenen Tanz- diel'n her kenne, was diese aber bestreitet. Es werden nunmehr die beiden früheren Bar damen aus dem „Alten Ballhaus" vernommen. Anni Krüger kennt Frau Zwaan sofort und mit Be stimmtheit wieder. Diese habe mit ihrer Schwester sehr oft im „Alten Ballhaus" verkehrt. Beide hät ten dort ungemeines Glück gehabt, da sie jedesmal sofort Verehrer gefunden hätten. Fräulein Krüger j habe die beiden Schwestern für Anfängerinnen ge halten. Auch die andere Bardame, Fräulein Hanni Höpfer, erkennt beide Mädchen sofort wieder. Auch sie bestätigt den häufigen Besuch und den Verkehr rni den Kavalieren. Lin Ligamieprozeh vor -em Neichsgericht In dem aiftsehenerregenden Falle eines wegen Bigamie angsklaqten Ehepaares, des Genoffenschafts beamten Georg Heider und dessen Frau, wurde jetzt vom zweiten Strafsenat des Reichsgerichts ein be merkenswertes Urteil gefällt. Frau Hcider hatte im Jahre 1889 den österreichischen Staatsangehörigen Taschenbuch für Frauenzimmer Von ernst ckottn Nett und amüsant spazierte es sich im 18. Iahr- bunderi. Dieses eoätulum liebte zärtliche Freund schaftsbänder um Radieschen zu knüpfen, schrieb abenteuerliche Romane mit eingeflochtenen Trächtig- teitskalendern, und seine tiesdrkolleticrtcn, züchtigen Damen schnitten zu ihrer Erheiterung kleine frivole F'gürchcn aus buntem Papier — ein Donceur für ihre Kavaliere, die, zwar in femininen Seidcnhabits, doch oft genug in der Ruine lagen. Aus diesen Tagen der Papierrosenkettcn stammt das anonyme „Taschenbuch für Frauenzimmer" (1774), dessen „Anleitung (wie die Schönheit des Gesichts, der Zähne) der Hände usw. ingleichcn das Wachstum i er Haare auf die beste ünd sicherste Art erhalten > nd wieder erlangt werden", kann ich den eleganten „Frauenzimmern" itzigcr Tage mit sotanem Kratzfuß präsentieren. In Form eines Kalenders, dessen einzelne Ma in.te der Pflege „je eines Sitzes der Schönheit" gc- ' >.dmit sind, spricht — na, sagen wir: ein galanter .'.ter Landarzt, mit dicker Brille wohl, aber schloh- weißen Hemdpäfschcn zu dem schönen Geschlecht. „Monat Januarius. Bon dem eigentlichen Sitz der Schönheit des Gesichtes: von dem was ihr berhaupt betrachtet, nachthcilig oder zu trüglich ist." älso: Die Schönheit sitzt „in einer großen Anzahl keiner Fettkügelchen, die unter der Haut, besonders in der Gegend der Backen und des Mundes hin und wieder zerstreut liegen". Zweitens beruht die Schön, hkit „auf dem guten Zustand der Schweißlöcher des Gesichts". Und schließlich ist „stockendes und scharfes Blut" der Schönheit durchaus hinderlich. Mit „abgesottenem Flußwasser und venetianischer Seife" wären ja die verstopften Schwcißlöcher wieder in Trab zu brlngen, aber es ist schon besser, man ver meidet von vornherein „fette Speisen, Butter- gcbackene» und braune Butter, besonders ist Schweinefleisch der Haut des Gesicht« sehr schädlich, e* scy nun, daß das Fett dieses Fleisches unmittel, bar viele Schärfe, wegen der garstigen Nahrung dieser Thiere mache, oder daß es aus Mangel nicht hinreichender Auflösung Schärfen absondere". Nicht weniger fatal als zu scharfes, ist zu „schlei miges Blnt", »Die meistentheil» geringe Leibes- bcwegung, die sich das schöne Geschlecht macht, trägt zur Vermehrung des Schleimes vieles bey." Eine Mixaur aus Kletten-, Scorzoner-, Graß- und Süß holzwurzel nebst einem halben Loth wilder Ziment- rinde und gerasselten Hirschhorns wird mühelos all das schleimige Blut zu brausendem Champagner machen. Wenden wir uns nun den kosmetischen Details zu. Sommersprossen empfand man auch im 18. Jahr hundert als eine recht undclikate Angelegenheit, und manche liebreizende Demoiselle bekam Vazeurs, wenn sie ihr geschecktes Spiegelbild sah. Das Taschenbuch gewährt tröstliche Hilfe: „Man nehme Hechtgolle ein halbes Loth, Seife zwcy Loth, Wcinsteinsalz ein Oucntgen, frisches Mandelöl so viel als nöthig ist, um davon unter währenden Reiben in einem steinern Mörsel eine Salbe zu bekommen." „Sehr viele Frauenzimmer beklagen sich über das Ausfahren rother Flecke und Blüthen, an der Stirne, an den Backen und an der Nase. Daß ein scharfes, salziges und flüchtiges Blut Schuld ist, ist chucn nicht unbekannt". Und wie vertreibt man derartig „scor- butischcs Blut? „Viele Frauenzimmer haben bey starkem Ausfahren im Gesicht, mit dem besten Erfolg nach zuvor genommenen abführenden Mitteln, eine lange Zeit statt aller andrer Speisen, nichts als Milch, und höchstens etwas weißes Brod zu sich ge nommen. Uebcrhanpt kömmt es darauf an, dass die Schärfe gleichsam eingcwickclt und gelind obgeführet werde." Mahlzeit. Augenbrauen werden zu tropischem Wachstum durch eine Salbe aus dem Fett schwarzer Garten schnecken vermischt mit Viepernschmalz aufgeputscht Brennende Augen lindert nicht mehr als Erdbeer- wosscr mit „drei Gran evpriscbcn Vitriol" vermengt Das öftere Händewaschen ist eine dumme Ange wohnheit, weil es die Vattschen trocken und hart macht, elegante Frauenzimmer tragen lieber Hand schuhe, die inwendig mit Mandelöl ausgestrichen worden sind. Zeder sei sein eigener Zahnarzt: „Die bohlen Zähne muffen mit Nelkenöl von dem angefrcssenen cariösen Theil befreyet und hierauf mit Bley ans- gefüllet werden." Das Taschenbuch schließt mit reformatorischen Wünschen hinsichtlich der Fussbekleidung: „Es wäre zu wünschen, daß unser Frauenzimmer, dir Mode, «vyr Schuhe zu tragen, dem chinesischen Frauen- zimmer, welches sehr wenig ausgehet, überlassen, und daß es (wie in England gebräuchlich ist) dos ganze Jahr über seine lederne Strümpfe tragen möchte. Auf diese Art würde der Fuß den Sommer über vor den Mücken und den Weiter von den Folgen strenger Kälte gesichert seyn." Pom Leder-, über den Blau- zum Florstrumpf, von der Hechtgallensalbe zur elektrischen Höhensonne, vom „Taschenbuch für Frauenzimmer" zum kos- methisch-therazcutischen Institut für Schönheitspflege — v, welcher Fortschritt! Zweiter Grube - Abend im Alten Theater. Max Grubes Mephisto in der F a u st - Tragödie erstem Teil bedeutete nach dem Shylock des ersten Abends keine Steigerung. Dieser Mephisto stammte aus einer temperierten Hölle, in der Ventilatoren dafür sorgen, daß die Bewohner nicht allzu rot an laufen. Des Herrn v. Natas' Hausfscher Provenienz Bruder war der Grubesche Mephisto! — Geheimrat Grube sei bedankt kür die wohlstudicrte, sorglich aus gefeilte schauspielerische Le'stnng, die er uns bot. Sie bewies, daß Mimik und Stimmittel des jugend frischen Jubilars noch aus unversiegbarem Borne strömen, der nns noch manches Kabinettstiickchen kultiviertester Schauspielkunst gewährleistet. Indessen: wir Heutigen mit den ramponierten Nerven wünschen und denken uns den Mephistopheles — meph'stophelischer. Öl'. »4. Ein neue» Werk Sigmund Freuds. Professor Sigmund Freud, der Begründer der Psychoan.ilyse, läßt jetzt ein neues Werk erscheinen „Das Ich und das Es". Das Buch, das im Internat. Psychoanalyt- Derlag erscheint, knüpft, wie Freud ausführt, an die Gedankcngänge seiner Schrift „Jenseits de« Lust- Prinzips" an, verknüpft sie mit Tatsachen der psycho- analvtischen Erfahrung und gelangt dadurch zu einer Synthese seiner gesamten psyBolog schen Erkenntnis. Sie rührt daher vielfach auch an Dinge, die b'sber noch nicht Gegenstand der psychoanalytischen Be handlung gewesen sind. Prelsstiftungen der Gemeinde Dien. Aus Wien wird uns gedrahtet: Die Gemeinde Wien beabsicht gt für die besten künstlerischen Leistungen auf dem Ge biete der Literatur, Musik und bildenden Künste neue Preise (je 3 zu 15,10 und 5 Mill. Kronen) zu stiften, die am 1. Mai jeden Jahres verteilt werden sollen. Weiter wird die Gemeinde für bedürftige Schüler der Fortunato Donecker geheiratet. Bei einer Eifersucht», szene hatte Bonecker auf seine Frau einen Schuß ab gegeben und war deswegen zu Gefängnis verurteilt worden. Er wurde nach Verbüßung der Strafe aus- gewiesen Nachdem Frau Bonecker viele Jahre nichts von ihrem Ehemann gehört hatte, heiratete sie ihren jetzigen Mann. Da beim Aufgebot beide die erste Eheschließung verschwiegen hatten, sa wurden sie gemeinsam wegen Bigamie angeklagt. Der Staatsanwalt beantragte damals gegen sie sechs Monate Gefängnis. Das Ge richt hatte aber, da der Mann zwölf Jahre verschollen und nicht auffindbar war, auf Freisprechung erkannt. Dagegen halte die Staatsanwaltschaft im Hinblick auf die grundsätzliche Bedeutung des Falles Revision beim Reichsgericht eingelegt und den Standpunkt vertreten, daß die Angeklagten die neue Ehe erst hätten schließen dürfen, nachdem der erste Mann im Dege des Aufgebotsverfahrens für tot erklärt worden - sei. Es wäre mit der Möglichkeit zu rechnen, daß der erste Mann wieder auftauche uich daß sich dann das in der Literatur behandelte berühmte Enoch- Arden-Problem ergeben würde. Dos Reichsgericht ist jetzt der Auffassung der Strafkammer bcigetreten und hat die Revision der Staatsanwaltschaft auf Kosten der Staatskasse verworfen. Bestrafte Fälscher und Schieber. Die Kölner Strafkammer hat einen Prozeß beendet gegen 25 Spediteure, Kaufleute und Zollbeamte wegen i der Benutzung gefälschter Ausfuhrerklärungen ünd Verschiebung von 100 Wagen mit Chemikalien ins Aukland. Die Fälscher der Ausfuhrcrklärungrn waren Speditionsfirmen, die mit bestochenen Zoll beamten Hand in Hand arbeiteten. Es wurden Strafen bis zu 2 Jahren und 3 Monaten Gefäng. n i s und 1 Million Mark Geldstrafe verhängt. Vier Angeklagte wurden freigesprochen. Line gute Partie. Aus Stuttgart wird uns gedrahtet: Auf dem Rathause in Bartenstein (Württemberg) sind seit einigen Tagen zur Verehe lichung standesamtlich aufgeboten: „der ledige 29- jährige Hauslehrer Joseph Hugo Waldenmaier, Sohn der Fabrikarbeitersehelcutc Waldenmaier aus Salach, Oberamt Graupingen, und die ledige 19jäh- rige Marie Rosa, Prinzessin zu Hohenlohe-Barten- stein, Tochter des verstorbenen Patronatsherrn Durchlaucht Johannes Fürst zu Hohenlohe-Barten- stein und Iagstberg und der Kaiserlich Königlichen Durchlaucht Anna Fürstin zu Hohenlohe-Bartcnstcin und Iagstbcrg, Erzherzogin von Oesterreich und Prinzessin aus dem Hause Toskana." Die Verpflich tung der kirchlichen Proklamation ist dem Braut paar kraft besonderer bcschöfticher Lizenz erlassen. Standesamtliche und kirchliche Trauung findet in Stuttgart statt. Eine schwere Beute. Aus dem Abfüllschuppcn der Hasenbauabeitung B. Tankweg in Hamburg wurde eine etwa 400 Kg. schwere Dampfmaschine gestohlen. Grubeuuvglück. Durch Wassereinbruch in einem Kohlenbergwerk bei Dudley (England) sind fünf Bergleute ums Leben gekommen. Ford in der Tschechoslowakei. Die Tschechoslowa- kische Handelskammer in Chicago verhandelt mit der Ford-Gesellschaft und mit tschechoslowakischen Inter essenten über die Errichtung einer Fordschcn Auto mobilfabrik in der Tschechoslowakei. Borhemd-PerlenlnSpfe für Nenutip». In den Händen der Berliner Kriminalpolizei befinden sich drei Porhcmd-Perlcnknöpfe, deren rechtmäßiger Be sitzer noch nicht ermittelt ist. Die Knöpfe, die einen hohen Wert repräsentieren, wurden vor einiger Zeit einer Iuwclen-Ankaufsstelle in der Potsdamer Straße in Berlin zum Kauf angeboren. Als man die Personalien des Verkäufers fcststellcn wollte, sagte er verdutzt: „Was hat denn mein Name mit dem Vor hemd zu tun?", wartete aber nicht weiter die Ant wort ab, sondern flüchtete unter Zurücklassung Her drei Perlen. Die Kriminalpolizei ermittelte ihn als den 23 Jahre alten, vorbestraften Kellner Alfred Schmidt, der behauptet, die Knöpfe von einem Freunde zum Donk für gute Renntips in Dresden erhalten zu haben. Es steht aber fest, daß er sie gestohlen hat. In Schmidts Besitz befand sich damals noch eine birnenförmige Perlennadcl. Wiener Mittel- und Hochschulen Stipendien aussctzen, und zwar 30 Jahre Stipendien von 1,8 Mill. Kronen für Schüler der oberen Klassen der Mittelschulen und 20-Iahres-Stipendien für je 3 Mill. Kronen für Hoch schüler, welche in monatlichen Raten von 150 000 b s 250 000 Kronen ausgcznhlt und zum ersten Male im nächsten Schuljahr 1923/24 verliehen werden sollen. Molnars Erfolg in Italien. Aus Rom wird uns gemeldet: Molnars Stück „Lision" hat bei seiner gestrigen Erstaufführung im Theater Quirinio einen Erfolg gehabt, wie er in den Annalen des italienischen Theaters nur selten zu buchen war. Das Stück soll bis Ende der Saison gegeben werden. Das Publikum war widerspruchslos hingerissen. Die richtige Antwort. Die Frauenrechtlerin stand auf der Rednerbühne und schleuderte eine Frage in die lauschende Menge. „Wo würden die Männer heute sein, wenn es nicht Frauen gäbe?" rief sie triumphierend. Tiefes Schweigen antwortete ihr. „Ich frage nochmals," sagte sie „Wo wären die Männer ohne uns Frauen?" Ta antwortete eine ruhige Stimme ganz von hinten^ „Im Paradies." Aus den TheaterburrauS. (Neues Theater.) Der Intendanz der Städtischen Th.'ater ist es gelungen. daS Moskauer Kamnrcrldcater, ehe cs Deutschland sur mehrere Zähre verlädt, zu einem zweitägigen Gesamt- gasispiel im Neuen Theater am Sonnabend, dem 2ö„ und Sonntag, dem 29. April, verpflichten. Zur Aul- sührung gelangen „Die Schwestern" — eine Bearbeitung der Operette „Giroslv-GtroUa" des Direktor» Alexander Tatross. Da» au» öO russischen Künstlern bestehende Ensemble bringt eigene Dekorationen und Kostüme mit und stellt in seiner Gesamtheit eine neuaritge Theater Nlns« dar. di« ihrem Schöpfer Tatros! bet Gastspielen in Beilin und anderen Hauptstädten Europa» autzerordent- llchen Ersolg ctntrug. Die beiden Gastspiele werden bei aufgehobenem Anrecht gegeben, und zwar müssen, um diese Veranstaltungen ermöglichen zu können, die 66 An rechtSvorstcllung .6 Folge. «NO „Don Giovanni- ans Ticn»taa, den 1. Mat. und die 67. Anrecht-Vorstellung (1 Folge, grün) „La Travtata" aus Mittwoch. 2. Mai. verlegt werden. Der Barverkauf der Karlen vegtnnt am Donnerstag dem 26. d. M., vormittag- 19 Uhr, an der Kasse des Neuen Theaters. — (Schauspielhaus.) In Hermann Kesser» Tragikomödie .Sum-ma Summe, rum", die (zusammen mit Leo Tolstoi» Komödie „Er 's: an ollem schuld') am N. April zur Srstaussührung gc langt, werden die Hauptrollen von den Damen Carsten- und Grau den Herren Stein, Bünte. Steiner. Weber Paulu-i. Walden und Drost daraestellt Zn dem Tolstoi scheu Stück sind in sübeenden Rollen die Damen David und Niemann, sowie die Herren Falkenhausen Balgu«. Wöpel, Walden und Mayerbosf beichäsitgt. Regie beider Stücke: Paul Pekrsz. rn Dor <ir zusammen. Belohnung' nüchternen Der Anges! entqegengvb hoben Dell Bild de» 3 Ans jod Der eine g. das Plasta bat: ein an über die Fr sinnt gleich wokl verdic großen Arp teuer: ein seine Angc frommes Fi danken um und Tage!» beit nicht schüttelt de konnte mai bilduna un verantwort« So wir! schen andei Jeder Mer finden. D< sammen au Wille. Eh denn der e ist eine R Mensch .ei Licht Haber findet', .w von der ? Menschen < Art des ( Willens, i PrimEre. d Der Ge Erfinder ni se'.nem Gei ei-st kann e Dasselbe g das in fede den Körp-ei den Geist, i Mit L-icken vollem Gest hauptfächllc rielle, für > schenken starkem, vc machen, w. Man broix von Spor! erwähnten fallen die auf als im Koch nur ( «rausten b de kn 2 fielen, K3n nicht dich« ftähnlnmtm -aß ander« ist ihm nn beim Fusch Für di. schlac-g-ebs.a (Ernähr Knochen (' blnn, Rück Nature Dreiglieder aus dem n b!Mern. zur Dishai Körperbau, sichsi-züqen nisch vera-r Die Forsc! Gall sollte ver vollsten Anters, i ernannten Produkt l Wenzc Ekel: „Brr! gern. 2 fort, ^>or wartet... Er sch in den A Iastre Runde, i Lippen se Er ur sierer Gn des Kaikl schiller sn die im 4 sich, schre Stelldiche! »Geliebte' Iastre ging erst Zweifel b Und i sprach un einander auch die sich dem Widerstreb Ich w Einmc Draune i Tochter l mal Hatti gesproche« ihr nie zr nur gaff« scheu und
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