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ch Sette 2 Nr. 97 irgendwelche Vermittlung von ihm völlige Wiede» Herstellung der französischen Schaden zu erlangen. Gleichzeitig mühten auch durch die Garantiestaaten neue deutsche Einfälle in französisches Gebiet ve» hindert werden, was eine Voraussetzung des allge- meinen Friedens und der Ruhe in der Welt darstelle. Was ihn anbelanae, so werde er sich weder durch außenpolitische noch durch inner-politische Schwierig' leiten von diesem Ziele abbringen lassen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Le Trocquer hielt bei Eröffnung der Session des Generalrates des Departements Täte du Nord eine lange Rede, in der er ausführlich auf die Repara tionsfrage einging. Der Minister versuchte zu be weisen, daß Deutschland die Entwertung der Mark absichtlich berbeigeführt habe und verstieg sich bi« zu der Behauptung, daß Deutschland in Wahrheit reicher sei ass je. Er wies be- sonders auf die großen öffentlichen Arbeiten in Deutschland hin und warf der deutschen Regierung vor, den französischen Vorschlag für Arbeiten, die Deutschland in Frankreich auf Neparationskonto nussllhren sollte, sabotiert zu haben. Le Trocquer schilderte weiter die Ergebnisse der Ruhrbcsetzbng und versicherte wörtlich: .Das Spiel ist gewonnen." Loucheur berichtigt Eigener Dral,1bcrich! des Leipziger Tageblattes Paris, 24. April Die Iournee Industrielle veröffentlicht eine be- achtenswerte Berichtigung von Loucheur. Das Blatt hatte gelegentlich der letzten Rede Loucheurs ge schrieben, dieser habe u. a. gesagt, Deutschland werde Anleihen aufnehmen müssen, um seine Produktion zu steigern. Das Blatt hatte da zu bemerkt, daß nach seiner Auffassung der Ertrag der von Deutschland aufzunehmenden Anleihen den Verbündeten gezahlt werden müsse. Loucheur versichert nun in der heute verösfcni- lichten Richtigstellung, daß er die ihm zur Last ge legte Aeußerung nicht getan habe. Er habe die Meinung geäußert, daß Deutschland nach der Sanie rung seiner Finanzen jährlich mindestens 5 bis k Milliarden Goldmark durch Steuern ausbringen könne. Man müßte dahin gelangen, daß die deutsche Handelsbilanz einen entsprechenden Uebersihuß auf- weise. Aber dazu brauche nicht nur der Absatz deut scher Waren in den- verbündeten Ländern ins Auge gefaßt zu werden, sondern alle Länder der Welt kämen dafür in Frage. Deutschland brauche keine äußere Anleihe, um seine innere Produktion zu steigern-, es könne alle inneren Ausoabcn leicht durch den Ertrag der Steuern decken. Der Zinsen- und Amortisationsdienst der äußeren Anleihe, deren Er trag den Verbündete» ansznzahlen wäre, müsse durch Schaffung eines IIeberschusses in der Bilanz der deutschen Zahlung im Auslande gesichert werden. Zu diesem Zweck sei es notwendig, daß Deutschland jede unnötige Einfuhr unterbinde und seine Ausfuhr nach allen Ländern der Welt steigere. «r Die Schaffung eines Ucberschusses im Reichs etat ist auch das deutsche Ideal, das sich aber ebensowenig wird erreichen lassen wie die Stei gerung der deutschen Ausfuhr, solange die Nc- narationsfrage noch nicht endgültig geregelt ist und die Entente nach wie vor fortfährt, durch ihre Gewaltpolitik die deutsche Wirtschaft zu be drohen und den deutschen Wettbewerb im Aus land zu unterbinden. 0 - 3ug - Unglück im besetzten Gebiet Köln, 2 t. April. Am 20. April gegen 0 Uhr nachmittags fuhr der D-Zug Essen—Paris auf einen vor dem Bahnhof Düren haltenden Kokszuy auf, der kein Signal führte. Es sollen mehrere Wagen zertrümmert und eine Anzahl Personen getötet worden sein. Der Bahnhof wurde sogleich abgeblendet und dir Unfallstclle in größerem Umkreis abgesperrt. — Am 2l. April stieß ein aus Richtung Duren kommender D-Zug bei der Einfahrt in den Bahnhof Euskirchen aus einen Leer zug. Der Schaden ist erheblich. Angeblich sind vier Tote zu verzeichnen. * Aus Herne werden neue Zecheubesetzungen ge meldet. Es handelt sich um die Zechen Dahlhausen, Tiefbau und Lothringen I, IT und IV. Die Berg mute haben die Zechen verlassen. Die Verordnung des Generals Degoutte, nach der jeder Kohlcntran»- l-eipriger Tageblatt port verboten ist, wenn nicht die Steuer an die De- satzungsbchördc abgeführt ist, macht sich bereits im Geschäftsleben fühlbar. Die Hotels sind ohne warmes Wasser, und demnächst werden wohl auch die Bade anstalten geschlossen werden müssen. Emmer leidet auch das Bäckcrcigewerbe unter der Kohlenknapphcit. Verhaftung von Greisen Kaiserslautern, 24. April. Der zweite Bürgermeister von Kaiserslautern, Relle, wurde von der Besatzungsbchörde gestern verhaftet. Relle ist 71 Jahre alt. Der Grund der Verhaftung liegt darin, daß Relle, der für den eben falls seit einigen Wochen in Hast befindlichen ersten Bürgermeister die Geschäfte führt, die Verbreitung eines Flugblattes nicht verhinderte, tn dem die Namen von 13 in französische Dienste gerretcne Eisen bahner genant werden. Heute früh wurde Haltern von französischer Kavallerie mit Tanks besetzt. Spater rückte das Gros der Truppen wieder ab und ließ nur auf dem Bahnhof 120 Mann und am Ortseingang der Stadt 30 Mann zurück. Der Zugverkehr stockt. Der französische Militärkommandant von Bochum hat die von abends 11 bis früh 7 Uhr währende Verkehrssperre aufgehoben. Der Bahnhof Bochum ist wieder freigegcben. Es wird aber noch einige Tage dauern, bis der Betrieb wieder ausgenommen werden kann, da vorerst die technischen Einrichtungen des Behnhofs in Stand ge setzt werden müssen. Rach einer Meldung aus Kall ist am 20. April ein französischer schwarzer Soldat in einem Wäld chen in der Nähe Kalls erschossen aufgefundcn worden. Soarfragen im Völkerbund ElgcncrTrahtbkrichtdrSLripzigerTagcblattrS Genf, 24. April. Im Dölkerbundsrat, der nm Montag in vier stündiger geheimer Sitzung die Eaarfragen beriet, verteidigte sich der französische Präsident der Ncgie- rungskommission, Ra ult, gegen die von den deut schen politischen Parteien des Snargebietes gegen ihn erhobenen Angriffe. Ein Beschluß wurde vom Völkerbundsrat nicht gefaßt. Als Nachfolger Dr. Hectors wurde dessen Vertrauensmann, das ist der von der Bevölkerung ebenfalls abgelehnte Herr Land, znm regelmäßigen Mitglied der Regierung» kommission ernannt. Alle anderen saarländischen Fragen wurden durch glatte Annahme der von dein chinesischen Ratsmitglicd vorgelcgten Berichte und Entschließungen erledigt. Kleine politische Nachrichten Nach Essener Meldungen verschiedener Londoner Blätter soll die deutsche Regierung bereits mit den Führern der deutschen Industrie über die Garantien für ein Angebot von 40 Milliarden Goldmark ver handelt haben. * Der serbische Ministerpräsident P a s i t s ch hat das ihm anvcrtrautc Mandat zur Bildung einer Koalitionsregierung in die Hände der Krone zurück gelegt, da eine Verständigung mit der Demokratischen Partei nicht erreicht werden konnte. Der König hat jedoch die Rücklegung des Mandats von Pasitsch nicht angenommen. Die Verhandlungen mit den Parteien sind deshalb wieder ausgenommen wordem * Das während des Krieges vergrabene Geheim- archiv des verstorbenen Königs Niki ta von Montenegro ist gefunden worden. Neben Börsenberichten dürste es manches Interessante über die Entstehung des Weltkrieges enthalten. * In Bern starb am Montag abend Professor Eugen Hüber, der Urheber des schweizerischen Zivilgesetz buches. * Man meldet aus Moskau, daß drei Mitglieder der S o w j c t r e g i e r u n g sich gegen eine neue Terrorpolitik der Räteversammlung aus gesprochen haben mit der Begründung, daß der Terror die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zum Auslande erschwere. unü RLLÜelsreiluug Line Warnung Havenftelns Berlin, 23. April. In der Sitzung des Ientralausschusses der Reichs bank, in der die Erhöhung des Rcichsbankdiskonts beschlossen wurde. gab Präsident Haven st ein eine Uebersicht über die Entwicklung des Status der Reichsbank seit der letzten Zentralausschußsitzung und seit der letzten Diskonterhöhung und führte dabei folgendes aus: «Die seit bald drei Monaten geführte Stützung» aktion der Reichsbank ist ein sehr wesentlicher Teil des Abwehrkampfes an der Ruhr, und es ist not wendig, daß unser Volk und vor allem alle Kreise der deutschen Wirtschaft das auch voll erfassen und danach handeln. Das große Mittel, das das Reich und die Reichsbank hierfür in Anwendung gebracht haben, und dessen Zweck allen beteiligten Wirtschaftskrcisen sehr ernst und klar zur Kenntnis gebracht worden war, die Auflegung der GolvschatianweisungSanleike hat den Erwartungen, die daran geknüpft werden durften, nicht entsprochen. Wenn wir auch nie einen Zweifel daran gehabt und gelassen haben, daß die ausländischen, namentlich von der französischen und belgischen Presse vielfach gemachten Behaup tungen von einem viele Goldmilliarden betragenden Devisenbesitz der deutschen Wirtschaft nichts weiter waren, als ein, und zwar meist ein bewußtes Ge- bilde der Phantasie, so durfte doch füglich erwartet werden, daß der größere Teil der aufgebrachten Anleihe gezeichnet werden würde. Das ist nicht geschehen und hat bewirkt, daß unsere Gegner die Widerstandskraft und den Widerstandswillen der deutschen Wirtschaft schwächer einschätzcn zu dürfen geglaubt haben als sie sind. Ferner war die Folge, und das war das Schlimmere, daß im eigenen Lande wieder Sonderintercssen sich zum Schaden des Ganzen im stärkeren Maße betätigt haben, und daß die Ansprüche an den Devisenmarkt und an die Reichsbank sich von Woche zu Woche und schließlich zu einem Umfange gesteigert haben, der weit über den normalen Bedarf unsere: Wirtschaft hinansging. Aus diesem Grunde konnte sich auch die Tages- spekulation wieder, unbekümmert um das Wohl des Ganzen, in stärkerem Maße hervorwagen und durch Vorverkäufe an dem einen und Eindecknna der Börse am anderen Tage die Stützungsaktion erschweren. Wir haben aber auch mit tiefem Bedauern und mit ernster Sorge wahrnchmen müssen, daß nicht nur jene Tagcsspekulation ihren eigenen Acker gepflügt hat, sondern daß in dieser Zeit des schwersten Ringens Deutschlands auch ernste Kreise unserer Wirtschaft das Recht zu haben glaubten, sich nicht nur für den zwingenden Bedarf der nahen Zukunft, sondern auch weiterhin auf Vorrat oder für Devisen, die sie ab gestoßen hatten, mit großen Beträgen einzudecken und selbst vor Konzernanfträgen nicht zurück schreckten. Das alles geht heute nicht an, denn das heißt, wenn auch nicht absichtlich, so doch tatsächlich der großen gemeinsamen Kampffront und der Aktion, die das Reich und die Reichsbank im Interesse unserer Politik und Wirtschaft führen, in den Rücken fallen. Dieser Kampf fordert gebieterisch, daß alle Londcrinteressen rückhaltlos zurückgestcllt werden, und er fordert eben so, daß nur der unmittelbar und für die nahe Zu kunft notwendige Devisenbedarf gedeckt wird, die hierfür nicht notwendigen Devisen aber heraus gegeben und in den Dienst des Abwchrkampfes ge stellt werden. Das ist für ihre Besitzer um so leichter, als Goldschatzanweisungen auch weiterhin gegen Devisen erworben werden können. Das Reichsbankdirektorium würde es lebhaft be dauern, wenn es einer dem Interesse des Ganzen zu- widerlaufenden Betätigung der Sonderinteressen und des Eigennutzes mit den ihm zur Verfügung stehen den Machtmitteln entgegentreten müßte. Ich betone aber, daß es das tun würde, und zwar mit den schärfsten Restriktionen, ohne Ansehen der Person oder der Firmen. Wir hoffen, daß das in der letzten Woche erfolgte Emporschnellcn des Dollars und die in der Stützung» LLttvocd, äen 25. April aktion von der Reichsbank vorgenommene Aendrr : z der Taktik al, ein lavier, ernster Weltruf empfunden werden und als solcher seine Wirkung tun wird. Aber wir halten es für geboten, ihm auch auf dem Gebiet« der engeren Reichspolitik durch die starke Erhöhung de» Diskantes die schärfste Warnung, die wir aussprechen, und das stärkste Warnungssignal, das wir aufrichten können, unmittelbar folgen zu lassen. Sie ist also eine der Maßnahmen, die ge boten sind, um die Stützungsaktion, die vielleicht noch lange notwendig ist, von den Hemmungen zu be freien, denen sie in letzter Zeit ausgesetzt gewesen ist. Die Diskontpolitik muß bestrebt sein, auch diese Wir kungen abzuschwächen. Die scharfe Erhöhung des Bankdiskonts wird, wie wir hoffen, dazu beitragen, daß die flüssigen verfügbaren Privatkapitalien in er höhtem Maße Anreiz fänden, sich der Anlage in un- verzinslichen Reichsschatzanwcisungen zuzuwenden, um dadurch freie Geld»- zu binden, die Verknappung des Geldmarktes zu fördern und die Reichsbank zu entlasten. Rbschlutz -er Wirtschaftsdebatte im Reichstag Der Reichstag erledigte am Montag die zweite Beratung des Haushalts für das Reichswirtschaft» Ministerium, indem dos Gehalt des Ministers be willigt wurde. Reichswirtschaftsminister Dr. Becker kam in seinem Schlußwort nochmals auf den neuen Marksturz zu sprechen. Schon die bloße Ankündigung von Gegenmaßnahmen der Regierung habe bewirkt, daß die Spekulation zu einem erheblichen Teile ab- geschreckt wurde. Die Negierung werde die ins Auge gefaßten Maßnahmen vollends durchführen. Be sonders eingehend setzte sich der Minister mit seinem Amtsvorgänger, dem sozialdemokratischen Fraktions redner Abg. Robert Schmidt, auseinander, dem er in seinen Ausführungen über die Preisgestaltung bei Kohle und Eisen wesentliche Irrtümer nachwies und demgegenüber er betonte, daß der größte Teil der deutschen Waren heute über Welt marktpreis stehe, daß neben der Ausfuhrabgabe auch die Umsatzsteuer mit 3 Prozent erhoben werde, und daß infolgedessen die Ausfuhrabgabe keine so erhebliche Rolle spiele. Hieran schloß sich eine längere Debatte über dir Angelegenheit der Badischen Änilinfabrik, ohne dag jedoch ein praktisches Ergebnis erzielt wurde. Dor her waren ein Antrag der Deutschen Dolkspartei, des Zentrums und der Bayerischen Dolkspartei zur Neuordnung der Lehrerbildung, sowie der Gesetzentwurf, der die Derhundertfachung der Biersteuer bringt, den Ausschüssen überwiesen und die Erhöhung der Geldstrafen end gültig beschlossen worden. Villionen-Ltat für Reparationen DrahtbcriHt unserer Berliner Lchrtftleilung Derlin, 24. April. Der Reichshaushalt für die Ausführung des Friedensvcrtragcs für 1923 zeigt infolge der fort- geschrittenen Geldentwertung nach seiner Neuaus stellung Riesensummen. Der ordentliche Etat erhöbt sich von 84H Milliarden auf 1,4 Billionen Mark, der außerordentliche von 121,9 auf 808,7 Milliarden Mark. Dadurch erhöht sich der Gesamtzuschuß, bedarf auf 2,2 Billionen, wovon nur gegen 100 Milliarden aus der Zwangsanleihe gedeckt wer den können, so daß also über 2 Millionen den allge meinen Rcichsctat belasten. Dabei muß in Betracht gezogen werden, daß in diesen Beträgen noch keine Mittel für die eigentlichen Repara- tionsbarzahlungcn enthalten sind. Be merkenswert sind folgende Posten: 38 Milliarden fn». die interalliierte Rheinlandkommission, 228 Milliar den für die Unterhaltung der Desatzungstruppen, 308 Milliarden für Bauten für die Besatzungstruppen. Von den gesamten 2L Billionen kommt der Ver ringening der deutschen Neparationsschuld nichts zugute. Die im deutsch - polnischen Abkommen üb:r Oberschlcsicn vom 15. Mai 1922 vorgesehene Schlichtungsstelle für die Staats- angehörigkeitsfragen ist bei dem Schied» gericht Beuthen errichtet worden. Der Kaufmann Georg Gisze Don ttsnn Sauer Heutigestags fragt man vergebens nach Georg Gisze. Es kennt ihn keiner mehr. Sein Leib ist lange zerfallen. Sein Gcsci)äft existiert nicht mehr. Führten es untüchtige Enkel dem Ruin entgegen? Verkaufte cs sein Sohn mit gutem Nutzen, da er dem Kaufmannsbcruf kein Interesse abgewinncn konnte? Die Historie vermeldet nichts darüber. Es steht nur fest, daß der Kaufmann Georg Gisze sich eines Tages an Hans Holbein d. I. wandte und sich von ihm malen ließ. Und cs steht fest, daß die Reproduktion des Bildes die 100 000-Mark-Scheine verzieren hilft, welche die Reichsbank in diesen Tugen hsrausgcgeben hat. Die Herren der Reichs bank, die über den Zeichnungsschmuck ihrer Bank noten zu bestimmen haben, mögen es ja sehr gut gemeint und dem Maler Holbein eine persönliche und Georg Gisze als Vertreter der deutschen Kauf mannswelt in London, wie sie vor 400 Jahren war, eine unpersönliche Ehrung zugedocht haben; steht ober nicht zu befurchten, daß rin aus dem Grabe er stehender Georg Gisze sehr wenig damit einver standen wäre, ein im übrigen ungedecktes Geld unt seinem ehrlichen Gesicht zu decken? Daß er viel leicht sogar Beleidigungsklage anslrcngen würde? Mit Kanfmannsbildcrn geschmücktes Geld ist an sich geschmackvoller als eines, das Fürstenköpse trägt. Dos Kaufmannsgcsicht wirkt sachlicher, schlichter, un pathetischer. Es wirkt nicht anbcsohlen. Die Ideen- inhalte passen besser zueinander. 9lber Georg Gisze ans Augsburg würde über diesem allgemeinen Um stand wohl nicht übersehen, daß es heute ein Be sonderes mit dem Geld isi. Als er lebte, nannte sich einen Taler, was einen Taler wert war, war ein Taler ruhender Pol und Maßstab. Er war Subjekt des Kaufes. Das Geld ist heute Objekt. Nicht so sehr an der Dore, deren Wert im wesentlichen stabil bleibt: am Geld, dessen Wert sich vermindert, wird verdient. Gearq Gisze ist als Mann äußerster exakter Kausmannspraktikcn vorzustellen. Schon, daß er sich von keinem Pinsler, sondern von Hans Holbein malen ließ, wirft ein gutes Licht auf ihn. Er war vielleicht sogar Rats herr und trug außer einem würdevollen Samtbarett und dem Bäuchlein vornehmer Behäbigkeit die Fal ten lauterster Ehrbarkeit auf dem Gesicht gemeißelt mit sich herum. Als er lebte, hatte das Geld eine etwa zehnmal höhere Kaufkraft als vor dem Kriege. Die Mark vor dem Kriege wiederum rvar OOOOmal kauf- kräftiger als die heutige. Der 100 000-Mark-Schein von heute entspricht noch nicht einmal einem Taler von damals. Gab sich der reiche Hanseatc Georg Gisze mit Talern ab! Hätte er nicht verächtlich ge- lächelt, wenn man ihm gesagt hätte, daß der Taler wert einmal das höchste Geldstück sein wcrdcl Es sei rückwärts gegangen mit uns? Eben leider nicht. Vorwärts gegangen ist cs mit uns. Vorwärts von der Hinterladepistole zu den Mörser batterien, vorwärts in die Schützengräben, vorwärts zum 100 OOO-Mark-Schein. Und nun gucken wir wieder rückwärts: Zu dir, Georg Gisze, und zu den Malern deiner Zeit. Uebriqens: Noch weiß ich es nicht, wie du dich ausnahmst. Warst du klein und dick? Oder auf geschossen und hager? Schwarz oder blond: Einer meiner Freunde hat Kunstgeschichte studiert. Ich fragte ihn nach dir. Er kannte gerade vieles Bild deines Malers nicht. Dkr Arme: Diesen Holbein wird er nun wahr scheinlich nie zu, Gesicht bekommen. Gerade weil er Kunstgeschichte studiert hat. Ausstellung in der Deutschen Bücherei. Zur Kantatevcrsammlung der deutschen Buchhändler findet in der Deutschen Bücherei eine Ausstellung von Büchern, Zeitschriften und graphischen Werken zum Thema „Rußland" statt. Ausgestellt sind in Deutschland hergestellte Bücher in russischer Sprache, deutsche Literatur über Rußland lGe schichte, geistiges Leben. Recht, Wirtschaft, Literatur geschichte, Kunst, bolschewistische und antibolsche wistische Propagandaliteratur), Ausgaben der Werke klassischer und moderner russischer Schrift steller in deutschen Nebersetzungcn, darunter zahl reiche illustrierte LuruSdrucke, Bildnisse russischer Dichter und Reproduktionen von Zeichnungen und Gemälden russicher Künstler. Als besondere Gruppe erscheint eine reichhaltige Sammlung von deutschen Ausgaben der Werke Dostojewskijs und Schriften über ihn. Tie Ausstellung ist von Donnerstag, den 26. April, an allen Werktagen von 11—7 Uhr geöffnet. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Deutsche Bücher «Lieferungen für Löwen und Italien. Im Versailler Vertrage hat sich das Deutsche Reich zur Lieferung von Büchern für die neuerbaute Universitätsbibliothek in Löwen ver pflichten müssen Die Versendung der Bücher und anderen Schriften, die von einer für diesen Zweck in Leipzig gegründeten Einkaufsgesell- schaft nach Löwen zwei Jahre hindurch geschickt wurden, ist infolge der belgischen Beteiligung an dem Ruhreinfall ebenso wie die anderen deutschen Reparationslieferungen eingestellt worden. Der Leipziger Gesellschaft ist ferner kürzlich die Liefe rung von Büchern und Zeitschriften für die italie nische Regierung übertragen worden, zu der das Reich unter Anrechnung auf Wiedergutmachungs konto verpflichtet ist Der Gewinn der Gesellschaft kommt ausnahmslos teils unmittelbar, teils mittelbar dem deutschen Gcsamtbuchhandcl zugute. Der Kunftrat der Kleist«Stiftung hat zum Vertrauensmann für das Jahr 1923 Dr Alfred Döbltn gewählt. Dresdner Dheater. Aus Dresden schreibt unser Vertreter: Mozart und Dresden gehören zusammen wie die Allongeperücke zum Rokoko, wie die Sonne zum blauen Frühlingshimmel. Und wenn die Staatsoper nun des Meisters Jugend oper „Die Gärtnerin aus Liebe" unter Benutzung einer in der sächsischen Landesbibliothek befindlichen Partitur mit ergänzenden handschrift lichen Eintragungen Mozarts neu herau-brachte, so konnte man schon unzweifelhaft einen genuß reichen Abend prophezeien. Aber es wurde mehr. Hermann Kutzbach, der musikalische, und Waldemar Staegemann, der szenische Leiter, haben Wert auf feinste Durchsichtigkeit gelegt, so daß man in all die zierlichste Filigranarbeit Mozartfcher Notenköpfchen hindurchschaute wie durch Bla». Und die Grazie und Kultur dieses Mozart von neuem fühlte, wie einen vlütenregen zartester Melodie. Max Htrzel als „Podesta" und die silberne Koloratur der zierlichen Liesel d. Schuch als „Serpetra" schienen besonders prädestiniert für die leichte Kanttlene dieser Oper, bet der jeder harte Ton, jede eckige Bewegung, jede scharfe Wendung schon «ine Todsünde wider den Geist der Kunst bedeutet. Hier singt nicht Mozart, hier singt die Kultur des Rokoko; Musik, die man mit der Zunge schmeckt: eine Partitur, die sich anfühlt wie Seide ... — Zur gleichen Zeit stürzte sich das StaatlicheSchauspielhauS kopfüber in den stacheligen Humor von vorgestern des Herrn August von Kotzebue, indem es dessen „Deutschen Kleinstädtern" eine schallende Wiedererweckung bereitete. Der Spielleiter Georg Kiesau ließ dieses Krähwinkel anscheinend irgendwo am Rhein liegen, jedenfalls fehlte es keineswegs an fröhlichstem Tempo und lustigsten Einfällen. Die Bühne war hergerichtet wie ein Kasperletheater. Der Amts- diener erschien mit einer gewaltigen Glocke und verlas die titelhungrigen Personen des Stückes; darauf teilte sich der Mittelvorhang und das Spiel begann. Der letzte Akt mit den zwei Seitenflügeln des Prospektes bot bei dieser szenischen Verwertung ein interessantes Regieproblem. Die Herren Meyer, Schröder und Paulsen, und unter den Damen be sonders Jenny Schäffer als blitzsaubere „Sabine" unterhielten das auSverkauftc Haus zwei Stunden lang auf das fürtrefflichste. Das Bühnenbild aber mit den malerischen Trachten hätte Modell sein können für Peter Philippis,Faffeeklatsch". Ueberhaupt, konstatiert man, liegt Krähwinkel" gar nicht mal so weit. Oft auf der gleichen Straße mit uns ein paarmal — am Ende gar manchmal im gleichen Hause! kl. D. Das End« der TheatergemeinfchAsk Äelmar-Zena. Aus Jena wird uns gedrahtet: Die Th«aterg«mein- schäft Weimar-Iena geht ihrer Auflösung entgegen. Der zwischen der Stadt Jena und dem Deutschen Nationaltheater abgeschlossene Vertrag über die, Jenaer Gastspiele ist von beiden Teilen gekündigt worden. Während man in Jena mit dem Spielplan des Nationaltheaters nicht zufrieden ist, will die Generalintendant die Jenaer Gastspiele aus finan ziellen und technischen Gründen aufgeben. Großer Umsatz... In den Hamburger Nachrichten findet das Tagebuch folgende ge- mütslnnige Annonce: „Meine Devise:. Großer Umsatz, kleiner Nutzen! Wilh. H Kropp, BeertztgungSbüro Gt. Anschar. Gerhofstr 25 29. 4 Fernsprecher." — Mit vier Fernsprechern wird der Hamburger Totengräber hoffentlich den An« drang bewältigen können. Wirts« Sigeuer Dor Ei , kratische Wort zu « den Leipz 20. April, Erhöhung fern hierk 1 diese Bel« worden w merkwürdi geordnete hin richtic mung niö sondern ui steuer an i Dieser An genommer wenn abei es ganz « liche Zufa Sodan Da rein > werden .1 Fraktionei und debat schuß übe über die s sächsischen gesctzes vieh - D kämpfung lung des verwendui und einer entschädig« schädigung armut bei einer Sta Abg. ( Bewegung Hengstköri gen. Mi! sich einve weiterhin jeder mit angeblich Wirtsck der Regie terhin jäl Bisamratt seien vom Bisamratt Bekämpft» auf eine laufen. ? , dafür sorg Abg. c die Regiei , ratte auf ! will. Das 4 Schlußber gehen an schuß wir! Aenderun, wiesen, da init den bringen h Nächstc mittags 1 Anleihege Dem meinde zur Verhc §ev Die An scheu Im ihm ver Freiheits; tag in i Zrai Das § ein eintrö die man Sie hat große Un sind viele mutter. ! geworden. Dorne Frauenzu dern eine Barzahlu Bourgeois Fehler g« einer kl Theologer völliger ' Quelle eb sie war s Mathema sichcrungr So er Mama K Tochter, einigermc s ihre wes, ihr und i sie klein« Versichere Shaw soweit sie Kuppelmi Heuchelei, lange am Recht dei Körper» sei nun t er zieht vor, weil kann, am Heiratsm jekt ihrer zu bleib«