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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230420
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-20
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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kreltsg, äev 2V. LprU LrlpLlS«r muß Ss»6e!«rettuog irr. SA Ltttt« S ^sZerberickt Zahrt an Len Rhein Im unbesetzten Deutschland herrscht vielsach die Auffassung, daß eine Reise an den Rhein und nach den rheinischen Kur- und Badearten sehr erschwert vder sogar unmöglich sei. So bestehen jedoch, wie die Relchszentral, für Deutsch» Verkehrowerbung mit- t«ilt, zwischen Berlin und dem Rheinland aus gezeichnete direkt« Verbindungen, ebenso von Ham burg-Bremen, L e i p, i g—Kassel und von Frank- furt a. M. So verkehren z. B. von Berlin zurzeit vier O-Züg«: ab Potsdamer Bahnhof 10,IS abends (Schlafwagen), ab Friedrichstraße 10,43 abends (Schlafwagen), ab Potsdamer Bahnhof 11F0 vor mittag» (Speisewagen), ab Friedrichstraße 12 45 nach mittag» in zehn Stunden nach Köln. Don Köln ver- tehrrn die Rheindampfer, mit denen die Kur- und Badeorte Godesberg, Honnef, Salzig mühelos zu erreichen sind; für Bad Neuenahr ist Dampferstation Remagen, von dort besteht Kraftwaaenverbindung nach Neuenahr. Ohne Schwierigkeiten sind auch Bad Ems, Bingerbrück, Kreuznach und Münster am Stein (mit Autoverkehr ab Bingerbrück) uno Wiesbaden von Köln-Biebrich aus zu erreichen. Im übrigen vermitteln private und Postkraft- wegenlinien, Klein- und Straßenbahnen sowie di« Rhrindampfer die Verbindung nach ollen Städten auch de» linksrheinischen Gebietes. — lieber die Verkehrsmöglichkeiten im besetzten Gebiet unter richtet n. a. «in besonderer Fahrplan, der vom Ver lage M. Dumont-Schaubera in Verbindung mit der Reichsbahndircktion Köln herausgeaeben ist (1600 Mark). Der Fahrplan enthält auch eine lieber- sichtskarte de« Eisenbahnnetzes im Bezirk Kleve— Aachen—Trier—Koblenz—Frankfurt—Hagen — Essen mit Bezeichnung der noch in deutschem Betriebe be findlichen Strecken, der Klein- und Straßenbahnen, Kraftfahr- und Schiffahrtslinien. Die erste Auflage vom Stande des 26. März ist bereits vergriffen, je doch hat der Verlag bereits eine Neuauflage her gestellt. Der Ausgewtekerre. Die Amtsbauptmannschaft in Grimma hat bis heute die Ausweisung des „lästigen Ausländers* Woldemar Sacks noch nicht zurück gezogen. Nach dem Ausweisungsbefehl muß der Künstler, bei Androhung einer Gefängnisstrafe, dir Grenze noch heute überschreiten. Die» wird ihm aus hwei Gründen unmöglich sein: erstens, weil seine schwer kranke Frau (eine gebürtige Naunhoferin) nicht transportfähig ist, und »weitens, weil Wolde- mar Sack» zur gleichen Stunde, da er die Landes grenze überschreiten soll, im .Panorama* an seinem Flügel sich „vaterlandsfeindlich* betätigen muß. Welche schwerwiegenden politischen Gründe hat die Amtshauptmannschaft in Grimma, daß sie an ihrer Verfügung festhält? Kartenlegeri« und Hebamme. Eia unsauberes Kompaniegeschäft schlossen in Erfurt ein« Karten legerin und eine Hebamme. Die Kartenlegerin vnes Frauen, die bei ihr «inen Blick in die Zukunft tu» wollten und sich in anderen Umständen befanden, an dir Hebamme, die ihrerseits verbotene Eingriffe an den Frauenspersonen vornahm. Das Gerichr verurteilte die Hebamme zu 1)4 Jahren Zucht haus und 5 Jahren Ehrverlust, gegen die Karten legerin-wir- noch verhandelt werden. Museumsdiebftahl t» Frankfurt a. d. O. In Frankfurt a. d. O. ist aus dem Kirchenzimmer eine» Museums ein Altarbild, S7 mal 16 Zentimeter groß, in einfachem schwarzem Rahmen, unter Glas, ge stohlen worden. Das Bild ist auf Holz gemalt und stellt dar die heilige Barbara in rotem Mantel, einen weißen Turm haltend, der Grund ist Gold. Auch die Rückseite trägt da» Bildni» einer Heiligen figur. Schimpanse« - Iuibläum km Londoner Zoo. „Micky*, der große Schimpanse de» Londoner Zoologischen Gartens, an dessen Späßen sich Gene rationen von Kindern erfreut baden, begeht in diesen Tagen das seltene Jubiläum seiner fünfundzwanzig- jähriaen Anwesenheit im Londoner „Zoo*. E» ist das für einen menschenähnlichen Affen ein Fall ohne Beispiel. Bisher sind dle nach Europa gekommenen anthropomorphen Affen rasch dem Klima erlegen, und man sollte meinen, daß gerade das Londoner Klima am wenigsten geeignet ist, einem Schimpansen, der in der Gefangenschaft gewöhnlich rasch an Lungen schwindsucht zugrunde geht, günstige Lebensbedingun- gen zu bereiten. „Mimst ist ein lebendiges Beispiel des Gegenteils. Als er nach London kam, war er ein mit Rachiti» behaftetes, hinfälliges Affenbaby, dem man am allerwenigsten eine lange Lebensdauer prophezeit hätte. Don der „englischen Krankheit* hat er sich indessen dank der sorgsamen Pflege rasch erholt, und nur sein mangelhaft entwickelte» Gebiß gemahnt noch an die glücklich überwundene Kinder krankheit. Er verdankt sein langes Leben nicht zum wenigsten der modernen Hygiene, die heute auch den Affen zugute kommt. Man bat erkannt, dan der Aufenthalt in frischer Lust am besten geeignet ist, da» Leben der menschenähnlichen Assen zu verlängern und sie vor Srkankungen der Lunge und de» Ma gen», denen sie in unserem Klima nur zu leicht aus- gesetzt sind, zu bewahren. Außerdem hatte man Mmys Käfig durch dicke Glasscheiben abgeschlossen, die e» unmöglich machten, daß der Affe mit Be suchern in Berührung kam, wodurch er vor der Ge fahr der Uebertrogung menschlicher Krankheitskeime behütet blieb. Der Trick der „Nackten Spatzen*, Die Hallesche Häuteverwertungogenossenschaft wurde um 6 Miluoen Mark durch eine Anzahl junger Leute geprellt. Die jungen Leute hatten sich in dem Verein „Nackte Spatzen* zusammengeschloffen. Der Name sollte andeuten, daß es ihnen an Moneten fehle. Trotz dieser Geldknappheit veranstalteten sie große Gelage und Feiern. Zwei Fellhändler, Seiler und Sander, erklärten ihnen, Geld lasse sich sehr leicht verdienen, wenn man Fell« an die Häuteverwertungsgenoffenschaft verkaufe und auf der Kassenanweisung die Zahl der Felle durch Davor setzen einer Ziffer beliebig erhöh». Der Trick wurde wiederholt ausgeführt und gelang regelmäßig. So wurden in einem Falle, wo 28 Hasenfelle verkauft waren, hieraus 628 Hasenfelle gemacht und der Be- trag dafür erhoben. Die jungen Leute machten sich schließlich durch ihre Deldausgaben so verdächtig, daß di« Polizei eingriff. Vor Gericht stellten di« Derteidiaer da» Vergehen sehr mild dar. Heutzutage sei es eben eine Zeitkrank heit, daß die Menschen mit möglichst wenig Arbeit recht viel Geld verdienen wollen. Da» Gericht batte für diese Darlegungen aber kein Verständnis, sondern verurteilte diesig,ndlichen Lümmel zu Gefängnis- strafen von 8 Monaten bi» 1)4 Jahren, während di« beiden Fellhändler Geller und Sander je S Jahre Gefängnis erhielten. Einbruch i» ,i« Schweizer Konsulat. Einbrecher erbeuteten in den Räumen de» schweizerischen Kon sulat» in Warschau 17 Millionen polnische Mark und 400 Schweizer Franken. Si« Bischof «trmck«. Durch «inen Sturm kam in der Rah« von Belize (an der Küste von Britisch Honduras) «in Schiff zum Sinken. Der Bischof von Belize und IS ander« Personen find er trunken. Mexiko auf der internationalen Ausstellung kn Brasilien. Die amerikanische Presse widmet dem mexikanischen Au»strllung»pavillon auf der inter nationalen Ausstellung in Brasilien Wort« höchster Anerkennung. Architektonisch gilt der mexikanische Pavillon al» der künstlerisch vollendetste und eigen artigste unter den Ausstellungspavtllon» aller auf der Ausstellung vertretenen Länder. Mehr noch al» die künstlerische Au»führung de» Bauwerke» beweis« die überaus reichhaltig« und übersichtlich geordnet« Schau mexikanischer Natur- und Kunstprodukte den Enthusiasmus, mit de« die mexikanische Regierung der Welt «inen Beweis von den unermeßlichen Reich tümern des Lande», seiner Fortschritte auf dem Ge biete der Industrie und de» Handel» gegeben habe, die ein« segen»r«ichr Entwicklung Mexiko» verbürgen. ver Boxer Denrpseg al» Ko-lengrubenbefitzer. Airs Amerika kommt die Nachricht, daß der Box- kämvfer Dempsey für 600000 Pfund eine große Kohlengrube gekauft hat und die Absicht haben soll, um diese Besitzung verwalten zu können, auf «in« weitere Tätigkeit al» Boxer zu verzichten. Marksim? und Preissteigerung Di» Erwartung, daß sich der Marksturz, wie er am Mittwoch eintrat, erst in einig« Zeit im Kleinhandel auswirken werde, Hot sich leider zum Teil al» irrig erwiesen. Die Fleisch, preis« haben bei ein« Anzahl Fleischer bereit» eine, wenn auch zunächst gering« Erhöhung er- Ähren, wie sich ja überhaupt die Vieh- und Fleischpreise auch in der Zeit de» besseren Mark- nanves nicht nur behauptet, sondern sogar dauernd erhöhten. Eine ganz enorme Steigerung bat das amerikanische Schweineschmalz zu verzeich nen. Es war bi» »um Dienstag und Mittwoch noch für 3800 Mark da» Pfund zu haben. Am Donnerstag kostete es in der Markthalle bet fast allen Händlern 4800 Mark. Es war natürlich dasselbe Schmalz wie am Tage vorher — ab« der „Dollar*! In mäßigem Ansteigen sind einige andere Artikel, wie ». B. Margarine. Meist ist sie noch »um bisherigen Preise zu haben. Aber auf wie lange? Der Andrang in der Markthalle war natürlich am Donnerstag ziemlich stark. Auch in den Läden waren viele Käufer zu bemerken. Im ganzen behaupten sich erfreulich« Weise noch die jetzigen Preise. Nur für überseeische Erzeug, niste (Reis usw.) wurden schon höhere Preise verlangt. Ohne jede innere Berechtigung, denn es sind viel Vorräte am Platze vorhanden. Die Kaffeepreise sind in allen Handlungen noch beibehalten. Sollte der Markwert dauernd sinken, so muß natürlich auch mit einem Steigen der Kaffeepreise» gerechnet werden. Ein endgültiges Urteil darüb«, ob wir mit einer neuen großen Preiswelle zu gewärtigen haben, läßt sich erst in einigen Tagen fällen. Sehr viel wird darauf ankommen, ob Ruhe und Besonnenheit die Oberhand behalten. Siegende Marktgerichte R-»rttilu«g wncherischrr Händl« «n Hrt nn» Stelle. Bon der preußischen Justizbehörde sind fetzt »fliegende Marktgerichte- geschaffen worden, Me sich auf die einzelnen öffentlichen Märkte begeben, um Verstöße gegen die wirtschaft lichen Bestimmungen sofort an Ort und Stelle zu ahnden. Im Publikum erfreuen sich diese Gerichte bereit» einer großen Beliebt heit. Sie geben dem kaufenden Publikum ein Befühl der Rechtesicherheit, zumal man die Er fahrung gemacht hat, daß die Tätigkeit dieser Gerichtskommissonen gegenüb« Preistreibereien und Uebervorteilung der Käufer eine heilsame Wirkung ausüben. Im Gegensatz dazu sind die Marktgerichte bet gewissen Händlern naturgemäß außerordentlich unbeliebt, und man hat ihnen Wohl au» diesem Grund« auch den -kamen »Standgerichte- beigelegt. Dies« Tage war der Berliner Viehmarkt, auf dem die Fleischhandelspreifr festgesetzt werden, der Schauplatz ein« derartigen gerichtlichen Aktion. Da» Marktgericht stellt« auf dem Vieh hose fest, daß schon in den ersten Morgenstunden, also noch lang« bevor die Kunde von der neuen Äufwärt»beweguna de» Dollar» sich verbreitet hatte, Großhändler und Kommissionäre recht erhebliche Preisausschlägr verein bart hatten. Der Prei« für Schweinefleisch war, noch bevor die ersten Angebote erfolgten, bereit» um 200 300 Mark in die Höhe geschnellt; fllr Rindfleisch wurden durchschnittlich SllO Mark mehr gefordert. Die übrigen Fleischsorten schlossen sich Vieser Preisbewegung an. Al» dann da» Markt gericht unter Mitwirkung eine» Aufgebot» d« Wucherpoli-ei eingriff und in einer ganzen Reihe von Fällen Vieh beschlagnahmte, da» nach Ansicht de» Gertcht» und nach de« Urteil d« Sachverständigen-Kommissionen zu teuer an geboten wurde, gab e» allgemeine Ueberraschung und Bestürzung. Ein Händler, der 2 Schweine teurer verkaufen wollt«, al» auf dem letzten Markt, wurde sofort in eine Geldstrafe von Ü0000 Mark genommen. Zn anderen Fällen, bei denen größere Posten in Frage kamen, wurde da- Strafmaß erhöht. Bemerlen-Wert ist, daß die Berliner EngroS- Fleischer und die Ladenschlächter sich mir der Tätigkeit der Marktberichte schnell besreundet haben; sie brachten selbst zahlreiche Fälle von Preistreiberei zur Anzeige, so daß da» Gericht bi« in die späten Nachmittagsstunden hinein Ab urteilungen vornahm. Die Kommissionäre und Viehhändler hingegen haben gedroht, Berlin in Zukunst »u boykottieren. Das dürste ihnen aber nicht viel helfen, da zwischen den zuständigen Ministerien Vorverhandlungen im Gange sind, mit dem Ziele, in allen größeren und kleineren Städten derartige Markt gericht« etnzurichten. Man verspricht sich davon eine wirksame Bekämpfung der seit Jahren aus dem Lebensmittelmarkte vorhandenen Mißstände. Jnsbesondere werden in Hamburg, dessen Markt für di« Preisgestaltung im allgemeinen richtunggebend ist, schon in den nächsten Tage« Marktgerichte zusammen treten. Billig«« Schneiderprell« l, Dessau. Die Schneide», lnnung m Dessau beschloß, die zuletzt festgesetzte« Richtpreise um 2ö Prozent zu ermäßigen. «raße, Uhrevdiebstahl. In Magdeburg stahlen Einbrecher nacht» aus einem Uhren- und Goldwarengeschäft am Johannisberg für 40 Mil- tonen Mark Uhren und Goldwaren. .Verewigung der Bluthunde'. Eine Llköpfige Derbrecherbande ist letzt von der Rei nicken- dor^r Kriminalpolizei zum Teil hinter Schlitz und Riegel gebracht worden. Zn der Gegend um Reinickendorf wurden zahllos« Einbrüche verübt. E» gelang, bei einer Althändlrrin den LI Jahre alle« Anführer Wilk zu verhaften. Die Bande, die sich .Vereinigung der Bluthunde Reinickendorfs* nannte, hatte dieser Frau die Deut, verkauft, sie aber regel mäßig nachts wieder zurückgestohlen. Wilk gestand die Namen seiner Helfer, von ihnen wurden darauf hin 11 frstgenommen. Z« Ruhebett erstickt. Di, Eheleute Hannemana in Spandau machten «in Vergnügen mit und ließen ihre elf Jahr« alte Tochter Irmgard allein zu Hause zurück. Sie legten da» Kind auf ein Ruhe bett und befestigten zur Sicherung das Deckbett mit Schnüren. Al» die Eltern früh um sechs Uhr Henn- kehrten, hing da» Kind mit dem Hal» an den Schult- ren und war tot. Wahrscheinlich wollte e» von de« Ruhebett herunterklettern, blieb dabei in den Schnüren hängen und erhängte sich. Der Arzt stellt« fest, daß da» Kind schon um Mitternacht de« Tod durch Ersticken gefunden hatte. Ka wuew -VKberleL«7 nm cke» «nentaeeieeen. Lecäteeüioe Zrnenee-r-»- «ek, ckamit k7»t«-5»-ec^«NA »»nte-rtt. L« mr ckae-o»/ ckaF emtestt, »onckeen cker ck« «et-e bleüi wie im Personenwechsel tut not Von Iggndsrt In den Memoiren Joseph Laillaux', „Meine Gefangenschaft*, die in deutscher Sprache erschienen sind (im Rhein-Verlag, Basel), bin ich noch nicht einmal bi» zur Hülste durchgc- iouunen; trotzdem ist mir schon so viel klar: Wäre an Stelle von Poinearü Laillaux Ministerpräsident, dann wären der Rhein und di« Ruhr frei von Fran zosen, dann gäbe «» hüben keinen passiven Wider- stand, drüben keinen aktiven Druck, dann würden wir in angemessener Weise die Schaden in Nord frankreich autmachen helfen, dann wäre zwar Lothringen französisch, aber über Elsaß entschiede die Volksabstimmung (ja, ihr lieben Alldeutschen, selbst unter dem milden, vernünftigen Regime eine» „Defaitisten* wachsen die Bäume nicht in euren Himmell), und dann hatten wir keine Papier sintflut von fünf Billionen, und d«r Dollar stünde — prsetvr propter — auf 14 Mark. Warum schreibt nicht Poinearv anstatt Laillaux seine Erinnerungen, die man ja nicht zu lesen brauchte, und warum regiert nicht Laillaux an Stell« der PolnearL» in Frankreich, anstatt sem« Memoiren zu schreiben? Warum klebt die Ver gangenheit so zäh am Gegenwärtigen und warum ist da» Zukünftige verurteilt, Erinnerungen zu schreiben, al» wär« e» abgetan? Da» ist «ine gar melancholische Frag«. Ebensogut könnt« man fta- gen, warum IaurSs am Tage des Kriegsausbruch» ermordet wurde, und warum ihm Eisner, Landauer, Rathenau und manche anderen wackeren Männer folgen mußten. Laillaux, Finanzminister unter Clemenerau und stets em unerschrockener Mann, der dem Tiger mit Dandigerblick in das grüne Greisenaugr sah, ist, wie durch ein Wunder, noch am Leben. Er ist noch glimpflich davongekommen: ver folgt, etngekerkert, verleumdet, bespieen. Doch lebt er noch, wenn auch von seinen Wider sachern, den Rationalisten, politisch gelähmt. E» ist in diesem Leben häßlich eingerichtet, daß die Tiger mächtiger find al» die befugten Dompteur«. Zn den Kafiarn d«r Tierpark» ist do» Verhältnis entschieden richtiger. Zn Europa aber werden die Tierbändiger, di« Bändiger de« Tierischen, von den Tieren in den Käfig gesperrt, wenn nicht gar umgebracht. Laillaux hat sich dem nationalistischen Wahn- sinn seine» Lande, mannhaft «rigegengestellt, wie etwa in Deutschland der Münchner Professor Fr. W. Förster, der allerdings zu religiös und abso- lut ist, um Politiker sein zu können. Dort war es, wie es einem politischen Lande geziemt, ein aktiver Doli- ttker, ehemaliger Ministerpräsident, hier, wie sich'» für ein unpolitische» Land gehört, ein Professor der Ethik, ein Privatmann und Lhrist. Beide erkann ten, daß es not tut, mit den Seinen ab zu- rechnen, den Balken au» dem eigenen Aua« heraus zu ziehen. Aber es ist gar nicht so einfach, an einem Tiger rin« Augenoperation vorzunehmen. Gesetzt der Fall, der Typus Laillaux käme zur Regierung, so wäre damit noch nicht das mindeste getan, wenn nicht auch auf der Gegenseite der Typus Laillaux an der Spitze steht. Zm Kriege kokettier- ten unsere Alldeutschen gar sehr mit Laillaux; da» war ein Mann für sie, weil er drüben stand; hätte ein deutscher Politiker unseren Iusqu'au- boutisten die aieick- Wahrheit g-sogt, wie sie Laillaux den französischen Alldeutschen gesagt hat, dem Mann« wäre es Übel ergangen. Nichts hat Laillaux und seiner Sache mehr geschadet, als die he"chlerische Sympathie unserer Annexionisten, die nickt seiner Gesinnung wegen mit ihm liebäugelten, sondern nur der Beute wegen sie einer vermeintlichen Schwäche abzupressen hofften. Aber auch umgekehrt: wenn bei uns der Typirs Förster zur Regierung käme, wäre nichts getan, so- lange drüben die PoincarS» obenauf sind. Bi» hier die Förster, drüben die Laillaur da» entsck-ldcnbe Wort haben, müssen wir uns recht und schlecht mit dem Mitteltypu» Luno und v. Rosenberg beh lfen. Zwar noch besser und rascher ist di« Verständi gung, wenn auf beiden Setten ausgesprvchene Ra dikal-Nationalisten herrschen. Die arbeiten mit vor- bildlicker Präzision einander in die Hände. Da spricht einer d«m andern au» dem Herzen, da gießen sie wechselseitig Oel in ihr Feuer. Aber gemach, diese Verständigung kann ja noch kommen, fall» Hitler und seine Schutz- und Trutzscharen die Regierung er greifen sollten. Schon setzt zeigen sich hoffnungsvoll« Ansätze: den Hitlerschen, die zur Ausrüstung ihrer Freikorps viel Veld brauchen, lassen die Franzosen gern etwa» zukommen. Und die Hitlerschen nehmen, woher e» auch kommt. Da» Geld bleibt doch sozu sagen in der Familie, da e» der gleichen Ide« dient: dem Nationalismus, mit dem beide Par- trien ihr großes Geschäft zu machen hoffen. Von dieser Internationale des Nationalismus weiß auch Laillaux Erbauliche» zu erzählen. So zum Beispiel von de» Geld der Alldeutschen, da» der „Figaro* einsteckte, worauf in diesem Btatt da» schönste Einverständnis zwischen ihren und den reziproken politischen Wünschen der französischen Lhauvinisten besiegelt war. Ein derart tätig«» Einverständnis ist den Defaitisten (dieses auch noch heute gültige Schimpf wort werde Ehren-Worti) leider noch nicht gelungen. Di« Laillaur' aller Länder find zu einer bitteren Ohnmacht verurteilt, di« auch dadurch nicht versüßt werden kann, daß die greisenhafte Hilflosigkeit drr Politiker, die augenblicklich in der Macht find, um nichts geringer ist. Zn der Mißgestalt des europäischen Lebens, in der heillosen Verwirrung seiner wirtschaftlichen und politischen Probleme haben wir den beredten Aus druck, daß sowohl die Laillaux' in der Verbannung wie auck vie Poincarö» in ihrem Amte kehl am Platze find. Richt nur in Frankreich, sondern überall. Otomg« ls» pl-oe«, woasieursl Leipziger Oper („Tosko*). Frau Kammer- sängertn Sanden, das früher« beliebte Mitglied unserer Oper, begann ihr Gastspiel in der Titelrolle von Pnecini» „Toska . Zhr» hier seit langem be kannten Vorzüge, besonder» auf darstellerischem Ge biete, kamen auch diesmal voll zur Geltung und er zielten staken Erfolg. Besonder» nach dem zweiten Akt, dessen Finale auch musikalisch der Höhepunkt ihrer Leistung war, und am Schlüsse der von Herrn Szendrei geleiteten Ausführung wurde die Gästin lebhaft gefeiert. Neben ihr verstand Herr Fritz Mark» vom Stadtthrater in Barmensttzlberfeld Interesse zu erwecken. Sein Lavaradosst, matt be ginnend, wuchs im Verlaus de» Abend» und zeigte einen nicht immer reinen, aver kräftigen und umfang- reichen Tenor mit meist unverständlicher, quirlender Aussprache. Leider ist nur dl« höchste Lag, aus giebig und frei, in den anderen erinnert di« halsige Tongebung auffallend an Herrn Brods-Cordes, der (laut Mitteilung d»r Intendanz) aus seinen Wunsch nu» Gesundheitsrücksichten aus dem Verband der Oper ausscheiden wird, ja «och darüber hinaus an krawattige Operetten tenöre. itz, Furtwängler» Berztcht «ri di, Sttmtskapell«. Wie die Berliner Blätter Mitteilen, hat Kapellmeister Furtwängler von der Intendanz der Berliner Staat»- oper einen Antrag al» Genera lmusidirektvr erhalten. Auch die Leitung der Sinfoniekonzertt d« Staat»- kaprlle sollt, damit verbunden sei», der« Dirigent Furtwängler sch», ^wes«, ist, di- ihm di« Nachfolge RMsch» in den Philharmonischen Konzerten über tragen wurde. Um die Annahme dieses Antrages zu ermöglichen, wären die zuständigen Stellen bereit ge wesen, die Konzerte der Staatskapelle und die Phil harmonischen Konzerte in eine einzige Hand zu legen, was bisher noch niemals der Fall war. Indessen hat Furtwängler da» Anerbieten obgeiehnt, da es mit seinen Verpflichtungen als Dirigent der Leipziger Gewandhaus-Konzerte nicht vereinbar gewesen wär«. Er bleibt demnach dem Leipziger Musikleben, in da» er sich erfolgreich ein geführt hat, erhalten. Einladung Gerhart Hauptmann» nach London. Nach einer Londoner Plättermeldung ist Gerhart Hauptmann vom englischen Schriftstellerklub ein- aeladrn worden, al» Gast dieser Organisation während der Saison London zu besuchen. Wettrerum» mit Ki»Verwöge». Ganz London zurzeit unter dem peinlichen Eindruck der skandalösen Vorgänge, die sich gelegentlich der Der- anstaltung eine» Kinderwa.;enwettbewerbes ab- spielten, drr dieser Tage auf der Strecke London— Vriatho« zum Aus trag gebracht wurde. L» war wohl der blödsinnigste Sportunfug, den man in dem Lande sportlicher Exzentrizitäten bi»her erlebt bat. Fünf Mütter schoben ihr* Kinderwagen, in denen fich Kinder von vier Monaten bis zu vier Zähren befanden, über die Strecke. L» war ein be- sonder» warmer Frühlingstag, und die Übel be ratenen Mütter erledigten ihre Aufgabe im Schweiße ihre» Angesicht» und in einer Wolle von Staub, di« die Automobile auf der vielbesahrenen Straße aufwühlten. E» waren Frauen aus den niederen Ständen de» Volke«, die fich zum Wett bewerb gestellt hatten, inae lockt durch dir ausgesetzte Prämie von vier Pfund Sterling, die jeder Siegerin ln den drei startenden Abteilungen verheiken war. Aber st« waren sehr enttäuscht, al» ihnen schließlich eröffnet wurde, daß die Preise nicht in dar, sondern kn Gestalt von Kinderwagen ousorzahlt würden. Vie Siegers«, «kur vierzigjährige Frau, brach am Ziel bewußtlos zusammen und wurde mit einer andere« ohnmächtigen Teilnehmerin in» Kranken- hau« gebucht. Dorthin mußten auch einige der Säuglirm» übergeführt werden, die unterwegs in aller Eile im« ihren Müttern gestillt werde« mußten Zmb knkolar der StrapaHETl erkrankt VEN^N. Das LSVÄWiL? L Ä.LLi'ML'U." Angelegenheit «mwh»« »ick
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