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Lckarl unL weger unauffindbar Li»eu«rDrahib«rtchide» Le»»-i»erT«,ebl,ite» München, IS. April. Der Kampf gegen das Republtkschutzgesetz hat sich hier zum Schein mit dem Dläntelchen baye rischer föderalistischer Politik bekleidet. Es ist be zeichnend, daß die Bayerisch» Dolksparter heute bei allem Eintreten für Vie Revision des im Lande unpopulär gewordenen Notgesetze« dagegen Stellung nimmt, daß das Vorgehen der National aktiven etwa ein Kampf für bayerische Interessen sei. Die Haftbefehle sind unterdessen eingetroffen, konnten aber noch nicht ausgeführt werden, da Eckart und Weger unauffindbar sink Lin „staatsgeführliches" Zriedensplakat Das Deutsche Friedensrat:teil, dem mehrere große, für Völkerverständigung emtretende Ler- däirde angchöven, hat eine Kundgebung beschlos sen, in der es die Erklärungen des Ministers v. Rosenberg und des Reichskanzlers Dr. Cuno über die Verhandlungsbereitschaft der deutschen Regierung begrüßt und weitere schritte zur Bei- legung de» Ruhrkonfliktes fordert. Gefordert wird: die unverzügliche Absendung einer Note an die Gesamtheit der Alliierten mit Angabe der Unterhandlungsgrundlagen und dem Angebot sofortiger Aussprache darüber, ferner Nennung der Summe, die Deutschlands äußerster Lei stungsfähigkeit entspricht, und endlich Vorschläge für di« gegenseitige Sicherung Frankreichs und Deutschlands gegen neue Kriege. Empfohlen wird Deutschlands Eintritt in den Völkerbund. Lum Schluß erklärt das Friedenskartell: „Die Ruhrbevölkerung wehrt sich und wird sich auch fernerhin durch ihren passiven Wider stand auf da» heftigste wehren gegen jede mili- tärlsche Vergewaltigung; gegen jeor offene oder verschleiert« Abtrennung werterer Gebiete vom Deutschen Reiche und gegen jede fremde Kontrolle über deutsche Arbeit. Ihr Widerstand richtet sich aber nicht gegen die Zahlung einer unparteiisch, nach den Geboten wirtschaftlicher Vernunft festgesetzten Repar«.- tionssumme, noch gegen eine erweiterte, auf Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit beruhende Sicherung Frankreichs und Deutschland» vor neuen Kriegen. Seine gerechten Ziele werden daher verdunkelt und seine moralischen Kraftquel len in verhängnisvoller Weise unterbunden, wenn nicht die gesamte Bevölkerung die feste Ge währ dafür hat, baß die deutsche Regierung eine vernünftige Regelung der Reparation»- und Sicherheitsfrage mit allen Mitteln verfolgt und insbesondere die seht in Fluß gekommene Dis- knssion über diese Fragen umgehend in positive Unterhandlungen überleitet.* Man kann darüber streiten, ob es im gegen wärtigen Augenblick taktisch klug ist, diese For- derungen zu erheben. Aber kann man oehaup- ten, daß sie den Staat oder die öffentliche Orb- nung in Gefahr bringen? Ja, man kann es! Oder vielmehr: Der Kommissar für das städtische Anschlagswesen Berlins kann es. Er hat ver boten, diese Erklärung des Friedenskartells in der Neichshauptstadt zu plakatieren, und er beruft sich dafür auf das preußische Pressegesetz von 1851, das öffentliche Anschläge nur für be stimmte (gewerbliche) Zwecke zuläßt. Dieses längst vergessene, seit Jahrzehnten nicht mehr be achtete Gesetz aus der Zeit der finstersten Real- tion wird also in dem republikanischen Berlin bervorgesucht, rnn eine Kundgebung für die Dci- kqung des Ruhrkonflkktes zu unterdrücken. Wenn das in München vorgekommen wäre, würde man sich weniger darüber wundern, aber wie kommt solcher Geist in die Verwaltung des Berliner Anschlagswesens? Sorge vor der deutschen Nonkurrenz Et»e«e»Deahtb«rtcht»e» Lel-etaer Tageblattes Loudon, IS. April. Der bekannte amerikanische Stahlkömg Schwab hat in einer Rede in New Park vorgefchlagen, dl» Stahlwerk« Englads, Frankreich» und der Vereinigten Staaten sollten sich zusammen tun, um die Ab>atz- gebiet« für sich zu beschlagnahmen, so lange die deutsche Konkurrenz so gut wie ausgeschaltet sei. Wenn Deutschland später wieder aus den Weltmärkten erscheinen werde, müsse man sich auf einen erheblichen Konkurrenzkampf gefaßt machen, dem man nur durch »la« Arbeitsteilung der Stahlindustrie durch dtr Entente begegnen könne. Irland« Innere XLmpfe MO«,«rldrntz«»artch«de» Leip,t,«r Ta,«blatte» London. 19. April. Di» Regierung de» irischen Freistaat» hat heute El einer halbamtlichen Erklärung betonntgrgeben, daß sie die Vermittlung des au» Rom entsandten päpstlichen Delegaten, der zwischen den irischen Repu blikanern und dem Freistaat ein Fru-oensabkommen zustande bringen sollte, ablehnt. Rach dem un geheuren Leiden der irischen Bevölkerung durch den Terror der Republikaner, gebe e» für dir irische Re gierung nur rin End« dr» Aufstand»»: die Rebellen di« Waffen aiederlegen. Di« Politik der Seherischer Nutzland» Moskau. IS. April Auf d«u, Kotyzrrh der russischen kommunistischen Partei erstattet« Sinowjrsf da» politisch« Ne- ftrat de» Zentralkomitee». Sr führt« u. a. aus, daß di» Anbahnung von Handel»bezirhungen zwi schen Rußland und d«u Ausland« gedeihe. Die Vast» der auswartigea Politik Rußland» bildet« die Harmonie mit de« erwachend«« Orient und den Ländern, di« vom Lntentr-Imveriali-um» unt»r- drückt wurden. Anläßlich der Prozess« von 8«p- lick und Vutltewitsch erklärte Stnowieff, daß Rußland «tn»n Druck von außen nicht zulasten und g»g«a di« Spion« im Prirstrrrock Vorgehen würde. Auf dem Gebiet« de» Außenhandel» habe Rußland Fortschritt« gemacht. In dem zweit» Vierteljahr ve» Jahre» 1921 hab« di« Ausfuhr Rußland» zwei Prozent der Einfuhr, t« Januar ISA dagrara 05 Prozent betragen. Rußland werden in zwei vis drei Jahren ein« aktiv« Bilanz haben. Rußland führe jetzt nicht «ehr Lebensmitttl, sondern Werk- »eug, »in. vi« n«ue Wirtschaftspolitik definierte Sinowief als »in System de» Staat» kapitalismu», der sich di» Zusammenschweißuno von Bauerntum und Proletariat M» Atel Wfttzt hab». Der Gtaatshaushaliplan Sachsens für ES «. L. Dresden, 18. April 1923. Dem Landtag sind nunmehr zur Verabschiedung vorgelegt die Entwürfe des ordentlichen und außer ordentlichen Staatshaushaltspläne« auf da» Rech nungsjahr 1923, sowie des Haushaltsgesetzes kür dasselbe Jahr. Alles in allem ein dicker Folioband mit unrndlichen Summen! Di« Gesamt einnahmen und -avsgabrn belaufen sich auf die Summe von 54H Milliarden -41, zu denen ein Gesamtbetrag zu außerordentlichen Staatszmrcken von 7L Milliarden -4t noch hinzukommt. An or dentlichen Einnahmen stehen dem gegen über ein Betrag von 45H Milliarden -4t, so daß sich ein Fehlbetrag von rund 8H Milliarden ^t er gibt. Zunächst soll nun da» Finanzministerium er mächtigt werden, zur Befriedigung unabweisbarer Kreditbedürfniss« weiterhin Wechselakzepte des Staates zur Verfügung zu stellen, ferner zur vor übergehenden Verstärkung der Betriebsmittel Schatz- anweisungen bi» zu 20 Milliarden ^t auszugeben. Da die Landeshauptkasse anscheinend und bei der fortschreitenden Geldentwertung auch begreiflicher weise bis zur endgültigen Verabschiedung des Etats nicht warten kann, so sieht da» gestern dem Landtag bereit» vorgelegte Anleihegesetz die Erhöhung der Schatzanweisung»d«kredite von 5X auf 20 Mil liarden bereit» vor. Beschäftigt man sich nun im einzelnen mit dem neuen Staatsrtat, so kann man auf jeder Folioseite seststellen, wir die Geldentwertung jeden Voranschlag glatt über den Haufen werfen mußte. So ver- Ursachen beispielsweise die bis Anfang Februar be schlossenen Mehrbesoldungen der Be amten, Angestellten und Ruhegehaltsempfänger, soweit sie nicht vom Reiche getrogen werden, gegen über dem Stande von Ende November 1922 in einem Monat eine Mehrausgabe de« Staate» von etwa 3210 Millionen ^t und somit für das ganze Rechnungsjahr 1923 eine solche von un gefähr 38 520 Millionen ^l. So führen denn die neuerdings dem Etat beigefügten „Vorbemerkungen* gleich pessimistisch genug ein, indem sie bei derartig sprunghaften Steigerungen aller persönlichen und sächlichen Ausgaben den Wert «ine» Staats voranschlages überhaupt als ziemlich problematisch bezeichnen: „Bei der völligen Ungewißheit der wei teren wirtschaftlichen Entwicklung ist «» gänzlich ausgeschlossen, den tatsächlich im Rechnungsjahr 1923 eintretenden Staatsbedarf auch nur annähernd im voraus zu beziffern!* Einzig erfreulich ist im ordentlichen Staatshaus halt fast nur da» Kapitel über die Betriebe der Marmor- und Kalkwerk«, Porzellan manufaktur, Braunkohlenwerke, Hüt ten, Münze usw. Bereits im Rechnungsjahr 1921 konnten der Landeshauptkasse rund 19H Millionen Mark al» Reingewinn zugeführt werden Der für 1923 zu erwartende Reingewinn au» den oben genannten Betrieben wird im Etat, mit allem Vor behalt natürlich, auf insgesamt 27H Millionen -4l veranschlagt, während für Abschreibungen und Rück lagen 4ÜZ Millionen eingestellt wurden (gegen 51 Millionen ^t 1921). Für den außrrordeatlichea Staats haushalt hat man die Summe von 7L Milliar den Mark angrfordert. Und prüft man hier di« einzelnen Posten, so hat mau sogleich den hand greiflichsten Beweis für den „problematischen Wert eine» Staatsvoranschlages* von heutzutage. Greifen wir nur hier heraus die angeforderten 320 Millionen für den Bau der Talsperre Muldenberg. Man hat angesichts der ungeheuren Steigerung der Baukosten zuerst ernstlich erwogen, den Bau auf unbestimmte Zeit überhaupt «inzustellen. Damit würden aber die bis jetzt geleisteten Arbeiten an der Talsperre größtenteils zerfallen, ganz abgesehen davon, daß damit auch wieder eine große Anzahl von Arbeitern beschäftigungslos würden, die in an deren Arbeiteverhältnissen unterzubringen bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage der Industrie im Vogtland auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen würde. — Verhältnismäßig immer noch hoch da gegen erscheint die beabsichtigte Erhöhung de» Betriebskapital» der Sächsischen Staatsbank um 200 Millionen. Da» Grund kapital betrug bisher nur 50 Millionen. Aber die günstige Entwicklung des Instituts, das immer mehr gesteigerte Vertrauen des Bankgeschäftes, der Handels- und Industrirkreise und nicht zuletzt die Inanspruchnahme der Sächsischen Staatsbank durch da» Privatpublikum, lassen die Erhöhung des Be triebskapital» nur freudig begrüßen. Gehen wir noch weiter auf Einzelheiten ein und greifen einige markante Beispiele heraus, so kann man sich selbst an Hand der Zahlen ein Bild davon machen, daß ein Staatsvoranschlag heut« dem Staat« wahrlich keine Freud« bereitet. Da die Auseinandersetzung mit dem vor maligen königlichen Hause immer noch nicht beendet ist, mußte zur Bestreitung der laufen den Ausgaben wiederum ein Bercchnungsgeld ein gestellt werden, das gegenüber dem Vorjahr« ein Mehr von 7983 425 ^t aufwcist. Die Mehrbezüge der planmäßigen Veamten der Staatstheater und Gtaatskapell« betragen ein Mehr von S3H Millionen di« des künstlerischen Personal» genannter Kunstinstitute «inschl. de» Generalinten danten 4SZ Million«, «A. (Hierzu hat di« Stadt gemeinde Dresden nach d«n mit ihr abgeschlossenen Vertrage vom 14. Juni 1981 35 v. H. de» Zuschuß- bedarf, zu erstatten.) Di« Unterhaltung des Landtage» (Dienstbezüge für planmäßig« Be amt«, Wahl- und Etnberufungskosten, Tagegeld«?, Reisekosten, Licht, Heizung usw beanspruchen für 1928 insgesamt 1<1 Million (für 1922 find angesetzt 3^ Millionen Ul. Dir Einnahmen beiden Straf- und Erfaageoanstalt«» sind für 1923 mit 7^ Millionen -4l veranschlagt, dem- gegenüber sind allein an Dienstbezügen für plan mäßige Beamte 211 831 700 angesetzt! Ein besonderes Interesse dürft» im Etat de» Mi nisteriums des Innern das Kapitel der Landes polizei beanspruchen. Der Beitrag des Reiches hierzu ist für 1923 mit 224 Ltillionen »<t beziffert. Dies« Summ« ist unter Anlehnung der früheren Be teiligung de» Reiches mit -L der tatsächlich erwach senden Kosten berechnet aus einem Kopsbeitroge von 32 000 -4t und einer Sachsen zuyestandenen Höchst stärke der Landespolizei von 7000 Mann. Ein bis heriger Beitrag der Stadt Dresden zu den drei Dresdner Wachthundertschaften ist mit der Verstaat lichung der Ordnungspolizei fortgefallen. Zur Ent lastung de» Ministerium» ist der Ausbau der Landes- zu einer Staatspolizeiverwaltung erfolgt, der nun die Bearbeitung der Einzelfälle obliegt. Die dazu notwendig werdende Umstellung de» Personal bestandes wird bereit» durch Umwandlung einiger Majors- und Hauptmannsstellen ta Regierungsrats- stellen vorbereitet. Einstweilen betragen die Dienst bezüge für planmäßige Beamte hier eia Mehr von 790,9 Millionen ^t gegenüber dem Vorjahr«. Derweilen wir zum Schluß noch einen Augenblick bei dem Etat für dir Universität Leipzig. Dort sind die Dienstbezüge für planmäßige Beamte (einschließlich von 94 ordentlichen und 43 außer ordentlichen Professoren) auf insgesamt 159,4 Mil lionen Mark veranschlagt, gegenüber 15,2 im Rech nungsjahr 1922. Allzu gering bemessen scheinen uns bei den Einnahmen die Studiengebühren für Aus länder, die bei nur 1F Millionen ^t ruhig eine ihrer Valuta entsprechende Mehrbelastung hätten erfahren können. — Das Studium des neuen Haushaltsetats ist wenig erfreulich. Bei aller Elastizität der einzelnen Budgets, selbst bei dem durchaus anzuerkennenden Willen nach erhöhter Sparsamkeit, den das Mini sterium hier dokumentiert, bleibt die Frage offen nach der Deckung! Die wirtschaftlich« Zukunft sieht bitter ernst au» — lernten wir wenigstens au» allem Negativen da» einzig Positive des Zu sammenschlusses! Dann erst kann in dir Tat umgesetzt werden, was heute jede Partei tyeoretisch für sich in Anspruch nimmt: allein dem Staat»wohl zu dienen! Sächsischer Landtag Vau- und Wohnungsfragen Dresden, 19. April. (Drabtbericht unse rer Dresdner Schrift! «i tun g.) Die Aus sprache der einzelnen Parteien zu der Regierung»- erklärung Dr. Ieigncr» ist durch all« Garnituren hindurch nun endlich erledigt. Der Ministerpräsi dent hat sich schlecht und recht gegen die verschiedenen Angriffe der Parteien zu verteidigen gesucht. Maa kann nach alledem nur den Eindruck haben, daß die gemeinsame Linke alle Segel aufgesteckt hat, wo- gegen di« bürgerlichen Parteien sich höchst abwar tend verhalten und halb ironisch, halb abwebrbereit der brenzlichen Dinge harren, die da noch kommen werden. Inzwischen ist man bemüht, vorsichtig an die eigentliche Arbeit heranzugehen, freilich noch mit der deutlichen Redenervosität, die die aufgeregt« Regierungserklärungsdebatte mit sich gebracht hat. Den ersten Punkt der heutigen Sitzung des Land tages bildet die Beratung über einen sozialdemo kratischen Antrag auf eine reich-aefetzliche Reglung dss Bauarbeiter» den Abg. Eastan (Soz.) begründete. Darin wird ver langt: eine reichsgesetzliche Regelung de» Bauarbeiter- schütze»; Ergänzung der bestehenden landesgrseg- lichen Vorschriften; Anstellung von Kontrolleuren au» den Bauarbetterkreisen in zureichender Zahl zur De- aufstchtigung aller Bauten und Wohnungen; die Amtshauptmannschaften und selbständigen Gemeinden unbeschadet der gesetzlichen Regelung zu veranlassen, den Ausbau der Vorschriften zum Schutz« der Bau- arbeiter zu betreiben und schließlich dem Landtag alljährlich eine Ueberstcht über die getroffenen Maß nahmen, die Ergebnisse und den Umfang de» behörb- lichen Bauarbeiterschutzes, besonder» durch die Dau- arbetterkontrolleure, vorzulegen. Rach den von dem Abgeordneten Eastan vorgelegten Unterlagen, weist die Unfallstatistik für das Baugewerbe im Vorjahre rund 500 Tote und rund 5000 Verletzte auf. Abg. Noak (D. Vp.) erklärt sich im Namen seiner Fraktion mit den ersten Punkten de» Antrages ein verstanden. Eine Ergänzung der landesgcsetzlichcn Vorschriften sei dagegen bedenklich. Eine Besichti gung von Wohnungen durch Kontrolleuere aus Dau- arbeiterkreiscn lehne er ab, denn man werde sich auf diese W-Ise nur zu Tode kontrollieren. Außerdem sei doch in der Regierungserklärung wiederholt gesagt, oaß man zu sparen beabsichtige. — Abg. Berg stellte sich auf den gleichen Standpunkt. — Abg. Günther-Plauen (Dem.) erklärt sich für reichs gesetzliche Regelung, bezweifelt jedoch die Rotwendig, kcit einer Kontrolle. — Abg. Siewert (Kom.) schließt sich dem Antrag von Eastan voll an. Di« weiter« Beratung betrifft di« Anträge der deutschen Volkepartci über einseitige Bevorzugung sozialer Baubetriebe geaenüber dem freien Bau gewerbe, über drohende Einschränkung der Bautätig keit und über Besserung der Lage de» Malergewerbes. Abg. Noak (Dt. Vp.) erklärt hierzu, daß «» sich bei den gemcinniitzlichen Siedlungoverbänden und de» städtischen und staatlichen Baugenossenschaften mehr oder minder um eine Ausschaltung aller Privat betriebe handele. Dabei sei noch nicht einmal er wiesen, ob diese „Gemeinnützigkeit* für die Allge meinheit billiger arbeite als der Privatbetrieb. Jedenfalls fürchte die Privatwirtschaft keine Konkur renz mit den sozialen Betrieben. Noak stellt -usam- menfassend folgenden Antrag: „Die Regierung hat dafür zu sorgen, daß künftig kein« «inseitige Bevorzugung sozialer Baubetriebe gegenüber dem freien Baugewerbe durch Behörden und andere öffentlich« Körperschaften erfolgt. Di, Regierung hat beim Reich z« erwirken, daß der drohenden Einschränkung d«r Bautätigkeit vor gebeugt wird. Die Lage der gesamten Berufs«»gehörigen des Malergewerbe» leioet schwer unter der Arbeitslosig keit und dem Mangel an Aufträgen. Die Regierung hat hier für Besserung einzutreten.' Die kommunistischen Anträge auf Umgestaltung der Ausführungobestimmungen zum Reichsmieten- gesetz werden abaelehnt bzw. als erledigt betrachtet. Das Gewerbesteuergesetz wird mit 48 gegen 41 Stimmen angenommen und der Antrag Röllig, die freien Berufe von der Gewerbesteuer auszu- schließen, abgelehnt. Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt. Tagesordnung: Gesetzentwurf bett. Hengstkörung, Pichseuchenentschädisjung, Sckilachtviehversicherung, Bekämpfung der Bisamratte. Am Donnerstag, den 25. April, wird die erste Beratung de» Staatvyau»- Haltplane» erfolgen. Anfragen und Anträge an den Landtag Drahtbertchi unserer Dresdner «ldristtrttun» Dresdeu. 19. April Die deutschnationale Landtagsfraktion hat beantragt, die Staatsregierung zu ersuchen, Auskunft über die Zuwanderung und Einbürgerung von Ostjuden in den fünf Großstädten Sachsens zu geben und mitzuteilen, welche Maßnahmen gegen die Ueberflutung durch Ostiuden getrof fen seien und wieviel Ausweisungsbefehle seit Januar 1919 bis jetzt durch die Staatsregierung zu- rückgenommen worden seien? Die kommunistische Landtagsfraktion hat die Anfrage eingebracht, was die Regierung zu tun gedenke, um die Landeskirche zu zwingen, die Be erdigung aller Staatsbürger auf ihren Fried- Höfen zuzulassen, die nicht der christlichen Kirche an- gehören. — Ferner fragt die Fraktion an, ob die Regierung bei der Neichsregierung vorstellig werden will, den Lagerinsassen des ehemaligen Truppen übungsplatzes Zeithain aus Ostpreußen und Polen ein menschenwürdiges Dasein zu ermög lichen. Der Dertrauensausschuß der Schülerschaft des Seminars zu Pirna Kat an den Landtag eine Eingabe gerichtet, in der er ersucht, daß bei gewissen Gesetzesvorlagen die Vertreter der Schülerschaft sächsischer Lehranstalten gutachtlich gehört werden sollen. Der Prüfungs-Ausschuß des Landtags be- schloß in seiner Mehrheit, ein Eingehen auf die Dünsche insoweit zu empfehlen, als «» sich um Fragen de» Internats handele. Deutscher Reichstag Aus der gestrigen Aussprache über die Rede des Außenminister» heben wir noch folgende Redner hervor: Abg. Lauscher (Zentt.) sprach von der Ver schärfung der Lage durch die Ausweisung des Reichs- kommissars Fürsten Hatzfeldt. Großen Dank schulde man dem Papst für seine Anteilnahme an dem schweren Schicksal der Ruhrbevölkerung. Daß man mit so traurigen Figuren wie Dorten und Sm «et» keine Rheinlandpolitik machen könne, schein« man jetzt in Frankreich einzusehen. Staatssekretär Maltzan vom Auswärtigen Amt betonte, daß auch die Interalliierts Rheinland kommission, die nicht nur au» dem präsidierenden französischen Oberkommiffar, sondern auch aus Der- tretern anderer Mächte bestehe, sich zum Werkzeug bet der Verwirklichung der Bestrebungen mache, die auf die Knebelung des Rheinlande» hinausgehen. Abg. Helfferich (Dnat.) sagte einerseits, Deutschlands Waffenlosigkeit sei an dem Ruhr- Unglück schuld und für die Franzosen geradezu eine Provokation zu lyrer Politik gewesen. Sodann pries «r die britisch« Waffenlosigkeit, di« sich al« die stärkste Waff« gegen die Franzosen erwiesen habe. Nachdem noch Ledebour und der Kommunist Fröhlich gesprochen hatten, wurde der Haushalt des Ministerium» de» Aeußern angenommen. Meine politische Nachrichten Au» Kreisen der Reichebank wird erklärt, daß sie bei ihrer Stützungsaktion für die Mark verharren wird unter Anwendung einer be weglicheren Taktik, um so durch das Risiko die Spe kulation einzuschränken. * Line Versammlung der englischen Handels- kammern betonte die für ganz Europa unglück liche Wirkung der Ruhrbesetzung und forderte beschleunigte Lösung der Reparativnssrage. * Di« Kosten de» Lebensunterhalts in England betrugen am 31. März 74 Prozent mehr als vor dem Kriege. Es ist eine kleine Verminderung gegenüber dem Vormonat eingetteten. Die Zahl der Arbeitslosen betrug am 9. April 1280 700, was eine Verminderung um 23 893 gegenüber der vorausgegangenen Woche be deutet. Der bekannte englische Nationalökonom Keynes hat die Derlagoleitung der liberalen Zeitschrift Nation übernommen. * Der Kongreß der Maximalisten in Mailand, 1400 Stimmen die Fusion der Partei mit den Kommunisten und somit eine Unterwerfung der hinter verschlossenen Türen tagte, hat mtt runo unter die Befehle Moskaus abgelehnt. Dem Hava»-Bureau wird au» Konstantinopel ge meldet, daß di« Nationalversammlung von Angora sich aufgelöst hat. Bevor sie auseinander ging. wurde für die kommend« Wahl ein Gesetz vorschlag vorgesehen, der da» Gesetz über den Hoch verrat abändert. * Admiral Bristol, der Vertreter der vereinigten Staaten in Konstantinopel, wird der Delegiert« der amerikanischen Regierung in Lausanne feto. Line Meldrmg der Blätter au» Washington kündigt die baldig, Einbringung eine» neue» Ge setze» an, durch das die Zulassung von Auswan derern nach Amerika in Zukunft w«niger Be schränkungen unterworfen ^sein wird. Reuter meldet au» New Park, der belgische Kar dinal Mer« irr habe an bas hier erscheinende römisch-katholische Blatt Kolumbla einen Brief ge richtet, in dem er anregt, der Völkerbund solle einen internationalen Kreuzzug gegen di« Sowjettrgierung veranlassen, damit die Barbarei vernichtet und die Zivilisation geschützt werd«.