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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230418
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-18
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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2 Ur.-1 Ntttvock, ckea 18. üprll Lrlprlger I^geLlatt uoü Hruiäelsreituog vollständig« Erdrosselung der Verkehrs E«»e»rr»,aH«»er»»tde» »«»»»>»«« »»»»!««»» Frankfurt a. M, 17. April. Nach einer Verordnung der interalliierten Schein» landkomurisston können fortan nur solche Kraftwagen. Motor» und Fahrräder die Zollgrenze vom besetzten nach dem unbesetzten Gebiet passieren, die einen vom französischen Zollamt in Wiesbaden ausgestellten Begleitschein aufweisen. Damit ist der Notoerkehr, der seit Einstellung des Bahnbetriebs eingerichtet worden ist, sozusagen stillgelegt. Die Verordnung be deutet nicht» weniger als die vollständig« Ab sperrung des besetzten vom unbesetzten Gebiet, und einen der schwersten Schlage, die der Industrie und dem Handel im besetzten Gebiet zugefügt wer den konnten. Vie Franzosen haben gestern abend die Bahn höfe Diez, Nassau und Em» besetzt und damit die Lahntal st recke, die eine noch mögliche Verbindung zwischen Koblenz und Limburg nach Frankfurt und Gießen darstellt, militarisiert. Die deutschen Eisenbahner wurden vom Bahnhof Diez verjagt. Die Nachrichtenverbindung von Limburg lahnabwärts ist damit unterbrochen. Die Ausweisung von Eisenbahnern nimmt immer weiteren Umfang an. So sind gestern von der Station Floersheim 35, und von der Sta tion Heitersheim 15 Eisenbahner ousgewiesen Vordem * Der päpstlich« Delegat Msg. Testa stattere gestern nachmittag Herrn Thyssen in Mühlheim eine« Besuch ab. In den letzten Tagen sind ver schiedenen Gefangenen bedeutend« Erleichterungen zuteil geworden. Man geht wohl nicht fehl mit der Annahme, daß sie durch Vermittlung des Heiligen Stuhles bzw. seiner Vertreter im Ruhrgebiet erwirkt wurden. ZranzSsische Zuversicht Eigener Drahtdertchtde» Leipziger rsge»I««te» Pari», 17. April. Gelegentlich ihrer Reise in das Ruhrgebiet haben L« Trocquer und De Lasteyrir vor Presse vertretern in Düsseldorf gestern abend eine Er klärung abgegeben. Le Trocquer wie» auf die Steigerung des Kohlenabbaues seit Beginn der Ruhr» bcsetzung hin und kündigte an, daß in wenig Tagen riiglich 10 000 Tonnen Koks abbefördert werden können. Diesen Fortschritten stellte er die Ver ringerung der deutschen Eisen- und Kohlenproduktio« um 80 Prozent gegenüber. De Lasteyrie seinerseits berichtete, daß er die Maßnahmen zur Erfassung der Kohlcnsteuer sowie die Funktionen der Lizenzen bureau» geprüft habe. Auch den Sperrposten Im Süd»« des Ruhrbezirks habe er besucht. Er habe überall eine ausgezeichnete Moral vorgrfunden. Dank der ausgezeichneten Organisation gingen bereit» er hebliche Beträge ein. Heut« wird er den Norden de» Kohlenbeckens besuchen. Kabinetts-Wechsel in Oesterreich LtgeuerDrahtdertchtte» Letgziger rageglstteg Wie«, 17. April. Da» Kabinett Seipel bat heute dem Bundes präsidenten Leinisch seine Gesamtdemission mit- geteilt. In der morgigen Sitzung de» Nationalrats wird die Neuwahl des Ministerium, erfolgen, und zwar werden aus dem Kabinett, wie bereit» gemeldet, di« großdeutschen Minister Dr. Waber (Justiz) und Kraft (Handel) sowie der christlich-sozial« Minister Obehnal (Verkehr) ausscheiden. Al» neuer Minder tritt in das zweite Kabinett der Großdeutsche Dr. Schürsf (Handel) ein. Der Präsident der polnischen Republik hat auf Antrag des Ministrrrates den französischen Marschall Fach zum Ehrenmarschall der polnischen Armee ernannt. Existenz-Kampf der Regierung Rede -es Sächsische« Innen Ministers sterialdirektor Stark bemerkt, daß vresde», 17. April. (Drabtbericht unse rer Dresdner Schriftlettung.) Auf der Tagesordnung der heutigen Landtagssitzung steht an erster Stelle die Fortsetzung der Aussprache über di« Regierungserklärung und die zu diesem Gegenstand gehörenden Anfragen und Anträge. Haus und Tri bünen sind nach wie vor stark besetzt. Der Minister des Innern Liebmann geht al» erster Redner auf die Anfragen über die Dres dener Wucherdemonstrationen ein. Der Polizei sei kein Vorwurf zu machen. Die Einstellung de» Strafverfahren» war« au» politischen Gründen geboten, um neue Unruhen zu verhüten. Die jetzt- gen Vorstöße gegen Rechtsorganisatio- nen seien nicht einserlig, sondern sie dienten lediglich dem Schutze der Republik. Gegen die National sozialistische Arbeiterpartei seien in Preußen bereits Verbote erlassen worden, weil diese Partei auf eine Diktatur hinarbettr. L» müsse also auch eine ver kappt« Fortführung dieser Partei, wie die Deutsch völkische Freiheitrpartet, verboten werden. Selbst wenn man sich auf den Standpunkt eines guten Patrioten stellen wollte, müßten alle antirepublika- nischen Tendenzen bekämpft werden, zumal die Reichswehr in diesen Dingen wenig zuverlässig sei (Zurufe rechts: Hört, hört!). Aus diesem Grunde sei es zu begrüßen, wenn sich Leute au» dem Volke zum Schutz der Republik zur Verfügung stellten. Soweit die Mitgliederversammlungen der Deutschvölkischen Freiheitsoartei am 16. März in Leipzig in Frage kamen, sei es noch nicht festgestellt, ob die Störungen wirklich durch die Kommunisten selbst ersolgt seien. Der Minister geht dann auf die Ankündigung des Dresdner Bürgerrate» ein, der bekanntlich eine Mit- teilung an den Landtag gerichtet hat, daß er eine eigene Schutzwehr zu bilden gedenke. Der Minister bedauert, mit dem Ministerpräsidenten hierüber noch nicht persönlich verhandelt haben zu können. Es würde aber zu prüfen fern, ob es sich bei diesem Dresdner Bürgerrat nutzt um eine Fortführung der verbotenen Deutschvölkischen Freiheitspartei handele. E» geh« alle» nach Recht und Gesetz (Lachen rechts). Sachsen sei ein besonder» gefährdetes Gebiet. Man versuche, die Bestrebungen von Orgekch-Bayern auf Sachsen zu übertragen. Noch liege aber die Exekutive bet der Regierung. Kultusminister Fleißner erklärte, daß Samm lungen für die Ruhrhilfe in allen Schulen nicht ae- stattet würden. Er lehne dies schon au» pädagogischen Gründen ab. Ebenso lehne die Regierung den An trag ab, nach dem Belgier und Franzosen au» allen Akademien ausgewiesen werden sollen und ihnen der Besuch von Museen untersagt werden soll«. Er er- kenne darin nur einen deinonstrativen Zweck, die Gegensätze zu unseren Feinden immer mehr zu ver stärken. Zum Schluß seiner Rede geht dann der Minister noch kurz auf die Frage de» Religions unterrichts in den Schulen ein. Auch hier er- gäbe sich für die sächsische Regierung nur ein Ab- wehrkampf gegen reaktionär« Absichten. Wirtschastsmintster Fellisch stellt die Rechts- gültigkett der Kontrollausschüsse fest, die bereits durch ein Rückschreiben des Reiches vom Jahre !931 al» zu Recht bestehend erwiesen seien. Ausführlich geht der Minister auf die Kartellpolitik ein. Die Konsumenten und der ehrliche Handel feien die am meisten Geprügelten, denn die Kriegs- gewinnler, die Revolutionsgewinnler, die Repara- tionsgewinnler und, wenn man nicht sehr auspasse, auch noch die Stabilisierunasgewinnler suchten in diesen Kreisen ihre Opfer, nusammenfassend ergebe sich, daß wir Kontrollausschüsse nicht schaffen, die sich nun einzig und allein auf den Kleinhandel stützten. Landtngspräsident Winkler ruft danach den Minister de» Innern zur Ordnung, «eil dieser in seiner vorausgegangenen Rede der Deutschnationalen Bolkspartei eme Verdrehung der Tatsachen vorgeworfen habe. Das sei eine Be- leiütgung. Ministerialdirektor Stark bemerkt, daß die lleberfübrung von Max H 8 lzin eine sächsische Straf anstalt nur auf Grund eines Staatsvertrage» er folgen könne. Ein solcher Vertrag existiere jedoch nicht, aber es sei« Schritte zur Schließung eines solchen eingeleitet. Bekanntlich ist ein persönliches Gesuch von Max Hölz unterdessen abgelehnt worden. Geheimrat Kunz beantwortet die Anfrage wegrn der Demonstrationen in Zwickau. Die Erregung des Volkes sei wegen des Rathenaumorde» entstanden. Die Niederschlagung de» Verfahren» erfolgte, um nicht neue Unruhen hervorzurufen. Lr berichtet dann über einzelne Begnadigungen bei Brandstiftungen und geht kurz aus das neue Abtreibungsgesetz ein, da» demnächst dem Landtag« fertig vorgeletzt würde. Arbcitsminister Graupe beantwortet danach die kommunistische Anfrage wegen der Betriebs stillegungen in Sachsen. Er entrollt da eia sehr trübe» Bild unserer Wirtschaftslage. Durch die Ruhrinvasion hatten sich die Stillegungen von Fabriken in erheblichem Maße verstärkt. Während rm Februar 138, im März 238 Fabriken Gesuche auf Stillegung ihrer Betriebe einreichten, erhöhe sich die Zahl im April auf 341. Ferner teilt der Minister mit, daß nach Unterlagen der Kreishauptmannschaftsn die Arbeitslosigkeit allein in den letzten Tagen in Dresden um rund 15 v. H, in Leipzig um 29 v. H, in Bautzen um 7 v. H. zugenommen habe. Wenn dennoch in Sachsen die Dollerwerbslosiakeit nicht ganz und gar unerträglich geworden sei, so sei das auf da große Verständnis der Arbeitgeber in Sachsen zurück- zuführen, di« durch Arbeitsstreckung die Verdienst möglichkeit ihrer Arbeiter möglichst lang« erhalten wollten. Die nächste Sitzung des Landtages ist am Donnerstag vormittag 10 Uhr. * Das sächsische Gesamtministerium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, dem Landtag den Gesetz- entwurf eine« Gesetzes zur Abänderung de« Anleihe- gesetzt» vorznlegen, ferner den Entwurf eine» Ab- anderungsgesetze» über den Schutz der Waldungen gegen schädliche Insekten. Vie Selbstschutzgefahr Münch«, 17. April. Im Finanzausschuß de» bayrischen Landtages erbat sich der Berichterstatter Graf Pestalozzi (Bayrische Dolkspartei) Aufklärung von der Regie rung darüber, ob diese alle Vorkehrungen getroffen und alle Machtmittel besitze, um gegebenenfalls Vor stöße von rechtsradikaler Seite in den notwendigen Schrank« zu halten. Der Redner führte weiter aus, man sei auch vielfach der Mei nung, daß in der Landespolizei nicht Leute mkt staatlichen Geldern unterhalten werden dürften, bei den« die Gefahr bestehe, daß sie im gegeben« Augenblick nicht auf der Seite der Regierung stehen. Die Befürchtung« bezog« sich nicht bloß auf di« untersten Stell«, sondern auf die Spitzen selbst. Der Mitberichterstatter Abg. Hübsch (Demokr.) kam auf die Haftbefehle de» Staatsgerichts hof» zu sprechen und erklärte, die Ansicht seiner Partei sei, daß die Durchführung des Gesetzes zum Schutze der Republik erfolgen müsse. Hinsichtlich der Eelbstschutzorganisationen führte der Redner aus, nur das Reich und der Staat könnten letzten Endes über diese verfügen, andernfalls wär« sie nicht» als Organisationen des Bürger krieges. Minister des Inne« Dr. Sch weyer erklärte, da» ganze politische Leb« sei durch den unsinnig« Rathenaumord vergiftet worden. Er erkläre auch heute, daß die bayrische Regierung die damals ein gesetzte Ausnahmegesetzgebung al» ungerecht und de» Reichsgedanken schädlich erachte und in den Be mühungen für ihre Beseitigung nicht erlahm« werde. Zu den in der letzten Zeit von d« vater ländischen Vereinigungen, aber auch von den Links organisationen eingeführten Geländeübung« be merkte der Minister, daß die körperliche Ertüchtigung der Jugend nur zu begrüßen sei, daß aber die Taten den Eindruck demnächstiger Kriegsvorbereitungen Hervorrufen können, zu Mißdeutungen An laß geb« und außenpolitisch« Gefahren heraufbeschwören können. Betreffend der Forde- rung der Vaterländischen Verbände weg« der Haft- befehl« de» Etaat»gerichtshof« bezeichnet» es der Minister al» tief bedauerlich, daß in de« geschicht lichen Augenblick, wo der Feind im Lande stehe, dir Vertreter vaterländischer Verbände mit Forderungen an di« Regierung herantreten, die nicht nur nach Ge setze». und Vertragsrecht al» unerfüllbar erscheinen, sondern bei ihrer Verwirklichung schwere innen- und außenpolitisch« Gefahr« mit sich bring«». SteusrermStzigung In England Eigeue-Dragtzertcht dr« Leipziger ragedlatie« Loudon. 17. April. Die gestrige Unterhaussitzung, in der der Schatz kanzler sein Budget vorlegte, hat bis Mitternacht gedauert. Sie brachte nur zwei politisch bedeutsame Reden. Der Führer der Opposition Ramsay Mac- donald, der den Schatzkanzler unter lebhaftem Beifall des Hauses zu seinem bewährten Schulden- tilgungsplan beglückwünschte, legte in einer Kritik des Budget» di« Wünsch« der Arbeiterschaft und des unteren Mittelstandes dar. Di« indirekt« Steuern seien zu hoch im Verhältnis zur Ermäßigung der Ein kommensteuer der großen Sätze, die nur 22 Prozent betrugen. Die Arbeiterpartei werde daher die fast gänzliche Aufhebung des Teezolls, der Steuer auf Mineralwasser und des Zolles auf getrocknete» Obst beantragen. Ferner werd« sie ein« Gesetzentwurf über eine Vermögenssteuer vorlegen. Der Redner der Lloyd-George-Libe ralen, der Großindustrielle Sir Alfred Mond, übte heftige Kritik an dem Schuldentilgung-plan. Ls sei unmöglich, sich bis auf Jahre hinaus auf die Tilgung eines bestimmten Betrags festzuleg«, der Schatzkanzler hätte besser daran getan, den Ueberschuß des vergangenen Jahre» statt zu dieser Tilgung zum Steuerabbau zu verwenden. Au fordern sei ferner der Abbau der Wehrsteuer und eine Ermäßigung der Zuckersteuer. Am Schlüsse seiner Rede kündigte der Schatz kanzler noch an, daß er außer einer groß« Steuer ermäßigung (Wehrsteuer, Einkommensteuer) auch einige geringere Ermäßigung« im Posttarif (billigrr« Ausländsbriefe und inländisch« Paket«) und rin« Er mäßigung d«r Aktiengesellschaftssteuer mit Wirkung vom nächst« Jahre ab, vorschlage. Meine politische Nachrichten In Schedewitz bei Zwickau fand am Montag abend eine Versammlung statt, in der «tu Redner aus dem Ruhrgebiet über die Lage im Ruhr- gebiet sprach. Die Versammlung, di« von Kom munisten stark besucht war, wurde schließlich der art gestört, daß sie geschlossen werd« mußte. Nach Schluß der Versammlung wurden verschieden« Teil- nehmer nach Waffen durchsucht und verprügelt. Der deutschnationale Landtagsabgeordnet« Kaula wurde so schwer mißhandelt, daß er tu «tu« nahegelegen« KliuÜ gebracht werd« mußt«. * Die Zeichnung« auf die 7—ISprozrnkiae Preu- ßische Staatsanleihe, der« Zeichnungsfrist am 18. April abläuft, sind sehr befriedigend au», gefall«. Namentlich haben die groß« Verbände und Anstalten, die ihr Vermög« ganz oder teilweise mündelsicher anlegen müssen, in großem Maße ge zeichnet. Auch da» Privatpublikum sowie da» Lus- land hab« in dem absolut sicher und hochverzins- lichen Papier ein« gute Anlage gesehea. * Sin vom Iuno^Deutschen-Ord« in Camburg a d. Saale veranstalteter »Deutscher Abend* ist von Kommunist« gewaltsam gestört worden. Di« An- «zreifer macht« von Gummiknüppeln und Messern Gebrauch, wobei auch ein Polizeiwacht meister einen Stich durch di« Mütze erhielt. Mehrer« Fensterscheiben wurden zertrümmert. General Pellet, der französische vberkom- mtssar in Konstantinopel, wird am Donnerstag nach Lausanne abreisen, um die französische Dele gation bei den Friedrnsverhandlung« zu leite». Naturgeschichte Don chnSro Der Hund Ein Parfümfabrikant erzählte mir das fol gende Geschichtchen: In seiner Fabrik war ein- gebrochen worden, und de man den Täter nickt weit glaubte, aber doch nicht fassen konnte, so wurde der berühmteste und bewährteste Polizei- Hund der Stadt herbeigezogen, um seine Spur »u finden. Man hatte aber nicht mit den Düften der Parfümfabrik gerechnet, die den Hurtt» ver wirren mußten; er schnüffelte und schnupperte, aber stets strömten neue Gerüche hinzu, und nachdem er immer wieder seine Arbeit begonnen hatte und doch nicht weiterkam, setzte er sich in der Mitte des Raumes auf die Hinterbeine »md begann laut und jammervoll zu heulen au« ge kränktem Ehrgeiz darüber, daß es ihm, dem allerklügsten und berühmtesten Hunde, nicht hatte gelingen wollen, die in ihn gesetzten Erwar- tungen zu erfüllen. Dieser Hund imponierte mir grenzenlos, einmal, weil er sich sein Versagen so zu Herzen nahm, dann aber auch, weil er den Mut aut- brachte, durch lautes Heulen zu verkünden, daß er versagt hatte. Und ich dachte mir, wenn er ein Künstler gewesen wäre, würde er gesagt haben: .Ich hatte ja einen Bombenerfolg, aber die Kritik.. .l" Die Veilchen. Der Dienerwald, sonst ein Frühlings- paradie», war die» Jahr lange Zett nicht schon. Er hatte monatelang keine Sonne gehabt, nur Regen, Schnee und Wind. Die Bäume und Sträucher zogen ihre Konsequenzen darau» und zeigten nur dürftige grüne Epitzchen. Nur die Veilchen, sonst nicht eben al» mutig bekannt, haben sich nickt abhalten lassen. Alle Hänge und Mesen find lila von ihn«, ja, e» soll schon lange kein solches Deilchenjahr gegeben haben wie diesmal. Und der Mensch schämt fich vor ihnen, und wenn er ein moralische» Gemüt hat, denkt er sich: Ich muß e« ihnen nachtum. Denn auch der Mensch wird sich in dieser Zeit entschließen müssen, ohne Sonne zu blühen t Der Schlüsselbund. Natürlich gehört der Schlüsselbund in die Gattung der Tausendfüßler (Myrlopoden). Es ist nicht wahr, daß er eine um einen Ring ge- reihte harmlose Sammlung von leblosen Geyen- ständen darstellt. Er ist vielmehr ein lebendiges Wesen von geradezu mystischer Beweglichkeit. Er regt sich von selbst; er kriecht wie eine ungeheure Spinne gerade dahin, wo ihn nie- mand vermuten konnte. Daß ihn noch kein menschliches Auge kriechen gesehen hat, ist eben das Zauberhafte daran; aber an seiner Fähig, kelt dazu ist nicht zu zweifeln. Er läßt sich auch nicht bändigen; es nützt nichts, daß man ihm ein Körbchen mit einer bunten Schleife als Aufenthaltsort anweist; er fühlt sich da wie tm Gefängnis; er bricht heim- lich aus. Seine dämonische Natur duldet keinen Zwang. Nur wenn er ganz klein ist, läßt er sich an eine Kette legen. Je größer er wird, desto unbändiger wird seine Selbständigkeit. Er jagt dich mit wilder Freude Im ganz« Haus herum; nur wenn man ihn schon überall gesucht hat und ganz sicher wußte, daß er nicht m seinem Körbchen sein kann, dann liegt er drin, und seine tausend blanken Beine funkeln vor Hohn. Du sagst dir beschämt: .Za, warum Haie ick denn nicht gleich da nachgesehen l" Mach' dir nicht» brau»; wenn du gleich da nach- gesehen hättest, wäre « bestimmt nicht da ge wesen. Seine teuflische Natur hätte dich auf jede« Fall vorerst überall herumgehetzt. Bischer hat dem Kragenknöpfchen ein er- greifendes Kapitel in sein«» Meisterwerk .Auch Liner" gewidmet, Strindberg den Mächten des Alltags ganze Bücher. Die Monographie des Schlüsselbundes ist noch zu schreiben; es ist nur fraglich, ob eine Tinte schwarz genug ist, die infernalische Bosheit seines Charakters zu schildern. Die Geschichte der Psychologie al« Wissenschaft. Die Psychologie ist schon eine alte Wissenschaft, die in verschieden« Gestalt« die Geister seit Jahrmusen- den beschäftigt hat. Es ist deshalb ein interessanter Versuch, die Literatur auf diesem Gebiete in einer Au», stellung zu vereinigen, den die Leipziger Fach- buchhandlung für Philosophie Wilhelm Heim» gelegentlich des 8. Kongresses für Psychologie in ihren Geschäftsräumen Talstratze 17 jetzt unter nommen hat. — Im Altertum handelten die psycho logischen Bücher über das Wesen der Seele, wie Aristoteles oder Platon, später schrieben die christ lichen Schriftsteller über die Unsterblichkeit der Seele. Erst mit dem Zeitalter der Aufklärung setzte eine größere Literatur über den Verstand oder die Vernunft und da» Denken ein. Locke» Hauvimerk: »lieber den menschlichen Verstand" ist in einer schönen alten Uebersetzung vorhanden. Einen Wendepunkt bildet dann Kant, der nebst seinem Schüler Schmid vertreten ist. Im Anfang« des 19. Jahrhundert» treten uns dann di" Nam« von Larus, Eschenmeyer, Schubert, später die uns bekannteren Herbart, Rosenkranz, Fechner, Z. H. Fichte entgegen. Nicht zu vergessen sei dann noch I. E. Erdmann, dessen psychologische Briefe früher in jeder wissenschaftlich« Bibliothek zu find« waren. — Zahlreich ist die mo derne Literatur vertret«, mrr wenige Ram« sei« genannt, wie Ebbinghaus, Münsterberg, Lipp», Rehmke, Iodl, Krüger. De« Altmeister der Psycho logie Wilhelm Wundt ist eine besonder« Ecke ge- widmet, die pietätvoll mit de« Porträt und einem selten« Autoqraph« Dundts ge^mückt ist. Die experiementelle Psychologi, mit ihr« Sondergebiet« Kinder- und Tierpsychologie befindet fich in eine« besonderen Zimmer, in de« auch dir viel umstritt«« Psychoanalyse ihr« Platz gesund« hat. Einige Speziolabteilunqen. wie Will-nspsychsloqi«. R»li- gionspsychologie, Kriminalpsychologie, Psychopacho- logie sind tu einem ander« Raume aufgestellt. — Kayßler» Nachfolger an der Berliner Volksbühne. Der Vorstand de« Verein» Volksbühne hat, wr« uns aus Berlin gedrahtet wird, die Entscheidung über den Nachfolger Friedrich Kayßler» al» Direktor der Bolksbühne getroffen. Die Wahl ist auf den Ober- spielleiter des Schauspiel» am Stuttgarter Landes theater Fritz Holl gefallen. Goethe» .Faust" — 18 Million«. Am Montag fand bei Henriei in Berlin eine Versteigerung seltener Bücher statt, die auf« neue den Beweis er- brachte, daß das Interesse für alte Bücher ständig im Steigen begriffen ist (nicht etwa der Bücher, son dern ihre» Goldwert» wegen). Die Preise war« größ- tenteil» Rekordpreise. Sie wurden aber von dem Publi- kum ohne Aufregung und Staun«, wie etwa» Selbst verständliches, ausgenommen. An der Spitze der Milltonenzahl« marschierte Goethe. So brachte die erste Ausgabe des .Faust" nicht weniger al» 13 Mil- lionen (sie war, wie wir gestern meldet«, auf 3 Mil- lionen eingeschätzt); allerdings war« in dem schönen Ganzmaroquinband noch die Erstausgabe vom .Tasso" und der .Iphigenie" eingebunden. Die .Neuen Schriften", die bei Unger 1792—1801 er- schienen sind, erreichten die Summe von 7 300 000 Mark, trotzdem tm 6. Band« die allerdings seltene Musikbeilage fehlt. Eine Rarität besonderer Art, wie sie selten auf Auktionen gebot« wird, war Heines .Buch der Lieder" vom Jahre 1827. Entsprechend der großen Seltenheit wurde es auf 1700 OVO Mark ge- steigert. Die Geschichte Friedrichs des Großen von Kugler-Menzel brachte in einem sehr mangelhaften Exemplar 470000 Mark. Die Sorojet-Regiernng schafft die Mufik^irigenten ab! Wie au» Moskau berichtet wird, hat die bolsche- wistisch« Sowjet-Regierung entschieden: es fei mit d« Grundsätzen wahrer Demokratie unvereinbar, daß ein mit einem Stock bewaffneter Herr fich dos Recht anmaße, ein Orchester zu dirigier«. Sie hat daher ein Dekret erlass«, durch da» im ganz« Ge- biete ihrer Macht die Musik-Dirigent« abgeschafft werden. Schon hat ein erste« Konzert ohne Dirigen- t« in Mo»kau stattgrfunden. Und zwar gelangte iu diesem Kon-ert Beethoven» .Eroica" zum Vortrag. Die Blätter der Sowjet-Regierung bestätigten am Tage daraus, e» sei sehr aut ohne Dirigenten qe- gangen. (Falls an dieser höchst zweifelhaften Mel- düng etwa» Wahre« ist, wird es in der Sowjet- Musik manch« falsch« Ton geben.) Die l erklärun dem sin Steuerer rung m daß die der Ge! Steuerpf dem abe Linkom» Gesetzes Vermög« die Post beschleuri erklärun Die vorgesch» dcswillei wrndigki gesctzes 1923 jed Verpfliä Einkomr 30. Apv Wer die zusl vorgefeh Monate zu entri leistet i Frist zu weise vc Auch 30. Api Zwangs ist, erhc sang«« wertes. Sin Wohnur sind eir 76 Iah: erstickt. Hahn t» Topf mi Flat in der ö tenempf beim Fl wurde schwerer Krank« Nacht x Kein tusmini Berhanl graphie Bayei Gabe! grapheu Verharr! unterbl' Sin in Lör von < Schmuö die nack El» Zweign' bache: Effekten Ziffert Sim pathi sekretär nächst i zu ver, von 19 Umfan; suchung Anfch bei ihm Mi! Reifete fische <! man n gespan: Filzhü hinter leuchte fischen In fort, trüber Mona! wurde gißt 2 ihr ge Wi wolg südlich Mit l. Allein schwär lunges lionen er ni<I bcns , den Z Trocke reifte kreuzt v urde l. nnti Sr Osrns Nur i d.rgeg. Eie« mit. roriib
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