Volltext Seite (XML)
»«»4« - DurchdtePosttn DeutschlandmonatltcdM 4L00 . « Btstellgeb.: »ns Ausland M 8600 mttPouo Das Leipziger Tagedlatiersch iSgl morgens, auhcr Montag«. Nummern, die tnlolge höhererGewall Nichterscheinen, werden nicht ersetzt.—Schritt« lettung. «eschLttSttelle nnd Druckerei: Leipzig. JohanniSgaffe 8 (Fern, sprech« N(KP-t7092); rvenda und in allen ssuialen Anzeigen» und Abonnement-Annahme: auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. fflurdels-I eitun- r die «esa»«, lSladi» u. Posu>«nsi«M, ÄNAeLge«H>re»S.dir «tnsp. 21 mm br. Mw-Z«il« M lüO.-.itir auSW.Jnfer.M.27a.—Sonder preis «:8amiltenan,.v.Priv die n>w AeUe M. SS.—. GelegenheitSanz. (prtv Naiur) u Stcllenan geb. die mm»Zetl« M. 75.-, Dtellenaes di« ma> Zeile M. SO -, amil. B ckanntm. Doppel-mw-ZetleM.300.—.s.auSW M.S46. - Rekl 72wm br..d'e mm-Zeile M.7S0.—,s.auSw.M.l2(>0.- AuSlandSan, m Valntaausichl. Vt'Wieder» bol.NaLlak-Platz-u.Datenvoriw unverbindlich.ErsüllungSort Leipzig. Postscheck».Le»p,ig3001.Drucku.Vcrl Leipz.VcrlagSdr Gin v H Leipzig. D«» ««wsiaer raa«d»«tt »»«dSlt ««»»«« tze» N«l«» »er Stn»t «ewst«, »e» »»»tsetveiG»»««»» tzo» ««ets« erlebt » »o»i< veriebiedener ««derer «ebSrden klr. 91 Mlttvocd, äea 18. RprU 1922 117. Isdry. Vie Rede des klußenministers s. b«. Leipzig, 17. April Wenn die gestrige Darstellung der deutschen Außenpolitik aus dem Atunde des dazu berufenen Ressortministers keine Ueberraschungen brachte und nicht das Aufsehen erregte, das ein er lösendes Wort im allgemeinen europäischen Elend, ein geniales Rezept für die gänzlich ver fahrene Diplomatie aller Mächte finden müßte, so liegt das zum wenigsten an Herrn von Rosen berg selbst. Angesichts einer internationalen Lage, die fast alle mittel» und westeuropäischen Völker allmählich in eine stille, fatalistische Resignation verseht, darf zwar ein verantwort» lichcr Reichsaußenminister bei seinen Aufgaben nicht stumpf in der Initiative und nicht matt in der Leidenschaftlichkeit werden. Man darf aber auch nicht von ihm erwarten, daß er trotz der Erkenntnis seiner Abhängigkeit mehr noch von der Aufrichtigkeit als von der Einsicht übermäch tiger fremder Regierungen sich noch jenen Feuer geist bewahren konnte und jene sieghafte Naivität, die — um mit Dante zu reden — I» 80WML »«.pienM, s il PNINLMOID erzeugen können: die höchste Weisheit verbunden mit den, jugendlich unverbrauchten Temperament. In einem Zeitabschnitt, da die Verhältnisse, be sonders die politischen zwischenstaatlichen, den Stempel vollkommener Unzulänglichkeit tragen, wird man sich bescheiden müssen. Die Dün kirchener Rede Poincares bestätigt das: an dieser historischen Kanalstätte hat der Lothringer nicht nur die kecke Erinnerung an den jahr hundertelangen englisch-französischen Krieg um die Hegemonie geweckt, sondern er hat mit den kindlichsten Mitteln der Verstellung wiederum be hauptet, Deutschland habe, ungeachtet seiner über nommenen Reparationsoerpfltchtungen, nicht geleistet und der deutsche Militarismus sei aufs Reue in Bewegung. Der Weiseste würde solcher politischen Mittelmäßigkeit und solcher Unehr lichkeit, an der man leider nicht vorüberkommt, weil sich die Macht ihr beigesellt, nicht den Gar aus machen können, zumal ihr durch eine merk würdig angelegte Neutralität des amtlichen Eng lands, obwohl es doch auch für das Recht des Versailler Friedens biirgt, volle Wirkungs freiheit gegeben ist. Rosenberg hat Rechenschaft darüber abgelegt, was' die Berliner Regierung alles versucht hat, um eine Verständigung mit Frankreich herbei- zuführen. Sehr ausführlich war er in der Darlegung der deutschen Schritte bis zum Zeit punkt, da die Nuhrbesetzung begonnen wurde. In diesem Zusammenhang wurde — zum ersten Male von amtlicher Seite! — auch der Inhalt des Bergmann-Angebotes mitgeteilt: dreißig Goldmilliarden hatte das Kabinett Cuno unmittellmr, bevor sich die französische Militär maschine in Bewegung setzte, angeboten. Wenn man demgegenüber das systematisch ablehnende Verhalten des Pariser Ministerpräsidenten in Betracht zieht, so bleibt eben der Beweis, daß es dem französischen Kabinett nicht auf die Reparation, vielmehr auf den militärischen Vor marsch ankam. Nur unverständlich bleibt auch heute noch, warum damals nicht das Kabinett Cuno mit der Bergmann-Offerte gleich nach der Ablehnung vor das Forum der Welt getreten ist Wir sehen ja, daß nunmehr die Pariser Presse aus dieser Unterlassung Kapital zu schlagen sucht, und empfinden es, da Loucheur in London 26 Goldmilliarden für Frankreich gefordert hat, noch deutlicher, daß jenes deutsck^ Angebot an die Pariser Konferenz schon seit Monaten in einem für Deutschland günstigen Sinne hätte wirken können, wenn man es unser seits diplomatisch ausgewertet hätte. Rosenberg erklärt, daß das Bergmann- Angebot auch noch heute Ausgangspunkt für eine endgültige Reparationslösung sein könnte. Das ist sehr wesentlich und kann, in Würdigung dec anormalen gegenwärtigen Verhältnisse, als em positiver Vorschlag der deutschen Regierung aufcefaßt werden. Denn sie hat vollkommen recht, wenn ihr Sprecher gestern erklärt hat, daß da. Uber hinaus Summen doch wohl nicht ge nannt werden könnten angesichts der wirtschafte- zerstörenden und kapitalverzehrenden Ruhr- besetzung, deren Dauer noch völlig im Dunkel legt. Der sozialdemokratische Abgeordnete Müller plädierte allerdings für ein direktes An- gebst an die Gelamthnt der Alliierten, bei den» nickt die Endsumme, sondern die Zahlungs modalitäten für die Reparationen in Betracht kämen. Da er aber die betreffenden Raten leistungen in ganz richtiger Erkenntnis, nur aus einer internationalen A »leihe geschöpft netzt, so muß ihm doch entgegengeh ssten werden, daß ja der Anleiheerfolg in Frage gestellt ist, solange sich nicht da» geldgebende Publikum im Aus- la de einer klaren und einwandfrei bereinigten Lage zwischen Deutschland und Frankreich in politischer, rechtlicher und finanzieller Hinsicht gegenttbersieht. Deshalb darf es als zweifelhaft gelten, ob im Augenblick mehr von deutscher Seite oorgeschlagen werden konnte, als es Rosenberg mit dem Bergmann-Angebot als „Basis" getan hat. Zudem hat der Archen- Minister seinen Ausführungen noch weitere positive Gesichtspunkte hinzugefügt, die ebenfalls als Vorschlag behandelt werden könnten: die neuerliche Zustimmung zu der Anregung des amerikanischen Staatssekretärs Hughes, die Ent- scheidung über die deutsche Zahlungsfähigkeit einer internationalen Finanzkommission zu überlasten, und das unentwegt Zurückkommen auf den Vorschlag eines Garantiepaktes zur Sicherung des Friedens am Rhein, wobei alle Einzelheiten beinahe dem Wunsche der mitver- handelnden Gegenparteien überlassen werden. Das find Offerten von solcher Beachtlichkeit, daß verständigungswillige Staaten hier gut einhaken könnten. Um so mehr, als sich Rosenberg von der offensichlichen Gewaltpolitik des Poincarismus keineswegs aus der diplomatischen Disziplin hat bringen lasten: ganz im Gegentäl hat er von der Schicksalsgemeinschaft des deutschen und französi» schen Volkes gesprochen und damit mittelbar an die Einsicht der beiden Stationen appelliert. Wir hegen keine große Hoffnung, daß sich dem diplomatischen Fangeball, der gestern im Reichs tag hochgeworfen wurde, in Paris oder in Lon- don Hände entgegenstrecken werden. Wahrschein, lich wird die ausländische Diplomatie weiterhin ihre Abwege verfolgen, bis erst die heute noch aufdämmernde, einmal aber mächtig werdende Volk seinsicht die amtlichen Politiker zu einer Kursänderung zwingt. Zu diesem Ziel soll der passive Widerstand oes deutschen Volkes gegen das Ruhrverbrechen, seine Treue zu Rhein und Ruhr, führen. Er m uß es, wenn der gestern in der Reichstagsaussprache beobachtete Respekt vor der Meinung des anderen Gemeingut der deut- schen Staatsbürger wird und zu« Auftakt für einen Gesundungsprozeß, da man in Bayern ebenso gegen die Putschisten und für die Re- publik auftrttf, wie anderswo im Reiche. Vas Echo Vie französische presse . - Pari-», 17. April. Dte meiste« französischen Blätter bezeichnen die Rede de» deutsche« Außenminister» al» nicht er- hebend. Das von Loucheur inspirierte Petit Journal meint, Rosenberg habe keinerlei ernstliche Repara- tionspläue entwickelt. Die Erklärung, Deutschland werde die etappenweise Räumung nicht anerkennen, sei „kindlich und komisch". — Der Matin bezeichnet als interessanteste Stelle der Rede die Mitteilung Rosenbergs, daß Deutschland 30 Milliarden Gold mark anbieten wolle. Da» sei ein Sondierung», versuch, der als ernstes Symptom für ein Nachgeben Deutschlands gelten könne. — Die linksdemokratische Oeuvre unterstreicht stark die Erklärung Rosenbergs, daß die Deutschen und die Franzosen entweder zu» sammen leben oder zusammen untergehen müssen. Hier werde zum ersten Male von deutscher offizieller Seite die Möglichkeit einer deutsch-französischen An» Näherung zur Lösung der Reparationsfrage erwähnt. Die extrem.nationalistischen Organe betonen, daß Deutschland keine so hochfahrende Sprache führen würde, wenn die französische Regierung es nicht durch ihre Sprache ermutigt hätte. Besonders scharf wird di« Rede von zwei Vertrauten Millervnd«, Philippe Mill et und Gustave HervL, kritisiert. Millet bezeichnet sie im Petit Parisien als einen „Beweis für überraschende Gewissenlosigkeit" und erklärt, daß Rosenberg als Urheber der Friedcnsverträge von Bukarest und Brest Litowsk nicht der geeignete Mann sei, um anderen Ungerechtigkeiten vorzuwcrfen. HrrvL sagt in der Dictoire, nur ein richtiger Boche könne eine derartige gewissenlose Rede halten in einer Zeit, da Frankreich und Belgien noch mit den durch den deutschen Einmarsch verursachten Trümmern bedeckt seien. London zur Rede Rosenbergs atgenerDrahtderichtde»LettzztserTa»edlatleH London, 17. April. Die gestrige Rede des deutschen Außenminister» Dr. v. Rosenberg wird heute nur von drei größeren englischen Zeitungen besprochen. Der Daily Telegraph gibt zu, daß das neue deutsche Angebot einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den früheren deutschen Vorschlägen darstelle; es sei aber nicht ausreichend, um Frankreich zu befriedigen oder e» den anderen alliierten Regierungen zu ermöglichen, da« Angebot zu unterstütze«. Es sei sehr bedaurr- lich, daß politische Quertreibereien den Reichskanzler Euno und seine Regierung daran gehindert hätten, eine Zahl von etwa 40 Milliarden Goldm rk z» nennen, die al» Derhandlungsbasis nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen worden wäre. Dte franzosenfreundliche Morningpost bemerkt tn einem Leitartikel, der deutsche Außenminister bringe keine Garantie, die Frankreich veranlassen könne, sich aus dem Ruhrgebiet zurückzuziehen. Der Berichterstatter der Times in Berlin schreibt, die Red« bringe die Dinge kerwkn Zoll vorwärt». Reichsregierung und Kabinett Zeigner Niemals war Einigkeit in unserem Volke wichtiger als heute, da das Aufgebot aller nationalen Kräfte, zur erfolgreichen Abwehr äußerer Anschläge und innerer Machenschaften nötig ist. Doch kann es sich nicht darum handeln, durch Vertuschungen und Verschleierungen eine nur deut Scheine nach bestehende, jeden Augenblick von neuem gefährdete Einigkeit herbeizuführen. Vielmehr ist es unumgänglich, vorhandene Gegensätze zunächst einmal klar ins Auge zu fassen und unverhüllt zur Erörterung zu stellen, denn nur so kann ihre Entgiftung und endliche Auf- lösung erhofft werden. Das gilt von dem Verhältnis zwischen Berlin und München, das dringend der Klärung bedarf, wenn nicht die notwendige Autorität des Reiches gegenüber den Ländern zu Schaden kommen und Zersctzungskeime im Staatsköcper gehegt werden sollen. Da gilt auch von dem Verhältnis zwischen Berlin und Dresden, dessen klare Formulierung wir uns angelegen sein ließen, indem wir die in den Kreisen der Reichsregierung herrschende Auf fassung erkundeten. Man findet sie im folgenden wiedergegeben: Die Durch Die BrlDung Des Ministeriums Zeigner geschaffene Lage erforDcrt Die größte Aufmerksamkeit Der Reichsregierung, Die etwaige besonDere Schritte Der säch sischen Regierung auf ihre Vereinbarkeit mit Der Reichsverfafsung zu prüfen hätte. Tollte sich Herausstellen, Datz Verletzungen Der Verfassung vorliegen, so wird ein Derartiger Konflikt aus Dem objektiven BoDen Des Rechts auszutragen nnd Die E«1- scheiDung Dem TtaatsgerichtShof anheimzugeben sein. Das würbe nament lich auch Dann eintreten, wenn Die sächsische Regierung ihre Absicht Der Bildung von Arbeiterkammern auf Der angekünDigteu Grundlage zu verwirkliche» suchen würde. Die Aeutzerungeir Des sächsischen MiuisterpräsiDenterr, Die gegen Die Reichs« regieruug gerichtet Ware«, find von Dieser mit ziemlichem BesremDe» ausgenom men worden. Sie werde« als sachlich unberechtigt bezeichnet, und es wird autzer» Dem bemerkt, Datz sie Die Rücksicht ans Die politische Gesamtlage, wie sie Der Ruhr konflikt geschaffen hat, tn einem unzulässigen Matze antzer Betracht gelassen haben. Diele- aus ihrem Inhalt sei bereit» vom Außen- Minister und vom Kanzler selbst bei früheren Ge legenheiten dargelegt worden. Von einer schöpfe- rischen Politik oder einer Annäherung an eine solche sei in der Rede nichts zu merken. Sie stelle eine Aneinanderreihung glatter Negationen dar. Attentate rm Ruhrgebiete? Französische Meldung von vombenanfchlSgen St»e«errrahi»ertchtde» Let»»t»erT»»e»la««e» Esse», 17. April Nach Mitteilung aus französischer Quelle sind auf die Züge der Minister drei Sabotageakte verübt worden. Heute früh sah bei Aachen eine Wache, wie sich mehrere Personen an den Schienen zu schaffen machten. Der Posten gab Feuer, worauf die Per sonen flüchteten. Als die militärische Streife an die betreffende Stelle kam, entdeckte sie, daß eine Schiene aus den Laschen geschraubt und aufgeriffen war. Es gelang, den in wenigen Minuten fälligen Zug, der au» Belgien kam und den belgischen Landesverteidigungsminister Devize zur Konferenz nach Düsseldorf bringen sollte, zum Halten zu brin gen. Der Zug hielt 18 Meter vor der beschädigten Echienenstelle. Der Minister und seine Begleitung mußten den Zug verlassen und zu Fuß nach Aachen gehen. Zwei andere Attentate sind aus Züge verübt worden, in deren einem sich der Minister Le Trocquer befand. Unter dem einen Zug, der gestern nachmittag 6^0 Uhr in Düsseldorf ankom- men sollte, in dem sich programmäßig der Minister Le Trocquer befinden sollte, explodierte dicht vor Düsseldorf eine Bombe. Die Bombe muß auf den Schienen gelegen haben und ist von der Maschine zur Entzündung gebracht worden. Der unmittelbar hinter der Maschine rollende Kohlentender wurde in die Luft gesprengt und aufrecht gestellt. Men- schen sind glücklicherweise nicht verletzt. Der Zug konnte erst nach dreistündiger Verspätung in die Halle des Düsseldorfer Bahnhofe» weiterfahren. Das andere Attentat hat sich zugetragen dicht vor dem Zug, in dem sich der Minister Le Trocquer wirklich befunden hat, 68 Kilometer weiter auf der- selben Strecke nach Düsseldorf zu. Die Bombe explodierte dicht vor der Maschine. Es ist kein Schaden angerichtet worden. * Sollte sich diese Meldung bestätigen, so gäbe es kein Wort, das icho'-f genug wäre, um dieses Attentat zu verdammen. So gut man es ver stehen kann, wenn den qehuälten Bewohnern des Ruhrgebiets die Geduld reißt, so hätten die betreffenden Kceise sich doch in der Wahl der Mittel zur Bekämpfung der Feinde aufs ärgste vergriffen. Der Kampf geqen die Eindringlinge darf nur mit politischen Waffen geführt werden. Die hier geübte Methode aber wird zur stärk sten Waffe für — die Franzosen, und es ist nicht daran zu zweifeln, daß diese sie voll anwenden werden. Die fremdländischen Minister sind un verletzt, und die Bomben sind letzten Endes unter die deutsche Politik gelegt! Vor allem aber ist die Untersuchung über diesen Fall abzuwarten. So konkret er sich auch als Meldung ausnimmt, so ist doch zu be achten, daß die französische Pceßpropaganha sich gerade der mit verblüffender Destimmthset auf- ttetenden Form bedient, um der öffentliä^en Mei- nung den von ihr beabsichtigten Stempel aufzu drücken. Man denke an die freche Meldung des Berliner Berichterstatters desIournal. Auch ist oft genug erwiesen, daß die französische Politik sich nicht mit dem Machen von Meldungen be gnügt, sondern im Notfall auch die nötigen Tat sachen fabriziert! Deutsche Behörden müssen in diesem Fall die Untersuchung führen, damit diese nicht etwa abbiege, falls die Spur auf Nicht- Deutsche führt. Vie Daumenschraube -er ttohlensteuer Eigener Draytvertcht des Leipziger Tageblattes Düsseldorf, 17. April. Die neue Verschärfung der Maßnahmen, die die Zahlung der Kohlensteuer erzwingen sollen, und von denen seit einigen Tagen gesprochen wird, hat sich schon gestern in verschiedenen Eingriffen der Militärbehörden in die Kohlcnvorrate ausgcwirkt. Aus verschiedenen Orten des Industriegebietes wurde berichtet, daß auf den Straßen Wagen, die mit Kohle beladen waren, festgehalten und be schlagnahmt worden sind, und zwar sind nicht nur die Kohlen, sondern auch die Fuhrwerke von der Beschlagnahme betroffen worden. Die neue Ver ordnung, auf die sich diese Maßregel stützt, ist der Stadtverwaltung erst am Sonnabend zugegangen, und diese hat erst heute durch die wenigen noch er scheinenden Zeitungen der Einwohnerschaft Nachricht geben können. Jeder Transport von Kohle, gleich viel in welchen Mengen und auf welchem Gefährt, ist nur gestattet, wenn der Transporteur eine Er laubnis der französischen Kontrollkommission vor weisen kann. Diese Erlaubnisscheine werden nur dann erteilt, wenn der Nachweis erbracht wurde, daß die Zeche, von der die Kohle stammt, die Kohlensteuer bezahlt hat. Auch die Deputatkohle, die einen Teil des Einkommens der Bergarbeiter bildet, wird von dieser Maßnahme betroffen. In diesem letzten Falle soll der Betriebsrat die Er teilung der Transporterlaubnis erlangen. Man kann sich versichert halten, daß sich kein Betriebsrat dazu hergcben wird, die französische Kontrollstelle um diese Erlaubnisscheine anzugehen. Die Durchführung dieser neuen Verordnung hat in den Orten, in denen sie bereits gestern vor genommen wurde, gezeigt, wie einschneidend sie nicht nur im Fabrik- und Gewerbebetrieb, sondern auch für jeden Privathaushalt sein muß. Auf allen Straßen sieht man in der Nähe der Zechencingängc neue Militärposten aufgestellt, die jeden aus den Zechen kommenden Kohlentransport anhalten. Es muß tn den Orten, in denen diese Sperre fortan durchgeführt wird, aber zu Schwierigkeiten kommen, weil mau infolge der Menge der Kohlengruben und der leichten Greifbarkeit der Kohle im Industrie gebiet nirgends im Revier größere Vorräte, weder in Fabriken noch in Han-Halten, aufstapelt.