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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230414
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-14
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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s«tt« « Nr. « Vie internationale Sündholzschachtel Die nachstehende Geschichte einer deutschen Iündholzschachtel berichtet die TeztilzeUschrij Der Konfektionär . Wir möchten fle unseru Lestrn nicht vorenthalten; denn sie bildet eine» der vielen Schlaglichter aus die Tatsache, in welcher Brise die deutsche Ware unter sremder Flagge in» Ausland segelt. Auf der Redaktion der Saarbrücker Landeszeitung wurde eine Zündholzschachtel abgegeben, die die stolze Aufschrift trug: »Alsace et Lorraine — Allumette» SuLdoise« — Manufaktur«, de L'Etat.* Ls wäre jedoch vollständig verkehrt, wollte man auf Grund dieser Anpreisung den Zündhölzern die französische Rationalität zusprechen. Der Iusall wollte es, daß ein heftiger Sommerregen die Umhüllung durch feuchtete, und die harmlos aussehcnde Streichholz schachtel entpuppte sich als eine ausgekochte inter nationale Schieberin! Nicht weniger als drei Re klame- und Firmenschilder bogen und krümmten sich unter der auflösenden Feuchtigkeit und deckten die Odysseusfahrten der Zündholzschochtel auf. Unter dem französischen rötlich gefärbten Oberkleid verbarg sich der erste mattgclbe Unterrock, und die „Säker - hets Tändstickor* verkündeten, daß sie vor ihrer Reise durch Frankreich Skandinavien geschaut hatten. Die dritte Aufschrift gab Kunde von der Wandertour der Streick-Hölzer durch Holland, und al» diese drei Aufschriften sorglich entfernt wur den, grüßten in biederem Deutsch die Worte: »Deutsche Sicherheits-Zündhölzer — Ohne Schwefel — Ohne Phosphor.* Die Geschichte von der Luropareise dieser Streich- Hölzer ist nicht zum Lachen. Sie ist mit ein beredtes Zeugnis von deutscher Not. Das Ausland kauft in Deutschland billige Riesenmengen von Streichhölzern auf, macht seinen Gewinn dabei, und schließlich kom men die Streichhölzer at6 „Auslandware* wieder nach Deutschland. So wird zurzeit mit deutscher Ware Wucher getrieben. Der Berliner Stadthaushalt. Der vom. Stadt- kämmerer entworfene Berliner Etat für 1923 schließt unter der Voraussetzung, daß der Dollarstand sich nicht ändert, mit 547 Milliarden Mark Ausgaben und 517 Milliarden Mark Einnahmen ab. Es bleibt also ein Fehlbetrag von 30 Milliarden Mark, i der durch Ausschreibung neuer Steuern und Er- ! Höhung der alten gedeckt werden soll. Strenge Feuerpolizei. Nach einer Verordnung des Berliner Polizeipräsidiums hat das Theater „Alhambra* für ein paar Tage seine Pforten schlie ßen müßen, weil rin Besucher im Dorraum des Theaters geraucht hatte. Dao Rauchen in Theatern, Kinos usw. ist wohl verboten, aber es ist eine etwas weitgehende Maßregel, für das Uebertreten dieses Verbotes durch einen Gast das ganze Theaterunter- nrhmcn büßen zu lasten. Lin eigenartige» Denkmal. In den; Dorfe Bothmer, das an der Mündung der Leine in die Aller liegt, befindet sich auf dem Gutshose ein einzig artige» Denkmal, das Albert Biedermann in der Zeit schrift Niedersachsen beschreibt. Es ist da auf einem Stein ein Storch abgcbildet, der in seiner ganzen Länge von einem Pfeil durchbohrt ist, darunter steht folgende Erklärung: „Dieser Storch wurde zu Bothmer, an der Küste der Ostsee, unweit Wismar in: I^elprlger "ragedlatt Mecklenburgischen, den 21. Mai 1922 geschossen. Den Pfeil (7 Fuß 10 Zoll lang, von Holz mit eiserner Spitze, der sehr wahrscheinlich von eines afrikanischen Wilden Hand abgedrückt, ihm in der Haut am Halse stecken geblieben war, brachte derselbe aus seinem Winteraufenthalt mit nach Mecklenburg. Mehrere andere Störche fand man vergebens bemüht, ihn von dieser beschwerlichen Zierde zu befreien, indem sie auch mit ihm um den Besitz eines Nestes kämpften, welches er, dem Vermuten nach, das verflossene Jahr wegen seiner Wunde nicht hatte erreichen können. Der Merkwürdigkeit halber wird dieser Storch im Museum der Universität zu Rostock aufbewahrt.* Lebemann mit erschwindelten Millionen Der 27 Jahre alte Kaufmann Alfred Krautwurst, der in einem Berliner Geschäft tätig war, eignete sich dort ein Scheckbuch an, fälschte mehrere Schecks und erhob darauf bei einer Bank am Halleschen Tor 3 800 000 Er setzte sich mit einem 23jährigen Freund Herbert Ockendahl in Verbindung. Beide kleideten sich neu ein und spielten nun die Lebe männer. Als Krautwurst nicht mehr im Geschäft erschien, wurde das Fehlen des Scheckbuchs entdeckt und die Kriminalpolizei benachrichtigt. Beamte kamen den Lebemännern bald auf die Spur und nahmen Krautwurst in seinem möblierten Zimmer in der Zossener Straße fest, als er nach einer durch schwärmten Nacht noch im Bette lag. Er hatte mit seinem Freunde und Freundinnen in zwei Tagen und Nächten nicht weniger als drei Millionen Mark durch- gebracht. Vie Run-reife der Hochstaplerin Von nicht weniger als IS Staatsanwaltschaften wurde eine Hochstaplerin gesucht, die jetzt in Stutt gart verhaftet worden ist. In Berlin und vielen anderen Großstädten pflegte eine Dame aufzutreten, die neben dem Doktortitel in jeder Stadt einen an- dein Namen führte und stets mit einem Manne reiste, den sie für ihren Ehemann ausgab. Die Dame wohnte in den besten Hotels oder Pensionen und rühmte sich, Beziehungen zu hervorragenden Künst- lern zu haben. Diese sollten es ihr ermöglichen, wertvolle Bilder zu verhältnismäßig billigen Preisen zu verkaufen. Die anscheinend vornehme Vermitt lerin ließ sich von Interessenten erhebliche Anzah- lungen geben und verschwand dann mit dem Gelbe. Sobald ihr ein Streich gelungen war, siedelte sie in ein anderes Hotel oder Pensionat über, und wenn sie eine Stadt genügend abgegrast hatte, verlegte sie ihre Tätigkeit in eine andere. 1k Staatsanwaltschaften und alle Kriminalbehörden waren hinter ihr her, bis es jetzt gelang, die Schwindlerin in Stuttgart, wo sie sich Frau Dr. Bruhn nannte, unschädlich zu machen. Sie wurde als eine gewisse Thea Häsler entlarvt und wird nun eine Rundreise antreten, um sich zu nächst an 15 Stellen vor Gericht zu verantworten. Sin Buschrauber im Grünewald. Im Grüne- wald überfallen und beraubt wurden ein Fräulein Lüdke aus der Sophie-Charlotte-Straße 15 in Char- lottenburg und ein Fräulein Eva Henneberg aus Kiel, das zum Besuch in Berlin war. Die lu-iden Damen hatten sich auf einem Ausflug gegen Mittag in der Nähe von Dreilindcn einen Augenblick ge lagert, um auszuruhen, als plötzlich ein Mann von etwa 30 Jahren mit gezogenem Revolver hinter einem Baum hervorgesprungen kam und ihnen einen Eommermantel, einen Tuchhut und eine Handtasche mit Toilettesachen und 20 in barem Gclde, alles in allem für 300 000 ^t, raubte. Der Räuber ent- kam mit der Beute. Di« Frau de» Mörder» al» Bandenführerin. Vor einigen Monaten ist in der Oranienstraße in Berlin der Polizeiwachtmeister Steiner im Dienst von Einbrechern erschoßen worden. Zwei der Täter sind später bei einem Einbruch auf dem Hohen- staufenplatz ergriffen worden. Der dritte Mörder, unä ULLäelsLLttuag - Iahneck, ist noch flüchtig. Nach ihm fahndet dir Kriminalpolizei. Es gelang ihr, einen seiner Schlupf winkel in der Berliner Hobrechtstraße ausfindig zu machen. Bei einem Besuch in seiner Wohnung wurde zwar nicht Ianeck, doch aber seine Frau und sieben Männer angetroffen, die gerade von einem Einbruch mit einer Beute nach Hause gekommen waren. Frau Iahneck war die Anführerin der ge fährlichen Bande. Trotzdem erst wenige Nachtstun den seit dem Einbruch verstrichen waren, hatte die Bande bereits einen Teil der Beute verkaufen kön nen. Alle Verhafteten sind gesuchte Verbrecher. Die Jagd nach Iahneck, der stets im letzten Augenblick aüsrückt, wird jetzt fortgesetzt. Dr. Reickes Beisetzung. Donnerstag vormittag um 11 Uhr wurde im Milmersdorfer Krema torium die Deisetzungsfeier für den früheren Berliner Bürgermeister Dr. Georg Reicke begonnen. Zahl reiche Vertreter der städtischen und staatlichen Be- höreden waren erschienen. Auch die verschiedenen Echriftstellerorganisationen hatten ihre Abordnungen entsandt. Schutzpolizei gegen eine — Kuh. Daß die Schutzpolizei nicht allein dazu da ist, um unser Lcben gegen zweibeinige Verbrecher zu schützen, be wies ein Fall in Neukölln. Bei dem Schlächter meister E. Dreymotta in der Knesebeckstraße 97 sollte eine Kuh geschlachtet werden. Das Tier begann plötz lich wild zu werden und tobte auf dem Hofe umher. Da man cs nicht einfangcn konnte, alarmierte man eine Wache der Schutzpolizei. Beamte erschienen, zogen ihre Dienstrevolver und mußten erst acht Schüsse abgeden, ehe die wilde Kuh ihren Geist ausgab. Wieder Friede im Zoppoter Spielkafino. In den Spielsälen von Zoppot war eine Palast revolution ausgebrochen: der Angestellten - Ausschuß verhängte über alle Spieltische den verschärften Streikzustand, weil die Direktion ohne diese Arbeit nehmer-Instanz, entgegen den bisherigen Gepflogen- heiten, sich das Recht nehmen wollte, ihr Personal nach eigenem Gutdünken zu verpflichten, in bcßere Positionen zu erheben und zu entlaßen. Mehrere Tage ruhte auch der Betrieb zum Schaden des Frei staates Danzig, dem täglich mindestens eine Million Mark Kartengeld entging. Inzwischen hatte die Ka sinoleitung in Berlin arbeitswilligen Ersatz — es meldeten sich Tausende und aber Tausende aus allen Städten und BerufenI — verpflichtet und nach Zoppot verfrachtet. Als die „Streikbrecher* an den Spieltischen erschienen, mischte sich der Demobil machungskommissar ein und erinnerte an ein Verbot, auswärtige Hilfskräfte zu beschäftigen. Daraufhin mußten die Berliner Epielklub-Fachleute mit je 30 000 Mark Reisegeld und 500 000 Mark Entschädi gung zurückgeschickt werden. Die Zoppoter Klub angestellten jedoch, die um ihre sehr lukrativen Posten merklich gezittert hatten, stellten sich — ein verstanden mit dem neuen Entlaßungs- und Der- pflichtungsrecht — allmählich wieder ein. Nun ist der Friede wieder gesichert. * Ein norwegische» Städtchen niedergebrannt. Nach einer Drahtmeldung aus Christiania ist ein großer Teil des Städtchens Hennes bei Ranenfjord im Amt Nordland gestern nacht niedergebrannt. * Erdbeben. In der Gemeinde Kiralyhaza in Ungarn und in den umgebenden Ortschaften hat ein Wellenbeben von 15 Sekunden Dauer mit heftigen Stößen stattgefunden. Von einem einstürzenden Schornstein wurde ein Mann erschlagen. Der tschechische Oberleutnant Hofrichter. Nach einer Wiener Meldung soll der frühere österreichische Oberleutnant Adolf Hofrichter, der vor fünfzehn Jahren wegen Giftmordes zu lebenslänglichem schweren Kerker verurteilt und nach der Revolution begnadigt worden war, in die tschechoslowakische Armee eingereiht worden sein, da ihm der Mord nicht einwandfrei bewiesen worden und seine Offiziereehre daher nicht angetastet sei. 8ouuadenä, üen 14. April Sherlock Holmes auf der Gelsterjagd Der Tod Lord Carnarvon» hat die Geisterseher in England mobil gemacht. Allen voran stellt sich Conan Doyle, der Erfinder des Meisterdetektivs Sherlock Holmes, der seit dem Krieg spiritistischen Neigungen huldigt, auf den Standpunkt, daß der Entdecker der Königsgräber von Luxor „bösen Geistern* zum Opfer gefallen ist. „Höhere Mächte* haben ihn dafür ge- straft, daß er in die Geheimnisse der Vergangenheit eingedrungen ist. In einem Interview hat Conan Doyle seine Ansicht über die Rache der Deister folgendermaßen ausgedrückt: „Man weiß nicht, welche Art Geisterosfenbarungen damals existierten und in welcher Gestalt sie sich zeigten. Lord Carnarvons Krankheit dürfte sicher von einem bösen Geist herbeigeführt sein.* Der Dichter des Sherlock Holmes führt im Zu- sammenhang hiermit, wie Svenska Dagbladet mit teilt, die Geschichte einer Mumie im British Museum an, die allen, die mit ihr in Berührung kamen, Tod und Verderben brachte. Sogar der Journalist, der damals den seltsamen Fall zuerst schilderte, fiel dem Fluch anheim und starb an Typhus. Conan Doyle erzählt dann eine andere Geschichte von der Rache einer Mumie mit folgenden Worten: „Der Sohn eines meiner Freunde, Sie William Ingram, fand bei einer Jagd im Somali-Lande eine Mumie, auf deren Brust die Inschrift stand: Möge die Person, die meine Umhüllung löst, eines schnellen Todes sterben und ihre Gebeine unbegraben liegen! Der junge Mann ertrank ein paar Tage später, und seine Leiche wurde nie gefunden." Conan Doyles Geisterglauben wird in diesem Fall besonders durch die merkwürdigen Umstände bestärkt, die den Tod Lord Carnarvons begleiteten. Die Aerzte, die am Krankenbett versammelt waren, mußten in der Todesnacht zweimal ihre Tätigkeit einstellen, weil beide Male unerwartet das Licht ausging und sich erst später wieder von selbst ent zündete. Lord Carnarvons Hausarzt, Dr. Johnson, der telegraphisch herbeigerufen war, um dem Schwer kranken, wie er es mehrfach früher schon getan hatte, eine besondere Einspritzung gegen einen giftigen St'ch beizubringen, kam acht Stunden zu spät . . . Heiße Lieb« mit Abkühlung. Die junge Pariser Tänzerin Andree Lejeune, die allabendlich auf dem Montmartre ihre Zuschauer in Entzücken versetzt, war jetzt nach einem Streit mit ihrem Geliebten plötzlich lebensmüde geworden. Sie ging nach der Bor stellung allein nach Hause und zog sich ihr schönstes Kleid mit den schönsten Strümpfen und den schönsten Schuhen an, um in Schönheit und — in der Seine zu sterben. Aber das Wasser war kälter, als das heiße Temperament der Mademoiselle Andree vertragen konnte. Sie änderte daher ihren Plan und rief um Hilfe, mit dem Erfolg, daß ihre Liebesgluten aus den kalten Fluten gerettet wurden. Auf dem Umweg über den Trockenboden ist die junge Dame nunmehr von der Seine zur Szene zurückgekehrt. Weltumsegelung im Motorboot. Der Peters- bürg er Sportsmann Prochorow unternimmt demnächst eine Weltumsegelung in einem Motor- boot besonderer Konstruktion. Diese Reise bezweckt die Prüfung von Kleinboot und Motor auf hoher See; man verspricht sich von ihr wertvolle Ergeb nisse für die Entwicklung der russischen Hochsee. fischerei. Prochorow wird aus seiner Reise von einigen anderen Wassersportleuten begleitet. UMWViM gosatrl. gescllütrt. Die ntzus verbesserte Lattnpklsxa suk rvissen- scdLktiieber Orunälsge, nseb 2abn«rrt p. vskr, Lrdält ckis 2ükns gesunck unck blenäenä wsiü. In allen Apotheken unck Drogerien. Musik Leitung: UniversitStsmusikdir.Prol. Fried r. Brande» Neues über Mousforgfkq Von hohem Interesse und besonderer Wichtigkeit für die Erkenntnis des Künstlers und Menschen Moussorgsky, dessen Oper „Borgis Godunoff* sich all- mählich alle großen Bühnen erorbert, sind die Mit teilungen, die Helene Orthmann im Aprilhefte der „Musik* (Deutsche Verlagsanstalt in Stutt gart) in einer freien Uebcrtragung aus der eng lischen Zeitschrift The Ehesterian macht. Entgegen der vielverbreiteten Meinung, daß Moussorgsky ein „betrunkener, genialer, eitler Mensch, der alle Sta dien des Deliriums durchmachte" gewesen sei, erfährt man aus authentischen Quellen, auf die sich jene Veröffentlichung stützt, daß das Gegenteil davon der Wahrheir entspricht. Eine fünfzehnjährige Freund- schäft verband den Komponisten des „Boris Godu- noff* mit der Schwester Glinkas, Ludmilla Shcsta- kova; sie schreibt nach Moufforgskys Tode im Jahre 1889 an den russischen Musikschriftstcllcr Wladimir Stassow folgendes: „Seit meinem ersten Zu sammentreffen mit M. war ich von seiner Delikatesse und seinen liebenswürdigen Manieren entzückt. Ich kannte ihn 15 Jahre, und während aller dieser Zeit habe ich nie erlebt, daß er sich einmal vergaß, daß er die Geduld verlor oder zu irgend jemand auch nur ein unhöfliches Wort sagte. Wenn ich ihm über diese vollkommene Selbstbeherrschung meine Bewunderung aussprach, antwortete er: „Das danke ich meiner Mutter, sie war eine Heilige."" — Merkwürdiger weise hat besonders Rimsky-Korssakoff, der sich später für Moussorastys Werk entscheidend einsetzte, die Meinung aufgebracht, daß Moussorgsky am „Delirium tremens* zugrunde gegangen sei; er erzählt es aus führlich in seinen Erinnerungen „As vie musicule*. Ueber Moussorgskys letzte Lebensjahre berichtet die russische Sängerin Leonova; sie hatte mit dem Schöpfer des „Boris* eine Tournee durch Rußland unternommen und schreibt in ihren „Erinnerungen*: „Ich bemerkte an ihm unendlich anziehende Eigen- schäften, die Respekt einflößten, am Menschen wie am Künstler. — Seinen letzten Sommer verlebte er in meinem Landhause, wo er die „Khovantchina* vollendete und eine Menge anderer Kompositionen. — Er lebte in einem schrecklichen Elend, und eines Tages kam er in einem Zustand furchtbarer nervöser Erregung zu mir. Er berichtete, daß er nicht wüßte, wie es mit ihm wcitergehen solle, daß er jeder Mittel bar sei und mit ihm nichts anderes übrig bliebe, als auf die Straße zu gehen. Was war zu tun? Ich bat ihn, sich zu beruhigen, und sagte ihm, wie glücklich ich wäre, wenn ich das wenige, das ich be säße, mit ihm teilen dürfe.* Die Künstlerin war dann Zeugin mehrerer Krampfanfälle Nlouflorgskys und sorgte für seine Uebcrführunq in ein Hospital, wo er nach anfänglicher Besserung plötzlich starb. Nus -en Ronzertsälen Ella Pancera erspielte sich in ihrem Klavier- abende einen starken Erfolg. Sie verfügt über eine so hochentwickelte Fingerfertigkeit, daß sie der Per- suchung nicht widerstehen konnte, hin und wieder die rein technische Seite einzelner Stücke gar zu stark zu betonen und in den Vordergrund zu stellen. Das geschah dann freilich auf Kosten des Ausdruckes, wo bei mit Vorliebe ein kraftvolles, von aller Härte freibleibendes Forte verwendet wurde. Der übri gen Stärkegrade mit ihren feinen Anschlagsnuancen wußte sich die musikalisch empfindende temperament volle Künstlerin insbesondere bei Wiedergabe aller lyrischen Stellen mit Geschmack zu bedienen, wenn schon Auffassung und Auslegung gewisser Partien teilweise vom Herkömmlichen abwichen. — Die 7. Gewandhaus-Kammermusik brachte zwei Kompositionen von M. Reger, das Fis-Moll- Quartctt und das Klavierquartett, Opus 133. Mit vieler Liebe nahmen sich die Herren der Vereinigung dieser schwierigen Werke an. Sorgsam wurden die zahlreich verwendeten und nicht selten plötzlich wechselnden dynamischen Zeichen und Temporückun gen beachtet, so daß trotz aller Polyrhythmik in fest- gefügtem Zusammenspiel die musikalischen Ge banken und der reiche Gefühlsmhalt zu eindringlichcr Wir- kung gebracht wurden. Mit Geschick und gleichem tünstlerischen Gelingen waltete Herr Weinrsich seines Amtes am Klavier. Vlk. In der ausverkauften Alberthalle verhalf Herr Generalmusikdirektor Prof. H. Abendroth als Gastdirigent dem 10 Philharmonischen Kon» ze rt zu einem starken künstlerischen Erfolg. Es war ganz erstaunlich, was dieser Meister des Takt- I stocke» au» dem verstärkten Leipziger Sinfonie ¬ orchester an Präzision und Klarheit, Klangschön heit und überzeugender Ausdruckskraft heraus zuholen vermochte. Das hocherfreuliche Ergebnis dieses Klassikerabends — mit Mozarts Gmoll- und Beethovens Cdur-Sinfonie auf dem Pro gramm — ließ ahnen, was dieser über der Sache stehende Dirigent erst mit einer durch ihn ge schulten und mit ihm innig vertrauten Künstler schar zu erreichen imstande sein muß Lebhafte Zustimmung fand auch Fräulein Rebekka Burstein für die Wiedergabe des C moll-Klavierkonzertes von Beethoven, das sie mit technischer Sauberkeit, musikalischem Geschmack und viel Empfinden zu eindringlicher Darstellung brachte. — Neben Beethovens Cis moll-Quar tett Op. 131 erklang im achten, dem letzten Kammermusikabend im Gewandhaus das G-Moll-Streichquartett Op 17 von H. Ambrosius, einem in Leipzig lebenden Komponisten, das damit zur Uraufführung gebracht wurde. Mit viel Liebe nahmen sich die Herren Konzertmeister Wollgandt, Wolschke, Herrmann und Pros. Klengel dieses drei- sätzigen, von inneren Kämpfen zeugenden modernen Werkes an, das in seinen Ecksätzen sich ziemlich widerhaarig gebärdet und klanglich recht herb gehalten ist. Weit reizvoller, durch schöne Stimm führung ausgezeichnet, gibt sich der zweite Satz, der aber nach dem Ende zu in seiner Wirkung etwas absällt. Außer den AuSsührenden durfte auch der Komponist den Dank der Zuhörer ent gegennehmen. Bei ihrem Erscheinen freudig be grüßt und für ihre künstlerischen Gaben mit leb haftem Beifall bedacht wurde Frau Grete Nikisch (Dresden), die je vier Lieder von E. Smigelski und Erich I. Wolff mit charakteristischem Dortrag unter Auswertung ihrer schönen Stimmittel darbot. U. Roderick White, von Waldemar Liachowskh feinsinnig begleitet, geigte Bruchs seltener zu hörendes-Konzert in Dmoll, Griegs Sonate in Emoll und einige kleinere Sachen mit respektabler Technik, virtuosem Schliss und Temperament, ließ aber Feinheit des Ton- und Reinheit der Into nation vermissen. — Ein Beethoven-Abend des Pianisten EugenLinz vermochte tieferes Inter esse zu wecken. Immerhin ließe sich über seinen Pedalgebrauch streiten und der Mangel an abso luter Textsicherheit (Waldstein-Sonate, letzter Satz: ES oder E und andere«!) beanstanden. L. Aus der Mufikwelt. Ein neues Oratorium „Das Ki n d* von Gustav Spalwingk wurde in Weißenfels zur Uraufführung gebracht. Es ist besonders wegen seiner ungewohnten, an die Frühzeit der Musik erinnernden Instrumental besetzung, die neben dem Streichquartett und einer Flöte ein selbständig behandeltes Lautenquartett ver wendet, bemerkenswert. Der vokale Teil besteht aus Männern, Frauen und gemischtem Chor sowie Einzel- gesängen. Das Lautenquartett bedingt natürlich auch für die Gesangsstimmcn eine ziemlich schlichte har monische Haltung. — Henry Edward Kreh- bieI, einer der angesehensten amerikanischen Musik wissenschafter und Kritiker, ist in New Pork ver storben. Im Jahre 1900 war er Mitglied der Musik- Krieges beschäftigte ihn vornehmlich die vor einem Jahre erschienene Uebersetzung von Thayers fünfbändigem Standwerke über Beethovens Leben. Das Merkwürdige daran war, daß A. W. Thayer, selbst Amerikaner, sein Werk zwar in englischer Sprache schrieb, daß er es jedoch von Deiters ins Deutsche übersetzen ließ, und es in dieser Sprache herausgab. — Die Vorträae des Pia nisten Marvine Maazel im Kaufhause hinterließen diesmal einen günstigeren Eindruck als an dem ersten Klavierabend. Der Künstler erschien gleich bei den das Programm einleitenden Klassikern ge sammelter und abgeklärter und erfreute besonders durch die Plastik, sowie durch die schöne, lebendig bewegte Farbigkeit der Wiedergabe. Virtuosität bewies Maazel mit Chopinschen Etüden in der Godowskyschen Bearbeitung für die linke Hand allein, vor allem aber auch in den Lisztschey Bravour stücken.— Der Volkschor des Deutschen National theaters in Weimar veranstaltet am 11. Mai in der Etadtkirche zu Weimar eine Musikauffiihrung, in der Negers nachgelassene Lhoralkantate „Auf erstanden* für Alt, gemischten Chor und Orgel zur Uraufführung gelangt. Die Leitung des Werkes liegt in den Händen von Kapellmeister Fischer. — Dis zur eigentlichen Erhebung der Wiener Musikakademie zur Hochschule, die nur durch Parlamentsbeschluß möglich ist und vor dem Spätsommer oder Herbst kaum durchzuführen sein wird, wird die Akademie durch Angliederung von theoretischen und praktischen Eeminarien und einer Stilbildungsschule ausgestaltet. 8po Uns 1. R.:Le De 2. R.: Saint 3. R.: La So 4. R.: Lorco» 5. Ru La Fo 6. R.: Royal Frühfah, Am konu der Gau Le fahrer sei Mersebu außer den sportliche V« und verschie Tagung vor eine Sitzun Verhau dlun Führung di wird ein g leitet, dem S a a l f e st des Leipzig' meldet, so i Der B e Wan verfahr kameraden Juwelier 0 fünfte über Das Er I Sonntag di I werden, die M Für die Do Snwall, W« als Teilnel Der Do 21. April gewichtsme von einige: Düsseldorf den Titel 15-Nunden Hugenti Gegner. Inter Währen borg von den, was i : Organisati graphcndir graphensta bahndirekt ländischen ^reie Fah Hierdurch tknents nn borg zu se: lomitee D ländische großer Te l yat bereit: spiele best ganz beso der Spiel' vom Klui Beratung Fragen z Versamml gehalten haben. Der 2 heute na< Schien gegenüber gangenen rungen r Die Gäsi letztjähric wo sie v> zumachen müller; Dr. Link Müller 1 rechte FI tivcn Ml Der!
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