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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230413
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-13
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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Lprü vundestagung republikanisch gesinnter Lehrer Zn Chemnitz fand di« 1. Hauptversauu». lung de« Bunde» republikanisch gesinnter Lehrer an höheren Schulen Sachsen» statt. Di» Versaw»- lung war ein Beweis dafür, daß der Bund in den drei Monaten keine» Bestehen» schon zu einer Macht geworden ist. mit der in oer Zukunft gerechnet werden muß, aber auch dafür, wie der republikanische De- danke unter den Lehrern an höheren Schulen immer mehr an Kraft gewinnt. Nachdem in der Mitglieder- Versammlung die endgültige Konstituierung des Bun- de» (Statuten, Dorstandswahl) vollzogen und dann in eingehender Debatte brennende Fragen der Schul- Politik (Deschichtslehrplan, Konferenzordnung) be sprochen worden waren, fand nachmittag» in der Aula der Handelslehranstalt die öffentliche Sitzung statt. Nachdem der 1. Vorsitzende de» Bunde», Dr. Ri», mann (Leipzig), den Vertretern der Behörden und Der- blinde für iyr Erscheinen gedankt hatte, begrüßte Stadtrat Dr. Böhme den Bund im Namen der Stadt. Danach ergriff Dr. Riemann das Wort zu seinem Vortrag über die Wege und Ziele de» Bunde». Nach, dem er die Gründung des Bundes gerechtfertigt batte, charakterisierte er die Stellung der Lehrer an höheren Schulen zur Republik. An die Möglichkeit einer Re- publikanisierung der politisch Indifferenten oder gar der Konservativen glaubt er vorläufig nicht, loh- »end und vielversprechend aber sei die Aufgabe, au» den Dernunftsrepublikanern Herzensrepubltkaner zu machen. Unbedingt notwendig sei e», den repu blikanischen Gedanken täglich an di« Schüler heran zubringen, die nicht unpolitische Wesen, sondern wer dende Staatsbürger und durch die außerschulischen Einflüsse oft werdende Feinde der bestehenden Staats form seien. Dann nahm der Vortragende Stellung zu den wichtigsten schulpolitischen Fragen, wobei er die Re gelung der Thüringer Schulgesetze al» eine vorzüg liche Lösung für Thüringen hinstellte, ihre unver änderte Uebernahme für die andersgearteten fach- fischen Verhältnisse aber für ungeeignet hielt. Das Verhältnis zu den Standesorganlsanonen sei dadurch gigcben, daß diese Gewerkschaften, der Bund De- sümunasgemeinschaft sei. Die Republikaner dächten nicht daran, den Etandesorganisationen den Rücken zu kehren, sie würden vielmehr auch dort Mitarbeiten und für ihre Ideen wirken. Nachdem Dr. Würg (Grimma) noch die Anwesenden durch ein ausgezeichnetes Referat über Ratyenuus „Wege zum Dolksstaat" in die Gedankengänge des für die Republik Gemordeten eingesührt batte, wurde die Tagung mit einem Hoch auf die deutsche Republik geschlossen. Aaehnes Prozeß gegen die Berliner Preffe. Vor dem Schöffengericht in Werder an der Havel findet am 30. Mai der Beleidigungsprozeß statt, den der Rittergutsbesitzer Karl v. Kaehne auf Pätzow am Schwielowsce gegen ein« Anzahl Berliner Tageszeitungen angestrengt hat. Den Vorsitz in der Verhandlung führt Amtsrichter Eenkpiel, Werder. Als Zeugen sind der Erste Staatsanwalt Gerlach und die Potsdamer Bericht erstatterin Frau Else Mauracher geladen. Die geu- gen sollen bekunden, daß der junge Kaehne in einer «chwurgerichtsverhandlung im Januar 1922, in der er wegen versuchten Totschlages angeklagt war, be hauptet habe, daß das Geschlecht deren von Kaehne schon von Jugend an angehalten worden sei, bei Rechtsverletzungen auf ihrem Gebiete sofort zur Waffe zu greisen. Der Erste Staatsanwalt Ger- lach hotte damals in seiner Antragsbegründung ge sagt, daß „mit derartigen Wild-West-Zuständen end- tich einmal aufgeräumt" werden müßte. Kaehne wird durch den Potsdamer Rechtsanwalt Josefson, die Berliner Presse wird durch Rechtsanwalt Heine vertreten. Eine Erdbeere 500 Mark. Ale ein frühes Zei chen des kommenden Sommers sind schon jetzt in Berlin die ersten Erdbeeren aufgetaucht. Die Früchte stammen nicht aus dem Auslande. Sie sind in der Nähe der Neichshauptstadt in Dahlemer Treibhäusern gewachsen. Die jetzt so seltene Deli katesse wird vorläufig noch, wie Konfitüren, in Lebensroman 11) Don Korla No«I« .«ochdruck verboten.) Ich erinnere mich noch, wie sie einmal Pikett miteinander spielten. Draußen Hufgetrampel. „Ob es Stefan ist mit der Zeitung? Ob Plewna erstürmt ist?" rief mein Vater und eilte hinaus. Da klopfte mir der Herr Pfarrer auf die Dacken. „Rasch, mein Junge," sprach er, „sich nach, wieviel Karo dein Vater hat!" Er hatte zwei, den König und die Acht — ich aber sagte: Der Vater hat eins. Des Pfarrers Bestürzung kann man sich vorstellen, als er das Karoaß ausspielte. Es wird einer jener Augenblicke gewesen sein, wo auch des stärksten Glaubens Zuversicht ins Wanken kommt. Der Pope Mojsije ist mein Aristoteles gewor- den. Er lehrte mich alles, was er nur konnte und wußte: ein wenig geigen, ein wenig zeichnen, sogar ein wenig Geographie. Lehrte mich übrigens manchen krassen Unsinn, den er aus seiner Klosterschule hatte; zum Beispiel: Anti chia war die größte Stadt der Erde. Mit einer Frage plagte ich den guten Popen sattsam, täglich, bis zum Ueberdruk — und gerade da wußte er nie recht Bescheid zu geben: Was denn dahinter wäre? Hinter den Dingen? Wenn jenseits der Erde Lust ist — darüber der Himmel was kommt nach dem Himmel?? Wrs unter Erde und Hölle??? Wo ist die Welt zu Ende, wie sieht es am Ende aus?? — Das quälte mich die lange Kinderzeit. Mit dem Lesen und Schreiben hatte ich, drei- jährig, selbst schon angefangen — auf eigentüm licher Art: Wenn mein Vater nämlich Tarock mit dem Adjunkten spielte und dem Pfarrer, durfte ich muckmäuschenstill dabeisitzen. Die österreichi- schen Tarockkarten tragen Bildchen und die römischen Ziffern I bi» XXI. So lernt» ich die Kartons verpackt und verkauft. Das Dutzend kostet 7000 -K, da» sind also 500 -4t für jede Erdbeere. * Di« bestöhle»« Ktoderfpeifuug. Bei den Fran k- furter Schulkinderspeisungen wurden große Le- oensmitteldiebstähle entdeckt. Ein neu eingestellter Koch fand, als er seinen Dienst antrat, überall Waren versteckt, wie sie die Kindrrspeisung braucht. Eine Revision de» Personal« ergab, daß seit langem Unter- schleife in großem Umfange vorgekommen sind, die nur dadurch möglich geworden waren, daß der Kon trolleur mit den Dieben unter einer Decke steckte. 20 Angestellte wurden sofort entlassen und bet der Staat»anwaltschast Anzeige erstattet. Ei» deutscher Dampfer gerammt und schwer be- schädigt. Der Hamburger Dampfer Mundu», von England nach Altona aufkommend, ist querab Altona von dem englischen Dampfer Drynymor ge rammt und so schwer beschädigt worden, daß er finkend im Koehlbrand auf Strand gesetzt werden mußte. Neuer Gaunertrick mit Goldplomben Die Schwindler finden immer neue Schliche. Mit einem ganz ungewöhnlichen Trick „arbeitete" einer, der einen Berliner Zahnarzt heimsuchte und damit auch Erfolg hatte. Bei diesem erschien in der Sprechstunde ein junger Mann mit der Bitte, ihm di« Goldplomben au» den alten Zähnen herauszunehmen. Der Zahn arzt wunderte sich über da» seltsame Verlangen, und der junge Mann bekannt«, daß er in Geld verlegenheit sei und die Plomben verkaufen wollre. Er lei, so erzählte er, Karl Benz, ein Sohn des Großindustriellen und Automobilsabrikanten dieses Namens. Sein Vater habe ihn mit einigen Wagen nach Berlin geschickt, um sie hier an Kunden obzu liefern. Jetzt habe er da» Mißgeschick gehabt, seine Brieftasche mit der ganzen Barschaft zu verlieren. Um nicht andere Leute in Anspruch nehmen zu müssen, bis neues Geld aus Reutlingen ringetroffen sein werde, wolle er sich eben die Plomben aus den Zähnen herausnehmen lassen, um sie in Geld um- zusetzen. Er ließ sich trotz der Einwendungen des Zahnarztes nicht von seinem Plan abbringen, so oaß der Arzt ihm schließlich willfahren mußte. Als dann der „Herr Benz" auch noch persönlich nach Reutlingen telephonierte, war der Zahnarzt sehr sicher, daß er dem in Not Geratenen sogar ferne Wohnung zum Uebernachten anbot, was natür lich angenommen wurde. Um eine kleine Reise, die er gerade antreten wollte, nicht aufschieben zu müssen, ließ er den Gast mit seiner Tochter und dem Dienstmädchen, da» erst kurz vorher neu einge treten war, allein in der Wohnung. Am selben Tage aber hatte die neue „Perle" ihren Ausgang. Die Tochter des Hauses wunderte sich, daß sie abends scher die Zeit ausblieb, und sich auch in den folgen- den Tagen nicht mehr sehen ließ. Aber auch „Karl Benz" war und blieb dann verschwunden. Die Aufklärung war schmerzlich. „Benz" hatte in der Nacht, ohne daß die Haustochter etwas merkte, für 10 Millionen Mark Wert- und Schmucksachen zu sammengepackt und damit das Weite gesucht. Die neue „Perle" war und blieb ebenfalls verschwun den. Ohne Zweifel hatte sie der falsche Benz in di« Stellung yineingebracht, um den Diebstahl nach Vereinbarung mit ihr vorzubereiten. * Schwedjjche Samaritersammluug. Die Sama- ritersammlung der schwedischen Kirche für Deutsch land hat bisher in vier Monaten 400 000 Kronen, also etwa zwei Milliarden Mark, erreicht. Mehr als 1200 Kirchgemeinden Schwedens sind an der Samm- lung beteiligt. Sommerzeit in Belgien. Aus Brüssel wird berichtet: Der Kabinettsrat beschloß die Einführung der Sommerzeit in Belgien vom 27. Avril ab wie in England. Diese Maßnahme wird Aenderungen der internationalen Fahrpläne nach sich ziehen. Großer Dorfbraod. In Sira kow bei Polna brach ein Ripsenbrand aus, der fast das halbe Dorf einäscherte. Trotz der raschen Hilfe von zehn Feuer wehren wurden 18 Gebäude, die Schule und die Kapelle vernichtet. Der Schaden geht in die hundert Millionen. Auch zahlreiches Vieh fiel dem Brande zum Opfer. SO Häusler find fast zu Bettlern ge- worden. Der Verdacht der Brandlegung fiel auf den elfjährigen Schulknaben Anton Pleva, der bei einem der Abbrändler als Gänschirt diente und nach dem Brande verschwunden ist. Beim Erfinder des drahtlosen Telephons Von Lus»» Kopemhage», im April. „Es ist nur noch eine Geldfrage, wann es möglich sein wird, einen regelmäßigen drahtlosen Telephon verkehr zwischen Europa und Amerika einzurichtea", sagte mir Waldemar Poulsen, der dänische Ingenieur, der die ersten Apparate für drahtlose Telephonte kon- struiert hat, als ich chn in seiner schönen Villa in Gjentoste, eine halbe Stunde weit von Kopenhagen, aufsuchte, um seine Meinung über die Entwicklung über die Zukunft der drahtlosen Telephonie zu hören. „Es ist nur noch eine Frage von Geld und nicht» mehr. Die ersten Versuche, von der amerikanischen Küste nach London telephonieren zu können, sind aus gezeichnet gelungen, ebenso die Versuche mit Poldhu. Bor fünfundzwanzig Jahren, als ich meinen ersten Lichtbogensender konstruiert habe, war es mein schönster Traum, von Kopenhagen bis Helsingör sprechen zu können, und es hat sechs Jahre gedauert, bis cs dazu gekommen ist. Heute bin ich an die Sechzig, und heute ist der Radiophon ein Gemeingut der Menschheit geworden. Ich weiß, daß drüben in den Vereinigten Staaten ganze Radioklubs sind, daß dort das drahtlose Tele- vhon ein Bedarf des täglichen Leben» geworden ist, oaß dort in Eisenbahnzügen, Autos, Autobussen, Hotels überall Radiophone aufgestellt sind, daß dort Wahlreden und Sonntagsprediglen durch das draht lose Telephon verbreitet werden. Mer damit hat die Entwicklung des drahtlosen Telephons noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Wir haben noch manche große Aufgaben zu lösen. Ich habe vorhin gesagt, daß es nur noch eine Geldfrage ist, von Amerika regelmäßig nach Europa sprechen zu können. Es handelt sich nur noch darum, einen entsprechend star ken Sender zu bauen. Ich glaube, daß, wenn man meinen Lichtbogensender benutzen würde, eine Send- Energie von etwa zwanzig Kilowatt ausreichen würde, um einen regelmäßigen Verkehr aufrecht erhalten zu können. Aber es fragt sich, ob ein solcher Verkehr rentabel wäre. Der Zeitunterschied zwischen Amerika und Europa beträgt sechs Stunden, — das bedeutet, daß, wenn hier Mittag ist, der Geschäfts- mann drüben noch seinen schönsten Morgenschlaf schläft und umgekehrt, wenn dort Mittag, ist man hler bereits ins Theater gegangen. Das transatlan tische Telephon könnte also nur wenige Stunden am Tage gebraucht werden. Anders ist es freilich mit dem Pressedienst — denn für die Zeitungen wäre das transatlantische Telephon eine großartige Einrichtung, wenn man die einzelnen Gespräche so abstimmen könnte, daß sie von anderen, unbefugten Personen nicht abgehört werden könnten. Das ist die größte Frage, die noch gelöst werden muß, und an der Lösung dieser Frage arbeite ich jetzt. Wir haben bereits gewisse Mög- lichkeiten, die Sender und Empfänger auch bei der drahtlosen Telephonie so abzustimmen, wie es bei dem Funkentelegraphen bereits geschieht, durch Ab- stimmung der Wellenlängen und durch Kombi nationen von kontinuierlichen Wellen. Aber diese Systeme find alle noch viel zu schwerfällig. Es muß ein anderes System gefunden werden. Der Weg, der zu dieser Lösung führt, ist freilich lang. Aber ich glaube, daß es gelingen wird, die Lösung zu finden. Der Lichtbogengenerator, den ich benutze, ist jedenfalls viel geeigneter für diese Fort entwicklung, als die Elektronröhren, mit denen man drüben allgemein arbeitet. Sie find auch viel zu empfindlich und gehen viel leichter zugrunde, als mein Generator, Vesten Kohlenstifte stets leicht aus zuwechseln find, und die auch billig find, wogegen die Elektronröhre, wenn sie zugrunde geht, durck eine neue Röhre ersetzt werden muß, die sehr teuer ist. Die Western Electric Co., die drüben sehr viel Geld für Versuche ausgibt und auch ausgezeichnete Resul tate erzielt hat, verwendet fast ausschließlich Elektron röhren, was ich nicht ganz verstehe, da die ameri kanische Marine mit meinem Generator sehr gute Er fahrungen gemacht hat. Der große Vorzug meiner Generatoren ist es eben, daß die Wellen, die von ihnen ausgesandt «erden, viel weniger leicht von fremden WeNen ge- stört werden können, als die von anderen Sendern erzeugte Wellen. Die deutsche Flotte hat m den. großen Kriege meine Sender verwendet, und der Ei' solo war der, daß die englischen Schiffe die deutsche nicht stören konnten, wogegen die deutschen mit ihre Funkvorrichtungen die englischen Marconi-Sendr fast vollkommen unterbinden konnten. Aehnlich ist jetzt mit Eberwalde, wo man auch meine Spender v v wendet und wo es dem Eiffelturm nur sehr seit gelingt, die Wellen zu stören, obwohl die Franzos sich die erdenklichste Mühe geben, die drahtlose Uel nnttlung deutscher Nachrichten nach dem Norden - unterbinden. Ich will damit nur darauf hina kommen, daß mem Lichtbogengenerator in der T die Möglichkeit bietet, ein System finden zu könnci wodurch es zwei Stationen möglich gemacht wird vollkommen ungestört und miteinander sprechen zu können, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, abgehört zu werden. Die Lösung dieser Frage bedeutet aber den entscheidenden Schritt für das drahtlose Tele- phon. Wenn man oft davon sprechen hört, daß das drahtlose Telephon den gewöhnlichen Fernsprecher vollkommen verdrängen wird, so ist das ein Unsinn. Ich bin fest davon überzeugt, daß in dem Großver kehr zwischen einzelnen Städten, also in dem eigent lichen Fernverkehr, das drahtlose Telephon den mit Draht arbeitenden Fernsprecher sehr bald über trumpft, aber in dem städtischen Verkehr, also in, Verkehr auf kurze Distanzen, wird das kaum möglich sein, schon aus dem Grunde nicht, weil das drahtlose Telephon für den Nahverkehr viel zu teuer ist. Dock abgesehen davon — die Schaltungsfrage und auck das rein Organisatorische machen es auf Jahrzehnt' hinaus unmöglich, daß da» Radiophon das gewöhn liche Telephon verdrängt .... Ich verstehe es nicht, daß man in Deutschland de- drahtlosen Telephonie so wenig Verständnis evt- gegenbringt. In vielen anderen Staaten ist dar drahtlose Telephon heute Gemeingut geworden, nickt nur in Amerika, sondern auch anderswo sind arof Gesellschaften gegründet worden, die Konzerte. Opernvorstellungen, Vorträge im Wege des dralü losen Telephons verbreiten. In Deutschland, wr eigentlich alles Technische zu Hause ist, verschliß die starre Haltung der Postverwaltung dem große Publikum die Benutzung des Radiophons. Weshalb Ich kann es wirklich nicht verstehen . . * Telephonie im Lisenbahnzuge Eine Errungenschaft deutscher Technik Halbamtlich wird berichtet: Die Eisenbahnzug.Telephonie der funkentelegraphischen Gesellschaft Huth- Berlin, über die bisher nur allgemeine Berichte in der Öffentlichkeit bekannt waren, wurde den leitenden Persönlichkeiten des Reichsverkehrs- und des Reicha- postministeriums in der Praxis auf der Strecke Ber- lin—Hamburg vorgeführt. Reichsverkehrsminister Groener und Reichspostminister Stingl mit den Herren ihrer Ministerien und der Eisenbahn direktion Altona begaben sich nach Wittenberge und erwarteten den aus Hamburg kommenden, mit Zug telephonie ausgerüsteten D-Zug, mit dem sie nach Berlin zurückkehrten. Zunächst wurde von dem Direktorium der Huth Gesellschaft eine Uebersicht über die Methode und di technische Einrichtung der neuen Eisenbahnzug-Teb phonie gegeben, danach überzeugten sich die Herren von dem guten Funktionieren der Einrichtung durch verschiedene Gespräche mit dem Reichs präsidenten und dem Reichsfinanzminister, den Ministerien sowie mit einer Reihe anderer Persönlichkeiten. Am eindrucksvollsten war die Tatsache, daß man mit jedem Telephon- anschluß in Berlin während der Fahrt ebenso verbunden wird, als wenn man sich in Berlin selbst befindet, ja, daß der Angerufene nicht ein- Buchstaben I, V und X. Dann hatten wir in Vaters Kanzlei zwei Lithographien: VIL SOIH.^OttD vei nuä VIL VLI DIS8^. Bald konnte ich auch diese Zeichen nachmalen und verstehen. Als ich vier Ähre alt war und Mutter nach Essegg zum Zahnarzt reiste, schrieb i ich ihr dahin in Antiqua-Inittalen einen Brief. Der Pope Mojsije hat meinen fünfjährigen i Lockenkopf in Kohle gezeichnet, für Mutter zu Weihnachten, und kriegte einen Truthahn dafür; er verlangte auch noch etwas Wein, erntete aber nur Spott. Das Bild habe ich noch. Der Pope Mojsije war ein glühender Pan- slawe. Er schmähte und verabscheute die Türken und pries die Russen. Mein Vater hatte seine kaiserlich-konservative Jugend längst vergessen und war ins deutsch liberale Lager abgeschwenkt — meinem Vater wagte der Pope vom Mütterchen Ruß'and nicht zu schwärmen; desto leichter be- törte er mich. Ich verging vor Ungeduld, daß die Rußkije Bratuschki die Schanzen Plewnas nehmen möchten. Täglich kam Stefan von der Post geritten — die Schanzen waren nicht gefallen. Stefan war unser neues Faktotum; Sohn des Schweinehirten, und mein Vater hatte ihn aus der Heft des Volkes empor auf den hohen Sitz des Paradekutschers erhoben. Er war ein erzkluger Bursche und hat mir später mit seiner Pfiffigkeit manchesmal gedient. Den alten Ianko trugen seine Deine nimmer recht — er war nunmehr Nachtwächter; trank unmäßig immerzu. Wir Jungen auf der Pußta spielten Anmauerln. Da brauchten wir Knöpfe — sie waren der Preis der Spieles, sie galten un» wie bares Geld. So reich wie ich war keiner von den Knaben: wenn Ianko knülle im Graben schlief, pürschte ich mich an und drehte ihm die Knöpft ab. Erwachte er, so mußte er seine Hosen mit den Händen tragen. Dann zog er »in Maul und greinte. Und meinen zornigen Vater, dem keiner widerstand — Ianko schon gar nicht, solange er nüchtern war: der berauschte Ianko entwaffnete meinen Vater. „Luder!" brüllte meines Vaters Löwen- stimme. „Versoffener Kujon'' Bist du glück lich wieder so weit, du Hund ^rtt?? " Dann schwieg aber Ianko nicht etwa, wie männiglich schwieg, fürchtete s.ä- auch nicht vor dem gnädigen Herrn — bewahre. Gemütlich lachte er den Löwen an, grinste und gröhlte: „Poldi! Lieber Poldischku!" Und drohte schalkhaft mit dem Finger. „Schrei nicht, rate ich dir! Nach ein Wort — und ich werde alles verraten. Drei Pantoffeln habe ich am Bett gefunden; mit gebrühten Birkenrcifen hast du mich gehauen. Alles verrate ich." Mein Vater wandte sich auf den Hacken und ging. Zehnmal nahm ich Ianko beiseite und hätte sie so gern gehört, die Geschichte von den drei Pantoffeln und den gebrühten Birken.« Ianko schüttelte nur den Kopf, ohne über die dunkle Andeutung jemals hinauszugehen. Xl. Das Kloster. Von Alagino nach Norden dehnte sich die Ebene — seit der Holzhändler Siegmund Habicht da gch.iust hatte — unabsehbar, baumlos; nur ein paar hundert Joch Erlenbrüche und sumpfige Buchenwälder waren stehen geblieben; in den Mais und Weizenschläaen bunt ver- streut blühten Dörfer, in strotzendes Pflaumen grün gehüllt. Die Römer haben hier einst eine Straße durchgezogen, sie ist heute noch erkennbar. Wenn man ihr folgt und rechtzeitig abwendet, kommt man in ein Talbecken, das altgläubige Kloster Sankt Eliae. Da» Klösterchen lag still und tot das ganze Jahr, nur der Abt hauste da mit fünf, sechs Brüdern. Sie trugen das Haar lang und rand lose schwarze Zylinder darauf; trugen grüne Talare, die einst schwarz gewesen waren; und verstanden das Iiegenhüten von Grund auf, denn das hatten sie gelernt; doch wenig von der Liturgie — die Messe plapperten sie nur hin, daß sie sich in Purzelbäumen überschlug. Die Mönche feierten wohl jeden dritten Tag; zwischendurch hielten sie Fasten bei Oel- gemüs und Käse. Ihre Kirche: eine kleine. Basilika; wo die Tünche schadhaft war, kam rohbyzantinischc Malerei hervor. Die Ikonostas: eine Mosaik von goldgerahmten Oeldrucken. Das Kloster- gebäu: wie ein ländlich-altertümlicher Gasthof. Kirchweih war am ersten August unseres Kalenders. Da mußte man nach dem Kloster, da zeigte es sich im Glanz; die Glocken klangen, die Mönche sangen; die Händler schrien, die Mädchen k.-»»schten. Schon am Nachmittag zuvor waren zu Pferd, zu Fuß und Wagen auf holprigen Waldfährten die Dauern aus Gebirg und Marsch heran gezogen. Die Nacht über gingen die Karawane,:, und heute morgen wurden es Heersäulen. Die armselige Basilika konnte nicht ein Hundertteil der Beter fassen; wie eine Traube Bienen hin gen die Frommen noch außen an der Kirchen - tür. Die Weiber rutschten, hochrot die Wangen, auf den Knien durch unter dem Reliquienschrein und schleiften die weitgebretteten Röcke hin ! ter sich. (Fortsetzung folgt.) § — — > verantwortlich für den redaktionellen Teil (auf; Handel, Shrsredaktrur Dr. »art Schmidt, für Nrnetgc Heinrich Vatter: brid« in Leipzig. — Berliner Dieiil- qheircdakteurLr. Erich Evertft, Berlin, DSnhott 3YM-3K- Dresdner Dienst: Heinrich Hertaulen. LreSdeu, viabel bergerfirafte 24. Fernspr. 31793. — Druck und Verla.i. Leip». «erl»»«druckr»et, B.m. b.H., Leipzig, Abannisg.p Unverlangt« Beiträge ohne Rückporto werden richt zurück gesandt. Di» vorliegend» Ausgabe umfatzt 12 Seiten
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