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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230408
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-08
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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Werden wir dann etwa wieder das traurige Schauspiel erleben, daß es bei gutem Ende heißt: seht ihr Schafsköpfe, so mußte es längst gemacht werden, oder wird es, wenn es schief geht, neue Dolchstöße hageln? Nach dem traurigen Bilde, das wir in unserer Not leider bisher abgaden, ist zu fürchten, daß mit dem letzten Feinde auch die Einigkeit deutsches Gebiet verlassen wird. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs im Jahre 1871 stellte oer geistvolle französische Schriftsteller und Diplomat Graf Gobineau aller lei recht lehrreiche Betrachtungen über die Gründe des Zusammenbruches an. Er sagt dabei seinen Landsleuten neben vielen anderen unangenehmen Wahrheiten, der Hauptgrund ihres nationalen Unglückes sei ihre Eitelkeit. Dies Werk Gobineaus ist im Jahre 1917 in Reelams Universal-Biblio« thek in deutscher Uebersetzung erschienen, ver mutlich, um den Durchhaltewillen des deutschen Polles dadurch zu stärken, daß man ihm die Schwächen seines Hauptfeindes glaubwürdig schilderte. Leider haben wir nicht gelernt, aus demselben Werke unsere eigenen Schwächen zu erkennen. Erstände uns heute ein Graf Gobineau, der uns sagte, unser Zusammenbruch sei erfolgt, weil wir die Wahrheit nicht nur nicht vertrügen, son dern sie gar nicht haben wollten, dann würde be sagter Gräf schleunigst von allen „vaterländi schen" Verbünden in Acht und Dann erklärt werden, weil er im Solde des Fcindbundes das eigene Ziest beschmutzt Hütte. - Nun mag die Lüge als allgemeines Mittel der Kriegskunst zur Not angehen. Da wir aber seit vier Jahren einen sogenannten Frieden haben, könnte man langsam damit abbauen. Oho! höre ich es in Gedanken schon von recht» erschallen. Und ob wir die Wahrheit vertragen. Schreien wir es nicht täglich in alle Welt hinaus, daß wir eingekreist worden sind, daß unsere Diplomaten Rindviecher, unsere Pazifisten Ver- brecher und unsere Sozialisten Paterlandsfeinde waren. Und oho! antwortet es von links: und daß das alte Regime faul, die Kapitalisten Gauner und die Generale Bluthunde waren. Mag sein, daß Sie allesamt recht haben, meine Herren, aber mit Verlaub, diese Wahr- heilen sind wertlos, weil die anderen nicht daran glauben und einen Ekel empfinden vor der fetzt üblichen schlechten Manier, sich selbst mit Weih- rauch, die anderen mit Stinkbomben zu bedenken. Wenn dis Monarchen, Feldherren, Minister und Diplomaten einmal Bücher schrieben, in denen die anderen überhaupt nicht kritisiert, die eigenen Fehler aber mit größter Schärfe be trachtet werden, dann würde die Welt aufhorchen. Aber bitte wirklich ganze Arbeit, nicht die sehr beliebte Art, ein ganz kleines eigenes Fehlerchen nebenbei zu erwähnen, um auf diesem Hinter- gründe die Heldentaten um so Heller leuchten zu lasten. Nun höre ich schon den Einwand, das wäre gar zu viel verlangt, das ginge gegen die mensch- liehe Kultur. Doch nicht ganz. Am 1. Dezember 1806, nach dem Zusammen- bruch bei Jena, erließ der König Friedrich Wilhelm IU. von Orteisburg aus folgende» bubb'cÄvckuW: „Bei der leider fast gänzlichen Auflösung der verschiedenen gegen Frankreich ins Feld gerückten Armeekorps ist es Seiner Königlichen Majestät von Preußen bei dem gänzlichen Mangel an bewährten Nachrichten bis jetzt un möglich geblieben, das Wahre vom Falschen, Gerüchte von Tatsachen zu unterscheiden. Seine Majestät sind weit entfernt, Ihrer braven Armee alle Unglücksfälle zuzuschreiben, welche dem Lande begegnet sind, vielmehr gereicht es Ihr zur größten Beruhigung, daß sich viele Teile derselben durch ausdauernden Mut und wahres Ehrgefühl ausgezeichnet haben. Ebenso haben sich aber auch Tatsachen ergeben, die von der Art sind, daß solche nicht länger mit Still- schweigen übergangen, vielmehr zum warnen den Beispiel für die Zukunft auf das aller strengste und öffentlich geahndet werden müssen." Auf Gründ dieses Erlasses hat das preußische Offizierskorps dann Uber sich selbst mit unbeug samer Gerechtigkeit und unerbittlicher Strenae zu Gericht gesessen und daraus die tiefe sittliche Kraft geschöpft, die es sieben Jahre später im De- Französische Propaganda tu Amerika Bon Präsident a D. Prof. vr. Kslnkoltt Slrssksr freiungstamps zur Bewunderung der ganzen Welt entfaltet hat. Leider hielt der königliche Wahrheitsdrang nicht lange vor. Ain 22. Mai 1815, mitten im Entscheidungskampfe gmen Napoleon, versprach der König dem preußischen Volke eine allgemeine Repräsentation. Wäre dieses Versprechen ehrlich gemeint gewesen, dann hätten wenige Jahre dar auf nicht diejenigen als Verbrecher verfolgt wer- den können, die schüchtern an seine Erfüllung er- innerten. Und nun blättere man alle Geschichtsbücher der neueren Zeit von der ersten bis zur letzten Seite durch, ob diese und den jeweiligen Macht habern unbequeme andere Wahrheiten nur mit einer einzigen Silbe erwähnt worden sind. Wenn jemand schuld ist an unserem Unglück, dann sind es die, die Schönfärben zur vaterländi schen Pflicht umgefälscht haben. Schönfärben ist der Tod der Wahrheit, und Lüge der Tod der Einheitsfront. Daß der derzeitige außen- und inner.ipolitische Zustand scheußlich ist, bezweifelt kein Mensch. Hinaus kommen wir nur, wenn wir die Ursachen dieses Zustandes wirklich richtig zu erkennen und ! zu beseitigen suchen. Diese Erkenntnis wird fest verrammelt, wenn man sie nur in der Schlechtig keit der andren sucht. Da es die meisten Menschen innerhalb und außerhalb unserer Landesgrenzen leider ebenso machen, haben wir nur die Wahl, diesen scheußlichen Zustand zu verewigen oder mit der Selbstkritik und Selbsterziehunff voranzu gehen in der Erwartung, daß die anderen dann nachfolgen. Sollten sie es wider Erwarten aber nicht tun, so haben wir wenigstens den Vorteil, daß wir selbst unsere sittliche Kraft dadurch stählen, wie es unsere Vorfahren vor 117 Jahren getan haben. betrug und falsche Beurteilung dee-Geg- ner haben uns ins Unglück gerannt. Fast scheint es, als hatten wir rein gar nichts daraus gelernt. Mit Protesten und Anklagen allein werden mir weder unsere Weltstellung wieder erringen noch die Einheitsfront befestigen., Das kann nur ae- schehen, wenn, wir mit eisernem Besen der wirk lichen Wahrheit freie Dahn schaffen. ' , r ' Vie Grientkonferenz nochmals verschoben Eigener Drahtdertcht de» Le»pitgerr»»e»l«it<» Land«, 7. April Die türkische Antwortnote an die Entente schlägt mit Rücksicht auf die türkischen Wahlen und auf gewisse religiöse Festlichkeiten al» Datum für die Iusammenberufung der neuen Ortentkonferenz in Lausanne den 2 0. April vor. - Gleichzeitig teilte die türkisch« Regierung ihr ausdrückliche» Einverständnis mit, auf ein« neue Erörterung der territorialen Ded' :gungen de» Lausanner Vertrag». entwürfe» -u verzichten. * Der Petit Parisien glaubt zu wissen, daß bei den Verhandlungen über die französischen Privatinter- essen in der Türkei voraussichtlich der frühere fran zösische Botschafter in Berlin, Eharle« Laurent, der früher bereits mit Missionen im Orient betraut war und Berater der otomanischen Regierung ge wesen ist, die französischen Besitzer von Anteilen der otomanischen Schuld vertreten wird. Andrerseits schreibt der Petit Parisien, die alliierten Regierungen beabsichtigten, die Verhand lungen von Lausanne genau bei demjenigen Punkt« wieder aufzunehmen, wo sie unterbrochen worden sind, d. h. daß zuerst die alliierten Sachverständigen mit türkischen Vertretern zusammentreten, um unter Zugrundelegung der Entscheidungen von Lausanne die im Februar in der Schwebe gebliebene Klausel durchzuarbeiten. Die französischen Vertreter werdcn voraussichtlich Frommageot und Dargeton sein. Diese Vorgangsweise würde den Vorteil haben, die Arbeiten der Kommission und somit den Ab- schuß des Frieden» zu bescheunigen. Furcht vor -er Nrvanche a«gen«r Drahtderlcht»«»»«,»,,,rrrai«»lat«e» Pari», 7. April. Rach einer Havasmeldung aus Riga ist da» Ge rücht im Umlauf, daß Generalfridmarschall Macken- fen sich augenblicklich in Moskau aufhält, wo er mit der Sowjetregierung über den endgültigen Ab schluß «ine» Militärabkommen» verhandel«. Das Gespenst eines deutsch-russischen Mill- tärabkommen» spukt nach wie vor in den Ge hirnen der Franzosen. Indessen hat Deutsch- land leider ander« Sorgen, al« solchen utopi- stischen Ideen nachgehen zu können, denen es auch durchaus fremd gegenübersteht. Natürlich ist an der Havasmeldung kein Wörtchen wahr. Generalfetdmarschall Mackensen befindet sich zur zeit in Falkenwalde bei Stettin. _ Columbus (Ohio), 15. Mürz. Mat hat den Eindruck, als ob im Zusammen hang mit der französischen Ruhrpolitik auch eine Welle französischer Propaganda durch die Welt ginge, wenigstens hier in Amerika. Elemenceau war seinerzeit der Auftakt. Alan hört allgemein, daß sein Auftreten Frankreich mehr geschadet als genutzt Hobe. Er trug die Farben von Deutschlands heimlicher Rüstung und von Frank- reich» angeblicher Abrüstung doch wohl etwas zu dick auf. Immerhin weiß inan nicht, was er hinter den Kulissen erreichte. In den Klubsesseln der Wallstreet hat er vielleicht doch die Herzens stärkung gefunden, die ihm in der Öffentlichkeit j nicht überall zuteil wurde. Und Wallstreet ist stärker als die Öffentlichkeit, auch hier im demo- kratischen Amerika. Aber auch in der Oeffent- lichkeit vermag geschickte Regie noch den einen oder den anderen Theatererfolg zu erreichen. Die Leute, die Amerika in den Krieg trieben und die zum Teil auch ihr geschäftliches Interesse dabei gefunden haben, jubelten dem französischen Sieger wieder zu und schwenkten das Sternen- banner, dos wohl selten seiner ursprünglichen Bestimmung ferner war als bei dieser Gelegen- heit. Auch in gewissen weiblichen Kreisen sind «sich Svnpschte» für Frankreich Vorhand«», ge nährt durch die Begeisterung für französische Kuttur und Mode und durch das Mitleid mit den zerstörten Gebieten. Das Mitleid mit den hungernden deutschen Kindern dringt in diese Kreise nicht ein, weil die franzosenfreundUche Presse,, die immer noch von Einfluß ist, einen hohen Damm dagegen auf. richtet. Statt der darbenden deutschen Kinder sieht man da nur die milliardenfrohe Kapitals- konzentration. Und übrigens auch in den Deutschland sonst wohlgesinnten Kreisen steht der Eindruck von diesen gewaltigen Kapitals- konzentrattonen einer nüchternen und mensch licheren Auffassung der Lage im Wege. In den Londoner Lcho der Reise Loucheurs E««e«erD»O»t»rrtqi»,s»e«d»i,e,r,,«dl»«te« Loudon, 7. April. Westminster Gazette tritt dafür ein, daß nicht viel Aufheben« von dem Besuche Loucheurs m London gemacht werde. Die britische Regierung könne in keinem Sinne mit einem nicht-offiziellen französischen Politittr verbandeln, noch weniger mit einem Politiker, der in seinem eigenen Lande als Kandidat für den Posten de» augenblialichcn Mi nisterpräsidenten angesehen werde. Außerdem könne Großbritannien nur in vollständiger Harmonie mit Frankreich handeln, wenn die von Deutschland ge forderte Summe in Uebereinstimmung mit einer wissenschaftlichen und praktischen Schätzung der deut- schrn Zahlungsfähigkeit festgesetzt werbe und wenn keine Annexion de» deutschen Gebiete» am Rhein, unter welcher Formel sich auch eine derartige An- nexionspolitik zu verhüllen trachte, in Frage komme. Dir Sicherheit Frankreichs müsse in der Hauptsache abhängen von der Pflege guter Beziehungen zu Daily New» schreibt, die Hoffnung auf eine baldige Regelung hänge von einem Wechsel in den Methoden ab, wenn nicht in der Politik der fran- zösischr« Regierung. Dem Besuch« Loucheurs dürfte keine übertriebene Bedeutung beigemeffen werden. Er ermutige jedoch zu der Hoffnung, daß?wenigstens eine endgültige Erklärung über die Art der Rege lung, di« di« Frünzosrn bereit sein würden anzu nehmen, bald erfolgen werde. Bisher sei der Stand- puntt eingenommen worden, daß alle Vorschläge von Deutschland kommen müßten, und unter riesigen. Kosten könne dies, Formel vielleicht di» zum Ende teidehalten werden. Aber sei e» die» «lrkltch wert? Bei Frankreich liege natürlich die Entscheidung. Daisy Chronicle schreibt zu dem Plan Loucheur»: Der weitaus beste Reparationsplan sei der der letzten Pariser Konferenz unterbreitete britisch« Plan ge wesen. Einen besseren Ausgangspunkt für di« Er- örteruna der Reparationsftagr gebe e» nicht. Da» die üttscheknend von Loucheur vvrgeschlagene Rhein- republtk unter der Kontrolle^de» Völkerbund«» de» treff«, so müsse eine derartige entmilitarisierte Zone einen integralen Teil de« Deutschen Reiche« bilden, und ihrer Schaffung müsse die Räumung durch die Alliierten vqraüsßthen. Sie müsse die bereitwillige, nicht erzwungene Zustimmung Deutschland» erhalten und von Deutschland al» in feinem eigenen Interesse Schaufenstern begegnete ich vereinzelten Auf rufen an die amerikanische Frauenwelt zur Unterstützung des französischen Kriegsgebietes. Dann sah ich eine Ausstellung von Kriegs reliquien. Auch in die kitschigen Liebesgeschichten der Tingeltangels wird hier und da noch ein französischer Trommelwirbel und ein Aufmarsch französischer Poilus eingeflochten; natürlich sind es keine afrikanischen Truppen, die da gezejgt werdcn. Gelegentlich hörte ich auch naive Aeuße- rungen, als sei das Verhältnis des ftanzösischeu Soldaten zu den Einwohnern des besetzten Ge bietes sehr freundlich. Man war dann ganz über rascht, wenn ich etwas von den wirklichen Tat sachen aus dem Leben der besetzten Gebiete be richtete. Könnte man doch den Amerikanern im Kino einmal einige Bilder aus Mainz oder Essen zeigen! Statt dessen sehen sie in den Zeitungen die arglistig erschwindelten Bilder, wie fran zösische Soldaten Kandis unter jubelnde deutsche Kinder verteilen. Dazu kommt die bekannte französische Kulturpropaganda durch schöne Sängerinnen, berühmte Gelehrte u. dgl. Wenn demgegenüber deutsche Offiziere von kriegerischen Heldentaten erzählen, so ist das sicherlich nicht das richtige Gegengewicht. Auch das neue Deutsch- land versteht sich noch immer herzlich schlecht auf die Psychologie des Auslandes. Etwas besser scheint es ja nun werden zu wollen. Lin oeut- fche» Opernensemble ist jetzt hierher unterrpeg», ein deutsches Trio gibt demnächst in Cincinnan em großes Konzert, Herbert Eulen.be.rg ist zu einem Vortrag in Mifwaukee anaekündigt.. Das ist in der Tat der richtige Weg. Nur könnte durch geschickte Vermittlung der deutschen Regie rung und der hiesigen deutschen Botschaft, noch sehr viel mehr geschehen. Die deutsche Republik müßte sich endlich auch die Organe für ihre aus wärtige Politik schaffen und noch viel deutlicher als bisher Kulturpolitik an Stelle der Kanonen- und Geldsackpolitik setzen. Niemand würde das mehr begrüßen als gerade die besten und geistig hochstehenden Köpfe des Deutsch-Amerikancrtums. liegend anerkannt und nicht al» Strafmaßnahme an genommen werden. So unbestimmt und und«. .friedigend auch Loucheur» Pläne seien, so.sei es voch ein gutes Zeichen, daß die rationelle Erörterung dieser Probleme wieder begonnen habe. Loucheur sei zwar kein Mitglied der französischen Regierung, aber er sei nicht nach London gekommen ohne Wjssrn Poineari^s und ohne vorherige Beratung mit ihm. Loucheur ist zufrieden E«»rnerDraytd«rtchldrS retpziger Tageblattes Pari», 7. April. Loucheur ist gestern abend aus London zurück gekehrt. Er empsing einige Pressevertreter, zu denen er, wie der Matin mitteilte, u. a. äußerte: bin überrascht, daß man in Paris Gedanken als di« meinigen ausgesprochen hat, von denen manche meinen Gedanken vollkommen fernstehen. Meine Auffassung über die Reparationen uno die Bürg schaften, die ich für die Sicherheiten Frankreichs für notwendig halte, ist genügend bekannt. Ich habe sie wiederholt auch in der Kammer daraelegt und habe meinen Ausführungen nichts hinzuzusügen. Zn Lon don hab« ich besonder» den Stand der öffentlichen Meinung erforscht, und ich sehe, daß sie im großrn ganzen Frankreich geradezu günstig gesinnt ist. In politischen Kreisen denkt man ebenso, doch ist man etwa» beunruhigt über die möglichen Folgen unseres Vorgehen», und bis in die letzte Zeit war auch rin Gefühl der Unsicherheit über unser Ziel vorhanden, das jedoch jetzt verschwindet. Ich habe infolgedessen keinen einzigen englischen Politiker gefunden — welcher Partei er auch angehört und wre auch seine erste Meinung über die Unpopularität unsere» Vor gehens im Ruhrgebiet gewesen sein möge —, der mir nicht ohne Einschränkung recht gegeben hätte, als ich ihm erklärte, daß wir unser Unternehmen bi« zu Ende durchführen müssen. Niemand, nickt einmal Lloyd Georae, hat dies« Erklärung diskutiert. Ich muß hinzufügen, daß wir ohne Schwäche handeln werden, aber auch ohne militaristische oder anektionistische Hintergedanken. Ich bin mir klar darüber, daß auf Regierung und Volk von England di« klaren Mitteilungen der franzö sischen und der belgischen Minister nach der Brüsseler Konferenz außerordentlichen Eindruck gemacht haben. Diese Mitteilungen haben viel zu dem erfreulichen Umschwung in der öffentlichen Meinung England» beigetragen. Ich kann den Schluß ziehen, daß in England di« Zahl der Leute, die von französischem Militarismus und von französischen Annexions gelüsten sprechen, täglich abnimmt. Eie werden als» erstehen, daß ich »efriedigt zmRckkrh«.*
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