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krellLg, Äea 6. Aprv Lebensroman ly Bon Noa« Noa« .Pachhr»« vervotea.) IV. Landwirtschaft. Mein Vater «ar also vom Militär Helm» gekommen und heiratete die Roserl Stein. Zwischen seiner Näckkehc (im Herbst 1861) und der Hochzeit (11. Februar 1862) lagen nur einige Wochen. Der Großvater hatte seinem Leitesten em kleine» Gut in Dernowitz bei Wischau überleben — al» Erbteil und Ligen, tum Er gehörten ein paar zusammengekaufte Felder dazu und zwei winzige Bauernhöfe. Da» erste, war mein Vater tat, war: sich den alten Janka kommen zu lassen. Zanko Dvorak h^tte hei Medole den Unterarm verloren; trug eine Blechhülse am Armstumpf mit einem eisernen Finger daran und spielte die Dreh orgel in Dörfern und Gehöften. Er wurde Feldhüter bei uns, Leibbarbier mit der seltsam geschickten Linken, Büchsenspanner und Nacht wächter. Stolzt« im alten, weißen Kürassier mantel meines Vaters — die Diebe wußten es ganz genau, auch bei finstrer Nacht, wo der Wächter schlief. Unglücklicherweise betrieb das Gut eine kleine Brennerei: Zanko wurde Schnapsverkorkser; und ging zwischendurch immer auch ein wenig orgeln. Ich habe noch alle Briefe meines Vaters au» seiner Bräutigamszeit. Line junge Gänse magd trug die Korrespondenz zwischen den Liebesleu en hin und h:r. Er war aber ein überschwenglicher Anbeter. Zwei Naturen, die nicht zusammenstimmten, waren da aneinander geraten: der feurige, lustige Landsknecht und die rechnende Kaufmanns- lochter. Sie sah schwarz, und er rosig — das trennte sie am schärfsten. Eie sorgte, und er wollt« Lelpriger Tageblatt uack 8«oüel«rettuog leben. Ein Unterschied der Optik, der Tempe- raturen: dem Feurigen war's nie warm genug im neuen Heim — sie wieder riß die Fenster auf und scheuchte den Tabaksqualm von dannen. Fügsam war sie nicht; schon in den Flitter, «ochen, al» er nur einmal fragte: ob sie denn immer noch nicht fertig mit dem Kämmen sei — da blickte sie groß auf, griff zur Schere und schnitt sich da» schöne, kastanienbraune Haar vom Kopf. Kurze Locken sind übriggeblieben; sie sind bald ergraut. Ergraut vor Lebensangst. Denn meine Mutter war eine erschrockene Frau, die nie den Mut hatte zu rechter Fröhlichkeit; hinter dieser schönen Stunde sich sie den grauen nächsten, den übernächsten schwarzen Tag. Mit besorgtem Fleiß sammelte sie die Kreuzer, erzog sie die Kinder und glaubte doch an Segen nicht. Zm Laufe einer langen, langen Ehe — dreißig Jahre davon habe ich selbst mit an- gesehen — hat die Kaufmannstochter gesiegt. Der Landsknecht vecprasselte mit der Zeit seinen Spiritus. Er hängte zuerst die Laute auf den Spe cher, ließ den Gesang sein, den Wein, das Spielen, da» Reiten, das Zagen und ganz zuletzt die Weiber. Ich habe ihn nie einen Tropfen, auch nur einen Tropfen Alkohol trinken sehen. Ein paar schöne Soldatenlieder sang er manch, mal, die längst vergessen sind. Karten spielte er noch hier und da «in Stündchen, bis er auch da» aufgab. Geritten ist er noch mit 63, aber ungern und selten. Gebrüllt und geflucht hat er mit Löwenstimme, wenn sich die Gelegenheit dazu fand. Ich glaube, er suchte sie emsig: wenn er recht in Wut gewesen war, blickte er in den Spiegel und strich sich zufrieden seinen Schnurrbart. Das Gütchen in Dernowitz blieb ihm bald unter den Händen. Wo» verstand der Soldat auch viel von Landbau? Auf seinen Feldern wollten nur Klatschmohn wachsen, Quecken, Heidekraut und Raden. In der Not wandte er sich an di« gute Urgroßmutter, und die Kürschnerin half. Er pumpte die alten Stein» an — auch sie gaben her, soviel sie konnten oder wollten. Ein furcht, barer Hagelschlag (und mein Vater hatte die Versicherungsprämie nicht erschwingen können) machte endlich die Bettriwirtschaft nieder brechen. Nichts ist meinem Vater von seinem Erbgut geblieben; kaum Mutters Möbel und et.iche Wissen: sein« Reiterpistolrn, der Mai- länüer Pallasch, die Jagdgewehre; ich hab« sie später — und eine Uhrkette — von ihm geerbt. Slawonien. Meines Vaters ehemaliger Schwadronsches, Rittmeister Graf Iastremski, hatte sich Anno 1849 in Slawonien angekauft, al» da» Regiment dort in Winterquartieren lag. Orahowitza hieß der Besitz; war ein kleines Fürstentum an Um fang und doch nur ein winziges Stückchen jener zehn Güter, die Maria Theresia einst dem Pandurenführer Trenck geschenkt hatte. Graf Iastremski war ein schmächtiger, langer Mann, blond, schmallächelnd und müde von De'tanschauung. Er tat nichts^ durchaus nichts; ließ das Schicksal für sich arbeiten. Er war um einen Drottag jünger als mein Vater. Wieviel schaffte, wieviel schlug sich mein Vater, um Leutnant zu werden! Zehnmal war er dicht daran, ebensooft stießen Zufall und Widerstände ihn zurück. Iastremski tat gar nichts; er wurde von selbst Rittmeister. Die Leute auf seinem riesigen Gut scherten sich gar nicht um ihn. er auch nicht um sie; ließ sie schalten und walten. Man denke nur ja ntcht, daß er die Miß bräuche nicht sah. Er sah nicht alle», aber viel. Alan denke nicht, daß er dumm war; er war mehr al» klug — er war weise. Und witzig. Er machte sich lustig über Gott und die Welt. Ihn amüsierte sie höchlich, die Unwirtschaft. Meß er bedurfte, der nachlässig-vornehme Mann, blieb ihm dennoch in Fülle. Und für wen sollt« er sparen und häufen? Wenn ihm da» w. 81 8ette 9 Geld ausging, dem Besitzer rauschender Wälder, ernteschwangerer Ebenen: da starb Hm irgend ein Oheim in Vakutien und machte u;n wieder reich; wenn der neu« Ueberfluß dabtn war, starb eine Tante. Das Schicksal arbeitete für ihn, mit hitziger PUnkltchkeit. Um 1870 — acht, neun Jahre schon war kein Todesfall in Iastremskis Verwandtschaft ge» wesen — da ging es ihm ehrlich schlecht. Er war am Verarmen. La kam Slawonien» Honig-, Flitter- »nd Dukc.tenzett. Ich habe es schon erzählt: da» Land war ehedem ein einziger Eichenwald. 1870 endlich ging man daran, den Uretchen- bestand zu schlagen. Himmlischer Gott, was waren das für Stämme Man mußte sie mit Pulver sprengen, um sie in die Säge zu span nen Wenn man einen aushöhlte, nur so zum Epoß. gab er eine Laube ab, darin konnten vier Menschen em Tische sitzen und Kaffee trinken — der W«rt hatte noch Raum, die Gäste kreis- um zu l'rtienen. Die- Waldqeschäft kam wir ein Fieber über das Land. Man spekulierte in 10 00,1 Joch Eichenwald, man kaufte unbesehene Forste auf dem Papier, schob sie auf dem Papier weiter und hatte Hunderttausende erschachert. Die ersten Gutsbesitzer gaben ihre Wälder für ein Butterbrot; sie kannten ihren Wert nicht. Die letzten Wälder wog man mit Gold aust (Fortsetzung folgt.) " -!— i- .11. .. —§ Bcrantwortkich Mr den redaktionellen Teil («über Handel: Chefredakteur Dr. Kurt Schmidt: für Anrrigrn: Heinrich Balser: hew« in Lcippa. — Berliner Lirnstr Chefredakteur Dr. lkrich (Lvkrtft Berlin UNsieinhaiiS. — Dresdner Dienst: Heinrich Zrrkaulsn, Dresden, Kabel«- beraersirafte 24. Pstrnlpr. 317?Z. — Drink uns vrrlogr Letp»i««r lvrrla-SdnMrret. w. m ». H., Leip,««. Johaa- nisqasse 8. Unverlangt« Brltrüg« ohne Rückvorw werden nicht »urüH- gesandt. Di« vorliegend« Ausgabe umfaßt 10 Sette« SS 7o1«pboo 19-71 rrowsv»ck«v«tr. 8 L2SL »MW Mi« V«riov: vrdLrvt Vioinkisur» 8.00 vkr ! Mvlod 1« lol^lp- »l« «orelgtuturise Hins viM!l kkM 8WM W SülM rn W M UM. Ssrsens Iril. Heinrich d. Vogler. drich.Aünig MLiier Lohengrtn St. IHaer Elsa v.Bradant WtSÜWM Verleit 17^7 7.80 I 20355 Kls,«. Kratt- Lyttlu, KöniZss Pavillon o«, »«Im ck«H sulan S«»aU»vN«ri Lin »tetr dwtor <tl» U»»odIoW»»n«t> Ditrau 6dln«. «t» mit ihren stlegeln nen ter r-edeiNnter Neberltakervvgou cknr w«tliekeN LWM»»i<m 6« LtngttnU«» eerepoir«. — vobotruor ^XInreoii»n<i> l. — vi» Lrausn reerüen al, Ds« la Lisina stuparilart. — Ult Lanedialeuns «er cdlonchncdeo O^nn^ixchnst null «en »uentrttgeo äsle» rar äukilUuuog krelgexsdoa. Uni Gern v.g «oderwo» i?al« Onmp. Vortr. In Hauptrolle: 8b8TU8 «w h«w Znpnntnechs Ob»rnLwnlnrche11«r, <ier io «isr reoren iVntt Drlawpdv leiert, bnw« «tr»«ip!«Inri«ch« l^wtaag« P»b« elartg <i» mxl »io<i nedsonBvri. ^vüenksw in LrrinukläkruvL äl« veuvata in «ler Lommeickrlseks bliaqtvo xrüüte Uvltsrkstt (Kasino l-leklsplele IS SSO k>leurr»e»rtLl LI, oresewvr Not K r-)i>g Gottfried, L.Herveltng, Stich- ihr Br. Wunderlich noth, v. Mohlhorn Frdr. ».Telramund, :Cd:lknab. der Elsa: bradaatlscher Graf i Etchl-r.L Molebach. O. SrlHmann! Schmtedecke.Herrm .*»<roas GtSi o.Stadtth. Rllrnd a.G. a.«. Vaule» nach dnm i. und r. «Ui. Etula» «w.7 iknde gegen >l uchr. «»»a^plnn So nabend: IG Sin echia- Vorsts 1. Ulolg« grün Zar und Zimmer, mann. Sonntag, bei aufgeyabe"<"t An recht: ttönigrklnder. 6l« srovs ln krttLuMImists kirr ekistvrireds LfMilm r Mil!ßI.WMilWerIifeWii Keule I^reUeg In LrslanttUIvung: Mm »ml Iisiiil! sM Lin seUs^n-es 8ensr»Uor»s /^dei-leirer In 6 I» «1er N«»i-i»1rolle: ^lereeo, «ler Slerlre, «Ler Qe^vLUIye, «ler purel-t- lose, «ler sied» Irr* wo «Ue NerLeo «les «LeulselreQ puvUlLiuos eroberte ^uLerdeiQ: „LIL- NoroM UoV«1 In einer seiner neuesten INI»»« — ^lmclmUbüsr'iLki'. 1^4—IS Out k^oclQ Kut Llsdcr-äsn I-Isr-Q ^A°r?i Neues Theater'^' r». Anrechts-Dorstellung Folg« »eid,: Romani Over in S 2ikten von R Wagner. MuMalifche Lettung: A. Sjendrg». BUHnenlettung: M. HofmLiler. " vrtrud. fern« Ge« madlin s. streng Der veerrufer des libnig» WoGelm. Drab. 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