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Faule Ausreden Di« abflauend« Konjunktur der Hetzpresse »ach» begr^flicherweise «uch di« Leipziger Neuesten Nach richten nervös, so daß sie Gesellschaft für den Bran- ger suchen, an dem sie lange genug allein gestanden haben. Rach von der Gerichtsbank her, auf der sie neuerlich wegen unlauteren Wettbewerbs verurteilt wurden (und auf der sie di« Meinung de» Leipziger Landgericht» hören mußten, daß sie nationale Ge sinnung mit Inserentenfang recht taktlos zu verquicken pflegen), förmlich noch au» dem Gerichtssaale, greifen sie un» neuerlich an, indem sie sich — heiter genug —- zu Hütern de» nationalen Gewissen» ausspielen. Wer so wie di« Herfurthpresse -wischen Arbeiter- und Sol- datenrat, zwischen Wulle-Degeisterung, Staatcgericht«- Hof und Landgericht zu pendeln pflegt, dem ist aller- ding» eine gewisse Uebersicht über die politische Gesamt lage nicht abzusprechen. Immerhin sind die Neuesten Nachrichten damit noch nicht legitimiert, die viel fachen Erfahrungen ihrer politischen Deweglich^ett zu Ratschlägen oder zu Angriffen auszuwerten Bet ihrer gestrigen Notiz stellen sie neben vielem müßigen Geschwiitz, da» ihre jüngste Verurteilung verschleiern sdll, «ine einzige positive Behauptung aus: der Di rektor Richard Katz unsere» Verlag» sei polizeilich al» »tschechisch gemeldet". Man beachte „als tschsch sch gemeldet". Das ist wieder einmal ein bewähr ter Herfurthscher Winkelzug. Es wird nicht behauptet, «r sei tschechisch (der erwähnte Herr ist deutscher Burschenschafter gewesen, stammt au» einer deutschen österreichischen Familie, war Ausla rd»rcda!teur füh- rrnder reichsdeutscher Blätter und bekam, da rr in Prag geboren ist, durch den Umsturz gleich dreiein halb Millionen anderer Deutscher tue tschechoslowa kische Staatsbürgerschaft zudiktiert). Aber er ist doch als tschechisch „gemeldet"! Allerdings: da» Fremden bureau reg striert als Nationalität d'.e Staats angehörigkeit und macht auch hierbei Fehler. Jeder Deutschböhme wird in Leipzig als „tschechisch" eingetragen, was objektiv falsch ist, da „tschechisch" niemals die Staatsbürgerschaft, sondern immer nur bi« Nationalität ausdrücken kann. Aber diese bureaukratssche Engherzigkeit, welch« die deutsche Nationalität nur bei reichsdentschrn Staatsbürgern vermerkt, würde sich auch auf jeden Deutschvölkischen in der Tschechoslowakei erstrecken, und sofern der Prager Korrespondent der Leipziger Neuesten Nach- richten hierher käme, bekäme auch er den Vermerk „tschechisch" ins Register. Die glatt« Irreführung durch die L. N. N. wird dadurch um nicht« sauberer, daß sie bereit» vor Gericht einwandfrei widerlegt wurde; außerdem wissen die L. N. N. sehr wohl, daß die Stadt Leipzig dem betreffenden Herrn seine Ein- burgerung in Sachsen bereits bewilligt hat. Et» Schäferhund al, Diebcrfäuqer. Durch den Spürsinn e.nes Schäferhunde« wurde die Festnahme einer Einbrechergesellschaft, die einem Geschäft in der Tauroggener Straße zu Lharlottenburg einen Besuch abgestatlet hatte, ermöglicht. Der De- scher de» Hundes ging mit diesem an e^nem Schau fenster de» Geschäfte» vorüber, al« plötzlich der Hund unruhig wurde. L» ergab sich, daß Einbrecher den oberen Teil der Schaufensterscheibe eingedrückt und auf dies« Weife in die Räume gelangt waren. Ihr« Beute im Werte von etwa zwei Millionen Mark batten sie bereits auf einem Wogen fortgcschafft. Eine Frau, die in der Nähe Schmiere stand, konnte ia dem Augenblick, al» sie flüchten wollte, verhaftet werden. Das gestohlene Gut war in einem Hamsslur in der Kammer Straße untcrgestellt worden und sollt« offenbar später dort abgeholt werden. Die Passanten hatten von dem ganzen Vorgang »ich!« gemerkt; erst durch da» ausfällige Benehmen de« Hunde» wurde man aufmcrisam. Man verfolgte di« Diebe, deren Festnahme dann auch bi» aus einen glückte. Liebestragödie. Eine Liebestrogödie spielte sich am Vormittag des Ostersonntags im Hause Kur- sürskndamm 44 in Berlin ab. Dort gab der 41 Jahr« alte Kaufmann Bau! Hausmann auf seine im gleichen House wohnende Freundin Martha Lau drei Schüsse ab, al» diese bi« Tr.ppe herunterkom. Da« schwerverletzte junge Mädchen sand in der nächsten Rettung»strlle die erst« Hilfe. Lebensgefahr b steht nicht. Houemann, der von Beamten des alarmierten Uederfallkommando« gesucht wurde, war zunächst entkommen. Am Mittag wurde er in der Schöne berger Straße zu Martendorf ausgefunden. Er hatte sich in die link« Schläfe geschossen und wurde bewußt los in da» Mariendvrfer Krankenhau» gebracht. Auch bei ihm besteht kein« Lebensgefahr. 7V Milll«»e»-Di«bstahl »et d«r Internationale» ArbeittrhUfe. Ein vorläufig noch ganz unaufgeklär ter Diebstahl ist bei der Industrie- und Handels- A.-G. in Berlin verübt worden. Al» die Kassie rerin sür einige Minuten das Zimmer verließ, wurde eine Kassette, in der sich Dollar- und Pfundnoten in Höhe von 70 Millionen Mark befanden, gestohlen, obwohl sich mehrere Personen im Zimmer aufhielt^n. Die von der Polizei eingeleiteten Ermittlungen haben bisher noch keinen Erfolg gehabt. Reichsindexziffer 28S4 Berlin, 3. April Rach den Feststellungen des Statistischen Reichs amt» beträgt tue Reia,sindexzifser für Lebenshal tungskosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Be leuchtung und Belleidung) im Durchschnitt de» März 28S4 (1613/14 gleich 1) gegenüber 2643 im Februar. Die Ziffer zeigt demnach im Vergleich zu den sprunghaften Steigerungen der letzten Monate die verhältnismäßig geringe Erhöhung um 8 v. H., die Indexziffer ohne Bekleidungskosten um 9,1 v. H. aus 2627. Die Ernähcungakostrn Haden sich gegenüber Februar um 4^ auf das 3315fach«, die Verladungskosten um 3H aus das 4323fache der Vorkriegszeit erhöht. Das in der »weiten Hälfte de» Februar einsetzende Stocken in der Aufwärts bewegung der Preis« hat sich im März fortgesetzt. Eine Rech« von Lebensmitteln haben sich nicht un wesentlich verbilligt. Vor allem sind ausländische Fette, Fleisch, Fische, auch Reis, Hülsenfrüchte, Nähr- mittel und Kartoffeln fast überall im Preise zurück gegangen. Andrerseits sind Butter, M'lch und Eier teurer geworden. Besonders haben sich di« Kosten für Wohnung, Heizung und Beleuchtung erhöht. Ueber 109 Kinder bekohle». Die Berkin rr Polizei nahm ein« Schwindlerin fest, die über 100 Kinder bestohlen und dabei Gegenstände im Wert voll mindestens 4 Millionen Mark erbeutet hat, in- dem sie die Kinder unter trügerischen Versprechungen in einen dunklen Hausflur lockt« und ihnen dort Ohrringe und Kleidungsstücke abnahm. Die Perle» der Bürgermeisterin. Die Frau de« Bürgermeister» der Stadt Vien könnte, wenn ibr Mann nicht Sozialdemokrat und die Rat^nu-s.sste häufiger wären, ein« Perlenschnur von unermeßlich m Werte tragen. Der Zusammenhang dieser merk würdigen Servitut ist dieser: Im Hause Währinger Hauptstraße 36 ist 1916 die Gattin des Dr. Edmund Töpler gestorben. Ihr Mädchenname war Rosa Finstcrböck, und sie war eine Enkelin de» Perlen- Händler« Künstler. Frau Dr. Töpler hat ein Testa ment hinterlassen, in dem sie do« Haus und den Garten für wohltätige Zwecke vermachte, ihre Perlenschnur der Stadt Wien mit der Bestimmung stiftete, daß sie lm städtischen Museum verwahrt und von der Frau de» jeweiligen Bürgermeisters bei festlichen Anlässen getragen werde. 35 Stunde» am Billard. Zwei Mitglieder eine« englischen Klub» hatten vor einigen Tage» ein« Dillardpartie aus 10 000 Points begonnen, die zu einem neue» Dauerrekord geführt hat. Nach 24stündlgen ununterbrochenen Spiel hatte einer der Spieler 6200 Point« gemacht, »»bei die größte Serie 82 Karambolagen betrug. Sieben Stunden später gab dec Gegner die Partie ans. Um eine Fortsetzung se« Wettkampf«« zu ermöglichen, trat e n anderer Spieler an seine Stelle. Der Sieger spielte dann noch 4^4 Stunden weiter. Er hatte insgesamt 35 Stunden "9 Minuten gespielt nnd in dieser Zeit eine Leistung von 7600 Points erreicht. * ll»glück»fall auf de» Rhouegletscher. Kurt Straumann, Sohn des schweizerischen Rationalrats Straumann, fiel auf dem Rhonegletscher in «ine Gletscherspalte. Straumann ist tot. Seine Leich« könnt« geborgen werden. Lebensroman 41 Don Noa» .AawdruS Verbote» ) Bis zum Rroolutionsj-Hc durften die öster reichischen Eoloaten keine Bärte tragen. Am liebsten hätte man ihuea auch die Köpfe rasiert, denn mit dem militärischen Streben nach Uni form vertrug sich die Verschiedenheit der Haar farben nicht. Ais dann der Schnurrbart zuerst Mode im Heer und später Vorschrift wurde, strebten die militärischen Obern wenigstens einige Gleichheit an, und so schrieb man als Bestandteil des soldatischen Anzugs den schwarzen Schnuerbart vor. Wem er schwarz nicht wuchs, mußte mit Stiefelwichse nachhelfen. General Gyulay wenigstens sah bei seinen Truppen auf nichts so streng wie auf tadellos schwarze Schnurrbär ie; und es muß ein im- pysanter Anblick gewesen sein, solch ein Gyu- laysches Regiment mit dicken, kriegerischen, auf gemalten schwär en Bärten. Mein Pater h t'e zum Glück ein echtes Bärtchen, wenn auch eia blondes. Er hatte es heute nur getu'cht und durch ein eingedrehtes Roßhaar ein wenig verlängert. Links hielt di« Sache fest. Die rechte Hälfte aber ging im Regen u Irrwegs verloren. Per Dragoner sattelte sein Perd ab, rieb es trocken v)M Schwe ß des langen Rittes, fütterte es — dann h'.eß es rasch zur P'erdeoisite eilen. AUf dem Hauptvlatz von Wischau fand sie statt. Deß Pferde die P ii'ung nicht bestanden, tr'egt« im Rathaus seine Strafe aufgemessen. Penn die Stockwügel waren damals noch Diszt rAnarmittel. Rur im Feld prügelte man mit der blanken Klinge. Al« die Stein» sahen, daß ihr Soldat gor kein so übler Mensch wär«, luden sie ihn in» Zimmer. Da lernte der junge Dragoner auch die kleine Roserl kennen. Sie war sechs Jahre alt nnd ist nachher seine Frau geworden. Meine Vater hat mir oft mit Stolz erzählt, wie schön die Mutier schon als Kind gewesen wäre. E.nem durchreisenden Türken gefiel sie damals so wohl, d-ß er sie kaufen wollte. Ich muß — alles in allem — bedauern, daß der Handel nicht zustande kam; vielleicht wär ich jetzt Kriegs- Minister oder sonst was Gates in der Türkei. Im Juli 1848 httte mein Pater Leopold den Fahneneid geschworen und kam mit des Majors erster Schwadron ins Barscher Komitat. Es waren unruhige Zeiten, und unter allen Kamt- taten hat sich grade das Barscher durch W'der- spenstigkeit von jeher ausgezeichnet. Die Un- garn wollten den Kaiserlichen nicht einmal mehr zu essen geben. Eines Tages mußten sie nach slowakischen Rebellen strei'en; die Patrouille meines Vaters kriegte Feuer aus einem W ildchen. Die Dra- goner s ßen ab und schossen in den Dusch. Sie finden einen alten Aufrührer und seinen Sohn; fesselten die beiden und füh.ten sie dem Standgericht zu. Unterwegs, als der Junge keuchend am Dü ne! de» Dragoners trabte, fragte ihn mein Vater: „W s du kleiner Esel — auch du schießt schon auf uns?" Darnus der Dengel: „Laß gut sein, Korporal! Meine Büchse trägt fo weit wie deine." »Kleiner, frecher Esel, wie heißt du?" „Ianko Dvorak." »Ianko. kleiner Esel, wie alt bist du?" „Acht-ehn." Da» waren eben meines Paters Jahre. „Ianko, kleiner E el" — und mein Vater dl'ckte den, ble'chen Fant ins Auge — „wenn du nächsten Sommer neunzehn werden willst, sei h'ute vor dein Standrecht siebzehn." Richtig: den alten Slowaken henkten sle. Auch den kleinen Janka hatten sie gern ae- henkt — doch mein Vater batte schon den Ritt- Mist« aufmerksam auf ihn gemocht. Jan ko tür äie kernauÜstze Der Moskauer pralat vulkiewicz hingerichtet «»»enrrDr»»t»«»tch1dr» e«»»»»»«r Da,«»lalle» Warschau, 3. April. Die Hinrichtung det zu» Tode verur» «rillen Prälaten Butkiewie» wurve in Btotkau am Lster-Tonnabenv durch Er schiene« valltzugen. * Tie Vollstreckung des Todesurteils an dem Prälaten Butiiewiez ist geeignet, die Sowjet- regierung in ernste politische Konflikte zu brin gen, da namentlich England und Polen in Moskau vor der H n.ihtung der verurteilten Geists ch:n gewarnt Haber. Die ausländischen Proteste, unter denen sich auch deutsche befan den, scheinen immerhin bewirkt zu haben, daß die Strafe von dem gleichfalls zum Tode oer» urteilten Erzbischof Zeplisk vorläufig noch nicht vollstreckt worden ist. Wie erinnerlich, httte die Sowjctregierung die Verurteilten wcgen „Ausnutzung rel giöser Vorteile zum Zwecke der Au'reizung der Bevölkerung gegen die Sowjetmacht" angeklagt. Andere angeklagte Geistliche wurden zu Gefängnisstrafen von 3 bis Ist Jahren verurteilt. Eine Ischechoslowakisckte WSHrungrvorlage E«L«»«r DratzlSertchtdr» L«tz>zt-r« Tage »lalle» Prag, 3. April. Da» tschechoslowakisch« Justiz- und Finanzministe rium haben Sen Entwurf eine» Gesetzes zum Schutze der tschechoslowakischen Wäh rung und des Umlaufes der Zahlungsmittel aus gearbeitet. Das Gesetz ist namentlich gegen die Spe kulation in fremden Valuten zum Nachteil der tschechoslowakischen Währung gerichtet, sorgt jedoch dafür, daß der regelrechte Handel keineswegs dadurch eine Einschränkung erfährt. Der Entwurf löst auch die Frage der Ersatzzahlungsmittel; die Herausgab« von Notgeld, wie sie in einzelnen Städten geplant war, wird durch de» Entwurf verboten. vle heikle Grubenbeschlagnahme Geheimrnt Zechli« verhaftet Bach»». 3. April. General Degovtte hatte Zwangsmaß nahme» gegen die Zechen und Bergwerke des Ruhrgebiete» zu» 1. April angedroht, »renn sie sich den Anordnungen der Pesatzungsbehörden nicht fügen und namentlich die Kohlensteuer an di« Fran zosen nicht abführe» sollten. Für diesen Fall war die Beschlagnahme der Gruben und die Verhaftung der Beramerksbefitzer und -Direktoren in Aussicht ge- stellt. Heute hat General Degouette den Bergwerk- direktoren mitgeteilt, daß die F ri st zur Abgabe einer Erklärung bis zum IS. April verlängert wor den ist. Ferner hat Degoutte den deutschen Eisenbahn beamten und -arbetteru erneut befohlen, ihre Arbeit sofort wieder ans»unehmen, soweit die» noch nicht geschehen ist, da st« andernfall» ohne »»eitere» ent- lassen und auvgewiesen »»erbe» würden. Zn der Tat haben di« Franzasen in den letzten Tagen Massen ausweisungen verfügt, um dir deuts^en Eisen bahner durch Terror einzuschüchtern. Da» Mitglied der Prcsseabteilung der Reichs- reoierung Geheimrat Zechlin ist in Düsseldorf wahrend einer Pressedespreckung von den Franzosen verhaftet worden. Die deutsche Regierung wird, sobald die näheren Einzelheiten über diesen Vorgang vorliegen, gegen die?« Verhaftung Protest erheben. Zu den neuen Gerüchten von bevorstehenden Vor schlägen Deutschlands wurde am Dienstagabend am mußte sich bäuchlings auf die Dank ausstrccken uno ward zum erstenmal der kaiserlichen Gebühr teilhastig: fünfundzwanzig mit dem Trensen- zügel. Erh^b sich jaulend und zusammen- gekrümmt und hatte Wort für Wort nachzu- sprechen, w s man ihm vorsagte: „W.r schwören . . „Wir schwören . . ... zu Gott dem Allmächtigen einen hei ligen Cid . . . ." . einen heil'gen Eid . . ." „. . . Seiner Majestät unserm allerdurch- lauchtiqsten Fürsten und Herrn Franz Joseph dem Ersten, Kaiser in Oesterreich. König zu Ungarn, Böhmen, Galizien, Lidomerien, Kroatien, Slawonien u'd Dalmatien, Erzherzog zu Oesterreich und so weiter." ,. . . und so weiter . . .....treu und oehrrsam zu sein; gegen jeden Feind; zu Wasser und zu Lande; bei Tag und Nacht; in Stürmen nnd Gefechten — mit eiaem Wirte: zu jeder Zeit, an jedem O tc tap'er und man haft zu fechten — mit l' he zu leben und zu sterben — so wahr uns G. tt hel'e, Amen." So war Janka Re'rut aewordrn ln meines Notars ?uq und putzte hi »fort meines Vaters Stiesel und Stute. In Ungarn ging es drunter und drüber. Plötzlich im Jahre 59 h eß es. sich auf Kriegs- suß seh an. In Italien sollt' es losgrhen. Man nahm sich n'cht einmal Zeit zu einem h r^derttäoigen Fußmarsch — nein, unerhört: » it der Cisenb-Hn, Hal» über Kons, wurde die Reise angetrcten. Zuerst noch Böhmen und von da «'n ch Sachsen — jawohl durch Sachsen — b's Kulstei a. Denn ich meine» Paters Erzählung recht be- ha'tan h-be. ist e» in Altanburg gewesen, wo man zu Ehren der durch-ichenden österreichischen Soldaten einen großen Empfang auf dem Bahn- Hof bereitete. Triumphoforten. Böllerschüsse und Musik. Weißgekleidete Jungfrauen sagte« Quai d'Orsay in Pari» bemerkt, es sei kein Ln»eiche» für eine Aenderung in der Haltung Deutschland« frstzustellen. Die Gerüchte von deutschen Vorschlägen entbehrten daher jeder Begründung. Var Untersuchungrergnir der Kerzte.trominWon Ei»e«er DrahtderiNtde» Lelp»i»,rra»«»tair«» Esse», 3. April. Französischerseits ist eine Untersuchung eingelötet über die Vorfälle am Sonnabend. General De goutte hat zu diesem Zweck den Offizier, der den Befehl zum Schießen gegeben hat, nach Düsseldorf beordert. Anderseits haben heute französische Lerzre im Kruppschen Krankenhaus die Opfer der Vorfälle untersucht. Hierbei stellten sie fest, daß fünf der Ge töteten Rückenschüsse haben, daß ferner von den 43 Verwundeten 29 durch Schüsse verletzt worden sind, und daß von diesen Verletzten wieder 14, also 50 Prozent, Rückenschüsse erhielten. Diese Fest stellung von französischer Seit« läßt keinen Zweifel mehr darüber, daß die französischen Sol- baten zum größten Teil auf die Fliehenden geschossen haben, und daß also von einer aggressiven Haltung der Kruppschen Arbeiter, wie es in der französischen Darstellung heißt, keinesfalls di« Rede sein kann. Die Funkenstation in Marseille hat in der Nacht zum Dienstag SOS-Rufe von dem kanadischen Dampfer „City of Victoria" aufgenommen, an dessen Bord ein schweres Feuer aus gebrochen ist. Dos Schiff befindet sich auf 50 Grad 10 Minuten nördlicher Breite und 18 Grad 50 Mi nuten westlicher Länge. Jnvertterten-Kongretz ln Lelpzkg Bon der Oeffentlich>it kaum beachtet, tagte diese Ostern in Leipzig ein absonderlicher Kongreß: der „Bund für Menschenrechte" e. B., die Organi sation der Jnvernerren, also der geschlechtlich ab norm Gerichteten. An hundert Delegierte au» allen Teilen Deutschland- mochten zuiammenge- kommen sein. Nach einem festlichen Begrüßungs abend waren Sonntag und Montag den Verhand lungen gewidmet, die Bundesfragen betrafen und wenig Bemerkenswerte» boten. Erfreulich war die allgemein erhobene Forderung, die Presse der Invertierte, bcwegung von „Anschluß"-Anzeigen und An'inieranlündigungen reinzuhalten. Reichs- und Landesregierungen wur en telegraphisch er sucht. bei der bevorstehenden Neugestaltung de» R Str G den 8 175 endlich fallenzulaisen. Im Mittelpunkt der Tagung stand ein Vortrag de» Privatdozenten der Universität Leipzig vr. mack, et pdit. v. Mahendorff über da» Thema „Worauf beruht die abweichende GesühlSrichtung der Invertierten?" Nach ihm ist Inversion zwar angeboren, daher unverschuldet und unheil bar, aber nicht da- Ergebnis sichtbarer oder un sichtbarer körperlicher Abnormität, beruht viel mehr auf rein psychischer Vererbung. Zum Schutze der Invertierten gegen Strafverfolgung forderte der Redner Erweiterung der Anwendung de« 8 5l (Handeln unter unwiderstehlichem Zwang) auf Störungen auch der GeiühlStätigkeit, während die Rechtsprechung ihn bisher nur auf Störung der WahrnehmungStätigkeit anwendet. Nach diesem Kongreß zu urteilen, besitzt die Jnvertierten-Organisation nur männl che Mit- glüder, während doch weibliche Homosexualität unglrich weiter verbreitet ist al» männliche (und obendrein z. Z erschreckend um sich gre ft, wie jüngst der Der iner P> ozeß gegen die Gatten- Mörderinnen lehrte). Weibliche Homosexualität ist aber weder strafrechtlich bedroht noch gesell schaftlich sonderlich geächtet, während die männ liche u ter diesem doppelten Drucke steht; sür die weibliche fehlt daher wohl der Anlaß, sich zu ov» ganlsieren. Gedichte auf und verteilten Würste, Dein und Zigarren. Mein Vater setzte einer der Jungfrauen zu: sie sol.t' ihn küssen. Sie ziecte sich. Ihm wurde nicht schwer, seinen Willen durch zusetzen. Er sagte nur: „Fräulein, wenn ich in diesem Kriege sterbe? Wird es Sie nicht schmerzen, mir meinen letzten Wu.sch versagt zu haben?" Sie k..ß1e ihn, und es ist ein gutes Vor zeichen geworden: er starb nicht im Kriege. Nach dem ung.ücklichen Kriege legte man d^s Regiment wieder nach Wien. Aus den Dra'.necn wurden Kürassiere, Nummer 11. Tas Zeitalter Edeisheim begann. Nun konnte uar sich n ch: genug tun in halsbrecherischen Sprüngen, im Galoppieren, im Fechten, Turnen und Reiten. Mein Pater machte es nicht lange mit. Der Gccßoater war nach Wien gekommen und ho.te seinen Acltcsten selbst aus der Kaserne. Lr versprach ihn Hius, Hof. Selbständigkeit und Fel.er. Nur sollte sein Leopold nach Hause komn en. Und er ging nach Haase. Viele Jahre noch suchten den Seßhaften die ehemaligen Kumpane aus den Nomndenzelten: bald rin versoffener Gendarm; ein Briefträger, der sich für den Dienst bedankt hatte und bet- teln ging; Frauenzimmer au» DuNa, aus Tirol. Auck die Altenburger Ehcenjungfrau kam mit einem Kind und hatte nicht Übel Lust, e» dazu!as;en.(Fortsetzung folgt.) den redatt'onellen Pelt r«nßee d7N v» ttcd-kknr D' «'n-« ENm!d»' wr An ety n: »-tnr Nasser: kMe ln Letvstg — v^rl'ner Dienst: E-cs eda^ei r >^r. VrI» ttv-- » BerNn. U Ne nhaiiS — Dresdner Dienst: ^et-rich st'r'a ilen, DreSb-n o»4delö- derar strafte 21 Nrrnsdr, 317SS. — Drvl « v rlai: Lrwsw«, vrrl«»»dr«aerej W. m. ». H., Leipzig, I«HLa- nirgaffe 8. Unverlangte vritritae ?dn, NN<N>°rio werden Mcht zn- rückgesandl. Dl« vorliegende Ausgabe omjatzt Sette»