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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230405
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-05
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
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voaaerslag, Äeo S. Lprll LEkprtger Dagrdlatt rmck HsnaelsFrMms rrr. S0 Sette S ^s^esberickt Oer Tanz der Gerüche In der Romanliteratur, di« sich auch mit den Problemen der Malerei befaßt, spielt di« Frage eure große Rolle, ob der Schrei, Gerüche und ähnliches im Bilde fcstgehalten werden können oder nicht. Nun hat Munch eia wunderbares Bild gemalt, daß „den Schrei* plastisch vor Augen führt. Aber »der Geruch* ist meines Wissens noch nicht gemalt. Da bei ist das doch so einfach. . .. Es ist allgemein bekannt, daß es gut- und schlccht- schmcckcnde Dinge gibt. Es ist also bekannt, daß ein jedes Nahrungsmittel ein bestimmte» Gefühl aus- lost. Besucht man nun den Raum, in dem die Ge rüche Tango tanzen, den .Bauch von Leipzig*, seine Markthalle, ergibt sich folgendes Bild: die Gerüche der zur Schau gestellten Laren üben die gleich« Wirkung aus wie eine langjährige LH", in deren Verlauf die beiden Opfer einander ähnlich zu wer den beginnen: der Geruch särdt auf die Physiogno mie ab. Ich kann mir zum Beispiel absolut nicht vorstcllen, daß dieses Mädchen vor dem Käscstcurde Kränze verkaufen könnte; ginge dies an, Hütte sie auch ihren Beruf verfehlt; es ist die verdammte Pflicht eines jeden Menschen, seinem Stande gemäß uuszusehen. Die Frau, bei der das edle Fleisch vom .'ind zu kaufen ist, sieht nicht aus wie Frau von Stein. Dafür hat die Seifenverkäuferin eine ver blüffende Ähnlichkeit mit Gretchen. Will also ein Maler .den Geruch* verewigen, fths er sich ihre menschlichen Vertreter an. Und rnll er «in allgemeines Gesamtbild zeichnen, be trachte er den Besucher, der nach «inständigem Auf- enthalte die Markthalle verläßt: der sieht au», als hätte er alle Speisen, die den Düften zugrunde liegen, auf einmal zu sich genommen. Allerdings wird der Maler sich davor hüten müssen, dabei nicht irrtümlich etwas anderes zu symbolisieren. Um HdrurUi * Uebertrlebene Meßprelse! In der letzten Sitzung des Aufsichtsrats des Leipziger Meßamts kamen auch die Klagen über Uebervorteilung der Besucher der letzten Leipziger Frühjahrsmesse zur Sprache. Rian beschloß, beim Rat der Stadt Leipzig zu beantragen, neben der Preisprüfungsstcile im Rathaus auch im Meßamt eine Stelle zur Entgegen nahme von Anzeigen einzurichten. Unter allen Um ständen sollen wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Uebervorteilung der Meßbesucher getroffen wer- den, insbesondere durch Einrichtung einer schleunigen Justiz. Die Vorbereitungen hierzu sind im Gange. Liu Mörder uud Braudstift« entsprungen. Aus dem Gerichtsgcfängnis zu Torgau ist der Arbeiter und Händler Wilhelm Otte aus Luckenwalde ent wichen, der im Oktober 1922 vom Schwurgericht zu Torgau wegen Mordes und Brandstiftung zum Tode und sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Teilweiser Mleterstreik in Berlin. Der vom .Micterverband Deutschlands* für den 1. April aus gegebenen Streikparole ist besonders im Norden und Osten Berlins vielfach entsprochen worden. Nach den Angaben der Kreisleitung haben dort viele Tausende von Mietern mit der Erklärung, daß sie die Zahlung als Demonstration gegen die Wohnungspolitik des Magistrats verweigern, die Monatsmiete für diesen Nlonat nicht entrichtet. Auch mehrere Gruppen de« .Bundes deutscher Mictcrvereine* haben sich, nach der Erklärung der Streikleitung, der Bewegung ange- schloffen. An den Unrechten gekommen. Au« Berlin wird berichtet: Ein Mann in der Hannoverschen Straße liebte cs, in Frauenkleidung auszugehen. Ja der Nacht fielen drei Männer über die vermeintliche Dame, die sie anrcmpelten, her und raubten ihr die Handtasche. Bald aber gewahrten sie ihren Mißgriff. Der Beraubte entpuppte sich als ein Mann, ver folgte die Täter und ließ sie festnehmen. Es waren drei Kellner.- Dl« LruK de» Urmhrrr» vo« Stria «brachen. Vie erst jetzt bekannt wird, ist in der Zelt zwischen dem 7. und 14. März die Gruft des Freiherrn von und -um Stein ip Frücht im Kreise St. Goars hausen erbrochen wordeu. Die Särge der Eltern, der Gattin und der Tochter de» Freiherrn wurden ge- Ljfuet uud di« Knochenveste durchwühlt. Pie Oeff- nung de» Sarge» de» Frecheren von Stein selbst ist ihnen nicht gelungen. Wr die Ermittlung der Täter hat der Oberstaat»anwalt von Wie»baden ei« Be lohnung von 100 000 Mark ausgesetzt. Festnahme einer verbrecherband« Dresden, 4. April. (Drahtbericht unse rer Dresdner S ch r i f t l e i t u n g.) Der um fangreichen Ermittlung der hiesigen Kriminalpolizei gelang es gestern abend, eine 40köpfige Verbrecher- bande festzunehmen, die zum größten Teil au» 18—20jährigen Burschen bestand, die sich arbeitslos herumtricben. Sie versammelten sich in der Wirt schaft .Dolkswohl* und berieten dort den Plan ihrer nächtlichen Streifen. Da» Hauptgebiet ihrer Einbrüche war Dresden. SO Einbrüche konnten der Bande nachgewiesen werden. Hauptsächlich Gast wirtschaften wurden geplündert, aber auch Privat. Häuser wurden ausgeraubt. Die gestohlenen Sachen brachten die Einbrecher zu Händlern und Pri»at. Personen, von denen bis jetzt vier Täter fest- genommen wurden. Die Ermittlungen gehen zur- -eit noch weiter. * Ein deutscher Prinz al» Handelsvertreter. Prinz Sigismund von Preußen, ein Sohn des Prin zen Heinrich von Preußen, hat d.» Vertretung einer Hamburger Kaffeefirma in Südamerika über nommen. Don einer Lokomotive erfaßt uud getötet. Der Direktor des Münchener Kaufhauses Oberpollinger, Czollek, wurde auf dem Bahnhof Landshut beim Aussteigen aus einem Zuge von einer entgcgenkom- wenden Lokomotive erfaßt und auf der Stelle getötet. Tödlicher Unfall bei» Rinakampf. Bei Liner Ringkampf-Vorstellung in Rotz lau wurde dem Ringkämpfer Karl Strauber von keinem Gegner die Halswirbelsäule durchgebrochen. Der Verletzte starb kur- nach seiner Einlieferung in das Dessauer Krankenhaus. Verhinderte Schiebung. Zn Peckeloh wurden bei einem Händler sämtliche Bestände an Eiern. Butter und sonstigen Lebensmitteln im Wert» von IS bl» 20 Millionen Mark sowie ein Lastkraftwagen beschlagnahmt. Di« Lebensmittel sollten in dem Wagen nach dem besetzten Gebiet verschoben werden. Der Händl«, der im Besitz von französischen Aus weispapieren «ar, wurde verhaftet. Die neue» Mensche». Im Wiener Extrablatt klagte Helene Gabivon-Bettelheim üb« die böse Zelt, in der Agio und Valuta dominieren. Sie sagt: Da» Dort .Valuta* bestimmt da» ganz« Leben, jede Reise, jeden Kauf und Verkauf, es zeigt pvlitisG- Er folge und Mißerfolge an, es verfolgt uns überall hin. Darum möchte ich vorschlagen, daß zur Erinnerung an diese furchtbare Zeit von den jetzt zur Welt kommenden Kindern in der Familie ein Mädchen Valuta und ein Knabe Agio genannt werden möge, denn so lauten unsere wahrhaften Kalenderheiligen zur Stund«. Verhaftung v« Bankdirektor«». Die an« Buda pest gemeldet wird, wurde der seinerzeit verhaftete und wieder freigelaffene Generaldirektor der Buda pester Filiale der Wiener L»m»erzialbank, Richard Sebestyan, mit den Direktoren Bar»» Bogany und Marcu» auf Antrag der Staatsanwaltschaft wieder verhaftet, da die Ueberprüfung der Bücher der Bank bisher eine Derlustsumme von S4 Millionen «rgab, deren endgültige Höhe sich aber nach den Schätzungen d« Büchersachverständigen auf mindesten» 600 Millionen ungarische Kronen belaufe. Es wurde festgestellt, daß seit dem Herbst 1S12 die Devisen-, Valuten- und Effektenabteilung der Dank infolge Mißbrauchs des Personal» jährlich mit großem Schaden arbeitete. Meine Schulzeit Don SvrnurE Sftsr» Au? Dernard T-awS urbluna .ParentS uud Children" (.Eltern und Kinder") geben wir die jolgcndcn Abschnitte wieder. Die Sammlung von Schulgeld war der wirkliche Zweck meiner Schule. Keiner meiner Lehrer schert« 'ich einen Deut darum, ob ich etwas lernte oder nicht. Infolgedessen lernte ich meine Lektionen nicht, da ich viel Wichtigeres vorhatte, und die Resultate waren denn auch so, wie zu erwarten. Als ich als kleiner Junge auf die Schule kam, hatte ich gau gute Lateinkenntniffe, weil rch es in ein paar Wochen privatim von einem Onkel gelernt hatte. Ak» ich ein paar Jahre auf der Schul« gewesen war, exami- nicrte mich dieser selbe Onkel und entdeckte als den Reingewinn meines Schulbesuchs, daß ich vergessen, was er mir beigebracht, und nicht» Neues dazu gelernt hatte. Wenn ich auch heute noch ein latei nisches Substantiv deklinieren und ein paar von den alten Paradigmata in der alten mechanischen Art herlelern kann, so habe ich doch noch nie eine latei nische Grabschrist gesehen, die ich ohne Mühe hätte entziffern können. Was Griechisch anzeht, so kann ich wohl den größten Teil des griechischen Alphabel» entziffern. Kurz und gut, in bezug auf klassische Bildung bin ich ein zweiter Shakespeare. Französisch lese ich so leicht wie Englisch, und unter dem Druck der Notwendigkeit kann ich auch einige deutsche Brok- krn richtig anwenden und ein bißchen Opernitalie nisch: aber alles da» habe ich nicht in der Schule gelernt. Statt besten lernte ich dort Lügen, unehren haftes Unterwerfen unter Tyrannei, schmutzige Ge- schichten, Liebe und Mütterlichkeit al» obszon« Witze zu betrachten, — Hoffnungslosigkeit, Hohn, Feigheit und alle die niedrigen Kniffe, mit denen «in Feig- ling andere Feiglinge einschüchtert. Und wenn ich ein Pensionär in einer öffentlichen Schule gewesen wäre, statt eln Tagesschüler in einer irischen, könnt« ich diesen Schamlosigkeiten noch schlimmere hinzu fügen. So tat mir meine Schulzeit sehr viel Schaden und n cht» Gute». Si« hat nm eine Kinderseele durch den Schmutz gezogen. Dir werden nicht mit ausreichender Wirkung »um Lernen gezwungen. Dir wehren die Strafen ab so gut, wie wir können durch Lugen und Gaunerkniffe, durch Heimlichkeiten und Schlauheit; und wenn da» nicht genügt, schmieren wir Strafarbeiten und «tragen Extraeinkerkerungen — „Nachsitzen* nannte man es zu meiner Zeit — oder wir lasten uns von einem Lehr« mit «nein Stock schlagen und tun uns etwa» auf unsere Fähig keit zugute, es physisch zu ertragen (da er uns ja auch nicht zu toll schlagen darf), und so waschen wir die Schande ab. Eigentlich hätte mau uns lehren sollen, lieber zu sterben, als sie zu ertragen. Wenn meine Lehrer mich wirklich hätten erziehen wollen, statt höchst kläglich ihr Brot damit zu verdienen, daß sie mich davon abhielten, die Erwachsenen zu ärgern, so würden sie mich au» der Schule gejagt haben, weil ich mich dort pflichtvergessen aufführte. weil ich nichts lernen wollte, weil ich die Jungens die etwas lernen wollten, auslachte und sie verführte, weil ich ein Lügner und Drückeberger und eine ver heerende kleine Landplage war; nichts konnte mir mehr schaden und ihre Beschäftigung mehr herabsehm, als mir zu erlauben (geschweige denn mich dazu zu zwingen), in der Schule zu bleiben. Aber um heraus geworfen zu werden, war e» nötig, ein Verbrechen von solcher Scheußlichkeit zu begehen, daß die Eltern der anderen Jungens gedroht haben würden, sie nahmen ihre Söhn« lieber aus der Schule, damit sie nicht Schulgenosten solch eines Verbrechers seien. Ich erinnere mich nur eines Falles, wo mit solcher Strafe gedroht wurde. Und in diesem Falle hatte der Schuldige, ein Pensionär, ein Hausmädchen ge- küßt, oder, wahrscheinlicher noch, war er, da er ein hübscher Junge war, von ihr geküßt worden. Mich hat sie leider nicht geküßt, und niemand dachte daran, mich hinouszuwerfen. Die Sache w-c die, daß ein Junge soundsoviel Pfund pro Jahr für das Institut bedeutete. Darum wurde er gegen seinen Willen dort festgehalten, wenn auch seine Entfernung eine unaussprechlich« Erleichterung und ein Segen kür die Lehr« und für ihn gewesen wäre. Immerhin will ich nicht verschwcigen, daß es auch andere Schulen zu geben scheint. Ich hab« z. B. einen Freund, der ein« Schule in einem Vorort hat. Der bedauert herzlichst mein Porurtekl gegen Lehrer und hat mir «geboten, meine Herausforderung an- zunehme»: « will sei»en Schülern sagen, es stehe ihnen frei, aufzustehen und wegzug"yen, sobald sie wollt-m. ebenso »»le ihre Elt«» aufsteh« u»ü au» dem Theater gehe» dürst«, »en» mmne Stücke gs- spi^t «erben. Der Rektor der Technische» Ho-bfckml« t» Haimover s. Geheim« Regierungsrat Professor Dr-.Ing. h. c. Georg Barthause», langjährig« Lehr« uud Rektor du Technische» Hochschule Erbteilung nab Geldentwertung Boa RechKa»walk vr» (Köln) Zu der Februarnummer der Deutsch« Steuer zeitung entwickelt Marcu» di« Unmöglichkeit«, di« durch die Geldentwertung in die Erbteilungen hineingebracht werd«, sobald die gesetzmäßig« Lu»- glelchung früh«« ungleichmäßiger Zuwendungen an einzeln» Erben notwendig wirb. Wen» von zwei erbenden Kindern eia Kind zu Frieüenszeite» «in« Zuwendung von 60000 «halte» hat, da» ander« Kind bi» zur Erbschaft nicht», so wird »ach de« Wortlaut der Gesetze dem ersten Kind« die Zuwen dung bei der Erbteilung nur mit 60 000 Papiermark angercchnet, das zweite Kind also schwer benach teiligt. — Marcus prüft weiter dis Frage, ob es einen Weg gebe, auf dem der Erblasser dieser Un- gerechtigkeit vorbeugen und eine gerechte gleich, mäßige Behandlung der beiden Kinder unter De- rücksichtigung der verschiedenen Markwerte erreichen könne, M. glaubt jedoch, diese Frage verneinen zu müssen. Ein solche» Ergebnis kann nicht beruhige». Gl» Rechtssystem, da» die Ausmerzung derart schreien, der und ausnahmslos von jedermann empfundener Ungerechtigkeiten nicht zuließe, wäre kein Rechts system mehr. Ein Weg muß sich finden und findet sich auch. Gs ist mir schon zweifelhaft, ob M. darla recht hat, daß d« Richter, auch wenn d« Erblast« nicht» weiter tue, bei der Ausgleichung die Geldentwer tung nicht berücksichtigen könne. Selbst »renn aber das zutreffen sollte, so gibt es Maßnahmen für ven Erblofler, die -um Ziele führen werden. Die Un- gerechtigkeit und Trostlosigkeit eine» solchen glatten negativen Ergebnisses der Rechtsanwendungskunst ist so groß, daß man wohl getrost folgende» sagen darf: Ls mag sein, daß der Richter sich an ein starres, dem klaren Wortlaut nach nur in bestimm- ter Weise zu deutendes Gesetz auch dann gebunden glaubt — oder glauben muß — wenn das Ergebnis eine Ungerechtigkeit ist. Jedenfalls wird derselbe Richter in einem solchen Falle gern ei^em anderen Wege folgen, bei dem andere gesetzliche Vorschrift ten ihm irgendwie den leisesten Spielraum lasten, um zum gerechten Ergebnis zu kommen. Einen Ausweg bietet di« Möglichkeit, den bensch- teiligten Erben schon zu Lebzeiten durch eine Schenkung voa solcher Höhe zu entschädigen, lmß da durch im wirtschaftlich« Ergebnis da« Gleichgewicht hergestellt wird. Die Möglichkeiten, mit dene» der Schenker sei»« eigene Gefährdung und eine etwaige Bloßstellung sein« später« Lebensjahre ausschließeu kau» (Nießbrauch usw.) sind allgemein bekannt. Di« übrig« Erben können nun -war auf den Gedanken komm«, gestützt auf ihr Pflichtteilsrecht nach den 8K 3326 ft. BGB. die Wied er Here inziehung und Aus gleichung dies« Schenkung zu verlange». Da tu diesem Fall« für die Berechnung de» Pflichtteil» der Wert der Schenkung zur Zeit ihr« Vornahme, also d« hohe Paviermarkwert, de» Nachlaß wird« zu gerechnet wird, würde di« Absicht de» Erblasser» da durch vereitelt scheinen. Di« helfende Bestimmung ist D 3330. Rach dieser Bestimmung kann der Pflicht- teilsberechtigte die Diederhereinziehung solcher Schen kung« picht verlangen, durch die ein« sittlichen Pflicht entsprochen wird. — Greift man nun auf di« obige Unterstellung zurück, daß der Richter angesichts der Ungerechtigkeit eine» anderen Ergebnisses von jeder Möglichkeit Gebrauch machen werd«, die ihm unter Wahrung der Achtung vor de« Gesetz ein ge rechte« Ergebnis ermöglicht, so wird mau wohl die Hoffnung al» sehr stark bezeichnen können, daß er dies« Schenkung al» einer sittlichen Pflicht ent sprechend ansieht. Er wird bejahen müssen, daß es einer sittlichen Pflicht entspricht, mit Ausnahme be sonder« Umstände seine Kinder gleichmäßig zu be denke». Er gibt selbst zu, daß die Lttwicklung der Geldverhältnisse einerseits und die «angelnd« Aus gleichung de» Gesetzeswortlaut» dieses sittlich allein richtige Ergebnis zunächst vereiteln. Jede an sich erlaubte Handlung, die da» sittliche Ergebnis wieder herstellt, genügt einer sittlichen Forderung; der Erb- lasser erfüllt mit einer solchen Handlung eine sittlich« Pflicht. Dieser Ausweg konnte in der Praxi» mehrfach empfohlen werden unter der Verantwortung, daß auch bei kritischer Prüfung von ihm eine Erreichung de» Ziele» «hofft werden kann. (Schlimmstenfalls würde bei einer Erfolglosigkeit de» Weges gegenüber der sonstigen negativen Sachlage nichts verloren sein; bei fortdauernder Geldentwertung liegt sogar auch dann immer noch ein Vorteil darin, da der nach der Zett der Schenkung zu berechnende Wert gering« ist al» d« Wert zur Zeit des Erbfalls.) — Die Praxis sucht man.» ml Umkleidungen für diesen Weg, z. B. statt Schenkung Verkauf zu Friedenspreis und Achn- lichem. Sie schaden nichts, bieten gelegentlich Vor teil«, führen aber in der vorliegenden Kernfrage immer auf die obigen Erwägungen zurück. * Verhafteter Hoteldieb. Ja München wurde eln 23 Jahr« alter Kaufmann aus Ingolstadt ver- baftet, der überführt ist, einen IS-Millionen-Schmuck- oiebstahl in einem Hotel der Altstadt verübt zu haben. Ein großer Teil des Schmucke», der Eigen tum der Gattin eines Pascha« ist, wurde bet dem Verhafteten gefunden. * Der verarmte Boxerköuig. Au» Kalifornien wird gemeldet, daß über das Vermögen de» einst ge feierten Weltmeister» der Doxkunst, Jim Iefsrie» der Konkurs erklärt worden istz Zeffrles hatte sich während sein« glänzenden Karriere «i» stattliche» Vermögen zusammengeboxt, so daß er nach sein« Niederlage durch Zack Johnson in Kalifornle» eine Prtroleumquelle und ei» Goldbergwerk erwerben konnte und einige Jahre schien ihm Fortuna aus diesem Gebiete ebenso wohlgesinnt z» fein wie früher du Ring. Aber vor einigen Jahren begann die Pctrolcumquelle zu versiegen, und auch d« Gold bergwerk lieferte immer geringere Erträge, so daß die Gewinne der ersten Jahre bald aufgezehrt waren. Heute ist Ieffries wieder so arm wie am Beginn seiner Karriere vor zwanzig Jahren. Die »menscheufreu übliche* Hinrichtung. Wie aus New dort geschrieben wird, ordnete der Gour r- neur de» Staate» Nevada an, daß je^t Hinrichtungen fortan mit Hilfe von Gas zu bewerkstelligen seien. Die zum Tode Verurteilten werden nach Verkün digung de» Urteils in einer besonderen Zelle unter- gebracht und dort ohne vorherige Ankündigung in der Nacht während des Schlafe» durch ausströmendes Da» in» Ienseit« befördert. — Immer recht human mit den Herren Mördern umgehen, die ihre Opf« so ost auf die bestialischste Weise zu Tod« martern! Der Vulkan bei Baku. Im Kasvise«, 36 See- »eilW von Baku, ist, wie schon berichtet, auf der vulkanischen Insel Loß ein neuer Ausbruch «folgt. Unter großem Getöse und Rauchentwicklung erschim üb« der Insel eine Feuersäule, 60 Meter vom Ufer bildete sich eine lange Spalte in der Erde, aus de: riesengroße Flammen hervorlcküugen. Eine aus Baku ausgesandte Expedition zählte 20 arbeitende Krater. Das Ufer ist um 7 Fuß gestiegen. Di« emporaeschleuderten Schlammstücke frieegn bi» zu 800 Meter und bildeten beim Fall auf den Boden Trichter bi» zu acht Meter Tiefe. Gestein wurde aus der Tiefe bi» vier Kilometer weit geschleudert. Hannover, ist Ostersonntag im 74. Lebensjahre ncch i langem schweren Leiden gestorben. Si» Duse-Gastjpiel in Beritte. Eleonora Düse wird im Mai in Berlin auftreten. Ein neue» Drama > von Gabriele d'Annunzio und .Hedda Gab- l e r* bilde» die Rollen des Gastspiel». Die neue» Umhülle». Im Stil der eleganten Nachmittagskleiduna sicht man, wie da» soeben er schienene zweite Frühjahrsmodenheft „Dame* berichtet, viel neue Umhüllen. Sie erscheinen in der Form des langen Unchangs, der die ganze Figur verhüllt, verschiedenartig gerafft und drapiert werden kann und so der Lime der Trägerin vielgestaltige Ab- wechstung gibt. Andere Umhüllen werden passend zum Kleid gearbeitet, zum Beispiel kurze, die man wohl al» Schulter- oder Rückenumhülle ansprecheu kann, und die da» elegantere Kietz» zugleich auch als Straßcnanzug verwendbar machen. Di« mehrfache Verwendungsmöglichkeit zeigt sich vocnehmlich bei den Mänteln, die gern mit buntbcdruckte» Stoffen gefüttert werden. Oie Rasienprobe Zn den zahlreichen Artikeln, die der großen französischen Tragödin, Rellameheldin und »Pa- triotin* Sarah Bernhardt anläßlich ihre» Ableben» gewidmet worden sind, ist die Frage ihres Ursprung», wie schon früher, als unklar bezeichnet worben. Sie selbst, ebenso wie dle politischen Kreise Frankreichs, die aus ihrer Be gabung für den Bluff jahrelang propagandistischen Nutzen gezogen haben, waren freilich an dieser Un klarheit erheblich interessiert. Denn es hätte auf ihre blau-weiß-roten patriotischen Apotheosen ein seltsames Licht geworfen, wenn die Oeffentlichkett gewußt hätte, daß sie in der Tat Deutsche war, die aus Lissa in der Provinz Posen stammte. Ihr Pater war allerdings früh, aber soviel sich ermitteln läßt, erst nach Geburt der göttlichen Sarah nach Frankreich übergesiedelt. (Der Rationalismus ist, wen» « sich nur «cht großmäulig betöt gt, niemals fragwürdig, und di« Blutprobe wird ihm «lasse». La acht beispiels weise ein« deutschnatiouale» Abgeormmtea »»men» BaH'lft, Sohn elv-s französischen Gen-rak« au» dem 70« Krieg ist. Tut nicht». Gan» nach dem und «l»'s paßt. Di« Rasse ist, wie di» SrempLl beweisen, denNationalisten nur der vorgeschoben« Grund. Worauf es ihnen bett» Wahrheitsbeweis für nationale Zuverlässigkeit ankommt, da» ist da» na tional Mische, rasselnde, rassentümelvde Mundwerk.) Das parabellum Eine Parabel von I»»nd»rk. 8l vis pseem, para bellum. Denn dit den Frieden »tust, rlttec zum Lite«. Ein gewisser Sivispacem, von Beruf Ingenieur, brachte eine Erfindung auf den Weltmarkt, eine Maschinenrepetierpistole, die unter dem Namen Parabcllllum bald in allen Ländern Eingang fand. Diese» Parabellum war aber nicht eme gewöhn- liche Maschinenpistole, durchaus nicht. Ingenieur Sivispacem wurde nicht müde zu versichern, daß seine Patent - Parabellum - Pistole das garantiert einzige Mittel sei, um den Dauerfrieden zu sich«« Zn allen Ländern entwickelte sich im Interesse de« Dauerfrieden» eine blühende Parabcllum-Industrie, und die Sivispacem.Fabrikanten und ihre Ingenieure verdienten damit massenhaft Geld. Die Arsenale starrten von Parabellum-Maschinen- vistolea, es war alles bereit, und nun konnte « aus- brechen, d« Dauerfriede. Doch statt dess n ging, welch unangenehme Ueberraschung, eines Tage» die Parabcllum-Pistole los; der Dauerfriede wurde einst- weilen bi« auf unbestimmte Zeit vertagt und die halb« Welt mittel» Parabellum in Trümmer gelegt. Di« Sivkspacemleute traten zusammen und ttrut»n nach langen Beratungen fest: Am Varab-llum li gt es nicht. Dir haben es nicht gewollt. Wir wollten den starken Parabellumfrieden. Es muß ein kleiner Konstruktionsfehler vorliegen. Darauf beriefen si« eine Reihe von Sach- verständigen-Konferenzen ein. Und keiner, kein« stand auf und sagte: Da» Patent der Sivispacemleute ist von Grund auf ver pfuscht. Diese» 8i vis pacem, pars bellum ist ein« der niederträchtigsten und verderblichsten Konstruk tionen der Weltgeschichte! Zmmcr noch hat die Para- bellum-Pistole den Frieden, de« sie »u wollen oor- gab, ermordet! Jagt di« Sivisvaziflsten samt ihre» Parabellum »um Teufel und meldet de» Paravacem- Geist, wiewohl er weder iadustriell noch geschäftlich auo-ubeut« ist,«l»D«ltpate»ta»! Dle Gchass-lzoHk F»fo7g« eine« Drucksehler- ift di« neu« Schlüsselzahl de» Bssnsenberein deutscher Buchhändler mit 2600 anaeaeben. Sie beträgt 2800, iva« gegenüber der letzten Ahlüssel» zahl ein« Erhöhung von 28 Prozent bedeutet.
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