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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230329
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230329
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-29
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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voruierslLg, aea 2S. LUlrr LElpLlgEe ^LgEvlL« Lllü BllULSeldLEirMIg ». 7V »en« s N le- ir. 86 ra ng kr im -si. tt» ;en zu. aer im en, UI- ner och die »04 «h- ier- n d icbt, >d.r hat ist ckrn aen. ke» b e- der -gen sttzcr De- was a«g rz- und 1L07 er in ender drei ), 22 Dor- in » der ^kreis 1019 seiner e der denen » mit !N Lam einige iibt zu ÄstUNg lassen. ifercnz scheu Ant- i'tannt- »ahm t acht g Der- rn auf »origen ,leichen treffen e Ent- aelnde- 1^s^esberirl»t kjausfrauen-psqchose Die «großen Tage" de» Frühlingsreinemachen» sind herangekommen, und die Männer stöhnen! All. jährlich, wenn die Natur ihr neue« Blüten- und Feierkletd anlegt und die im langen Winter kahl und öde gewordene Umwelt mit junger Schönheit au», stattet, dann regt sich auch in den Hausfrauen «in ähnlicher, wenn auch freilich nicht so poetischer Drang. Sie beginnen da« Großreinemachen und wollen mit der sich verjüngenden Mutter Erde wett- eifern, indem alle» im Hau« sauber, schnurck und frisch ausschauen soll. So berechtigt dieses Streben auch in den notwendigen Grenzen ist, so furchtbar wirkt die Uebertreibung dieses Reinlichkeits triebe«, und der englische Psychologe Walter Galli- chan prägt für diese Erscheinung den Namen «Hau»- ftauen-Psnchose". Es gibt in der Tat Frauen, bei denen die Reine» mache-Wut zu einer gräßlichen Manie wird. E!n« können sich die Männer, die unter diesem Fanatismus ihrer besseren Hälfte leiden, zum Trost sagen: In der guten alten Zeit war es zum Teil schlimmer. Was unsere Großväter von den Aufraumkünsten der Frauen berichten, klingt manchmal wie ein ferner böser Traum. So erzählt z. B. der Historiker Pütter aus dem Ende des 18. Jahrhundert», daß seine Mutter niemanden ins Haus ließ, wenn er nicht vor- her seine Schuhe ausgezogen und besondere Pan toffeln angelegt hatte. Die Kinder durften aus den ihnen bestimmten Räumen erst dann in die guten Stuben, wenn sie vorher in der Waschküche ganz so wie die Wäsche behandelt worden und gehörig ab geseift und abgeschrubbert waren. So schlimm ist es nun heute doch nicht mehr, und der Einsichtige wird eine gesteigerte Betätigung der Hausfrau bei Anbruch des Frühlings für ganz be rechtigt erklären. Frauen mit dem alten Hausfrauen- stelz, die in ihrer Wohnung ihr Reich und ihr Schmuckkästchen erblicken, wollen alles natürlich so schön wie möglich haben, wenn die Sonne wieder neugierig in alle Ecken lugt und draußen die Natur sich putzt. Aber dem Mann, der für diese Gefühle häufig kein Verständnis hat, wird es doch immerhin schwer, au» seiner gewohnten Ordnung gerissen zu werden, sich in ein abgelegenes Zimmer verbannt zu sehen und in dem rührigen Treiben als überflüssiger Gegenstand überall im Wege zu stehen. ' Der «Frühlingsdrang" der Hausfrau wird zur «Psychose", wenn er sich über das ganze Jahr aus- dehnt und sich in einer unerträglichen Herrschaft über die andern Mitglieder auslebt. Da» Zusammen- leben mit solchen Fanatikerinnen der Reinlichkeit ist kein Vergnügen. Ihr« unruhigen Augen spähen be ständig umher, ob sie nicht irgendwo eine Unregel mäßigkeit, ein kleines Fleckchen, ein winzige« Stäub- chen entdecken. Wie eine Furie stürzt dann die »gut« Hausfrau" darauf zu, um diese entsetzliche Grscbei. nung zu beseitigen, und sie vergißt, an die Behaglich keit, an die Ruhe, fa an die notwendigen Lebens, möalichkeiten ihrer Familie zu denken. In solchen Fällen sind die männlichen Mitalieder des Haushalt« wirklich beklagenswerte Geschöpfe, denen da« Groß, reinemachen als ein Sinnbild des Fluches erscheint, der auf ihnen und ihrer Ehe lastet . . , Eine 50 Mtlllonen-Speude. Ein in einem Vor orte Dresdens wohnender 86jähriger schwedischer Staatsangehöriger yat dem Reichskanzler für die Ruhrhilfe 50 Millionen Mark übersandt und seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, noch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Polnische Banknotesfälscher. In München sind polnische Danknotenfälscher verhaftet worden, die zur Errichtung einer «Nationalbank Polen" in Wien eine Art Aktiengesellschaft gegründet hatten, für die die Aktionäre Millionenbetrag« zeichneten und die auch Aufsichtsratssitzungen abhielt. 30 000 falsche polnische 10 000-Markscheine wurden herausgegeben, von denen nur 9000 wieder herbeigeschafst werden konnten. Jetzt scheint man einem Teil der nkch fehlenden Beträge auf die Spur gekommen zu sein. Ein gMnsser Siegfried Garage hatte an seine Kom plicen von Frankfurt a. M. ans gemeldet, daß es ihm noch nicht gelungen sei, seine falschen Note« an den Mann zu bringen. Dann aber traf ein Telegramm der Frankfurter Polizei «i», daß dort ei» Mann namen» Jakob Tauber verhaftet wurde, der 23 Million«» polaische Mark verausgabt hatte. Offenbar ist di«f«r Tauber der gesuchte Garage. A« di« falsch« Adresse. Ein ungewöhnlicher Raubüberfall in der Luisenstraße in Berlin führte zur Festnahme von drei Verbrechern. Ein Herr T. hatte die Gewohnheit, in Frauenkleidung spazieren zu gehen. Plötzlich fielen in der Luisenstraße drei Männer über ihn her, offenbar der Ansicht, «ine wehrlose Frau vor sich zu haben, und versuchten, ihm die Handtasche zu entreißen. Um so größer war ihr Erstaunen, als sie erkennen mußten, daß die Frau ein Mann war, der sich kräftig zur Wehr setzte. Sie versuchten zu fliehen, wurden aber von ihrem »Opfer" verfolgt und konnten dann mit Hilfe eines Polizeibeamten verhaftet werden. Vie feldgraue Else Auf einem Bauernhof in Krischt im Kreise Ost. Sternberg (Brandenburgs diente Else Weber, die plötzlich verschwand. Der Hofbesitzer sucht« ein« Weile vergeblich nach ihr und entdeckte dann, daß sie ihm seine goldene Uhr und, in Zeitungspapier eingewickelt, eine Million Mark mitgenommen hatte. E« wurde nun festgestellt, daß sich da« unterneh mende junge Mädchen unter Zurücklassung ihrer eigenen Habe einen feldgrauen Männeranzug ange legt und einen Herrenhut auf ihren Bubenkopf ge- stülpt hatte. So war sie, mit dem Zeitungspaket unter dem Arm und einen Wanderstab in der Hand, nach dem nächsten Bahnhof gegangen und von dort nach Berlin abgefahren. Die Ortspolizei benach- richtigte schleunigst die Berliner Kriminalpolizei. Als nun einem im Schlesischen Bahnhof ankommen, den Zuge ein frischer Jüngling mit roten Backen entstieg, der sich keck umsah und sich anschickte, in das Leben der Großstadt hineinzusteigen, wurde er fcstgehalten und es entpuppte sich unter dem felü- grauen Anzug die entwichene Else Weber. Sie trug da« Geld noch unter dem Arme und die gol dene Uhr in. der Tasche. Die Verhaftete gab ohne weitere» den Diebstahl zu. Sie sagte, sie habe es aus dem Bauernhof nicht mehr ausgehalten und die Million mitgenommen, weil das Geld dort doch nur so in Haufen rumgelegen habe. Ihre Msicht, nun einmal als Mann das Leben der Großstadt zu ge- nicßen, wurde allerdings vereitelt. Fest»ahme eine» Doppelmörder». In Durlach bei Karlsruhe wurde die in einen Sack eingenähte Leiche einer 27jährigen Kriegerswltwe Hedwig Kurtz in ihrer Wohnung aufgefunden. Al, Mörder ist ihr Geliebter, der Fabrikarbeiter Wilhelm, verhaf.et worden, der die Tat eingestanden hat. Er soll außer an diesem noch an einem zweiten Mord beteiligt fein, der schon vor längerer Zeit in Berlin-Wilmers dorf ausgefuhrt worden ist. Ein ebenfalls an diesem Mord« beteiligter Komplice soll inzwischen verstör- bsn sein. Ein Kind vom Feuer getötet. In Aolberg er. eignete sich ein schwere« Brandunglück. Di« Kinder de« Arbeiter» Michaeli» befanden sich allein in der Wohnung. Die zehn Jahre alte Tochter wollt« für ihre Geschwister Essen kochen. Hierbei kam sie dem Feuer zu nahe, so daß die Kleider Fener fingen. Da« Kind mußte ins Krankenhaus gebracht werden, wo es seinen Verletzungen erlag. Ausweisung de« Bischof» von Lsanad. Wie di« Stunde aus Budapest meldet, wurde der bisher in Temesvar residierende Bischof von Lsanad wegen seines letzten Hirtenbriefe», der ohne Genehmigung der rumänischen Zensur in den Temesvarer unga. rischen Zeitungen erschienen war und dessentwegen er vor ein Militärgericht gestellt wurde, au« Ru mänien ausgewiesen. Er wird seinen Sitz in Szeged nehmen. Di« französisch«» Bauer» filr eiue Sommerzeit. Die Gruppe der Vertreter der Interessen der Bauern- schäft in der Kammer hat einstimmig den Beschluß angenommen, daß al« ständige gesetzmäßig« geit in Frankreich die Straßburger Zeit eingeführt wird, die 36 Minuten früher al» die augenblickliche Zett beginnt. Die Einführung der neuen Zeft ist vom 31. Marz zu» 1. April vorgesehen. Tod im Schnee. In Davos-Platz (Schweiz) wurde das sechsjährige Mädchen Wilhelmina Stehli, Tochter de« Stolleuarbetter« Stehli, durch von einem Dach herunterstürzenve Schneemassen zugedeckt und getötet. schwarz b, datz h keine ez »ach a ein- >en der igieren. berliner ron zu- i j.lbcr « seine aufzu» adidat? Preises — der n Ver- efunden cke ffvr- chungen chkreisen »elpreis- schwebt- Kronen idien in a Lon. » rauch- James rstorben. betrafen ss«, das die Der- r wurde mannten «e Lust Vorbild »lthalte» in Jena, idaaogen, m Rnhe- Moderne Graphik Im Kunstverein scheint man sich nach langem Zureden zu einer intensiveren Pflege der Graphik zu bekehren. Man will jetzt, unter Mitwirkung namhafter auswärtiger Verleger und Kunsthändler, den Mitgliedern die Produktion der Gegenwart nahebringen und, wenn möglich, der Sammeltätig, kett Direktiven geben. Wie nötig das wäre, lehrt nichts bester als die in einem der Seitenkabinette ausgestellten Zahresaaben der Vereinigung der Freunde graphischer Kunst. Denn was hier an zwar nicht schlechter, aber physiognomieloser Kunst von einer Gesellschaft, die dock tonangebend sein will, propagiert wird, kann nur den nicht in Erstaunen setzen, der in den stagnierenden Gewässern des Leip ziger Kunstleben» Bescheid weiß. Die Einstellung aus Graphik dürfte aber außerdem für den Kunst- verein bald noch die einriae Möglichkeit sein, um Ausstellungen von Rang zuitanderubringen und di« Fühlung mit dem, was in der Welt vorgeht, nicht ganz zu verlieren. Man hat also diesmal mit dem Kabinett I. B. Neumann, Berlin, einen Versuch gemacht, einen nicht besonders ergebnisreichen. Was man an Holzschnitten von Heckel, Pechstein, Schmidt. Rottluff zu sehen bekommt, läßt fast durch, gehends kalt. Diese Generation streift eben auch in der Graphik zuweilen da» Stadium der Bravour, das man nicht ander» als cckademisch neunen kann. Biel trägt dazu das Streben nach Monumental- graphik bei, da» übertrieben große Format, in dem di, Flächen «ab Konturen leer und unkräftig ww- ke», während fa gerade die primitiven Holzschnitte, denen die moderne Entwicklung so viel Anregung verdankt, au« der Beschränkung de« Maßstabes ihr« konzentrierte Wucht gewinnen. Das Gehaltvollste in dieser Gruppe sind die Lithographien von Otto Müller, au» deren Echwarzwelß ein« »arte Trau- merei widerklingt. Don den übrigen dürfte in Leip zig vor ollem Max Deckmann interessieren, der erst verhältnismäßig spät zu der »Holzschnittmanicr" gekommen ist und sie in einigen Radierungen uud Lithographien glücklicher handhabt denn als Maler. Man erkennt den Bruch in seiner Entwicklung am deutlichsten, wenn man di« Selbstporträt« von 1614 rwd 1^22 vergleicht, di« Kraft de» neuen Stil» in der radierten Drücke und da» Hereinspielen sozial kritischer Elemente in der Familie am Tisch. Aus gezeichnet ist Meidner vertreten mit ein paar radierten Köpfen, die die Struktur einer Physio- gnomie mit der Leidenschaft eines gotischen Bild- schnitzers bloßlegen. Meseck» Radierungen zum Ham- let und Bernhard Hasler» Paraphrasen zu Mozart» Figaro halten sich auf dem Niveau anständiger, nicht oben überwältigender Illustratton. Gleichzeitig haben im Museuu der Bavaria-Ver lag und Goltz au» München Filialen aufgemacht. Es muß bei dißser Gelegenheit doch gesagt werden, daß diese« Zusammengehen mit Verlegern auch seine Tücken hat. Wieviel zweifelhafte» Gut dabei in die die Mappen des Museums gelangen kann, hat seinerzeit die Dehnesche Stiftung bewiesen, und da- mals befand sich da» Steuer der Graphischen Samm- lmlg noch in kräftigeren Händen al» heute! Die vorliegenden Blätter ragen über guten Durchschnitt nicht hinaus. Al» die gediegenste Persönlichkeit er weist sich Adolf Jutz, den wir schon neulich bei Beyer kennen lernten. Ein paar aufgewühlte Land schaften von Scharling, Arbeiten von Nadler und Erich Fraaß, der Peter-Halm-Kopf von Willi Geiger, «in Holzschnitt von Eampendonck seien noch genannt. Ich begreife nicht recht, wie man von einer solchen ziemlich wahllosen Zusammenstellung sich besondere Erfolge beim Publikum versprechen kann. Im Kunstverein sind außer Radierungen von A. Frank und Willi Münch-Khe eine Anzahl Farbenzeichnungen von Walter Heinrich, Leipzig, ausgestellt: Seestücke, von denen besonder« ein paar Morgeastiouarmgen i» Atmosphärischen wostlg«. lungen sind. Ak B. Professor Otto Frankl st. In Prag starb d«r ordentliche Professor de« Handel«- und Wechselrecht», sowie d«o Bor«echt» an der deutschen Universität in Pro, Hsfrat Dr. vtt» Frankl, im «. Leben», fahre. Pros. Frankl galt al» Autorität auf dem Ge- viete de» Handel«, und Wechselrecht» und hatte eine reiche fachwiflenschaftliche Tätigkeit entwickelt. Sarah Bernhardt in d«r Garderobe. Im Berliner Tageblatt erzählt Paul Block di« folgend« Erinne rung an Sarah Bernhardt: Ist» Vorzimmer saßen auf alten Gobelin möbeln OWiere nnd Diplomaten, Welche fremde Sprache? Der nachfolgende Autla». -eschrtede» von einem i praktischen Anhänger dr« Esperanto, zeigt die Son- schritte de» Esperanto atk Lehrfach in de» VoUS- und höheren Schulen. Wir ged«» de» Auoprh- rungeu gern Staum, ohne uns hiermit einseitig zugunsten eurer Sprach« festigen zu wollen. Unter der Ueberschrift „Kein Französisch mehr" wurde vor kurzem in einigen deutschen Zei tungen gefordert, di« französische Sprach« an den höheren Schulen nicht mehr zu lehren. Unter den Sprachen, die als Ersatz für Französisch vor- geschlagen werden, spielt namentlich Spanisch eine Rolle, dann Englisch und für die Grenzgebiete Rus sisch, Holländisch, Tschechisch oder eine andere Sprache. In der Tat konnte man vor kurzem lesen, daß z. B. in Plauen i. B. Spanisch al» Pflichtfach in einer Schule eingeführt worden ist. Daß diese Bestrebungen nicht nur in Schul kreisen erörtert werden, sondern auch in den Kreisen praktischer Kaufleute einen Widerhall gefunden haben, zeigt ein Artikel in einer bekannten großen Fachzeitschrift der Textilbranche. Der Verfasser diese» Artikel« aber kommt »u einem anderen Er- gebni». Warum, sagt er, sollen wir eine Sprach« au» dem Schulunterricht entfernen, um dafür mehrere einzuführen, wo doch die Zeit, in der wir leben, gerade eine viel wirtschaftlichere Aus nutzung der Schulzeit als früher erfordert? Er schlägt deshalb vor, gerade jetzt endlich den ent- scheidenden Schritt zu tun und an Stelle de» Fran- zosischen die Welthilfssprache Esperanto in allen Schulen einzuführen. Er kommt damit von seinem Standpunkt« au» zu dem Ergebni» einer Konferenz von Schulmännern, die Ostern 1922 in Genf aus aller Herrep Ländern zusammenkomen und einmütig beschlossen, diesen Vorschlag allen Regierungen zur Annahme zu empfehlen. Es dürfte vielen noch unbekannt sein, daß in einer ganzen Anzahl deutscher Städte und größerer Landgemeinden mit dem Unterricht in Esperanto ein Anfang gemacht worden ist. Vielfach — so z. B. in Leipzig — war es bisher nur möglich, die Esperantosprache in Privatkursen zu erlernen, die ausschließlich von Erwachsenen besucht wurden. Nachdem man nun in anderen Städten de» Reiche» und besonders in Dresden gute Erfahrungen mit dem Esperanto-Schulunterricht gemacht hatte, richteten vor einem Jahre die Leipziger Esperanto gesellschaften eine Eingabe an Rat und Stadtver ordnete, die Welthilfssprache teils als Wahlfach, teils in Sonderkursen neben dem Schulunterricht an den Leioziaer Volksschulen etnzufübren. Diesem Gesuch wurde stattgegebeir; und so fand« an sieben Volksschulen, an der Fortbildungsschule für Lläd- chen und am schiller-Realgymnastum Esperanto kurse statt. Bemerkt sei hierbei, daß Esperanto gegen- wärtig in 17 Städten und 9 Landgemeinden de» Freistaate» Sachsen als Schulfach gelehrt wird. Für Preußen sind genaue Zahlen zurzeit nicht bekannt, sie dürften aber wesentlich höher sein. L« ist interessant, ven Erfolg der Leipziger Kurse einmal näher zu betrachten. Besucht wurden sie insgesamt von 120 Knaben und 130 Mädchen. Da» Ergebnis de» Unterricht» wird im Durchschnitt mit der Zensur „aut" bezeichnet: besonder» ist her vorzuheben, daß die Vorteile des Esperantounter. richt» sich auch in anderen Fächern, so vor allem in der Erdkunde, geltend machen. Die am meisten bervorragende und erfreulichste Taftach« ist, daß schon nach sehr kurzem Unterricht in Lsoeranto die Schüler imstande find, nicht nur mit einem Lano, sondern mit allen Ländern der Erde in brieflich« Verbindung zu treten, ein Ergebni«, da» mit ven im jetzigen Schulunterricht üblichen Fremdsprachen wohl kaum erreicht «»erden kann, jedenfalls nie an Volksschulen. Go besteht jetzt ein lebhafter Brief wechsel und Ansichtskartenaustausch der Leipziger Schulkinder mit Kindern au« Schweden, Finnland, Polen und Spanien; auch japanische und australisch« Kinder schreiben an unsere Schüler. E« ist leicht »u ermessen, in welch hohem Grad« der Gesichtskreis Vieser Kinder durch diesen lebhaften Briefwechsel im Gegensatz zu dem mehr oder weniger toten Lehr stoff der Schulbücher erweitert wird. Außer dem folgen die Kinder mit einer wahren Freud« dem Unterricht, weil sie alsbald di« Früchte Ihre» Fleißes genießen können. Besonder» hervorgehoben wird von einem Kursusleiter, daß die Schuler des Esperantounterricht» infolge größerer grammati kalischer Schulung auch im Deutschunterricht den anderen Gckn'ilern überlegen sind. Line Umfrage bei den bisherigen Schülern und Schülerinnen, sowie in einigen Fällen bei den Eltern ergab, daß allerseits die Beibehaltung de» Esperantounterrichts dringend gewünscht wird. E» ist deshalb vor längerer Zeit von den interessierten Kreisen gebeten worden, den Esperantounterricht in Leipzig «eiter auszubauen, damit di« große und opferfreudige Arbeit, die im vergangenen Jahre von den meisten Lehrern unentgeltlich geleistet worden ist, weiter vertieft wird. Dipl.-Ing. KIsdlest Ei, deutsche» Schiff für England. Der auf der Deserwerft für den Norddeutschen Lloyd gebaute 18000 Tonnen große Passagier- und Frachtdampfer München, der nach den Friedensbestimmungen an die Entente abgeliefert werden mußte, ist der eng lischen Regierung überwiesen worden. Der Dampfer führt jetzt den Namen Ohio und befindet sich im Besitze der Royal Mail Line. Er ist im Hamburger Hafen eingetroffen. Der Ohio ist in die Fahrt Hamburg—New Dort eingestellt. Todessturz eine» englischen Flieger». Ein Militär flugzeug stürzte aus großer Höhe in Nordwales durch eine Explosion ab und fiel in den See. Der Führer war sofort tot. Ungarische Sdüomädie. In Stuhkwaißen» bnrg hat ein Mairn lein« Frau für 20 000 Kron«« verkauft. Ein halbe« Jahr blieb st« bei dem Käufer, dann ging sie ihm mit 40000 Kronen durch und kehrte zu ihrem ersten Mann zurück. Dieser wurde wegen Hehlerei zu vier Monaten Kerker verurteilt. Der Bericht verschweigt, ob der erste Mann wegen Preistreiberei angeklagt wird. »Mehr uach Unk», Majestät!" König Gustav von Schweden, der ein leidenschaftlicher Tennisspieler ist, hält sich derzeit in Cannes auf. Bet eine» Tennismatch, den er mit der Weltmeisterin Susanne Lenglen zusammen gegen ein englisches Paar spielte, placierte der König seine Bälle zu weit nach rechts. Seine Mitspielerin wagte ihm zunächst keine Ratschlage zu geben. Schließlich siegte aber doch der Spieleifer über di« Hochachtung und st« ries de» König zu: »Mehr nach links, Majestät!" Ganz trocken erwiderte König Gnftav: „Dasselbe sagt mir Branttng auch immer." Ove Fwo-rckivU Schriftsteller und Bankiers, Schauspieler und Bitt steller und warteten geduldig, bl» der Regerdiener die rotseidcne Gardine vor dem Allerheiligsten, der Garderobe der Göttlichen, hob. Dies Allerheiligste war nicht etwa ein Zimmer mit Spiegeln und Schminktrsch, wie sonst sich die Phantasie den An kleideraum vorstellt, sondern ein Prunkraum im Stil de» sechzehnten Ludwig, von Lichterglanz überstrahlt, mit Silbergerät und Blumen überladen. Und wäh- rend Sarah im schwarzen Gewand de» Dänenprinzen einen Florctrkampf mit ihrem Fechtmeister ausfocht, empfing sie di« Besucher, einzeln oder ein halbe» Dutzend auf einmal, sprach, immer fechtend, Politik, Literatur und Klatsch, verschenkte Hundertfranken, scheine, Freibillette und Rosenknospen und behielt bei alledem noch geit genug übrig, um einem deutschen Fremdling mit überlegenem Lächeln zu erklären, daß Shakespeare zwar eia großer Dichter sei, aber für die französisch« Bühne erst sinngemäß umgearbeitet wer- den müsse, um so zu wirken, wie er wirken könne. Zwei Tage später duellierten sich zwei Kritiker wegen der Streitfrage, ob Hamlet beleibt sein sollte, wie es im Shakespeare stände, oder mager, wie die Sarah Bernhardt an» guten Gründen e» wollte... Anatole France über Lea Begriff.Nation". Ein Gespräch mit dem 80 jährigen Anatole Franc« druckt nach einem Pariser Bericht da« Neue Wiener Journal ab. France sagte: Renan hat sich oft gefragt, was eigentlich den Begriff .Station" erschöpfend umfaßt. Er fragte sich: e» die Sprache? Und verneinte es. Ist es die Rasse? Ebensowenig. Es gibt keine rein« Rasse. Die Rassenfrage spielt für eine im modern wissenschaftlichen Geiste getroffene Ent scheidung der Rationalität keine Rolle. Ebensoweata ist bl« Religion maßgebend. Und die Geographie? Auch nicht. Denn eine Nation entsteht niemals aus Grund ethnographischer Forderungen. Man wird nicht zu einem zivilisierten Doll, well man dem Nachbarn einen Strom oder ein« Bergkette weg- nimmt, die eine leicht zu verteidigende Grenz« ab- geben können. Nein." — Renan beantwortete sich schließlich sein« Frage: Was ist eine Nation?, indem er sie folgend faßte: „Eine Nation: da« ist die Ge meinsamkeit eine» Besitzes alter, edler Kultur. Line Nation wird durch den gemeinsamen Dillen eines Zusammenleben«, da« in der gemeinsam«» Echrsurcht vor dem eretbtrn Geiste sbesttz mrb in der gemrkn- stune» Arbeit an dessen Vermehrung besteht." Witz« »»» Hau» von Bülow. Bülow war «egen seiner scharfen Zunge berühmt und berüchtigt, und zahlreich sind die scharfgeschliffenen geistreichen Ditze, sie man von ihm erzählt. Auch Ochs weiß in seinem Erinnerungsbuch „Geschehenes — Gesehenes" einige neue Appertü» mitzuteilen. Al» eine Klavierspielerin ihn fragt«, wie ihm ihr Spiel gefallen habe, sagte er: „Sie sollten Maschinennäherin werden, Fräulein. So regelmäßig wie Sie tritt niemand da» Pedal." Ein andermal tat er den bissigen Ausspruch: „Perdi —? Da hat Moscagni in seinem Vorgänger einen ver nichtenden Nachfolger gefunden!" Ei» Schandkerl. Sin tschechische« Platt in Prerau «Mähren) bracht« -um TodestaaG oethe « folgende biographische Skizze: „Am 22. März 1832 starb einer der hervorragendsten Geister Deutschlands, der Dichter de» „Faust', Goethe, Johann Wolfgang: er wurde 1749 geboren, studierte in Leipzig, aber so „fleißig", daß dl« Professoren fast hundert Jahre von ihm al» von einem abschreckenden Beispiel sprachen, er trank «le ein Schlauch, und zwar nur besseren Alkohol, liebte Mädchen wie Don Juan, raust« sich, nun, rin fidele« Leben, würdig der Feder L T. A. Hoffmanns. Bis er infolge der Lustigkeit Blut zu spucken begann. Wenn e« dem Menschen an den Kragen geht, bessert er sich; Goethe schrieb den „Wertster", da» Evangelium eine» romantisch senti- mentalen, weinerlichen, mit Weltschmerz vergifteten Geschlecht», und wurde sozusagen über Lacht be rühmt; er verliebte sich fast wie ein Knabe in die alte Vettel Charlotte von Stein, übrigen» eine ziemlich witzig«, verheiratete Frau, trieb sich in der Dell herum und heiratete schließlich ein Frauen- -immer, üb« dessen Vergangenheit man mcmcherlei flüsterte. Zn Weimar brachte er e« zu Würde», Geld, hatte einen Dege.n und einen goldenen Kragen Er war 74 Jahre alt, al« er sich in Marienbad in «in 19 jährige» Mädchen verliebte und an Selbstmord dachte. Sin Schandkerl." (Das ist, selbst für Prerau, allerhanb) «o» de» rsteerterdureav« (EchaulvielHaurcl Am 2. und 3. steierlaa gastiert Mer«n Wünsch« ent sprechend San William Daller necftmal» »» Aase mann« TSchtcr" und .Raub der Sabinerin»«*. — lReue« eprreltentbeatrr.l Der Vorversans stt, die a« Loanabeno. de» LI. RLrz. l« Re»cn Vderettemtdeater NattAndeud« SrstaEadrmra „Die Bata dere" do» Emmett» K«sman degttntt denke Donner«»»« an l», Ta-Mast,.
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