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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230328
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-28
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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8e!1« 4 Ur. 7S l^lprlger 1'LgedI»tt uoü ULnäelLLeltuag LUttvock, üen 2S. LSrr 360 Morgen Ackerfläche nötig hat, kostet 22 Millionen Mark. Dazu kämen noch für die Düngung Phos phat und Kali. Es fragt sich, ob sich bei den heutigen Marktpreisen die Düngung rentabel gestalten kann. Der Chemiker und der Techniker haben die Stick- stofsrage auf das glänzendste gelöst. Sie haben uns bisher ungchobene Schätze der Luft zugeführt, und wenn auch der alte Alchimistentraum, unedles Metall in Gold verwandeln, noch nicht gelöst ist, hier ist wer. mehr geschehen. Wir haben hier ein Mittel gefunden, um dank unfern glänzenden wiffcnschaftuwen und technischen Fortschritten nicht nur Brot für uns selber, sondern auch Güter, die das Ausland gern uns abnimmt, zu gewinnen. Sache der Regierung wird es sein, im Verein mit der Stickstoffindustrie hier den Weg zu finden, daß diese Schätze auch für uns in alle Zukunft wertvoll bleiben. Xurt Line Stratzenbahnfahrt in Berlin 300 Mark Die Perkehrsdcputation hat die vom Magistrat beantragte Erhöhung des Straßenbahntarif« auf 3b0 Mark abgelehnt und beschlossen, den Fahrpreis für die Einzelsahrt von Sonnabend, den 31. März, ad auf 300 Mark sestzusetzen. Auf den Stammvahnen kostet dann ein Einzelfahrschein für Kinder, Lehr linge, Schüler, unbemittelte Studenten, Kriegs beschädigte und im Gehen schwer behinderte Person::: 160 Mark; ein Umsteigefahrschein, auch im Wechsel- verkehr mit der Hochbahn, 450 Mark, und ein Teil- strcckenfahrichein auf den Linien 9, 18 und 118 200 Mark. Allgemeiner Mieterstreik in Berlin? Seit etwa drei Wochen besteht in Berlin in ein- zelnen Stadtteilen der Streik der aus radikalem Boden stehenden Mictervcreine, und es ist gegen diese in einzelnen Straßenzügcn austretende Massen bewegung nichts Ernsthaftes unternommen worden, weil Masscnexmissionen selbstverständlich undurch. führbar waren. Seitens der gemäßigten Bereinigungen ist jedoch dem Magistrat schon seit geraumer Zeit mitgeteilt morden, daß auch die „gemäßigten" Mieter die in letzter Zeit erfolgten sehr scharfen Belastungen nicht mehr tragen könnten, und daß, falls zum April die neuen Mieten in unverkürzter Form in Kraft treten sollten, mit dem Aufslammen einer großen Verve- gung zu rechnen sei. Der städtische Ausschuß für das Wohnungswesen hatte infolgedessen am Nlontag Ver treter der Mieter und der Vermieter zu einer gemein schaftlichen Sitzung geladen, in der man einen Aus gleich zu erzielen hoffte. Das ist jedoch nicht ge- lungen. Die Mieter verlangten, daß Io v. H. der Hrundmieten gestrichen würden, um so die darauf ruhenden Abgaben zu vermindern, und ferner wurde schärfster Protest gegen die Zahlung des fünszigfachen Vorschusses erhoben. Man verlangte seitens der Mieter die Rückkehr zu der monatlichen Abrechnung zwischen Vermieter und Mieter. Aus der Verhandlung ging jedoch eine Annäherung der Parteien nicht hervor, und so werden jetzt die Der- rrcter des Bundes Deutscher Mietervereine zu- sammcntreten, um zu einem allgemeinen Streik der Mieter in Groß-Berlin Stellung zu nehmen. Noch den vorliegenden Anträgen aller Bezirke ist mit der Tatsache zu rechnen, daß zum 1. April ein allge meiner Mieterstreik einsetzt. Daspostabonnement für April 1923 ist sofort zu erneuern, damit in der Zustellung der Zeitung keine Unterbrechung eintritt. St« geheimnisvoller Naud übers all. Sin schwerer Raubüberfall wurde in der Wohnung eine» Frauen arztes in der Kaiser-Friedrtch-Straße in Lharlotten- burg verübt. Al» die Hausfrau ihre» Dienstmädchen Ursula Koch nach dem Frühstück klingelte, erhielt sie keine Antwort. Schließlich ging die Hausfrau in die Kammer de» Dtädchen» und fand e» dort mit einem Knebel im Munde und an Händen und Füßen gefesselt bewußtlos auf dem Boden liegen. Jetzt ent deckte man auch, daß au» dem Speisezimmer wert volle Silbersachen geraubt worden waren. Nachdem man da» Mädchen befreit und es sich etwa» erholt hatte, gab e» an, in der Nacht von zwei Unbekann. ten überfallen und — ehe e» um Hilfe rufen konnte — geknebelt und gefesselt worden zu fein. Die Kri- minalpolizei ist mit der Aufklärung diese» mysteriö sen Banküberfälle» noch beschäftigt. Ein neunzehnfShrlger NaubmSrder In Vaduz im Fürstentum Liechtenstein hielt sich zu Anfang dieses Monats einige Tage ein junger Mann auf, der sich für einen 22 Jahre alten, aus Innsbruck gebürrigen Maler Karl Seck aus gab. Der Fremde, der Touristenkleidung trug, sprach mehrer« Einwohner an, ihm eine 500-Franken°Note zu wechseln. Die Leute, die das selbst nicht konnten, wiesen ihn an den 76 Jahre alten Schlächtermeister Franz Josef Lachter. Der angebliche Seck sprach dann auch am 4. März dort vor, traf aber im Laden nur die Tochter des Meisters an, die seinem Wunsche auch nicht ent- sprechen konnte. Abends um 9 Uhr, als der greise Meister zu Hause war, kam Seck noch einmal wieder. Wahrend er auf der Straße wartete, ging Wachter in seine Wohnung hinauf, um das Wechselgeld zu holen. Al» er wieder herunterkam, zog der Fremde eine Pistole und setzte sie dem Meister auf die Brust mit den Worten: „Geld oder das Leben!" Der Greis wollte sich wehren, erhielt aber einen Schuß, der ihn auf der Stelle tot nieder,treckte. Der Mör- der entriß seinem Opfer da» Geld und ergriff die Flucht. Leute, die auf den Lärm herbeieilten, ver- folgten ibn, jedoch vergeblich, weil er ihnen in der Dunkelheit bald aus den Augen kam. Die Spur des angeblichen Innsbrucker» führte schließlich nach Berlin, und dort gelang es jetzt, den Raubmörder in der Königgrätzer Straß« zu ermitteln und fest. zunehmen. Er wurde als ein 19 Jahre alter Stu dent Fritz Karl entlarvt, der unangemeldet bei Ver wandten wohnte. Geueralverfammluug mit blutige» Ausgang. Auf einer Generalversammlung der Landesgenossen» schäft für Familienheime in München-West kam es zu heftigen Zwischenfällen. Der im Lau,e der Versammlung zum dritten Vorsitzenden gewählte Werkführer Adolf Weizmann wurde auf dem Heim wege überfallen. In der Notwehr gab er einen Schuß ab, durch den der Kesseschmied Steiner getötet wurde. Der Täter wurde schwer mißhandelt und mußte mit erheblichen Kopfverletzungen in die chirurgische Klinik übergeführt werden. AutruuobUunglück bei München. Ein von Mün chen nach Erding fahrendes Lastauto mit Mit gliedern nationalistischer Sturmtrupp» stürzte um. Zwölf Insassen des Wagens wurden teils mehr, test» minder schwer verletzt und mußten durch drei ander« Fahrzeuge in ein Krankenhaus übergeführt werden. Haeußer vor Gericht. In Oldenburg war wieder einmal der Prophet Haeußer vor di« Schranken des Gericht» gebracht worden, um sich wegen eines Vergehens gegen das Gesetz zum Schutze der Republik zu verantworten. In Versammlungen in Osternburg hatte er aufreizende Renen gehalten, in denen er die Regierungen de» Reiches und des Lande» beschimpfte. Verhaftet, war er dann in den Hungerstreik getreten, so daß er in den Gerichtssaal getragen werden mußt«. I« der Verhandlung ent wickele er wieder seine abenteuerliche Weltanschau ung. Er sagte u. a. von sich: „Ich bin verkatserter Geist, ich bin Erfüllung von Christus und Potsdamer Geist." lieber gewisse Schriftstücke zur Rede gestellt, sagte er au«, daß er „in seinen Zuständen" selten wisse, was er unterschreibe. Er wurde zu einem Jahre neun Monaten Gefängnis und einer Million Mark Geldstrafe verurteilt. Vier seiner mitangeklagten Gesinnungsgenossen wurden zu je drei Monaten De- fängni» verurteilt. Hacktratz kür üie kernauÄage Helfer der Franzosen L»»e«erDraht»ertcht»e»ret»ztserTaie»t«tte» Este«, 26. März. Der französische Pressedienst hatte gemeldet, daß auf der Grube Concordia die Belegschaft mit den Franzosen einen Vertrag abgeschlossen habe, wonach sie bereit sei, für die Franzosen zu arbeiten. Unser Sonderberichterstatter ist dieser Nachricht, die in Pari» mit großer Freude ausgenommen wurde, nachgegangen und hat folgende» festgestcllt: Die Zech« Concordia gehört d« Rom- bacher Hütte; das ist ein Unternehmen, dos sehr starke lothringische Interessen hat. Dies« Be merkung muß vorher gemacht werden, damit man die ganze Handlungsweise der Direktion versteht, s Auf der Zeche sind vor einigen Tagen die Franzosen erschienen und haben Koks aufgeladen. Sie haben die Aechenanlagen besetzt, worauf die ganze Be legschaft in den Ausstand getreten ist. Cs lmndelt sich dabei um eine Belegschaft von runo 2500 Mann. Der Streik hat fünf Tage lang ge- dauert, dann kam die französische Ingenieurkommis sion wieder und verlangte die Direktion zu sprechen. Der stellvertretende Direktor, ein Bergassessor/ hat die Kommission zu dem Betriebsrat geführt und hat auch der Unterhaltung -wischen Betrieds rat und Kommission beigewohnt. Er hat dann mte- gewirkt bei dem Diktat einer Vereinbarung. Nach dieser Vereinbarung sollte die Belegschaft die Arbeit bi» zu einem festgesetzten Zeitpunkt aufnehmen. Dis zu diesem Zeitpunkt sollten die Posten von der Zeche verschwinden. Die Franzosen erklärten ausdrücklich, daß die Förderung zur Verfügung des Unterneh men» stehen solle, sie selber wollten nur eine abseits gelegene Halde abtragen. Sie erklärten ferner, daß sie sich jeden Eingriffs in den Betrieb enthalten wür den. Das Abkommen ist von dem Betriebs rat, dem Direktionsmitglied sowie den Franzosen unterschrieben worden. Der Betriebsrat hatte aber seine Rechnung ohne die B e l e g s ch a ft gemacht, denn in der am anderen Morgen einberufenen Versammlung wurde einstim mig gegen den Detriebsratsvorschlog gestimmt. Die Belegschaft steht auf dem Standpunkte, daß ein Paktieren mit den Franzosen unmöglich sei. Die Belegschaft ist weiter im Streik verblieben. Daraufhin hat der Direktor der Zeche am Schwarzen Brett einen Anschlag erscheinen lassen, wonach jeder Bergmann, der nicht zum festgesetzten Termin zur Schicht antrete, keinen Lohn erhalten würde. Die Vertreter der Belegschaft haben sich daraufhin an die zuständigen deutschen Stellen gewandt und dort die Zusicherung erhalten, die es der Belegschaft ermög- lichen, den Streik weiter zu führen. Da« getroffene Abkommen ist also zunichte gemacht, und der Streik auf der Zeche Concordia geht weiter. Vie internationalen Sozialisten« Beratungen Dra»»»erlcht unserer Berliner ««rtsHetsung Berlin, 26. Mörz. Heute abend haben die mehrtägigen Besprechun- gen der internationalen sozialistischen Delegierten mit dem Parteivorstand der deutschen Sozialdemo kraten ihren Abschluß gefunden. Mit dem Der- Handlungsergebnis wird sich am V. April eine Kon ferenz der sozialistischen Parlamentarier in Paris befassen, zu deren Auffassung wieder der Partei, vorstand der deutschen Sozialdemokraten Stellung nehmen wird. In den Berliner Besprechungen wurde über folgende Punkte Uebereinsttmmung er- zielt: Alle Kräfte sind daraus zu konzentrieren, dem Ruhrabenteuer ein möglichst rasche« Ende zu be reiten und die Reparationsleistungen endgültig derart festzusetzen, daß der Wiederaufbau der zer störten Gebiete in Frankreich erreicht, der europäische Friede durchgesetzt und bei alledem der deutschen Leistungsfähigkeit Rechnung getragen wird. Vie Putschgefahr Lraytdcrlchl unserer Berliner Ewrrstlettung Berlin, 26. März. In der Hochverratssache Roßbach und Ge nossen sind in Berlin am Montag drei weitere Personen polizeilich festgenommen worden: Major a. D. von Stephani, Oberleutnant a. D. von Bülow und ein früherer „Privatsekretär" Roß bachs namens Pelz. Alle drei werden am Diens tag dem Richter zugcführt. Die in der Zwischenzeit von der Berliner Polizei Festgenommenen sind samt- lieh den zuständigen Gerichten vorgeführt worden. Gegen 10 der Vorgeführten wurden richterliche Hast- befehle erlassen, nämlich gegen Major a. D. von der Oelsnitz, Hauptmann a. D. Brinkmann, Schriftleiter Ouindel (Hannover), Schriftleiter von Salomon (Stolp), Architekt Spindler, Landwirt Hermlcben, Maschinenmeister gimmaas, Kaufmann Eichmann (Naumburg), Kaufmann Eckhardt (Kassel) und Land wirt Haertel (Bad Käsen). vasDrama am Wiesenhaus Vas Urteil Um ZH9 Uhr abends wird nach fast Inständiger Beratung der Urteilsspruch der Geschworenen verkündet, der „Schuldig mit mildernde.' Umständen" lautet. Der Staatsanwalt führte anschließend daran aus: „Ich beantrage eine Freiheitsstrafe, Aberken nung der bürgerlichen Ehrenrechte und N'.chtanrech- nung der Untersuchungshaft auf die zu verbüßende Strafe, da der Angeklagte bis zum letzten Augen blick geleugnet hat." Verteidiger Dr. Alsberg bittet, bei der Fest legung der Strafe den 8 317 in Anwendung zu bringen und von einer Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte Abstand zu nehmen. Er wird von dem Angeklagten Köhn unterbrochen mit den Worten: „Meine Herren Geschworenen! Es ist ein Irrtum, ich bin vollkommen unschuldig. Fräulein Müller weiß es, und es wird sich erweisen, daß ich unschul dig bin. Eine Strafe kommt für mich nicht in Be tracht; ich wünsche nur noch eins, den Tod; denn dann komme ich zu ihr. Sie schützt mich, wie ich Ihnen schon einmal gesagt habe, Herr Staatsanwalt. Ich werde jetzt verhungern. Wenn es fast so weit ist, dann, Herr Staatsanwalt, bitte ich Sie, abends zu mir zu kommen, und dann werden Sie glauben, daß ich unschuldig bin. Meine Unschuld wird sich erweisen. Die Herren Geschworenen kann ich nicht verurteilen, sie sind auch nur Menschen, die sich irren." Der Angeklagte wird wegen Totschlags und Un terschlagung zu 6 Jahren 6 Monaten Ge fängnis sowie Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre verurteilt. Von der Unter, suchungshaft werden neun Monate auf die zu ver büßende Straf« angercchnet. Veit A-O/veetta c 2» SrN ttk» Richard Wagners „Liebesverbot" Erste Aufführung im Münchner Nationaltheater Man dürfte vielleicht, ohne den Sinn des Worte« allzusehr zu vergewaltigen, bei der ersten Aufführung von Richard Wagners Zugcndopcr „Das Li e b e s v e r b o t", die die Bayrische Staatsoper im Münchner Nationaltheater bereitet hat, von einer Uraufführung sprechen. Zwar ist die allererste Dar stellung des Werkes auf der Bühne schon au: 29. März 1836 am Stadttheater in Magdeburg, wo Wagner mit lebhaftem Beifall begleitet, aber sie war nicht nach ihre» Schöpfers eignen Worten außerordentlich mangelhaft ausgefallen. In kaum zehn Togen not dürftig studiert, von den Sängern nur halb gekonnt, wurde jene Vorstellung wohl an verschiedenen Stellen mit lcbhhafteor Beifall begleitet, aber sie war nicht geeignet, dem Publikum ein klares Bild zu geben. Und diese Aufführung blieb durch siebcnundachtzig Jahre hindurch die einzige; die Oper erschien als tote Geburt. Die als Benefiz für Wagner angekündigte Wiederholung mußte fallen, weil sich zwei der Haupt sänger kurz vor Beginn gründlich verprügelten. Be mühungen Wagners, sie in Leipzig und Berlin anzu bringen, scheiterten an der Unlust der Theater direktionen. Mehr Glück schien ihr drei Jahre später in Paris, wohin sie nach Wagners in einem Briefe an Robert Schumann ausgedrückte Meinung nach Gegenstand und Form besser als nach Deutschland passe, zu blühen; von Menerbeer dringend an den Direktor des TlMtre de la Renaissance empfohlen, land Wagner bei diesem liebenswürdiges Entgegen- tpmmen; die Uebersetzung ins Französische wurde be gonnen — da machte der Bankrott des Dh'arer« alle Borberettungen zu verlorner Liebesmüh'. Damit «yurde „Das Liebesverbot" zum Todesschlaf in der Positur verbannt. Wagner wuchs in dem der Ur aufführung seines Liebrsverbotes folgenden Jahr zehnt über Rienzi, Fliegender Holländer, Tannhäuser zum Lohenqrin hin zum Reformator des deutschen musikalischen Dramas heran, und wie er schon bei feiner im Herbst 1812 abgeschlossenen autobiographi schen Skizze vom Liebesoervot zwar immer noch mit einer deutlich zu spürenden geheimen Zuneigung j sprach, ober e» doch als eine Verirrung kennzeichnete, l so mußte ihm do» Werk einundzwanzigjähriger Iünglingsschaft allmählich immer mehr entfremdet werden. Dennoch vernichtete er die Partitur nicht — ein Zeichen, daß sie ihm nicht ganz wertlos erschien, — sondern schenkte sie dem König Ludwig II. von Bayern zu Weihnachten 1866, damit dessen Gnade ihn von seiner „Jugendsünde" erlöse, Es fehlte in München nicht an Anregungen, die Oper später auf die Bühne zu bringen, und Hermann Levi hat sogar einmal eine Klavierprobe gehalten, aber es kam nie ein ernsthafter Versuch zustande. So willig man, weil sie in das Entwicklungsbild des späteren Wagner besser paßte, seine erste, in den dem Licbesvcrbot unmittelbar voraufgehcndcn Jahren geschaffene Oper „Die Feen" aufzuführen sich ent schloß, so abgeneigt war man gegen da» „Liebes- verbot". Diese» blieb, vom Schöpfer selbst stigmati siert, von der Bühne verbannt bis zum 24. Marz dieses Jahres; und darum darf man die jetzige wohl als Uraufführung beezichnen. Ein Vergleich mit den „Feen" zeigt zwei beson- ders auffällige Dinge: die viel größere Bühnenwirk, samkcit der zweiten Oper gegenüber ihrer Vor gängerin und die Abweichung Wagners von seiner eigentlichen Natur. Während man in den „Fern" ganz klar schon die Entwicklung vorgezeichnet sieht, die Wagner später nahm, während man in der Dich tung sowohl als mich in der Musik unter aller Ab- hängigkeit des Werdenden von seine» erhabenen Vorbildern das eign« S«lbst de« zukünftig--» Meister» erschaut und gewisse Mottos dich terischer wie musikalischer Art schon stark an geschlagen hört, entfernt sich da« „Liebesverbot" unter dem Einfluss« der französischen und der ita lienischen Oper, dem der runge Magdeburger Kapell meister bei seiner praktischen Tätigkeit ausgesetzt war, scheinbar vollkommen von seinem Ideal. Uns, die wir viel kräftigere Zumutungen gewöhnt wor den sind, will ollerings das „Liebesverbot", wa» die Handlung anqcht, nicht von jener Frivolität, die Wagner selbst daran empfand und um derent willen die Leipziger Oper auch da» Werk ablehnte, erfüllt sein; wir sehen darin weniger eine Ver herrlichung verwerflicher Cinnenlust, als die ge» rechte Bestrafung heuchlerischen Pharisäertums: das Buch ist überdies, von wenigem abgesehen, außer ordentlich geschickt gearbeitet und sehr flüssig abge- faßt. Aber freilich, in der Musik den uns ver- trauten Wagner zu entdecken, fällt sehr schwer. Niemand, der nicht Wagner als Verfasser kannte, würde ihn in dieser italienischen und französischen Musik erraten. Da» klingt, äußerlich genommen, wie ein echtes Operngewäche jener von Bellini und Auber und ihren Verwandten beherrschten Zeit. Zn- dessen, hinter all dem unwagnerisch anmutenden Getön spürt der, der durch die Oberfläche hindurch, zudringen versteht, eine ungebrochene Kraft, die wohl einmal von ihrem eignen Wege abirren, aber ihn nie vollkommen verlieren konnte. Zum ersten: es kündigt sich sofort der echte Dramatiker an, der gradeswegs auf sein Ziel losgcht; es webt eine stür mische Lebendigkeit in dieser unvergrübelten Musik. Zum zweiten: jede, auch die leichtfertigste Melodie ist von echtem Gefühle durchflammt; man fühlt, hier ist einer, der, indem er sich die äußere Gebärde der gefeierten Operngötter aneignete und sich in ihrer Maske gefiel, doch seine Sache und seine Ge schöpfe viel ernster al« jene nahm, und bei seinem Bemühen um sorgloses Drauflosmusizieren nicht in der Scheinwelt wesenlosen Puppenspieles zu ver harren vermochte, sondern kraft seiner eingeborenen deutschen seelischen Schwere in da» Menschentum der von ihm bewegten Personen untertauchen mußte. So stellt sich denn „Das Liebesverbot", unge achtet seiner unwaqnerischen musikalischen Diktion, doch al« ein Werk dar, da«, so gewiß Wagner es von seinem höherem Standpunkt aus als eine Ver fehlung gegen den Geist seiner Sendung als deut- scher Dramatiker ansehen mußte, seinem Namen nicht zur Unehre gereicht. In unserer, von wirk lichen und noch mehr konstruierten „Problemen" befrachteten Zeit mit ihren so zahlreichen musikalisch unfruchtbaren und unerfreulichen Opern kleiner Wichtigtuer erscheint es mit seiner ursprünglichen und sorglosen Musik fast als geniales Derk. Zum mindesten ist es gar kein üble» Theaterstück, in Handlung und Musik gleich lebendig. Entwicklungs geschichtlich betrachtet aber erscheint uns „Da» Liebesverbot" als ein für Wagner» musikdramatisch« Erstarkung notwendiger Reinigung»- und Erlösung»- vorgang: nachdem er „gesündigt" hatte, fand er auch das Mittel, sich selbst zu entsühnen. Für die Münchner Aufführung hatte der die Vorstellung leitende Kapellmeister Heger die Partitur insofern etwas überarbeitet, als er einige« kürzte, hie und da die zu schwere Instrumentation von allzu massigen Blechsätzen befreite und die dn- namischen Dortragszeichen sorgfältig redigierte. Dieses Verfahren erscheint gegenüber der Schöpfuirg eines Anfängers, wie es Wagner bei der Abfassung des Liebesverbotes war, kaum als Verfehlung an, Geiste des Werkes. Die Vorstellung selbst war, ohne gerade auf der Höhe glänzender Vollendung zu stehen, recht gut und in der Musik wie in dem von Prof. Wirk geführten Spiels so lebendig, daß sie die Zuschauer zu lebhaftestem Beifall anregte. Schon nach der Verwandlung des ersten Aufzuges setzte der Beifall ein und blieb der Vorstellung treu bis zum Schlüsse, wo er zu solcher Stärke anschwoll, daß man von einem großen Erfolge dieses bald neunzigjährigen Werkes sprechen kenn. psui kstlsrs 5 - slus Len ttonzertfalen Herr Marvine Maazel (es handelt sich also um keine Dame, wie der Vorname vermuten ließ), erwies sich als ein Pianist, dem akademische Korrektheit mehr als Poesie de« Vortrags zu gelten scheint. Infolgedessen berührte die zierm lich trockene und schwunglose Art, wie er Mozart, Brahms und andere Meister seines Programms anfaßte, nur das Ohr, nicht das Herz. Immerhin hat Herr Maazel sich eine tüchtige äußere Fertig keit angeeignet, und es bedarf vielleicht nur noch der Ueberwindung seelischer Hemmungen, um sein noch schlummerndes Temperament zu freieren Regungen zu bringen. —N — Das Dresdner Streichquartett hinter ließ wiederum einen tiefen Eindruck. Das von innen durchglühte Spiel, die ungemeine Modulationsfähig- keit, die registerartigen Klangverschiebungrn sind schlechthin vorbildlich. Zu vermissen ist einzig ein starkes, intensiviertes Forte. Ferner schien Schub:rts < nachgelassenes D-Moll-Ouartett ein wenig locker ge fügt. Gewiß ist das Werk nicht sehr straff komponiert, aber die Lockerung (nach meinem Empfinden von wun dervoll schwebender Wirkung), darf nicht in Ungc- bundenheit zerfließen. Die einzelnen S"tz" dag-gen waren prachtvoll gerundet und sauber geschliffen. Der Höhepunkt des Abends war Beethoven — nicht zu l übertreffen. . i»rr OerL» Durch lan suche ist es G. m. b. H., MFK-Zwetta! zu bringen, mit geringste ganz befände jeder Art ge terialien sink gewählt. Di zial-Zylinder- aus zähem L mit Gewichte Lagerstellen Lagerschalen welche» sich Die Kühl eine aus se< Zahnradwassi ist al« Fri also nicht di Oelmenge ist Schmierstelle Di« Züni einen spritz« Hochspannun Die Ar takt-Mot Die Ei das Ausstl durch in welche von organ geös schaffung i Diertaktnu den muß, völlige lln Vrrbtndur Beim < allseitig , druck. K: punktlag« Schlitz «, Kurbelgeh beitszylin gleichen s da» durch Kolben i Gase nach Kolben» laßöffnun großer G kurze Zei gelassene: de» Abw halt de» strömt n> Infolge werden wo sich ! führt, ! öffnung de» Kost wand ni sene fri wenn b wieder > bei jede die Tat jede eir wahren! Ilmdreh Zweitak momeni V« Die können sowie I Beschaf die Fü Der S ein dm liefert. Dleßps kann o und st gutes mit d strich«
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