Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-27
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
iru. llm in dem großen Auditorium L dt« diesen Ge ignore itsandi infor- Deutschlands Grenzen hinaus Japanische übersetzt — seinen ivlo- slaudo !« seit Jahre, rla- »Ü." rin vom ging einer Gc- cr-- iüü- ms- ring . die aus vcr- zabe die ichs- der aus- icser .tritt cneii In daß enau egie- : ge- eiu- , mit In 3»- N :n den Kriege u Orient- besteyt altung ozesien of rz. ichts- ? ril aub ideln. maats lindes verbot ver- ieder- ! Bc- üsch er m e rn - c und amm» 'rings e Lin- Kranz Franz -Lettin, begann hn als Julia", großes Proben kennen rs Her- ach die rergisch nahm , nach- urg er ste bon ist eine i» Welt- -zeit Gesetz- der Mi. td bald Brinsh Metall o ll t ft dium Pfund' « Lftr l. tnzigen na ver r feinen >«» Os- j einen Wäscher tt einen wertlos da ein e in ihr von der r sagte: tnden?" S zurück, >a» Bett fe fort- >ch ganz finden, und mit Leipzigs führender Kliniker K-olf von Strümpell »er naturwissenschaftlichen Wochenschrift .Di« iiinschtM', emneonun wir da« folgende Porträt des Gedetmratt Mos. v Tirümpell. Pro ttfior der inner«» Wcd / . m .> DtrrttvrS de» suidttschen Krantrnbause» chr. ^atob. Nur um eine knappe Pferdelänge siegte Leipzig ItzOS und bekam seinen berühmten Kliniker; Wien hatte damals da» Nachsehen. Wer heute nach Leip, zig kommt und um Leipzig» führend« Persönlich- keiteu Bescheid weiß, geht nach der Liebigstraße, um nur einmal den Mann gesehen und gehört zu haben, besten Lehrbuch da» führende Lehrbuch der inneren Medizin in ganz Deutschland ist, und weit über — es ist u. a. in» Weg gefunden hat. Denn man nun sitzt, so tut sich Sommere X10, Winter» XII die Tür auf und herein tritt er, Adolf Ritter von Strümpell, Geheimer Rar, Professor der inneren Medizin und Direktor de» städtischen Krankenhauses St. Jakob zu Leipzig, «in wenig vornüber gebeugt, bedächtigen Schrittes. Sein weiße» Haar und seine gütigen Augen grüßen die Schüler, die sich ver sammelt haben, um aus seinem Mund die Wissen- schäft zu vernehmen. Langsam fangt er an zu sprechen, nicht wie ein sprudelnder Wildbach, sondern mit der ganzen Ab- geklärtheit seiner fast 70 Jahre. Aber was er spricht, das ist Gold, das ist nicht nüchterne Wieder gabe wissenschaftlicher Forschungsarbeit, da» ist un endlich viel mehr. Und wa» man bei Strümpell lernt, da» ist gewiß das ganze interne Wissensg«. biet eine» modernen Kliniker«, aber in allererster Linie ist es etwa», was für den Arzt noch viel viel wertvoller ist, es ist di« Menschenbehand- l un g. Bei jedem Fall ist er mit einer bewunderns werten Unermüdlichkeit bestrebt, von neuem das In- dividuum in den Vordergrund zu rücken, um das e» sich momentan handelt. Jeden Patienten behandelt er, als ob er der einzige Patient wäre, den er über haupt zu betreuen hätte, und diese Kunst ist es, die er mit Wort und Blick seinen Praktikanten ein. znschärfen bemüht ist. Wer das vorbildliche Auf nehmen einer Krankengeschichte lernen will, muß zu Strümpell gehen, wer dao sieghafte Vertrauen seiner Patienten gewinnen will, muß bei Strümpell lernen. Sie hängen alle mit unsagbarer Liebe an ihm, seine Kranken, vom ältesten bis zum jüngsten. Denn er, der Deutsch-Balte, besitzt diese» fühlende Herz, dieses deutsche Gemüt in ganz hervorragen dem Maße. Ist er doch nicht nur einer der bedeu- tendsten Schüler Aeskulapr, sondern gleichzeitig auch ein feinsinniger Jünger Apolls. Vorzüglich spielt er die Geige, und alle, die sich aus Anlaß der 100- Iahrfeier der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzie am 20. September im Leipziger Palmen- garten versammelt hatten, konnten es erleben, wie er mit dreien der Gäste, His, Czerny und Unna da» Podium betrat und vor einer tausendköpfigen Menge mit den anderen Gelehrten Streichquartette von Haydn und Mozart spielte. Der Eindruck wird allen, die dabei waren, unvergeßlich bleiben. Ebenso bezeichnend für seine Liebe zur Musik ist die Tat- fache, daß er im Staatsexamen Kandidaten, mit deren wissenschaftlichen Leistungen er besonder» zu frieden war, zum Schluß gefragt hat, womit die 1. Haydn-Symphonie beginne. Dann Leuchten über sein Gesicht, wenn ihm „Paukcnwirbcl" erzählte. — Ja, ja, cs ist etwas Seltenes um lehrten, dessen Untersuchung da» ultimum refugium für viele Leidende darstellt, und auf dessen Kritik die bedeutendsten Musiker Wert legen. p. L., Leipzig. Oie blaue gestrickte Jacke Don Helene, damals acht Jahre alt, ging in die dritte Klaffe der Volksschule; sie war ein scheue», zurück gezogenes Kind, schloß sich den Mitschülerinnen kaum an und behielt ihnen gegenüber ihre kleinen Erleb- niste ebenso für sich, wie sie sie Eltern und Ge schwistern daheim verschwieg. Was ich hier wieder» erzähle, habe ich auf einem Umweg über eine Lehre rin erfahren, die Helene eben wegen ihrer Stille sehr liebte und, von ihr unbemerkt, st« ost aufmerksam beobachtete. Eines Tages also kam Helene in einer blauen, gestrickten Jacke zur Schule, die sie anscheinend zum ersten Male und natürlich mit einem gewissen be- scheidenen Stolze trug; die freundliche Farbe fiel der Lehrerin auf, und sowohl au» der Bewunderung der anderen, wie aus dem freudigen Gesicht de» Mad- chcns selbst schloß sie mit Recht auf ihre Neuheit. In der Pause hatte die Lehrerin Aufsicht im Hofe, in dem sich die Kinder aufhielten, ihr Frühstück verzehrten, lachten, lärmten, umhertollten; und ihr in die Runde gehender Blick fand aus der Schar zu- fällig Helene heraus, deren seltsamer Gesichtsausdruck ihr auffiel. Die Lehrerin sah nun dahin, wohin Helenes Augen staunten, und bemerkte ein wenig ältere» Mädchen de» nächsten Jahrgänge», da» eine genau gleiche blaue Strickjacke von demselben Schnitt und der gleichen zärtlichen Sattheit der Karbe trug, - wie sie auch Helene an sich batte. In diesem Augen blick gingen die beiden aufeinander zu; die Lehrerin, voll Erwartung, wa» sich ereignen würde, begab sich unauffällig in ihre Nahe. Sie standen voreinander still und sahen ernsthaft eine in der anderen Gesicht; dann faßten sie sich an den Händen, fielen einander um den Hal» und kiißten sich. Die Lehrerin verstand au» den jubelnden Ausrufen da» eine — daß sie sich als Schwestern betrachteten. Jedoch, erzählte sie mir weiter, entwickelte sich au» dieser Begegnung keine Freundschaft; di« Mäd- ck-cn sprachen wohl ab und zu miteinander, ad« u der häufig, noch besonder» herzlich, und Helen« blieb weiter sür sich allein. Wurde vielleicht du» zweite Mädchen in eine ander« Schule versitzt — zu dies« Zeit wurde« uidnlich^ d« UobmftMuutz rmgai, AD» WchMtzWEMW Ehernuitz«» Ksmmuuisttu g<gcn de» „Rheui-ö»lm'- Etwa Ü00 Chemnitzer Kommunisten demonstriert«., am Sonnabend vor dem Apollo-Kinotheater in Lhemniü, wo in dirser Woche der Film »Der Rhein, Deutschland» Strom in Vergangenheit und Gegen wart" gezeigt werden sollte, und zwangen die Theeterdirektton, den Film abzusetzen. Für den Weigerungsfall drohten die Demonstranten gewalt same Besetzung des Theaters an. Millioueutxtttigerete« «tue» Achtzehnjährige». In Plauen i. B. ist der tbjährig« Kaufmann Scholz aus Auerbach (Vogtl.) festgenommen wor den, der in der letzten Zeit verschiedene Firmen der Textilbronche in Plauen, Auerbach und Rodewisch durch Einkauf von Ware» in raffinierter Weise um etwa 17 Millionen Mark geschädigt hat. Ver Hamburger Milltarbenbetrug Wie bereits berichtet, ist wegen Konkurs verbrechen» der Kaufmann Philip Weisenthal, Inhaber der Firma Weisenthal L Co., G. m. b. H. in Hamurg, Große Bleichen 70, geflüchtet. Die Ver- ttetung einer auswärtigen Großbank hat nunmehr angezeigt, daß sie von Weisenthal um einen Bettag von 200 000 bi- 220 000 D o l l a r, gleich 4X Mil- liarden Mark, betrogen worden sei. Die Bank hatte dem Weisenthal als Leiter der Hamburger Firma Weisenthal L To., G. m. o. H., Vorschüsse gegen Konnossemente über Verschiffung von Chemi- kauen auf da» New Parker Hau» de» Philip Weisen- thal gewährt. Es hat sich nun herauogestrllt, daß Weisenthal fälschlich den Wert der Fakturen um ein Vielfaches erhöht hat. Es sind nach den Büchern des Weisenthal Waren im Werte von rund 80000 Dollar verschifft worden, während Wcisenthal Vorschüsse in Hohe von 300 000 Dollar erhielt. Der Aufenthalt de» Weisenthal ist unbekannt. Laodarbeiterstreik. In den Kreisen Franz burg und Rügen ist ein Landarbeiterstreik aus gebrochen zum Protest gegen die S.'^stündige Ar- veitszeit.- Millionendttvstnhl bet einer Autopauu«. In dem kleinen Orte Süpplingen in Braunschweig hielt ein elegantes Auto, um eine Panne zu reparieren. Der Besitzer mit seiner Begleitung war ausqestieqen, um nach dem Defekt zu sehen. Als die Fahrgäste zur Weiterfohrt einstiegen, sohlte ihnen die in dem Wagen erstaute Hvndtasche, die Wertpapiere in Höhe von 17 Millionen Mark und deutsches, eng lische», amerikanisches und schweizerische» Papier- geld im Betrage von 18 Millionen Mark enthielt. Der Dieb war mit der Beute verschwunden. Die „Oberon'-Dekoratioucu verbrannt. Wie die Frankfurter Zeitung au» Wiesbaden hört, ist di« Ausstattung zu der Prunkaufführung des „Obe- ron', dem Hauptanziehungsstück der alten wilhel- minischen Mai-Festspiele, beim Theaterbrand ein Raub der Flammen geworden, ebenso der große Prunkvorhang. Oesterreich liefert Lokomotiven an Italien. Di« italienische Kammer hat die Vergebung einer großen italienischen Loiomotivenliekerung an Oesterreich ge nehmigt. Es soll sich um 20 Lokomotiven handeln, die in don nächsten drei Jahren abzuliefern find. Der Erstcher ist die Firma Warchalowski, Eisler L Co. in Wien. Levoo mit ckem Al-ckovcl «aesr-er .V»»- bexi/t/tes. rott üoo u.i> en /.e-err» e»«e -aas descmckere unafttü-kcke rs bieten §/a«5«n, ve/vF>ntlicben «aio ein« kierr« Zforeüe S/w FFw/«sitzwä«s- von ^eurtkr, ckem bekannt«» krr/aeeer <ie» vis^/eteeene» Loman» ,.Oer ötargutt cke Lotrbar-', ciie mit vn-«eSän- ticb<v Le-encki-kert eine Att/a-eepüwcke an« «ttr FT-oFen ^Vanräsircken Levotrckion »okilckeot. beginnt ä«- Xlxt^seL <kw Lxia Lock» Loemu». Zwischen Singapore und Renting Don SümeImrotz« Drlwzott Schanghai «reicht man erst durck den Fluß. Schon lange vor der «Ladung de« Ianglfrtiang, bekanntlich der drittgrößte Fluß d«r Erde, ist da» Wasser gelblich, dann wird es im Fluß selbst milch- schokoladenfarben. Drei Stunden fährt man vom Meere au» im Jangtse, dann biegt man in «inen Nebenfluß, den Wunn-Po, ein, und nach einer weiteren einstündigen Fahrt ist man in Schanghai. Au unserer Ueberraschung erwartete uns am Kai eine große Gruppe: Unsere deutsche Gesandtschaft in Peking hatte zu unserer Begrüßung in China ihren wissenschaftlichen Berater Dr. Wilhelm, den bekannten Sinologen, geschickt. Da man von Peking nach Schanghei 30 Stunden Bahn fährt, so war die» schon al» besondere Aufmerksamkeit zu bewerten. Dann erwarteten uns auch Dr. Karfum Chang, der Professor Driesch im vorigen Jahre in Leipzig ausaefordert hatte, und noch mehrere andere chinesische „Scholar»', wie man hier noch immer die Ge lehrten nennt. Schließlich konnten wir auch gleich am Kai alte Heidelberger Freunde, den Mediziner Dr. Pfeifer mit Frau, begrüßen, der übrigen» unter- dessen einem Ruf an die ganz einzigartige Rockefellrr Foundation „China Medical Board' hier in Peking al» Neurvloae Folge geleistet hat. — Schanghai war zuerst nur al» Durchgangsstation gedacht, da man Prof. Driesch aber bat. an drei Hochschulen dort Vorträae zu halten, dehnte sich unser Aufenthalt eine Woche au»; auch ein Abstecher von zwei Tagen nach der Tempelstadt Hanktschau am „West-Lake" wurde noch «ingeschoben. Dieser Ausflug vollzog sich fast unter Zeremoniell. In unserer Begleitung waren außer Dr. Chang, der alle Vorträge Dr. Drieschs in genialer Präzision übersetzt, noch dessen Assistent, der junge „Scholar' Mr. Chu, ein chinesischer Drigadegeneral, Vorsitzender einer großen wissenschaftlichen Gesell- schäft rn Schanghai, Dr. Wilhelm und der junge chinesische Sozialist, der, von Cambridge zurück- kommend, schon unser Reisegenosse auf dem Mishima Maru gewesen war. — Als wir in Hanktschau, nichts ahnend, abends bei mäßiger Beleuchtung den Fug verließen, empfingen uns auf dem Bahnsteig wenigstens 30 chinesische Herren, mit wenigen Aus nahmen alle in chinesischer Kleidung. Es waren alles Vorstände von Mittel- und Hochschulen aus Hanktschau, das eine berühmte Schulstadi Südchinas ist. Einer der Herren sprach deutsch und macht« den Wortführer, bet den anderen beschränkte man sich gegenseitig auf Verbeugungen, wobei die meisten Professor Driesch ihre Karten überreichten, eine sehr ausgeprägte chinesische Sitte. Auf einmal wurde diese feierliche, etwa» „düstere* * (weil schlecht beleuchtete) Zeremonie für mich durch etwa» kehr Freundliche» unterbrochen. Ein kleine» zehnjährige» chinesisches Mädchen in hübschem Hellen europäischen Kleid machte vor mir einen tiefen deutschen Mädchenknix, gab mir einen schönen Blumenstrauß und sagte irgend etwas mit Heller Stimme in bestem Deutsch. E» war die kleine Aiice Jin, dir Tochter de» schon erwähnten Wortführers. Mr. Jin ist jetzt Professor an der Rechtsschule in Hanktschau. Er war mit Frau und zwei Kindern gerade einen Monat vor uns von Deutschland gekommen, wo er mehrere Jahre Jura studiert hat. Während die Eltern in Berlin lebten, waren die zwei kleinen Lhineslein (Alice hat noch einen kleineren Bruder) in einer Privatschule im württembergischen Schwarzwald in Pension gewesen. Wir waren während der Hankffchauer Tage noch oster mit ihnen zusammen. Alice hat dann später auch noch vor Professor Einstein und Frau dasselbe lange deutsche Gedicht aufgesagt, da» sie seinerzeit eigens für un» eingelernt hatte. Ganz nach «ioener Wahl ans einem deutschen Lesebuche. Cie spricht übrigen gerade so gut Französisch wie Deutsch; Chinesisch muß sie aber jetzt erst lernen — es soll ;edoch sehr schnell bei ihr gehen. — Wir waren nun also in Hanktschau anqekommen und wurden gleich nach dem See hinauoqeführen, wo wir in einem chinesischen Hotel mit unseren Herren abstiegen. Der nächste Vormittag war nur der Besichtigung der verschiedenen, sehr malerischen Buddhatempel gewidmet. Schöne rote Holzbauten mit bunten Verzierungen. Diese am West-Latt find un Gegensatz zu vielen anderen in China noch in vollem Betrieb. Mit un» zusammen fuhren mehrere große Pilgerboote — es waren arrr Frauen an dem Täge da — vor den Hauptternpestr vor. In dem See »egen kleine Inkelchen, »um Teil mit Bambu»wäkdchcn, zu« Teil mit Pavillons de- baut. Auch einen Sommerfitz der entthronten Mandschukaiser sahen wir. Am anderen Vormittag fuhren wir noch in «in Felstal, nahe am See, «tt Buddhabtldern in die Felsen eingehauen; in eine« Berqe ist hier eine tiefe Grotte, in der SOO goldene lebencgrvße Figuren in langen Gängen neben einander sitzen. Es sind die« die sogenannten „Schüler Buddhas*. — Wir sahen sie seitdem noch in vixlen Tempeln, aber nie so eindrucksvoll und natür lich, auch nie in solcher Anzahl. Am Nachmittag des ersten Tage» fand nun auch Professor Driesch» Vor trag in Hankffchcm in einer riesig großen halbofsencn Halle statt. Das Publikum war bei diesem ersten Drieschschen Bortrog in China ja wohl nicht ganz, dem Thema entsprechend, »usammrngestellt — es waren nämlich einfach alle da, beiderlei Geschlechts, die zwischen dem sechsten und 28. Lebensjahre rn eine Schule gingen oder die in einer Schule lehrten, und außerdem noch viele andere. Darunter eine Menge großbebrillrer, würdiger, alter Herren. Also es war ein geistiges „Volksfest' — besser ein „Memorial", wie die Amerikaner sagen. Nachher gab man uns rin echt chinesisches Diner mit vielen „Adresics". Alle», wa» in China mit Erziehungsfragen ver knüpft ist, wird auch nichtchinesisch durch engltsche Ausdrücke bezeichnet, was dem starken geistigen Ein- fluß der Amerikaner hier im Lande zuzuschrriben ist. Am zweiten Tage fuhren wir nachmittags nach Schanghai zurück. Wie es uns dort erging, will ich auch noch kurz erzählen. Gleich am ersten Tage nach unserer An kunft g-rben uns fünf wissenschaftliche chinesische Ge sellschaften ein formelles Essen im besten europäischen Stil. Es fand im Carlton-Restaurant statt. — Außer sehr vielen namhaften Chinesen hatte man auch den deutschen Generalkonsul Thiel und be kanntere deutsche Kaufleute sowie mehrere deutsche Professoren der bei Schanghai gelegenen Wusunger Ingenieurschule, früher deutsche, letzt chinesische Hoch- schule, dazu qcladen. — Plan tauschte bei diesem Essen bemerkenswert gut formulierte Reden in Deutsch, Chinesisch und Englisch aus, und die Dolmetscher hatten sich lebhaft zu betätigen. Hervor heben möchte ich besonders Dr. Wilhelms klangvolle chinesische Ansprache — er spricht besser „Mandarin" al» sie selbst, sagen die chinesischen Herren — und die deutsch gehaltene Rede von Dr. Charttcm Chang, die die tiefe Verehrung der Chinesen vor aller Philosophie ausdrückte. In den letzten zwei Tagen vor unserer Abreise hielt Professor Driesch noch in drei verschiedenen Lehranstalten seine Vorträn >. Natürlich war da das Publikum nicht so „vielgestaltig" wie in Hanktschau. Am schönsten gestaltete sich der Vortrag in Wusung, wo ja alle Studenten und Professoren Deutsch ver standen. Ein chinesische» Essen schloß sich an. Bei lmserem Schiffsbekannten, dem reichen Handelsherrn, waren wir auch noch zu einem .Tiffin' geladen. Innerhalb seiner Geistermauer liegt ein ganzer Komplex von vielen größeren und kleineren schönen Häusern. Auf diese Prestissimo-Tage in Shanghai folgte nun eine Andante-con-moto-Zeit in Nanking. Der Ehrenpotal der Berliner Bäckerivouug gestohlen. An» den Räumen der Däckerzwangs- Innung in Berlin ist au» einem verfchlossenen Silberschrank der große Ehrenpokal des Dermanra- verbande» der deutschen Bäcker gestohlen worden. Der Pokal besteht au» Silber. * Die Schildkröte Napoleon« I. elagegangen. Don der Insel St. Helena, auf welcher Napoleon I. nach seinem zweiten Sturze interniert war, wtro der Tod de» letzten lebenden Wesen» au« dec Zett Napoleons I. gemeldet. Da» war eine Riesen schildkröte, die ihm während seiner Verbannung auf der Insel St. Helena viel Treue und Anhang- lichkeit bekundete und an der er besonderen Ge fallen fand. Nahezu 200 Jahre alt, hat sie Napo leon um mehr al» 101 Jahre überlebt. einige der Kinder umgeschult — oder trug sich die blau« Strickjacke bald ab, jedenfalls, e» kam (dir Lehrerin war erstaunt darüber, und auch ich hätte «» ander» erwartet) zu keine» Fortgang der Mnge. * Inzwischen ist Helene erwachsen, und trotz de» Altersunterschiede» hat sie sich mit mir sehr befreu- deü ja, sie ill sogar «eine Frau geworden. Au- fällig kam unser« Rede vor kurzem auch auf diese» Begebnis; Helene erinnerte sich sehr wohl daran. Sie sagte mir, daß sie diese» andere Mädchen — e» sei, im Geaensatz zu ihr. noch unverheiratet — ab und »u träfe, und es überkomme sie dann ein Gefühl, da» der kindlichen Empfindung von einst nicht un ähnlich sei: sie fühle wieder das geschwisterliche Band zwischen ihnen. Helene glaubt, damals zum ersten Male erfahren zu haben, daß alle Frauen Schwestern seien, und ist von der Wahrheit dieser Erfahrung überzeugt. Ich, da ich ein Mann brn, kann sie nicht auf ihr« Richtigkeit nachprüfen; aber ich beneid« velene fast um dieses Erlebnis, au» dem heran» sie alle Menschen sehr liebt — da» «uß ich offen sagen. Der Steinachsilm in Prag verbot«»! Der von der Berliner Universal-Film-A.-G. her- acstellte Steinachfilm, den eine Prager Filmgesellschaft flir die Tschechoslowakei erworben hatte, ist von der Zensur verboten worden, „da bei der Lösuna de» Problem» di« sexuelle Seit« de» menschlichen Leben» Übermäßig hervorgehobrn ist und den Funktionen der Geschlechtsorgane eia Uebergewicht über die anderen Funktionen de» menschlichen KSr- ver» beigelegt würde'. (Die tschechoslowakische Zensur stellt sich »tt dieser lächerlichen Maßnahme and ihrer noch lächerlichere» Begründung jenseits de» Normal- «npfinden» aller anderen Kulturstaaten, in denen der Steinachfilm, ohne da» geringste Bedenke» zu erreg«, vorg »führt wurde.) Zivilisation teilhaftig geworden sind, kann »an leicht u> Erfahrung bringen, ob eine Eh« sich für ein« Ehemann m» «ine» leidlich gutta Geschäft gestaltet hat: man kraucht rmr den Mann zu fragen, »i«ttl Preis wert ist. Der Forschungsreisende Wilton richtet« einmal eine solche Frage an einen Mann au» dem Stamme der Koffern und bekam zur Antwort: „O, ich Unglücklicher! Ich habe für sie »«ei gute Ochsen bezahlt, und sie ist nicht einmal ein« «vagere Kuh wert!' Fwei Ochsen sind «in sehr anständlger Preis, und man kann den Schmerz de» Manne» woht begreifen. Weniger Grund »ur Klage hätte Wilton selbst gehabt, wenn er «ine fehlerhafte Frau einge- hanoelt hätte: ihm bot nämlich einmal ein Familien vater in Uganda die eigene Tochter für eia PaarSchuhe an. Hätte Wilton mit dieser Frau sich betrogen ge- sehen, so hätte er sich sagen müssen: „Für ein Paar Schuhe kann ich schließlich nicht» Bessere» verlangen!' In manchen Gegenden sind die Väter erwachsener Töchter anspruchsvoller. Ein Kaffernfräulein ist, je nach der sozialen Stellung de» Papa», zwei bi« zehn Kühe wert. Bei den Mishmi» zahlt ein reicher Mana für eine Frau zwanzig Rinder; im übrigen sind die Preise immer dem Wert angepaßt, den be- stimmte Volker bestimmten Gegenden beimeffen: dte Koroko» z. B. geben ihre Töchter für eine Anzahl auf Fäden gezogener Kaurimuscheln, der landesüb lichen Münz«, her, und in der Tatar ei kann man. wenn man mit Butter aufzuwarttn vermag, so viel Frauen bekommen, wie man nur braucht. Der mo- derne Fortschritt bahnt sich aber auch unter den Wilden seine Straß«: wenn man bei ihnen auch noch nicht von einem Wertzuwachs der Frauen reden kann, so kann man bei einigen Stämmen doch schon Frauen auf Abzahlung bekommen; man kaust eine Frau unter Garantie der Brauchbarkeit und zahlt monat lich soundsoviel ab; unantastbare» Eigentum des Manne» wird di« Frau jedoch erst, nachdem dtt letzte Rate gezahlt isi. Wer also seine Frau wieder los- »erden will, der braucht nur «tt ktt» Raten im Rückstand zu bleibe«. Za manchen Ländern siellr sich der Verlobt« — genau wie e» Jakob tat, al» er Rahe! für sich gewinnen wollt, — i» den Dienst der Emilie seiner zukünftigen Frau, um den Prott, d« ein Arzt versucht hat. Ein Mann z. B., dem man eine heiße Wasserflasche unter die Füße legte, träumte, daß er auf der heißen Lava am Krater des Vesuvs spazieren ginge. Ein anderer Schläfer, dessen Stirn man mit Wasser bespritzte, hatte das ange nehm« Erlebnis, daß er im Traum seinen Lieblings wein in großen Mengen zu sich nahm. Ein dritter, dessen Nasenspitze mit einer Feder gekitzelt wurde, träumte sehr viel weniger angenehm. Ihm war, al» wenn ihm ein Arzt eine Gipsmaokr aus da» Gesicht legte und sie ihm wieder ablöste, nachdem sie fest geworden war. Der Schriftsteller Chesterton träumte einmal, daß er von einem gekochten Hummer ver folgt wurde. Lustig« Träume von Kindern werden von dem Psychologen Kimmiu» mitgeteilt, der flch besonder» mit Kinoerpsycholoaie beschäftigt hat. M> träumte «in 8jährige» Mädchen nach einem Besuch de» Königepaare« in Peckham, daß der König und die Königin mit einer großen Menge Damen unter ihrem Bett waren und Brot und Butter aßen. Gin chähriger Jung« erzählte: „Ich träumte, daß ich Isis Bad gesteckt wurde, um gewaschen zu werden. Rach dem Waschen wurde ich in der Rolle durchgedreht. Dann wurde ich auf dte Wäscheleine gehängt. Wie ich da hing, regnete es sehr. Meine Mutter nahm mich herunter und bügelte mich trocken. Da» Esten war sehr heiß. Da wachte ich aus.' Teurer Schwatz. Im Berliner Tagebuch lese« wir: In einer sächsischen Landtogsfitzung forderte der Präsident Winkler di« Abgeordneten auf, nicht so viel zu reden. Jede Seite einer niedergeschriebenen Rede koste den Staat IS 000 Mark. Zu denken, was der Schwatz in Berlin, Dresden, München, Weimar, Stuttgart, Karlsruhe und in all den Kleinstaatparla menten bloß an Papier, Stenographen, Druckkosicn verschlingt! Die Akademien der Wissenschaften müssen ihr« Beruhte einstellen, und der varlamentarische Kohl wird, IS SOO Mark dir Seite, festgehalten und rePrvdutzttrt» in den »einer — — Metzler, «llred >Lrödcl — «nin-;- »er — Tunisfacpcr, Aldrrt r.» ' » - - Niwen,. Hedwig, Annemarie ?iiem<''.. — Arm»>rv. r^-ik Nr,. L:.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)