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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-27
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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r N». M k»ßp«ig»e Streit um die Arbeiterwehr in Sachsen Kaum ist in Sachen auf Grund gemeinsamer „Richtlinien" der Sozialdemokraten und der Koinmunisten ein neues Kabinett zustunde gekommen, da bricht auch schon unter den Par teien der neuen Regierungskoalition ein hef tiger Streit Uber die Auslegung dieser Richt- Knien aus. Es handelt sich dabei um die ge forderten. „Abmehrorganisativnen". Die Kommu nisten behaupten, es sei vereinbart worden, daß gemeinsame sozialistisch-kommunistische Abwehrverbände gebildet werden sollen, wäh rend die Sozialdemokraten sich auf den Wort- laut der Richtlinien berufen, in denen dar Dort „gemeinsam"' nicht vorkonnnt. Darum wird jetzt in der Presse der sächsischen Koalitions parteien hitzig und erbittert gekämpft. Die Kommunisten verlangen die Gemeinsamkeit der Arbeiterwehr, weil sie auf diese Weise zu einem bequemen Agitationsfeld zu kommen hoffen; die Sozialisten aber wollen ihre Parteigenossen nicht der Gefahr der Ansteckung niit kommu- «istischen Ideen aussetzen und bestehen deshalb auf der Bildung getrennter Verbände. Die Leipziger Volkszeitung klagt, es vergehe kein Lag an dem die Sächsische Arbeiterzeitung nicht ihre Schmutzkiibel über die sozialdemokra tische Presse und die sozialistischen Führer ent leere, und das kommunistische Blatt wirst dem fmsialistischen Sabotage, Heuchelei und ähnliche schöne Dinge vor. Danach sieht es nicht so aus, als ob das sozialistisch - kommunistisch« Bündnis von langer Dauer sein würde. Sehr herzlich ist es jedenfalls nicht. D Vie bayrische Volkskrone Um einem gewissen repräsentativen Bedürfnis ab zuhelfen, ist, wie der Frankfurter Zeitung au» Mün chen berichtet wird, dem bayrischen Landtag ein Gesetzentwurf über da» Wappen de» Frei- ftaate» Bayern zugegangen. Da« neue Wappen soll die Wappenbilder der in Bayern vereinigten Stämme Bayern, Pfalz. Franken und Schwaben ent halten, die auch dem früheren königlichen Staats wappenschilde eigen waren. Schildhalter sollen blei ben die bekannten beiden Löwen als „besonderes im Gefühl des bayrischen Volkes wurzelndes Abzeichen". Soweit wäre gegen dieses Wappen nicht» zu sagen, und man könnte sich im Gegenteil darüber freuen, daß man solchermaßen dem historisch Gewordenen Rechnung trägt. Um so befremdlicher aber muß es da erscheinen, daß man nicht ans ein wichtige» Emblem verzichtet hat, das sich auf dem Wappen einer Republik gar deplaciert ausnimmt, nämlich die Krone. I« der Begründung de» Gesetzentwurfes heißt es: „Kronen sind ihrem Sinn und ihrer Bedeutung nach da« Zeichen der Vollendung und der Macht- Vollkommenheit, also auch das Zeichen der Staats gewalt. Auch ein Freistaat kann eine Krone auf seinem Wappen führen. Der Schild de» neuen Kleinen Staatswappen» ist aus dem früheren Klei- neu Staatswappen übernommen. An die Stelle der Königskrone ist die Dolkskrone getreten." Bisher hat man nicht ander» gewußt, al» daß die Krone da» ursprüngliche Zeichen der königlichen Würde oder Gnade sei. Allerdings ist im Laufe der Jahrhunderte der Sinn der Bestimmung der Kron« A» Vorrecht eines gekrönten Haupte» insoweit ver üben gegangen, al» auch jeder Adeltge sich besondere Rangkronen — mit mehr oder weniger Zacken — bei- l«gte und selbst Korporationen in ihre Wappen eigene Kronenbilder aufnahmcn, wie -. B. die Städte die Mauerkrone. Die Erfindung der „Dolkskrone" aber al» staatliche» Hoheitszeichen ist der Regierung de» Freistaats Bauern Vorbehalten aeblieben. Ist sie vielleicht eine Kulisse, hinter der sich die Hoffnungen der in Bayern zurzeit Regierenden auf Wiederher- stellung der Monarchie verbergen? In den Festräumen der bayerischen Gesandtschaft in Berlin vereinigte am Sonntag abend ein Konzert zum Besten de» Dolksopfers für Rhein und Ruhr einen großen Kreis von Mitgliedern der Reich»regierung, des diplomatischen Korps, des Reichsrats und der Berliner Grsttlschast. Besondere Veranstaltungen führten dem Bolksopfe« wettere beträchtlich, Mittel zu. Vie Erkrankung Vr. Cuno« »r«ht»«etcht >«s«r«r »erltner GchrtselettvnO «erli», 2V. März. Der Reichskanzler hat sich auf seiner Reise nach Süddeutschland «uw so starke Erkältung zug«zogen, daß er wahrscheinlich noch mehrere Tage da» Bett wird hüten müssen. E» erscheint daher so gut wie ausgeschlossen, daß er der morgigen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses wird beiwohnen können. Abg. Stresemann hat trotzdem ein weiteres Hinausschieben des Zusammentritts des Ausschusses nicht für notwendig erachtet, um so mehr, al» die Anwesenheit de» Kanzler» nicht unbedingt erforder lich sei» wird, da sensationelle Entscheidungen, wie sie von mancher Seite angekündig. werden, von dieser Sitzung nübt zu erwarten sind. Di« Behauptung, daß von sozialistischer Seite da» Erscheinen de» Kanz lers im Au»s«vusse gefordert worden sei, ist nicht zu treffend. Vielmehr hatte der Kanzler selbst den Wunsch ausgesprochen, an der Sitzung des Ausschusses teilznnehmen. MttonalsoMisteir-Oemonstrajion Parademarsch vor Hitler »,,«»«« »—-«»erU-« »es»«»»»»»" »«»«»«»«» München, SL Mäe» Am Sonntag sanden in München „Felddirn st» Übung«»"' d,r«atio»«ls»,ialist»a statt, zu denen aus Berlin, Nürnberg, Augsburg, Regens burg usw. Trupp» von Hakenkreuzlern, zum Teil mir Stahlhelm, in München rintrasen. Die Stadt glich zeitweise einem Feldlager» »an sah Trupps von Hakenkreu-lern, virlsach mit Stahlhelm und Tor nister, durch di« Stadt marschieren, auch ohne Rück- sicht aus die Bannmeile de» Landtage». An mindestens vier Stellen wurden „Friddienftüdun- gen" abgrhalten, an denen etwa 14V0 National sozialisten sowie 1600 Angehörig« der Bereinigten Vaterländischen Verbände teilnahmen. Die Ein berufung zu der „Geländeübung im Forstenrieder Park" war durch folgenden „Tagesdefchl" erfolgt: „Abmarsch 8 Uhr, Beginn der Uebung 10 Uhr, Ende 4 Uhr. Dann gemeinsamer Marsch durch di« Stadt Mit L Mufikkorps." Sin Parade marsch vor Hitler und Herrn von Kahr schloß di« Uebung. Ja den Abendstunden reisten viele Teilnehmer von München wieder ab. Der Gesamteindruck ist, daß zweifellos an diesem Sonntag mehr geplant war als «in Generalappell und daß ein Putsch durch das im letzten Augenblick erfolgte Zupackrn in Rorddeutschland auch in Da:-crn verhindert wurde. Ausfallend ist jedoch, daß sich diesmal auch die Vaterländischen, die sich in der letzten Zeit vor der öffentlichen Verbrüderung mit den Hitler-Leuten gescheut hatten, an der Feldtäenst- übung beteiligten. Als gegen Abend die Abteilung wieder in der Stadt rinzog, trennten sich die Vater ländischen von der Hitlergarde, die denionstrattv wieder durch den Bannkreis de» Landtage» ziehen wollte, aber von der Polizei angehalten «id ab gedrängt wurde. Ein Kraftwagen, der Sturmtruppleute der Na tionalsozialistischen Partei am Vormittag zu einer Versammlung nach Erding bringen sollte, ver unglückte in Steinhaufen durch Anprall an einen Straßenstein. Von den 30 Insassen wurden 12 mehr oder weniger schwer verletzt. Errichtung von Geiselkommandor? «tzevee »r«»»»e«»Ht»e» »et»,»»««»«,«»!«»»«» München, 26. März. Wie di« Münchener Post erfährt, wurde inNürn- berg von den Nationalsozialisten ein Deisel kommando errichtet unter der Bezeichnung „Treu- schäft". Diese» Kommando hat die Aufgabe, unter der Parole „Brechung de» Widerstande», wenn die Reichsregierung schwach wird", Geiseln sestzunehmen und zwar die Gewerkschaft»- und die sozialdemokra tischen Parteiführer. Auf diese Weise soll die Ar- beiterbewcgun ?eköpst" und somit die Arbeiter- organisatione! prengt werden. Die Juden sollen nebenbei mitgc.iommen werden. Die Mitglieder diese» Geiselkommando» werden veretdet und in Meister, Gesellen und Lehrlinge, also logenmäßig, etngetetlt. Der 1. Vorsitzende der Organisation ist ein Professor, der zweit« ein praktischer Arzt, der mShee politisch nicht hervorgetrettn ssl. wuve un- Gräfe protestieren »re-e-ertch« »lerer »«»»«er GichrtfUeN»« B«rlm, 26. März. Di« drei deurschvöltislbey Reichstagsabgeordnetrr^ sind gestern beim Reichsinnenminister vorstellig ge worden und forderten ihn in einer Eingabe auf, die verfassungsmäßige Zulässigkeit des Verbots einer parlamentarischen Reichspartet durch die Minister ein«» Einzelstaate» sofort prüfen zu lassen. In der Eingabe wird die Erwartung ausgesprochen, daß der Reichsminister de» Innern mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die verfassungsmäßigen Rechte der Reichstagsabgeordneten. die durch das Vorgehen des Minister» de» Innern in Preußen aufs schwerste ver letzt seien, wirderherstellen und schützen werde. Ferner haben die Mitglieder der Reichstagsfraktion der deutschvölkischen Freiheitspartei die Entlassung der in Haft befindlichen Mitglieder der Partei be- antragt. Thüringen warnt die Neichrregierung »»-«-«richt ««irrer »erltver <Schrtirl«i»«vg Berlin, 26. März. Wie verlautet, hat die Thüringische Landesregie rung bei der Reichsregierung ernste Vorstel lungen gegen die rechtsradikalen Umtriebe erhoben. Dabet hat sie der Reichsregierung ein erdrückendes Material über die Treibereien vorgelegt. In Jena wurde im Zusammenhang mit der Fahndung nach den rechtsradikalen Putschisten der Geschäftsführer der Dcutfchvölkischen Freiheitspartei, Oberpostsekretär Wünsche, und der Vorsitzende, 5-^rvettenkapitän a. D. Göttin«, durch die Polizei festgenommen. Hierzu schreibt das Berliner Tageblatt: Immer wieder hat sich in Thüringen, das heute infolge der Rrgterungomaßnahmen gewissermaßen das Waffen- freieste Land ist, herausgestellt, daß von fünf ent deckten Waifenlayera im Durchschnitt eins auf Ar beiter entfiel, wahrend die übrigen rechtsradikalen Elementen gehörten. Wir möchten wünschen, daß die Thüringer Regierung den Selbstschutzverbänden der Arbeiterschaft nichtsdestoweniger dieselbe Auf- merttamkeit schenkt wre den deutschvölkischen und, gleich dem preußischen Innenminister, den Lokal- behörden Anweisung gibt, unter allen Umständen durch genügenden Einsatz von Polizei für einen aus reichenden Schutz von Versammlungen und ähnlichen politischen Veranstaltungen Sorge zu tragen." Au» gut unterrichteten Kreisen erfährt das Ber- kiner Tageblatt weiter, daß die Nationalsozia listische Arbeiterpartei in Bayern gegenwärtig über 40 Hundertschaften ver fügt, die in Abteilung»- (Bataillons-) Verbänden organisiert sind. Io Hof B. steht der Stab der 3. Sturmabteilung. Regimentsverband« sind bereit» aebildet oder noch in der Bildung begriffen. Aus beschlagnahmten Briefen geht hervor, daß Hitler die Anweisung gegeben hat, sich bereitzuhalten. Wieweit seine Bemerkungen, di« er am 18. Februar diese» Jahre» auf einer geheimen Führerkonferenz gemacht hat, zutreffend sind, wonach ihre Sturmabteilungen mit der Reichswehr und der Schutzpolizei im Zu sammenhang stehen, muß eine Untersuchung fest- stellen. (Kestern erst hat Hitler in einer gegen die Regierung und den Parlamentari»mu» gerichteten Rede wörtlich gesagt: „Wir wollen keine parlamen- tarische Partei sein, sonder»: eine nationale Sturmarmee, die Deurschaiud von den Parla menten und den Rovemberverbrechern befreien wird." E» erscheint hiernach höchste Zett, daß die^bayerische Regierung al» die unmittelbar davon berührte In- stanz endlich gegen die offenen rmd geheimen Um- triebe mit starker Hand vorgeht. Daß die nationalistische Bewegung, di« die Ge walt nicht nur predigt, sondern gegen alle Anders denkenden auch praktisch anwendet, auch in Süd deutschland wett über die Grenzen Bayern» hinaus gegriffen hat, zeigt die interessante Zusammenstellung irationalsozialistischer Terrorakte in Württemberg, die Herr von Gerlach aus eigener Anschauung heraus in der heutigen Ausgabe der Welt am Montag ver zeichnet. Reaktion in -en Reichsänitern Georg Bernhard macht in der Sonntagsausgabe der Vosfischen Zeitung darauf aufmerksam, daß die Konjunktur der „Einheitsfront" in einzelnen Reichs ministerien und Reichsämtern von den Gegnern der Republik bewußt für ihre reaktionäre« Zwecke aus- genutzt wird. Er schreibt: „In manchen dieser Zentralstellen hat die kurze Zeit seit dem Austritt der Sozialdemokratie genügt, um einen vollkommenen Wechsel in der Personalpolitik hervorzubringcn. In der Beamtenschaft wird vielfach darüber geklagt, daß an manchen (Äellen die Korps heute wieder genau den Einfluß haben, wie unter der kaiserlichen Regie rung. Und noch bewegter wird Klage darüber ge führt, daß Beamte, die offen für di« Republik ein treten und nicht nur Lippenbekenntnisse ablegen, mit wachsenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben. In immer weiteren Kreisen empfindet man diese Zu stände mit großem Unbehagen." Traub vor -sm Staatsgsrichtshof Leipzig, 26. Diärz. Der süddeutsche Senat de» Staatsgerichis- hofs zum Schutze der Republik wird am 11. April gegen den süddeutschen Politiker Pfarrer Traub wegen Beleidigung des Reichspräsidenten verhandeln. In den letzten Beschlußsitzungen hat der Staats gerichtshof die Beschwerde des Iung-Bismarckbundes Wandsbeck-Stormarn gegen ein Dersammlungsverbot al» unzulässig verworfen. Außerdem wurde ver worfen dle Beschwerde gegen das Verbot der Nieder sächsischen Arbeiterzeitung (Hannover) und die Be- schwerde gegen da» Verbot der Druckschrift Politischer Wochenbrief (Berlin). Das vom Polizeiamt Chem nitz erlassene Verbot der Vereine Leimatsucher und Unverzagt wurde aufgehoben, ebenso die Versamm- lungs- und Auslösungsverfügung des Hochschulring» Deutscher Art in Jena. Meine politische Nachrichten Die Franzosen verhafteten in Wiesbaden den General der Infanterie v. Mudra, der im Kriege Führer der Argonuentruppen war. Mudra ist mA dem Kriege politisch nicht hervorgetreten. Die Ursache seiner Verhaftung ist unb<ckannt. * In Köln ist der päpstlich, Dsiegat Monsignore Testa, der vom Papst in do» Ruhrgebiet entsandt worden ist, um sich daselbst über di« Lage zu infor mieren, r» der Nacht zu Montag «ingotrofic«. * Weg«« der Opposition der französische« Kamm« argen die Wiedereinführung der Sommerzelt In Frankreich hat die Regierung einen Gesetz entwurf vorbereitet, der dtt Einführung ber Straßburg«! geil (BorVerlegung um 3L Ml- nute«) Vorsicht. Die Aatweesaote der Mfttertea au btt Türken ist in be» Unterausschüssen der Orient konferenz fertiggestellt worden. Die Entente besteht auf Beibehaltung der türkischen Schuldenoerrvaltung und der ausländische» Rechwbevakmg bei Prozessen gegen Ausländer. * Haoas meld«» au» Pekinm mehrer« diplo matisch« Vertreter Ehr na» im Auslände hätten Rücktrittsgesuche eingsreicht, weil sie seit längerer Zeit, teilweise seit einem halben Jahre, keti» Geyalt mehr bekommen haben. Verjüngung durch den Zrühling Von prmniie« Mulkorck Im frühen Lenz jedes Jahres strömt unserem Planeten eine schöpferische Kraft aus der Sonne zu, die alle organischen Lebensformen ent- zündet: Bäume, Vögel, Tiere — und vor allem den Menschen! Denn der Mensch ist der höchste, umfassendste und mächtigste geistbegabte Organismus auf der Erde: er bedarf der größten Kraft und wird ihrer künftighin noch mehr bedürfen und zu weit größerem Vorteil bedürfen als in der Gegenwart, wo er erst lernt, sich ihrem Strome am besten zu öffnen. Die Wissenschaft nennt diese Kraft Wärme. Die Kraft der Frühlingssonne erzeugt die «Höhte Kreislaufbewegung des Safte» in den Bäumen. Diese Kraft wirkt in den späten Winter- oder ersten Frühltngsmonaten auch auf Tiere und Vögel, zumal wenn diese in ihrem wilden oder natürlichen Zustande leben. Sie streifen dann ihr vormhriges Pelz- oder Federn- kleid ab. Aber dieses Abstreifen der alten, sichtbaren Dinge ist nur ein verhältnismäßig Geringes gegen die Veränderung, die sich im tznnern der Tiere und Vögel vollzieht. Es gibt nämlich auch ein Abstreifen alter, unsichtbarer Dinge, die bas innere Wesen de» Bogels oder Tieres betreffen. Dein Körver ist dem gleichen Gesetze unter worfen. Während der späten Winter- und der ersten Frühltngsmonat« „mauserst" du dich. Du stößt die alten, toten Stoffe au» und nimmst neue auf, loftrn du dieser Kraft die Gelegenheit gibst, das beste für dich zu tun, indem du, wenn Geist oder Körper nach Ruhe verlangen, deine Geschäftigkeit ruhen läßt — ganz wie dies die Vögel und Tier« tun, während sie mausern, da» beißt, im Prozeß leben, alte Elemente aus- zustoßen und neu« auf-nnehme«. ZV« Indianer nennt den Feber und März die „schwachen Monate", weil er, ein weit schärferer Beobachter als wir, die Tendenz zur Langsamkeit und Trägheit in Tier und Mensch erkennt, die immer vorherrscht, wenn diese Kraft den organischen Körper verjüngt, durchkräftet und erneut. Um den vollsten Gewinn von der heilen den und erneuernden Kraft des Früh lings zu empfangen, solltest du ruhen — und zwar, wann immer du dich zur Ruhe geneigt findest, möge es nun Tagesmitte oder Mitter nacht sein. Wenn du Körper oder Geist ent gegen ihrer Neigung in Tättakeit erhältst, wenn du deine Muskeln einfach durch Willenskraft zu Anstrengungen zwingst, wenn du entweder Geist oder Körper bi» an den Rand äußerster Erschöpfung bemühst, unwissend, wie sehr kraft- los du bist, ehe das Werk zu Ende getan ist — so wie es heute Tausende und Abertausende tun und durch unser unnatürliches System de» Lebens und den willkürlichen Forderungen des „Geschäftes" zu tun gezwungen sind: dann verhinderst du diese heilende und ver jüngende Kraft an ihrem vollsten Einströmen in deinen Körper. Du verhinderst da» neue Ele ment, da» den Baum erneut und die Knospen schwellen macht, sich mit deinem Körper zu ver- mengen. Du hälft dich an das alte Element, das abgeschüttelt werden sollte wie der Eichen, bäum alle seine toten Blätter adschüttelt, ehe der Winter vorüber ist; — du trägst dann dieses tote Element, ein „totes Gewicht" mit dir herum, anstatt da» neue, aufsteigende Leben. Das ist es, was, neben anderen Ursachen, die Schultern beugt, die Hoare bleicht und da» Ant litz durch Schrumpfung mit Runzeln durchfurcht. VKNeicht sagst du: „Ja, aber wie kann ich denn mein Geschäft weiterführen und mein Brot verdienen, wenn ich meinen Körper solcher Art der Natur zur Ausbesserung hinleqe?" — Mr antworten: „Die Gesetze der menschlichen Berufe find nicht die Gesetze der Natur!" Denn du jetzt unter Verhältnissen lebst, dk es dir unmöglich machen, dir die nötige Ruhe zu gönnen, und wenn da ein tiefes Bedürfnis nach dieser Ruhe in dir fühlst, dann kannst du dich darauf verlassen, daß dein andauernder Wunsch und dein drängendes Verlangen nach der Ge- legenheit, von den aufbauenden Kräften der Natur empfangen und Nutzen ziehen zu können, ! dir diese Gelegenheit tatsächlich irgendwie schaf- ! fen werden. Wenn du den Gedanken an die er neuende Kraft des Frühlings in Ehrfurcht erwägst, dann wird dir durch solch ehrfürchtige» Erwägen viel Heil werden. (Ueberttaeana von »ar Hayek.) Geheimrat Prof. Georg Müller - Dresden -f. Im Alter von 72 Jahren starb in Dresden der Professor an der Tierärztlichen Hochschule Geh. Medizinalrat Dr. Georg Müller, einer der be deutendsten Tierärzte auf dem Gebiete der Hundekrankheiten. Er leitete an der tierärzt lichen Hochschule Vie Klinik für kleinere Haustiere, und hat zahlreiche wissenschaftliche Werke ver saßt, die zum Teil auch in fremde Sprachen über setzt sind. Ein« deutsche Rede an der New Parker Universität. Roda Roda sprach am 2. Ntärz im Auditorium maximum der Elington High School in New Pork. Der Vortrag war tag» vorher im Etaateherold an gekündigt worden, sechs andere Universitäten waren vom Germanistic Departement zu dem Vortrag ge laden. Der erste deutsche Redner seit dem Krieg wurde von den Studenten einmütig lebhaft begrüßt. -ele«e -reift«« vo« Heldburg, die Mit«»« de» Herzog» Georg vo« Mei»i«ge« -f. Im Alter von 84 Jahren ist in Meiningen die ehemalige Schau- ipielenn und spätere Gemahlin de» Herzog» Georg ll. von Meiningen Helene Freifrau von Heldburg gestorben. Sie wurde am 30. Mat 1839 al» einzige Tochter des damaligen Lehrer» an der Raumburger Domschule Dr. Her mann Zstanz geboren. Ha» von Bülow übernahm die musikalische Ausbildung de» Mädchen», da» sich -er Bühnenlaufbahn widme» wollte. Der Widerstand der Eltern wurde durch die Ein wirkung von Losima Wagner und Kranz von Liszt überwunden. Nachdem Helene Franz kurze Zett an den Theatern Coburg, Stettin, Oldenburg und Mannheim gewirkt hatte, begann sie 1867 ihre Meininger Bühnenlaufbahn als Julia in Shakespeare» „Romeo und Julia". Der Herzog von Meiningen, der ein großes Theaterfreund war und der die Schauspielproben zum grüßten Teil selbst leitete, lernte sie kennen und verlobte sich mit ihr. Die Familie des Her zog» sträubte sich gegen die Heirat, auch Vie anderen deutschen Fürstenhäuser rieten energisch ab. Aber Herzog Georg von Meiningen nahm die Schauspielerin trotzdem zur Gemahlin, nach dem er sie zuvor zur Freifrau von Heldburg er nannt hatte Im Meininger Theater hat sie von 1867 bis 1878 gewirkt und war unzweifelhaft eine der bedeutendsten Künstlerinnen der damals welt berühmten Bühne. Ei« «e«e» Edelmetall, Vielleicht wird bald ein „Sturm" nach dem Papualand in British Neuguinea losbrechcn, weil man hier ein Metall gefunden hat, das achtmal so wertvoll ist al» Gold. Dies Metall heißt O»mtridtum und vor kurzem wurde ei» kleine», P/, Pfund' schwere» Stück diese» Edellmetall» für 1200 Lstrl. verkauft. E» findet gegenwärtig in winzigen Mengen Verwendung bet der Verfertigung der Spitzen von Füllfedern und bei andern sehr seinen Maschinentetlchen. Da» Vorhandensein de» Os- miridiums im Papualand wurde durch einen merkwürdigen Zufall entdeckt. Goldwäscher brachten bei ihrer Arbeit in einem Flußbett einen bläulich arauen Stoff herau», den sie für wertlos hielten. Sie hatten keine Ahnung, daß sie da «in sehr kostbares Metall fvrtwarfen. Als sie in ihr Lager zurückkehrten, zeigten sie etwa» von der Substanz einem Bergwerks-Ingenieur, der sagte: »Da» ist Osmiridium, wo habt ihr da» gefunden?" Run begaben sie sich sofort nach dem Fluß zurück, aber tropische Reaen hatten unterdessen da» Bett angefüllt und die umherliegenden Stoffe fort gespült. Es gelang ihnen daher nur noch ganz wenig von dem fortgeworsenen Metall zu finden, aber seitdem wird im Papualand eifrig und mit Erfolg nach OSmtridium gewaschen.
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