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Lett« 2 Nr. 72 Lelprlger Tageblatt auck Rrmckelsuettaag 8oaa«deack, 6ea 24. LLrr Cunos Rede in München Enthüllungen Severin-» (Fortsetzung von Leite I) Ich nehme zur Ehr« der Herren von der Deutsch- nationale» Partei an, daß sie mit mir einverstanden sind, daß gegen dies« Llemente mit aller Entschieden heit vorgegangen werden soll. In dem Airknlnr de» Herr» Lebt»» heißt e«: Im Frühjahr dürsten die Gewehr von selber losgehen. Polen wird auf Veranlassung der Fran- zr.sen im Mai einen Einfall in Ostpreußen und Obir- schlesten machen. Wenn sich Deutschland nicht mit aller Energie gegen die Franzosen und Pole» wehrt, dana ist e» rettungslos verloren. Die Reichswehr langt ober nicht aus, es müssen Freikorps gebildet werden. Der Reichsregierung sind im Versailler Vertrag die Hände gebunden. Weiterhin wird zum Eintritt in den Verein und zur Zahlung von Bei- tcägen aufgefordert. Run kann ich mir allerdings nicht einen ungeeigneteren Mann zur Aufstellung von Frnkorps denken, al» Herrn Lebru». (Die Rede dauert fort.) Hindernisse der Sozialdemokratie Ligen«« DrahtsertMdes Leipziger Lagedlatte» Hamburg, 23. März. In einer Dersamullung der Parteivertreter der Betriebsräte Hamburg» sprach der preu- ßische Ministerpräsident Otto Braun über die Auf- gaben der Sozialdemokratie im neuen Preußen. Die politische Entwicklung der letzten Jahre habe gezeigt, Laß sich die bekannten sozialistischen Theorien nicht immer in der Praxi» verwirklichen lasten. Durch d e früher in der Partei geübte Praxi«, sich nicht an der lAcseggebung zu beteiligen, wenn nicht alles den Parleigrundsätzen entsprach, sei ein Mangel an bureaukrattsch geschulten Genossen entstanden, der auch ein großes Hindernis für «ine schnelle, durch greifende Arbeit der Parteigenosten bilde. Ebenso stör« es, daß man stet» grundlegende Umgestaltungen »erlang«. Solche seien wohl in ruhigen Zeiten mög lich, aber in der heutigen Periode de« Uebergange» il sich da» nicht durchführen. Interessant war am Schluss« der Ausführungen des Redner» dos Ein- gi.ständni», daß sich alle Forderungen des Partei. Programm» in der heutigen Zeit au» finanziellen Gründen nicht durchführen lassen, wie -. D. freie Bestattung der Toten, freie Lehrmittel usw. W na man aber deshalb verlangen wolle, daß die Sozial- bemokratru sich von der Regierung fernhalten, so sei L e, eine verkehrte Auffassung. Der Austritt der Partei au» der Reichsregierung sei «in großer Fehler gewesen, wi« er von einer so großen Partei nicht hätte gemacht werden dürfen. Entspannung im oderschleslschen Streikrevier Glriwitz, 23. März. Am Donnerstag nachmittag sanden Verhandlun gen zur Beilegung de» -wischen den Gewerkschaften und der obeischlesischen Industrie ausgebrochene» Streite» statt. E» kam dabei zwischen den Vertretern der Hrbeitgeberorganisationen und den Dewerlschaf- ten «in« vorläufige Einigung zustande, in der die beteiligten Arbeitgeberverbände die bereit» facher abgegebene Erklärung, daß sie keine Ulegalen, staal»- feindischen Organisationen in irgendeiner Form unterstützen oder fördern, wiederholten. Die Arbeit nehmervertreter versicherten auf Grund dieser Er. klarung, -aß sie die früher gegen die Arbeitgeber gemachte» Vorwürfe nicht aufrechterhalten möchten. — Im übrigen ist Einverständni» darüber erzielt worden, daß Maßregelungen au» Anlaß de» Streik» unterbleibe» und die entlassenen Detrieb»rat»mit- glieder in anderen Betrieben untergebracht werde» sollen. Heute vormittag findet in Hindenburg eine Re- vierkonferen- statt, die endgültig über diese von de» Arbeitnehmervertretern vorbehaltlich der Zustim mung der Revierkonferenz getroffenen Vereinbarun gen berate» soll. Deutschland» Leden-recht München, 2L März, >u« der Red«, di« der Reichskanzler gestern im Münchner Rathaus gehalten hat, sind noch folgende Stellen von besonderem Interesse: „Wir alle empfinden bitter und schwer das Unrecht, welches im Vertrag von Versaille« auf uns gelegt ist. und wlr werden nicht müde werden, e» vor der Welt, wie vor unserem Volke al» ein Unrecht zu kennzeichnen und in wirksamer Arbeit die Herankunft de» Tage» zu beschleunlgen, da Unrecht dem Rechte weicht, «der nun ist zu dem Unrecht im Vertrage das Unrecht gegen den Ver trag gekommen. Die bisherigen Folgen diese) Gewaltschrittes liegen klar vor den Augen der Oefsentlüdkeit. In meiner. Reichstagsrede habe ich die Bilanz oes französischen Unternehmens gezogen. Ich nenne heute nur »Wei Zahlen. Im Jak re 192« bat Deutschland 13,2Millionen Tonnen Kohle an Frankreich und Luxemburg geliefert. Wenn die volle Zahl von 14»/. Millionen Tonnen zu erreichen nicht möglich war, so waren wlr doch bereit, im neuen Jahre erneute Kraft dem vollen Ausbringen zu widmen. Nach dem Ruhreindruch haben Frankreich und Belgien vom N. Januar bis fetzt ungefähr 800t>0 Tonnen Kohle und 1806) Tonnen Koks erhalten, also bedeutend weniger als e» ohne den gewaltsamen Schritt in drei Tagen erhalten hätte. Tas ist also das bisherige Ergebnis d.r Ruhr expedition Daß es im wesentlichen so bleiben wird, dafür zeugt der ungebrochene Wille der gesamten Wirtschaft des dortigen Gebiets. Ich wiederhole ein Wort aus dem Reichstage, das in der Erörterung über meine Rede gesprochen wurde: Mit einem Frankreich, welches Ruhe und Wiederaufbau will, werden wir uns verständigen können, mit einem Frankreich aber, das Ruhr und Rhein und da» die Zerklüftung Deutschlands will. nie. Was wir wollen, ist einfach und klar: Wir wollen unseren Staat erhalten. Wir wollen uns die Freiheit erringen in schwerer Arbeit unter Anspannung aller Kräfte. W r wissen, daß wir schwere Lasten zu tragen haben, und sind dazu bereit An den Redereien über deutsche Der» handlungsbittea ist kein Wort wahr. Bei aller Bereitwilligkeit zu einer vernünftigen und ehren haften Verständigung konnten und können wir uns auf Fühler nicht einlassen Da» sind wir unserem Balke, sind wir dem Gedanken des Recht», dessen Gefäß nun Deutschland tn Händen trägt, sind wir auch den Tausenden schuldig, di« für die Erfüllung ihrer treue« Pflicht im Rhein- und Ruhrlande ausgewtesen, verhaftet und verurteilt sind, den Toten, welche für Deutschland in einem Kampfe fielen, dessen Ehre nicht geringer ist al» die de» ehrenvollsten Soldatentode». Der Reichskanzler schloß mit den Dorten: „Heute, da wir vor der Schicksalsfrage stehen, ob wir im zähen Abwehrlampf in einer dem drängenden Herzen mühsam adgerungenen Selbst, beherrschung unserem Weg treu bleiben, brennt Heller und leuchtender al» je da» Feuer der Er kenntnis, daß wir ein» sein müssen und treu. Einigkeit unser« Waffe gegenüber allen ver suchen, uns zu zerspalten im Kampfe der Par- leien und Stände untereinander! — Rechte, unsere Waffe gegen Gewalt! — Freiheit da» Ziel! Hoch Bayern, und Deutschland über alle»!" vk« bayrischen NattonaiverbSnde beim RelchrLanzler München, 23. März. Der vürgerrat and die Arbeitsgemein schaft der vaterländischen Kampfver bände sind gestern nachmittag vom Reichs, kanzler empfangen worden. Sie haben dem Kanzler dargelegt, daß die vielfach in Berliner Kreisen bestehende Sorg« vor der Wirksamkeit der nationalen Verbände tn Bayern auf einer vor der Unwahrheit nicht -urückschreckenden Hetz« be ruhe, und daß auch die bayrischen vaterländischen Kreise de« Kampf am Rhein nnd Ruhr mit asten Kräften nnterstützen. Sie haben aber hervor gehoben, daß ihre Unterstützung von der Erwar tung auSgehe, daß der nationale Kamps, den da» deutsch« Voll zu führen gezwungen sei, nicht wiederum Angriffen im Rücken ««»gesetzt sein dürfe, daß insbesondere Verhandlungen mit den Feinden aus dem Boden der gegebenen Lage tRuhrbesetzung), auf der Grundlage der Erfüllung de» Versailler vertrage» und auf der der Schuld, anerkennung nicht ertrage» werden könnten. Der Erfolg der Xanzlerreise De« Empfangsabend, den -a» Ministerium zu Ehren de» Reichskanzler» im Festsaale de» Alten Rathause» gab, zeichnete der freundliche Geist eine» ungezwungenen Zusammengehörigkeitsgefühl» au», dem aber die Weihe einer bedeutsamen patriotischen Kundgebung nicht fehlte. Der Kanzler fesselte di« Bayern und eroberte sie schnell durch den Geist der Energie, der aus seiner Art und aus seinen Worten zu ihnen sprach, und durch di« Herzlichkeit, mit der «r alt« Verbindungen fester knüpfte und neue ge- wann. Besonders vermerkt wurde die Stelle seiner Rede, die die Gerücht« von Verhandlungen wider legte, von Verhandlungen wenigstens, die von deut scher Seit« ausgehen. Der Satz, der erklärt, daß jede Diskussion von der vorbehaltlosen Räumung des Ruhrgebietes ausgehen müsse, entfesselte Stürme -er Begeisterung. Um 11 Uhr verabschiedete sich der Kanzler, der noch viele Persönlichkeiten ins Gespräch gezogen hatte, um dann noch einige Zeit im Kreise der studentischen Korporationen zu verweilen, denen er selbst ange- hört. Heute früh ist der Reichskanzler mit dem fahr- planmäßigen Zuge nach Stuttgart abgereist, vom Ministerpräsidenten v. Knilltng und den Ministern Sch weg er und Matt zum Zuge ge- leitet. Zahlreiche» Publikum hatte sich eingesunken, do» ihn herzlich begrüßte. Al» er vom Abteilfenster au» für die Ovationen mit einem »Hoch Bayern!* dankte, scholl e» darauf zurück: »Hoch Deutschland!*. Der Kanzler in Stuttgart a»»e»erDr«»td«rlchtde» r«»»»i»erra»e»Iatte» S «"gart, 23- Mär- 1923. Reichskanzler Dr. C « « ist heute mittag um >/«1 Uhr au» München .-.er eingetroffen. Er wurde vom württembergischen Staatspräsidenten am Bahnhof empfangen und stattete dann dem StaatSministerium einen Besuch ab. Im Anschluß daran wird er die Vertreter der Presse empfangen. Dann begibt sich Dr. Euno in den Landtag, »do er von dem Präsidenten und den Parteisührern empfangen wird. Hiera f findet beim Staat». Präsidenten ein Essen statt und dann empfängt der Relchskanzler im Handelshof di« verirrter der Industrie und des Handels, der Vewerkschaften sowie die Vertreter von Kunst und Wissenschaft- Um 7 Uhr abend» reist der Kanzler nach Berlin ab, wo «r morgen srüh etutrifst. Die Pariser Morgenblätter stellen der Weisung PoinearL» entsprechend einmütig fest, daß die Stunde -er Verhandlungen noch nicht geschlagen hat. Eie weisen auf die Münchener Rede des Reichskanzlers hin, um alle Gerüchte von einer deutschen Verhand lungsbereitschaft zu widerlegen und betonen auf» Neue ausdrücklich, daß nur direkte offizielle Vor schläge Deutschlands die Grundlage für Verhandlun gen bilden können. Thyssens Berufung abgewies-en Park», 23. Mär». DerKasfntton»,ertchtshofk«lchEjttgte sich g«st«r» nachmittag mit der Verufnn- dGr do« Kriegsgericht zu Mainz verurteilten siebe» deutsch«» vergwerkSdirettoren Fritz Thyssen vmd Ge nossen. Nach zweistündiger Beratung pmrde die Kassation verworfen. Ter Gerichtshof erklärt«, daß da« Kriegsgericht zuständig sei und daß die Requisition der Kohle zur Verteidigung der französischen Interessen als berechtigt angesehen werde» müsse Dl« Frage, ob da» Vorgehen al» Verletzung de« Versailler vertrage» ange- sehe« werden müsse, hat der Gerichtshof nicht beantwortet. Er erklärte sich dafür nicht zu ständig. Die deutschen Direktoren wnrden von dem Pariser Advokaten Mornart vertrete» ZranzSslsche Eisenbahn-Verivaüung im Ruhrgebiet «>»e»erLraht»erie»«de»ret»»»,eera»«»kat««» Tüsseldarf. 23 März. Rach einer Verordnung, di« ft» »««besetzten Gebiet angeschlagen wurde, ist von General Degoutte eine Behörde geschaffen worden, welche die Verwaltung der Eisenbahnen über nehmen soll. Diese neue Behörde fühift de« Titel Verwaltung der Sisenbahne» i« besetzten Gebiet und bat ihren Sitz tn Koblenz, gegenwärtig aber in Düsseldorf. Ein französischer Direktor steht an der Spitz« der Verwaltung, ihm sind ein französischer und et» belgischer Hilssdirektor beigegeben. Nach der Verordnung ist die Einsetzung der Verwaltung notwendig geworden, weil die deutsche Reichsregierung nicht nur besohle» hat, den Eisenbahnbetrieb etnzustellen, sonder» auch neuerdings bestehlt, die Wiederinbetrtebnahme der lahmgelegten Strecken zu verhindern. Diese Umstände würde» die Arme« ftn besetzten Eebitt gefährden, aber auch die Lage der Bevölkerung des besetzten Gebietes könnte durch diese Maß- nahmen schwierig werden. Um nun diese» Schwierigkeiten von vornherein zu begegnen, hat man die Verwaltung eingesetzt. Kleine politische Nachrichten Der Verein für da» Deutschtum t« Ausland beabsichtigt, seine diesjährige Tagung tu Hamburg abzuhalten mit einer vorausgehend«» Drenzmarkkundgebung in Flensburg. Fräulein Amalie Ebert, einzige Tochter de» Reichspräsidenten, hat sich mit Dr. jur. Wilhelm Zaeaeck«, Attache im Auswärtigen Amt, verlobt. » Professor Einstein hat seinen Austritt aus der Kommission für intellektuell« Zusammenarbeit einer Abteilung de» Völkerbundes, erklärt. Gr begründet diesen Schritt damit, daß er zu der feste» Ueberzeugung gelangt sei. daß der Völkerbund weder den guten Willen, noch die Kraft besitze, sein« Auf gaben zu erfüllen. Gerade al» ernsthafter Pazifist könne er daher mit diesem Bunde nicht in Bezie hung stehen. * Der polnischeSejm hat in allen drei Lesmd» gen ein Gesetz angenommen, nach dem bei den Ge richten und Notariaten Posen» und Pomme rellen» die polnische Sprach« di« allei nige Amtssprache sein soll. Den Parteien, jedoch nicht den Rechtsanwälten, bleibt der mündlich« und schriftlich« Gebrauch der deutschen Sprache ge stattet. d , Rach einer Meldung au» London tritt in Eng land laut offizieller Verfügung am 22. Arpil 2 lyr morgen» die Sommerzeit in Kraft, die an» IS. September zur gleichen Stund« wieder auf hören soll. (Reichstags- und Landtagsbericht stehe Seit« 11.) ? Semmering Don chlttnck Kolzv Es wirb niemanden interessieren, daß ich auf dem Semmering war. Das Ereignis ist so be langlos wie die Ermordung Kaiser Albrechts des Zweiten oder die Entdeckung von Tutank- hamens Grab oder die Geburt einer Tochter im >>ause Pollitzer oder sonst irgendwas, was ge schah, geschieht, geschehen wird. Außerdem ist der Semmering eines der bekanntesten ungarischen Komitate, und schwer fällt es. Neues über ihn zu erzählen. Die Poesie k^s winterlichen Berges aber haß Peter Altenberg — der Semmering gehört ihm — in dem Buch, das vielleicht sein schönstes, unvergleichlich -art widcrgetünt. Ls ist reinste Uebersetzung der Natur in Sprache. Stark und süß klingt die Flöte, von Dichter« und Berges Atem im gleichen Hauch zum Tönen gebracht. Immerhin hatte ich einige Erlebnisse auf dem Semmering, nicht bedeutsam genug, um sie zu verschweigen. Zum Beispiel die Pfütze. Auf dem Neinen Schlangenpfad hügelabwärts zum Hotel sperrt sie den Weg. Des Morgens ist sie von einem garten durchsichtigen Eishäutchen verschlossen. Sie schlaft, die Decke über sich gezogen. Wenn der Fuß nur leise an die Decke tippt, bricht sie wie Glück und Glas; mit einem ganz feinen silbrigen Märchenton: da» ist Ueberwindung durch Gewalt. Wenn die Sonn« ein wenig nur auf da» Eishäutchen strahlt, vergeht e» lautlos: da» ist Ueberwindung durch Liebe. Im Effekt konrmt e» auf da» gleiche heraus. Die Schilfen de» Portier« tragen Kavallerie offiziern-Uniformen der alten österreichischen Armee. Blauer Rock mit rotem Stehkragen und roten Aermelaufschlägen und engqereihten weißen Retallknöpfen. Erhebende« Gefühl, von Ulanen- sfftAeren iwtwaä z» nerven. Äor Purdwr lnü » wenig Kavallersstische», neigt mehr zum Train. ; Gr acht sn Zivil. Dann ist do» Kind da, ein etwa zwei Jahre altes Mädchen, diabolisch häßlich, dennoch voll übermütiger, jauchzender Daseinslust. Es läuft Immerzu und fällt immerzu hin, muß hinfallen, denn mit dem ersten Schritt schon ist es au» dem Gleichgewicht und sein Laufen nur mehr ein Nicht-stehen-bleiben-können. Kaum hat man ihm auf die krummen Beinchen geholfen, läuft e» wieder, stürzt sich immer wiäec, unbelehrt, in den Strudel des Lebens. Unglückliche» Mädchen, was harret dein! „Lin Teufel!* sagt die Mutter, indes ihr« Miene spricht: ein Engel. Die Kinder frau sieht mit falscher Freude und Zärtlichkeit dem Lngelsteufelchen zu. Lines Tages fiel das Kind in die Pfütze und ward von einem Ulanen. Offizier herausgcholt. Es troff von Schmutz und Tränen. Losgelaffen, begann es sogleich wieder seine hoffnungslosen Sturzläufe. Die Kinderfrau dankte dem Ulanen, aber er machte sich nicht» daraus. Da sagte sie: „Ekelhafter Fratz, kannst du keinen Augenblick Ruhe geben?!* Nachmittags gehen alle in die Iausenstation, wo getanzt wird. Ich ging also vormittag» hin. Ls war niemand dort, nur die Klavierspielerin übte ihre Piecen, die Trotts und Skstmmys des Nachmittags. Sie war gar nicht mehr jung, ihr Spiel äußerst mangelhaft und da» Piano auf den Tod verkühlt. L» tat mir leid, daß sie üben mußte, indessen draußen die Lust klang und leuchtete, von einem goldenen Fächer bewegt, und die Sonne so viel Feuer hatte, daß aller Schnee, so viel seiner war, nicht reichte, es zu kühlen. „Das Klavier ist verstimmt*, sagte ich, um etwa» Nette» zu sagen; e» machte jedoch keinen Eindruck auf sie. Eie muß einmal sehr hübsch gewesen sein. Wend» besorgte sie di» Klaviermusik -um Kinodrama au» dem wilden Vesten. Und da ich sie, im verdunkelten Saal, nicht sah, sah ich sie wie sie gewesen sein mochte, als sie noch keine erfrorene Rase hatte und ,wch ki-v bVt« Br»-» fttv-Fn» Musik Her sie das Kinofisick, frei phantasierend, begleitete, war erreoend irnk gespensitsch. Liebe. Poibas. Rührung, aber von allem nur die Form ohne lebendige Substanz. Getrocknete Leidenschaft, verschrumpeltes Gefühl, Sehnsucht als Präparat, Plunder aus den Schubladen der Seele, der ein mal feierlich war und glänzte. Die Herzkammern des alten Menschen sind Rumpelkammern. Dann war der grausige Fund tty verschneiten Walde. Ich trat tn das dichte Koniferen-Geheg: dem Eintrctenden bot sich ein schrecklicher An- blick. Unter verwesendem Nadelmüll eine alte Zeitung, «ine Nummer des Pestt Hirlap. Nichts Besonderes auf dem Semmering, aber mich er griff es doch, weil ich wenige Tage vorher den Film gesehen hatte: „Dom Baum zur Zeitung*. Ein erschütternder Film. Lr könnte auch heißen: „Don Stufe zu Stufe* oder „Dom Bäumchen, da» andere Blätter hat gewollt*, nicht mehr solche, die einmal im Frühjahr, sondern solche, die zweimal täglich erscheinen. Schicksal, Schick- sal! Dor kurzer Zett noch Tanne und heute Pestt Hirlap! Da lag er, der Wälder degene rierter Sproß hekmgekehrt zu den Datern. Und Kummer herrschte im Walde. Das stärkste Erlebnis aber war der Blick in den Nebel, der jedem Blick wehrte. Er kam in der Mittagsstunde, löschend alle Bergschrift von der Himmelstafel. Die Landschaft lag eingehiillt in graue» Nichts. Und die Seele, trost-gekühlt, fühlte tneinem Gefühl Rahe und Feime, End lichkeit und Unendlichkeit. Swanzigste» Gervanvhaurltoirzert Mit dem Swtgkeitswerke von Beethoven» Neunter Sinfonie erhielt, nach altem hiesigen «rauche, auch der erst« Leipziger Konzertwinter Kapellmeister Furtwängler» sein« Schlußkrönung. G» war ein« de» alte» bedeutenden Ruse» der Stätte würdig« Gesamtteistung, die da geboten wurde: besonder» erfreulich durch überlegene Geistigkeit der Auffassung und durch die bei aller warmen Etnfübluna vornehme Rübe und Zurück, iwrrnng »«» sseähräv», Vrr bieder ennnar Me Viertel eine» Allabreve-Taktes (oder di« Achtel ei?:e« V1ervie^el*a^e-> zuviel ou-lchliig- al- rn- Gegenteil verfällt. Dabet hielten sich di« kleine» Templwechsel innerhalb der Sätze in durchau» erlaubten mäßigen Grenzen. Der Thor bewährte sich im Schlußsatz« (der — kaum glaublich — erst In neuester Zeit al» eine der genialsten Varia tionenformen de» Meister» erkannt worden ist) gleich bet dieser ersten größeren Aufgabe unter dem neuen Dirigenten vortrefflich: da» Solo quartett war tn den Außenstimmen (Frau Hanfe». Schultheß und Herr v Raatz-Vrockmann) aus- gezeichnet, tn den Mittelstimmen (Fräulein Ada« und Herr Graf) aut besetzt. Heber einen Zufalls« Patzer eine» Solisten hörte, wer sich bewußt war, worauf e» in der Kunst ankommt, hinweg. Der herzliche Beifall, mit dem Beethoven» Vekenntnt» zur Lebcnsfreude ausgenommen wurde, war wohl überhaupt al» Generaldank für den ganzen Ge- wandhau»winter zu verstehen. — Ei» p«rfichtige» Theater. Fritz v. Unruh» Drama „Laut» Ferdinand^, da» nach mancherlei Schwierigkeiten am Mannheimer Nattonaltheater aufgeführt werde« sollte, ist „auf Wunsch de» Oberbürgermeister»* abg«. sagt worben Wie weiter verlautet, waren Rücksichten, d. h. allerlei Bedenken de» Oberbürger meister» vor der französischen Besatzung für diese» Verhalten maßgebend. (Wo bleibt der Ranues- mut vor Bßjonetten?) Eröffn«»» per verNner E«z«M»n. Di« Ber liner Sezession eröffnet beut« Sonnabend «in« neue Ausstellung tn tkren Räumen am Kurfürsten damm, die nun nach dem knrze» Interregnum einer russische» Kleinkunstbühm« wieder der Künsilervereinigung zur Verfügung stehe». Der Präsident der Berliner Sezession, Lovis Lorinth, wirb die Veranstaltung mit einer Red« eröffnen. Klein« Theaterno ttz. In Döbel» gelangt» da» sünfaktig« Drama „Kleon, der Gerber* von Dr. Walther Schmidt» einem gebürtig«» Leipziger, mit starkem Erfolg zur Erstaufführung. Am Loblenzer Stadttheater hat sich da» Stück berelt» bewährt. Von der Leipziger Universität. Der Vribat- dozent an der Medizinischen Sakultät der Uni- t versirä» Dr Kak. I t. n tz.sen- - Ruhr ist zum nichtplanmäßigen außer» Bont- i ffchen Vrn^ssor in vieler ffakultör ernannt wi >rden Soaans Vie Rezept: Gesellschaft würde. M getan werd zu gewöhn diesem Fal Wunderbar Und soglei, jungen. T Einst so von Maüch jemand u» „Mein Her schaff . . privat. D lcurbte um liegenden man einzi, spricht, ha Äusgrsprrx in der Bo zu machen gesungen. .S» h, schon... Wer es g eine Nacht ich für ein früher nu singt man -Zeig' leicht da» Aber ich e» ist Tore* zu Muttermc Stück vor nie sagen Die L Ten ' lsiter Al 1833 in Jahren gegen dl Heimat Bon 18kl fischen L taaeS, v gehörte, als Syn bach ha Kenner die er i 1897 w ringisch« Verfasst n. a. 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