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Lnre/lrumlner' 260 ?/sr/c 72 8o2o»dea«I, äea 24. LLLrr 1922 117. Irrdrgrurg s DeMgsprelo: L7K-L-N,^L > SLW» ?L'.L'L °L^L°" WW.L U^: 1^71 III lachen-Poru». La» Urlpztger Tagevlatt enchrinl /Lauch morgens, anker nach Tonn» und Feterlagen Nichterscheinen einzelner Nummern tniolge »öderer Gewalt. Sirrt». Nu«. lverruna. BetrtevSltSrungen berechttgt den Beoeder nicht <ur Nilr,uug des BezugSpretleS oder ;nm Anwruch aut ' «n,eIgeupreI«???.N'!^-A'^z^ ' M, auSW. Inserent. M.L7,!.—. Vonderpretse: Aamttienan;. V.Prw dle orm-ZcUe M. 80.-. Grlesen»eli-Z.Än<eiacn cprch. Na«ur> und WWWUWUMM Tt-a-»a»ardo,r.dte mia-ZeUeM. 7L.-.Steüengk»uchedieivm 5eUr M. M. > N. M M_ U. > «. «0—.amtl. Bekanntmachung n. roPPet»ms-Ze,le M. Av!'.-. stir gu«w.M.54ü. -.Acklame 72mmoreil.dtewm-ZeilcM.7ü0.-.«UrouL, wLr ige l.12D.-.AuSIandSanzetgen mit valnia-Auslwlag. Bei . Wiederholung Rachlatz. Plab» und Dateavorschristen ovne Der» , - - - . . - —- — i vtndltchkeil. Sr»allung«ort Letprtg. - Im Falle »vherer Gewalt rrlULt «eve «ervilichurng au» ErltillUna der An,eigen- Llelerungder Zeitung. Schrittleitung undGelchäitSstelle i^lpzig. IohanniSgalse S.Aerntvrecher l78Z0—l70S.'. Awsetgen« , auIirLge und Leiiinna von Ddadenerfa». — Pottlcheclkonto Setvslg LoöL. Druck und Berlaa LriNstacr vcrluaS- Sdonnements-Annahtne in der GeschüitSsiellc Leipzig. Johanntsgasse 8. allen gtlialen. sowie in Berlin. ULltemhauS. I drurkeret G. m. d. H.. Leipzig. B-rtiner TchrtflleUung: Z» uastelpchaus. Fernsprech-Anschluft: Döndufs 3800- Da» «etvziser Dageblatt «athjttt a»U>ch» Lara»«tMach»<«e» de« «ate» »or «tadt Leios«,. »m» Voltzetoririr»««»» «ei»»«» »e» A»t»««rtcht» L«to»i». sowie oeeschiedeaer ««derer «eiiSrde«. Enthüllungen Severings Drahckderichi u»s«rer Verii»«r «chrifUrii»», Berli«. 23. März Im preußische« Landtag hielt der Minister de» Innern Severing seine mit großer Spannung er wartete Rede zur Beantwortung der sozialdemo» kratischen Interpellation über die Abwehrmaßnahmen der Regierung gegen die Tätigkeit der Selbstschutz- arganlsationen. Während das Haus dicht besetzt war, fiel es auf, daß da» preußische Kabinett, darunter auch di« sozialdemokratischen engeren Kollegen Seo«, rings, dieser Sitzung fernbliebcn. Minister des Innern Severing führt folgende« aus: Es wäre würdiger gewesen, wenn die letzte große Aussprache des Landtage« vor den Osterferien dem Abwehrkampf an Ruhr, Rhein und Saar gegolten hätte. Der Effekt dieser unerfreulichen Aussprache, die wir heute haben müssen, dann dennoch diesem Ziele dienen, den Abwehrkampf zu stärken, indem wir den Leuten an Ruhr, Rhein und Saar zurufen: .Die vernünftigen Leute im Lande und im preußi schen Landtag« stehen hinter der Staatsregierung in den Bemühungen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.* Di« Dresse hat angekündigt, ich würde heute ein« senfatwnelle Rede hatten. (Zuruf von der Rechten: Das war der Dorwärtsll Minister Severing: Nein, das waren dis Wea- berxiter des Herrn Roßbach, der Taz und der Lokal» anzeigerl Nichts liegt mir ferner, als Sensattons- bedürfni«. Meine Rede wendet sich gegen Ruhe» störer, ganz gleich auf welcher Seite sie zu finden sind. Da« Treiben der Selbstschuhorganisationen wird lm jetzigen Stadium zusammengebracht mit der Ab wehrbewegung im Ruhrgebiet. Zwar bestehen Zu sammenhänge, aber keineswegs decken sie sich. E« war i» Ruhrgebiet tatsächlich Beunruhigung ent standen durch Gerücht«, die jungen Leute würden von den Franzosen zum Militärdienst gepreßt werde« oder mindesten» starken Unannehmlichkeiten ausge» setzt sein. Daher zogen sie zu Tausenden nnd Zehy- tausenden hinaus, um sich der Reichswehr zur Ver fügung zu stellen. Die Reichswehr hat sie an allen militärischen Stellen abgewiesen. . La« eine musi ich feststelle«, wenn die Lelbstschntzorgauisatioue« weiter wie bis her wirke« und Arbetterbataillone ihnen weiter wie bisher eutqegentreten, so lSstt sich fast mathematisch errechnen, wann eS zum Bürgerkrieg kommt. Und ich habe yaS Gefühl, das; wir nicht weit von Vielem Zeitpunkt entfernt sind. Der Minister kam dann auf die sogenannten Ent hüllungen der Roten Fahne über einen Seecktpntsch zu sprechen. So viel Sätze, so viel Lügen. Es ist wahr, ich lege Wert auf gute Führung und gutes Einvernehmen mit der Reichswehr. Polizei und .Reichswehr haben die gemeinsame Aufgabe, für Ruh« urw Ordnung zu sorgen. Es geht nicht an, daß die Pälizei nach links, und die Reichswehr nach rechts zieht. Beide haben sich in dec Mitte zu halten. Es sind dann die Oberpräsidenten veranlaßt wor den, diesbezügliche Ermittelungen anzustellen und un- vorzüglich darüber Meldung zu machen, sowhol was die Offiziere, als auch die Mannschaften betraf. Verhandlungen mit dem Neichswehrministerium sind schon im vorigen Jahre erfolgt, al» festgcstellt wurde, daß nach dem Rathenaumord trotz aller Auflösungen solche Organisationen und Verbände weiter bestanden, die sich militärische und polizeiliche Bebgnisse an» aßten. Da mußte scharf durchgegriffen werden, und es wurde auch erreicht, daß das mystische Halbdunkel über gewissen Selbstschutzorganisationen gelüstet wurde. Nun haben die Kommunisten der Reichs regierung zugemutet, sie soll die proletarischen Selbst- schutzorganisationen unterstützen und mit Waffen ver sehen. (Große Unruhe.) So wett darf man doch wirklich die Eelbstevrleugnung nicht reiben. Man darf nicht zum Selbstm»rd die Hand bieren. Bo« der preußischen Regierung werden Selbstschutzoraanisa» tiunen jeglicher Art verboten. Siewerden aufgelöst, und es wird dafür gesorgt, daß die einzelnen Schul- digen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Die rechtsgerichteten Organisationen begründe« ihre Existenz und ihre Tätigkeit durch deß Hinweis auf die Gefahr von linke, auf die Bildung einer Roten Armee. Ein Muster politischer Anreißerei ist ein Brief, der an den Reichskanzler gekommen ist, der vom Reichskanzler verlangt, er solle durch einen Appell a» alle völkisch Gerichteten einen Aufmarsch gegen da» hochverräterische Treiben veranlassen. . Oer Lrlefschreiber heißt Dulle Di« Arbeiterbataillone, diese Rote Arme«, wie diese Organisationen genannt werden, sind nun bei wei tem nicht so gefährlich wie die Organisationen von rechts. Sie (zu den Kommunisten) sind politische Kinderl (Großer Lärm bei den Kommunisten; Heiterkeit im übrigen Hause.) Haben Sie schon jcmal» in der Deutschen Zeitung oder in der Deut schen es«-" de? kleLe: schrift gefunden: «Aufmarsch der rechtsgerichteten Ein -eutschvölkisches Komplott Der Oberreicheanwalt i« Berlin . . , Berlin, 23. März.. rraptberiSt »«ferer »erltner ««rlftletta», Zm Zusammenhang mit der Aufdeckung der hoch verräterischen Umtriebe der Deutschvölkischen F r e'i h e i t s p a r t e i ist heute mittag der Ober reichsanwalt Dr. Lbermeyer aus Leipzig in Berlin eingetroffen. Dr. Ebermeyer wird sich noch im Laufe des heutigen Tages die Akten des Polizei präsidiums über die hochverräterischen Umtriebe der Deutschnölkischen ausliefern lassen, womit dann die Untersuchung in die Hände der Oberreichsanwattichast gelangt. -Die polizeilichen - Untersuchungen - und Nach forschungen werden inzwischen fortgesetzt. Im Laufe des heutigen Tages ist ein gewisser Fahrenhorst, der al« die rechte Hand des Leutnants Roßbach bekannt ist, verhaftet worden. Einige andere Personen, die ebenfalls verdächtig sind, an den Umtrieben Roßbachs und' der Deutschvölkischen Freiheitspartei teil» gcnommen zu haben, sind flüchtig. Es heißt, daß sie sich nach Miinchen begebe«, haben. < Die Nach forschungen nach ihnen werden weiter forrgesctzt. Bei der gestrigen Haussuchung ia deg Puzequ- räumen der Deucfchvvlkischen Freihettsvartei kam es zu einem Zwischenfall, der bezeichnend ist für die Furcht der deutschvolkischen Abgeord nete n, verhaftet zü werden. - Als der Kriminal- kommissar Schenk mit Kriminalbeamten in den Bureauräumen in der Dessauer Straße erschien, fand rr die Schreibtische' der Abgeordneten verschlossen. 1 Die Abgeordneten waren nicht in den Bureaurävmcu onzutreffen, worauf der Kommissar im Reichstag an rief und den Abg. Wulle an _ den Apparat ver langte. Wulls wurde nunmehr vom Kriminal kommissar aufgefordert, im Bureau zu erscheinen, da mit die Schreibtische geöffnet werden könnten. Abg. Wulle fragte darauf, wer ihm dast'ir garantiere, daß er nicht verhaftet werde, wenn er im Bureau er scheine. Der Kriminalkommissar erwiderte, daß er dafür garantiere, da kein Haftbefehl gegen die Ab geordneten vorliege. Trotzdem getraute sich Wulle Selbstschutzorgonisationen"? Den Gefallen tun Ihnen die Herren nicht. Der Kampf der Staats regierung hat sich gleichmäßig gegen Leide Seiten zu richten, und naturgemäß vor ollem gegen iüe größere Gefahr. Haussuchungen, die im vergangenen ahre nach dem Rathenaumord erfolgten, haben ergeben, daß zabl- reiche der damals aufgelösten Formarionen tatsäch lich fortbestehen. Ihr Zweck war zunächst der wirtschaftliche Terror Zm Merkblatt 18 des brandenburgischen Hcimatbrmdes wird der Lieferstreik der Landwirtschaft proklamier». Der industriellen Bevölkerung sollten nicht nur bloß die Lebensmittel entzogen werden, sondern dort, wo eine sozialistische oder sozialistisch angehauchte Regie- rung bestand, sollte die Roßbachbande dafür sorgen, daß die Regierima kein Mehl bekäme. Der Li«fer- ftreik ist noch nicht arrangiert wurden, und ich hoff«, daß die für Brandenburg und Polmern verfügte Auf lösung es auch nicht mehr dazu kommen lassen wird. Außerdem haben die verbotene« Verbände auch den politischer» Terror auf dis Fahnen geschrieben. Wie dort Stimmung gemacht wird, geht au» einem Telegramm hervor, da« Major von Weberstedt noch vor wenigen Tagen an die Ortsgruppe der Roßbachpartei gerichtet Hot, worin für die nächsten Tage «in Depeschensturm auf den Reichskanzler erfolgen sollte, wgrin die Beseiti gung des preußischen Minister» Severing gefordert und für diesen Fall dem Reichskzanler ein Treu gelöbnis abgelegt werden sollte. Daß «» sich beim Roßbachputsch um die Beseitigung der sozialistischen Minister dreht, geht aü» den Briefen Roßbach» selbst hervor. Zn einem dieser Briefe heißt e», daß -er Reichskanzler Euao in Severing «inen Schädling skht und sich aufrichtig bemüh«, diese» Hinderni» lo». zuwerdeu. (Lebhafte» Hört! Hört!) Ich kenne kerne Stelle, ich erkenne kein« an, di« mich von meinem Posten entfernen kann, al» den preußische« Landtag. Roßbach und sein« Gesinnungsgenossen arbeite ten dafür, daß Varlamente wie Reichstag und Land tag in der Zeit der nationalen Sammlung überhaupt Lin« Rcllc srttLr. Hücfe«. Zn den Org-.nen dieser Leute wird direkt verurteilt, daß die Reichsregimmng nicht ins Bureau zu gehen, sondern er schickte seine Frau mit den Schlüsseln in di« Dessauer Straße, damit diese für den Kommissar die Schreib tische öffne und ihm die Auskünfte erteile, die die Polizei eigentlich von Herrn Wulle und nichl von seiner Frau hören wollte. Die Untersuchung in dieser Angelegenheit ist noch lange nicht abgeschlossen. Wichtige Maßnahmen sind noch im Gonge. Vie Tätigkeit -er politischen Polizei Drahtbericht unserer verNner rchrtstlettung Berlin, 23. März. Dem Untersuchungsrichter werden heute vor mittag zwölf in Berlin verhaftete Mitglieder der deutsch - völkischen FreihettSpartei vorgesührt werden. Es sind zum größten Teil ehemalige Offiziere; unter ihnen befindet sich der Generalmajor Hüger, die Majore Neth- lage und von Krock, Schröter und der frühgre Eeeofsizier Hans Jürgens, der jetzt als Hilfs- rsdakreur bet der Teutscden Zeitung tätig ist. Eine beträchtliche Anzahl weiterer Verhaftungen von Mitverichwörern steht bevor. Beamte der politischen Abteilung des Berliner Polizeipräsi diums sind seit zwei Tagen aus Dienstreisen in allen -röLsre» StSbtsn, in denen nach eiyp« Aeußerung der verhafteten Roßbach wettere BvreauS dieser Geheimorganisationen bestanden haben. Es wurden überall die Geschäftsführer und Mithetesttgten verhaftet. Sie werden heute oder spätestens morgen in Berlin erwartet. Verhaftungen in Magdeburg. «tgener Draht bericht des Leipziger Tageblattes Magdeburg, 23. Märr. Zn Magdeburg gehen Gerüchte von einem bevorstehenden Rechtsputsch um. Bom Ober präsidium ist nach der Magdeburger Tageszeitung eine Mitteilung ergangen.fin der es heißt, es steht zu erwarten, daß die Führer der Nationa listen Gelegenheit suchen, um angeblich . zum Schutze der rt.spublik einen Rechtsputsch zu unter nehmen. Tie Führer seien bet einem Putsch sofort zu verhaften. Bisher wurden gelegentlich der Vornahme von Haussuchungen sieben Personen verhaftet. , Aufforderung zur Oiltatur Es bleibt auch nicht etwa bei papiernen Protesten. Die Organisation Roßbachs hat in den letzten Wochen versucht, alle sogenannte nationale Verbände in ört liche Kartelle zusammenzusihlteßen. Der Sportklub Olympia und der Vcrgnllgungsbund Humboldt und viöle andere sind nichts als militärische Organisa tionen. (Hört, hört!) Die harmlosen Hundertschaften Roßbachs sind nichts als militärische Kompagnien, zum Teil ausgerüstet« und ständig übende Abteilun gen. Noch am 22. November hat der ausgelöste Ver band »ationalgestnnter Soldaten telegraphisch seine Treue zü Wulle bestätigt. Aum Sriegsührerr gehört Gelv, (Held und nochmals Geld. Roftbach braucht sehr Viel Geld. Er reift in allen prenftischen Provinzen umher, «m Geld zu sammeln. Augenblicklich sind 6 Millionen Mark Schulden zusammen. (Heiterkeit.) Ter Minister verliest eine von Rostbach ge machte Ausstellung, wonach bis zum 81. März ». a. vberschlesie« « Millionen, Sachsen 4 -Si.'ionen, Westsalen 4 Mil lionen Mark auszubringen hätten. Ans- gesamt sind danach 7V Millionen erforder lich, auherdem sür die Leitung 10 Mil- licnen Mark «nd für di« Propaganda 11 Millionen Mark, insgesamt 100 Vrriltone« Mark bis zum 81. März. Erfreulicherweise muß festgesiellt werde«, daß da« Reichswehrkreiskommaudo t« der Provinz uad die Zentral« de» Reichrwehrministeriums e» strikte ab gelehnt haben, mit Roßbach in irgendein« Verbin dung zu Nelen. Aber nicht ganz so widerstandsfähig gegen seine Erhebungen haben sich einige Offiziere erwiesen. Am letzten Sonnabend find in Potsdam Offizieren nicht nur au» Potsdam, sondern au» dem ganzen Reiiyr bei Besprechungen gewesen, die von^ Roßbach präsidiert wurden. Der Reichswchcminister ist mit mir der Meinung, daß für solche Ottftiere in der R'ichswehr kein Platz mehr ist. ' (Fortsetzung siehe Seite 3) ver neue putsch . K. V. Leipzig, 23. März. Wer den Reichstagsabgeordneten Wu.il« vor einigen Wachen im vaale des Leipziger Zentraltheaters hat sprechen hären, konnte gar nichts anderes erwarten, als daß diese Kreise in sehr kurzer Zeit einen Schlag gegen die deutsche Republik verüben. Nicht als ob die Notomontaden dieses politischen Ignoranten irgendein greifbares poiitisäses Ziel hätten er kennen lassen — weder über Verfassung noch über innere 'oder äußere Politik vermochte dieser aus dem engen Zirkel der Offiziers kasinos in die von den Offizieren von jeher ängstlich ferngehaltenen Politik Gespülte irgend ein gehaltvolles Wort zu sprechen — aber jdes Wort dieses Demagogen war darauf ein gestellt, den Zuhörern die Verfassung des Deut- schen Reiches verächtlich zu machen. Um die vielfache und so schwer übersehbare Verflochten heit der politischen Angelegenheiten kümmert sich solch ein Dilettant nicht; er bringt alles auf die einfältigste Formel und diese heißt', jüdische Demokratie. Hierbei denkt sich dann jeder Zuhörer das, was ihm gerade das Un angenehmste ist, und so kommt es, daß einem solchen Märchenerzähler die Herzen geradezu im Sturm züfliegen. Die Kommunisten sind gewiß begeisterungsfähig; aber wie lahm waren die Verhandlungen auf ihrem Parteitag gegenüber dem Elan, der. unter den Sprüchen Wttlles losbricht! Das trieb und wogt«, das brauste und toste, wenn dieser „Völkische" seine Klagen ausrief, doß unter der Herrschaft der Iudendemokratic der Arbeiter nicht genau so viel gelte wie der Gelehrt«. Und alle glauben es dem ehemaligen Offizier Seiner Majestät, daß dieser während seiner ganzen Dienstzeit kein anderes Ziel im Auge gehabt hat als diese von den Liberalen immer wieder verhinderte Besserstellung des Arbeiters! Wer denkt heute noch daran, daß kn dem Deutschland, nach dem die Wulle, o. Gräte und Konsorten sich zurück sehnen, der deutsche Soldat, sofern er als Ar- .beiter keine Interessen vertrat, von dem Milk- tarismus kaum anders behandelt wurde als heute der Deutsche im Ruhrgebiet von dem französischen Offizier? Nach diesen Zeiten sehnen sie sich zurück, die Leute, di« solche Unterschiedlichkeiten als tkharakteristikum des Deutschtums betrachten. Sie nennen sich „völkisch" und meinen die stramme Haltung: Stehen auf den Fußballen, Handrücken an die Hosennaht, Hände imch vorn leicht geöffnet. Arme nach vorn gedrückt und Kinn heran. So haben sie also wohl dage- standen, die Großen unseres Volkes, die Dürer, Sebastian Bach, Gottfried Keller und Hans Thoma Welche Wirkung ihr Vorgehen gegen das Deutsche Reich, das sich zur Zeit kn der aller- schwersten Krise befindet, auf die auswcirtkq« Politik hat, ist den DeutschvSlkischen natürlich gleich. Da der Staat nicht mehr ihren Inter- essen gleichzusetzen ist, sind sie an ihm des interessiert. Ob das deutsche Volk vor dem Ausland immer hilfloser dasteht — was inter essiert das diese „Völkischen"? Sie haben den Mord an Rathenau verursacht, der Deutsch land soeben im Rat der Völker in Respekt ge setzt hatte; sie geben fetzt auch den Reichs» kanzler Cuno preis. Welch verächtliche Worte fand im Zentraltheater Herr Wulle über diesen L:iter unserer Politik, um alsbald im gemi'tt- lichsten Ton das Zusammenarbeiten seiner Partei — die keine Schafkovfpartte spielen kann, weil der vierte Mann fehlt! — mit den Kommunisten (!) zu preisen! Solchen Leuten ist alles zuzutrauen. Und weil Herr Wulle weiß, was man ihm zutraut, bleibt er auch im Reichstaasaebäude, „um sich dort verhaften zu lassen." Wie die wahren Urheber des Rathenau- morde» unerfahrene Jugendliche zur Ausfüh- rung der Tat oorschickten, so spricht auch aus diesen prahlerischen Worten die blaffe Angst: Dulle weiß, daß er aus dem Reichstaasaebäude nicht verhaftet werden kann. So verkriecht sich der Schmäher des „jüdischen Parlamentaris mus" in besten Haus. Dem deutschen Volk braucht vor solchen Pseudo-Helden wahrhaftig nicht bang« zu Pi«. Kb«r Preußen und sein« Parlamente souverän hin» weyfchrstten müsse. Dos rst die satte