Volltext Seite (XML)
Di« Müffchen Handelshochschulen Bon Diplom-Kaifmaun P. (Leipzig) Di« üeutfchen Lande lshcxyschul en find eine Schöpfung de» deutschen Kauftnannsstande». Rach der Gründung de» Deutschen Reiche» erkannten weitsichtige Kaufleute, unter ihnen der Kölner v. Mevissen und der Frankfurter Merton, die Zlotwendiakeit einer wissenschaftlichen Bildung de» Nachwuchses irn Kaufmanasstand. Die Grund- lagen für die praktische Ausführung de» Gedan ken» wurden durch di« verdienstvolle Arbeit des Verbandes für dos kaufmännische Bildungswessn geschaffen. Leipzig gebührt da» Verdienst, rm Lahre 18V8 — al» erste deutsche Stadt — «tne Handelshochschule eröffnet zu haben; ihm folgten Köln, Frankfurt a. M., später Mannheim, Berlin, München, Königsberg i. Pr. und Nürnberg. In zwischen wurden von diesen Hochschulen die in Köln und Frankfurt a. M. »u wirtschafte- und sozial- wtfien>chaftlichen Universttatsfakultiiten ausgebaut; I«doch find die Studieneinrichtungen für Kaufleute erhalten geblieben. Es ist Aufgabe der Handelshochschulen, einen ge bildeten Kaufmann zu erziehen, der von der Grund lage fachlichen Wissens und Könnens au» die Zu sammenhänge de» wirtschaftlichen Leden» klar er Lmnt und den Anforderungen des staatsbürger- Ekhrn, sozialen und kulturellen Gemeinschaftslebens -Sdve» Verständnis entgegenbringt. Handelsiehrer Merken von den Handelshochschulen im gleichen Wirtne auf ihren Beruf vorbereitet. Die praktische Schulung soll und taan durch das Mltdium nicht ersetzt, woyl aber ergänzt und ver- Ikkeft werden. Man muß daher einen Unterschied ^stachen zwischen der einfachen Ausbildung für ein besonderes Fach und der Hochschulbildung. Man kann eine erstklassige Ausbildung für einen Spe- zialderuf genossen haben, ohne darum im mindesten wahre Bildung zu besitzen. Daher ist es, wie oben bereits gesagt, Aufgabe der Hochschulen, dem Stu dierenden »me Vertiefung des Wissens auf dem Spezialgebiet des Standes, soweit es dem Beruf nützlich ist, zuteil werden zu lasten, daneben aber vor allen Dingen auch eine Vervollkommnung Ser allgemeinen Bildung, wie sie für die politische und ü»talr Wertung de» ganzen Standes notwendig er scheint. Für den Kaufmannsstand muß dieses allge meine Bildungsideal auf den ihm eigenen Bildungs stätten besonders zugeschnitten werden. Der sänge Kaufmann muß daher auf einer Handelshochschule studieren, wo die erfolgreiche Tätigkeit auf drin Ge biet de» Erwerbslebens al» Kulturfaktor mitgeschätzt wird, wo aber zugleich auch die allgemein mensch liche Bildung — neben einer gründlichen Fachbil dung — nach wissenschaftlicher Methode Förderung findet, wo sich der Fachmann gleichzeitig zu einem sittlich selbstbewußten, einem fest in sich ruhenden Menschen entwickeln kann. Die Handelshochschule will ihren Studierenden nicht bloß Wissen geben, jMdern vor allen Dingen auch Tharaklrr. Wer von den Geschäftsleuten heute noch die Vorteile der Hochschulbildung anzweifelt und in Aiem Studenten einer Handelshochschule nur einen Menschen sieht, der seinen Daseinszweck durch Rau- chen, Trinken und Mensurpaukrn zu erfüllen sucht, öergißr und übersieht dabei ganz, daß diese Sorte Menschen gerade an einer Handelshochschule mehr al» anderswo neben den wirklich Strebsamen ver schwinden, daß aber vor allen Dingen oer weitaus größte Teil dieser Studenten bereits jahrelang in der Praxi» gestanden und den Ernst des Leb rw kennen gelernt hat. Die falsche Beurteilung des kausmärunschcn Hoch schulstudiums ist aber besonders auf die linkenntuis sAner Einrichtung zurückzuführen. Der eine er- wartet, daß der Absolvent einer Handelshochschule in allem Bescheid weiß, was das kaufmännisch: Leben bringt, und der andere glaubt, daß dem ehe maligen Handelshochschulstudenten nur Kenntnisse vermittelt werden, die für das praktische Leden wertlos sind. Ich glaube aber, in den vorher gehenden Ausführungen bereits genug gesagt und damit bewiesen zu Haden, daß beide Meinungen falsch sind. Die Gegenstände des Studiums find diese: Be triebswirtschaftslehre (Privatwirtschaftslehre der Handels-, Industrie-, Bank- und Derkehrsunter- nekprungen der Versicherungsanstalten und Ge- nostenschastrn). Volkswirtschaftslehre unter besonderer Be rücksichtigung oer für den Kaufmann wichtigsten Gebiete der Handels-, Gewerbe- und Sozial- Politik. Rechtslehre — Bürgerliches und Handelsrecht, Wechselrecht, Seerecht, Arbeitsrrcht, Steuerrecht, Vrrwaltungsrecht. Wirtschaftsgeographie und Warenkunde. Chemische und mechanische Technologie. Sprachen und Kultur fremder Völker. Kaufmännisches Ilnterrichtswescn und Pädagogik (für Handelslehrer). Gewöhnlich legt dann ein Student am Schlüsse des vierten Semesters die kaufmännische Diplom prüfung ab. In Kürze wird die Dauer des Stud ums auf sechs Semester verlängert werden. Die Zahl der in Deutschland praktisch tätigen Diplom-Kaufleute wird meisten» überschätzt; das liegt daran, daß viele Studierende die Hochschule nur aus kurze Z-it besuchen, um sich gewisse Epezialkenntnisse anzueignen. Eine gewistr Anzahl geht in andere Berufszweige über. Dor dem Kriege und besonders auch in den heutigen Zeiten werden die deutschen Handelshochschulen sehr stark von Ausländern be sucht, die begreiflicherweise nach dem Studium in ihre Heimat zurückkehren. — Am 31. Dezember 1021 zählre man in Deutschland rund 3000 Diplom-Kauf- leute. Line verschw ndend kleine Zahl, wenn man bedenkt, daß die selbständigen und gehobenen Stel lungen in der kaufmännischen Praxis nach vielen Tausenden zählen. Hierbei ist aber noch besonders zu berücksichtigen, daß die Bezeichnung „Diplom- Kausmann" verhältnismäßig wenig bekannt ist. Die diplomierten Absolventen der Handelshoch schulen sind im „Verband deutscher Diplom-Kauf- leure", Sitz Brandenburg-Havel, vereinigt, der auch eine Bezirksgruppe in Leipzig unterhält, die weiten Kreisen der Industrie und des Handels unserer Vaterstadt durch ihre Vortragsabende bekannt ge worden ist, an denen wirtschaft»- und sozialpolitische Tagesfragen zur Erörterung kommen. Der Verband deutscher Diplom-Kaufleute hält aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Leipziger Handelshochschule seine diesjährige Verbandstagung vom 5. bis 8. Mai in Leipzig ab. Auf der Tages ordnung stehen — neben Besprechung interner Der- bandsangelegenheiten — wichtige Vorträge mit hoch aktuellen Tagesfragen. Diese Vorträge sind für alle Interessenten aus Industrie und Handel offen. Der Verband hofft, diesen Kreisen dadurch näher zu kommen und weitere Förderer seiner Sache und der der Handelshochschulen Deutschlands wie auch der alten Handels- und Messestadt Leipzig im besonderen zu gewinnen. * Erleichterung im Schlakwagenoerkrhr. Ab 1. April d. I. fällt die für Schlafwagen geltende Beschränkung, wonach dieselben nur mit Fahrkarten und Bettkarten 1. Klasse benutzt werden können, weg. Die Preise der Bettkarten einschl. des Fahrpreis- Zuschlages betragen von diesem Zeitpunkt an in 1 Klasse 40 000 Mark, in 2. Klasse 20 000 Mark, in 3. Klaffe 8000 Mark. Hierzu tritt noch eine Vormerk gebühr von 5 Prozent. Die Steuer Breilbarts. Exelulionsbeamte er- 'chienen in Dien bei dem »Eisenkönig" Breitbart und legten ihm eine Steuer in Höhe von 164 Mil lionen Kronen auf, die Breitbarl bezahlte. Die Quittung will er sich aber unter Glas einrahmen lassen und sie als Andenken an seinen Diener Aufent halt behalten. Bauardeiterstreik in England. Die Verhand lungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit nehmern im Baugewerbe in London sind ge scheitert, nachdem das Ergebnis der Abstimmung unter den Arbeitern bekannt geworden ist, die mit 140 942 gegen 42 506 Stimmen die Vorschläge der Arbeitgeber abgelehnt haben. Dis Mehrheit reicht au«, um es der Gewerkschaftsleitung zu ermöglichen, bei Ablauf der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen am 31. März den Streik zu erklären. Ein voppelmord Am Donnerstag vormittag wnrven die Anwohner der Kerdinand-Aost-Ttrafie in Stötteritz dnrch die Nachricht von einem Doppelmord in Ansregnng versetzt. Der 2V Jahre alte Modelltischler Otto Willi SchÜtzler aus Mittweida hat im Grund stück Aerdinand-Jost-Llratze 35 seine Schwiegermutter Hedwig Schwarz burg e r nnd deren Lohn, seinen Schwager Erhard Schwarz burger, in ihrer Wohnung dnrch Revolverschüsse getütet. Schüßler ist seit April 1921 mit der ältesten Tochter Martha der Eheleute Schwarzburger ver heiratet. Die jungen Leute liegen seit einiger Zeit in Scheidung, und ic Frau wohnt seit Mitte Fe bruar wieder bei ihren Eltern. Als Schüßler in der Wohnung der Schwiegereltern erschien, waren nur die Schwiegermutter und der 22jährige Schwa der Schwarzburger anwesend, während die Frau zum Einkauf in der Stadt war. Kurz nach der Ankunft Schußlers hörten die Nachbarsleute plötzlich großen Lärm aus der Woh nung dringen und gleichzeitig lautes Gepolter von umgeworfcnen Möbeln. Sie alarmierten die Polizei. Als zwei Beamte bald darauf in die Wohnung ein drangen, fanden sie die Schwiegermutter Schüßb ; und den Schwager erschösse« vor. Schützt.' selbst war in der Wohnung und wurde verhafte- Er hat wie ein Wüterich die Möbel kurz und klein geschlagen und die Schränke umgeworscn. Die Ur sache seiner Tat muß erst die amtliche Untrrsuchvug klären. Trauriges Ende einer Mittagspause. Eine Anzahl junger Arbeiterinnen stieg in Chemnitz auf daö Dach der alten Aktienspinnerci in der Lchillerstraßc. um bei dem schönen Werte«? dort oben die Mittagspause zu verbringen. Dabei brach die 16jährige Hildegard Klaffenbach durch das Oberlichtfknstcr des Luftschachles und stürzte in den 35 Meter tiefen Lustfchacht hinab. Sie blieb tot liegen. (rericklssssl Regierungs-Beleidiger Bor dem ersten Senate des Staatsgerichtshoses zum Schutze der Republik fand am Donnerslag unter Vorsitz des Senatspräsiüenten Dr. Schmidt die Verhandlung gegen Major a. D. Roderich Zöller und Paul Schulz statt. Die Angeklagten sind Schriftleiter des Stral sunder Tageblattes und stehen wegen Beleidigung nach 8Z k»5, 186, 194, 200 und wegen des Ver gehens gegen das Gesetz vom 7. Mai 1874 über die Presse nach 88 20 und 21 vor Gericht. Den Grund zur Anklage bildete die Veröffentlichung eines Ar tikels, der am Tage des Nathenaumordes im Stral- sunder Tageblatt erschienen war und sich mit dem Kapp-Putsch beschäftigte. Er enthielt grobe Beleidigungen der Regierung. Als erschwerender Ilmstand wird die Zeit dec Veröffentlichung ange nommen. Die Beschuldigten verteidigen sich damit, daß der Artikel wörtlich einer Zeitschrift entnom men, also kein Originalartikel, ferner daß er feit Wochen gesetzt war; da an dem betreffenden Tage viel Platz in der Ausgabe des Blattes frei war und die Auflage schleunigst zur Post mußte, hätte man den Bericht eingefügt. Als verantwortlicher Redakteur zeichnete m dieser Zeit Paul Schulz. Der als Zeuge ver nommene Verleger Georg Grieger sagt aber aus, Paul Schulz sei nur aus formellen Gründen ver anlaßt worden, als verantwortlich zu zeichnen, in Wirklichkeit hätte er von vornherein erklärt, daß er (Grieger) alle Verantwortung übernehmen würde. Senatspräsident Dr. Schmidt machte bei diesen» Punkte auf die Ungesetzlichkeit aufmerksam, einen anderen als verantwortlich zeichnen zu lassen, ohne ihm die damit verbundenen Pflichten klar zu Musik -«Ml»«: UaeottgeSsemuftttzir. Pr»f. Srt«dr. Brande» Rus -en Ronzertsälen Es gibt Pianisten, deren künstlerische Veranlagung und gefühlsmäßige Einstellung sie vorwiegend zur Darstellung von Musikstücken gceigner erscheinen läßt, die einer bestimmten Zeitepoche angehören. Dieser Art Spezialisten ist Walter Gieseking zuzu zählen, der sich als einer unserer hervorragcnstcn Interpreten modernster Klaviermusik einen Ruf er worben hat. Diesmal spielte er außer drei Werken von Skriabin die Partitur Nr. 6 von Bach und Brabms' F-Moll-Sonate. Wenn auch hier in dem durchacistigten Vortrag und dem temperamentvollen, technisch klaren Spiel des Künstlers hohe Musikalität in Erscheinung trat, so blieben nach meinem Gefühl hoch noch kleine Dünsche unerfüllt. Bei Bach wurde Einiges zu leicht und spielerisch hingestellr, im zwei ten Satze der Sonate das Tempo gar zu sehr gedehnt und gewisse Stellen etwas weichlich, fast sentimental ausgelegt. — Herrn Orhmar Wolsky» Gesang anzuhören, bereitete kein sonderliches Vergnügen. Seiner Stimme von verschleiertem Klang mit ihrem resonanzlosen Piano ohne Tragkraft steht nur eine mit sichtlicher Mühe zu erreichende Höhe zur Per- fügung. Infolge Mangels erforderlicher Moduls- tionsfahigkeit bleibt der Vortrag ziemlich einförmig. Luch ließ, sich gegen Atemtechnik und Textbehandlung gar mancherlei einwenden. — Da« Orchester de« Konservatorium» zeigte sich auch in der Ra- diusgedächtnisfeier unter der gewiffenhast-verftänd- nisvollen Leitu»d Herrn D. Davissons, der für eine künstlerisch-einheitliche Programmzusammenstellung Sorge getragen, in recht lobenswerter Ver fassung: in gleichem Maße bei der lebens vollen Wiederaabe oer Ouvertüre zu Iphigenie in Aulis* von Gluck und der Paukenwirbel-Symphoni« von Haydn, wie bei der klanglich fein abgetönten Ausführung der Begleitungen, die nur in der Back- Arie «Wie will ich lustig lachen", von Herrn Schmidt mit technischer Sicherheit dargeboten, nicht in rechtem Verhältnis zur Stimme stand. Auf ausdrucksvolle Art wußte Fräulein Lind mit ihrer feingebildeten nicht durch Größe, wohl aber durch sympathischen Klang ausgezeichneten Stimme Gluck» Arie aus Orpheus „Ach, ich habe sie verloren" zu vermitteln. I Einen bedeutenden Erfolg erspielren sich auch die Instrumentalsolisten: die Herren Klande und Freund mit dem Vortrag des Konzertes für zwei Eolovio- linen von Bach, Fräulein Vidor mit der Wiederaabe seines F-Moll-Klavierkonzertes. — Es ist immer noch wahr: Je vollkommener Musik dargeboten wird um so weniger läßt sich darüber etwas sagen. Da-; gilt den künstlerisch hochwerrigen Leistungen Walter Rehbergs gegenüber. Abende, wie er uns einen im Saale des Konservatoriums schenkte, gehören trotz dec Flut der Konzerte zu den großen Selten heiten. Man wird schwerlich einen Künstler finden, der sich inniger und tiefer in den Geist von Regers F-Moll- und Brahms D-Moll-Klavierkonzert ver senkt wie Rehberg. Aus tiefstem Innern heraus wurden die einzelnen Sätze gleichsam aufs neue pro duziert. Da alles von Herzen kam, dranq es auch wieder zu Herzen. Einen treuen Mitarbeiter fand er in Herrn Friedrich Quest (Herford), der das Leipziger Sinfonie-Orchester, das zeigte auch die schwungvolle Wiedergabe von Webers Oberon-Ouvertüre, straff am Zügel hielt und es zum Dolmetscher seiner künst lerischen Absichten zu machen verstand. tt. In elnem Melos-Konzert wurd? man mit einigen modernen Komponisten bekannt gemacht, denen aber auch nicht das geringste abzuacwinnea war. Mit ein paar abgerissenen Akkorden, mir kurzen Mrlodieführungeu L I» Schönoerg ist es denn doch nicht getan. Wenn Lord Barrens z B. drei „psychologische" Stücke in Roten setzt, so genügt da« wohl, um ihn von vornherein als unmusikalisch ab- zulehnen. Es war eine banale Programm-Musik, die durch den starken Z'.'iah „expressionistischer" Farben nicht von ihrem seichten Verismus verlor. Den ungeheuren Abstand zwischen derartigen Koni- binationen und wirklicher Musik spürte man, al» Schönberg, der grundmusikalische, gespielt wurde. Herrn Erwin Schulhofs, der sich mit Hingebung der gespielten Werke anvahm, gebührt rin hohes Lob. Walter Rehberg gab «inen Mozart- Abend, der so recht nach dem Herzen unseres unvergessenen Karl Reinecke gewesen wäre. Herr Rehberg, auf« innigste mit seinem Stoffe vertraut, spielte mit allen klavieristischen Feinheiten den Pianopart in den Konzerten L-Dur (Kochel 303), Es-Dur (271). D-Dur, Kcönungstonzerr (537). Er leitete vom Instrumente ans das Kammerorchester, das präzis und geschickt akkampagnie'-te und nur gelegentlich den letzten Schliff vermissen ließ, den nur die ausgiebigsten Studien und viele Proben im Zusammenspiel verbürgen können. Jene drei rnclodiegcsiittiytcn Werke, in ihrer Art ein jedes von eigener Physiognomie und doch wiederum ver wandt in vielen Zügen, verlangen von dem Führer am Klavier außer Virtuosität die graziöse Leichtig keit des Vortrages, die allein dem Genius Mozarts entspricht. Man darf Herrn Rehberg nachrühmen, daß er mit völliger innerer Sicherheit und sprühen der Frische jene Forderung erfüllte. N— Im Konzert der musikalischen Kapelle der Staatstheater (Dr eSden) unter Leitung des Generalmusikdirektors Busch wu„te der grund musikalisch empfindende Dirigent unter Wahrung eines prächtigen Lrchesterklangs und bewußt straffer Betonung des rhythmischen Elementes Geist und Wesensart der zweiten Sinfonie von BrahmS zu erschließen und durch seine ausge zeichnete Künstlerschar, die unserm Gewandhaus orchester in nichts nachsteht, zu solch eindringlicher Wirkung zu bringen, daß die Zuhörerschaft für den gebotenen Kunstgenuß begeistert dankte Ganz trefflich wurde auch die Begleitung zu Beethovens Es-Tur-Konzert ausgesührt, dessen Klavierpart in Herrn Franz Wagner einen musi kalisch geschmackvoll empfindenden, bis auf einen Lapsus im Rondo technisch sicheren Interpreten and. — Fräulein Rebekka Bur st ein, die ein nteressante», wertvolles Programm für ihren Klavierabend ausgestellt hatte, verfügt über eine olide Technik und einen kraftvoll-gesunden An- chlag. Aus ihrem nuancenreichen Spiel sprach eines Perständnis sowie die Fähigkeit, den Ge« ühlsgehalt der Werke und ihre einzelnen Sätze auf ausdrucksvolle Art zur Darstellung zu bringen. — Auch in seinem dritten Konzert bewährte sich Herr Andreas Weißgerber auf Grund seiner ausgezeichneten Finger- und Bogentechnik, feine» glockenreinen Spiels wie seines temperamentvollen Empfinden« als bedeutender Vertreter seine» Instrumente«. Als besonders künstlerisch wertvoller Leistungen verdient die Wiedergabe der G-Moll- Sonate sür Violine allein von Bach wie der beiden ungarischen Tänze Nr 6 und 7 von Brahms tn Joachims Bearbeitung gedacht zu werden. — kreilLg, üen 23. 7V;' machen. Was Zöller anbetrifst, erkl irr dieser, in der Zeit nur die Verlagsgeschäfte gesührr zu Auch er betont, daß Paul Schulz, der nur im lokalen Teile des Blattes beschäftig! war, nicht er eigne! g-weseu sei, die Pflichten eines polnische Redakteurs zu erfüllen. Das Gericht verurteilte Roderich Zöller zu sechs Monaten Gefängnis und Paul Schulz zu 10 000 .st Geldstrafe. Vaterlan-sverräter Der vierte Strafsenat des Reichsgerichts ver handelte in zweitägiger Sitzung am 20. und 21. März gegen vier ehemalige Soldaten, die sich des Hocy- Verrats schuldig gemacht haben. Allzu gern möchten die Franzosen wissen, was in der Reichswehr gespielt wird. Ob die Mannschaften auch mit ihren Vor gesetzten zufrieden, ob die Disziplin stramm ist, was sür Geschosse und Waffenmodelle erprobt werden, wann und wie geübt wird, all da« interessiert unsere westlichen Nachbarn. Nachrichten darüber werden honoriert. „Wir verabredeten die Vergütung „frei bleibend", meinte ein Angeklagter und gab dem lächelnden Richter Gelegenheit, über die Bedeutung der Vertragsklausel bei Hochverratsverträgen zu sinnen, während der Hauptangeklagte Schneider aus führlicher berichtet, wie er, nach seiner Entlassung aus den Freiwilligenverbänden in Düsseldorf in Noi geraten, einen gutgeileideten jungen Mann ge troffen, der ihm Arbeit verschaffen wollte. Dann sind sie zu dessen Freunden gegangen. Nette und „bessere" Herren, in einem behaglichen Zimmer in Düsseldorf, die Zigarren aufwarten, tadellos Deutsch sprechen und im Laufe der Unterhaltung über schlechte Zeiten und dergleichen durchblicken lassen, daß sie für deutsche Hceresverordnungsblätter und Bataillons, befehle prompt zahlen würden. Wieviel Ehre süe unser bißchen Wehrmacht, die dem mutigen, bis an die Zähne bewaffneten Franzmann noch immer der Kinderschreck ist. Die Arbeitsweise diese» französi schen Nachrichtenbureaus ist im übrigen dem Reichs gericht längst bekannt. Erst werden ganz allgemeine Fragen gestellt, die die französischen dHenten selbst wissen, um ihr Werkzeug zu prüfen. Avt der Ver führte erst einmal Geld genommen, so ist es mit seiner eigenen Freiheit vorbei. Er erhält einen Fragebogen, wie solcher dem Gericht vorliegt, und muß über Einzelheiten der Bewaffnung und Aus rüstung berichten. Wozu hat man denn Noch seine ehemaligen Kameraden bei der Truppe. Erfährt man einmal gor nichts, so macht Tippfräulein Braut auch einen ff Baraillonsbefehl fertig, fast echt! Wo zu war man denn auf der Schreibstube gewesen. Just als man plante, ein Maschinengewehr neuester Konstruktion in Lebensgröße dein französischen Ober leutnant zuzuspielen, griff der deutsche Avwehrdienst unsanft ein, lockte die Spione ins unbesetzte Gebier. Er setzt sie so lange in Haft, dis aus ihren wider sprechenden Aussagen ein klares Bild wurde. Nach dem Gutachten eines Vertreters des Reichswehr - Ministeriums — während dessen die Oeffentlichkeit ausgeschlossen wurde — haben die Angeklagten den Franzosen tatsächlich Material ausgeliefert, dessen Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung dringend erforderlich war. Der Senat erkannte die Angeklagte für schuldig des Hochverrats und verurteilte den aus der Unter suchungshaft vorgeführten Karl Schneider zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, den Bergmann Otto Niggetil zu 9 Monaten Gefäng nis, den Schütze August Werner zu 4 Jahren Zuchthaus und den Gefreiten Wilh. Stöcklin zrr 2-j Jahren Gefängnis. kl m mm! so deiüt's jslrt Oct, äoed 8e!iulipuk Ist Ullä dlsidt (jukUitütsvsre! Mit der Wahl des Prestosatzes für Violine allein von Bach war Herr Karl Walschke nicht be sonders glücklich verfahren. Es fehlte der Grad von Virtuosität, die allen Schwierigkeiten mit Leichtigkeit zu begegnen weiß Weil besser ge langen ihm, weil mit Zlusdruck vorgetragen, ein Siciliano von Bach und ein Larghetto von M. Reger. Gemeinsam mit Herrn Bugger: (Violoncello), der gar zu bescheiden zurücttrat, und dem Komponisten, Herrn Prof. Rinkens, am Klavier ward zum Schluß ein Trio in D-Moll vermittelt, eine im ganzen etwas gleichförmig gehaltene, doch fleißige Arbeit, die von tüchtigem Können zeugt. Frau Matterstock erfreute die zahlreichen Zuhörer durch Lieder von Brahms, Schreker und Rinkens, obwohl cs ihrer Stimme von matter Tiefe und schwer ansprechendem, etwcs spröoem Piano an klamglichem Netz gebricht. Doch verriet der durch deutliche Aussprache des Textes ausgezeichnete Vortrag musikalischen Geschmacks N. Der sechste der zum Besten des Sächsischen Künstlerhilfsbundes veranstalteten Musik-Er- ziehungabende ward eingeleitet durch eine gehaltvolle Ansprache des Leiters Professor Krehl über die Prinzipien der musikalischen Improvi sation, einer Kunstübung, die heute sehr vernach lässigt wird. Inwieweit die Improvisation die Stimmung eines Redevortrags verstärken kann, das zeigte Prof. Krehl am lebendigen Beispiel: er untermalte in Tonen die Deklamationen des ausgezeichneten Sprecher- Professor Prost, und es kam in der Tat höchst Eindrucksvolles zu stande. Dabei waren die Vorwürfe und künst lerischen Stoffe sehr unterschiedlich, denn aus das klassische Pathos von Goethes Parzenlied folgten die Weichen Gemütstöne von Hehses „Spinett", mit denen Prost an- Herz griff. Die „Erinnerung an Scheffel" mündete in ein gewaltiges vater ländisches Bekenntnis aus. Vor allem wurde an diesem Abende edle Hausmusik geboten: die Hochzeitsmusik Adolf Jensens, zur Serenaden gattung gehörig, das von köstlicher Einfalt ge tragene Trio B-Dur Beethovens für Klavier, Klarinette und Vicloncell sowie Lieder und Duette, letztere geschmackvoll dargeboten von Dr. Rosenthal und Frau Helling-Rosenthal. Beteiligt waren ferner bei der Wiedergabe der Musikstücke die Professoren Krehl und von Bose sowie die Kammermusiker Scherte! und Schretnecke.