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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-23
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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krettsy, üea 23. LSrr l.Ejprjg«r T»ged1»tt «»6 Kr. 71 S«N«S ^stzesberickt wieder ein Fall Anspach Mit Hilfe -e< Reichskanzlers entlarvt Drahtberichr unsere, Berliner «chrtsUrttua« Berlin, 22. März. Die Berliner politische Polizei verhaftete gestern abend wieder einmal einen Dokumenten fälscher, der politische Dokumente des Deutschen Reiches gefälscht hat und sie an fremde Jour nalisten verkaufen wollte. ES handelt sich um den aus Schlesien gebürtigen stellenlosen Bank beamten Hin der er, der an einen amerika nischen Korrespondenten zwei gefälschte Dokumente verkaufen wollte. Sr hatte zwei Tage vor seiner Verhaftung den Berliner Korrespondenten der amerikanischen Hearst-Zettungen Weher aus gesucht und ihm gesagt, er wäre durch seine ausgezeichneten Beziehungen in der Lage, ver trauliche Dokumente aus der Reichskanzlei zu be schaffen. Er bot dem Korrespondenten zuerst den Wortlaut eine» zwischen Deutschland und Japan geschlossenen SchiffahrtSabkommen» an und dann zwei Dokumente über den angeblich deutsch russischen Militärvertrag. E» ist be kannt, daß eine zeitlang verschiedene auswärtige Blätter wiederholt Mitteilungen über das Be stehen eine» solchen Vertrages verbreiteten. Diese Mitteilungen wurden von der deutschen Negie rung stet» widerrufen. Aber der deutsch-russische Mtlitärverlrag tauchte auch nach dem Dementi in verschiedenen Formen immer wieder auf. Hinderer erklärte nun, die von ihm zum Ver kauf angebotenen Dokumente enthielten den Wort laut de» Origtnalvertrage» und eine» Zusatz vertrages. Der Korrespondent schöpfte Verdacht. Ec sagte, er müsse sich die Sache noch einen Tag überlegen und bestellte Hinderer einen Tag später zu sich. Inzwischen begab er sich aber zi m Reichskanzler Dr. Cuno und zeigte Ilm die beiden Dokumente, die von dem Reichskanzler sofort al» Fälschungen erkannt wur den. Der Reichskanzler veranlaßte nun persön lich bei der politischen Polizei die sofortige Ver haftung de» Fälschers, der am Abend, al» er sich wieder im Hotel des Korrespondenten einfand, von zwei Kriminalbeamten sestgenommeu wurde. Es ist erwähnenswert, daß die beiden Doku mente so .geschickt gefälscht waren, daß sie den Eindruck absoluter Echtheit erwecken konnten. Sie trugen nicht nur die Form internationaler Ver einbarungen, sondern sie waren auch inhaltlich so logisch aufgebaut, und zeigten soviel mili tärische und diplomatische Kenntnisse, daß die Berliner Polizei ihre Untersuchung jetzt in die Richtung ausdehnt, ob Hinderer nicht auch mit anderen Personen in Beziehungen gestanden hat. Mir- SchWnmisniges des Deutschen Reiches Garantiert von der Reichsbank Schluß der Zeichnung: Ssmbend. de« 24. Mz im Rach sechsjähriger Gesangenschast in der frau- zöstschen Kolonie Bel el Saida m Algier ist ein längst als tot dewe.uter Hallenser, der vizewaHt- metster Zahlung, hetmgekehrt. Sr war im August 19l7 bei Verdun gefangen genommen und nach Afrika transportiert worden. Seine Briefe wurden niemals befördert. Mit ihm wurden noch IM Mitgefangene Deutsche und Oesterreicher heimbefördert. Blutiger Streit um das Deutschlaud - Lied. Während eines Streite» zwischen »in paar Leuten in einer Münchener Bierwirtschast wurde der Kauf mann Josef Schalk von dem Schuhmacher Johann Thoma getötet. Schalk hatte verlangt, daß die Klavierspielerin da» Deutschland-Lied spiele, Thoma hatte dagegen protestiert, weil nur Schieber das Lied spielen ließen. Als er daraufhin au» dem Lokal entfernt werden sollte, tötete er Schalk durch «inen Stich in die Lunge. Der bestohlene Magistrat Auf Veranlassung des Magistrats Neukölln ist der 36 Jahre alte Stadtinspettor Fritz Lietzmann verhaftet worden. Lietzmann war seit Jahren bei dem städtischen Jugendamt beschäftigt und hat mit gefälschten Ausweisungen Miüionenbeträge von der Staüthcurptkasse entnommen. Bei einer Prüfung der Bischer der Neuköllner Stadthauptkasse stießen die Rechnungsrevisoren auf «ine große Anzahl Geld anweisungen, die auf «in bestimmte» Konto über wiesen worden waren. Die Ermittlungen ergaben, daß die Gelder bei der Zweigstelle der Commerz- und Privat-Bank in der Dresdener Straße auf da» Konto einer 40 Jahre alten Dame überwiesen worden waren, die in Neukölln mit dem Stadlinspektor Lietz mann in einem Hause wohnte und mit ibm begründet war. Die Kontoinhaberin gestand sofort ein, daß die Beträge aus Veranlassung des Stadtinspektor» ihrem Konto überschrieben worden waren. L. hatte seiner Freundin mitgeteilt, daß er auf Stiftungen Geld für Betreuung von Waisenkindern erhalte und für seine Bemühungen zehn Prozent abschreiben könne. Da er für seine Person mit der Verwaltung der Gelder nichts zu tun haben möchte, böte er ihr die Hälfte der »ehn Prozent Provision an, unter der Bedingungen, daß sie ihr Konto dazu hergebe. So bald Geldbeträge überwiesen waren, hob die Konto inhaberin dos Geld ab, und L. teilte es mit ihr. L. gab seine Verfehlungen offen zu. Da» Geld will ec ausgegeben haben. Im übrigen meinte er, es sei ihm ein leichtes gewesen, die Anweisungen zu unter- sä>reiben, da beim Neuköllner Magistrat die Kontrolle nrcht sehr scharf sei. Heber die Höbe der Unterschla gungen konnte Genaues noch nicht festgestellt werden. Bisher wurden etwa 2tz Millionen ermittelt. Reue vetriebseiuftelluuge« vo» Straßenbahnen. Im Laufe der letzien Wochen haben folgend« Straßenbahnen den Betrieb eingestellt: Lte gnitz, Minden, Eottbu» und Heilbronn. Davon war die Cottbuser Straßenbahn ein städtische» Unternehmen, die übrigen waren Privatgesell schaften. Gewaltige Karbidexplofiou. Als vor dem Hause Grenadierstrabe 24» von Müllkutschern ein Müll- kästen in Len Wagen entleert werden sollte, erfolgte plötzlich eine gewaltige Detonation. In dem Kasten hatte sich anscheinend ein Behälter mit Karbid be funden, der explodiert war. In weitem Umkreise wurden durch den entstandenen Luftdruck die Fenster scheiben eingedrückt. Auch Stadtverordnete streiken. Zn Bennecken stein sind die Stadtväter in den Streik getreten, weil sie mit dem Stadtverordneten Liebetrud nicht an einem Verhandlungstische sitzen wollen. Gr wird beschuldigt, eine Fuhre Holz au» den städtischen Waldungen ohne Bezahlung fortgeschafft zu haben. Liebetrud legt aber fern Mandat nicht nieder. Der Sllberdiebstahl auf Schloß Babenhausen. Ein Teilnehmer an dem Silberdiebstahl im Schlosse Babenhausen, dem Sitze der Königin-Witwe von Württemberg, bei dem Gegenstände im Kunstwerte von über 100 Millionen Mark gestohlen wurden, ist in der Person des Studenten der Forstwissenschaft Bäuerle verhaftet worden. Der Verhaftete hat «inen Teil der Gegenstände in Freiburg für 100000 an einen Genfer Kaufmann angeblich verkauft. Spiel- schulden sollen der Beweggrund zu dieser Tat fein. Eine Glanzleistung deutscher Organisation in Paraguay Au» Asuncion, im Februar, wird uns ge- schrieben: In weiteren Kreisen Deutschland» dürfte wohl kaum bekannt sein, daß Asuncion ein wissenschaftliches Institut besitzt, das wegen seiner Mannigfaltigkeit und großzügigen Anlage allgemeine» Interesse ver dient. Der Schöpfer und Gründer diese» staatlichen Institut», das den Namen „?Lrqae ze -iusso <le kilstoriL blaturai" trägt, ist der geniale und schaffens freudige Professor Earl Fiebrig, ein Hamburger, der im Anfang de» Jahres 1902 im Auftrage des Botanischen Museum» in Berlin zu botanischer For scher- und Sammelarbeit nach Paraguay gekommen war. Seine leider vor einigen Jahren verstorben talentvolle Gattin Frau Anna Fiebrig geb'! Gartz ging ihm bei dieser Schöpfung, die Paraguay wie Deutschland in gleichem Maße ehrt, mit liebevollem Verständnis zur Hand. Nach kurzem Aufenthalt in Asuncion machte ich die Bekanntschaft von Professor Fiebrig, dessen freundlicher Einladung, mir da» Institut zu zeigen, ich gern entsprach. Auf guter Straße führte mich ein Auto aus dem Stadtinnern in etwa 20 Minuten bis zum Park, der sich übrigen» auch mit der Dahn erreichen läßt, denn Professor Fiebrig har e» durchgesetzt, daß das Institut auch seine eigene Bahnstation hat. Unweit de» Ein gangs liegt das Direktorialgcb'iude, das, im spanischen Kolonialstil erbaut, noch aus der Zeit des Diktators Carlos Antonio Lopez stammt. Hier empfing mich Professor Fiebrig, dessen durchgeistigte und energische Gefichtszüge den Gelehrten und unermüdlichen For scher erkennen lassen. Nach einem kurzen Imbiß begann die Besichtigung. Zunächst wandten wir uns dem eigentlichen Museum, der sogenannten „Oss» b»j»" zu. Die Räume oes stattlichen Gebäudes beherbergen eine technisch wie künstlerisch gleich ausgezeichnete Sammlung von au»- gestopften Säugetieren und Vögeln, sowie von fthr exakten Spirituspräparaten. Auch kann man dort in Kästen die vielen buntschillernden Insekten be wundern, an denen Südamerika so reich ist. Dom Museum ging es zum zoologischen Garten, der etwa SO Käfige und Einfriedigungen aufweist. Harmonisch paßt er sich in seiner Anlage der Park landschaft an und trägt anderseits den natürlichen Ansprüchen der Tiere in weitem Maße Rechnung. So sind Tapir und Wildschwein in sumpfigen Wald- parzellen und der Jaguar unter Bäumen mit Kletter- grlegenheit untergebracht. Wichtiger als die zoologischen Sammlungen find aber die botanischen Abteilungen, der eigentliche botanische Garten und da» dazugehörige Museuni und Herbarium. Dieses enthält namentlich die rei chen Sammlungen, die Prof. Fiebrig während seines langen Aufenthaltes in Paraguay und den Nachbar- ländern mit unendlicher Mühe zusammengttrazen hat Auf Grund diese» Materials, das die Flora des Lan de» zu einem erheblichen Prozentsatz darstellt, konnte die Existenz des botanischen Garten» anfgebaut wer den, eine Tatsache von besonderer Wichtigkeit für den wissenschaftlichen Ausbau eine» solchen Unter nehmen». Die botanischen Anlagen verteilen sich innerhalb de» großen Park» in harmonischer Anpassung an dir Landschaft. Zur Besichtigung des Parkes ließ Professor Fiebrig sein Auto kommen. Denn der Park, der die Grund lage de» Institutes bildet, zieht sich drei Kilometer lang am Paraguayfluß hin und umfaßt eine Gesamt fläche von 463 Hektaren. Sie ist etwa zur Hälfte mit Wold bedeckt. Ein Wegenetz von 60 Kilometer Länge durchzieht da» Gelände. Breite Alleen ver binden die Hauptpunite de» Parke», die Bahnstatton, do» Hauptgebäude und den eigenen Hafen, wo «in zweistöckiger Pavillon hart am Ufer gelegen, einen weiten Ueberblick gestattet, nach allen Richtungen, auf eine Landschaft voll Farben und sanfter Konturen. Durch den tropischen Wald, dessen ursprünglicher Charakter möglichst gewahrt ist, führen schlängelnd« Wege durch schattige, laubgeschlossene Bogengänge oder hochgewölbte Baumhallen, über Bäche und stehende Wässer zu tiefgrünen Wiesen mit schimmern den Seen, bedeckt mit blauen und violetten Ponte- derien und zartblühenden Wassernelken. Während so die vorhandenen Werte der Natur, Bodenverhältnisse und Degctaticn möglichst ausge nutzt sind, ist in dem zentralen Teile de» Park» der Versuch gemacht, durch gärtnerische Anlagen, durch besttmmle Linienführung und besondere Auswahl de» Pflanzenmaterials Kunst in die sattgrüne Landschaft zu tragen. So entstanden die zahlreichen Gärten und Blumenbeete, die Springbrunnen und Grotten. Der große Park mit den vielen Anlagen jeglicher Art, der den Beschauer zu Liebe zur Natur und Ehrung der allmächtigen Kräfte, zu Ordnung und Arbeit erziehen soll, schließt endlich noch einige An lagen ökonomischen Charakters ein: Pflanzungen von Frucht- und Nutzbäumen, Kaffee und Herba, Bananen, Wein und die üblichen Landesfrüchte. Die Regie rung von Paraguay plant, auf Vorschlag von Prof. Fiebrig, Pflanzern auf billige Art eine Studienzeit im Institut zu ermöglichen. Nach einer fast dreistündigen Autofahrt brachte uns das Auto wieder zum Direltorialgebäude zurück. Don der Veranda des Huuses konnte ich noch einmal den Park überblicken, auf den die untergehende Sonne ihre letzten goldigen Strahlen warf. Auf der Rück fahrt nach Asuncion kam mir erst so recht zum Be wußtsein, wieviel hier mit wenig Mitteln geschaffen ist und wieviel hier deutsche Wissenschaft und Beharr lichkeit geleistet hat. Das wird hier aber auch aller seits anerkannt. Namentlich erfreut sich Pros. Fie brig bei den Lehrern und Schülern des Colegio National, an dem er noch nebenher unterrichtet, all gemeiner Beliebtheit. Ein kaum bekannt gewordener Vorfall mag dies erhärten, den ich zum Schluß noch erwähnen möchte. Im Jahre 1919 wurde hier an läßlich der Propagandareise eine» Angehörigen der alliierten Mächte Stimmung gegen Deutschland im allgemeinen und gegen deutsche Wissenschaft im be sonderen gemacht. Ohne daß diese Hetze weiteren Umfang angenommen hatte, hielten sich doch die Kollegen und Schüler von Pros. Fiebrig für ver pflichtet, ihm ein« Adresse zu überreichen, in der seinem Wirken und den Erfolgen der deutschen Wissen schaft Anerkennung und Würdigung gezollt wurd-. Die Adresse trug die Unterschrift von nicht weniger als 300 Namen, und es befinden sich darunter mit wenigen Ausnahmen fast sämtliche Vertreter der paraguayischen Wissenschaft. Dies dürfte wohl für das Ansehen sprechen, dos Professor Fiebrig verstanden har, dem deutschen Na men hier zu erwerben, und gleichzeitig ein schönes Zeichen paraguayischer Dankbarkeit und Treue sein, die uns ja auch im Weltkriege bewiesen worden find. Sin internationaler Mittelstandskougreß. Die aus Bern gemeldet wird, wird dort im September ü. I. ein internationaler Mittelstandskongreß stattfinden. Der Dorentwurf zu den Satzungen eines internatio nalen Mittelsrandbundes, der anläßlich des Kongresses ins Leben gerufen werden soll, wird demnächst an die Organisationen des intellektuellen, gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes aller Länder verschickt werden. Krauen, die nicht altern Ron Vitt Madame Meamier Unter dem Lttel .trauen, dte nickt altern-, ba< Slsb«t Till tm Verlas Lohmann, Leipzig, acht Lebensbilder berich-ater Ärauen de» IS. Jahr bunden« »u einem hübschen Bündchen vereinigt. Man weiß von ihr, daß si« schöne Füße hatte, einen wundervollen Körper, und in einem weißen Gewand al» Griechin gemalt wurde, auf einem Empiresofa ruhend, wir sie ihre Säst« empfing, und daß man sich in ihrem Salon, der alle möglichen Element« vereinigte, ausgezeichnet unterhielt, da» ist alles. Der Salon der RLcamier in dem Hotel de Ram bouillet war ein Zentrum der Literatur, darin glich er keinem anderen Salon, wie auch die NLamier kaum einer anderen berühmten Frau gealicken hat. Auf diesen literarischen Salon war sie sehr stolz. Sir wurde mit 16 Jahren mit Jacques Rose NLccrmi« vermählt, einem reichen Bankier, und wurde bald tonangebend in Fragen der Mode, dr» Geschmack», st« wußte mit den einfachsten Mitteln ihr» große, natürliche Schönheit hervorzuheben, e» war also nicht schwer für st», der Mittelpunkt der Gesellschaft zu werben. Aber, um eine Frau kennenzulernen, muß man liebtk^ hat si» geliebt, und wie hat st» ge- Sainte Deuoe hat behauptet, nein, dies« Frau hat nie geliebt, und Irgend etwa» in ihrem glatten, reinen, kühlen, schönen Gesicht, in ihrer etwa» künstlichen Haltung, mit der sie ihr« Reize zur Schau stellt: seht mich an. bin ich nicht vollendet schön, bin lch nicht die berühmt« RLcamier, bestätigt diesen Glauben. Und wenn st» geltest hat, geschah es nicht mit Leidenschaft- Ihr erster Verehrer war Lucien, der Bruder de» Konsul», er wurde nicht zurückaewiesen und nicht «kört. Voll» I» ummes. Durch ihre Freundschaft mit Mme. de Stark und Mme. de Moreau und Fouchs wurde st« in die Politik hinringe»oaen, man schob si« vor, um Vermittlungen bei wichtigen Persönllch- reftm zu «langen. Sie diniert» mit den Schwestern Napoleon» und besucht« Murat auf sein« Insel. Bernadotte liebte sie, er wurde einer ihrer treuesten Ritt«, Henri de Laval machte ihr den Hof, « be gegnete m ihrem Salon eine» Lage» seinem Vater, in derselben Rolle al» hoffnungslos« Anbeter der kalten Schönheit. 1807 begegnete sie auf Schloß Coppet bei Mme. de Srael, ihrer Freundin, dem Prinzen August von Preußen, d« entzückte war von ihr. Aber er er reichte nicht», al» daß « neben ihr herreiten durfte und sich an ihrer Schönheit «freuen. Auch in ihren Briefen gibt sie sich nicht offen, immer in Reserve, bleibt sie auch darin zurückhaltend, Chateaubriand war der einzige, d« ihr Gefahr brachte, ab« fie sieg:« auch über diese Leidenschaft. E» war, al» ob fie au» Marmor sei, immer lüyl, schön, unverändert. Sie besaß sehr viel Selbstbeherrschung und wenig Temperament. Ihr Ideal war die Ehr, str liebte die klaren Verhältnisse und duldet« nicht» um sich, was inkorrekt war. Man har viel über ihr Verhältnis zu Chateau briand geredet, ab« ich glaube nicht oaran, dazu dauerte diese Freundschaft zu lange. Nicht einmal der Verführ« General Lhirbault, der die achtund- zwanzigjabrige junge Frau von einem Ball im Wagen nach Hause brachte, auf Umwcaen, wie « selbst ge stand, um ihre Tugend zu erproben, hatte mehr Glück. Sir brachte die Männ« zur Verzweiflung, dte sie liebten, die anderen entzückte fie. War fie grausam, schlecht, kokett? All« nicht, st« war nur schon und sich ihr« Schönheit bruncht- Für jede» Kompliment empfänglich, au» wessen Mund « auch kam. zeigte fie sich gern, in die Kiss«« ihr« zuruckgeschlagrnen «lrganten Kutsch« gelehnt, nach- mittag» in den Straßen, d« Wagen fuhr stet» sehr langsam, und fie nahm darin die Huldigungen d« voÄbergehenden auf. weidete sich an ihren Blicken, bankt« mit bezauberndem Lächeln für die Grüße und war glücklich, wen» man ihr in Bewunderung nach schaute. Ihr Gatte verlor «in paarmal während ihr« Eh« da» Vermögen, auch da» bracht« Juli« nicht au» ihrem Gleichgewicht. Ein Band für SO Sou» in ihrem rrichrn Laar hatte dieselbe Wirkung wie ei» königlich«» Diadem au» Juwelen. Si« trug sich raffi niert einfach, st» erfand ihren eigenen Stil, eine neu« Mode, dir schlicht« Linie, di« ihren schlanken Formen so günstig war. Selbst d« boshafteste Geschicht- schreib« kann uns kein Abenteuer der RLcamier ser vieren. „An wa» denkt die schöne Julie, l» rs!ur äee krancaft, eigentlich?" r!«n cku tout. Sie lebt in einem Zustand ewig« Jugend, Kindlichkeit und Naivität: letorieusa, innooevt» er rtLrlls." Dar sie geistretck, Madame RLcamier? Kaum. Sich« nicht Über den Durchschnitt. S e hatte keine glänzend« Unterhaltungsgabe, e» fehlte ihr doch «wa» von d« großen Dame, sie blieb in vielen Dingen imm« die bürgerliche reiche Frau, die dourgsoies par «reeUenoo, aber fie verstand, zu zuhören, und ihr Schweigen war so beredt, sie wußte durch eine Frage ein Thema anzureaen, dessen Aus führung sie den anderen Lberlirß, daß jeder ihren Salon verließ mit d« Empfindung, sich gut unter halten zu Haven. Da» war ihre größte Kunst. Sie schrieb wenig, ihr« Brief« sind kaum lesens wert, sie war auch darin vorsichtia, vergab sich nickt». Al» Madame RLcamier die Stunde komm-n sah, da ihre Schönheit zu «blassen begann, änderte sie ihre Kleidung. Al» ihr «ine Freundin Komplimente machte, wie jung sie aussähe, antwortete fie: „Ach mein« Liebe, von dem Tag, al» sich dis kleinen Savoyarden auf der Straße nicht mehr nach mir umdrehten, wußte ich, daß meine Stunde gekommen war, es ist au» .. - Sie zog sich von dem Gesellschastslebrn zurück, änderte Haartracht und Toilette und lebte nur noch in ihrem Salon als Mittelpunkt der literarischen Welt. Sir trug diese schmerzliche Veränderung im Leben der Frau mit Würde, und ohne Bedauern sah fie sich in die Reihen der reifen alteren Frau, o« Fünftigerin, versetzt. Jyr» Büste von Canova stellt fie in ihr« Jugend dar, Achill» Deveria hat jene Skizze auf ihrem Toten bett ausgenommen, bi« st« in ihrem Leiden und 0« erhabenen Ruhe de» Tode» wirdergibt, in d« sie uns fremd erscheint. David hat sie gemalt, ab« « war „an nut» vuvri« «i» r»rirL', « malt« alle», wie « «» sah, « stilisierte sie und ihr« Übertrieben schlichte Umgebung, « malt, di« RLcamier al» Dam, d !» woae. Er hat da» gemalt, wa» « sah, und w«an « nicht mehr sah, war es seine Schuld? Aergerltch darüb«, hob di« RLcamier die Sitzun gen mit David aus, da» Bild gefiel ihr nicht, sie zog GLrard vor, den Hofmaler und Weltmann. Er wußte ihr zu geben, wa» sie wollte, « matte sie all» Hofmaler, wie st« auszusehen wünscht^ al» schöne Griechin auf dem schmalen harten Sofa hin gestreckt in dem weißen schlichten Gewand mit den reizenden bloßen Füßchen, den lachenden schlauen kleinen Augen und dem kindlichen Ausdruck naiv« Koketterie, in Gedanken versunken. Las Bild ein« ruhenden Muse. Das Meisterwerk Davide blieb unvollendet. l^s mollöls aussl, sagt Henri Roujon.., Das Schönheit»- und das Bllduugsbndget. Rach den statistischen Mitteilungen in den Berichte« d« amerikanischen Handelskamm« werdeu in den Vereinigten Staaten heute für Schön- hettsmittel aller Art und für Näschereien ungleich größere Summen ausaegeben al» für Er ziehung»,wecke. So figuriert in der Statistik des letzten Jahre» der Posten für Puder un andere Verschönerungsmittel mit einer Summe von 80 Mllionen Dollar, während für Kaugummi 65 Millionen Dollar verbraucht wurden.f Auch für Schokolade wurden bedeutende Summen aufge wandt. Ein Hochschullehrer, der Dekan b« Nord- west-Universttät, beklagt sich im Hinblick auf diese Grldveraeudung für Nichtigkeiten darüb«, daß die Nation für Unterrichts- und Dildunaszwecke längst nicht mehr soviel übrig hat, wie früher, und baß beispielsweise die den Universitäten »« letzten Jahr gemachten Zuwendungen nur noch halb so hoch seien, wie im Jahr vorher. «ine «eue Arbeit «ins eiu». In Abwesenheit Professor Albert Einsteins überreicht« Seh-Rat Vlanck in der physikalisch-mathematischen Klasse der Berliner Akademie der Wissenschaften eine ne> e Arbeit des Lelehtten, betitelt „Zur all gemeinen Relativitätstheorie". «iue rpeugler.Vibliographke. Da» soeben erschienene Februarhesr der Zeitschrift Da» deutsche Buch (Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel, Leipzig) bringt em« Biblio graphie der Abständigen Schriften Über Oswald Spengler» Werk „Der Untergang de» Abend landes". Sie umfaßt 8b Nummern und dürste damit der Vollständigkeit ziemlich nab« kommen. Tie bietet eine willkommene «rgänzung zu Manfred LckröterS Buch „Der Streit uo Spengler" (Beck, München), da» auck di Zeitung», und Zettsckrtstenaufsätz« berücksichtig, vber keine alphabetisch« Zusammenstellung gil
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