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Leit« 2 klr. 69 stellung der Industriezeitschrist LTlsin« wird die fran- zäsisch« Mctällinduslrle mindesten« vier Monate ge brauchen, um die Rückwirkungen der Ruhraktion zu überwinden und die Lage, in der st« sich am 11. Ja nuar befand, «iederherrustellen. Wahr ist endlich, daß ost« «rette de» französischen Volke» ungeduldig da» Auffiören der gegen» wärtigen Spannung mit ihrem lähmende« Gmiluß auf den gesamten Deschästoverkehr herbetsehnea. Aber darau» darf nicht geschloffen werben, dog di« öffent lich« Meinung Frankreich» ein Nachgeben der Re gierung wünscht, solange nicht annehmbare Vor- schlage Deutschland norlieoen. Man ist hier allge mein davon überzeugt, daß Voincarss Roll: au»gespt«lt sein wird, sobald di« Rege lung der Reparationsfrage erzielt ist. Paris in Geldsorgen Sine Aolge der deutsche« tzahluugöeinftelluug Pari». 20. Marz. Dor dem Senatsausschuß für Finanzen erschienen gestern Finanzmlnistcr de Lasteyrie und Poin - earL. Letzterer erklärte, Frankreich befinde sich augenblicklich angesicht» der Einstellung gcr deutschen Zahlungen in einer austerordentlichen» aber vorüber gehenden Lage. Unter den verschiedensten Umständen habe man vor dem Kriege da« Budget durch Anleihen ausgeglichen. Da» sei ein« bedauernswerte Methode, besonder» unter normalen Umständen. Die Regie rung hab« zur Deckung de» Fehlbetrag» «in« Er- Höhung der Steuern verlangt. Dieser Vorschlag sei von der Kammer zurückgewiesen worden, di« gegen di« Ansichten der Regierung eine Deckungordnung an genommen habe, wodurch jede neue Steuer abgelehnt werd«. Der Senatsarmschuß für Finanzen frage nun, ob man den Regierung«vorschlag nicht zurückziehea soll«. Der Ministerpräsident glaube, daß keine der artige Entscheidung getroffen werden solle, denn e» Hanl« sich ja hier bei der Frage der Deckung de» Fehl- betrag« durch Schatzbon» gar nicht um eine Regie- ruirgsvorlage, sondern um UebermitUung de* Be schlüsse» einer anderen Versammlung. Poincarü ver langte, daß der Senat da» Budget so rasch wi« möglich berate, um alle möglichen Ersparnisse zu machen, daß er ferner über die Mittel nachdcnk«, wodurch der Ertrag der Steuern erhöht werden könnte. Der Finanzminister erklärte schließlich, daß nach seiner Ansicht der Fehlbetrag de» allgemeinen Budget» auf zwei Milliarden zurückgesührt werden könne Ha sich di« Steuererträge immer mehr besserten. Eine neue Triple-Entente? a«<e»rr Gradtderlchtde» Leipziger ra§e»t»tte» Pari», 20. März. Rach einer Meldung de» Londoner Bericht- erstattet» de» Echo d« Paris ist die englisch« Regie- rung augenblicklich mit der Prüfung mehrerer Plane für di« europäische Sicherheit beschäftigt. Der Be richterstatter glaubt zu wissen, daß man einem Drei- vertrag zischen England, Belgien und F vwn kreich günstig gegenübersteht, der di« inter- nationale Autorität de» Völkerbünde» unterstützt und selnerseit» Sicherheiten der Rheingrenze gara' -re» würde. Der Berichterstatter glaubt jedoch, da^> die» nicht alle» sein würde, sondern daß auch noch ein andere» Projekt vorllege, da» eine ausgedehntere Garantie ins Auge faßt, die im Osten Europa» einen polnisch-tschechisch, rumänischen Pakt sichern würde, dem Griechenland sich später an schließen könnte. Die Reise Lord d'Abernon» nach London wird in der Londoner Presse viel beachtet. Der Star schreibt: Man fragt sich sowohl in parlamentarischen al» auch in politischen Kreisen in London, wann und auf weffen Initiativ« hin da» von allen einsichtigen Persons» auf beiden Seiten de» Kanal» al» zwecklo» «rkonnte Ruhrunternehmen der Franzosen beendet wird. In manchen Londoner Kreisen sei man der Ansicht, daß in nicht allzulanger Zeit Poincart wieder nach London kommen werde. Leipziger 'rsgedlLtt unck ULuckelsreltung ZtUttvock, 21. Mir» Vas linke Rheinufer Eugttsche» Scho der NreuoblerRcde Loucheurs Kordon, 20. März. Di« di« Daily New» schreibt, verdient die Lrenobler Red« Loucheur» über Vorschläge zur Entmilitarisierung do» linken Rhein ufer» besonder« Aufmerksamkeit, well fl« zwetfello» di« in Frankreich immer mehr verbreiteten Ansichten widerspiegele und «eil sie die Verschiedenheiten zwischen der französischen und der britischen Ans- fassung über diese Frage zeige. Bezugnehmend auf die Erklärungen Loucheur», daß die rheinischen Pro vinzen von Preußen loogelöst werden müßten, daß e» jedoch eia Fehler sein würde, zu oersuchen, die rheinischen Provinzen politisch und wirtschaftlich vom Deutschen Reich zu trennen, schreibt da» Blatt, dieser Vorschlag schein« über alles hinauszugehen, was irgendeine verantwortliche Person in England je vorgeschlagen habe und was irgendeine englische R - glerung unterstützen könne. Der Drundton der briti schen Politik bezüglich einer Entmilitarisierung des Rhcinlandc« sei der, drß ein fester Entschluß best hen must, daß die rheinischen Provinzen we- der politisch noch in irgend einer ande ren Weise von Deutschland losge- trennt werden dürfen. Da«, was in Eng ¬ land vorgeschlagen worben sei, gehe nicht üher die praktische wirksame Anwendung der Rheinland- artikel de» Fricdensvertrages hinaus. Diese« Plan könne, soweit er «ndgültige Gestalt angenommen hob«, wie folgt zusawmengefaßt werden: 1. Ei« allgemeiner Vertrag gegenseitiger Garan tie unter der Aegide des Völkerbünde» mit besonde ren Abmachungen zum Schutz« sowohl Frankreich» al» auch Deutschland». 2. Die Anwendung der Artikel 42 und 44, d<« die dauernde Entmilitarisierung de» linken Rhein user» vorsehen. 8. Die Entwicklung der Ausgaben (besondere Urbarmachung der strategischen Bahnen), die den» Völkerbund auf Grund de» Artikel» SIS zugewiesen worden sind, worin vorgesehen wird, daß der Dölker- bundsrat mit der Anstellung einer Untersuchung le- auftragt wird, die die Mehrheit seiner Mitglieder zur Beobachtung der militärischen Bestimmungen de» Vertrage» für notwendig halte/ Der Daily Ehronicle hebt hervor, daß Loucheur» Vorschlag nicht nur den Geist und den Buchstaben de» Versailler Vertrage», sondern jedem aner kannten internationalen Recht ent- gegengesetztist. Er bedeute nicht nur die Zer- trümmerung der deutschen Einheit, sondern die Stellung eines zerstückelten Deutschlands unter die Aegide des Völkerbünde», besten moralische» Prestige Der unpolitische Kalif Sine neue Gefahrenquelle für die Türkei Lus Konstantinopel wird uns geschrieben: . Der neu« Kalif hat sich bisher widerspruchslos j in die ihm zugcwrcscne ausschließlich dekorative Rolle gefugt. Lr malt, musiziert — mit vielem Talent, wie di« Journalisten versichern —, betet am Freitag prunkvoll in einer der großen Lioschcen, empfängt Abordnungen von allen möglichen Be rufen, plaudert mit Berichterstattern über alles mög liche, nur nicht über Politik, denn er hat — in j dem Sinne de» Wortes — politisch nicht« zu sagen. Wenn nun auch, die türkischen Blatter eine Mcnge von Kundgebungen der Zustimmung von Mohammedanern oller Länder zu der von Angora dekretierten Beschränkung de» Herrschers auf seine religiös-zeremoniell«» Funktionen enthalten, so ist doch kaum anzuaehmen, daß in der Kalifatsfrag« bereit» das letzte Wort gesprochen ist. Wenn sich bisher gegen die schroffen, mit der islamischen Ueberlieferung unver einbaren Maßnahmen Angora» kein erheblicher Widerstand geregt hat, so erklärt sich die» in der Hauptsache au» dem Abscheu der großen Mehrheit der Mohammedaner gegen die England geg müder liebedienerische und vom nationalen türkischen Standpunkte au» geradezu lande«v^-"i'trrische Hal» tung de» abgesetzten Sultan» Mrhe: > IV., ein Ab scheu, der sich zunächst in gewissem Maße von der Person auf die Einrichtung übertragen hat. Darin aber dürfte früher oder spater ein Wandel eintreten, denn die Grundsätze de» Islam» lassen e» nicht zu, den Herrscher aller politischen Recht« und aller Exekutivgewalt zu entkleiden. Im Gegenteil, alle islamischen Lehrbücher bezeichnen den Kalifen al» Hauptorgan der vollziehenden Gewalt. Dieser Auffassung war auch der Kommissar für geistliche Angelegenheiten in Angora, Abdullah Asmi, der in einem von ihm erforderten Gutachten über den von dem hitzigen Nationalisten Rita Nyr in der Nationalversammlung gestellten An- trag, den Sultan-Kalifen seiner bisherigen poli- tischen Gewalt Zu entkleiden, sagte, eine derartige Maßnahme laufe der islamischen Tradition zu- wider. Trotz diese» ablehnenden Votum» Abdullah A»mi» und trotz de» heftigen Widerspruch», den eine Gruppe von SS Abgeordneten unter Führung Kara Wassif« und die unionlstlsche Gruppe von 45 Mit- gliedern gegen den Antrag einlegten, wurde unter großem Lärm durch Händeaufhebea obgestimmt und der Antrag, obwohl doch eine so starke Opposition gegen ihn vorhanden war, merkwürdiger weise für einstimmig angenommen «.r- klärt. Abdullah Asmi legte dargushin sein Amt als Kommissac für geistliche Angelegenheiten nieder. Man steht daraus, daß im Parlament eine starke Strömung gegen die Vernichtung der Kalifatrechte besteht. Auch sind seit jenem Beschlüsse des Parla- ments trotz de» strengen kemalistischen Regimes ver schiedene Schriften gegen den Beschluß erschienen. Selbst der sehr kemalistische Vluslim Standard muß -ugcben, daß nur der große Haß gegen den Exsultan die übereilten Maßnahmen Angoras erklären könne. Don 120 geistlichen Mit- gliedern der Nationalversammlung seien SS orthodoxe Mu»lime, die nicht zugedrn könnten, daß d:r islamische Herrscher entgegen dem Recht seiner weltlichen Macht entkleidet werde. Er müsse zum mindesten die Befugnis erhalten, die der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika besitzt. Da» Gefährlichste aber für Angora ist die Tat sache, daß England sich diesen Zwiespalt unter den Türken »unuhr zu machen weiß. E» ist schon ein Dortiil für England, daß durch das Vorgehen Angora» dock -i« bisher außerordentlich starren Sympathien der indischen Mohammedaner für Angora einigermaßen beeinträchtigt werden. Außer dem sucht England in Arabien gegen die Kema- liste» zu wühlen. E» ist nicht ohne Bedeutung, daß der abgesetzte Sultan von seinem bleb-r'.gen Zufluchtsorte Malta nach Mekka gereist ist. England bösst, daß er gerade infolge der schroffen Haltung der Angoraregierung in der Kalifats- frage große Teile de» nichttürkischen Islam, für sich werbe gewinnen können. Auch spekuliert man in England damit, baß der Sxfultaa seine Kalifat«, befugniffs dem König« Hussein von Ledja» über- tragen könnte. England will also anschern-nd auf da» System von .Gegenkoisern" hinaus, das im Mittelalter Deutschland zerrüttet hat. Bedenkt man nun noch, daß bei denen, die hinter den Kulissen die Herabdrückung der politischen Stellung de» Herrscher» betrieben haben, wohl viel weniger demokratische Grundsätze die Triebfcd:r dr» Handel» gewesen sind, als das Verlangen, die eig ne Macht an die Stelle der Macht des Sultans zu setzen, so muß man sagen, daß diese» Vorgehen in subjek- tiver Hinsicht nicht sehr patriotisch, in objektive« kaum sehr staatsklug gewesen ist. durch die Uebernahme einer solchen Verantwortung ruiniert werden würde. Die Times schreiben: Daß de» Franzosen al» Sicherheit entweder einen Pufferstaat oder eine luter- nationale Koatroll« oder eia« int«alliiert« Verwal tung der Eisenbahn« oder eine »ähnlich« Schwa- chung" der Baade, dl« da» Rheinland mit de» Reiche verknüpfen, verlangen, sei eine Thes«, die stet» in einflußreichen Kreisen verfocht«« worbe» sei. Di« kürzlich erfolgt« Ausweisung preußisch« Beamt« sei bezeichnend. Die Franzosen beständen darauf, daß auf jeden Fall die rheinischen Provinzen von rh-i- tiischen Beamten verwaltet werden. Eln franzSsischer Mffizker verletzt «tgener »raHt»eri»td«»»«t»»i,««r„e»l,it,» Fraaksart ». M, 20. März. In den letzten Tagen führten französisch« Eisen bahner einen Zug in da» städtische Gamoerk von Ludwigshafen hinein und überrannten dort vier be ladene Kohlenwagen. Die Wagen liegen aufeinander getürmt; die Lokomotive ist stark beschädigt und d« gesamte Materialschaden bedeutend. Die mechanischen Kohlenförderungsanlagen de» Gaswerke« find voll ständig außer Betrieb gesetzt, so daß das Gaswerk auf mehrere Tage die Gasabgabe wesentlich einsch.Huken muß. Uebrlgen» hat die Reichebahn eia eigenes, dem Reich gehörige» Gaswerk, da» auch die Franzosen betreiben wollen. Al» eia französischer Offi zier dieser Tage aus dem Werk erschien, um es zu besichtigen, wurde er dabei auf eine bl» jetzt noch nicht näher bekannt gewordene Art sehr schwer rerletzt. Im städtischen Krankcnhau» zu Ludwigs hafen ist er nunmehr seinen Verletzungen erlegen. Su spät rehabilitiert Bochum, 20. März Die in Essen angestellten Ermittelungen über die Erschießung des französischen Soldaten und de» Buchdruckereibesitzer» Schulte haben einwandfrei ergeben, daß Schulte ohne jeden Anlaß erschossen worden ist und insbesondere als Täter gegen den französischen Soldaten keinesfalls in Frage kommen kann. Auch nach einer Erklärung des Division»- kommandeur« Fournier kann Schulte für den Anschlag auf den französischen Soldaten nicht in Frage kommen. Die bei. den Kriminalbeamten und der Ärzt, die den schwer verletzten Schulte, der am Nachmittag seinen Der- teten, wurden, als sie sich zur Feuerwache zurück, letzungen «lege» ist, in da« Kohlensyndikat beglei- begeben wollten, auf dem Pahnhofsplatz von mehre- ren Mannschaften angehalten, in den Eingang de» von den Franzosen besetzten Hotel» Handelshof ge- zerrt und hier so schwer mißhandelt, daß der eine der beiden Kriminalbeamten dienstunfähig ist. Im allgemeinen wurde zu der Erschießung eine« französischen Heizer» im Esscnev Hauptbahnhof fest- gestellt, daß die Umgebung de» Bahnhofes in der Nacht zum Sonntag um 2 Uhr, al» der Schuß fiel, vollkommen menschenleer dalag. E» ist somit sich«, daß sich zu jener Zeit kein Zivilist am Dahn. Hof oder in der Nähe de» Bahnhofe» befunden hat. Meine politische Nachrichten Die Neuwahlen in Jugoslawien haben, soweit bisher die Ergebnisse zu übersehen sind, einen starken Erfolg der Regierungspartei Pasitsch gebracht, die IIS Stimmen erhielt. Die zwettstarkste Gruppe ist bisher die kroatische Partei Raditsch mit SS Stimmen. Die Demokraten er- zielten 3ö, die slowenische klerikale Dolkspartei 21, die Deutschen 8 Mandate. Die Leiche der verstorbene» srüheren König!» von Montenegro Milena wurde am Sonn- tag nach San Remo übergeführt und in der Krypta der dortigen russischen Kirche an der Seite ihre» Ge- mahl» beigesetzt. Au» Gründen der hohen Politik fanden die Leichenfeierlichkeiten nur in privatester Form statt. Hexentanz Kleine» Theater Die Stadt Leipzig hab' ich eigentlich gern. Aber ihre Autoren- Ich weiß nicht. Die Leute brauchen bloß herzukommen, und schon lassen sie einen Schmarren aufführen. So die ersten beiden Akte de» Schauspieler» Gottfried ffalkenhausen au» der Sophienstraße, der sich in zarter Rücksicht auf seinen Direktor wenigsten» in die Büsche der Elster- straße schlägt, wenn er sich spielen lasten will, di« möchten ihm hingehen. LIssi, die Kokotte am Strande de» stillen Bergsee». Mit breitem Paradles bett und vielen Pyjama». Wirklich sehr geschmackvolle NegligLe», während der Dialog untermittelmäßig bleibt. Erotischer Schwank, nicht gerade schleimig, sondern mehr ulkig. Annähernd eia halbe» Dutzend Weibchen um einen Schönling bemüht, der angeblich Seele sucht, und statt dessen immer — na also, man weiß schon, wa» er statt dessen findet. Da» Parodie» seine, Bette» wird von einer wenig« seelenvollen al» körpertollen Schar edler Frauen belagert, bi« der seelensüchtige Schönling durch Literaturkolleg» im unpassendsten Augenblick — auch er ist eia Autor — enttäuscht. Weil ober die Sache leid« .Lustspiel" heißt, kommt io» dritten Akt außer zahlreichen nackten Mädchenbeinen am Badestrand Falkeahausen» philo- sophischer Pferdefuß zum Vorschein. De» Schön- ltng» häßlicher Freund geht statt seiner mit der seelenvollen Unschuld durch, die ihrerseits Seele und Unschuld erst in diesem letzten Akt entdeckt. Vorher aber findet « leider noch Zeit, dem Schönling zu erklären, daß dessen Tragik eben darin bestehe, ein Schönling zu sein, keine menschlich« Persönlichkeit, sondern eine männliche Attraktion. E» ist ja möglich, daß der Schauspiel« Fallen- Hausen seine männlichen Vorzüge wirklich al» schwere Last empfindet; ab« da» bleibt am End« sein« Privatangelegenheit. Man sollt«, find« ich, di« Dio kretion g-gen sich selb« nur opfern, wenn wenigsten» «in gute» Theaterstück dabei herauskommt. Wa» die künstlerische Darbietung der erotischen Indiskretion mit philosophische» Schwänzchen an- gHt, so habe ich der Negligee» schon mit An«?«», «vnig gedacht. Unter den io bemerkenswert an- und I ausgezogenen Damen zeichnete sich im übrigen wie der das Temperament de» Fräulein Neukirchen au«, wahrend da» schöne Fräulein Hoffmann sich zu oft hinstellt, als wollte sie sagen: .Sehr apart, gnädige Frau, würde Sie auch entzücken- kleiden, nur drei hundert Mille!" Den Schönling spielte He« Falkenhausen selb-r etwa» farblos. Er hätte besser getan, die Rolle seinem Kollegen Walther zu übergeben, der schon da- durch sympathisch aufföllt, daß er sich unter der Bürde seiner männlichen Reize bisher zu keinen lite rarischen Irrdiskretionen verleiten ließ. Nnn» s«or? AleM«r Var wierbadener Staatrtheater Da» „Königliche Theater" in Wiesbaden, da» von der Feuersbrunst vernichtet wurde, blickte in unser« Zeit al» ein charakteristische» Denkmal der hösnchen Kunstpfleae unter Wilhelm II. Die Wiener Architekten Fellner und Helmer, die e» in den Jahren 1893 und 1894 errichteten — der Kostenaofwand von 2200000 Mark erschien damals al» ein ungeheurer Luxu» —, wählten dazu den Fanfaren- und Triumph Stil, der sür die Kaiserzeit bc-etchnend war- Schwere Barock- formen, vor dem Hauptportal ein mächtiger Die- belbau mit einer etwa» sonderbaren Saulenan- ordnung, sigurenreiche Relief» und Gri ppen, Zen- tauren und Panther dabei Aber noch prächtiger und reicher war di« Inneneinrichtung. Auch hier allenthalben barocke lleppigkeit, in dem teilweise zu plastischen Gebilden übergehenden Deckenge mälde von Kögler, in der Vorhangmalerei von dem Wiener Goltz. Die Wandelgänge, die kleineren Salon», die Katserlvaen, da» Foyer: olle» war aus glänzend« Repräsentation gestellt «l» 1902 der Erweiterungsbau von Genzmer angesügt wurde, ward dseser Prunkcharakter noch unter strichen. Srler» Fresken paßten dazu. Georg do» Hülsen.Hoeseler, vom Kaiser besonder» -esckätzt, waltete hier von 1893 bi» zu« Jahre 1V4, do er an de» Grasen Hockber- Stell« nach Berlin ko«, al» Generalintendant. I» ist -ekannt. welche» Interesse Wilhelm N gerade dem Wiesbadener Hoftheater zuwandt«; die „Mai-Festspiele" sind noch in aller Oe» dächtni». Künstlerisch trat die Bahn« mehr her vor unter Hülfen» Nachfolger aus dem Inten« dantenposten, dem Kammerherrn Dr- Kurt von Mutzenbecher, der nicht nur die große Oper weiterpslegte und den Klassikern bretteren Zu gang öffnete, sondern die Werke hervorragender zettgenössischer Dichter und Tonsetzer heranzog. Stand das Wiesbadener Theater vorher unter dem Zeichen von Joseph Lausf, so hielt unter Mutzenbecher Ibsen hier seinen Einzug Ganz außerordentlich aber war die technische Einrich- tung de» Bühnenhauses, die nun offenbar von der Grausamkeit des Feuers völlig zerstört wurde Nach den Angaben von Karl August Schick, der noch unter Ludwig H in München gearbeitet hatte, wurde hier Mustergültiges geschaffen. El ist zu fürchten, daß davon raum mehr etwa- vor handen ist. - — Lent! k!ß- »ller — Ott» rdlwann, Bt, invNkaltt»- -ei- r>^ndrtt. dl« 1»«nttw« vam Veidleber. cettaao^vi t» «Ladenma bei Ättaplane« ,«m al« rvaretpares .SaS Sd* wollt' t» Einstein Ekstase in Japan. Lin Bericht der Bösst- scheu Zeitung au» Tokio erzählt von der begeisterten Aufnahme, die Einstein wahrend seine» Aufenthalt» in Japan erfuhr. Man empfing ibn mit zahllosen Blumen- und Kranzspenden, mit Blitzlichtauf nahmen, und wohin er kam, forderte man von iyrn stundenlange Vorträge über die Relativitätstheorie. Der Nam« Einstein war in aller Mund. Bilder von ihm und seiner Gattin waren in den Zeitungen und Anstchtskartenlüdea zu seken. Seine Schriften und andere Publikationen zu oem Thema wurden in den großen Buchhandlungen in besonderen Auslagen massenhaft verkauft. Daß auch der Einsteinfilm ge zeigt wurde, ist selbstverständlich. Ein Kuriosum aber ist, daß zwei junge Dozenten der Universität zur Popularisierung der Theorie ein Relativ»- tät»drama verfaßten. Man erzählte sich sogar, daß die Minister in einer Kabinettvsttzung sich mit der Frage befaßten, ob sie wohl die Ein- steintheori« verstehen könnten, und selbst der Prinzregent habe sich einen IXstündigen Vor trag gefallen lassen müssen. An» den rHenierSnremr». iO«» v 1 tsche B » » n « ».) ru cper terkt^t für Gor.naden». ' — uSckve Vleu-fft »'s Urauft^durr«-. von Lur« (Lutttwel von v»r. In den chaupwartten ynd d Koka Sind. Wirt — OSrar Latzmr. ' m-nn ESller — vtt» Valtmnnn, tun« d« Mttr« Sm' VhELO. WffLtE, VnMvtXH. IMO MKDSkRNtWO»» »DiKA d? e«H»L^Mch Wahnideen Wahnideen, lleberwertungsldeen überwuchern i« krankhaften Gehirn alle normalen Vorstellungen von Kraft und Macht. Der Kranke kennt keine Schranken; er fordert Maßlose»; sein Wille geschehe lrast sein« Kraft. Er ist der Herr und Sieger, da« übrige Knechtovolk. Er die Wahrheit, jene» die Lüge; er da» Recht, er der Geist und da» Wissen, jene« di« Schuld und die Nichtigkeit. In» Ungemessene sieht er seine Kraft wachsen und glaubt an sein Recht, aus dem Wege zum Ziel da» Dasallenvolk zertreten zu können, er, der Fanatiker der Rache und de» Haffe«. Den Haß der übrigen fürchtet er nicht, gerade so, wie er der Furcht trotzt. Mögen sie ihn nur hassen! Grausam, gierig, machthungria trennt er den Volks körper in seine Telle. So wird er benschen. Sr! Er ist der Gott, und andere Götter duldet er nicht «eben sich. Er hat di« Macht; ein Gefolge geistig infizier- ter hypnotisierter Männer, Extremisten, Lhauvinistea huldigen ihm, drüben, im anderen Lager. Sie wähnen ibn über goldene» Eiern brütend, bi» eine» Tage» doch nur ein klägliche», lebensunfähige» Hähnchen entschlüpfen wird. Sie aber gackern inzwischen den prahlerischen Ruf einer neuen Kultur, einer subtile« Roffendestillation in die Welt binau», sie, die armen Verirrten. Er aber hält sie fest in seinen Klaue»; denn er braucht sie zum Bilden und Formen seiner Projekte, bi» er auch ihnen den Hal» »bschnllrt. So hat sein Wahn Methode. Sie aber merle« nicht, daß seine wortreiche Sprach« der Au»fluß eine» krankhaften Dorstellungsinhalt» von Halluzinationen und Illusionen ist und sein« Ueberschätzungsideen ihn zu sadistischen Motiven und Handlurwen treiben. Er, ein lächerlicher Bramarbas, bläht sich aus und glaubt vielleicht, für Recht, Ehre, Gewissen Un- Sicherheit zu kämpfen! Weh« aber, wenn der arme, geknechtete, zersetzt« Körper Widerstand rntaegenbtingtl Urn so gieriger krallt sich dann der Wüterich ein und saugt ihm die Lebenssäfte au» Gr ist hemmungslos in seine» sadistischen Gefühlen, mit denen er seinen Wahn zu entspannen sucht. Die ein SGtnderhanne» brennt er und mordet er. Er peitscht bl« Mensche« wie «inst Lerxe» da» Meer. Gr laust Amok — bi« di« Schranken seine» Geiste» auch um seinen Körper ge» ; zage» «erbe». vr. Avd»sst AuBstKliM