Volltext Seite (XML)
Oie Leiche und die Kinder «m Donnerstag Mittag »ft die .Grotze Siche* im Leutzscdcr Holze inlolge Altersschwäche umge- ftürzt. Da» Hou de« 27 Meter hohen Baume», dessen Alter man aus etwa tausend Iadrc schützte, war völlig morsch geworden, nur hie Rinde hatte zuletzt den Baum gehalten. Im Lrutzscher Holze liegt die tote Rieseneiche. Kein äusserer Einfluß, kein Blitz hat sie gestürzt. in Scharen herbei. Sie nehmen, was sie finden. Der Baum liegt nackt, in seltsam gelblicher Färbung do. Die Blätter, die ihn einst schmück ten, Zeichen seines Ledens, sind fort. Die de« schattenden Aeste, schöner als nützlich, sind nun dem Tagesgcbrauche gewidmet und brennen in irgend einem Ofen. Sogar die Rinde wird von Kommunisten gegen völkische Blutiger Zusa»»enst»b i« Leip-ig Am Freitag abend kam es in Leipzig anläßlich einer Versammlung, die der Deutsche Herold, eine völkisch-antisemittsche Vereinigung, im So. Ver ein-Hause in der Roßstraße einberufen hatte, zu blu tigen Zwischenfällen. Die Versammlung hatte so eben ihren Anfang genommen, als vor dem Vereins- Hause mehrere hundert halbwüchsige Burschen und Männer, angeblich Kommunisten, erschienen, sofort die Eingänge besetzten, in den Saal, der sich noch nicht ganz gefüllt hatte, eindrangen und die Versammelten mit Schimpfwörter» aufforderten, schleunigst das Lokal zu verlassen. Dabei kam e« zu lebhaften Auseinandersetzungen, die in Tätlich keiten ausarteten, wobei Messer, Knüppel und Holz latten als Waffen benutzt wurden. Die herbei- eilende Polizei w^rde gleichfalls angegriffen. Hier bei erhielten Polizeibeamte derartige Verletzungen, daß sie sofort in da« Krankenhaus St. Jakob ge bracht werden mußten. Von den Versammlungs mitgliedern wurden gleichfalls vier Personen schwer verwundet. 07« im k.«u»«envr waio Die kaufend Jahre ihres Lebens haben sie von ihrer stolzen Hohe zur Erde gebracht. Deshalb wirkt es tragisch, diesen stolzen Baum am Boden zu sehen. Denn der Zufall erregt niemals Trauer; ergreifend ist nur das Unabwendbare, das Schicksal, das die unnachsichtltche Zeit er- zwingt. In der Mitte geborsten, zersplittert liegt der Daum im Walde da. Die einzelnen Teile bilden seltsame Figuren: hier der Kopf einer Here, wie er in allen Märchenbüchern zu finden, die von verzauberten Menschen handeln. Dort ein lustiger Dubenkopf, der sich auf diesem morschen Grunde ungefähr so ausnimmt, wie ein über den Arabern getanztes Menuett. Aus hohlem eö.unde schuf die Natur dieses Zeichen des Lebens. Der Stamm muß mit jäher Wucht gefallen sein. Der weiche Waldbodcn ringsum ist aufge wühlt. Seiner Größe und Macht bewußt, mag er sich in letzter Qual aufgebäumt haben. Do brach er in der Mitte entzwei. Und sogleich kommen die glücklichen Erben eisernen Hacken entfernt; bei jedem Schlage er tönt ans dem Stumpfe ein dumpf tönendes, schmerzliches Stöhnen. Ueber die Reste springen die Kinder. Sie rufen, sobald sie auf der obersten Spitze des Stammes angelangt sind: „Wie schön!" Das klingt seltsam. Unbewußt liegt da in dem kind lichen Spiele wohl eine Art Triumphgefühl, auf etwas stehen zu können, was bisher unerreichbar war: wer hätte es gewagt, an der Nieseneiche cniporzuklettern? Nun, da sie tot, freuen sich die Kinder. Das haben sie von den Erwachsenen gelernt! An diesem Zeichen, von der Natur in den Leuhscher Wald geworfen, erkennt man die Zeit: die Großen nehmen das Holz, und die Kinder springen über die Leiche! Oder ist dies vielleicht besser so? Freut dies sogar den toten Niesen? Eines ist jedenfalls sicher: die Königseiche ist tot — die Kinder leben und springen über sie hinweg. Ob die Jugend recht hat oder nicht — das müßte die Eiche sagen.... 7lni. Oie Tragödie am lviesenhaus In der wcirrrcn Verhandlung gegen den frühe ren Husarenlcutnant Köhn vor dem Schwurgericht in Zwickau wurde -er Polizeiinspektock Rcin- schüssel vernommen. Er war bei der Auffindung der Leiche und ihrer Bergung zugegen. Sein erster Ein- druck war, daß die Stellung des Körpers künstlich hergerichtet worden sei. Es hatte den Anschein, als ob an der Fundstelle besonders viel Schnee auf gehäuft worden sei. Die Leiche schien ganz unver sehrt zu sein, obwohl damals schon starke Hitze herrschte. Dann wurde em Apotheker au» Hamburg, ein ehemaliger Freund von Margarethe Müller, ver nommen. Lr bekundete, sie habe die Beziehung zu ihm gelöst, weil sie eine Freundschaft mit einem Herrn von Stern angeknüpft habe. Später sei sie zu ' Köhn in Beziehungen getreten. Bei ihrem Abschied von Hamburg habe sie dem Zeugen mitgetcilt, daß Köhn sie beiraien wolle. Später aber habe sie sich darüber beklagt, daß sie von Köhn geschlagen worden sei. Köhn wolle sich auch wegen einer anderen Liebes affäre das Leben nehmen. Bei der darauffolgenden Vernehmung des Buch- driickereibcsibers von Stern teilt dieser Zeuge mit, daß er im Juli 1921 eines Tages einen anonymen Brief erhielt, den der Zeuge überreicht. Es wird fest gestellt, daß -er Brief in fernen Schriftzügen eine starke Aehnlichkcit mit der Handschrift des Ange klagten in anderen Briefen aufweist. Der Brief ist als Mitteilung einer Dame zurrchtgestutzt, und seine Tendenz geht dahin, ein Zerwürfnis des Zeugen von Stern mit Grete Müller hcrbeizuführen. Köhn be stritt entschieden, daß er den Brief, der in Potsdam nufgegeben ist, geschrieben habe. Eine Freundin Grete Müllers bekundet, daß diese in Köhn den Absender des Briefes vermutet habe. Eine andere Zeugin schildert Fräulein Müller als sehr sympathisches Mädchen. Grete Müller habe ans Dresden an sie, die Zeugin, geschrieben: „Ich bin noch nie so glücklich gewesen wie jetzt, da mein Lorenz sich Heute unentbehrlich für jeden Kavfivann „Der Weg zum Kilufer" Eine Theorie der praktischen Reklame voa U. Tft. NrIncklSnilur. Soeben erschien«». vsenki. UksdiLek, vuckksmiiuKg Knrprinzstroh« 6. sehr gebessert hat/ Dies war das letzte Lebenszeichen, u ihrer Freundin erhielt. Lin früherer N g m <> o des Angeklagten bekundet, daß Köhn ihm eines Tages erzätü* > er habe sich über das Verschwinden seiner Geliebten sorgenvolle Gedanken gemacht und schon überall Er kundigungen eingezogcn. Ein Kriminalbctriebsassi- stent aus Berlin sagt aus, Köhn sei bei der ersten Vernehmung vollkommen ruhig geblieben und habe die Sache sogar ins Lächerliche ziehen wollen. An einem der nächsten Sitzungstage wird ein Lokaltermin im Erzgebirge und beim Gasthof Wiesenhaus stattfinden. Vas Urteil im Berliner Giftmorvprozetz Am Freitag spät abends wurde das Urteil ge fällt. Frau Klein, die ihren Mann durch Arsenik vergiftet hat, erhielt wegen Totschlags vier Jahre Gefängnis, Frau Nebe wegen Beihilfe 1)4 Jahr Zuchthaus. Beiden Angeklagten werden je 9 Mo nate Untersuchungshaft angerechnet. Der Klein werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf 6 Jahre, der Nebe auf 3 Jahre aberkannt. Die Mutter der Nebe, die Angeklagte Niemer, wird freigesprochen. Der Poft-Gol»fra«ke». Der deutsche Gegen wert des Goldsrauken bei der Gebührenerhebung im Auslands-Paket-, Zeitungs-, Telegramm- und Fernsprechverkehr ist vom 19. März ab auf 4400 Mark festgesetzt worden. Zu Fuß über den Finnischen Meerbusen sind, wie ein estnische» Blatt berichtet, am 5. März zwölf in Finnland beschäftigt gewesene estnische Waldarbeiter nach Reval gekommen. Als die Wanderer vom Leuchtturm aus gesichtet wurden, hielt man sie für Schiffbrüchige, und sandte ihnen eine Hilfsexpedition entgegen. Doch erwies es sich, daß sie wohlauf waren und keinerlei Hilfe benötigten. Diese Tatsache ist für die diesen Winter in der nördlichen Ostsee herrschenden Eisvrrhältnisse charakteristisch. Die Kirche gegen die sexuelle Aufklärung in der Schule. Die Jahresversammlung der französischen Kardinäle und Erzbischöfe hat sich von neuem gegen jede sexuelle Aufklärung de» Kindes, die nicht von den Eltern ausaeht, ausgesprochen. Das Kom munique berichtet: .Die Versammlung lehnt die Methoden der sogenanten scruellen Erziehung, dis sich nur auf die Wissenschaft, mit Ausschluß der religiösen Moral, stützen, ab. Sie tadelt von neuem und eindringlich die Methoden der öffentlichen und kollektiven Aufklärung de» Kinde», sei es durch die Schule oder durch ihre Bücher oder Abbildungen oder Vorträge. Sie erklärt, -aß diese Aufklärung dem Vater und der Mutter -usteht oder, wenn dies unmöglich ist, anderen Personen, die das volle Ver trauen der Kinder besitzen." Für Me Zranzösifcher Einspruch gegen die Dollar - Anleihe «igruerDrahtSerichtdra Leipziger Tageblätter Pari-, 16. März. Die Reparationskvmmission hatte sich heute mit einem Einspruch der frar Höfischen Aborvuung gegen Vie Ausgabe der deutsche« Dollar- Anleihe zu beschäftigen. Don franzö sischer Seite wurde geltend gemacht, dah der Versailler Vertrag den Alliierten für die EntschödigungSzahlungeu eine Gene- ralhhpothek auf alle deutschen Einnahme quellen eingeräumt und dah die jetzt zur Zeichnung aufgelegte Anleihe in Höhe von 50 Millionen Dollar unter diese «Keneralkmpothek falle. Der italienische stellvertretende Delegierte DAmeglio be antragte, das juristische Komitee der NeparationSkomruission mit der weiteren Prüfung dieser Frage zu beauftragen, was auch beschlossen wurde. Alsdann überreichte die franzSfische Abordnung eine Beschwerde darüber, dah die deutsche Regierung für die Ausfüh rung der vom Arbeitsminister Le Troequer angeregten grotzen Arbeiten im Innern Frankreichs bis jetzt «och keine Vorschläge gemacht habe. wie-erausnahme der UontroNtaUgkeit Drahlbertchl «userer Berliner «chrtftlettun, Berlin, 16. März. Die unter dem Vorsitz de« Generals Rollet stehende Interalliierte Kontrollkommission hat der deutschen Regierung mitgeteilt, daß sie ihre seit dem 15. Januar, dem Tage des Beginns der Ruhrbesetzung geübte Zurückhaltung aufgeben werde. Sie wolle bereits in -en nächsten Tagen ihre Kontroll tätigkeit in Deutschland wieder auf nehmen. Vas mißhandelte Völkerrecht Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht in Leipzig Leipzig, 16. Marz. Die viert« Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, die hier am 13. März be- yonnen hatte, wurde heute mit einem Empfang im Großen Saale de« Gewandhauses unter Teilnahme zahlreicher geladener Gäste geschlossen. Diese Schluß tagung erhielt ihre besondere Bedeutung durch die Stellungnahme der Gesellschaft zum Ruhr einfall. Nach der Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters Dr. Rothe beleuchtete Professor Meurer aus Würzburg in einer klug aufgebauten Red« den juristischen Komplex des Versailler Friedensvertrages im Zusammenhang mit der Ge waltpolitik PoinearLs. In den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellte er di« Interpretation der 88 17 und 18 des Versailler Friedensvertroges, die die französische Regierung als Rechtstitel für ihren Ein fall in -as Nuhrgebier beansprucht. Meurer wies darauf hin, daß dem Wesen des Rechts eine uferlose Gewaltmaßnahm«, wie sie die Okkupationsmächte ausüben, widerspreche. Im K 1.4 seien die Garantie maßnahmen erschöpfend behandelt. Don einer räum- lichen Ausdehnung sei hier leine Rede. Sonder aktionen könnten von den Alliierten nicht unter nommen werden. Maßgebend sei allein die Gesamt heit der Verbündeten. Der Vortragende definierte den Begriff „Repressalie" dahin, daß hier die Proportionalitätt -er Vergeltung bestimmend sei. Die Strasmaßnahmen der Franzosen ständen aber in keinem Verhältnis zu den geringen Verfehlungen Deutschlands. -lcrauf sprach Professor Mendelssohn- Bartholdy (Hamburg), der di« ethischen Im- ponderobilien des Völkerrechts beleuchtete und be rühmt« französische und englische Rechtsgelehrte al« Kronzeugen dafür anführte, daß die Gewaltpolitik der Franzosen die Grundpfeiler des Recht« unter- grabe. Di« eingehenden Erörterungen über die rechtliche Seite des Ruhreinfalle« fanden ihren Niederschlag in folgender Entschließung: Die Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht da« auf ihrer 1 Jahresversammlung zu Leip,io vom 13. bi- zum 16. Mörz 1923 die rechtlichen Grunvlayen des f.an,östsch.belglschen Vorgehens «m Ruhrgebiet, itn Nbrinland und in Vaden nach allen Leiten eingehend geprüft Die deulscden Vertreter der Völkerrechts wissenschaft haben sich darüber Rechenschaft gegeben, bas, er ihre Aufgabe ist bicrve» nur dem RechlS- acdankcn im Geiste der Dissenschasr zu dienen. Tie naben sich zu etndelltacr RechtSüverzeuguna in folgendem »usamrncnaefundrn: 1. Denn di« NevoraitonSkommisflon nach fsß 17 und IS der Anlage II dinter Artikel 241 de» Versailler Vertrages eine vorsätzlich« Nichterfüllung von NctzaratlonSverpslichtungen festgestellt dal. so könnten Awangsmaknabmen ergriffen werden, — tedoch immer nur krasi einstimmigen Beschlüsse« aller der- teniaen alliierten und assoziierten Negierungen, di« da« Rem daben, in der NevarattonSkommisston vertreten sein. An diesem einstimmigen Beschlüsse fehlt, «S. 2. Nach dem deäciLmcle« i 18 stellt es den alliierten und assoziierten Mawten zu. finanzielle und wirtschaft liche Sperr- und ZwangSmastnaknnen anzuwenden oder andere Maßnahmen ähnlicher An zu «rgrclfen, soweit solche von den Regierungen der dctroffenen Mächle f.gouoerncmcntS rcwcctisS") sür ersorderltch er achtet werden s.pourront estnner nöcefsiti-eS"). Aber dir Entscheidung hierüber steht lediglich der Gesamt heit der Mächte zu. 3 Der s> 18 spricht zunächst von finanzielle» und wirt- schasiltchen Sperr- und ZwangSnurtznahmen. Di« dann sorgende Grncralklauscl kann sich nur auf Maßnahmen verwandter Art beziehen, ssrankretch und Belgien sind jedoch mit militärischer Macht in deutsches unbesetztes Gebiet cinmorschiert. Zugleich zwingen sie dem Lande links des Rheines eigenmächtig ein« neue Ordnung auf. 4. «NS „Garantie" der vollständigen NuSsührung des Versailler Vertrages hat Teil Xiv hte Besetzung drS linken Rheinufers vorgesehen und damit die Mka. lichkciten einer erlaubten Eingriffes in die deutsche Gebietshoheit erschöpsend geregelt. An keiner anderen Stelle des Versailler Vertrages, insbesondere nicht im Artikel 248. ist eine rechtlich« Handhabe für eine andere Antastung deutschen Gebietes gegeben. 5. klebe Berufung auf geschichtlich bekannte Reprcssaltensäile wird durch di, erschöpfenden Bc^ stimmungcn dcS Versailler Vertrages unter allen Um ständen ausgeschlossen. UeberdicS würde der französisch belgische Einbruch auch unter dem Gesichtspunkte der Repressalie nicht gerechtfertigt werden können, weil der angewandte Zwang nach Art und Mak tn keinem Ver hältnis zu den behaupteten geringfügigen Versohlungen Deutschlands steht. DaS sranzösisch-belgifche Vorgehen stellt sich nach alledem mS eine schwere Verletzung des VersaillerBertrages und des Völker recht-dar. Da? Recbt wird hier zur Verhüllung machtpolitischer Bestrebungen mißbraucht. Die eindrucksvolle Tagung, die von musikalischen Vorträgen des Thomanerchores unter Leitung des Thomavtantors Prof. Dr. Karl Straube umrahmt wurde, klang in einer Schlußausprache des Professors Dr. Wach-'Leipzig aus. Vie ttohlsnsteuer angenommen Drnhtllcricht unserer Berliner Schrtftlettung Berlin, 16. März. In seiner heutigen Sitzung verabschiedete -er Reichstag zunächst das Gesetz über die Gebühren für Arbeitsbücher, das Gesetz über die Verlängerung der Zuckerbeliefcrungsfrist bis zum 31. Juli d. I., sowie den Gesetzentwurf über die Erhöhung der Unter stützungen für Sozialrentner. Dann folgte die zweite Beratung der Kohlen st euer. Nach der Vorlage soll die 40prozentige Kohlensteuer bis zum 31. März 1924 verlängert werden. Der Ausschuß hat eine Reihe von Esttschließungen eingebracht, in denen er die Regierung ersucht, eine Nachprüfung der Steuersätze durch den Reichsrat vornehmen zu lassen, ferner den gemeinnützigen karitativen und kirchlichen Anstalten und den minderbemittelten Dolkskreisen den Bezug von Hausbrandkohle für den nächsten Winter zu ver- billigen. Rcichsfinanzminister Dr. Hermes erklärte, er sei bereit, diesen Wünschen zu entsprechen, und darüber hinaus von sich aus die Initiative für eine Ermäßigung der Kohlensteuer zu ergreifen: allrrüings nur unter der Voraussetzung, daß der Bergbau seinerseits in gleicher Weise an einer Sen- kunq der Kohlenpreise mitwirke. Die Abstimmung über den 8 1, von deren Er gebnis das Schicksal der Vorlage abhing, war auf Verlangen des Zentrums namentlich und ergab Annahme mit 295 gegen 8 Stimmen bei einer Stimmenthaltung (des Abg. Gothein). Der sozial demokratische Antrag auf sofortige Einziehung der gestundetetcn Kohlcnsteuer wurde abgclehnt, ebenso ein kommunistischer Antrag, die Hausbrandkohle für die minderbemittelte Bevölkerung und die Kohle für Krankenhäuser und gemeinnützige diustalten steuer frei zu lassen. Die übrigen Paragraphen wurden unter Ablehnung mehrerer kommunistischer Abänderungs anträge angenommen. Nach Beendigung der -weiten Lesung folgte sofort die dritte, die ohne jede Aus sprache die endgLltige Annahme des Gesetzes ergab. Die nächste Sitzung, auf deren Tagesordnung außer zahlreichen kleinen Vorlagen der Haushalt des Reichspostministeriums steht, wurde auf Dienstag nachmittag 2 Uhr anberaumt.