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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230318
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-18
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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MSrr 8ge Marz. Part« ein- cderung n: iza, die Garantien iwerde im r Gerichte >r auf den er Minute »gna vor» rrückzogn. t der von alliierten en. ».Sie g gewisser da. Recht ilrkische ie Türken itrollen in >ie Zurück- hrend der Gummen. Friedens en, Polen Vertrags lichen De- Lausanne >ca. gevlattes . Mär», -ejmsitzung eates über ich zu Be» Skandai. en Helden m in Osr- !> sich der rotestierte stgalizien» ukrainische ließ Ger t Saal zu ei kam e» lbgeordns- r unae- schall das die Dauer angenom- im Saale inan»- tionall'ed ihlich be- rpräsident einen Be- tscheidung hten n San. andte rn rndten in >cr Reichs« chmidt» ktspar- Mit, daß ir Deut» veryaltni, rarbeltens fgabeu im )er Senat mit 26S ssfen sind, enegro Schaffung «, ist erst a gerufen usammen- oaltungcn en Akten- ß das alte ußte man » Kriegs. « andern » Reichs üben über mbteilung reußischen er Akten- ;e Zahlen. 22 gingen listen und »fläche der sind, be» Akten der schon jetzt s den ge» g«. Da» che Akten, issen von unter der Hatzfeldt- New Dor» »et, besten ine Frau :eut wor» ie Lungen ung. Der >' sofort ung. Fast » kleinen ttion von ezer Zeit, en. Da» denso gut tzrettisttn. > da« Hi. Sielende» » derzeit : Re-bal Lonnlag, <1ea 18. LSrr Oer wagen beginnt umgekehrt zu laufen Die Wirkungen der Markfiablttflerung an der ischechlschen Grenze Was keine noch so strenge Grenzabsperruug zustande bringen konnte, die Abschnürung und möglichste Drosselung des Grenzve KehrS — das ist durch die Macht der wirtschaftlichen Verhält nisse im Handumdrehen eingetreten Als vor einigen Jahren die deutsche Mark genau den doppelten Kaufwert der tschechischen Krone besaß, konnten auch die strengsten Mittel, selbst Militär sperre, das Abfließen großer Mengen lebens wichtiger Artikel über die Reichsgrenze von Böhmen her nicht verhindern. Und während die „kleinen Pascher" sich m t der Versorgung mit allerlei Artikeln des täglichen Bedarfs für Küche und Haus begnügten, warfen sich Großschmuggel und Spekulation auf Butter, Fette, Eier, Kaffee, Tee, Weine, Spirituosen, teure Liköre, Lrder, auf den Ankauf von Gold und Silber usw. Fässer- und kistenweise wurden die Dinge ausgekauft und unter aller ei falscher Dek ararion in die großen Städte verschoben. Innerhalb Wen ger Wochen änderte sich dann die Lage. Unglaublich rasch schnellte die Krone empor. Die Kraft der Valuta schlug mit einem Male Grenzverkehr und Auskauf der tscbechoslovakischen Grenzorte nieder, und innerhalb einer Woche kehrte sich das Preisverhältnis um. In dem Maße, wie die Krone hochschneüte, die Preise in Deutschland aber die alten blieben, machte sich der E nkauf in entgegengesetzter Richtung lohnend. Zuerst wurden Stoffe und Kleidung, hierauf be sonders WirtschaftSgcräte, später Garne und Zwirne gekauft, bald wurde aber so ziemlich alles von Deutschland geholt, weil eben infolge des fabelhgften Kronenaufstiegs alle Artikel in Deutschland um die Hälfte, für den dritten Teil und >m Sommer 1922 gewisse Dinge gar für den vierten Teil des Preises in der Tschcchoslcwakci zu kaufen waren. Daß man dem übermäßigen Ausverkäufe auf deutscher Seite entgegentrat, war ein Gebot der Setbsterhaltung. Am 23. August 1923 wurde schließlich der „kleine Grenzvcrkehr" eingestellt, und von diesem Tage an, an dem auch die Arbeiterwehren ihre Grenztütigreit ausnahmen, begannen von Monat zu Monar strengere Sperr maßnahmen. Wie wenig cs aber gelang, den Berufsschmugglern ihr Handw.rk zu legen, da on geben die Verhaftungen, die nächtlichen Grenz schießereien u. a. m. genugsam Zeugnis. Was die drakonischsten Maßnahmen bisher nicht vermochten, das hat jetzt die Markbesse rung im Verein mit den ungeheuren Preis steigerungen in Deutschland über Nacht bewerkstelligt: Die Grenze ist, ohne daß man sie abspcrren muß, so gut wie gesperrt. Die Zollstraßen liegen verödet. Auch auf den Tchleich- und Nebenwegen geht kaum jemand. Die Zollbeamten haben gute Zeit wie lange nicht. Die Gastwirtschaften in den deutschen Grenzorten sind halb leer, die Geschäfte wie ausgestorben kund sie nährten sich bisher doch fast ausschließlich von böhmischen Kunden). Kaufleute, die noch vor kurzsrZeit Tageslüsungen von 106000—290000 Mark hatten, kommen heute kaum aus 0000—10000 Mk. Man kann heute — abgesehen von dem an die genaue Zeit gebundenen Ardeitcrverkehr — selbst auf sonst belebten Zollstatioucn die Leute, die nach Sachsen gehen, an den Fingern abzählen, und auch die wenigen, die herüberkommen, kaufen nichts ein, denn der Einkauf in Deutschland ist in kleirMl wie in größeren Mengen, seitdem die Krone beharrlich auf 600 steht und demnach die Auszahlung nur 500 beträgt, nicht mehr lohnend. Ja, das Blatt hat sich überraschend schnell noch weiter dahin gewendet, daß sehr viele Artikel in der Tschechoslowakei bil liger sind. Damit ist die Zeit da, zum mindesten sehr nahe, wo Deutschland wieder in der Tschecho- slowakei kaufen kann. Der Anfang wird bereits Vie Bisamratte Don ^rno Volzl Nl SaMcn will man aus einem Arkcrgrundstüa eine Bisamratte gcsicuter yavcn. Da die Bisamratte scvr gesrützia ist. bat die Regierung au« Vorkehrungen getroffen, damit die Land wirt schaft nicht Lurch dieses gesichtete Tier gefährdet werde. Sei es, daß sie sich die Stadt, in der ihr Fell so teuer verkauft wurde, einmal mit eigenen Augen besehen wollte —, sei es, daß das „Land" ihren Begriffen von Exotischem genügte —, sei es gar, daß ihr politischer Instinkt ihr sagte: eine derartig exotische Politik kriegst du so bald nicht wieder zu sehen sie war auf einmal da, mitten im Herzen Europas, und hier wieder mitten in diesem Herzen, das seit Jahren nach einer Regierung sucht. Ihre Entdeckung ist dem Oekonom Raume-Karl zu verdanken, bzw. dem Geruchssinn seiner Frau. Die beiden näherten sich bereits der goldenen Hochzeit, als die Bäue rin, der an dem Geruch ihres Gemahls seit Jahr zehnten nichts mehr ausgefallen war, mit der Otase darauf stieß, daß letzterer kaum mehr zum Aushalten war. Was weiß ich weiter es wurde amtlich festgestellt, daß auf dem Landstück Raume-Karls eine Bisamratte Hausen müsse; in manchen Ländern erriecht man eben die Dinge. Genug — die Bisamratte stank zum Parla ment. Und da dieses die höchste Stelle im ganzen Lande war, sozusagen auch bis -um Himmel. Man war in demselben gerade mit der dritten Lesung des Gesetzentwurfs über die Anlage eines Rauchaasspeisewassersaugers beschäftigt, und zwar beriet man in recht fiottem Tempo. Denn man hatte seit zwei Stunden eine neue Regie- rung, nachdem die frühere, die gleich vier Tage bestanden hatte, wegen des nichtendenwollenden Streits über die Zieaenbockkörordnung die Kabi- nettsffaqe gestellt und sich unter dem Feixen der Mehrheit hatte verkrümeln müssen. Das erste was geschah, al» man von der Msamratte vernahm, war: man gründete einen Meraner Glocken Vie Beisetzung des Lm-enführers In Blankenburg erfolgte di« Beisetzung der ileberceste de« Kapitänleutnants zur See von Müller. - Unter den Leidtragenden befand sich auch ein Ver treter der Stadt Emden, deren Ehrenbürger der Ver storbene war. Die Quedlinburger Reichswehr er öffnete die Feier mit einem Trauermarsch. Ober bürgermeister Zerbst hob die Verdienste des Ver storbenen hervor. Mit dem Gesang«: ,Ich hatt' einen Kameraden* schloß di« Feier. Di« Diebe in der Höhe. Vom Dache der Martini- kirche in Halberstadt wurden nachts die Blei platten im Gewichte von sechs Zentnern, ferner em Zentner Kupfer gestohlen. Bei dem Versuche, das Kupfer in Klsinblcmkenburg zu verkaufen, wurden die Diebe erwischt. Der Anführer der Diebesbande ist der Sohn der Glöcknerin. Herabsetzung der Feiertag« i» Poleu. Da» Ardeltsmtmstermm in Warschau bereitet emen Gesetzentwurf vor, der die Zahl der Feiertage, an denen die Arbeit ruhen soll, von 20 auf 13 im Jahre herabsetzt. Der betrügerisch« Bankleiter. Das Gericht in Manila (Philippinen) verurteilte den früheren Leiter der Außendepartements der Nationalbank zu 14 Jahren und vier Monaten Gefängnis, weil er außer anderem die Dank um 37 873 Pesos infolge Manipulationen mit deutscher Mark geschädigt hatte. selbst sein« Mission bei lieber nähme der Amtsgewalt gekennzeichnet. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß gesagl werden, daß der neue Kurv keineswegs deutschfeino- lich ist. Die neuen Machthaber fordern nicht von der einheimischen Bevölkerung das Aufgeben ihrer Sitten und Gewohnheiten. Sie fördern im Gegenteil die Bestrebungen der unpolitischen Bereinigungen wie des Heimatschuß-, des Alpen-, des Museumvereins und anderer Institutionen, welche die Erhaltung der Süd tiroler Kunst, und Raturschönhciten, der Volk«trachte« und lokalen Gebräuche zum Gegenstände haben. Ich ließ mir erzählen, daß vor kurzem eine Gruppe orts ansässiger Meraner und Meranerinnen einer Ein lcdung nach Venedig Folge leisteten, wo ihre Schuh- platklertanze ungeteilten Beifall gefunden haben sollen. Ich glaube kaum, daß die Gastfreundschaft weiter gehen kann, und ich würde es keinem der alten Dogen verargt haben, wenn er sich, durch das Stamp- fen der Tiroler Dauern auf dem Markusplatze der Cerenissima etwas unsanft aufgeschreckt, einige Mole im Grabe umgedreht hätte. Eine seltsame Schicksalsfügung will es, daß gerade in diesen Tagen in den Südtiroler Ortschaften unter Trompetensignalen und Böllerschießen neue Kirchen glocken auimontiert werden, da die alten seinerzeit zur Herstellung von Kanonen verwendet wurden. Es heißt, daß das Metall der neuen Glocken E den erbeuteten österreichischen Geschützen geworEt sein soll. Die neuen Glocken klingen aber vorläufig noch etwas hart und unsicher. Das Einläuten brauch, Zeit. So elementar diese Erkenntnis ist, so dürfen sich ihr doch nicht diejenigen verschließen, denen es auf richtig darum zu tun »st, dieser gottbegnadeten klima tischen Oase Eintracht und Frieden zu geben.- Erst denn werden die Meraner Glocken in ihrem alten, schönen Klange wieder ertönen. vr. v. A. gemacht. Bon Sachsen aus werden verschiedene Dinge, namentlich Fletsch, Fett und da» gute böhmische Mehl im kleinen wie im großen in den tschechischen Grenzorten gekauft. Daß die Erschei nung für» erste noch nicht stark herdortrttt, ist eben die Folge der scharfen Grenzmaßnahmen, die für Deutschland ebenso streng sind wie für die Tschechoslowakei. Es haben diese Woche seitens eines« deutschböhmischenl Blatte», der Abwehr, Erhebungen über die Preisbildung von hüben und drüben stattgesunden. Ihnen ist ein Wechsel- kurs von 1 Krone — 550 M. zugrunde gelegt worden. Zu Wochenbegtnn stellten sich (in Pfund mengen) inSachsen teureralsin Böhmen: Pflanzenfette um 200—400 M., Margarine um :.00—4'O M., Mehl um 150-400 M., Hülsenfrüchtc um ItO—2o0 M., gebrannter Kaffee um 1500 bi» 2500 M., Zucker um 100 M., amerikanisches Speise fett um 300-NX) M., Rindfleisch um 2W-400 M., Schweinefleisch um 300—500 M. Leder ist in Deutschland noch immer horrent hoch Wer derzeit von Sachsen au» seine Schuhe beim bömnischen Schuster besohlen läßt, erspart bei einem einzigen Paar an Sohlen 6000 bis 8t")0 M., an Absätzen 1000—2000 M. Ebenso gibt es drüben auch für fertige Schuhwaren billigere Preise Bei billigem Schuhwerk decräat die Er sparnis 3000—8000 M. InStoffeu ist Böhmen viel billiger, namentlich in Tuchen Reichenberger Art. Der Unterschied beträgt am Meter je nach Art 3000-5'000 M. Bücher sind in Deutschland viel teurer, ebenso Not cm. ES wäre also an der Zeit, die überharten Grenzbestimmungen auf ihre Notwendigkeit zu Prüfen. Seitens der tschechischen Grenzbewohner ist auch bereits eine Petition an den Regierungs präsidenten in Liegüitz wegen Aufhebung der Grenzsperre ergangen. Eins aber erhellt au» der Tatsache, daß Vie weitaus meisten Waren in Deutschland teurer sind als in der Tschecho slowakei, mit aller Deutlichkeit: der reiche Aus länder kann deutsche Waren nicht mehr kaufen, der arme Deutsche muß sie kaufen. 0. f. Mord, Raub und Vergewaltigung breche» ESidersta»d au RhkiN u»d Ruhr »icht. Er bleibt erfolgreich, wenn »uch Du Deine Pflicht tust! Also z-ich n- zum deutschen Dolksopser! Spenden nehmen alle Postanstalten, Sparkassen und Banken an. Postscheckkonto: Deutsche» BolkSopfer Leipzig 42500. Unser Verlag gibt Spenden an die Sammlung der Leipziger Handelskammer Wetter * Eiue Wohnuugspliinderio. Einer Dresdner Herrschaft wurde vor einigen Tagen durch eine Stet« lcnvcrmittlcrin eine unbekannte Frauensperson zu- geführt, die Stellung als Dienstmädchen suchte. Sie legte Ausweispapiere ans den Namen Klara Acker» stoller aus Warschau vor und wurde eingestellt. Aber schon nach wenigen Tagen mußt« die Herrschaft die unangenehme Wahrnehmung machen, daß das neue Dienstmädchen mit Sachen im Werte von 30 Mil lionen verschwunden war. Es gelang, die Diebin auf der Reise nach Berlin festzunehmen. Eie führte einen Teil der gestohlenen Sachen bei sich, während der andere Teil in einem Reisekorb vrpackt nach Der- lin vorausgeschickt worden war. Die Elbepirate«. Vor dem Schwurgericht in Stade wurde gegen die Elbepiraten verhandelt, die im Oktober vorigen Jahres einen Uederfall auf ein Schiff verübt hatten. De» Plan hatten sie sich genau zurecht gelegt, und zwar sollte der Motor schoner Berta, der schwerbeladen von Hamburg nach Schweden ging, überfallen, beraubt und ins Ausland verschoben werden. Es wurde festgestellt, daß der Steuermann mit den Räubern im Bunde, ja sogar ihr Rädelsführer war. Ein Finkenwärder Fischer mit seinen Söhnen waren die Hauptbeteiligten, sie hatten den ganzen Plan mit dem Steuermann au», geheckt. Dess.'n Sohn ist dabei ertrunken. Das Schwurgericht verurteilte den Steuermann zu 10 Jahren, den Fischer zu 15 Jahren Zuchthaus und seinen nach nicht 18jährigen Sohn zu einem Jahr Gefängnis. Wasfenfuude ans Schloß Caputh. Schon seit längerer Zeit ging in Caputh bei Berlin das Gerücht um, daß im Schloß ein« große Menge Waffen verborgen gehalten werde. Dem Regierunge. Präsidenten von Potsdam wurde Mitteilung gemacht und eine Durchsuchung des Schlosses vorgenommen. Bei der Revision erklärte der Schloßinhaber, Herr v. Willich, daß er keinerlei Waffen verborgen halte. Als die Beamten auf den Trockenboden kamen, stießen sie auf eine Wand, die nicht sachgemäß de- mauert war. Dahinter fand man etwa acht oder neun Maschinengewehre, die sorgfältig zerlegt und in Kisten verpackt waren. Außerdem wurde eine große Anzahl von Rescroeschlössern gefunden und beschlagnahmt. Mer«»- Anfang März. Zn wenmen Stunden nur hat mich der Schnellzug aus dem mit Ei» und Schnee bedeckten Tirolerlande über die Brennergrenze gebracht, und dennoch glaube ich in ein ferne», vom Golfstrom umspültes Eilaud versetzt zu sein. Ein wundervoller, sonncngoldiger Frühlingstag lockt eine Flut von Einheimischen und Fremden aus die im Dlütenschmuck prangende Esplanade. Die Terrassen vor dem Kurhause sind von einer bunt zusammengewürfelten Menschenmenge dicht besetzt. Alle möglichen Sprachen schwirren wirr durcheinander. Dir Gewürzbäume strömen einen be täubenden Duff aus und die einschmcichrlnden Klänge des Kurorchcsters wiegen mich in süßes Träumen und Vergessen ein. Da ertönt plötzlich ein lustiger Marsch. Eine über die Brücke ziehende italie nische Militärkapelle reißt mich in die Wirklichkeit zurück: ich werde mir bewußt, daß ich mich auf italie nischem Boden befinde. Als ich vor einigen Monaten in Mrran weilte, da gab es weder eine italienische Militärmusik noch sonst etwas, das einem die Illusion hätte nehmen können, man befinde sich noch auf einem von den Wagen des Umsturzes unberührt gebliebenen Flecken Ältöster- retchs. Ueberall sah man den österreichischen Doppel- adler, und ans den schwarzgelben Schildern glänzte stolz ein ehrfurchtgebietendes „K. K*. Als die österreichisch-ungarische Monarchie schon längst zu Grabe getragen war, da wurde hier noch ein Habs- burgerkult getrieben, der etwas Rührendes an sich hatte. Das ist heute allerdings etwas anders ge- worden. Ich schlendere durch die alten Straßen und Plötze Merans mit ihren malerischen Torbögen und Luubengängen, und von der alten Habsburgerherrlich keit kann ich nichts mehr entdecken. Selbst der Frsi- hcitsheld Andreas Hofer mußte es sich gefallen lassen, daß vom Sockel seines Standbildes die Inschrift ,Für Gott, Kaiser und Vaterland" ausgemerzt wurde. 4urs der „Burggrafenstraße" ist eins „Dia dei burg- gravi", aus dem „Mühlgraben* ein „Fosso dei Mo- liui" geworden, und noch schwierigere Uebersetznngs- kunstsiückc wurden gelöst. Ober- und Untermais wur- den nicht, wie maliziöse Spötter vorschlugen, in „sopra* und „satto-polenta", sondern in „Maia olta" und „Maia bassa" verwandelt. Ebenso wie man sich an diese mehr oder weniger formellen Veränderun gen gewöhnt hat, so mußten die neuen italienischen Staatsbürger — dank der kurzsichtigen Draufgänger- Politik des „Deutschen Verbandes* — viel einschnei dender« Rtaßnahmen über sich ergehen lassen. Bon einer Autonomie der neuen Provinzen, die seinerzeit zumindest im Bereiche der Möglichkeit lag, wir- heute nicht mehr gesprochen. An Stelle des General kommissariats in Trient wurde eine Präfektur errich tet, die reichsitelienische Verwaltung wurde auf die neuen Gebiete ausgedehnt, kurz die Zügel werden so straff wie möglich angezogen. Don deck Zwillings schwestern Bozen und Meran wurde letzterer eine be deutend glimpflichere Behandlung zuteil, weil sie die bravere gewesen war: ein kluger Bürgermeister hatte es hier verstanden, sich den veränderten Verhältnissen anzupasse,r. Bozen dagegen wird heute von einem Negierunqskom-nissar verwaltet, dem die schwere Aus gabe obliegt, „mit Objektivität und Gercchtigkeits- sinn di« Beruhigung der Gemüter und die aufrichtige Verbrüderung beider Teile der Bürgerschaft herbei» zuführen, welche zwar verschiedenen Dolksstämmen an« gehören, aber trotzdem für das allgemeine Wohl Zu sammenarbeiten können und müssen*. So Hai er Ausschuß. Dieser berief einen Unterausschuß, 1 der ein Sachverständigenkomitee ernannte, in I dem man sich bereits nach Verlauf von zwei Monaten über die Methodik der einzuschlaqenden Forschung vollständig im klaren war. Raume- Karl wurde von sämtlichen zoologischen Schulen vernommen und der Einfachheit halber gleich in der Hauptstadt festgehalten. Man quartierte ihn im ersten Hotel ein, das alsbald in einen der Bedeutung der Sache entsprechenden Geruch kam. Der Portier getraute sich aber nichts zu sagen, weil er den alten Raume — der nebenbei ein Virtuos im Reinigen der Zähne mit den Finger nägeln war — für einen Ausländer hielt. Der Bericht, den der Vorsitzende Geheimrat des Sachverständigenkomitees vor dem Parlament erstattete, wor niederschmetternd: die Bisamratte sei das gefräßigste Tier, das es gebe, und eine einzelne sammle soviel, wie ein Dutzend Hamster. Das Land stand vor dem Abgrund! Dein Fort- bildungsschüler Böttcher sank vor Schreck der Finger aus der Nase. Zitternd schlugen seine Genossen im Brockhaus nach; aber da sie lasen, das Fleisch der Bisamratte sei „nur für Indianer genießbar", stimmten sie ein Freudengeheul an; denn sie fanden bestätigt, daß sie die Auserwähl- ten seien. Und sie frohlockten über das Angst-. geschlotter der feigen, zähneklappecnden Bour geoisie. Was diese nun anbetraf, so war sie sich einig wie lange nicht: es mußte stwas geschehen! Und es geschah, daß man im Ministerium des Innern ein Dezernat einrichtete: das Dezernat für die Bisamratte. Und dieses Dezernat schuf fünfUnter» dezernate: ein jedes für die Bisamratte. Jedes llnterdezernat ward versehen mit einem Geheim rat, der entsprechenden Zahl Regierungsräten, amtsgemößem Unternersonal. und führte seinen Rechnunastttel im Staatshaushalt, den Rech» nung»titel für die Bisamratte! Aufgabe aber von Dezernat und Unterdezernaten war die Bewachung der Bisamratte, nach der der alte Raume-Karl inzwischen unentwegt weiter rock). Die Sachverständigen hatten allerdings noch nicht herausgekriegt, oh feine Bisamratte männliches oder weiblichen Geschlechtes sei. Aber schließlich kam es darauf auch weniger an. Worüber sie sich aber ganz klar waren, das war die geradezu altpreußische Fortpflanzungsfähigkeit dieser Krea tur Gottes. Die Bisamratte — ja, das war gewiß! — würde sich vermehren, und was dei dem Appetit ihrer Nachkommen dann für das Land an Nahrungsmitteln übrigbleibcn würde, bot einen schauerlichen Aspekt in die Zukunft. Es würde kein Brot mehr geben! Ueberflüssig, zu erwähnen, daß die Deutichnationalen, sowie das erste Wort von der Gefräßigkeit der Bffantratte gefallen wor, sofort unisono ge schrien hatten: „Wenn das Vieh alles Getreide frißt, können wir nicht für die Getrcioeumiage aufkommen!", die auch alsbald gefallen war. Die Bisamratte warf die Nahrungsmittelpreise in die Höhe, so daß man hätte glauben mögen, im ganzen Land sei egal Mustermesse. Seit Jahren zittert nun dieses arme Land unter der Bisamratte, die mit den furchtbarsten Tyrannen das gemeinsam hat, daß sie sich in chersovL nie sehen läßt. Nur der alte Raume riecht danach. Und wenn der alte Raume riecht — das genügt! Vielleicht aber ist die Bisam ratte gar nicht so gehässig. Bei Licht betrachtet, vollbringt sie das Gegenteil von dem, was das Land von ihr fürchtet: sie gibt sechs Parteien ihre Nahrung. Die Bisamratte-Dezernenten, deren Lebenszweck es ist, Obacht zu geben, daß dieses furchtbare Individuum sich nicht vermehre, bevölkern die Gehaltskkassen lV bis XII. Das genügt doch! Selbst interessiert sich die Bisam ratte keineswegs für die Landespolitik; denn sie ist letzten Endes ein dummes Tier. Gin billiger Rembraudt. Ein Hauptwerk au» Rembrandt» Zugend, der bi»h«r in der Sammlung Strogano in Paris befindliche „Jeremias", ist noch einer Mitteilung de« „Kunstwanderer»' für 300000 Francs nach Schweben verkauft worden. Der Preir de» Bilde«, da» signiert und 1030 datiert ist, wird in den Kreisen der Kenner für niedrig -»halten. — - Oer neue Hofmannsthal «. p. Die»- im März. Am Raimundiheater fand die Uraufführung eines neuen Lustspiels von Hugo Hofmanns thal statt. Cs heißt „Der Unsterbliche', spielt ein Jahr vor dem Kriege und schildert ein aristokratisches Wiener Heim, dessen Herr, der Baron, im Begriffe steht, seine süße junge Frau mit zwei Freundinnen ans der Iunggesellenzelt zu betrügen. Solchen Betrug verhindert Theodor, da alte treue Original von Diener, dem der leere, seelenlose, unbedenklich menschenglück - zerstörende erotische Leichtsinn seines Herrn ein Greuel ist. Mit List und Frechheit macht cr's, daß die zwei Damen alle Lust an Abenteuern mit dem Baron verlieren und sich dieser, geläuterten Herzens, wiederfindei in den Schoß seiner süßen Gattin. Das Stück ist ein zartes, leichtes Produkt Hofmannsthal'scher Spiel- Laune, sanft schimmernd in dünnen Pastellfarben eines dünnen Lebens. Es ist leider humorschwach. Noch bißchen Heiterkeit liefert die Figuur de« Dienere, der die Erregungen seines pathetischen Herzens in eine spaßig-pathetische Sprache ergießt und dessen knotiger, unbestechiicher Verstand alle» zum Guten lenkt. Pallenberg spiel: diese Figur mit seiner großen, gestaltenden, saftig färben- . den, menschliche Fülle oerleihend«» Kunst in Molierö-Rähe. Abkehr vom Ruhm. In dem soeben erschienenen Puch von dAnnunzio „Italien für die Italiener" sagt der ehemalige „Hauptmann von Fiume* d An nunzio über den dAnnunzio von heute: „Ich habe von mir jeden Schimmer von Rubm entfernt. Ich liebe den Ruhm nicht mehr und schäme mich, ihn je geliebt zu baden und ihm gefolgt z» fein. Ich hab« zu ost gesehen, wie er zu einem schlechten Gebrauch verwendet wird. Oft erblickt« ich ihn, wie er sich niedrigen und falschen Wesen hingab... Ich liehe meine Lauptmann»abenteuer nicht mehr... Ich besitze keinen Ehrgeiz für Macht, Lob und Reichtum. Als ich Fiume arm verließ, teilte ich »einen Mantel und mein Schwert mit meinen letzten Begleitern..." (Der große Poseur, wa» fängt er nun mit einem halben Schwert und eine» Haws» Mantel an?!)
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