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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230318
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-18
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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Sett« I Ur. SV Lekprlger Vügedlstt un6 ULackelsrettuog 8oru»t«g, ckea IS. MSrr läge, di« lediglich die Aufhebung des Depot» Manges und der Kundenoerzetchntsse oorsteht, dagegen die Auskunftspfltcht der Vanlen in ge- arissem Umfange bestehen läßt —- nicht ohne allerdings in einer Entschließung zum Ausdruck u bringen, daß diese Auskunftspflicht nicht i'leinlich ausgenutzt werden darf. Allgemein betrachtet, haben stch die bürger lichen Partei», trotz schwerster Bedenken gegen sie außerordentlich starke Belastung, die die deutsche Wirtschaft gerade im gegen-n" tigen Augenblick kaum wird tragen können las en, die Verantwortung für die im de« Kompromisses zustande gekommene Fa, < de» Grsesie» zu tragen: weil sie der Auffassung waren, daß in dar gegenwärtigen Zeit schwerster Bcdriickang unseres Vaterlandes jedermann Opfer bringen muß, und daß insbesondere der Besitz h'ervon nicht ausgeschlossen werden darf. Eine Grenze allerdings muß dec steuerliche Zugriff im wohlverstandenen Interesse dec All» gemeuchelt wahren; er darf nicht dazu führen, daß das wichtigchste Kiel der Wirtschaftspolitik gefährdet wird: die Förderung dec Produktion. Der Vorstotz yegen dio Vollaranleihe rrakubcrjH» unterer vrrllner «artfttrttun, Berlin, 17. März. Don unterrichteter Seite wird folqendermaßcn zu dem Einspruch der französischen Abordnung der Neparationskonunission zu der Ausgabe e ner deut schen Dollarschatzanweisangsanleihe Stellung genom men: Dieser Einspruch ist ein Vorstoß gegen das Be. streben der deutschen Regierung, die deutsche Wäh rung zu stützen. Unter dem Vorgeben, Rechte der Reparationskommissioa zu wahren, will man di« deutsche Abwchrakt.on an der Ruhr tressen, indem man behauptet, den Alliierten stehe auf Grund de« Vertrages von Versailles eine Generalhypothek über sämtliche deutschen Einnahmequellen zu. Gegenüber diesem Manöver der Franzosen muß mit aller Deut lichkeit fcstgestellt werden, daß die Reparation», lom Mission gar kein Recht hat, die deutsche Negierung an der Ausgabe von Anleihen zu behindern. Im übrige» geht aus dem Anleiheprofpekt deutlich hervor, daß o.e Devisen aus dieser Anleihe nicht für Ausgaben des Reiches Verwendung finden. Sie gehen viel mehr in das Eigentum der Reichsbank zur Bildung eines Fonds über, der lediglich zum Devisenaus- glcich dient und bis zur Rückzahlung der Dollar- st!" fr Anweisungen erhalten bleibt. Vs Haftung der deutschen Zeugen In vuer VtgcnrrDrahtdrrichtdr» Letvzloer ra-e-latte» Buer, 17. März. Die zwei deutschen Hauptzeugen de» Attentate» auf die beiden französischen Offiziere, der Gastwirt Sandmann, vor dessen Lokal die Offiziere er» schossen wurden, und der Bergmann Winking, der ausgesagt hat, er habe mit eigenen Augen ge- sehen, daß zwei französische Alpenjäger auf die Heidin Offizier« geschossen haben, wurden gestern von dqq Franzosen verhaftet. Der Gastwirt Sandmann, Lcr heut« wieder frelgelassen wurde, ist während der Dauer seiner Inhaftnahme fast ununterbrochen einem Kreuzverhör durch Offiziere und Kriminalbeamte unterzogen worden. Da» Bestreben der Franzosen geht nach der Angabe de» Gastwirtes dahin, di« Mordtat an den französischen Offiziere« Belgiern -uzuschieben. Bei Winking nahmen gestern französische Kriminalbeamte und Soldaten in der Wohnung eine Haussuchung vor. Wo Winking zurzeit zurückgehalten wird, ist un- bekannt. Die Lifte der uederlüufer Verlft», 17. März. Es sind weiter die Namen der folgenden Firmen mitzuteilen, die trotz der Warnungen mit den in französischem Inter» esse arbeitenden Ein- und Ausfuhr stellen Verbindung gesucht haben: Werk;rug- und Baubelchlaq-SeteSlwast m. d. H-, Aachen; Et<cktrnnotorwerle Trier, S. m. b. H.. Trier, luaid und Blankenberg (Sieg«: H. Ä. Wür!d:r L Ls. y drik für FclnmewanE Swentnae« a. N: Kuvser, u. Mcsftnq- I werle, Miteneesellschast. gnberse'd: Nazor-SSanierg Iwerk f .Phcrntx' A. o». b. H„ VldrStzelm d. AreMutt a. M.: I «. Schuch » Lo.. Speditionsgeschäft, W»«m« «. »H k Hermann SOxllrnverg, Vtcch. Hans- und Lra-tftttMdnken, Leubniv-Rcucstra b. Dresden: Hans Schumann. Srant- tun a. M.: Li alt der Hoffmann. Aauwwaren ». g»mm.!stoa »«»«.zig. Brüdt », »etleroaLer LLtt«, AMenoescUscha«, «Setlerbach (ch,kr'>: Herma»» Müoftr, " ä-a»dtuna, HVNel»»tt, «. Beider- cst»e». Mdettrim a. ßt».: Leon »«« >bhanv nag, Müdcehein, a. Rd.i Start a- Yrtevrich, Äain,. Motttz Her« ä To. mrd Innendetoratl»» MieSdade»; »ertdold Ktdr ä Ls.. « m. b. H.. L<ro». und ntljdut^yLbrit. LieSbadeni «uaug Sc-lt» Aachen' W Hollsa'Mtdr, Graphik»» 8«mst anlkal« und »erlaa. «ira heimdolanden (Alas,): vrüdei Wevler. Jntcrnaliinal« SpcdiNon Pagau: Fzrbenwttt Wiesbaden S m. d. H., W eSbade»; dicker » Fänger- linas Baugelchütt und Vamnatcriatiendandlung. Newan Vchrcinerei, «aldenkirchen (Ahld.): P. Schwär, Fabrik« und Haud:i«bcrtrcnmqen u. technische» Bureau. Si-aüura und Blankenberg (Sieg«: H. L. Würidr, t Es. y brik g, Heerboom, Fabrik für Fahrrad-Zubehör. Luftpumpe», Wirsdarrn. Zweck» Erlangung einer Anstellung haben sich folgend« Personen dem Lin- und Ausfuhramt Em» zur Verfügung gestellt: Dckbel» Gemeind«,. WieS-e-en. Vlücherftratz« 41 ll; «art Lhcmann. Langscheid. Hoft Odertveselr Friedrich LüUpe'm Hoener. DvvL«>« b. Niisbade«: Mi lt Mertel wir»v«de», Echarntzorststrahe 27 I; WIN» Waden Aachen. Vla-berpla» S7; Ernst Reich MaN», Goufenhkimrr Strotze 2: Hermann Sprenkel. Meppen (SmS), Markt 32 ZS: Nikolaus Dallof H:chingcn (Hohenzollern): Käthe Fiage. Bonn a. Rh. Die dlt Kölnische Volkszeitung mitteilt, hat der Papst die Summe von 800005 Lire für di« Bevölkerung de» Ruhrgebiets übersandt. Republikanische Kundgebungen Nach 78 Jahren Der Borst..nd der Deutsche« Demokra- tische» Partei hat »u, 7L. Wiederkehr der «Ser Revolution-Ma« eine» Aufruf erraffen, i» dm» e» u. a. Vcitzt: „Einhüt und Fcetbeit: das waren die zwei großen Leitgedanken, die seit Generationen da liberale deutsche Bürgertum erfüllten, lieber- Windung konfessioneller, ständischer, regionaler Grenzen, Beseitigung dynastischer Bevormundung, patriarchalischer Herrenrechte, orthodoxer Ge- wissenschnechtung war sein Z el. Wie 1813 nationale uno freiheitliche Ideale die Masse des deutschen Volkes beherrschten und sie zum Kampf gegen die Fremdherrschaft be- geisterten, während die Fürsten in Angst um ihre Machtstellung furchtsam und abwartend beiseite standen, so auch 1848. Alle deutschen Stämme empfanden den Befreiungskrieg der Schleswig-Holsteiner gegen die dänische Tyrannei als ihren eigenen K-»eq. Gcoßdeutschland, von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt, dachte und fühlte einheitlich, war ein einiges Reich auch in der Abwehr fremder Bedrücker. Der nationale Enthusiasmus von 1848 hat sein Ziel gegen widrige Mächte, gegen fürstlichen und ständischen Egoismus, gegen Eifersucht des Auslandes nicht erreichen können. Das Revs- lutlons-ahr 1848 bildet nicht mehr als -'ne Etappe auf dem Wege zum gcoßdeutschen Ein heitsstaat, wie auch 1871 nur eine Etappe auf dem mühseligen Pfade zur nationalen Erfüllung aller deutschen Ideale war. Aber das Streben ist über die Generationen hinweg lebendig ge blieben. Und heute, wo Deutschland gegen bru- tale Feinde für sein Leben, für die Freiheit und für das Selbstbestimmungsrecht kämpft, bekennen wir als Deutsche und als Demokraten uns stolz zu dem Gedanken, für die schon unsere Vor väter stritten und litten: zu dem Gedanken der Einheit und Freiheit. Frankreich, das in immer wiederholten Einfällen sein Ziel, die Eroberung des linken Rhelnuferr, nicht hat erreichen können, wird auch setzt durch seine Gewalttaten nur den Abwehrwillen des deutschen Volkes verstärken und »um Zusammenschluß aller Deutschen beitragen. Und in heiliger Erinne- rungsstunde geloben wir es: wir wollen nicht ruhen, ehe nicht da» Jahrhunderte alte Sehnen der Deutschen erfüllt ist: die einige groß» deutsche Republik."' - Am» der Bepndltrantstv» Jugevdvunv Dchwarz-Rot-Gokv bat in Erinnerung an die »tärzlage von 1S48 cinrn Aufruf «lassen, tn dem er sich an die Jugend Wendel, an dem .Ideal von 1S4K' fest- zuhalicn uno an s.ince Beewirntelning miizu-et,en. iüuf.aü«» und BcUriuScrktärungcn siuo an dir Haupr- acschüfi-sktur des Bundcs in Berlin Ä. la. Peudler- siratze in, zu Nchren. Uongretz der Kartells der Republikanischen Studentenschaft hrautfuLt a. M, 17. März. (Eigener Draht- buricqt.) Der -weite Kongreß oes Kartell» der republikanischen Studentenschaft ur Demsazland uno Deutsch-Oesterreich ist von etwa 80 Deleg.erten de- sucht. Sämtliche deutsche Hochschulen sino vertreten. An bekannten Hochschullehrern nehmen an der Be ratung zum Teil al, Referenten teil: Alfred Geber- Heidetverg, Schulz-Gävernitz- Frei bürg, Maurenbrecher-München, Sinzhet- m e r-Frankfurt a. M. Der Republikanische Reichs bund, die Demokratische und die Zentcumsparrei ließen dem Kongreß Grüße überbringen. Der Zentralvorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschland» war durch eine» seiner Mitglieder ver treten. Dao erste Referat über .Republik und Nation* erstattete Alfred Seb er. Das Problem sei heute nicht mehr Alvnarchie oder Republik, sondern Rechtsbolschewismus, der sich mit Blut und Eisen durchsetzte, oder demokratische Republik, Volks- staat, in dem der nationale Wille und da» nationale Empfinden wie ein breiter Strom einmünden muß. Solche» Nationalgcfühl verbücgt die Erfüllung der geistigen Mission Deutschlands, den Ausbau der Menschheit. An Stelle der verhinderten Referenten A. Braun und Zoo»-München-Dladbach sprach Prof. Hugo Sinzhetmer über fugend und Politik*. Die Erziehung -ur Politik, die in Deutschland notwendigste Aufgabe sei, sei keine Wiffensübertrogung, sondern müsse Bildung der politischen Persönlichkeit sein die den Staat als Wert in sich trügt und die ^raft zum politischen Bekenntnis haben müsse. Der demokratische Ge- danke sei nicht die Lösung aller Probleme, sondern eine immer neu sich gestaltend« Aufgabe, al» deren Ziel da» demokratische Menschentum zu gelten habe. Die von Studenten erstatteten Referate lassen »inen Blick über die erfreuliche Arbeit be« Kartell« tun, das nicht bei Kundgebungen stehenbleiben wird, sondern Gemeinschaftsarbeit leistet, die die erfolg reichste Lehrschnle für da» Erleben de» Staates als Lebensgemeinschaft ist. In einer großen Abendkundgebung des Kartell» sprach Prof. M a u r e n b r e ch e r - München über .Doll und Nation*. Die ernstesten Kämpfe der Gegenwart gingen um das nationale Problem. Nation sei nicht Bluts-, sondern Kulturgemeinschaft. Sie steht nicht a^' Anfang der Geschichte, sondern ist immer da» Ergraut» einer mühsamen Entwicklung. Außerdem sprachen noch Prof. Dessauer- Frankfurt und Reichstagrabg. H e i l e - Berlin, der dem Internationalismus das Nationalgefühl de» Volke» gegenüberstcllte, da» von 18-8 bis heute sich lebendig gehalten habe. — Der Rest der Tagung war der Besprechung organisatorischer Fragen ge widmet. Rngoras Gegenvorschläge Pari«, 17. Marz. Die türkischen Gegenvorschläge sind in Paris ein- getroffen. Die Türken stellen folgend« Forderung n: I. Eie verlangen die Inel Eastellori-o, die Italien besitzt. L Wa» die gerichtlichen Garantien anlangt, so sollen Ausländer nur Beschwerde im Falle der Verurteilung durch türkische Gerichte fuhren dürfen. Die Türken kommen w eder auf den Vorschlag zurück, der in Lausanne in letzter Minute von dem italienischen Delegierien Montagna vor gelegt wurde, den ab«r die Alliierten zurückzog n. 3. Di« Türkei weigert sich, die Gültigkeit der von Konstantinopler Gerichten während der alliierten Besetzungen gesprochenen Urteile anzuerkennen. Sie verlangt da» Recht, Fremden di« Au»libung gewisser Berufe zu untersagen. S. Ei« will stch da» Recht vorbehalten, durch Steuerbefreiung di« türkische Industrie zu begünstigen. S. Di« Türken wollen durch Aollmaßnahmen gewisse Kontrollen in die Hand bekommen. 7. Sie verlanaen di« Zurück erstattung gewisser, von der Türket während der Dalkanknege vor 1814 verauslagten Summen. 8. Sie lehnen die Unterzeichnung de» Friedens vertrage» durch die Tschechoslowakei, Belgien, Polen und Portugal, die Mitunterzeichner des Vertrages von Sevrcs sind, ab. 6. Die wirtschaftlichen Be stimmungen de» Vertragsentwürfe, von Lausanne sollen aus dem Vertrage herausgelöst werdet». prüyelszenen km §esm E igeorr DraAt-erlLt des Leipziger ragevlattes Warschau, 17. März. Zn der heutigen außerordentlichen Sejmsitzung au» Anlaß der Entscheidung de» Botschafterrates über Ostgaliziea undWilna, kam es gleich zu Be ginn der Sitzung zu einem beispiellosen Skandal. Al» der Scjnunarschall der großen polnischen Helden gedachte, die in den ukrainischen Aufständen in Ost galizien ihr Blut vergossen hätten, erhob sich der ukrainische Abg. Luckiewicz und protestierte gegen die gewaltsame Annektierung Westgalizien» durch Polen, während die 20 Mann starke ukrainische Sejmfraktion unter Protest den Saal verließ Der EkMmarschall forderte Luckiewicz auf, den Saal zu verlassen, was jedoch nicht geschah. Hierbei kam es zu einer Drügelszene zwischen den Abgeordne- ten der Plasten und zwei Ukrainern. Unter unge heurem Tumult ließ der Sejmmarschall das Hau» über den Ausschluß Luckiewicz für die Dauer eines Monat» abstimmen. Al» nach dem angenom menen Antrag der Abgeordnete dennoch im Saale blieb, wurde er durch zwei Diener hina»»- getragen, wobei er ein ukrainische« Nationawed .Kampf gegen Polen* sang. Erst allmählich be- ruhigte sich das Hau», vor dem Ministerpräsident Sikorski dann die Festrede hielt und «inen Be richt über die Ereignisse gab, die zur Entscheidung des Dotschafterrate» geführt haben. Meine politische Nachrichten Zum deutschen Gesandten in Sau. tlago (Chile) ist der bisherige Gesandte »n Montevideo Graf Spee und zum Gesandten in Montevideo der Leiter der Presscabteilung der Reich», regierung Geheimer Legationsrat Dr. Schmidt» El»kop ernannt worden. » Die Deutschvölkische Frekheitspar- tei, die Gruppe de» Herrn v. Gräfe, teilt mit, daß sie mit der Na t io n a l s o z i a l i st i s ch e n Deut schen Arbeiterpartei in ein Kartellveryaltni» getreten ist zwecks gemeinsamen Zusammenarbeitens bei Lösung der bevorstehenden »großen Aufgaben im deutschen Freiheitskampfe.* Die au» Pari» gemeldet wird, hat der Senat La» neue französische Militärgesetz mit 268 gegen 4 Stimmen angenommen. Nach Meldungen, die in Pari» eingetrofsen sind, ist Königin Milene von Montenegro am Freitag in Kap L Antibes gestorben. Der junge Majoratsherr Von Ll«sfrl«ck von Ls »sollte nicht recht gehen mit dem jungen Majoratsherrn. Er war siyon 20 Jahre alt, una saß ndch »mmer in der Untersekunda. Faul! Da» war er nicht. Dumm? Da« war schwer -u ent- schcrdtuu Lian nannte ihn unbegabt, wenn er auch für besondere Gebiete ein außerordentliche» Inieress« zeigte: für Hunde, Ringkämpfe und Lokomotiven. Von Hundeausstellungen war er nie fortzubringea, er kannte jede, auch die seltenste Spielart, stellte mit unfehlbarer Sicherheit nicht nur die Vorzüge, Fehler und besondere Merkmale, sondern auch di« männlich« und w:ibliche Abstammung jede« einzelnen Exem- plare» fest. Bei Rmgkämpfen wußte keiner so exakt wie er di« Chancen jeder Nummer anzugeben und die inter- essanckcstcn Phasen so erschöpfend zu erläutern. Lokomotmcn waren aber seine Leidenschaft: fast zu jedem Schnellzug ellte er zur Dahn, notierte stch sie Nummer, System und Herkunft jeder einzelnen Maschine, und unierhielt sich eingehend mit dem Heizer über ihre besonderen Vorzüge: Koldenkou» slruktion, Kurbelung und Dentilvorrichtung. Da nah« man ihn wieder auf» Land, aber hier ereignete ftch etwa» weit Schlimmere»: auf unerklär lich« Weife wußte die Tochter de» Gut»ap»theker» seine Gunst zu erwerben. .Da» wäre,* meinte Tante Felieie, .noch nicht so schlimm z.w.sen, wen» alle» seinen normalen Laus genommen hätte.* Ader da» tat e» nicht: der )unge Majoratsherr hatte stch von vornherein in de» Kops gesetzt, La» nicht einmal hübsch« Mädchen -u hc iraten. Tante Feliri, ran- dir Hände. Der Alt-Marn- sensch« ließ stch da» Mädchen kommen und bot ihr «ine Mit-ist von 20 000 au, wenn fi« sich für eisen anderem eatschlösie. Da» Mädchen lehnt« e» ad. Und dabei war keine Zeit zu verlieren: in eine» Jahr war der junge Majorateherr mündig, »Md konnte tun, wa» er wallte. Da brsaUß d:r FamUiemrat ihm für diel« Z U «rf Pe s«« um Arwlamd -u schickem, und de» ihm b-yleitemde» Informator »urdem dm weder« Instruk tionen erteilt. Der jung« Masorat»herr wurde tu dem erst» Nasfigen P«nsio«a umd Ho-el» »om Verli«, Lomdom, Pari» und Rom herumgeführt, und erregte all- gemeine Aufmerksamkeit. Aber immer im entscheiden den Augenblick verstand er alle kunstvoll gesponnenen Fäden seines Hofmeisters mit solchem Eklat zu zer reißen, daß jedesmal der Aufenthaltsort fluchtartig verlassen werden mußte. In Berlin kauft« der junge Majoratsherr am ent scheidenden Tage eine ungeheure Dogge, die er als harmlosen Scherz mitten auf den vollbesetzten Pcn- sionstisch springen ließ. Za London geriet er durch die Boxrrkämpfe in solch« Extase, daß er, bei lebhafter Auseinander setzung der interessantesten Stellung, der ihm zu- gedachten Miß die Schulter ernstlich verrenkte. Und in Rom befremdete er die ihm anfang, ge wogene Lomt,ssa durch einen plötzlichen Sprung aus die Lokomotive des Mailanderexpresse». Für Paris, den wichtigsten Programmpunkt, waren dem Hofmenster besondere Instruktionen er teilt worden. Alles verlies nach Wunsch. Der junge Majorateherr wurde im eleganten Boudoir einer der ersten Mondänen programmaßig mit ihr allein gelassen. AI» der Hofmeister nach einiger Zeit sich über den Stand der Dinge informieren wollte, bot sich ihm ein seltsame» Bild: der junge MajoraMherr erklärte an der Hand eine» illustrierten Hundejournal» der ein wenig überraschten Da»»« die Merkmal« und be sonderen Vorzüge der verschiedenen Rassen. Da» Zahr w ir um. Der junge Majoratsherr kehrt« heim. An seinem 21 Geburtstag« fand die Trauung statt. Und noch am selben Tage trafen die auf Len verschiedenen Hundeausstellungen von London, Pari» und Rom erworbenen Prachtexemplar« in eine» Landauer ein. Aach einiger Zeit bevölkerten die seltsamste» Exemplare noch nie dagewesener Rassenkreuzungen, — vom Pinscher-Dackel bi» -ur L»llie-Bulldogge, — da» alte Schloß. Und »ach einen» Zahr erblickt«, — Tonte Feliri« ran« di« öände, — der jüngste Majoratsherr La» Licht der Welt. Boykottt«»- da» Neustädte, Echa«fpi«lhaus— ft» Dm «de». Da« Präsidium der Deutschen Bühnen- aenosserckchast hat gegen Willi Will-, den Direktor de« Neustödter Schauspielhaus«» i» Dresden, Antrag auf Entziehung der Spielerlaubni» bei der sächsischen Konzessionsoehörde gestellt mit der Begründung, daß Willi Willy in künstlerischer und sitt- licher Hinsicht den Anforderungen, oie man an einen Theaterdirektor stellen müsse, nicht entspreche. Gleichzeitig warnt die Deutsche Bühncngenossenschaft sämtliche Schauspieler und Schauspielerinnen, mit Direktor Will» Anstellungs verträge für die nächste Spielzeit abzuschlirßen. Li» ttalieuischr» Oberammergau. Nachdem im vorigen Jahre die Rede davon gewesen war, daß italienisch« Unternehmer da» Oberammergauer Pas sionsspiel nach Italien engagieren wollten und die Verhandlungen, wenn sie überhaupt siattfanden, offenbar gescheitert sind, will man jetzt in Italien seine eigenen Possionsspiele haben. Unter dem Titel .Die Passion Jesu Christi* soll die Veranstaltung im April unter dem Patronat des Kardinal» Nichelnm in Turin in Szene gehen. Da» dazu cusgewöhlte Amphitheater kann 200 800 Zuschauer fassen. 2000 Schauspieler und Statisten sollen mitwirken, der Dühnenraum bedeckt 8000 Quadratmeter und wird 12 Gebäude tragen: Straßen und fließende Bäche sollen ihn durchqueren. 600 Sänger werden die heilige Handlung begleiten. E» klingt etwa, amerikanisch und steht vorläufig nur auf dem Papier. Alfred Polg«. Dien hat al« Theaterstadt noch immer führend« Bedeutung, weil die alte Kultur seine» Theaterspiel», trotz allem, nicht zu zerstören ist. Unsere Leser werden von jetzt an in diesen Spalten dem Signum ». p. häufig begegnen. «. p. ist Alfred Polgar: Alfred Polgar ist — wer e» noch nicht wissen sollte — der feinste Theater, kritiker und Stilist Wien». Dir freuen un», ihn «l» Diener Thesterref, reuten de» Leip ziger Tageblatte» gewonnen zu habe». Rektor Steinherz bleibt. Au» Prag wird uns gedrahtet: Am Freitag sprach der Rektor der Prager Deutsche» Universität Professor Dr. Steinherz beim Unterricht»minister vor, um die Erledigung sein«« Rücktrittsgesuch-s zu betreiben. Der Minister er- klärte mit aller Entschiedenheft, er halte «» für au»- ««schlossen, daß dem Ansuchen EteinherV bezüglich seine» Rücktritte» statt««geben »erde» könne. Mm du» Reiche«^ i» euthält. Da» deutsch« Reichsarchiv, dessen Gründung bereit» vom Frank furter Parlament 1848 und dann nach der Schaffung Les Deutschen Reiches 1871 erwoyen wurde, ist erst nach dem Zusammenbruch 1918 m» Leben gerufen worden und steht mit ihm in ursachlichem Zusammen- bang. Al» unsere Truppen und die Verwaltungen der besetzten Gebiete mit ihren ungeheuren Alten- massen zurückströmten und e» sicher war, daß das alte deutsche Heere nicht weiterbestchen würde, mußte man einen Mittelpunkt für di« Aktenbestände de» Kriegs archiv« de» Großen Gcneralstab» und der andern Kriegsakten schaffen, und so entstand da« Reichs archiv in Potsdam. Ausführliche Angaben über seinen Aufbau macht der Leiter der Archrvabteilung Ernst Müsebeck in einem Aufsatz der „Preußischen Iabrbücker*. Eine Porflcllung von der Akten- mässe, dre hier zusammenströmte, geben einige Zahlen. Vom 1. Januar 1920 bi» zum 80. Juni 1922 gingen beim Reich»archiv ein: 117 Wagen, 2781 Kisten und 1961 Pakete mit neuen Akten. Die Ansichtsfläche der Regale und Schränke, die mit Akten gefüllt sind, be trögt 7878 Quadratmeter. Dabei sind die Akten der Kriegsgesellschaften nicht mitgerechnet, die schon jetzt ernen weit größeren Raum beanspruchen al» den ge nannt«». Auch die Benutzung war eine reg«. Da, Rcichsarchiv enthält aber nicht nur militärische Akten, sondern es wurden ihm auch große Massen von Material au» Privathänden überwresen, darunter der schriftliche Nachlaß Lasalle», den Fürst von Hatzfeldt- Wildenburg stiftete. Sine Spritztour iu» Lebe». Au» einem New Yor ker Entbindungsheim wird ein Fall gemeldet, dessen Einzelheiten fast märchenhaft klingen. Eine Frau war durch die Geburt von Zwillingen erfreut wor- den. Da» eine Kind war aber tot. Weder die Lungen noch da» Herz zeigten die geringste Bewegung. Der leitende Arzt machte dem „Totgeborenen* sofort eine Llnspritzunug mit einer Adrenalinlösung. Fast augenblicklich danach begann da» L«rz de» kleinen Weltbürger» zu schlagen, und durch Applikation von Massage und Sauerstoff gelang e» in kurzer Zeit, den Körper richtiq zum Leben zu bringen. Do« Kind gedeiht, wie der Bericht sagt, setzt ebenso gut wie seine Zw'.lling«sch«ester. Di» rumänische K7«igft» al» OperelteE-eftistt». Königin Maria von Rumänien hat kürzlich da» H». brett» einer romantischen in Rumänien spielende» Operette, deren Titel »och nicht feststeht, dem derzeit tn Bukarest weilenden Komponist« Oskar Redbal -ur Vertonung übergebe»», ,
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