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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-17
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Sette 4 Xr. 66 I-elprtger l^gedlstt m»6 Haa^elsreltuag 8ouasdea4, üea 17. LLr» Russische SustLnde in Vautzen ü. Vautze». (Eigener Drahtbertcht.) Wie russische Zustände muten nach Ausführungen de« Etadtv. Weiß in öffentlicher Stadtoerordnetcnsttzung die Verhältnisse an, die an der Städtischen Handel«, sowie an der Industrie- und Gewerbeschule herrschen. Z» der Bürgerschaft führte die Handelsschule den Name» Händlerschule, weil dort das Schiebertum unter den Lehrern so groß sei, daß sie tatsächlich nur kn Nebenberufe Lehrer, im Hauptberufe Schieber seien. 3n der Unterrichtszeit werde da« Telephon der Schule auf städtische Kosten zur Erzielung von Geschäftsabschlüssen benutzt, 10 Minuten noch Schul schluß seien die Lehrer bereits im O-Auge unterw.g» nach Dresden, Leipzig und Berlin, um ihren Schieber« geschäften nachzngehen. Ein Lehrer hab« auf diese Weise sich so viel Geld verdient, daß er jetzt ein Ge- schäft aufgemacht habe. Ein anderer treibe Effekten- spekulationen, sammle eine Anzahl Aktien und fahre dann al» Aktionär während der Unterrichtszeit zu Generalversammlungen großer Aktiengesellschaften. Ein anderer habe derart nebenher in Waren ge- schoben, daß er vor Aufregung jetzt zusammen, gebrochen sei. Er habe um drei Monate Urlaub nach- gesucht und auf sein Gehalt für diese Zeit verzichtet. Da« letztere sei ein Beweis dafür, wieviel Geld er verdient habe, denn ein Lehrer, der nur von seinem Gehalte lebe, könne solchen Verzicht nicht leisten. D « Schiebergeschäfte nähmen die Lehrer so in Anspruch, daß sie für di« Schule gar keine Zeit übrig hätten. An der Industrie, und Gewerbeschule seien Ute«, stlien im Werte von Millionen ge stöhlen wurden. Ein Lehrer besitze 23 Nachschlüssel, Redner sprach den Verdacht au«, daß dieser Lehrer der Dieb sei. Der Ton an diesen Schulen sei einer Schule unwürdig. Gin Studienrat der Handelsschule habe Aeußerungen getan, wie »die ganze sächsische Regierung muß an die Wand gestellt werden," und .bei uns darf der Kaschemmenton des Landtages und des Reichstages nicht einreisen." Das Landgericht habe ihn dafür zu 50000 Mark Geldstrafe verurteilt. Erstaunlich sei uur, daß der Stadtrat al« AufsichtsbelG'-de kn«-r<er nicht eingegriffen habe-, in dem genannten Diebstahls falle sei nicht einmal Strafantrag gestellt worden, ob- wohl es sich um städtisches Eigentum handelt. Bruno Taut bleibt vorläufig io Magdeburg. Die Nachricht von einer Ucbersiedlung des Stadtbaurats Bruno Taut, des Schöpfers der bunten Stadt, nach Argentinien, ist als verfrüht zu bezeichnen-, es Han- delt sich lediglich um eine prinzipielle Anfrage der Universität Cordoba. .Wolkenkratzer" tu Italien. Rach einer leb- haften Debatte hat der Stadtrat von Mailand einen Entwurf zur Errichtung von .Wolken- kratzern" angenommen. Gegenwärtig bereits be stehende Häuser werden in rhren Grundlagen ge- festigt und mit mehreren Etagen versehen werden. Man verspricht sich davon eine Abnahme der Woh- nung«nok. Zuugr Minner von achtzehn Jahre» find »och Rinder. Im englischen Unterhause hatte Lady Astor, die dieser parlamentarischen Körperschaft al» einziges weibliche« Mitglied angehört, einen Gesetzentwurf eingebracht, der allen jungen Mannern unter acht- zehn Jahren den Genuß von Alkohol in jeder Form, «uh als Bier, verbietet: .Eia Jüngling unter acht- zehn Jahren ist ein Kind," erklärte Lady Astor zur Begründung ihres Vorschlages. Sie setzte unter all gemeiner Heiterkeit hinzu: .Ihr Männer seid alle ewige Kinder, und wir Frauen lieben euch gerade deshalb, weil ihr Kinder seid und immer bleibt. Mein Gesetzentwurf ist also im Grunde ein Gesetz zum Schutze der Kinder." Das Unterhaus nahm den Entwurf mit 339 gegen 138 Stimmen an. Aber es bleibt abzuwarten, wie sich das Oberhaus dazu stellen wird. Die Zlvilliste der Dynastie der Kalif«». Die Finanzkommission der Nationalversammlung von Angora hat die givilliste der Dynastie der Kalifen geprüft. Es wurde beschlossen, dem Kalifen Abdul Madjij eine Monatsentschädigung von 15 000 türki schen Pfund und eine außerordentliche Zulage von 11000 Pfund pro Monat -uzuwendcn. Die Kinder des Kalifen werden in vier Kategorien eingeteilt; Diejenigen, die zwischen 10 und 20 Jahren alt sind, erholten 50 Pfund, bi» zu 30 Jahren 80 Pfund, bi« zu 46 Jahren 100 Pfund und über 46 Jahren 150 Pfpnd. Die Prinzessinnen erhalten zwischen 21 und N Jahren 50 Pfund, zwischen 31 und 41 Jahren 05 Pfund, zwischen 41 und 51 Jahren 80 Pfund und ZOO Pfund zwischen 41 und 51 Jahren. Die Gattinnen de» Kalifen erhalten 50 Pfund und diejenigen der Söhne 30 Pfund pro Monat. Der Berliner Gistmor-prozeß Im Prozeß grge» die drei wcgp» Giftmorde« in Berlin angeklagteu Frauen Klein, Nebbe und Riemer werbe» den Geschworenen 21 Schuldfragen vorgelcgt. Sie lauten bei Frau Klein aus Mord, Totschlag, Bei bringung von Giften und Beihilfe zum versuchten Mord. Bet der Angeklagten Nebbe werden die Fragen nach Beihilfe zum Biorde an dem Ehemann Klei», nach Mordversuch an dem Ehemann Nebbe, »ach versuchtem Totschlag und Beibringung von Gifte» gestellt- Was Frau Riemer betrifft, so wird de» Geschworenen di« Frage vorgelegt, ob sie ev unterlassen hat, von den ihr bekannt gewordenen Verbrechen rechtzeitig Anzeige zu erstatten. In der Beweisaufnahme, die Donnerstag zu Ende geführt wurde, wareu die Aussagen des Vaters der Angeklagten Klein bemerkenswert. Er bekundete, daß seine Tochter, al« sie Klein heiratete, eine Liedeschc einging. Aber schon nach kurzer Zeit kamen Briefe, in denen Frau Klein sich darüber beklagte, daß sie von ihrem Manne mißhandelt werde. Eines Tages kam Frau Klein selbst zu ihren Eltern nach Braun schweig und sagte, daß sie es bei ihrem Manne nicht mehr aushalten könne. Dann folgten die Gutachten der Sachverständigen. Zwei von ihnen erklärten, daß der Ehemann Klein durch erhebliche Mengen Arsenik, die genügt ha >e., mehrere Menschen zu töten, vergiftet worden sei. Der Nervenarzt Sanitätsrat Dr. Juliusburger gab eine ausführliche Schilderung der Psyche und der körper lichen Beschaffenheit derAngKlagten Klein. Frau Kln» sei intellektuell zurückgeblieben, sie neige zu l schwang und habe eine Kindlichkeit in ihrem Wesen, die zu ihrem Lebensalter in Widerspruch stehe. A s ihren Briefen spreche ein Rauschzustand pathologischer Natur, ein Gefühlsrausch der Liebe und des vastes sei darin erkennbar. Der Sachverständige ist nicht in der Lage, die Frage zu beantworten, ob der Z 51 zutreffe oder nicht. Er kann nur erklären, daß zu- mindest ein Grenzfall vorliege, der in jeder Richtung zu Zweifeln Anlaß gebe. Die Angeklagte Nebbe ser die stärkere Natur, r-ber auch bei ihr liege eine ge wisse Minderwertigkeit vor. Sanitätsrat L>r. wa.gnu» Hirschfeld bezeich nete die Angeklagte Klein als eine Person, die unter körperlicher und geistiger Entwicklungshemmung leide. Bei der Angeklagten Nebbe sei eine auf ört licher Belastung beruhende geistige Beschränktheit vorhanden. Beide Angeklagten hätten unter dem Zwange einer fixen Idee gehandelt und sich gegen- seitig beeinflußt. Der Z 51 könne nicht Anwendung finden. Gerichtsmedizinalrat Dr. Thiele bezeichnete die Angeklagten ebenfalls al» vermindert zurechnungs- fähig. Der gleichen Ansicht gab der Sanitätsrat Dr. Leppmaun Ausdruck. Am Freitag nahm Staats«»walt Rombrecht da» Wort zu seinem Plädoyer. Frau Klein habe bei ihrer Verteidigung die Taktik verfolgt, ihren Mann zu belasten und als einen vertierten Menschen hin- zustellen. Aber gegen diese Charakterisierung spreche der Brief, den der Ehemann Klein an seine Schwiegereltern geschrieben habe und in dem er eine Belohnung mit seiner Frau herbeizuführen ver- iuchte. Der Staatsanwalt ist geneigt, anzunehmen, daß das ganze Unglück in der Ehe aus den Freund- schastobund der beiden Frauen zurückzufiihren sei. Zuzngeben sei, daß Klein seine Ehefrau schlecht be handelt habe, aber dadurch sei Frau Klein nicht von icder Schuld reingewaschen. Der Haushalt war ihr Nebensache, die Hauptsache war ihr dir geliebte Freundin Rebe. Der Staatsanwalt erörterte dann, ob Totschlag oder Mord in Frage komme. Die Angeklagte Klein habe zweifellos systematisch und mit UebcrUmung ge handelt. Ma» könne für sie beim besten Willen keine mildernden Umstände finden. Es liegt hier ein glatter Mord vor. Ich bitte deshalb die Herren Geschwore nen auf Mord zu erkennen u«d keine mildernden Umstände zu bewilligen. Die Verhandlung wird fortgesetzt. Der Totschläger Gbendorf Da» Schwurgericht I in Berlin verurteilte den früheren Bademeister Alfred Obendorf, der im September 1920 seine Wirtschafterin Anna Wrobel in der Zionskirchstraße 39 mit einem Beil getötet, die Leiche zerstückelt und in Nikolassee vergraden hatte, wegen Totschlags unter Zubilligung mildernder Umstände zu fünf Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust Siebzehn Monate , der Untersuchung»- haft wurde» dem Angeklagten auf di« Strafe an- gerechnet. Di« Sach« hatte schon wiederholt bte Gerichte beschäftigt. Auf den Antrag seine, Ver- teidlgers, de» Rechtsanwalt« Dr. Pindor, war Oben- > darf in einer Irrenanstalt auf seinen Geisteszustand untersucht worden. Die Sachverständigen erklärten jedoch daß Obendorf zwar vermindert zurechnungs. sähig, aber doch strafrechtlich verantwortlich sei. In der Verhandlung widerrief der Angeklagte sein früheres Geständi«, das er mit furchtbaren Grausig- »eiten ausgeichmückt hatte, anscheinend um die Zweifel an seiner geistigen Beschaffenheit zu bestärken. Er behauptete, daß er sich in der Notwehr befunden habe. Er sei von seiner Geliebten Anna Wrobel bis aufs Blut gereizt worden, nachdem er sie vorher in einem Tanzlokal mit anderen Männern zusammen gesehen habe. Vas Geheimnis vom Wiesenhaus Die überraschende Wendung, die der Prozeß in Zwickau durch die neuen Bekundungen eines Polizeiwachimeisters über die veränderte Lage der Leiche nahm, hat der Darstellung des Angeklagten, daß seine Geliebte allem Anschein nach Selbstuwrd begangen habe, e-n«n gewissen Halt verliehen. Unter diesen Umständen ist die Vernehmung der Zwillings, schwester der toten Müller, Frau Käte Noll aus Köln, die sich eingehend über den Charakter und das Leben ihrer Schwester äußert, von besonderem Interesse. Die Zeugin bekundet, daß ihre ZwiÜingsschwester eine gute, aber auch lebenslustige Person gewesen sei, die eine gutbürgerliche Erziehung genossen Hobe, die aber auch sehr eitel gewesen sei und nur den einen Wunsch gehabt habe, eine glänzende Partie zu machen. Als sie die Bekanntschaft Köhns machte, verliebte sie sich auf den ersten Blick in ihn. Ihrer Schwester schrieb sie, daß sie Köhn heiraten wolle. Im Januar 1922 kam sie dann ganz plötzlich nach Hause, nach Köln, machte einen trostlosen, herunter- gekommenen Eindruck und erzählte, daß sie sich nnt Köhn entzweit hätte. Irgendwelchen Belehrungen oder Ermahnungen sei sie aber nicht zugänglich ge- wesen. Während ihres dreitägigen Kölner Aufenthalt» erhielt sie dann täglich drei Telegramme von Köhn, in denen er mit den zärtlichsten Koseworten von seiner Liebe zu ihr sprach. Ihrer Schwester erzählte die Müller, daß Köhn außerordentlich eifersüchtig auf sie sei, daß sie aber auch erfahren habe, daß er in Dresden ein Perhältnis mit einer Schauspielerin unterhielt. Nach drei Tagen fuhr sie dann ganz plötzlich wieder zu Köhn zurück, kam nach weiteren zwei Tagen noch einmal vorübergehend nach Köln und er- zählte, daß Köhn für ihre Heirat eine Wohnung suchen wolle. Später schrieb sie dann aus dem Erzgebirge, daß sie sich wieder vertragen hätten und daß ihr Ge- lieb ter sich ändern wolle. Dann wurde der letzte Brief der toten Grete Müller aus dem Wiesenhaus verlesen, den sie noch am Mittag ihres Todestages, am 24. März, an ihre Schwester geschrieben hatte. Sie teilte ihr darin mit, daß es ihr ausgezeichnet ginge, und daß sie in den nächsten Tagen voraussichtlich nach Berlin fahre« würde. Dors.: Haben Sie bei Ihrer Schwester nie. mals Anzeichen von Selbstmordabsichten gemerkt? Zeugin: Nein. Sie war aber später niedergeschlagen und nicht mehr so lebenslustig wie früher. Köhn hatte sie vollständig in der Gewalt. Sie war wie hypnotisiert. Mein Gatte sagte ihr auch einmal: .Paß aus, Grete, der bringt dich noch einmal um." Auf Befragen von Professor Dr. Srauch gibt die Zeugiy weiter an, daß ihre Schwester von allen Diännern, die sie kennengelernt habe, Köhn am heißesten liebte, daß sie, die Zeugin, aber nicht ange- nommen hätte, ihre Schwester würde sich dann ein- mal das Leben nehmen. Verhinderter Sträflingsausbruch. Im Gebäude des Wiener Straf-Landgerichte» II auf dem Her- nalser Gürtel, wo früher da» Divisionsgericht unter- gebracht war, wurde ein Komplott von 35 Häftlingen entdeckt, die in der Nacht zum Sonntag aus den Kerkerzellen ousbrechen wollten. Es befinden sich unter ihnen mehrere Schwerverbrecher, die bereits tn die Mauer ein Loch von 30 Zentimeter Höhe und 40 Zentimetr Breite gebrochen hatten, als der Plan entdeckt wurde. Rur der Stahlkammer gerettet Dieser Tage war eine große Zahl von Polizisten, Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfer« fteberhasr am Werke, um einem jungen Bankangestellten Ret tung zu bringen, der tn der gepanzerte» Stahlkammer einer Filiale der Patterson-Dank zu New Bork eingesperrt »rar und ein Opfer de« Erstickungstodes zu werden drohte. Die Helfer mußten sich durch eine 45 Zentimeter dicke Mauer einen Weg bahnen, um dann den Stahlpanzer in einer Dicke von 7)4 Zentimetern zu durchbohren. Mach stundenlanger mühseliger ArbeÜ bei der mit einem Sauerstoff- gebläse gearbeitet wurde, gelang es endlich, den jungen Mann aus seiner gefährlichen Loge -u be freien. Er war bereits bewußtlos und wäre ver- loren gewesen, wenn die Befreiung nur noch wenige Minuten hätte auf sich warten lassen. Man erfuhr später, daß einige Stunden vorher ein anderer junger Angestellter der Bank die Panzertür der Stahl kammer mutwillig zugeworfen hatte, um dem dc>rin befindlichen Kollegen einen Schreck einzujagen. Un glücklicherweise war aber die Tür mit einem aus Zeit eingestellten Sicherheitsschloß versehen und konnte infolgedssen vor >49 Uhr morgens nicht wieder geöffnet werden. Als der junge Mann bemerkte, war er angerichret hatte, verlor er so vollständig den Kopf, daß er eine wertvolle Stunde verstreichen ließ, ehe er Meldung machte. Valuta und Kurgäste. Zn dem Schwarzwälder Badeort Schönberg wurden durch Verordnung des Ministeriums des Innern 32 valutastarke Aus länder, die in Pensionen logierten, aufgefordert, cnr- weder im Sanatorium Unterkunft zu nehmen oder innerhalb 48 Stunden abzureisen. Diese Maßnahme wurde getroffen, da die Ausländer die Preise so in die Höhe getrieben haben, daß es kurbedürftigen In ländern geradezu unmöglich ist, die gleichen Preise zu zahlen. Die explodierte GefpenstersttzuLg. Ein öffentliches Gebäude rn Pittsburg, Shelton Hall, wurde in folge einer geheimnisvollen Explosion vollständig zerstört. Die Explosion ereignete sich, wie aus New Jork berichtet wird, während Spiritisten eine Sitzung dort abhielten. 75 Männer und Frauen, die hier mit den Geistern Zwiesprache hielten, wnr- den von den Flammen überfallen. 20 von ihnen sprangen aus dem dritten Stockwerk auf die Straße, ohne das Auobreiten von Sprungnetzen abzuwartrn. Sie wurden schwer verletzt ins Krankenhaus über- führt. Andere entrannen dem Feuertod, indem sie an den Fensterbrettern entlang auf das Dach des an- stoßenden Hauses krochen. Sieben verbrannten. Die Ursache der Explosion ist nicht aufgeklärt. Zn der Stadt aber verbreitete sich das Gerücht, daß die ans ihrer Ruhe gestörten Geister sich auf diese sehr irdische Weise gerächt hätten. Elefanten besetze» das Kougoland. Nach offiziellen Telegrammen der Äongorcgierung hat in das Gebiet um den Leopoldsee ein Einfall starker Elefant?n- herden stattgefunden, die die Kulturfläche des Ge biete» verwüsten und die Ernährung der Devölle- rung gefährden. Die Elefanten haben bei ihrem Masscneinfall zahlreiche Plantagen niedergetrctcn, junge Pflanzungen völlig vernichtet und die De- völkerung in Angst und Schrecken versetzt. Die Ein geborenen weigern sich, auf die Tiere Jagd zu machen, und verschiedene Dörfer sind von ihren Einwohnern bereits verlassen worden. Daß es sich bei dem Ein bruch der Elefanten in das belgische Kongoland um eine Sanktion wegen mangelhafter Kohlenlicferungen handelt, ist bei dem dortigen Klima nicht anzu nehmen. Ohne Zweifel werden sich aber auch diese Viecher für ihr Vorgehen auf irgendeinen Para graphen des Versailler Vertrages berufen können. Acht Kokaiaschieber verhaftet. Aus Berlin wird gemeldet: Der Handel mit Alkaloiden ist zwar verboten, wird jedoch von Schiebern mit dem größten Eifer betrieben. Ganze „Gesellschaften" haben sich z. B. auf den verbotenen Handel mit Kokain geworfen. Erst setzt gelang es der Kriminal polizei wieder, acht Personen zu verhaften. Sie gerade ein solches Geschäft entricren wollten. Die Kontrahenten waren ein Student, mehrere Kauf- leute und Arbeiter. Die Beamten beschlagnahmten bei der Verhaftung eine Probe der Ware, die sich als Novokokain herausstellte. Liebestragödie. Der 21 Jahre alte Kassengehilfe Billepp und seine Braut, die 18jährige Lucie Schir- row aus Pankow, wurden in einer Wohnung un Hause Waerschauer Straße 3 in Berlin, durch Gas vergiftet, tot aufgefunden. Wie aus hinter lassenen Briefen hervorgeht, hat die Aussichtslos g- keit ihres Verhältnisses beide in den Tod getrieben. Musik Letttmg: UnwersttLtSmustLir.Pros. Fried r.Vrs»»e» 19. Gewandhaurkonzert ' Die hohen Erwartungen, die die wahrhaft meister- siLe, dynamisch aufs feinste ausgearbeitete Vor- füyrung und geistvolle Auslegung von Beethoven» «weiter Leonoren-Ouvertüre weckte, wurden im Der- laus de» fast zu lang ausgedehnten, anstrengenden Konzertes restlos erfüllt. Der trefflichen Wiedergabe pon Bachs Brandenburger Konzert Nr. 5 (in D-Dur) «var Stil und Größe in Auffassung und Darstellung »achzurühmen. Herr Kapellmeister Furtwängler, der vom Flügel aus die» Konzert leitete, bewahrte sich dabei zugleich als ausgezeichneter und feinsinniger Kammermustkspieler. Gemeinsam mit de» Herren Konzertmeister Wolkgandt und Fischer (Fläte) wurde er nach Verdienst durch herzlichen Beifall und wie- verholte Hervorrufe ausgezeichnet. Mit gleich hohe» Ehren bestand di« ihrem Leiter treue Gefolgschaft leistende Künstlerschar bei der Darbietung der aus dem Rahmen de» Ganzen herausfallenden Mozart- Variationen und Fug« für Orchester von M. Reger, wohl gespielt au» Anlaß der 50. Wiederkekr seine« Geburtstage«. Zuvor erwarb sich Herr ^roscsso« Walther Lampe (München) einen hohen künstlerische» Erfolg. Er wußte Mozart« D-Moll-Klavierkonzert rmter »oller Auswertung seine« Modulation»fähige» Anschlag« mit technischer Gewandheitt, musikalisch«« Geschmack und viel Empfinden zum Portraa zu bringen. Kur -en Uonzertsülen Da« vom Herrn Präsekten Blausuß geleitete Konzert de» Thomanerchore« konnte man an» Gesundheitsrücksichten nur zum Teil genießen. Was wir in der kalten Thomaskirch« von den mant-l- de»öffneten Sängern hörte», bewies wiederum die bekannte» vortrefflichen Eigenschaften des berühmten Chores. Die Gesänge wurden eingeleitet und unter brochen durch Vorträge des ausgezeichneten Orga- nisten Herrn Ramin. An dem Klavierabend von Maria Proelß konnte man sich der geistigen Ausstrahlungen eines noblen Talentes erfreuen. Technisch vorzüglich aus- gerüstet, spielte die Pianistin Sonaten von Schubert und Havdn mit dem diesen Meistern angemessenen Stilempsinden und wandte sich dann modernen Ton- setzern zu, denen sie mit äußerst beweglichem Tempe- ramente gerecht wurde. Der flüssige Vortrag und der fluktuierende Ausdruck erhöhte das Interesse zumal an den Intermezzi von Bohnke, sowie der Toeraten von Ravel und Leschetitzky — alles Vir- tuosenstücke neuerer Prägung, bei denen Frau Proelß tn Momenten der Kraftentsaltung auch eine gewisse Verwandtschaft mit der Frau Ney zeigte. Kurzum, awn erfuhr, wie sich ein romantische» Naturell, da» Schumann zu seinen Idealen zahlt, sich mit neu- zeitliche« Tsngedichten geistreich abzufinden weiß. —ft— ImS. Philharmonischen Konzert wur- den unter Generalmusikdirektor Malatas Leitung ausschließlich klassische Werk« zum Vortrag gebracht. So interessant es für den Konzertbesucher auch sein mag, namhafte Vertreter de» Taktstocke» kennen zu lernen, so wird doch die Vorführung der einzelne» Werke kaum die gehegte» Erwartungen erfüllen. Steht doch dem Gastdirigenten meist nur eine Prob« zur Verfügung, i» der er sich wohl über da« Dich- tigste mit dem Orchester verständigen kann, ein Per- travtwerden der Musiker mit den Eigenarten de» Leiter« und dessen Auffassung in Einzelheiten aber unmöglich ist. Auch diesmal war diese Beobachtung zu machen, so sehr der durch wiederholte Hervorrufe ausgezeichnete Gastdirigent muh über der Sache stand und die Werke mit äußerlich ruhigen Be- megungen voller Umsicht vorführte. Leider wurde man o»ch diesmal wieder bei Wiedergabe von Beethoven» D-Dirr-Sinfonie durch völliges Miß ¬ lingen der Hornpartie (23 Takte vor dem Schluß) aus der Stimmung des zweiten Satzes heraus- gerissen. Gleich Herrn Malata wußte sich auch die Solistin des Abends, Fräulein Rosa Lind, durch den Vortrag je einer Arie au» Mozarts „Figaro" und „Zauberflöte" den herzlichen Dank der zahlreichen Zuhörer zu erwerben. — Der Bulgare Pantscho Wladigeroff ist, wie dies die in dem Kom- positionsabend vorgeführten Werke schlagend bewiesen, ein Mensch von schier selten anzutreffender, fast unheimlicher Leidenschaft und stürmischem Tem- perament. Die vulkanartigen Ausbrüche südländisch leidenschaftlichen Empfindens, sein jugendliches Feuer und Draufgängertum zeigt sich nicht nur in den bewegten Ecksätzen seine» Erstlingswerke», einer Sonate für Violine und Klavier; es pulsiert tn un- geminderter Stärke auch in den Klavierstücken aus Opus 15 und dem von Havemann wiederholt ge spielten Violinkonzert. Freilich, die melodiös ge- haltens, bulgarischen Einschlag bekundende Musik ist nicht gerade besonders kunstvoll, nicht nach jenen Gesetzen gearbeitet, wie wir sie in Kammermusik- werken angewendet wissen wollen. Die nicht selten mit der Violine tn Oktaven einherschreitende Me- lodie wird allermeist von beständig auf- und ab wogenden Passagen, und die ganze Klaviatur durch- laufenden gebrochenen Akkorden umspielt. In tech nischer Hinsicht stellen die dankbar geschriebenen Werke nicht unbeträchtliche Anforderungen an die Ausführenden, denen sich der Komponist wie im be- sonderen sein Bruder Lüben (Violine) vollkommen gewachsen zeigte. — Herrn Dr. H. Thierfelders Ex periment, mit dem Leipziger Sinfonieorchester einen Sibelius.Abend zu veranstalten, mißglückte. Als einzige« Verdienst gebucht sei, daß er de» Finn- länder» dreisätzige Sinfonie Nr. 5 tn E»-Dur erst- malig vorführte, wenn auch in unzulänglicher Weise. E» gehört doch etwas mehr dazu, al» Herr Dr. Thierselder zu glauben meint, um Wesen und Inhalt dieser thematisch, klanglich und rhythmisch durchweg interessanten Musik zur Darstellung zu bringen. Er bot als Dirigent eine Dilettanten- leistung schlimmster Art. Ganz besonders hilflos zeigte er sich bei Wiedergabe des Violinkonzertes, namentlich bei Darbietung de» Adagios. Hier fck>-*n sich ob dieser nichtssagenden Taktschlägerei selbst die Musiker fragend und verwundert an, die, wie auch der Solist Herr Florizel von Reuter ganz auf sich angewiesen waren und einen schweren Stand hatten. Man atmete in der Tat erleichtert auf, als nach mancherlei Wirrnissen das Ende dieses Satzes erreicht war. Mit Recht durfte neben Herrn von Reuter auch Frau Thierfelder-Grundmann die an- haltende Zustimmung der Zuhörer für den aus. drucksvollen Vortrag einiger Lieder entgegennehmen. ^1, Leipziger Oper („Alda"). Nach dem erfolg, reichen Holländer des Herrn Bockelmann erwac- Lete man mit großem Interesse seinen Amonasro in Verdi» „Akda". Auch diese Partie zeigte wieder die schönen und gutgcpflegten Mittel dieses hoch begabten Künstlers, der allen Uebertreibungen be wußt aus dem Wege zu gehen scheint. Wie nur guaz wenige Baritonisten verfügt er — außer schon früher erwähnten Vorzügen — über einen Umfang der wirklich künstlerisch verwendbaren Stimme, der in Tiefe und Höhe allen Anforderungen entspricht. -N-- A»» der MLsikwelt. Herr Erwin Schulhofs spielt tm 5. Leipziger Melos-Konzert Sonn- tag, den 18. März, vormittags 11 Ubr im Grottian- Steinweg-Kammermusiksaal Uraufführungen von Leo Ornstein, Lord Berners, Erwin Schulhofs, ffraneis Poulenc. — Ernst Lewtcki, der be- kannte Mozartforscher und Borsitzende de» Dresdner Mozartverein», feierte dieser Tage seinen 60. Ge burtstag. Im Hauptberufe wirkt er seit vielen Jahren al» ordentlicher Professor für Kreiselrad- maschine» und Dampserzeugerbau an der Dresdner Technischen Hochschule. . . . , . vlS Luv« bat cts» Xc Kursor Lri rrodilckst. Votoridütv uaü <tse d dattir« k vor mit ävlslllaowc Mutixoo so asm vo VorMüok« tLtsLckliol ULoxol nous Uiod desoocksrv orxavioati xox. Usw über bsnckolsko «Zoo KOall vvocLa « 8 v, vd » ra oivi^vl cksMr opr ko'xtao l l'ntiaobv, xrüvor cksro do« llobsr««« Lio i ckar Lr» den Lora »obtso < skAoisdv bullend» Les« ki lnckuütri« cksr v«rs> »vbiockov dLvcksa b»r»ck«l < lnkolAs <l«s Üa.v vvrckeo. lockustr^ (ckterva v«»oa « tuns ro rvvarss, traxsort eposso < öavkt Lisboa /lsatllad Lrivckoo Vordoei vllasob Lkuockoi voucksa 8obl Osoetri ^earckor Ligo ick all» di trösiiol scdvsr dock rod mokrkg olvkt , Mr k« 0»ta» 1923 1923 5. 3. !l«! Nir , ckl«ed ftou Varo ckisöt kol?« oben rloie 1 Li 14M 1 L 1 ttl tisol 1 st 1 v Siri
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