Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-17
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lr« t»chk.it gentltch 4. w»i< rschll-t UNMOI^ mbe er ung in h«. Gr ine be- > in ge. r. Die :i aber llichkeit besorgt. » müsse i einen ar man it geb«, it wid- in die -fordcr- age der dein, atz «in cd und he sehr al« ein irgend e Aus. !N, na- Grund- >r«tte» Harz, ations» clungcn cßischen schiften, eckt an haben cholung , diese und ratische lg eine n». den »«weis' en rde im rscha- ter Zu. Demo» Krieg«- hen ge» Lr die gesorgt iebenen lngo« siche rt« sich en, di« Java» t. Lrttae» , wür- Leben von rn, die »er Be» Ü schätz« eter in ettegie- London Todes» »tut an « un» r i^ per lls ein» erts» er, er» Ehren- bereit» irstLnd» t. Di« »mUtche rb ihm olutlon hränkte rdiaal. I7S4. rd un» in Dr. er von dervor» ipezial- n und ng be» la au». rüfung erarten > Au» Ehren» » Neue kamen» Sprach« ssimus- Jahren Graphik nche» ^a^esderickt 1000000 MK. velohnung Jetzt erst weiß ich, was es bedeutet, wenn i» Reisepaß vermerkt ist, datz ich keine besonderen Merk male aufzuweisen habe. Ersten» ist die» ein« Be leidigung, zweiten» (wa» viel wichtiger isti bedeutet die» einen großen Verlust für die Menschheit. Denn: nehmen Sie bitte, den Fall an, mir gelingt eia gan- vorzüglicher Raubzug. Ich werde berühmt, wemp- sten» auf die Art, daß an allen Straßenecken mem Bild prangt — wodurch soll meine Umgebung, die für Ergreifung meiner werten Person eine ganz de- trächliche Geldsumme versprochen hat, diesen Betrag sich verdienen, wenn ich so gar keine besonderen Merkmal» aufzuweisen habe . . . Der Dorraum der Krtminalabetilung im Polizei präsidium ist mit Plakaten in allen Farben tapeziert. Sie versprechen dem Leser einen hohen Betrag, wenn er den abgebildeten Mann auffindet. Ich habe mir den Mann genau angesehen und Merkmale ge- sucht . . . (Gott, ein kleiner Nebenverdienst wäre doch gar nicht so übel . . .) Mer ich finde nicht», rein gar nichts, was mir dieses Gesicht auch nur irgendwie auffällig erscheinen lassen könnte. Ick habe da» Bild eine halbe Stunde angesehen und glaube, ich könnte heut« ruhig mit ihm an einem Koffeehaustisch sitzen und würde ihn nicht erkennen... Auf anbereu Plakaten fehlt überhaupt jedes Bild. Dort ist der Gesuchte nur genau beschrieben. Aber dies in einer Art, daß ebensogut ich der Gesuchte sein könnt« oder mein Freund oder mein Vater. Mit diesem Nebenverdienst scheint es also nichts wer- den zu wollen. Womit gesagt ist: Es gibt heute keine Physiognomik mehr. Man hat den Blick für die Verschiedenheit der Menschen verloren. (Denn daß es eine solche wirklich nccyt geben sollte, halte ich für unwahrscheinlich.) Schon aus finanziellen Gründen sollte man Gesichtsstudien betreiben. Man kann täglich rund eine Million Mark mit dieser Fähigkeit verdienen. Und noch viel mehr, wenn man mit seinen Kenntnissen auf die Reise ginge. Physiognomik sollte man auf den Univer sitäten lehren und in der Volksschule mit größter Intensität betreiben. Dann wären die Wände des Dorraumee in der Kriminalabteilung nicht mit so vielen Plakaten tapeziert. Oder sie hätten Erfolg. Tim zdiirurl v!e Movphistln und ihr „Sekretär" Die Kokain- und Morphiumsucht wütet in Part» nach wie vor trotz der strengen Strafen, mit denen die Verbreitung dieser Gifte und ihre unrechtmäßige Beschaffung bedroht sind. So wandte sich, wie au» Paris geschrieben wird, die Inhaberin eine» großen Modeatelier« an die Polizei, um ihren eigenen Sohu anzuzeigen und ihn auf diesem Wege au» den Händen einer Morphinistin zu befreien. Sie hatte ihn, der nacheinander Schriftsteller, Theatersekretär, Lektor bek eine» Verlagsbuchhändler gewesen war, nach langem Euchen bei einer wohlhabenden Dame, die ebenfalls literarisch hervorgetreten ist, in deren eigenem Hause ausfindig gemacht. Als die Polizei hier erschien, fand sie den jungen Mann, Bernichon mit Namen, und die Dam«, eine Madame Danville, tu einem Raum vor, der nicht weniger sachgemäß eingerichtet war al« eine chinesische Opiumhöhle. Madame Dan ville. die auch »Offizier des Ordens der Instruction Publigue' ist, batte sich Morphium und verwandte Gifte in Dutzenden von Apotheken auf teilweise ge fälschte Rezepte besorgt. Den jungen Mann gab sie als ihren »Sekretär' aus und nahm ihn der Polizei gegenüber lebhaft in Schutz. Aber das nutzte ihr nichts. Beide mußten jetzt auf die Anklagebank, und da» Gericht verurteilte die Morphinistin zu einem Jahr Gefängnis, «ährend ihr »Sekretär' mit einem halben Jahr davonkam. Streik iu» HallesHerr Bauhaudwerk. Die Bau arbeiter, Maurer und Handlanger in Halle sind auf sämtlichen dortigen Bauten in den Streik ge treten. Die Zimmerleute erklären, daß der ihnen vom Schiedsamt zugebilligte Lohnsatz von 1400 M. völlig ungenügend sei. Die Transportarbeiter in ver Automat Don eutzs»« Sratmarl Sl» Herbstnachmlttag im Tiergarten. Die lang sam herabtaumelnden vergilbten Blätter verbreiten Septemberfiimmung Es dunkelt bereits, langsam und leise beginnt di« Abenddämmerung ihre ein tönige graue Decke über die Großstadt auszubreiten. Hier ist es still, — eine ruhige Insel im Großstadt lärm. Ein Jung« und ein schlanke» Mädchen schreiten still unter den herbstlichen Bäumen dahin. Der Jung« ist ein echte» Großstadtkind, dreizehnjährig, frühreif, ungezogen und frech. Da» Mädchen ist eine schlanke Blondine, mit großen verträumten blauen Augen. Sehr hübsch. Bei einer Wegkreuzung bleibt si« stehen und sieht sich forschend um. Eine Minute lang herrscht Schweigen. Dann bewegt sich plötzlich der Schatten einer großen Linde und ein junger Mann tritt in Vorschein. Die letzten, ersterbenden Sonnenstrahlen spiegeln sich schaukelnd auf seinen Achselstücken. Er tritt näher. Er grüßt . . . „Sie! Doch! Fräulein Klara . . .', sagt er mit einer ziemlich gut geheuchelten Ueberraschung. „Haben Sie sich denn auch hierher verirrt? Guten Abend, Bubi!' „Guten Abend, Herr Leutnant!' erwidert da» Mädchen, — „welch ein sonderbarer Zufall!' „Ein glücklicher Zufall! Ich hatte es wirklich nicht gedacht. Sie hier treffen zu können. Ich bin übrigen» jeden Nachmittag hier.' „Sie auch? Hier ist e» wirklich zu schön, die Luft ist so lauwarm wie im schönsten Frühlina.' „Der Herbst ist überhaupt die schönst« Jahres zeit .. ' Bubi scheint aber keinerlei Verständnis für die Schönheiten der herbstlichen Natur zu haben. Er bleibt plötzlich stehen. „Wozu diese» Geschwätz, Klara? . . . Glaubst du, ich weiß nicht, daß dieser glückliche Zufall ver- abredet war? Da» ist ja «in ganz gewöhnliche» Stelldichein, ad« wenn e» dir so besser gefällt, ein Rendezvous ..." „Aber Bubi .. ." „Sek nur ganz still. Da» ist -in Stelldichein. Ich w-iß es ganz genau. Mich kann «an nicht an der Nase herumführen, wie die Mama. Aber du warst gestern lieb zu mir und hast die Sache «it de» zerschnittenen Tischtuch fein i» Ordnung ge» Halle haben mit ihrem Arbeitaeberverbcmd eine» Lohnzuschlag von SO Prozent aus die Februar löhne für Marz vereinbart. Selbst «stellt. In Eroppenstedt kam ein 24jähriger Handlungsgehilfe au» Luckenwalde auf die Polizei und erklärte, er wolle in Haft genommen werden, weil er al» Verkäufer einer Bahnhofsbuch. Handlung einer Leipziger Firma 13S000 unterschlagen habe. Da» Geld HÄ« er in Schierke verjubelt. Der Manu wurde in Haft genommen. ZiltlichkLitsverbrechen an einer Geisterkranken El« VresstigjShriste» Mädchen, da- in der Vayerischerr Straste i« Leipzig wohnt und, obgleich e- schwer, jedoch harmlos geisteskrank ist, sehr ost ohne eine Begleitung spazieren geht, auch stet pünktlich zu ihrer Mutter zurückkehrte, ist nach einem solchen Spaziergänge erst an» anderen Morgen (den 1s. März) srüh kurz nach 4 Uhr be! ihrer Mutter wieder eingetrosfe«, aber in einem fast unbe schreiblichen Anstande. Ihre Klei dungsstücke waren aus der Vorder- und auch aus der Rückseite ihre- Körpers sast vollständig durchgerisseu, ein Weister Unterrock und ihr Beinkleid säst unbrauchbar und blutbesleckt. Am Halse und au anderen Stelle« ihre- Kür- per- Ware« blave Flecke« sichtbar, die Zähne bluteten, die Lippe« waren geschwollen. Austerdem fehlte ihr gelblichbrauner Flauschmantel und ein Weister Darchentrock. Die Ver letzte ist grost und kräftig, so dast die Möglichkeit «aheliegt, dast zwei MS«- ner al- Täter in Frage kommen können. Leider ist der Geisteszustand des bedauernswerten Mädchens ei» derart schwacher, datz es nicht die geringste« Am gäbe« zu machen vermag, wann und wo der Ueberfall geschehen ist. Aus bestimm ten Umstände« ist zu schliesse«, datz die Tat aus irgendeinem Platze oder einer Straste geschehe« ist. Beobachter von Vorkommnissen, die mit dieser scheust, liche« Tat i« Verbindung gebracht werden könne«, werde« gebeten, ihre Wahrneh- «rnnge« sosort der Kriminalpolizei mit- zutetle«. Es ist möglich, ja wahrscheinlich, datz sich a» der Kleidnug bzw. dem Hemd des Täters Blutspnre« befinde«. Ketv „Platz der Republik' ü» Perlst». Ja brr Berliner Stadtverordneten-Dersaminlung wurde dcr sozialdemokratische Antrag, den Königsplatz in einen „Platz ver Republik' umzuwandeln, «it 101 gegen 95 Stimmen abgelehnt. Auch ein Antrag des Zentrum», wonach ein „hervorragender' Platz den Namen Platz der Republik erhalten soll, wurde abgelehnt. — Die große Vorlage über die Umwandlung der städtischen Werke in eine G. m. b. H. wurde einem Ausschuß überwiesen. Si» weiblicher Hochschulprofessor. An der land- wirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim muroe der Abteilungsvorsteheria und bisherigen Privat dozentin Dr. Dlarta von Wrangell die öfsenticche Professur für Pflanzcnernahrung übertragen. Veruntreuungen auf «tue» Postamt. Lus einem Postamt «ine» Westvororte» von Berlin wurden viele Briefe mit englischen Pfund- und amerikanischen Dollarnoten seit langer Zeit fortwährend unter schlagen und ihre» Inhalte» beraubt. Al» Täter wurde jetzt «in Postassistent entlarvt, ein betagter Mann, der seit 35 Jahren im Dienste stand. Das Ende -er „Lusitania" Mit LkstyNNtnuxk soeruyk Kurt Redeu-Bennigsen schreibt dar L. Fr. Pr.: Nun der höchste amerikanische Gerichtshof seinen Wahrspruch gefällt hat, bin uh der Schweigepflicht enthoben und darf berichten, «a» mir der Versenker der „Lusitania' selbst vor über sech» Jahren «itgetellt hat. Jede frühere Rechtfertigung märe ja in den Wind gesprochen gewesen — man wollte eben nicht Horen, und der brave deutsche Seeoffizier blieb der „Pirat und Massenmörder'. Heute ist ihm die glän zendste Genugtuuna geworden, di« vom früheren Feinde, die all die Jahre im unerschütterlichen Glau ben an den endlichen Sieg der Wahrheit erwartet wurde. Ich lasse nun den Versenker der „Lusitania' selbst da» Wort: „Ende April sollt« ich wieder hinaus mit meine« kleinen U-Boot in die Irische See. Elende» Wetter, schwere Regenböen und dicker Nebel. Hie und da ganz nahe Sirenengeheul und die Aussicht, plötzlich überrannt zu werden. Am Eingang zum Georg»- kanal, wo wir starken Schiffsverkehr erhofften und wo ich solange al» möglich auf dem Posten sein sollte, noch kem« Besserung. Wir schwammen noch immer im dicksten Nebel, der förmlich am Wasser klebte; zwei Tage, drei Tage, den vierten Tag. L» war zum Verzweifeln, dazu ging der Betriebsstoff zu Ende und ich konnte mir leicht ausrechnen, fast auf di« Stunde, wann ich gezwungen sei» würde, wieder hrimzufahren, wenn ich bei größter Spar samkeit meinen Hafen überhaupt noch erreichen wollte. Ein paar Meilen zu wenig Oel, und mich konnte dann auffischen wer wollte! Um mich ja nicht zu ver rechnen, blieb ich wenig über Wasser, wo es ja ohne- hin nichts zu seben gab, sondern ging immer wieder stundenlang auf Grund, um bann wieder auf- zutauchen, ob noch immer keine Sicht sei. So kam endlich der Morgen be» 7. Mai, de» un widerruflich letzten Tages für meinen Aufenthalt an der irischen Küste — und der Nebel war noch immer da! Ich ging wieder auf Grund, ließ noch frühzeitig zu Mittag essen, um nachher auszutauchen und schwe ren Herzen» erfolglos hcimzukehren. Al» wir au» der dämmrigen Tiefe mit Höhensteuer langsam vom Grunde aufsteigen, scheint mir da« Meer ausfallend hell, inst al» wenn oben die Sonne schiene. Und wirklich: Wie weggedlasen diese schreckliche, undurch- dringliche milchige Luft, di« Sonne scheint, und ich habe weite Sicht. Ganz nahe die irische Küste, steil, wie eine Maner, nnd sonst da« leere, weite Meer! Noch einmal mit dem Glas alles absuchen, dann aber schleunigst heim! Da sieht es an der Kimm aus einmal au» wie eine ganz feine Nadel und noch eine, die empor tauchen und ihren Standpunkt verändern. Wie «'"er MaOspitzen, entweder zwei Schiff« oder «in .nz grc s, nach der Entfernung zwischen den beiden. Kaum zu glanben: denn das mußte ein riesiger Kasten sein. Mir sehen uns fast di« Augen aus dem Kops, und unsere Herzen schlagen endlich schneller. Nun sichten wir Rauch zwischen den beiden Masten, dar-, den oberen Teil de» Kamin» und schließlich zäblen wir sogar vier Kamine! Also ein ganz ko lossaler Kerl. Er hält aber leider Kur» weitab von uns nnd hat dabei derartig« Fahrt, daß unser erste» Iagdfieb-.r der schwersten Enttäuschung weicht, denn mit nniercm langsamen Boot können wir uns diesem Windhund niemals vorlegen. Es ist merkwürdig, wir zerbrechen uns den Kops, wo der Niesendampfer eigentlich hin will. Er häl» nach immer Kur» direkt auf die Steilküste, al» ob er sie rammen wollte. Endlich, im letzten Moment, schwenkt er der Küste entlang direkt auf uns zu, tne wir glücklicherweise halb getaucht waren uud jetzt nur mehr da» Periskop benutzten. Immer »aher rauscht der Koloß heran — und jetzt sehe ich ganz deutlich di« mannshohen goldenen Lettern und buch stabiere: „Lusitania!' Das große Lo» für einen U-Boot-Kommandanten, so ein edles Wild zu erjagen, denn die „Lusitania' ist schon im Flotten kalender vom Jahre 1913 bei der englischen Marine al» Hilfskreuzer für den Kriegsfall geführt, „De- stückuna: sech» IS-Zentimeter-Geschütze", und dieses Schiff hält nun direkt auf mich zu! Rur jetzt kalte» Blut und nicht zu früh lancieren. Nur mehr 1000 Meter, 800, 600 und jetzt 400. — Gur vorgehalten — Schuß! Und nun die atemlose Spannung, das Zählen der Sekunden des Torpedo laufe» durch das Wasser zum Ziel — endlich! das jchwache dumpfe Beben und der Wogenschwall bord- jeit» der „Lusitania'. Doch jetzt — ein paar Sekunde» später — eine ganz ungeheure Erschütterung, die uns im Boot durcheinander»»^, so daß ich an erne rärsel- hafte Explosion unter uns selbst denke. Und als ich wieder durch das Periskop sehe, schießt au» der „Lusitania' eine turmhohe, schwarze Rauchsäule zum Himmel, nicht der weiße Dampf explodierender Kessel — also Munition! Die Rettungsboote ganz oben auf Deck, also sechs Stock über der Wasserlinie, stiege» in der Lust zertrümmert, wirbelnd wie die Hölzchen einer ausoeleerten Streichholzschachtel! Ich bin wie gelähmt vor Schreck und Staunen und finde leine Erklärung. Auf Deck wimmelt es jetzt von Menschen, einige heil gebliebene Boote werden herabgelassen, voll gepfropft bis zum äußersten. Da bekommt der haushohe Kasten vor mir aus einmal Schlagseite, krängt über, daß ich fast in die Kamine hineinschen kann, und im Nu ist das volle Deck wie abge'r'ehrt, und alles liegt im Wasser. Noch einmal richtet sich das Niejenschisf auf, um gleich darauf nach der anderen Seite zu kippen — die paar aus- geschwungenen Boote schlagen an die Bordwand und zersplittern, und ich sehe noch ein ungeheures Loch im Schiffsleib, der fast vollkommen auseinander gerissen ist. Ich kann das grauenhafte Bild nicht mehr sehen, die Hiurderte von Köpfen schwimmender Menschen, denen niemand helfen kann — und tauche ganz unter. Nach etwa einer Viertelstunde gehe ich wieder hoch und sehe vor mir — die glatte See, auf der nur mehr Trümmer schwimmen. Mit sehr gemischten Gefühlen bin ich nun heim- gekchrt. Da» Rätsel diese» „Hilfskreuzers' ließ mich nicht los. Wie sam die Unmenge von Zivilpersonen auf dickes Schiff, und wie war es dann möglich, daß zu gleich Explosivstoffe mitverladcn waren? — Das crnc mußte dös andere ausschließen! Welch strenge Vor schriften sind doch aus der ganzen Welt auf den Eisenbahnen, wo Feuergefährliche« nicht einmal mit den gewöhnlichen Lastzügen befördert werden darf! Und gar erst zur See, wo die Gefahr einer Explosiva noch viel folgenschwerer ist! Im Heimathafen, wo ich Meldung erstattete, erfuhr ich bald dle Lösung: „Dis „Lusitania' hätte doppelt verdienen sollen!' Erstens do.» Rirsengcld für den Transport von 25 000 Kisten Munition und zweitens da» andere Niesen- gelt) von den unglücklichen Passagieren, denen man natürlich nicht sagte, wo« unter ihnen im Raum« verstaut worden war. Die von unserem Botschafter in Washington speziell vor der Abfahrt der „Lusi tania' in den Zeitungen veröffentlichte Warnung, wegen U-Boot-Gefahr da» Schiff zu benützen, war eben wirkungslos geblieben. Der Naubüberfall i» Ried« rschäae weid« aufgeklärt. Der 10-Millionen Raub au zwei KassenLoten einer Berliner Großbank in der Ortschaft Nie der - fchöneweide bei Berlin, über den wir kürzlich berichtet haben, ist jetzt aufgeklärt worden. Die Räuber sind zwei Brüder, Ernst und Oswald Hepp ner au« Neukölln und „Maxe vom Gesundbrunnen', der Hehler ist ein Zigarrenhändler Alfred Otta. Ernst Heppner batte seit längerer Zeit die regel mäßigen Gänge der beiden Kassenboten zwischen der Bank und den Fabriken beobachtet und darauf seinen Raubplan ausgebaut. Der größte Teil der Beut« wurde den Verbrechern wieder abgejagt und für die Bank beschlagnahmt. bracht, daß die Mama nicht« davon gemerkt hat. Jetzt will ich dir zeigen, daß ich auch lieb sein kann, wenn ich will. Gib mir eine Mark, damit ich in den Kientopp gehen kann, und ich lasse euch allein. Um sieben Uhr treffen wir uns dann vor dem Kino . . .' „Bubi, du bist «in dummer Kerl' — ärgert sich das Mädchen. „Der Herr Leutnant wird wirklich glauben, du hättest gar keine Erziehung gehabt. Wie kann man nur solchen Blödsinn reden? Aber aut, du sollst in den Kientopp gehen. ... Hier hast du da» Gerd . . .' Bubi steckt da» Geld ein. geht aber noch nicht. „Ich will aber tm Kino Bonbon» lutschen. A eh mir au» dem Automaten Bonbon».' Der Leutnant eilt dienstfertig zum Automaten, allein — die Sach« klappt nicht. Er ist nur mit eisernem Kleingeld versehen — ach! dieser Krieg — und der Automat ist ein wählerische» Friedens erzeugnis. Er will ausschließlich Rickelm ünzen schlucken. Der Leutnant sucht all« sein« Taschen durch, Fräulein Klara untersucht ihren kleinen Handbeutel — all«» ist vergeben». Bubt findet auch hier den Ausweg. Er hat noch «inen Nickel groschen, und er ist bereit, denselben beim Leutnant gegen zwei Stücke eiserne Münzen derselben Sorte umzutauschen, damit er die Bonbons ziehen kann. Der Leutnant steckt den Groschen erleichterten Herzen» in di« Oeffnung de» Automaten nnd zieht. Allein — der Automat surrt und der Groschen er scheint klirrend wieder auf der Oberfläche. Der Automat ist leer. Der Leutnant versucht es mit der zweiten Oeffnung. Auch leer. „Bubi' — meint er — „du hast Pech: Der Automat wird leer sein.' „Ihr habt Pech.' erwidert Bubi unerbittlich. — „Die Bonbon» gehören zn meinen ffriedenrbedinaun- gen. Ich kann nicht davon lassen, versucht «s boch noch mit der letzten Oeffnung.' Der Leutnant gehorcht. Sr steckt den Groschen mit einem Seufzer in die letzte Oeffnung de« Auto maten. Er zieht, Gott Amor läßt seine Getreuen auch diesmal nicht im Stich. Der Automat knattert und der Oeffnung entgleitet «ine kleine runde Dose. Der Leutnant atmet erleichtert auf. Da» Mädchen auch. Bubi ebenfalls. »Hi«, Bubi, Gott fei aebankt.' .Dank« sch-»,' sagt Bubi «rkig unb rennt ßaoo». Gr bleibt noch einmal steh« und ruft: „Um siebe» Uhr vor den, Kino!' Dann verschwindet er. . Da» Mädchen legt die Hand auf den Arm de» Leutnant«. „Endlich!' — seufzte sie — „jetzt kann er seine Bonbon» lutschen, der schreckliche Kerl. . .Da» wird aber kaum möglich sein,' lacht der Offizier. Da» Mädchen staunt. „Waren es denn keine Bonbon»?' .Nein.' „Um Gottes willen! Da» haben Sie denn ge zogen?' .Allcrfeinste Kaiser-Schnurrbartwichse . . Das Leipziger Augnreukslleg. Da» äußere Zeichen de» Augursnkolleg», einer Schriftstellerveretnigung in Leipzig, der vor allem Beyer lein, Ltarten», Harlan. Han» v. Weber und Karl Heine angehörtea, «ar ein großer schwarzer Stab mit Horngrifs. Der mußte bi« an die „Brustwarze reichen'. Mit solcher scherzbaften Aeuherlichkeit, der sich in guter Laune Schriftsteller wr« Hartleben, Hauptmann, Dehmel, Schnitzler u. a. unterwarfen, ging ernste» Kunststreben Hand in Hand. Ueber diese» wichtige Kapitel der Leipziger Literatur- und Theater- geschtcht« (di« Literarisch« Gesellschaft um 1895—98) gibt da» Stadtgeschichtliche Museum in einer Sonb«rau»st«lluna «in« gute Ueber» sicht. Die Gesellschaft veranstaltete Gesellschafts abende und Theateraufsührungen. Da» „Leipziger Schauspielhaus' sah Hauptmann« „Friedensfest', „Biberpelz'. Dichtungen Flatschlen«, Maeterlinck« und Schnitzler«. Alfred Kerr sprach „zur Psychologie der neuen Literatur'; im Rahmen der neuen Autorenabende erschienen Ltlteneron, Bierbaum, Ever« vnd Dehmel. Di« Ausstellung z«igt di« Theaterzettel und di« Bilder der Schauspieler, dar unter di« Photographie Leoni« Taliansky», der «rsten Darstellerin Lulu». In diese« Zusammenhänge ist «» interessant, daß hier „D«r Erdgeist' im Unter titel „eine Burlesk«' genannt wird. Aus gestellt ist ferner ein Briefwechsel Deh««l», Bier- bäum«, Lifiencron«, Kern«, Schnitzler«, Flatschlen«^ Gon»» Baum»»»» 70. tstöAn1«taa stn S-'-n»« di« s-mol« <no Hsvusel dar Leip ziger Oper strahlte», g«h8rt Kammersängerin Emma V NN - N' c f'sr ? — BertteMrinne« da» Kolsraturf«ches, später al« MosttpLbaaogi» «in« i Zierde der hiesigen Kunstwelt. Emma Baumann, ! Ehrenmitglied der Leipziger Oper, ist et» Thüringer Kind. Sie stamm: aus Erfurt, debütiert« in Dortmund und wurde dann in Leipzig eine der volkstümlichsten Gesangsvirtuosirmen, deren Leistungen bei den Aelteren unter uns unvergessen sicco. >c t'-'-p ' > «r Kunst plant, der vortrefflichen Sopranistin und Ge- sangsmeisterin zu deren 70. Geburtstage, am 7. April 1923, «ine Ehrengabe zu stiften und hat dazu «ine private Sammlung eingelritet. Man hofft, unl dieser Gabe den Lebensabend der Künstlerin, die durch dle Ungunst der Zett in Bedrängnis ge kommen ist, nach Kräften zu erhellen. „Der Liebesroman auf de« Skarabäus.' ZK der Mitteilung hierüber im gestrigen L. T. schreibt uns Herr Geheimrat Prof. Dr. G. Stein« dorff, der Direktor des Aegyptologischen Institut» der Uni versität Leipzig: „Ein Aegnptologe an der Univer sität Kalifornien, Dr. Lutz, existiert nicht oder ist «entasten» in der Wissenschaft unbekannt. Alle», was angeblich von ihm orakelt wird, ist tolle» Zeug. Ich bedaure sehr, daß derartige Dinge in deutsche Zeitun- gen kommen und daß dadurch die Leser, die vielfach »in bereactiate« Interesse an der altäcmptischen Kultur haben, irregfeührt werden. Don dem Skarabäus, der in dem Artikel erwähnt wird, existieren verschie den« Exemplare, der Text ist seit einem halben Jahrhundert bekannt, enthält aoer ebensowenig eincn Lceoesrvvcan, wie überhaupt Skarabäen niemals al- Liebeszeichen benutzt wurden.' Da« heiß« Ridche». Ueber einen in der medizi nischen Wissenschaft wohl einzig dastehenden Fall von abnormaler Fiebertemperatur wird aus Escanoba im Staate Michigan berichtet. E» handelt sich um ein junge« Mädchen, da» im Spital von Escanabc seit A) Tagen mit Fieber von 46 Grad danieder- liegt. Dem Bericht ist eine Erklärung der Medizi- niichen Vereinigung beigegeben, die diesen fast un glaublichen Fall bestätigt. Dabei scheint die Kranke nicht sonderlich geniert zu sün, sie liest, empfängt ihre Freundinnen, und ihr geistiger Zustand hkct nicht im mindeste» gelitten, vor «kmgen Drgen ent- vischt« sie ihr«» Wärtern und lief in den Hof, w« sie sich i« Schne« herumwälzte. Durch diese» Eie- bod ist da« Fieber zwar nicht gefallen, «» hat aber scheinbar auch jein« wetteren üblen Folg«» für die Kranke gehabt. ... I
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)