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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230317
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-17
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Vie glolrel Stiener »rohtveriwidr» »«»»«», er r«,,»r«tte» «sie», IS. März. Die Franzosen haben sich jetzt fast sämtliche Räume der Reichsbahndirektion in Esse» aa- geeignet und dort Bureau» eingerichtet. Sie habe» verlangt, daß die in der Rcichsbahndirektion beschäf tigten Beamten und Angestellten, die ihre Dienststelle im Rcichsbahndirektorium haben, im Besitze eine» französischen Personalausweise» seien. Die Beamten haben diese Forderung abgelehnt. Belgische Truppen besetzten die Hafen de» Thyssen-Konzern» in Walsum und Schwel gern. Direktor Doulanger von der August- Thyssen-Hütte wurde wegen Nichtbefolgung militä rischer Befehle verhaftet und nach Duisburg ge bracht. Dr. Schimannsky, der Leiter der volkswirt schaftlichen Abteilung der Gute-Hoffnung-Hlltte wurde von der Besatzung verhaftet. Bor einigen Tagen ist der Amtsgerichtsrat Dr. Kanitz au» Steele zusammen mit dem Seminar- direkter Wirtz verhaftet und nach der Bahnstation in Kettwig gebracht worden. Kettwig liegt an der Strecke Düsseldorf—Esten. Die Verhafteten sind auf der Station in einem Zimmer untergebracht, können sich aber selbst verpflegen. Jeden Morgen um 4 Uhr, ehe die militarisierten Personenzüge fahren, muß Dr. Aanitz auf einer Leerlokomotiv« mit fahren, während die anderen Herren abwechselnd die Personenzügs begleiten müssen. Degen fortgesetzter Uebergrtffe der französischen Besatzung hat nun auch die Polizei in Buer ihren Dienst eingestellt. Die Leichen der beiden von den Franzosen ermordeten Schupoleute sind noch nicht freigegeben worden. Zur Ermordung des Kaufmann» Ludwig, der vor einigen Tagen in Bochum von einer fran zösischen Patrouille auf der Straße erschossen wurde, wird auf Grund amtlicher deutscher Feststellungen noch folgendes bekannt: Ludwig hatte an einer Be» cerdigung und der darauf folgenden Trauerfeier lichkeit teilgenommen. Als er sich mit zwei De- kannten gegen 10 Uhr abends aus dem Heimwege befand, wurden sie unterhalb der Bahnunterführung in der Herncr Straße von zwei Franzosen an gehalten und nach ihren Pässen gefragt. Da Ludwig seinen Paß nicht schnell genug zur Hand hatte, wurde er verhaftet. Seine beiden Begleiter hörten darauf einige hundert Meter entfernt Schüsse fallen und Hilferufe. Ala sie herbeicilten, fanden sie Ludwig blutüberströmt auf der Straße liegen. Ein rasch herbcigerufencr Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Zranzosen-Iufttz Düsseldorf, 16. März. Der französische Korporal, der vor einiger Zeit in Bilk ein kleine» Mädchen erschossen hatte, wurde vom Düsseldorfer Kriegsgericht zu zwei Monaten Gefängni» mit Strafaufschub verurteilt. Oberbürgermeister Laue in Witten ist vom französischen Kriegsgericht zu einem Jahr Gefängni» verurteilt worden, weil er sich geweigert hat, Befehlen der Franzosen nach zukommen, und stets bemüht gewesen ist, nur den Anordnungen der deutschen Regierung zu folgen. Die Unterdrückung des Saarlandes Frankfurt, 16. März. Die von der Saarregierung eingeführte Notver ordnung zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Saargebict wird nunmehr öffentlich angewandt. Die Regierung hat folgende Blätter verboten: Den Eaarfreund, den Simplicisstmu», den Wahren Jacob, die HumanitS und die Deutsch« Zeitung. Es scheint so, al» ob hier die Methoden der Franzosen im Ruhrgebiet und Rheinland keine Ruhe ließen. DiebayenschenLan-esverratsnester Ltachaus für Frankreich; Luöeadorff -egen die Republik «Lnche», IS. Mär-. Zu der Lande»verrat«affäre Fuchs-Mach. Haus-Richert «olle» die Münchener Neuesten Nachrichten wissen: Im Herbst des vergangenen Jahre» traten Fuchs und Machhau» au verschiedene vaterländische Organisationen mit dem Vorschlag heran, ein« .national« Erhebung* in Bayern herbei- , -»führen. Dies« Organisationen gingen scheinbar auf die Vorschläge «in, um Einblick in da» vaterlandes- verraterische Treiben der Fuchs und Machhau» zu gewinnen. Auf Verlangen der vrganisationiführer kam der französische Dertrauen»mann der Fuchs und Machhau» zu persönlichen Verhandlungen, in denen «e erklärte, die Franzosen brauchten eine Unter- stützung der Ruhroperation durch Herbeiführung eines Staatsstreiches in Bayern. Die Ruhroperation s:t nicht Reparationspolitik, sondern der erste Schritt der neuen europäischen Politik. Unter der Dor machtstellung Frankreich» werde ein Europäischer Völkerbund geschaffen, der Frankreich, Italien, die Klein« Entente, Bayern und teilweise Deutschöster reich umfasse. Bayern könne sich Frankreich« Dank barkeit erwerben, wenn zur Unterstützung der fran- zdstschen Ruhroveratloa jetzt «in« Aktion in München geschehe. Diese .Enthüllungen* der Münchner Neuesten Nachrichten verfolgen einen besonderen Zweck, der aus folgender Schlußbemerkung zu er kennen ist: .Das Beweirmaterial gegen die Verschwörer ist von einem ehemaligen Ehrhardt-Offizier und Vorstandsmitglied des Bundes .Blücher" und dem Oberleutnant Friedmann der Polizei über geben worden.* Das Stinnes-Blatt will also den Glauben er- wecken, als ob die Ehrhardt-Leute und der Bund .Blücher" wackere Hüter des Vaterlandes wären. Dies steht aber im Widerspruch -u der Dar- stellung der Münchner Post, wonach der Bund .Blücher* in ganz anderem Zusammenhang mit den Verschwörern gestanden haben soll. Die Münchner Post hat "sich in diesen Dingen meist gut unterrichtet gezeigt. * Negensbnrg, 1k. Mär-, Der Regensburger An-eiger befaßte sich am Donnerstag mit der Rolle, die General Luden- dorff in der bayerische« Politik spielt. Es müsse festgestellt werden, daß Ludendorff in Bayern ein« äußerst rührige Tätigkeit entfalte, trotz de» bei seiner Ucberfiedelung gegebenen Versprechen», sich jeder politischen Tätigkeit enthalten zu wollen. Da-- Hau» auf der Ludwigshöhe sei nachgerade die politische Zentrale geworden, von der politische Wellenlinie» nach allen Seiten ausströmen. Dl« Ludendorffsch« Politik entspring« allem anderen al» einem bayern ¬ freundlichen Herzen. Ludendorff» Schuld sei e» -um guten Teil, wenn der dem Heimatgedanken ent sprungene Eelbstschutzgedanke der Kahr und Escherich heute durch organisatorische Gedanken unterhöhlt sei, die ganz andere Ziele als die Pflege des Heimat- und Wehrgedankens v«rfolgen. Lin Beispiel dieser anttbayerischen Politik Ludendorff» fei auch di« österreichische Politik Ludendorffs, der sich al» Protektor der schwarzgelben Legitimisten gegen Boyern aufspiele und in Oesterreich gegen Bayern Hetze. Die Ausführungen haben Anspruch auf be sondere Beachtung, weil der Regensburger An zeiger das Organ des Landtagsabqeordnetcn Held ist, des Führers der Bayrischen Volks- Partei. Die Nachricht besagt also, daß die Bayrische Dolkspartei setzt auch von Ludendorff abrlick^, wie sie vor einiger Ze'tt schon Hitler und seine Nationalsozialisten von sich abgeschüttelt hat. Man scheint demnach in den Kreisen der Bayerischen Dolkspartei endlich einzusehen, wie sehr die biederen Bayern von stammesfremden ehrgeizigen Politikern mißbraucht worden sind. Line yekrünkt« Leberwurst Eigene «DeaHtVertL» de» L«lP»t»eera«e»rvtled München, 16. März. Bel der Beratung de» Etats de» Handelcmini- steriums im bayerischen Landtag griff der Abg. Held (B. Dp.) das Reichsvcrkehremlnistcrium sehr scharf an. Bayern würde vor die Frage gestellt, ob e» je wieder «inen Uebergang der bayerischen Dahnen auf das Reich dulden könne. Nicht eine einzige der gemachten Zusagen sei loyal gehalten worden. Auch die Frag« der zu zahlenden Summen müsse neu aus gerollt werden. E» steh« noch eine Restzahlung vo» 660 Millionen Mark nahezu zum Friedenswert aus. Pflicht der Regierung sei e», auf dem Verhandlungs wege vom Reich eine einigermaßen entsprechende Ab findungssumme einzutreiben. Die bayerische Zweig stelle de» Relcheverkehrsministeriums werde schlechter behandelt al» dl« Direktionen. Die Dezentralisation schein« eingeschlafen zu sein. E» liege System darin, wie man den Zweigstellen ihre wenigen Kompetenzen entwende. Ein höherer Beamter de» Reich»verkeh^s- ministerium» namens Ostoff hab« i« Gespräch un vorsichtigerweise verlauten lassen, daß man in der Tat die Zweigstellen auf die Dauer nicht aufrecht erhalten werde, aber nicht mit einem Ruck dagegen vorgehen wolle. Di« bayrische Lokomotivfabriken Maffcy und Krauß werden heute noch für ihre Fabri- kate schlechter bezahlt al» dl« norddeutschen Werke, die genau dieselben Maschinen geliefert hätten. Der Kampf um die Tarif«, den Bayern führe, sei erfolg- lo» gewesen. Da» bayrische Wirtschaftsleben leid« schwer unter der Tarifgestaltung. Lord Lecil über die „Sicherheit" ZranKreichs E»,e»er ivrayevertcht de» retpztger r»,e»r«t«e» London, 16. März. Lord Robert Lee kl vnd das Parlamentsmit glied Ely ne» hielten gestern in einer Versamm lung de» Rate» der D5lkerbund»ver« einig ung, in der fast alle Zweigstellen der Der- einigung verkett» waren, Reden über die Ruhr» befetzung. Lord Robert Leeil erklärte, er be- dauer« den Einmarsch ins Ruhrgebiet aus vielen Gründen, besonders aber deshalb, weil er in den be treffenden Ländern eine starke nationale Erregung erzeugt hab«. Die Frage werde daher jetzt nicht mehr mit Unparteilichkeit erwogen. Zn Deutsch land sei da« Ergebnis anscheinend da» gewesen, daß die Regierung verhindert werde, überhaupt irgend welche Vorschläge zur Regelung der Angelegenheit zu machen. In derselben Welse zeige sich anscheinend auf Seiten Frankreichs ein Widerstreben, genau zu erklären, worum es im Ruhrgebiet sei. Der erste wesentliche Punkt sei der, daß in einer oder anderen Weise dir zwei Partei»« vor di» veffentltchkeit Katen, um genau zu «klären, was fl« eigentlich wollen. Dann würde man ja sehen können, wie wei ss» voneinander obwich«» »nd welch« Vorschläge gemacht «erde» müßten, damit st, wieder -»st»«»» kämen. Wa» die Motive Frankreich« betreffe, glaube er nicht, daß irgend ein« verantwortlich« Meinung in Frankreich bestehe, bi« eine Annexion wünsch«. Er könne sich zwar täuschen, aber die» sei seine be stimmte Ansicht. Gr glaube, daß in Frankreich in ge- wissen» Sinne tiefes Unbehagen herrsche. Die Wiederherstellung de» «tstu» qao oute sei aber augenblicklich «ine sekundäre Frage; in Wirklichkeit sei Frankreich um sein« Sicherheit besorgt. Denn aber hier die Schwierigkeiten lägen, so müsse man Frankreich eine gewisse Sicherheit gegen einen Angriff von deutscher Seite verschaffen. Bevor man den Franzosen nicht ein Gefühl der Sicherheit gebe, so daß sie sich ruhig einer friedlichen Tätigkeit wid men könnten, glaube er nicht, daß man sie in die nötige Geistesverfassung bringen könne, die erforder- lich sei, um sie in den Stand zu setzen, die Frage der Wiederherstellung streng geschäftlich zu behandeln. Lord Cecil schloß, er glaube nicht, daß ein Garantiepakt zwischen Frankreich, Deutschland und England angenommen werden würde. Er sehe sehr ernst« Bedenken dagegen. Denn es sei mehr als ein Dreimächtepakt erforderlich. Er glaube, daß irgend eine Art Vorschlag im Völkerbund der einzige Aus- weg sei, soweit Garantien in Betracht kämen, na mentlich eine allgemeine Garantie, die den Grund satz des Artikel» 10 durchführ«. Lügen der Kommunisten Eigener Draht bericht de» Leivrtger r»ge»t«tte« Berlin. 16. Marz. Die Note Fahne hat gestern morgen Sensation»- Meldungen über angeblich interne Verhandlungen der sozialdemokratischen Fraktion de» preußischen Landtage» veröffentlicht, die sich mit der Faschisten- gefahr und der Teilnahme des General» Seeckt an einem beabsichtigten Rechteputsch beschäftigt haben sollten. Soweit e» sich nicht nm die Wiederholung längst bekannter Tatsachen handelt, stellen diese »Enthüllungen" vollkommen unbegründete» und sinnlose» Geschwätz dar. Die sozialdemokratische Lanbtagsfraktton wird aber heute im Landtag eine Anfrage über die Angelegenheit einbrinaen, um. den Kommunisten Gelegenheit -um .Wahrheitsbeweis' zu geben. Meine politische Nachrichten Da» Reichsversorgungsgesetz wurde i« Ausschuß des Reichstage» für Kriegsbeschä digte am 16. März erstmalig beraten. Unter Zu- stlmmung aller anderen Parteien erklärte der Demo krat Ziegler, daß in der Fürsorge für di« Krieg»- opfer bi» an die äußerste Grenze de» Möglichen ge gangen werden solle. Besonder» müsse für die Schwerbeschädigten und Kriegsblinden besser gesorgt werben; auch die Fürsorge für die Hinterbliebenen sei noch stark verbcsserungsfähig. Der Reichsrat fetzte die Versicherung»-- pflicht in der A n g c st e ll ten versi ch e- rung auf 7 800000 Mark fest und erklärt« sich weikrhin mit einer Verordnung einverstanden, di« die Unterstützung für Rentenempfänger der Java» liden- und Ängestelltrnversicherung verdoppelt. * Der englifch« Unterstaatssekretär de» Auswärtige» Me Neil! erklärte gestern im Unterhause, e» wür den alle Bemühungen unternommen, um da» Lebe» de» römisch-katholischen Errbischof» vo« Petersburg und von 14 anderen Priestern, bi« in Moskau gefangen gehalten werden unter der Be schuldigung, daß sie sich weigerten, di« KirchAischätz« auszunefern, zu retten. Der britische Vertreter in Moskau tat offiziös« Schritte bei der Sowjekegie- rung. Der russische Handelsvertreter in London wurde ersucht, sein möglichstes zu tun, um ein Todes urteil zu verhindern. Schön vabettchen macht Politik Don 0. K. Rodoi»kj, (Berlin) Die ganze glänzend« Hofgesellschaft hatte sich in einer Pariser Kirche -usammengefunden, um der Einkleidung einer Nonne aus hocbadeliger Familie beizuwohnen. Lin junger Abba sollte die Predigt galten. Lr trug eine elegante Soutane au» Seiden- .notr4 mit wundervollen Spitzen, und aus seiner Brust hing an feuerfarbenem Bande da» große Kreuz der Domherren von Lyon. Leider fand seine Predigt nicht viel Aufmerksamkeit, denn bei der Besteigung der Kanzel war ihm da» Mißgeschick widerfahren, daß ihm au» dem Gebetbucke ein Zettelchen mit sehr boshaften Versen auf die Nonne entglitt. Diese» Louplet ging nun von Hand zu Hand. Dieser junge Abdt war derHerrvonBerni», Blüte aller Abbö» de» 18. Jahrhundert«, ob seine» cräbchcnhasten Gesicht» und feiner Grazie von seiner Gönnerin, Frau von Pompadour, bisweilen Luschen, da» Blumenmädchen, von anderen .Schön Vabettchen* genannt. Berni» war es, der die ganz« gewärtige Politik Frankreich» neu orientierte; er war es, der auch einen Vertrag »u Versailles ab schloß. Die jahrbundertelanae Feindschaft zwischen Frankreich und Oesterreich brachte er durch ein Bündnis zu Ende, da» immerhin einige Jahrzehnt« lorhielt. Freilich wurde eben dadurch Frankreich in inen neuen Krieg verwickelt, denn Friedrich der Große, Frankreichs bisheriger Bundesgenosse, zerhieb da» Netz, da» Oesterreich nm ihn spann, mit dem Schwerte. Doch e» war nicht Berni»' Schuld, daß bitter Krieg zu einem Siebenjährigen wurde, er suchte den Frieden — doch just darüber kam er -u Falle. Kein Geringerer al» der groß« Friedrich bat die Tragik diese» Schicksal» erfaßt und in wenig« Worte gepreßt: .Seine unvorsichtigen Handlungen hatten lbn emporgehoben, seine weisen Entschlüsse stürzten ihn. Er fiel in Ungnade, well «r vom Frieden gesprochen hatte.* Kardinal Berni» selbst hat di« Geschichte -iss«« diplomatischen Zwischenspiel, «rzöhlt und di« sein« Leben» dazu. Im Verlag Georg Müller, Münch«, ist da» Buch jetzt deutsch erschienen (.Staats mann und Weltmann, Erinnerungen »nd Briefe von Kardinal Bernies. Wahrlich, bitte» Leb« war wert, aufgezeichnet -» mcrcken Ein ülnaeeer Sohn an« altem verarmten Haus«, kam Berni» so gut wie mittellos nach Pari«, Abb^ nicht au« Neigung, sondern au» Notwendigkeit. Zu seiner Zeit hatte die Würde nicht» andere» arff sich oi» die Möglich kett, Pfründen zu ergattern. Aber auch di« ließen für Berni» auf sich warten. Denn der allmächtige Kardinal Fleury, dem Perni» empfohlen war, wandt« ihm au« unerklärlichen Gründen sein Feindschaft zu und sagt« ihm rund heraus, daß, solange er lebe, Berni« nicht» von ihm zu erwarten hab«. Berni, verbeuate sich und er widerte dem alten Herrn: .Emmen-, ich kann warten!* Diese» boshaft stolze Bonmot blieb nicht verborgen, sondern mehrte den Ruhm de» iungen Abb6«. Wirklich brauchte Berni» nicht wehr sonder lich lange zu warten, Fleury tat ihm den Gefallen, bald zu sterben. L» war höchste Zeit für Bernis. Denn bi» dahin hatte er nur von Schulden gelebt. Nun aber fand er eine» Tage» auf feinem Tisch« ein Schächtelchen mit «in paar Zeilen von elner anonymen Gönnerin und «in paar Rollen Louisdor, die ihn von seinen Verbindlichkeiten befreit«». Wichtiger noch war, baß nun auch Frau von Pompadour« Stern aufging. Durch ihren Einfluß erhielt er zwar kein Amt, jedoch eine Wohnung in den Luilerien und ein« kleine Pension vom König. Seine Pflicht war, sich nach Kräften angenehm zu machen, und er war ganz der Mann dazu, dies» Aufgabe trefflich zu «rfüllen. Geschickt steuert« er durch den Ozean von Intrigen, und auch eine Nein« Pfründe blieb nicht au». Auch wurde er Domherr von Lyon, und diese Würbe bracht« ihm zugleich den Grafentitel, der freilich nicht sonderlich hoch im Kurse stand. Berni» betätigte sich al» Amateurbiplomat, und vor allen Dingen hatte er die große Kunst gelernt, warten zu können. Endlich griff «r zu »nd wurde Gesandter ia Venedig. Da» «ar der recht» Posten für ihn, «in« Stadt voller Ränke und voller Galanterie. Da» war der Boden seiner tollen Liebesgeschichten mit der schön« Nonne M. M.. an denen Casanova handelnd und später schildernd teilnahm. Berni» selbst ist zu diskret, mn bitt« mehr al» heiklen Geschichten zu berichten. Uebriaen» fand Casanova später an ihm einen Gönner, al» er iq Verlegenheit und Berni» auf dem Gipfel fttner Macht war. G» sollt« nicht lan« bmmrn, bi» « f» wett kam. Durch seine Klug beit und Gewandtheit gewann Berni» hohen dtoiomattlck« Ruf. Ran hotte ihn nach Pari» zurück, und hier nab« er den Haupt anteil an dem Abschluss« des Friedensverkag«» mit Oisterrttch. Dir wollen «, ihm glauben, daß seine Slbkckken nm auf drn Frieden gericktei waren. Aber die Derhöltniss« waren stärker al» er, und durch Oesterreich» geschickte« Spiel wurde der Vertrag zu einem Bündnis gegen Preußen. Ohne Zweifel sah Perni» die Gefahren voraus, di« mit dieser Wendung verknüpft waren, denn er unterschätzte Friedrich» Genie keineswegs. Nicht umsonst sträubte er sich, Minister de» Auswärtigen zu werden. Aber seine Gönnerin, Frau von Pompadour, ließ nicht locker. Run trug er auch die formale Verantwortung, und es kam alle» so, wie er befürchtet hatte. Frankreich wurde tn den Krieg hineingerissen, und der Prinz von Soubise, ein anderer Günstling der Pompadour, den sie an dl« Spitze de» französischen Heere« gestellt batte, erlitt die schlimmste Niederlage, die man sich denken konnte. Derni« dränat« zum Frieden und suchte insgeheim, gegen den Willen der Pompadour, Fühler nach England au»zustrecken. E» war in den kritischen Tagen, al» Berni» Kardinal wurde. Ludwig XV. setzte ihm den Hut auf und sagte dabei: »Ich habe niemals einen so schönen Kardinal ein gesetzt.* Ein Höflina schmeichelte Berni«: ^err Kardinal, es ist ein schöner Tag für Sie.* Derni» erwiderte: »Sagen Li« lieber, ein schöne« Schutzdach.* Er hatte wobr gesprochen. Unmittelbar darauf kam die Intrige, die schon lange gegen ihn gesvielt hatte, zum Abschluß. Line Laune der Pompadour hatte Bernis erhoben, eine andere Laune ließ ihn fallen und setzt« den Herzog von Lhoiseul an sein« Stelle. Man ging damal» nicht sonderlich schonend mit ge- stürzten Größen nm, und die von König Ludwig unterzeichnete Lettre de Cachet, durch die Bernis auf eine seiner Abteien verbannt wurde, war mehr al» deutlich. Berni» war 43 Jahre alt, und es muß ihn schwer getroffen haben, in der Vollkraft seine» Schaffen» in der Einsamkeit von Vfe-sur-Ai«ne bei Soisson» zu leben. Doch er ertrug es al« Philosoph und nützt» die unfreiwillige Muße, um seine Memo irr» zu chreiben. Sech« Jahre lang blieb «r in Ungnade. Dann wurde er »um Erzbischof von Alby ernannt. Al» fünf Jahre später der Papst starb, wurde Bernis al« französischer Gttandkr nach Rom geschickt, und dort hat er bi» zu sein«« Kob» gttebt. Zn di» Ver bannung war «r mit Schulden gegange». Znzwlsch« batte «r sich saturiert, und fttn» nunmehrige» Ein- Änfte -ttkttkten 1h«, in Nenn «in «roße» Hou» go machen. Wiederum nah« er sich Casanova« an, und dieser »r-Shlt von der seltsamen Lieb« de» Kardinal» zu der Herzogin von Santa Lroee. Schön vabettchen war inzwischen feist »nd behäbig geworden, aber Feinlckm-cker und Weltmann war er geblieben, nnb tta» an detz »a» vbersmeNttt«, der — (Olein«» »»««,«»> .Herenr«,»', rt» don^otimw Sair«n»anl«n. attongi M« 1» Mik, (mch, SamttagV NN «uffü-ru»a » der »»kannte Selvttaer Gcbauwkrer. wir» s chavveeotle darN-T-v. Nea»« fvbrt Aovert Vir er blieb e» bi» zv seinem End«. Freilich blieb ihm Ungemach nicht erspart: die Französische Revolution beraubte ihn seines Gesandtenyohalt« und beschränkt« ihn auf seine recht mageren Einkünfte al» Kardinal. Al» ein Neunundsiebzigjähriger starb Bervi» 17S4. Di« E-reutaatieme für Richard Wagner. Au» Wien wird uns gedrahtet: Die Frage einer Ehren tantieme für Richard Wagner soll, wie da» Neue Wiener Tagblatt berichtet, von mehrer«, Parlamen- tarieren im österreichischen Rationalrar zur Sprach« gebracht werden. Max Schilling», der anläßlich einer sehr erfolgreichen Neueinstudierung seiner Oper .Mona Lisa* in Dien weilt, und der ebenfalls ein getroffen« Generalmusikdirektor Knapperts- dusch, der Leiter der Münchner Ration^over, er klärten, daß auch sie alle» tun werden, um di« Ehren tantieme durchzusetzen. Knapvertsbusch fand bereit» beim Staatsministerium tn München vclle* Verständ nis für seine Anregung. Professor Reih s. Aus Frankfurt wird uns gedrahtet: Der Professor der inneren Medizi» Dr. Eugen Reiß ist nach längerem Leiden im Alter von nur 45 Jahren gestorben. Er gehörte -u den hervor ragendsten Vertretern seine» Fache«. Sein Spezial fach war da» Grenzgebiet zwischen Medizin und physikalischer Chemie. Er hat die Behandlung des Scharlach» mlt Rekonvaleszentenseru« erstmalig au»- geprobt und theoretisch sich um die Frage oer Prüfung der Leberfunktionen mit verschiedenen guckerarten verdient gemacht. Olaf Gnlbransson, b-r bekannte Simplizissimu»- zeichncr, ist vorläufig auf die Dauer von zwei Jahre» al» Leiter einer Klasse für Zeichnung und Graphik an die Kunstgewerbeschul« in München berufen worden. »«» de» pieanrdme««. (Otldtisch, VLgnen^f U« wird besonder« darauf dinaewtele«. dat.dk. deute Gonnadend im Alten Lbcotcr staNnndend« UuMdruv« von Go-idc« Kauft ,weiter Leit »Zt U»r dcqlmtt. AK Sluyayriina findet außer «nrecht'statt" sa d«z kSmtliche Karlen Zum freie» verkauf ,«r verfdaung stehe», — Der VderfoteattN, der Seivttae, Lver Ma, H»f- ' " bereit« uittaettttt einen Ruf a» «« vdeneatsina und
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