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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230316
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-16
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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^LKerberirlrt Ein Streit um Wilson» Memoiren Seq« d« Herm»«a»e »er tn Letpjte «sch»««»« .«emotr« de» SrvrLIldeMe» »Uso«' I«» es Mtsch« de« Verla« »9, «ulturpss»«»». lkoirua.^es., ta «st mV« mu> »:m Verleger «n> E«rIsMe»er Dr. «ntt rhest»« t» Bichl zu einem KechlSstrett am Laad- «richt «Sache». Kammer kür Handelssachen. Der Be klagt« Dr. rvestug war trsther persöultch hastender Le» sellscha^ler der Lirina Verla« sLr Sulturvolltir und ist der Ue. ulepcr de» vorbezeichneten Werke». Da» Malertal dazu, sowie da» Uebersetzung»» und Verlagsrecht soll do» einem Mittelsmann aus der Umgebung Wilson» stam men. Vach der Uedersehuna über trug er da» Verlag», recht an den List-Verla« in Leipzig, und zwar für angeblich l Million Mark. Der Verlag für Kultur politik hat nun mit der Vehauptung. daß da» Verlags recht an diese» Werk ihm zuftche. gegen Dr. Ddestug Klag« erhoben aus Haftung von 1 Million Mark und Srsa« derjenige» Schaden», der ihm dadurch entstanden ist und «och entsteht, da« der Beklagt« da» veHagSrecht widerrechtlich a» de« Lift-Verlag übertragen hat. Zur Bogründtmg ihrer Klage macht die SlagSpartet laut Münchner Neueste Nachrichten, gellend, das, der Beklagte da» Material zu diesem Werk in seiner Eigenschaft al» rhr damaliger Gesellschafter und somit für die Gesell schaft erworben habe und de»hald nicht berechtigt fei. das Verlagsrecht einem anderen Verlag zu übertragen Der VrozetzbevollmLchtigt« d«S Beklagten bestritt nicht, datz sei« Mandant da» Verlagsrecht an den List-Verlag abgetreten hat. Der KlLgertn steht aber kein Lrrlpruch aus da» Verlagsrecht do» Werke» zu. Der Beklagte habe da» Material sowie das UebersevungS- und Ver lagsrecht erst nach seinem LuSfcheideu au» der klLgeri scheu Firma für sich erworben. De, Beklagte habe übrigen» der KlLgeri« vorder da» verlagsecht au geboten, he bad« aber darauf verzichtet und mit Bezug aus Wilson erULrt. von diesem .Paralytiker» nehme sie nicht». Da in dieser «ngeiegenhett «och ein weiterer Brozetz schwebt, in welchem der Lift-Verlag gegen den Verla« für Kulturpolitik a« der Zivilkammer de« Landgerichts München l Klage au» Fcststellun, erhob, da- dieser kein Urheber, und Verlagsrecht au dem streitgegcnstLndigen Werk habe und Dr. Lhcsing tu diesem Prvzetz demnächst al» Zeuge vernommen wird, soll dessen Vernehmung ad- gewartet und dann die betreffenden Prozetzalteu zur wettere» «usNürung der Sach- und NechtSlage beige» schafft werde«. Braud eines vellager». Sin große» Schaber»» feuer brach im Eisenoahnausbesserungswerk Wit tenberge aus. Das neben den Dieselmotoren be findlich« Oeliager geriet au» bisher unermittelter Ursache in Brand und vernichtete den Lagerraum, die angrenzende Weristätte, die elektrische Anlage, so wie die darüber liegenden Bureauräume. Mtlllouevdiebstahl iu einem Darenhall». Del der Firma Karstadt in Greifswald hatten tu der letzten Zeit die Warendiebstühle eine» der artigen Umfang angenommen, daß die Firma die Kriminalpolizei mit der Aufdeckung der Diebstähle betrauen mußte. Da» Resultat war überraschend. Bereit» in der letzten Woche wurden für «eit über zwölf Millionen 'Mark gestohlener Waren wieder herbeiaeschafft. Bei einer Angestellten allein fand man Waren im Werte von über elf Million«» Mark. Zn die Deute teilten sich sieben weibliche Angestellte. Festnahme vou Hotelbleb«. In München wurden ein Schlosser und dessen Frau und ein Eisenbahn» arbeit», alle drei aus Magdeburg, und ei» ehe- maliger Lehrer und jetziger Kaufmann aus Mün chen verhaftet, die in der Nacht zum 23. Februar i« Partenkirchen in einem Hotel zwei dort wohnenden Damen eine wertvolle Perlenhalskette, eine goldene Armbanduhr, 40 000 Mark und g Dollar stahlen. Der Schlosser, der sich al» A-eliger ausgegcben hatte, führte die beiden Dame«, damit seine Genossen den Diebstahl verüben konnten, ins Theater. Ein Teil des Schmucke» konnte beigebracht werden. In Berchtesgaden verübte die Ge sellschaft in einem Hotel einen Zech- und Miet betrug in Höhe von 72 000 Mark. Zunahme der Schlafkrankheit in Amerika. Wie der Matin au» New Park meldet, hält die Schlaf krankheit in Amerika an und nimmt noch an Um fang zu. Seit letzten Montag sind 23 neue Fälle gemeldet worden, so daß seit dem 1. Januar ins gesamt 260 Fälle von Schlafkrankheit zu verzeichnen sind, von denen 112 tödlich verliefen. Oie Volkserhebung vor IS Jahren 1848 - 16. März - 1S2Z Leipzig im Jahre 1848 Fünfundsiebzig Jahre find seit den Märztaaeu von 1848 verflossen. Gewaltig« Ereignisse liegen «w »wischen und es haben s» ungeheure Umwälzungen stattgefunden, daß uns jene Tage fast aeringwertig erscheine». Und doch hat e» kau« je eure Zeit ge geben, ta der da» gesamt« deutsche Volk fo von "roßen Hoffnungen erfüllt war, wie tm März 1848. Seit 33 Jahren niedergehalten durch ein« starre Reaktion, die in Demogogenverfolgung« und in der Kneb luna der Presse ihr Aeußerste» tat, glaubt« man endlich wieder die Freiheit erlangen zu können und durch sie die Einheit aller deutschen Stämme zu erreichen. Der Anstoß hierzu ging vou Frankreich au». Dort hatte man in den letzten Februartagen des Jahre» 1848 den sog. Bürgerkönig Ludwig Philipp ver trieben, den Sohn jene« Herzog EgalitS, der 1793 für den Tod seine» Better», de» König» Ludwig XVI., gestimmt hatte uud dennoch selbst de» Fallbeil nicht entgangen war. Di« Kunde von der Februarrevolution ging wie eia elektrischer Schlag durch Europa. In Italien, t» Oesterreich-Ungarn und nicht zuletzt in Deutschland — überall wollte sich der Dolkswille Geltung verschaffen. .Es lag/ so erzählten später alte 48er, »in der Luft. Zwei Jahre der Mißernte und do» Hunger» hatte» wir hinter uns. Da brach mit dem Jahr« 1848 ei» wunderschöner Frühling an. Und so hoffte denn alles, daß nun auch der Dölkerfrühling kommen müsse/ * In Sachsen war es Leipzig, da» sich als eine der ersten Städte an die Spitze der Bewegung stellte. Schon am 1. März beschlossen die Staviverordaet« eine Adresse an den König, in der sie di« Zuversicht aussprachen, .der König werde aus freiem Antriebe die Maßregeln beschließen, welche geeignet sind, da» Vertrauen zu der Verwaltung de» Landes zu be- festigen, den gesetzlichen Fortschrittsbestrebungen freie Bahn und vor allem freie Aeußerung zu gewähren, um so jeder Gefahr eines ungesetzlichen Ausbruche» vorzubeugen/ Der Rat schloß sich der Adresse an und schon an» 2. März ging eine Deputation, an deren Spitze der Bürgermeister Groß stand, nach Dresden, um dr» König die Wünsche der Leipziger zu unterbreiten. Tausende waren am Abend de» nächsten Tage» ver sammelt, um die Antwort des König» zu vernehmen. Sie war nicht befriedigend. Robert Blum war es, der die Dolksmaffen dadurch beruhigte, daß er die Schuld auf das reaktionäre Ministerium schob, dessen Seele Minister v. Falken stein «ar. In der Tat begriff dieser die Bewegung nicht. Er sprach von .12 Leipziger Agitatoren, deren Stimmen den Lärm ganz allein machten". Er sollte eines anderen belehrt «erd«. Am 4. März beantragten Rat und Stadtverordnete in einer Adresse, daß der König »sich mit »»neu Ministern umgeb« möge, die da» Bert«»« de« Lande« genießen". Am gleichen Tage erließ auch der Akademisch« Senat der Universität «ine Adresse an den König. Die Gärung wurde immer großer. Man plante sogar einen Riesenzug nach Dresden, um da» Verlang« de» Volkes an den König zu bringen. Auch aus dem ganzen Lande wurden Adressen an den Monarch« gesendet. Run merkte «an endlich in Dresden, baß man es nicht nur mit einem Dutzend Agitator« zu tu» hatte. Der König «fließ da» Ministerium und berief ei» liberale», zu dessen Mitglied«« auch Georgi, der Pater d« früheren Leipziger Oberbürgermeisters, ge hörte. In seiner Antrittsvroklamation vom 1V. März 1848 versprach da» Ministerium die Vereidigung de» Militärs auf di« Berfassimg, Aufhebung der Zensur, Geschworenengerichte, Reform des Wahlgesetze», An- erkennung de» Dereinsrechte» usw. Am Abend diese» Tage» war die Stadt glänzend erleuchtet, deutsche Fahren (schwarzrotgold) wehten zahlreich von d« Häusern und «ine frohe Bolkmneng« durchwogte di« Straß« in der Hoffnung, daß d«r Morgen einer besser« Zukunft angebrochen fei. * Schon am 22. März vormittag» H12 Uhr fand aus dem Markte dl« feierlich« Der»ibi-»ng der beiden hier garnisonierendeu Schügenbatatlloue statt. Di« Eidesformel (st« sei der Vergessenheit «triff«) lautet«: .Ich schwör« hiermit zu Gott, daß ich außer der bereit» angelobt« Treue gegen den König und der Befolgung der Gesetze und Kriegsartikel amh di« Landesverfassung genau beobachten will, so wahr mir Gott helfe durch Jesu» Christu». Am«/ Au» Anlaß diese« Ereignisses war wieder am Abend die Stadt illuminiert. Aber der Parteigeist schlief bei aller anschei nend« Begeisterung nicht und er hat zweifellos sehr viel dazu beigetragen, daß schon nach einem Jahre di« Reaktion ihr Hauvt wieder erheben und die frei- heitlichen Errungenschaft« größteuteil» zunichte mach« konnte. Zn der Hauptfach« gab es vier Rich tungen: di« Rechte, Anhänger de» vorig« System», di« sich zusammeufanden im .Deutsch« konstitutio nellen Verein"; da» rechte Zentrum, gemäßigt liberal, da» fein-m Ansdrvck sand im -Deutsch« Verein"; da» link« Zentrum, liberal-radikal, der .Deutsch« Vaterlaadsverein"; die Link«, .soziale Republikaner", der Demokratische Verein. Die meist« Anhänger, nicht nur in Leipzig, sondern im gaazeu Land«, zählte der Deutsche Daterlandsvereiu, an dess« Spitze Dr. Wuttk « und der noch radikalere Rechts anwalt Dr. Bertling standen. Beide spielt« in der Leipziger Bewegung eine große Rolle. Dem Stadtoberhaupte Leipzig», Bürgermeister Groß, ginn di« Bewegung bald zu weit. Er gab seine Entlassung und an seine Stelle trat im April Bürgermeister Klinger au» Dippoldiswalde. Al« Vertreter Leipzigs in der deutschen Nationalver sammlung wurde am 8. Mai Robert Blum gewählt, als sein Stellvertreter Dr. Wuttke. Einen Festtag für Leipzig bildete die Ankunft de» Reichsverwesers Erzherzog Johann, der, vom König Friedrich August begleitet, auf seiner Durch- reise nach Frankfurt a. M. am 10. Juli hier eintraf. Er wurde mit herzlichem Jubel empfangen. .Dies« war aber auch," so schreibt ein Chronist, .der letzte Lichtblick in dem so verhängnisvollen Jahre 1848, denn immer größer und verderblicher wurde der Haß der Partei« und immer trüber der Himmel Deutsch- lands". Diese« Festtage sollt« w«ig« Mowate später ei» großer Trauert«- folgen. Am Montag, den IS. Ro- vember, früh berichtete eiu Extrablatt der Deutsch« Allgemeinen Zeitung die am 9. November erfolgte standrechtliche Erschießung Robert Blum» auf der Brigittenau in Wien. Lin« ungeheure Erregung bemächtigte sich ob dieser Mordtat der ganzen De- völkerimg. Sogar Ausschreitungen waren nicht zu verhindern, wie «.«. da» Abreißen de» österreichischen Konsulatswappen». Aber noch einmal waren olle Parteien einig. Große Totenfeier» fand« statt am 1ö. November im .Odeon", sowie am 26. November in der Thomasktrche und in der Nikolaikirch«. * Am 2. November «ar Windischgrätz in Wien und am 10. November Drangel in Berlin einaezogen, womit der Sieg der Reaktion in Oesterreich und Preußen entschieden war. In Sachs» sollt« di« Entscheidung erst später fallen. Zunächst ließ sich im Jahr« 1842 noch alle» gut an. Aber den Parteiungen gegenüber konnte da» liberale Ministerium keine sichere Stellung einnehmen. Es gab am 24. Februar sc in« Entlassung. Der König berief ein neue» Ministerium, dess« leitender Geist der bisherige sächsische Gesandte iu Berlin, ».Beust, wurde. Die Gegensätze wurden immer schärfer. Sie endeten mit der Auflösung der Kammer, wa» den Dresdner Maiaufstand zur Folge hatte. Gr wurde mit preußischer Hilfe niedergeschlagen Und nuu «ar die Stunde der Reaktion auch iu Sachs« gekommen. Da» Zuchthaus zu Waldheim wurde die Stätte der verfolgt« Demokraten. Ein Leipziger Kind, Richard Wagner, entging ihm mit knapper Not durch di« Flucht nach Pari» und der Schweiz. Leipzig schwankte während der Dresdner Mattage unentschlossen hin und her. Große Teile der Bevölkerung verlanaten, daß man den Dresd- neru bewaffnete Hilfe sende. Aber die städtischen Kollegien glaubten am klügsten zu handeln, wenn mau erst abwartete, wer in Dresden die Obethani gewinnen würde. Und ko faßt« Rat und Stadt verordnete den merkwürdigen Beschluß: .Die Ge meind« Leipzig stellt sich bi» »um Austrag de» Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Zentralgewalt." Das war die an sich ohnmächtige Frankfurter Nationalversammlung. Ms der Sieg der Regierung entschieden war, unterwarf sich Leipzig. Bürgermeister Klinger legte noch am 7. Mai sein Amt nieder, Koch trat an seine Stelle. Rat und Stadtverordnete bekam« «Ger wegen de» gefaßten Beschlüsse» einen tüchtigen Rüffel, doch wurde ihnen großmütig verziehen. Am 30. Mai 1881 saßen die Vertreter sämtlicher deutschen Staaten wieder im Deutschen Bundestag« in der Eschenheimer Gasse in Frankfurt a. M. zusammen, als ob e» nie die Jahre 1848 und 1842 aegebeu hätte. Der Dölkerfrühling von 1848 hatte damit sein Ende erreicht. IL. wie es Kam 28. Februar - 18. Marz 1848 Don Prof. k. *) In Kümenernj» unt» Bunrcl-ett, Da mutzten wir sie bergen! Nun haben wtr Ne dow befreit. Bcsreti aus ihren Sargen! St, wie das blitzt und rauswt und rovl Hurra, du StVwarz. du Rot, du Saldi So begrüßt in der .Londoner Zeitung", dem Organ der politischen Flüchtlinge, Ferdinand Freilio- rath die deutsche Märzreoolution. Und überall fo. Die 30 Jahre zuvor rm tiefen Schmerz der Resi gnation ihre burschenschaftliche Gemeinschaft nach außen wenigsten» hatten aufgeben müssen, denen schien jetzt der Traum der Jugend Wirklichkeit ge- ward«; und sie selbst, Männer in d« Jahren voll- ster Schaffenskraft und Wirkungsfreude, gingen ihrem alt« Ideal getreu begeistert an» Werk. * Wie ein Sturmwind war die Revolution von Frankreich her über Deutschland gefegt und hatte die alt« Gewalt« hinweggeriflen. Epischer Vor- gang jeder Revolution. Hinterher suchen die, die von der Entwicklung keinen Hauch verspürt, zu be- «eisen, daß alle» nur das Werk einiger Agitatoren g«wesen sei, womöglich landfremder Elemente, der Polen, der Juden, russischer Rubel. Und doch ist 5 e» immer der gleich« Grund. In einer Zeit, wo eine Regierung der Zuversicht entbehrt, wo die große Mehrzahl der Regierten nicht mehr der Ueberzeu- aung ist, daß die Ziele dieser Regierung iu eine Zukunft weisen, wo mit einem Worte da» Vertrauen aufhört, da bedarf e» nur eine» klein« Anstoßes, und alle Kartenhäuser stürzen zusammen. Denn es ist dann immer ko weit, daß auch die, die bi»h»r ganz im Dienste der alt« Machthaber stand«, den Glauben verlor« haben. Gedeihliche» zu tun. Dar- au» erst entsteht di« merkwürdige Passivität, dos Gehenlass«, Gewährenlassen, di« innere Unmöglich keit, die noch vorhandenen Machtmittel auch zu p-r- brauchen. Es sind letzten Endes seelische Vorgänge. ") An» einem !m vcrlea Neuer Maat S. «. 9. v. Vertin GW. 11, rrsivtenenen Burb von Prof. L. Vera» straffer: .Da« Sranksnrter Parlament mW die deutsche Srgcnwart.- Vie Kätzchen im Kochtopf Dou I«»ndart Es ist ganz gleichgültig, au welchem nichtigen Gegenstand der wichtige Wesensunterschied zweier Mensch« deutlich wird. Eiu Frühstückspapier kann es sein oder ein neugieriger Btick über die Schulter oder die Art, wie eine Frau bei der Morgentoilette ihre ausgekammt« Haarsträhne aufwickelt oder ein paar Weidenkätzchen in einem irdenen Kochtopf. Ueberall, wo zwei Menschen dauernd und «g bei. summen siod, sei e» in der Ehe oder in einem ander» unangenehm« Beruf, tritt eine» Tage» an einer scheinbar unbedeutenden Eigenheit ein kardinaler menschlicher Unterschied der beiden beteiNgt« Per- sonen in» hellste Licht. Kollege A. und Kollege B. Hausen in dem gleich« Zimmer. Sie kennen ihre Stimm« und ihre Stim mungen bi» in die letzte Feinheit, miss«, was jede Regung de» Gesicht» zu bedeut« hat, und wenn A. etwa» murmelt (und er murmelt ost), weiß B., daß A versonnen ist, und wenn B. sich räuspert, weiß A., daß B. von einem seiner selten«, dafür aber um s» heftiger« Mitteilungsdränge gepackt wird. Sie kennen sich ziemlich au» ihrem Wesen. Wie überall, wo zwei Menschenpole A. und B. dauernd Berührun haben, gibt es heimliche Komplikationen, Wechsel- ströme, Kurzschlüsse und andere Perwicklungen mehr, di« der Kontakt der Seel« so mit sich bringt. Eine» Tage» holt A. aus feiner Aktenmappe irgendein großes Etwas umständlich hervor. (Alles, wa» A. tut, hat die Gebärde de« Umständlich«, Ge- tragenen und Feierlichen, vielleicht auch Liebevollen, wahrend B. zupackt uud fall« läßt, wie es seiner quecksilbern« Laune und Ruhelosigkeit beliebt.) B. beobachtet mißtrauisch die behutsame Manipulativ« des A. E» ist «in hoher, breiter, irdener Kochtops, einer, der besonder» Mr die Aufbewahrung von aus gelassen«» Schweinefett geeignet ist, den A. aus seiner Aktentasche aas Tageslicht schilt. A. stellt den Topf auf da« Fensterbrett, betrachtet ibn eine We'k" mit einem tief« Blick und murmelt etwa»; (er ist versonnen.) B. ist zwar »«gierig, was ss mit dem leeren Kochtopf auf do» Fensterbrett auf kich hat, aber justament fragt er nicht, weil er glaubt, sich durch die Aeußerung einer so klettflich« Neu gierde etwa» M vergeben. Uud überhaupt Hat B. heute sein« stuauae«, verdrvssea« Tag. Ast» olles» was murusgesproch« bleibt, wachst sich der dumme, gleichgültige Topf zu eine» Aergerai» «ad einer Störung für D. aus, und er verbringt ein« schlecht« Dormittag. A» nächsten Tag erscheint A. mit «ine« groß« Busch« in der Hand. Er murmelt etwa», ist also versonnen, uud steckt den .stimmungsvoll« Reisig besen" (so nennt es B., in Wahrheit sind es zarte, blühende Weidenkätzchen mit einem Hauch vou Dach und Diese) feierlich langsam in den irdenen Topf, nachdem er ihn zuvor mit Wasser gefüllt hat. B. sagt auch jetzt nichts, schüttelt aber innerlich den Kopf. Er weiß, es wäre ganz undenkbar, daß er erst einen irdenen Kochtopf und am nächsten Tag Weidenkätzchen ins Bureau brächt«. Er empfindet dies« geuügsame Naturliebe al» ein« Mangel seine» Kolleg« uud seine Enthaltung von Kochtopf uud Weidenkätzchen für ein« Dorzug vor A., woraus mit ziemlicher Sicherheit zu schließ« ist, daß hier ein Mangel B.» und eia Vorzug A^ vorliegt. L, ist eine Stillosigkeit, denkt B., Weidenkätzchen in einen irdenen Kochtopf zu tun. Ah, mit solchen kärgliche» Kompromisse» würde ich mich niemals zufKeden geben! Lieber ganz verzichten, al« den Frühling in den Kochtopf stellen! Nein, wenn ich nicht mein« Winter-art« hab« kann, oder wenig sten» Chrysanthemen und Flieder in einem Kristall kelch, oder zu allermlndest blühende Maudelbäume am Gardasee, daun dank ich für Obst und ver schließe «ich hassend vor der Natur. Alle» oder nicht»! Weidenkätzchen im irdenen Kochtopf — das ist etwa» für still-bescheidene, versonnene Gemüter; ich verzichte auf billig« Trost und starr« lieber die nackte Wand ank So dachte B. Und an dr» Kochtopf schied« sich, strenger al» an der Höchsten Weltanschauung»frage, di» Geister. An dem Heimlich« und Unau»- gefprorhenen, an schlicht« Kätzchen in «ine» Topf, ward ihr Menschliche» klar, wie kein Unter» fuchungsrichter und kein Graphologe es schärfer hätte fassen können. Und jeder Einsichtige erkennt, daß A. ein zufrieden-heiter«, sympathisch« Gemüt besitzt, da» sich an kleine» RatnranbNck erfreut, während Bi et» dunkles Kapltel ist, «s, Mensch wir einem hob!« Blick, der necbt» nicht schlaft, nickit k» min dest« wohlbeleibt, dem man <n» besten «uo- weicht — «it einem «ort: ein Ekel. «pfiehlt sein« Mitglieder», 12. März an die Schlüsselzahl 2000 beizubehalten. Auf Grund der Papierpreis- und Drucktariferhöhung sowie i» Hinblick auf di« Steigerung des Leb«»- baltungsindex, der immer noch ei» Fortschreiten der Teuerung beweist, wäre eigentlich eine Herauf setzung der Schlüsselzahl zu rechtfertigen gewesen. Denn trotzdem davon abgesehen wird, so geschieht da» tt» Sinn« der Prei»avbauaktto» der Negierung. Max Hsftuüller, der Oberfplellriter der Leip ziger Oper, ist »ach erfolgreicher Neuinszenierung d« Tannhäuser" am Münchner Rattonal theater al» Oberregisseur der Oper und Stell- Vertreter des Operndlrektor» nach München berufe» worden. Der »Neig«" in Re» Dort. Wie ein Telegramm aus New Park berichtet, wul dort der »Gre« Roo« Club" i» Delasco-Theater eine Ausführung von Schnitzler» .Reigen" veranstalten. Die .Gesellschaft zur Unterdrückung de« Laster»" und di« ^Loro's Dsy 4llliontt"(ett»e Art Eonntaasgemeind«) haben nun eia« Heftig« Kampagne gegen die Ausführung eröffnet und jedenfalls erreicht, daß ein« größer« Anzahl von Polizist« in Uniform bei der Erstaufführung al» Zensoren anwesend sein und bet den erst« Anzeichen von .Polizeiwidrigkelt" eingreifen «erden. an» r dess« eins«» 10 sich kau» nacherzähl ea. Da» da» interessante Werk als «in« echte Dichtu edl«, gedankenreich« fach«, daß durch das » sioaokutt» disttmt« vumanit?t«'deals bin , de»burg. ei, i» weitest« Sttms musikalische Regisseur, ^tte dos Sviel ganz «ff Klan-- und Lichtwirkung gestellt und «ff d« Rhythmus Wisr kicher Detrageühett abgestluwrt. — Auch de» »Zch folgend« legendär« Schauspiel »sm .Si»g«deo Fifth" durch die Lstpmger Duff hek»»m Alsfted-Brust-Aufführungen. Da« literarisch interessierte Königsberg stand dieser Tage im Zeichen Alfred Brusts.Z» Neuen Schauspielhaus, der um schon manche literarische Entdeckung verdien ten, mußerhaft geleiteten Kammerspielbuhne, wurde im Rahm« ein«, dem oüpreußis' widmeten Abend» .Das Indisö der Tauf« gehoben. Es ist eine Ispie, in der buddhistische, chrtftli und fatalistisch« Motto« in schöner . »«klingen, hat aber gleichwohl seinen eigen« künst, lerische» Wert. Die Handlung" des Dr^wlets^äßt g kennzeichnet ttt außer der Sprache vor olle» di« Tat- »stifche DämMer uralten Rett- «Hätt davnn »«, , b« NachtaHrrwalttr Sauiensa« m_ - DtGttrS »em drttw» tlli zuarttras »ar Bir»er dat'c da« Gtlltk et»« viert« NN. vo» d«» der TILlir selbst da» GeMvl bett«, »aff er ni<dr seluva« sei. — rglet- ne » T » « at « r.) I» «»nderuna des Ipteldkan« wird —' — ettokotte" telS .Heren- 1 Rontaq, den Leiter de» Neuen Schauspielhauses, Richard Rosen heim, da» Publikum bereits vorher durch ein« gehaltvoll« Vertrag unterrichtet hatte, wurde sf» gerufen und herzlich gefeiert. , ck Der Liebesroman auf dem Skarabäus. Der Aegyptologe der Universität von Kalifornien, Dr.' Lutz, will voa einem Skarabäus, dem heiligen Käfer der alt« Aegypter, die Liebesgeschichte eine» ägyp tischen Pharaos abgelesen haben. Dieser jahrtausende- alte Herzensroman steht auf dem einzig« Skarabäus de» Pharao» Amenhotep, der sich in Amerika befinde*, und ist in Hieroglyphen auf den Stein, der den heili gen Käfer darstcllt, eingeritzt. Amenhotep war der Vater des Tutanohamon, dessen Grab jetzt ent deckt worden ist, und um di« Geschichte dieses Herr- scher» zu verstehen, muß man auch den Liebesroman König Amenhotep» de« Prächtigen kennen, der die schöne Tii, di« Drchter eine» gewöhnlich« Haapt- mann» der Söldnertruppen, zu seiner Gemahlin er hob. Tii war jedoch nicht die Mutter de» Tutano hamon, sondern entstammt von einer Nebenfrau au» dem Harem her, den Amenhotep wie die ander« Pharaonen hielt. Tutanohamon heiratete die dritte Tochter de» Sohne» von Amenhotep und der Tii, also die Tochter seine» Halbbruder« Echnaton, de» berühmt« .Keherkönia» . Es war in Aegypten ganz gebräuchlich, daß Halbbrüder und Halbschwestern und andere nahe Verwandten untereinander heira teten. Die Skarabäen wurden damal» al» Liebes zeichen benutzt, und der Käferstein, den die Uni- oersität von Kalifornien besitzt, ist einer von denen, in denen König Amenhotep seine Liebe zu Tii ver» kündete und erklärte, daß er sie zu seiner Hauptfrau erheb« werd«. Der Pharao dachte durchaus nichi daran, ihre geringe Abkunft zu verbergen, sondern auf dem Stein ist der Name der Eltern der Königin angegeben, und e» geht daraus deutlich hervor, daß st« nicht zur Aristoüatte gehörte. «u» »« Ldeeler»ure-u». (A1 t e « T d e a 1 e T>e »et »er ReutmMiteimu- von Äoeure» yauft II. Teil v«t»«»«tt «u« »« «eera fft« tztg n«, wmvvmert. -- (GEavlV t «l»a u 4.) LI« am Sonnabend statt- ffw«»i «ttlanMdnu,» von Smuense?» .Stell! bde" " i-irnrch »»sondere Veteulvna »e» ,nm ers»»nnal d«, ,«e VÄnff var»-sttllt wtr» der, Otto Ernst Hesse »« Nachlagvrrwalter Leui«soitt ne» Pevt ren dre 19. UHr
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