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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230316
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-16
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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8ette 2 Nr. 6S Lelprlger l'sgedlstt uuä Nsackelsrettuog krettsg, 6ea 16. LLrr Angebote Zur Sicherung der Reparationszahlungen zu prüfen. Die französische Regierung glaube jedoch^ zurzeit nicht tu direkte oder indirekt» Verbindung mit den genannten Grobindustriellen treten zu können, da deren Dorschlage zu unbestimmt seien. Außerdem würden die Verhandlungen über diese Frage die schwebenden Verhandlungen Übn: die Reparationen -wischen den Alliierten stören. Di« französische Rote sagt zum Schluß, daß nur präeife schriftliche Vorschläge Gegenstand einer Prüfung sein könnten. Die amtliche Erklärung de« Quai d'Orsay be zeichnet diese Note als Beweis dafür, daß Frank- reich selbst am 18. Dezember deutsche Vorschläge angefordert habe, die dann ausgeblieben seien. Ar der sich der Rote anschließenden Polemik gegen die Erklärung des Minister» des Auswärtigen von Rosenberg stellt sich der Quai d'Orsay auf den Standpunkt, daß die Kohlenlieferungen nicht zu den für den Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete be stimmten Sachlieferungen gehören, deren Leistung während des Moratoriums Deutschland in seiner Rote vom 14. November 1822 zugesagt hatte, sondern zu den hiervon unabhängigen Sachleistungen auf Grund des Versailler Vertrages, von denen Deutschland nach derselben Note für die Dauer des Moratoriums befreit werden sollte. * In dieser Erwiderung auf die Richtig stellungen der Großindustriellen Etinnes, Klock- ncr und Silverberg, sowie des Reichsmmistcrs von Rosenberg geht Poincar^ bezeichnenderweise mit keinem Wort auf die gleichzeitig mit dieser Erklärung veröffentlichte Behauptung des Staatssekretärs Bergmann ein, die französi sche Regierung habe gewußt, daß er bei seiner Reise zur Pariser Konferenz einen schriftlich fixierten Reparationsplan mitgebracht hatte, daß er aber daran gehindert worden sei, diesen Plan der Konferenz zu unterbreiten. Unerlaubte Selbstschutzverbande Drahtderiq« unserer Berliner ««riftleti»»» Berlin, 18. März. Die Befürchtung, daß Polen als Verbündeter Frankreichs die Ruhraktion wahrnehmen werde, um einen Einfall auf schlesisches Gebiet zu unternehmen, hat zu vereinzelten Versuchen geführt, Abwehr» sormationen zu schaffen. Die zuständigen preußischen Behörden sind diesen Bestrebungen, die in Arbeiterkreiscn die Befürchtung rechtspolitischer Umtriebe und die Absicht zu Gegenaktionen hervor- gerufen haben, entschieden entgegengetreten. In Niederschlesicn ist ein Leutnant Klemm ver haftet worden-, auch in Oberschlesie» wurden fünf Leute in Schutzhaft genommen, die sich mit der Organisation von Selbstschutzverbänden befaßten. Die Verhafteten haben Beschwerde eingelegt, die de» Etaatsgerichtshof beschäftigen dürfte volkrgerlcht unter Ausschluß der presse München. 15. März. Halbamtlich meldet W. T. D.: Im Interesse der Staatssicherheit sand am Mittwoch unter vollständi- gem Ausschluß der Oeffentlichkeit, auch der Presse, vor dem Dolksgerlcht München die Verhandlung gegen den bekannten ehemaligen Kraftwagenführer Georg Pracher alias .Dracheur" wegen versuch, ten Landesverrats statt. Pracher wurde zu 14 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehren rechtsverlust verurteilt. . * Der Münchener Etadtrat Welqk (Komm.) lst Ku Auftrage der Staatsanwaltschaft Augsburg wegen Landesverrates verhaftet worden. Da» Ar- brechen wird in einem Artikel de, in Augsburg ge druckten kommunistischen Organs Rote Bäuerische Fahne erblickt. Weigl zeichnete die Zeitung al, ver antwortlicher Redakteur. Die die Zeit erfährt, ist der voll-parteilich« Ab- geordnete Geisler, der dieser Tage au» der Frak- tton austrat, jetzt auch au» der Partei ausgetreten, so daß er für Liese erledigt ist. Hardens Revision abgewiesen Leipzig, 18. Mürz. Gegen da» Urteil de» Berlin« Landgericht» lll wegen de» Anschlag« ans de» Schrift steller Maximilian Harden, das für den Landwirt Weichart auf 2 Jahre - Monat» und für de» Buchhändler Srenz auf 4 Jahre 8 Monate Gefäng nis lautete, hatte sowohl der Staatsanwalt al» auch der Nebenkläger Maximilian Harden, vertreten durch Rechtsanwalt Grünspach, Revision beim Reichsgericht beantragt. Die Revisionsverhandlung fand heute vor dem 2. Strafsenat des Reichsgericht» statt; den Vor ¬ sitz l» der Verhandlung führie Reichsgerichtsrat Labarth. Die Liu wände des Staatsanwalts richteten dich gegen die Verlesung eines Protokoll» zur Gedsschtni». ausfrischuug für «inen Polizeikommtssar, der di« erst» Vernehmung vorgenomme, hatte. Rechtsanwalt Grünspach sah in der Verlesung eine» Briefe«, der von dem flüchtigen Mittäter Ankermann stammte, eine Gesetzesverletzung. Weiter rügte er, daß der Verteidiger Weichärts, Rechtsanwalt Schiff, mit de» Geschworenen in Sitzungspause» lebhaft verkehrt habe. Hiergegen erhob der Verteidiger des Ange- klagten Grenz, Rechtsanwalt Bloch, entschiedenen Einspruch und betonte, daß hier Harden durch den Echulfragen,»> Sächsische« Landtag festige Aussprache zwischen VGP und Kommunisten - Ministerpräfi-entenwa-l am Mittwoch Dresden, 18. März. DraytNertSit unserer »eeSdarr SwriltleUung In seiner heutigen 25. Sitzung erledigte der Land tag zunächst mehrere Kapitel de» Rachtragsetat». Die bei Kapitel 16 — staatlichen Verkehr-unter- nehmungen und Beteiligung an uichtstoatlichda Der- kehrsunterehmungen — eingestellten Summen wur den genehmigt. Di« für Titel 10 de» Nachtrags zum außerordentlichen Etat eingestellten 10800000 Ul zur Einrichtung von staatlichem Kraftwagenbetrieb wur den abgelehnt. Genehmigt wurden ferner die Ein stellungen bei Titel 7 und 18 de» außerordentlichen Staatshalts Haltplanes für da« Rechnungsajhr 1022 betreff» Herstellung einer mechanischen Kohlenförder- anlage mit Zubehör und Anbau eines Rauchgas» speisewassersaugers beim staatlichen Fernheiz, und Elektrizitätswerk zu Dresden, sowie betreffend Riederbringung von Tiefbohrlöchern in Rordwest- sachsen zur Untersuchung de« geologischen Unter- gründe« auf da» Vorhandensein von Steinkohle usw. Weiter stand zur Beratung der Gesetzentwurf über die Ausbildung der Dolksschullehrer. Kultusminister Fleißuer begründete die Vorlage, di« den seinerzeit vom Landtag geäußerten Wünschen entspreche. Danach sollen di« Dolksschulehrer und -lehrerinnen ihre wissenschaftliche Berufsausbildung an der Universität Leipzig und an der Technischen Hochschule zu Dresden, ihre praktische pädagogische Ausbildung an mit diesen Hochschulen zu verbinden- den pädagogischen Instituten erhalten. Eigentlich hätte die R-üchsregierung die Pflicht gehabt, ein solche» Rahmengesetz selbst vorzulegeu. Z» dieser Frage feie» unablässig Derhandlunge» gepflogen worden, leider habe sich die Reichsregierung vor kurzem entschieden, von Reichs «egen kcln Gesetz über di« Neuregelung der Lehrerbildung einzubringea. Die Reichsregierung sei jedoch damit einverstanden, daß die» die Lander i» enger Fühluag mit der Reichsregierung tun können. Die Regierung werde dafür sorgen, daß die Neueinrichtung der modernen Zeit genüge. Abg. Frl. Dr. Hertwig (Dt. Vpt.) erklärt die Zu- stimmung ihrer politischen Freunde zu der Vorlage. Abg. Grell»«»» (Dnat.) äußert zahlreiche Be denken gegen die Vorlage, deren Durchführung einen großen Lehrermangel im Gefolge haben werde. Seine Partei lehne den Entwurf nicht grundscchlich ab, »erlange aber seine gründliche Diüchberatung im Rechtvausschuß. Abg. Dr. Seyfert (Dem.): Ars dem alten Dege könne die Aufgabe, begabten Söhnen Minderbemit telter eine wissenschaftliche Ausblldung zu ermög lichen, nicht mehr gelöst werden. Ein neuer Weg müßte gesucht werde«. Der Staat werde künftig scine Lehrer billiger ausbilden könne» als bisher. Von der neuen Lehrerbildung müsse verlangt wer- den 1. daß sie mehr al» bisher auch die körperliche Entwicklung de» Kinde« betont, 2. daß mehr als bisher da» Kind al» ein Kind der Genreinschaft gilt, 3. daß die Ziele, die man als die de» wahren Guten und Schönen hinstellen kann, dem jungen Lehr-r in der Form geboten werden, wie sie unsere tiefsten Denker dargcstellt haben. Abg. Deckel (Soz.) erklärt« die Zustimmung seiner Freunde zu der Vorlage. Abg. Schneller (Komm.) bemängelte an der Borlage, daß sie nicht den wahren sozialistischen Geist atme; trotzdem sei die Beseitigung des alten Lehrerbilbungsganges zu begrüßen. Die Vorlage wurde an den Rechtsausschuß ver- wiesen. — Endlich stehen zur Schlußberatung drei kommunistische Anträge zur Bekämpfung des Kinderelends. Abg. Schneller erstattete den Ausschußberickt. Den Antrag, betreffend die Bereitstellung von Mit- teln zur Ausstattung von Schulentlassenen mit Kleidung, Wüsche, Scquhwerk usw., beantragt die Mehrheit de» Ausschusses abzulehnen, während die Kommunisten beantragen, den Gemeinden für diesen Zweck 1 Milliarde Mark zur Verfügung zu stellen unter der Bedingung, daß man den Gemein- den diese Summe aus eigenen Mitteln verdoppelt. Frau Abg. Büttner (Soz.) wirft den Kommu nisten vor, daß sie nur aus agitatorischen Gründen ihre Anträge stellen. Sie wüßten ganz genau, daß die Potemkinschen Dörfer, die sie vormalen, nicht verwirklicht werden könnten. Al» der Abg. Schneller in scharfer Weis« der Vorrednerin entgeg nete, hagelte es von Zurufen von sozialistischer Seite, und schließlich flogen Schimpfwort« zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten herüber und hinüber und es erhebt sich «in solcher Lärm in, Hause, daß der Redner trotz großen Stimmenaufwandes pch nicht mehr verständlich machen kann. Präsident Winkler machte das Haus darauf auf merksam, daß durch die langen Reden und durch die Zwischenrufe kett» einzige» Kind gespeist werden könne, wenn nicht so viel geredet würde, könnte viel gespart werden, denn die Seite einer niedergeschrie- benen Rede koste dem Staat 18 000 Mark. Der kommunistische Antrag wird obgelehnt. An- genommen wurde der wettere Antrag, die Regie rung zu beauftragen, al» Maßnahmen zur Be- Hebung des Kinderelend» unverzüglich ködere Mit tel bereit zu stellen, um unentgeltliche Schullinder speisungen in größere« Umfange durchführen zu können. Dagegen wird der dritte Antrag auf Ein führung ärztlicher und zahnärztlich« Untersuchung der Kinder, abgelehnt. Nächst« Sitzung Mittwoch, 21. März, XI Uhr: Wahl des Ministerpräsident«». Am 22. und 23. März sollen Nachtragskapitel und Titel und etwa noch vorliegende Anträge de» Ausschusses erledigt werden. Am Freitag, den 23., beginnen die Osterferien des Landtages, die bi» Donners tag, den 8. April, andauern. A» diese» Tage mittags 1 Uhr soll auf der Tagesordnung stehen eine Regierungserklärung, deren Besprechung für Donnerstag, den 10. April, vorgesehen ist. Unterwegs nach Südamerika Bon Nuttol? VIL«» IV. Roch einmal di« ,13*. Don der jungen Frau habe ich allzulange nicht «ehr berichtet. Da» ist aber. Sott bewahre, nicht ihr« Schuld. Die Fahrt abwechslungsreich zu ge- stalten, Kat sie auch weiterhin getan, was in ihren Kräften stand. Der Leser erinnert sich noch, baß ihr« Abneigung gegen die gab! »l3" die Abfahrt des »General Bägrano" einigermaßen verzögert hat. Damit, konnte man hoffen, war dieser tdiosynkretische Komplex erledigt. Welch ein Irrtum! Al» unser Schiff in stolzer Ruhe die Nordsee durchquerte, war sie nachdenklich geworden. Wer sie kennt, war berechtigt, mißtrauisch den Vorgang der Ueberlegung zu beobachten. Also fing es an. Sie fragte den mit ikr behafteten Mann ruhig und entschlossen, was geschehe, wenn da» Schiff untergeht. .Da» gibt es nicht/ erwiderte dieser zuversichtlich. .Ein Kahn, wie der .General Belgrano", so groß, so tadellos konstruiert, so gleich, mäßig beladen, so glänzend geführt, kann nicht unter- gehen/ Worauf sie treffsicher replizierte: ,Da sieht man wieder, was du für einen Unsinn redest. Denn er nicht untergehen könnte, wozu sind dan» die Rettungsboote das" Dem mit der jungen, klugen Fra» geschlagenen Mann erstarb da» Wort auf den Lippen. Er murmelte »»erlegen etwa» von »übertriebener Vor sicht", .gesetzllchen Vorschriften" usw. Ad« sie ftchr schon i» ihrer Gedankenreih« fort: .Denn wir nun gerade im Bett liegen, während da» Schiff ansangt unterzug chen, in welche» Rettungsboot sollen wtr einstelgen? Hast du dir da» eigentlich schon überlegt?" sagte sie streng. .Da» ist doch ganz klar" erwiderte er, neue Kräfte sammelnd, .selbstverständlich in da», da» an» nächsten von unser« Kabine ist. Du stehst e» j» direkt vom Fenster au»../ .Und host du schon «inen Platz in dem Rettung». Kost für uns ausgewählt? Ist da» auch ein kom fortable», sichere», neue» Rettung »boot? Hast du e» dir überhaupt schon angesehen?^ »«der gewiß. Hebe» Kind, ich hed» « kkugcheicki inspiziert. S» ist ein ganz erstklassige», hochmodernes Modell, mit Zentralheizung, elektrischem Licht, Wasserspülung, Vakuumcleaner. Ich kenne e» in- rmd auswendig." ,Eol" sagte sie entrüstet, .das willst dn be haupten? Und dabei weißt du nicht einmal, daß diese, Rettungsboot die Nummer IS trägt?l Du lügst also wieder einmal!" Die junge Frau begann zu schluchzen. Dazwischen stieß sie verzweifelte Rufe aus, wie: daß man es offenbar .mit Gewalt auf ihren Tod abgesehen habe". Oder: daß nur .so ein Esel" sich mit dieser Kabine .hereinlegen" lassen könne, die sicher niemand ander» genommen habe. Oder: daß der erste Offizier ein Verbrechergesicht habe, was sie gleich gesehen habe. Oder sie fragte entrüstet, ob er etwa glaube, der Schiffsarzt werd« in das Rettungsboot Nummer IS elnsteigen? Und ob sie vielleicht tagelang ohne ärzt liche Hilfe aus dem Wasser fahren solle? Daran schloß sie di« allgemeine Betrachtung, warum sie nicht bei ihrer Mutter geblieben sei, Vie ohnehin diese Heirat nie gewollt habe? Kurz, es war schrecklich. Der zu der reizenden, jungen Frau lebenslänaltch verurteilte Monn, auch sonst kein Held, entlief feige und überließ sie der Verzweiflung. Im Zwischen deck, wo er sich sicher fühlte, dachte er lang« nach. Farbe gibt es auf so einem Schiss genug. Nachdem er mit einem Ouartermeister Händedrücke getauscht hatte, kehrte er halb beruhigt zurück. In der Nacht sieht man auch Unglückszahlen nicht. Und nm anderen Morgen hatte der .General Belgrano" ein neues Rettungsboot Nummer 12a. Aber daß eine wirklich intelligente, jung« Fran sich durch so einen Kniff über einen klaren Tatbestand täuschen läßt, ist natürlich ausgeschlossen. Abschied vom »General Belgrano". Wäre es Goethe vergönnt gewesen, so eine Welt fahrt ans de» »General Belgrano" g» erlebe», statt den bißchen Italienreisen, die er gemacht hat, er wäre, fürcht, ich, was die Passagiere angeht, zu keine» anderen Urteil gelangt, als zu der bekannten pessimistischen Feststellung bezüglich sein« Mtt- »enschen; d« »mmlichr »Nicht« ist schwerer z» «» tragen, al» eine Reib, von gute» Tagen." Leider, M»tz ich sagen, leid« a«mgt« sicht b« Anblick de» ewig wechselnden Meeres, nicht da Herbststur«, nicht die Tropensonor, nicht da» köst liche Esse», nicht da Komfort der Einrichtung, nicht dt« Bequemlichkeit der Deck», nicht di» Liebens würdigkeit da Offiziere — die» alle» genügte nicht, die verwöhnten Reisenden von ihr« Liebling», beschäftigung abzuhalten: dle da ist, Vie Fehler da anderen zu bemerken, zu kritisieren, zu übertreiben und neue dazu zu erfinden, wenn die vorhandene» hochgespannten Ansprüche nicht genügten. Frau Dr. Einöhrl au» Rio de Janeiro konnte sich nicht damit abfinden, da- Fräulein Frank« au» Valparaiso lieber Schöffelbord spielte, al» daß sie Strümpfe stopfte. Frau von Eschen au» Bahia fand, daß Frau Braumüuer aus Santos zu viel sprach und Frau Braumüller wieder fand da» Schweigen der Frau von Esche« tückisch. (Ls »>ar auch tückisch.) Alle drei aber waren außer sich, weil Frau Knipke aus Santiago sich eine Art von Oberherrschaft in der Kajütsgesellschaft anmaßte, die ihr offenbar nicht zv- käme. (Sie kam ihr auch nicht zu.) Da» war aber noch gar nicht», sondern was soll »an dazu sagen? Sowohl Frau Möller au» Cor doba al» auch Frau Dr. Einöhrl glaubten nicht, daß die junge Frau (von der ich öfter erzählt habe) richtig verheiratet ist. Sondern sie vermuteten, daß sie ganz einfach ein Exportartikel sei und, dazu offenbar mit ihrem Einverständni», wie «an sagt, .ver schleppt" werde. Leider »achte sich Herr Braumüller d'.ese Ansicht zu eigen. Al» er die beiden Herren, in deren Gesellschaft die jung« Fra» reiste, in Rio allein in einem Restaurant speisen sah, rief er entrüstet erfreut aus: .Hal Sie haben sie also schon ab geliefert!" Und ging, an die Polizei »n tele phonieren. Welche Enttäuschung, al» alle drei am anderen Morgen wieder an Bord waren. Da» »ar aber auch noch immer nicht». Sondern zwei Passagiere hatten sich allgemein und ganz be sonder» verdächtig gemacht dadurch, ba- sie frei heraus erklärten, st« feie» Republikaner, deutsch« Republikaner. So et»a» gibt es -war, ab« »an sogt es nicht. Die beide» Verwöge»«» waren »ml» Kolleg« von der Kölnischen Zeitung und, ich gesteh« es offen, ich selbst. Herr Knipke aus Santiago, Heer Braunrüll« an, Santo», Herr Dr. Einöhrl aus Rio, alle war« sich einig, daß di« nicht geduldet »erd« dürft«, un- ihre Dam« unterstützt« sie dari». Besonders drang daraus Herr Fritz Vock aus Liltre Rio», Rittmeister d. R., der i« Weltkrieg ein, Feldgendarmerie- atteNmm zu» Stur» gefllhrt u»d seitdem da» L. K. Li. »och nicht wieder ausaezog« hat«. All» znsnMM^n Verschwur« sich, vf» eigone Ge fährdung auf jeden Fall zu vermeiden, schoben fbe Ersatzgeschworenen Slmson unnötig scharfgemocht worden sei, der ihm damit einen recht zweifelhaften Freundschaftsdienst erwiese» habe. Der Vertreter der Retchsamoaltschast, Reichs- anwalt Jörns, verwarf di« Einwände des Staats- anwalte», erkannt« an, daß in der Verlesung des Briefes eine Gesetzesverletzung gelegen habe, aber das Urteil beruhe nicht auf dieser, und beantragt» Ver werfung der Revision. Der Senat gab diesem Antrag statt, verwarf die Revision und legte die Kosten der preußischen Staats- lasse und dem Nebenkläger Maximilian Harden auf. Die Begründung besagt u. a., daß der Verkehr eine» Derteidrger» mit den Geschworenen, bevor diese sich zur Beratung zurückgezogen haben, »icht gesetz widrig ist. Vie Nationalsozialisten vor dem Staatsgerichtrhof Der Staatsgerichtshof in Leipzig verhanbelte am Donnerstag unter Vorsitz de» «Senatspräsidenten Dr. Schmidt über die Beschwerde der National sozialistischen Arbeiterpartei gegen die von einer Anzahl von Landcszentralbehorden erlassenen Ver bots- und Auflösung-Verfügungen. Solche wurden von Berlin, Baden, Thüringen, Hamburg und «Sach- sen erlassen. In Leipzig ist nur ein Versammlungs- verbot und keine Auflösung ausgesprochen worden. Die Partei wurde am 5. Januar 1818 gegründet. Sie entstand au» einer Bewegung, die seit Jahren ihren Sitz in Oesterreich und bei den Eudetendeut- schen hat, bei denen der deutschvölkische Gedanke vornehmlich Fuß gefaßt hat. Leitung und Sitz des Verein» befindet sich in Blünchen, Führer der Par tei ist Adolf Hitler. Wie der Bericht des Reichs- kommissars ergab, arbeitet die Partei Hand in Hand mit dem deutschvölkifchen Schutz, und Trutzbund. Ere hat auch an den Hetzereien gegen de» Minister Nathenau teilgenommen. Am Tage seiner Ermor dung erschien in der Geschäftsleitungsstelle der Par tei das Plakat: .Rathenau ist tot. Ebert und Scheidemann leben noch. Die Iudenregierung an den Galgen!" Aus der Anklage geht di« systema tische Verächtlichmachung der Regierung hervor, die über den bloßen politischen Kampf htnausreicht. Der Regierung wird grenzenlose Charakterlosigkeit vorgeworfen. Sobald einmal die notwendigen LOO 000 Mann beisammen seien, werd« dle national sozialistische Sturmarmee die marxistische Schutzarmee oes Kapital» überrennen, alle Fremdrassigen aus dem Lande jagen und Deutschland von den Ebert, Wirth, Scheide- und Stresemannern säubern. Wa,- in Italien Mussolini gekonnt habe, das wüv« Hitler auch bewerkstelligen können. Besondere Afld merksamkeit bat der Gerichtshof dem inneren A^s bau der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei zist,s wandt, der eine nicht gerade unmilitärische Struth tue aufweis«. Die Eintretenden werden vereidigic und geloben den Kampf bis auf» Messer und ihr Leben für dle Ziel« der Partei einzusetzen. Die iungeu Leute traten bei festlichen Auszügen in parabemaßiaer Gliederung mit schwarzwcißroten Fahnen und Hakenkreuzen an. Sie bilden Sturm abteilungen und Stoßtrupps als eine Gard« der Partei und schützen die Versammlungen mit Gummi knüppeln, um die Redefreiheit zu wahren. Der Be richterstatter, Reichsgerichtsrat Döhn, verliest au« einem Stoß von Blättern de» Völkischen Beobach ters, dem Parteiorgan, immer neue Beschimpfungen der Regierung uno Aufrufe, durch die Tat, nicht durch Was,!, den bestehenden Zustand zu ändern. Die Beschwerde der Landeszentralbehörde wurde von dem Slaatsacrichtshof verworfen. Der Verein als solcher sei auch für die Tätigkeit seiner Zweigvereine baftbar. Die Tendenz des Der- ein» al» ein« staatgcf ihrliche sei unv-.rkennbar unv beabsichtige, das Ansehen der Republik herabzusetzen. Es sei nicht notwendig, daß strafrechtlich verfolg bare Taten bereits geschehen seien. Auch die Per sönlichkeit Hitler-, der sich offensichtlich über Reale- rungsmaßnahmen hinwegsetze, rechtfertige die Anf- lösunq der Nationalsozialistischen Partei binrekchend auf Grund de» Gesetze» zum «Schutze der Republik. E - Die Polizei kn Weida (Thüringen) verhaftete den Postsekretär G « ahn, den Führer der Ortsgruppe Weida der nationalsozialistischen ffrelheitspartei. Zahlreiche Haussuchungen wurden vorgenommea. L!—-lU-IS-SU—, «inen argentinischen Reisenden in Lexttliulport, namens Asti, vor. Und dieser harmlose Patriot denunzierte uns bet der Einwanderungsbehörde al» Bolschewik^ Unsere Pässe waren in fünf Minuten erledigt. Aber al» wir ein« halbe Stunde darauf da» Schift verlassen wollten, wurde» sie un» wieder abgenom men. Da» peinliche Verfahr« hatte begonnen. Ich weiß nicht, wie e» geendet hätte, hätte« nicht sowohl Asti, al» auch Bock, al» auch Knipke und fämt- lich« ander« Genossen sich tapfer geweigert, di» Denunziation zu unterschreiben. So endigte e» bald und kläglich für die Denunziant«. Al» ei» Herr von der deutschen Gesandtschaft herbeieilte, un, zu be freien, hatte die argentinische Vehörde schon tadellos höflich erklärt, wir könnten gehe», wohl» wir wollten. Sie kannte schon dt« Umgangsformeu unrer Auslanddeutschen. Unser Abschied vom Schiff hatte sich «» einig« Stunden verzögert. Mir kam er immer noch zu früh. Leb' wohl, hab' Dank, .General Belgrano"! Gevossenschafistagung Deutscher BLH»«a»geh8ri- -er i» Leipzig. Im Saale de« Kaufmännischen Der. ein»hauses findet vom 21.—24. März die Vertreter versammlung der Genossenschaft Deutscher Bühnen- Angehörigen statt. Die Tagesordnung lautet: I. Er- öffnung der Versammlung. L Bildung de» Bureau». 3. Bericht über die Dertreterwahl« und Feststellung der Anwesenheitsliste. 4. Vorlegung »ad Beratung des Jahresberichts und de» Iayre-rechnungsab. schlusses für da« Jahr 1822 einschließlich der Bericht- erstattung der Kaffenprüser, sowie Erteilung der Entlastung. 8. Beratung be» Entwurf» einer neuen Satzung, 8. Zu wähl eine» Verwaltung srcrtsmit- glted». 7. Stellungnahme zm» Ablauf be» Tarif vertrag«. 8. Beratung und Beschlußfassung über Anträge. S. verschiedene». Die Sitzungen beginn« am D. März, vormittag» 10 Uhr. Zutritt zur Galerie ist nur Vühnenongehöriaea gestattet. Au Ehren der Anwesenheit der Vertreter all« Deutschen Theater veranstalt« 'fle Ortsausschüsse b«r Leipziger Buhn« ar» 28. Mär» in den Künstler spielen Panorama" «ineuFestabenk Da» vor» traasprograwm bestreiten erst« Leipziger Bühnen kräfte vnb auswSrttge Gäste namhafter deutscher Bühnen. E» können nur 800 Kart« ausaegeben «erb«. Der Verkeuck derselben findet ab Montag « de» Theaterkasse Althoff -n» PveFe von 10000, 8000 und 7000 Moek statt.
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