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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230315
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-15
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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eigentliche Zweck der Brüsseler Konferenz, ab gesehen auf die Wirkung auf Belgien selber, oer» fehlt. Inzwischen häufen sich die Proteste der Neutralen, die geheimen, aber eindringlichen Er mahnungen England» (so noch dieser Tage durch Frankreichs besten Freund in London, Lord Derby), vergrößert sich das wirtschaftliche Chaos, wächst die Nervosität der breiten Massen; gerade zu fieberhaft sucht PoincarS nach einem Ausweg, den ihm übrigens seine besten Freunde vom „KInc national" beständig wieder verbarrikadieren. In gut unterrichteten Kreisen wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß, nachdem wenigstens mit Italien, wenn nicht mit England irgendein Uebereinkommen getroffen worden ist, eine direkte Aufforderung an Deutschland ergeht, und zwar in Form eines Ultimatums, ein Anerbieten zu machen, das als Maximum seiner Leistungen zu gelten habe. Die Schwierigkeit dieses Weges be steht natürlich in der Prestigefrage, und in fran- zösischen Kreisen ist man eifrig bemüht, eine Formel zu finden, die vor der ganzen Welt über Frankreichs Stärke keinen Zweifel mehr zuläßt. Kritik an Sonar La«s Nuhrpolitik «t»e»«r DraytUeriwtdes Letp»t-erra»edratteS London, 14. März. Die Politik der englischen Regierung in der Ruhr frage wurde gestern im Unterhaus von mehreren Abgeordneten heftig angegriffen. Sir John Simon erklärte, durch die Abschnürung des Ruhrgebietes mit einem französischen Zollgürtel seien die Handelsinter- essen Englands in großem Maße verletzt worden. Die englische Armee stehe an keiner Stelle mehr in direkter Verbindung mit dem unbesetzten Deutschland. Die neuerlichen Ereignisse ließen die Gefahr einer Politik des Sichgehenlassens zutage treten. Als Protest gegen di« Negierungspolitik des passiven Ab wartens stellte Simon zum Schluß den An trag, die Ausgaben für das Aus wärtige Amt herabzusetzen. DasUnterhaus- Mitglied Morel sprach die Befürchtung aus, daß die Entwicklung der Ereignisse im Ruhrgebiet rasch ein- mal einen Kriegszustand schaffen könnte. Auch der Abgeordnete Lord Percy erklärte, die Zeit sei ge kommen, wo England nicht mehr untätig beiseite stehen könne. Seiner Ansicht nach würden die Anhänger der englischen Regierung in kurzer Zeit an das Kabinett Donar Law mit dem Er suche« herantreten müssen, irgendeinen Schritt zu unternehmen, um die Frage der Ruhrbesetzung vor den Völkerbund zu bringen. Nachdem auch Asquith dafür gesprochen hatte, da» Ruhrproblem dem Völkerbund zu unterbreiten, erklärte llnterstaatesekretär Me. Neill, wenn die Regierung sich aruh de» furchtbaren Ernste» der Lage bewußt sei und anerkenne, daß die Schwierigkeiten bi» zu einem gewissen Grade noch zugenommcn hatten, so sei sie doch ebenso ängstlich wie bisher i darauf bedacht, so lange wie möglich die Freundschaft mit Frankreich aufrecht zu erhalten. Die britische Regierung wünsche einen endgültigen Bruch mit Frankreich, wenn irgend möglich, zu vermeiden- Bei der Abstimmung über den Antrag Simon auf Herabsetzung der Ausgaben für da» Auswärtige Amt wurde dieser mit 249 gegen 201 stimmen der Arbeiterpartcilcr, der Liberalen und der Na- tionalliberalcn abgclehnt. Die Mehrheit der Regieruung betrug also nur 48 Stimmen. Da die Regierungspartei weit über 100 Stimmen Mehrheit iu allen Parteien des Hauses zusammen hat, müssen sich auch zahlreiche Mitglieder der Konservativen Unionisten der Kritik der Regierung angeschloflen haben. Die heutigen Morgcnblätter wessen auf die ge ringe Mehrheit der Regierung bei der anläßlich der Ruhrdebatte gestern im Unterhaus erfolgten Ab stimmung hin. Laut Daily Herold ist dies die ge ringste Mehrheit der Regierung in einer wichtigen Frage, seit sie am Ruder ist. Der Nechtsbruch im Ruhrgebiet Tagyug der Deutsche» Gesellschaft fstr BUftrrechtz Die bereits mitaeteilt, halt in diesen Tag« t» Leipzig dl« Deutsch« Gesellschaft für Völkerrecht 1H« alljährlich t» März stattfindende Zahresver- sammlung ab. Di« Gesellschaft ist der erste Völker- rechtliche Verband Deutschland», der viele inter nationale Beziehungen unterhält und auch im Au», lande einen großen Ruf genießt. An ihrer Spitze steht der international bekaiinte Dölkerrechtslrhier Geheimrat Niemeyer in Kiel. E» versteht sich von selbst, daß di« diesjährig« Tagung der Gesellschaft an dem französischen Ein marsch in» Ruhrgebiet nicht vorüb«rg«hcn kann, und sie wird voraussichtlich wesentlich dazu beitragen, die internationalen Urteile über die Rechtsfrage zu vertiefen. In Betracht kommen in der Hauptsache di« 88 17 und 18 aus den 18 Ka- piteln de» Versailler Vertrages. Die internakionale Literatur über die Auslegung dieser Paragraphen, über die ja schon in den verschiedenen deutschen und französischen Noten hin und her gestritten worden ist, steht keineswegs schon auf der Höhe, auf die sie durch die deutsche Rechtswissenschaft gehoben werden kann. Da di« deutsch« Jurisprudenz noch immer große» Ansehen in der gesamten Rechtswissenschaft der Welt genießt, so wird die Aeußerana einer so bekannten Körperschaft, wie der Gesellschaft für Völkerrecht, hoffentlich auch von d« Regierungen der Siegerstaaten beachtet werden. Wie wir hören, werden di« Verhandlungen der juristischen Autoritäten zunächst im Kreise der Ge sellschaft selbst geführt werden. Am Freitag nach mittag 5 Uhr aber wird im Gewandhaus eine feierlich« öffentliche Schlußsitzung stattfinden im Rahmen eine» Empfang», den die Stadt der Gesell- schäft bietet. Nach einer Ansprache des Oberbürger, meister» wird voraussichtlich Prof. Meurer (Würzburg) da» Ergebnis der Beratungen vor tragen. Dann wird der Hamburger Völkerrechts- lehrer Prof. Mendelsson-Bartholdy da» Wort ergreifen, und Erz. Wacht wird da» Schluß wort sprechen. Dom Reiches usti,Ministerium» wer den auf Einladung der Gesellschaft Geh. Rat «Richter und Oberregterungsrat Müncheberg teilnehmen. Var deutsche Protokoll über den Gsfiziersmord in vuer Et»o««r DrayibertchtdesreipztserLasedlalte» Buer, 14. März. D«r französische« Befatzungsbekörd« wurde von den Behörden der Stadt Buer ein Protokoll über die Ergebnisse der Vernehmung der Augen- z « uge » der Bluttat von Sonnabend abend und über den Befund am Lokaltermin an der Mordstelle über reicht. Diese» Protokoll faßt die schon bekannten bi»- kcrigen Feststellungen noch einmal zusammen. De- sonder» wichtig ist die Aussage zweier Zeugen, die aus einer Stehbierhalle in der Rahe der Stell«, wo die beiden Offiziere ermordet wurden, in dem Augenblick herauskamen, alt di« Schüsse fielen. Sie wollen bestimmt gefehn haben, wie zwei franzä- fisch« Alpenjäger davonliefen. Die Zeugen gingen auf den Tatort zu und sahen, wie eia Offizier taumelte. Sie kehrten sofort in die Gastwirtschaft zurück und erzählten dort ihre Wahrnehmungen. Lin« Frau, die in dem Hause wohnt, vor dem der eine Offi zier zusammengebrochen war, hörte die Schüsse, eilt« gleich darauf ans Fenster und hat gehört, wie Per- sonen mit schweren Schuhen davongelaufen find. Diese Wahrnehmung spricht dafür, daß die Täter Soldat« waren. Kurz vor den Schüssen hörte die Frau eine erregte französische Unterhaltung, von der sie aber nur die Worte ,Oui oui" verstanden hat. Kurz dar auf fielen die Schüsse. Der eine der erschossenen Offiziere war ein Jager- offizier; er hatte die Runde zu machen und hat wahr scheinlich di« beiden Soldaten, die al» Tater in Frage kommen dürften, nach Zapfenstreich außerhalb des Quartiers angetroffen. Er dürfte sie zur Rede ge- stküt haben, wobei es zu einem erregten Wortwechsel kam, dem di« Mordtat folgte. Nach dem ärztlichen Befund ist der eine Offizier von hinten durch einen Schuß getötet worden. Die Kugel durchschlug den Körper vollkommen und wurde bei dem anderen Offi zier vorn in der Prust gefunden. Die Derletzung war aber nur unbedeutend; erst durch den zweiten Schuß von hinten durch den Kopf wurde der Tod herbei- geführt. Der zweit« Offizier hatte seinen Mantel aus gezogen, anscheinend wollte er sich durch di« Flucht retten. CK ist wahrscheinlich, baß der eine der Alp«, jäger, der als Täter m Frag« kommt, die Schliss« ad- gegeben hat. Swei Begräbnisse / ai««aer Draht Verlchl de» L«t»»t»«r Dageblatte» - Buer, 14. März. In Buer findet heute die Beerdigung der beiden erschossenen franzüsischen Offi- »«er« patt. Aus Befehl de» Kopcmandanten hat di« Stadt da» Rathaus mit einem reichen und sehr teure» Trauerschmuck versehen lasse» müssen. Die großen Säulen am Hauptportal sind mit grünen Gir landen umwunden, unb oben auf den Säulen sind riesige Kästen mi tgrünen Pflanzen angebracht. Da» Vestibül des Rathause» ist vollkommen mit schwarzem Tuch ausgeschlagen worden. Hier soll die Aufbahrung der beiden Offiziere stattfinden, und hier ist auch eine Trauerfeier geplant, an der wahrscheinlich a"n General Degoutte mit seinem Stabe teilnehmen wird. Unter großem militärischen Gepränge soll dann der Zug sich nach dem städtischen Friedhöfe wenden, wo die Beerdigung stattfinden wird. In schroffem Gegensatz zu diesem Pomp, der um die beiden Leichen der französischen Offiziere entfaltet wird, steht die Art, tu der die Franzosen mit den deutschen Opfer« ihrer Willkür umgehen. Der Kommandant hat befohlen, daß die drei Deutschen beute in aler Frühe und still beerdigt werden und hat die Leichen erst im letzten Augenblick freigegeben. Das ist schließlich verständlich, da sie zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt sind. Ursprünglich sollte die Beerdigung bereits um tt Uhr früh stattfinden; erst den Bemühungen des Bürgermeisters ist es gelungen, die Beerdigung wenigstens bis 7 Uhr zu verschieben. Jede Beteiligung der Bevölkerung war verboten, und nur die allernächsten Ange- hörigen durften dem Sarge folgen. LSKlge Reichsfchatzrvechsel Berlin, 14. Marz. Die zweite Serie der von der Reichsbank garan tierte» sogenannten belgischen Reichsschatzwechsel wird morgen fällig. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, werden die vor der Ruhrbesetzung über nommenen Verpflichtungen selbstverständ lich voll erfüllt werden. Die Einlösung erfolgt aus den vorhandenen Devisenbeständen, ohne Hinzu ziehung des Reichsbankgoldes. Die entsprechenden Vorkehrungen sind von der Reichsbank und dem Reichrfinanzministerium bereit» getroffen worden. Die Wechsel sind bei der Bank von England zahlbar. Neuer aur Münchner putschkrelfen Ut»»»«rDr«vt»ericht de» Leipziger ragebtatte» München, 14. März. Die sozialdemokratisch« Münchner Post gibt einige Zusammenhänge an, die zwischen den jüngsten Der- schwörerplanen und gewissen nationalistischen Ver banden in München bestehen. Danach gehören der verhaftete Kaufmann Johanne« Berger und der Privatdozent Dr. Rüge dem Vorstände des Bundes Blücher an. Bei der Fahnenweihe dieses Bundes am 3. Februar lud der Borsitzende des Bundes Asgard zu de» letzteren demnächst stattfindenden Fahnenweihe ein und nannte dabei den Bund Asgard diepersön- liche Stoßgruppe des früherenObersten Aplander. Tatsächlich sind dann, wie die Münch ner Post schreibt, bet der Fahnenweihe des Asgard- Bundes Tylander und Dr. Rüge anwesend gewesen. Da» Verhältnis dieser beiden Männer zur Republik kennzeichnet eine Rede Dr. Ruges in einer Versamm lung de« Völkischen Rechtsblocke» am 8. März, in der er den Reichspräsidenten Ebert als den größten Hochverräter beschimpfte, während Oberst Tylander erklärte, daß er dem Reichskanzler Luno nur bedingt folgen könne, da er vom passiven Widerstande nichts wissen wolle. Dem Bund Blücher gehört auch der Regicrungsbaumeister Schäfer an, der bei der Fahnenweihe des Bundes den Wunsch aus gesprochen hatte, daß die Kampffahne des Bundes sich noch vor der nächsten Baumblüte im Blutver gießen bewähren möge. Konzert f«r Geisteskranke Poi«eare und die Musik. Pari», im Marz. Doktor Toulouse ist auf die eigenartige Idee gekommen, seinen armen Geistesgestörten dadurch z» helfe», daß er ihnen hochwertige musikalische Kon- z«te zu Gehör bringt. Nach einer Reihe der mühe, vollsten und schwierigsten Versuche ist er schließlich dahiu gelangt, für jede» der klassischen Krankheit»- bilder die besondere Art der Musik festzulegen, die beruhigend und heilend darauf einwirtt. Wenn ich gut unterrichtet bin, soll der auch als Schriftsteller nicht unrühmlich bekannte Psychiater in einem epochemachenden Werke, das demnächst erscheinen wird, di« tiefen Zusammenhänge aufdecken, die -wischen den anatomischen Läsionen der Gehirn, zentren und den Wirkungen melodisch und rhythmisch zweckmäßig ausgewählter Tonstücke bestehen sollen. Doktor Toulouse hatte die Liebenswürdigkeit, uns zu einem dieser psychiatrischen Konzert« ein- zuladen, da» im Krankenhaus von Ste.-Anne ge- geben wurde. Mitwirkcnde waren die Herren Lharle« Fallot, Direktor de» Kabaretts .Die singende Elster", der Pianist Montpellier, der Vio- ltnist Prunfwigh von der Oper Bordon, vom Kon servatorium Runesis, sowie die Damen Le Senne und Damia. Der Veranstaltung wohnten etwa SO Geisteskranke bei, meist Manisch-Depressive, nach der Kräpeiinsthen, hier noch nicht durchweg über- nommenen Klassifikation. Der tief« Eindruck, den die ausgezeichnete Kunstdarbietung auf die -eigen- artige Hörerschar machte, war nicht zu verkennen, besonder» bei dem Finale des .Faust", da» von den Mitgliedern der Grand Op6ra Bordon und Damia mit unübertrefflicher Bravonr gesungen wurde. Die Anwendung de» Toulouses«-«» Verfahren» auf gewisse politische Persönlichkeiten könnte ganz neue Möglichkeiten erschließe». Da» Verdienst, in dieser Beziehung neue Dege aufgezeigt zu habe», kommt dem Pariser Kabarett zu, da» »ach längerer Stagnation wieder beginnt, »n de» Lage»- Probleme», lebhaften und nicht selten bestimmenden Einfluß Zu nehmen. L» war ja auch von «orn- hm et» ei» genialer Gedanke de» Psychiater» To» M fttue» Experimenten eine» Brettl. direktor, und nicht den vernageltsten, als Assi stent und Gehilfe heranzuziehen. ' . Also der Dichter Irnd Sänger im Kabarett von Montmartre singt: »Schon Pindar sagt, daß Aeskulap die Kranken dadurch heilte, daß er sie in süße Lieder einwickelte. * Daher denn auch der Genesen« ihm einen Hahn opferte, den Vogel des Gesanges" .Plato, der weiseste der Weisen, lehrt uns, daß die Musik eine lindernde Wirkung auf alle Kranken habe. Die Gesunden mache sie mildherzig und öffne ihnen die sorgsam verschlossenen Börsen.". .Aristorene» von Tarent berichtet von einer Wahnsinnsepidemie, die unter den Weibern in Süd italien ausgebrochen war, und der durch kein« menschlichen Kräfte Einhalt geboten werden konnte.. Da befragten die bedrängten Männer von Regium das Orakel, und dieses bedentete ihnen, .daß sic während sechzig Tagen Frühltngshymnen fingen müßten". Daraufhin beruhigten sich die Frauen." .Heute ist die Wissenschaft so wett fortgeschritten, baß sie wohlgemut an die Stelle der Orakel treten kann. Wohlan: Sie zeigt un» durch einen ihrer eminentesten Vertreter den Weg, der allein zur Heilung führen kann. .Ihr fragt mich: Zu welcher Heilung? In der Anstalt von Sankt Anna?" .Mich dünkt, in Sankt Anno befinden sich die Schlimmsten nicht. Die Mauern um ihre Körper verhindern, daß uns die Schranken um ihren Geist schaden . . . ." Hier bricht da« Lied ab und da» bekannt« Couplet wird eingeschaltet, da« mit dem Vers« be ginnt. .biai» Kovoienr poincarö..." Zum Schluß weist der Sänger darauf hin, daß er Dichter, nicht Arzt sei, und daher die Ausgestaltung der Methodik andern überlassen müsse. . . ." PKkr. «t»e «-stell»», der Reich*«ertcht»didli»ther. An- läßlich der Leipziger Tagung der Deutschen D «- sellsch.ft für Völkerrecht hat di« BibliotkK de» Reichegericht», die mit ihren 20000 Banden die größt« Sammlung recht»wiffenstbaftlicher Literatur w Drutschlo»d bildet, ein, Ausstellung einiger alter und vor allem neuer ausländischer Werft des Völker recht» »«anfwVM. «ebe» seit«»«« Au-gaki, alter VÄk«r«cht»schrtstfieller, wie Hugo Grvttu», stehe» die jetzt in Deutschland so seltenen Werke des aus ländischen Schrifttums aus den letzten Jahren nach dem Kriege, soweit sie angcschafft werden konnten, neben den Darstellungen des Westfälischen Friedens und des Wiener Kongresse« die Ausgaben des Der- sailler Vertrages, unter denen sich ein Exemplar be- findet, das einem der deutschen Friedensunterhändler in Versailles ai sgenötigt wurde. Ui« «e«e» Drama vo» Fraaz Werfel. Franz Werfel ist gegenwärtig, wie die Wiener „Stunde" erfährt, mit der Niederschrift eine« neuen Dramas beschäftigt, das voraussichtlich „Ausruhr der Toten" heißen wird und da» die Konflikte be handelt, die sich in einem durch den Krieg ver wüsteten Lande entwickeln. Wechsel i» der Leituug de» Deutsche» Opernhauses. Uns wird aus Berlin gedrahtet: Im Deutschen Opernhause, der zweitgrößten Opernbühne Berlin» neben der Staatsoper, tritt ein Direktionswechsel ein. Einem Be schluß des Auffichtsrat» zufolge wird der bis herige Direktor, Intendant Georg Hartmann, der die Direktion 10 Jahre lang gehabt hat, von seinem Posten zurücktreten An seiner Stelle wird Baron v Holth off, der 10 Jahre Inten dant in Loburg-Gotha war, Intendant und künstlerischer Leiter. Man erhofft von diesem Wechsel in der Leitung des Deutschen Opern hauses eine finanzielle und künstlerische Hebung des Institute», da» in der letzten Zeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Ui» »euer «t»pischer Nomau von Well». Der bekannte englische Dichter H. G. Wells, dessen phantastische Romane auch bei uns viele Leser gefunden haben, ist von feinen geschichtliche» und sozialreformertschen Studien, deuen feine letzten Bücher gegolten haben, wieder zur Dichtung -urückgekehrt. Er hat soeben einen Roman mit dem Titel „Menschen wie Götter" ver öffentlicht Der Lichter bleibt auch hier auf seinem LiebltnaSgebtet der Gesellschaftskritik und Satire, aber das Ganze ist tn die Form einer Utopie gekleidet. Das Thema, da» der Noman behandelt, ist einfach. Sintg« Kraftwagen, in Venen sich verschiedene Leute befinden, werden chlützsich i» eine ander« utopische Welt durch esnen merkwürdigen vterdimenfionalen Versuch versetzt. 3000 Prozent Wohnungsbauabgabe »««»tderfch «»fere, »er»««« «»ri»tt«tt»ng Berlin, 14. März. Im Reichstag wurde heute der Gesetzentwurf über di« Dohnungsbauabgabe i» S. Lesung verab schiedet. Di« in der 2. Lesung gebliebenen Lücken mvrden durch die Annahme eines vereinigten An, träges der Demokraten und des Zentrums ausgefüllt, wonach die Abgabe vom 1. Januar 1923 bi» 31. De zember 1924 1500 Prozent der Friedensmiete be- trägt. Degen diesen Antrag stimmte» die Deutsch nationalen und die Kommunisten. Da die Gemeinden die Abgabe in gleicher Höhe erheben, beträgt somit die Wohnungsbauabgabe insgesamt 3000 Prozent der Friedensmiete. In der Grsamtabstimmung wurde der Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Deutsch nationalen, der Deutsche» Dolkspartet, der Kom munisten und einzelner Abgeordneten der Mittelpartei angenommen. Die Sozialdemokraten stimmte» ge» schlossen für die Vorlage. Programmrede der Kuhenminifterr Drahtderlch« unsere« Berti««» «chrifHettung Der Etat des Auswärtigen Amte» wird in den nächsten Tagen im Reichstag zur Beratung kommen. Der Termin dafür steht, nachdem die Steuerfrage mehr Zeit als vorgesehen beansprucht hatte, noch nicht fest, doch kommt frühestens der Frei- tag dafür in Frage. Wie wir hören, beabsichtigt Außenminister von Rosenberg bei dieser Ge- legenheit wichtige Erklärungen über das außen politische Programm der Reichsregierung ab- zugeben. Hierbei wird der Minister neben einer noch- maligen Besprechung der bei der Reichstagskund- gebung in der vergangenen Woche hervorgehobcncn deutschen Gesichtspunkte vielleicht auch auf die gcgne- rischen Aeußerungen über die Bedingungen für eine Beendigung de« Ruhrabenteuer» eingehen. Kleine politische Nachrichten Wie wir hören, wurde auf Ersuchen des Oder reicheanwalts Redakteur Walter Oehme, gegen den vor kurzem ein Untersuchungsverfahren wegen Hoch- verrat« eingeleitet worden ist, von einem Beamten des Berliner Polizeipräsidiums verhaftet. Der Haftbefehl wurde von dem zuständigen Amtsrichter des Amtsgerichts Berlin-Mitte bestätigt. Oehm« wird nach Leipzig gebracht, um dort zur Ver fügung des Oberreichsanwalts zu stehen. * Der kommunistische Abgeordnete Eisenbergs r, gegen den mit Genehmigung de» bayrischen Land- tag cs ein Verfahren wegen Hochverrats schwebt, ist flüchtig geworden. Ls wird angenommen, daß er sich nach Rußland gewandt hat. Eisenberger hatte letzthin im Landtage erklärt, er werde in Zukunft nnr noch mit dem Revolver in der Han- die Redner- tribüne besteigen. Der Präsident des hessischen Landtages und Bürgermeister von Mainz Madelung, sowie der demokratische Reichstagsabgeordnete Korell, die beide von den Franzosen ausgewiesen worden sind, sind von der Universität Gießen zu Ehren- doktoren ernannt worden. Die Universität will in diesen Männern alle diejenigen ehren, die in gleicher Weise schon große Opfer für das Vaterland gebracht haben und noch bringen werden. * Der Erholungsurlaub der Reichs- beamten ist durch Beschluß der Reichsregierung für 1923 in gleicher Höhe wie für 1922 festgesetzt. * Rach einer Meldung aus Moskau hat Tschi tscherin an England, Frankreich und Italien sine Note gerichtet, in der die Sowjet-Regierung im Anschluß an ihre unbeantwortet gebliebene Note vom 22. Februar, erneut einen Meinungsaus tausch über die Memelfrage fordert. Sie gelangen In eine Umgebung, di« der unsrigen ziemlich ähnlich, aber ihr im kulturellen Fort schritt etwa um 1000 Jahre Vorau» Ist. Die Be wohner dieses utopischen Reiche» find über alle Begriffe gut und weise, „gleich Göttern". Mit Ausnahme eines auf Urlaub befindlichen Jour nalisten Barnstaple ist keiner der „Erklinge , wie sie genannt werden, auch nur im geringste» fähig, den Fortschritt diese» Utopien richtig zu würdigen. Sie fassen den Plan, sich zu Heinen des Landes zu machen und die Bevölkerung zu unterwerfen. Dabei erleiden sie kläglichen Schiffbruch, mit alleiniger Ausnahme von Barnstaple, der mit -en Utopicrn gemeinsame Sache macht und unter ihnen ein ideales glückliche« Leben führt, bi» er nach seiner Welt zurückgeschickt wird. Während Wells das Leben tn unserer Welt in scharfen Karikaturen zeichnet, stellt er ihr eine andere Welt gegenüber, in der alle die Problem« gelöst sind, die unser Dasein mit Armut, Krankheit und Nnolück erfüllen. ffadora Duuea» ist »unttirdt«.. Amerikanerin zu sein. Die vielgenannte Barfußtänzerin, die kürzlich die Bereinigten Staaten wieder verlassen hat, nachdem sie an dem Alkoholverbot u»d auch an anderen amerikanischen Einrichtungen bitter böse und übel vermerkte Kritik geübt batte, ist jetzt durch eine Verfügung de» BrbeitSmiutsteriumS ihrer amerikanischen Bürgerschaft für verlustig erklärt worden, und zwar auf Grund ihrer mit dem Russen Aessentn geschlossenen Heirat. Da diese Ehe vor der Annahme der „Akowav's Separat« Oitiaeoakip Sill" etngeaanaen wurde, so kann Isadora Duncan ihr amerttanische» Bürger recht und die Ausenthalitzerlaubni» in den Ver einigten Staaten uur wiedererlangen, wenn sie den Beweis erbringt, daß sie eine moralisch ein wandfreie Person ist, die/sich zu den Grundsätzen der Verfassung de» Landes beftnnt. Mit andern Worten: sie mutz zunächst de» amerikanischen Behörden den Nachweis erbringen, daß sie keine Bolschewistin ist und zu den russischen Sowiet- kretsen keine Beziehungen unterhält Ihre Eh« mit dem russischen Gatten, der an ihrer Seite die trübsten Erfahrungen gemacht hat und froh ist. der ehelichen Fessel euttonneu zu sei«, ist ge trennt wordeu.
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