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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230314
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-14
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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ir «fall ist«» ein« »war tonia läum. lister- Der noer- fgab» »frei «v« Igard erin" uen" ade» i De» urts- htet" aller- 28. eine« »sch». isch« -n t» SLH- der nich- Ziel fiir »ara- tistcr ereit die «d- !i0N» Dn; Graf schon leren lscher Ne- rchte, . daß eder- mnte !)ann Graf war men- i der ver- stellt richt, irben ans- ikrott reich« ende« »rben. ional» rsten. und so er noch Leben lt in ar er Msche trcf- aale« tele«: nat« l von j: die wird e Ge rn im Der eu sie wenn l im emal, nigen sogar nicht tz die ; die öfterer rrvea- n der mung rasst- Der irami. LUttvord, üea 14. LLLrr I^s^eLberickt Vie LLunst der MobelfLlschenr Bei eine» groß« Prozeß vor den Londoner Ge- richt« ist kürzlich die außerordentlich umfangreich« Tätigkeit der englisch« Möbelfälscher an, Licht ge- komm«; eiu Sachverständiger »erstieg sich sogar zu der kühn« Behauptung, daß die meisten aiten Möbel, die auf den Markt kommen, irgendwie nicht ganz echt sind. Heber die Geheimnisse und Künste dieser Fälschuugoindustrie plaudert .einer, der r« selbst getan hat", iu einem Londoner Blatt allerier au». Was man gewöhnlich unter Fälschung von Möbeln versteht, ist eine Verbindung neuer und alter Möbelstücke. Ein Kenner kauft ein echte« altes Stück, nimmt die einzeln« Teile auseinander und verwendet diese dann bei zwei oder drei neuen Stücken, die dem Original völlig gleichen. Die Arbeit wird durch die Benutzung der alten Teile, nach d«eu »an sich richtet, sehr erleichtert. Eine viel schwierigere Kunst ist die vollständig neue Her- stellung «alter Möbel". Ein solches Stück wird aus neuem Holz genau noch einem antik« Modell ge arbeitet. Die Ausführung erfolgt so sorgfältig, daß auch die Flecken, Alterszcrchen und Kratzer des Ori ginal» in der Wiederholung auftreten. In der R gel werd« nur die kostbarsten Möbel, sog. Museum», stücke, iu dieser Weise uachgebildet, denn es b-knrs dazu langer Zeit und unendlich vieler Mühe. Nur Sachverständige und hervorragende Künstler können etwas Vortreffliche» leisten. Zunächst wird der Tischler mit den genauen Maßen und einer Photographie sowie einer Arbeits zeichnung de» Original» versorgt, wodurch er in den Stand gesetzt ist, die Konstruktion ganz genau nach zubilden. Die» ist notwendig, da zwischen dem Bau der alt« und modernen Möbel groß: Unterschiede besteh«. Ist da» Möbelstück fertiggestellt, dann beginnt erst der eigentliche Prozeß des .Antikisierens". Diese» Altmach« erfolgt, indem einige hrrvorstehcnde Ecken und Knäufe abgebrochen und die Bruchstellen nach gefärbt werden. Scharfe Ecken werden sorgfältig abgerundet, und wo man voraussetzen muß, daß in» Holz durch den langjährigen Gebrauch abgenutzt ist, werde« leichte Einbuchtungen angebracht. Dann werd« dem Möbel mit Hilfe eines Hammer» eine Anzahl Schläge versetzt, durch die Kratzer und Herne Löcher entstehen. Nach dieser sorgfältigen Behand lung wird da» neue alte Möbel zum Polierer ge schickt. Dieser behandelt das Stück zuerst mit einer Paste, die al» .Lompo" bekannt ist und dem Holz einen alten Anstrich verleiht. Dann erfolgt die .Beschmutzung". Der Polierer, der ein Künstler in seinem Fach sein muß, reibt dl« Farbe von den Stellen ab, wo der Tischler eine« Fleck oder ein« Beschädigung angebracht hat, und läßt nur einen leichten gelblichen Ton zurück. Dann erst geht das Polier« vor sich, bei dem die zu Hellen Farbtöne abgedämpft und da» Ganze getönt wird. Nun bleibt noch da« Heraufbringen der .Patina" zu vollziehen, de» .Ldclschmutzes", den die Jahr- Hunderte abgelagert haben. Zn diesem Zweck wartet der Fälscher einen Sturm ab, und wenn ein starker Regen einen Strom schmutzigen Wassers geliefert hat, dann sammelt er diese schmierige Tunke und trägt sie an Len Schnitzereien und Ecken, an den Rissen und Kanten auf. Dann erst ist das kostbare »alte Möbel" fertig. Der Goldraub i» TimpIou^Lxpreß. Die Beran- bung der Geldsendung im Simplon-Expreß, die, w e berichtet, der italienische Apotheker Aimaretti al» Lchlafwagenkontrolleur verübt hat, beschäftigt nicht nur die Kriminalpolizei, sondern auch die Oberpost, direktion. Ls liegt der Verdacht nahe, daß Aimaretti noch andere, bisher unaufgeklärte Beraubungen zur Last gelegt werden müssen. Wie schon mitgeteilt, ge stand Aimaretti, daß er bei der Dresdner Bank in Stettin noch hohe Wert« im Safe liegen habe. Es Mimikry Do» Paul Suttnann Der Knabe Willibald Henke war das Muster eines Schüler«. Er war fleißig, aufmerksam und schwor auf die Worte seiner Lehrer. Um das folgende rätsel hafte Phänomen zu begreifen, ist es nötig, zuvor das Tagespensum diese« Knab«, etwa an einem Montag, kennen zu lernen. 8 Uhr: Andacht. E« wird der Choral gesungen: ^iebe, dir ergeb ich mich." Der Knabe ist hin gerissen und gelobt sich, sein Leb« lang ein guter und sanfter Mensch zu sein. 8 Uhr 10 Minuten: Rede de» Professor» Druffke: .Ein Retter muß unserem gedemütigtem Volke wieder aufersteben! Wir müssen es dem Feind zehnfach blutig heimzahlen, und wahrlich, ich sage euch, zu dieser gerecht« Vergeltung seid ihr ausersehen, ihr, die Hoffnung unserer schlaflosen Rächte, ihr, die deutsche Jugend!" Willibald durchgluhen Rache- schauer. Er sieht sich den Seinen voranstürmen und erbarmungslose Lieb« nach recht» und links auf den um Gnad« winselnden Feind anstelle«. 8 Uhr 30 Minuten bi» 9 Uhr: Religion: Aoostel Paulus, Korinther 1, 18: .Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszung« redete und Härte der Lieb« nicht, so wäre ich eln tönende» Erz und eine klingende Schelle." Willibald vergießt heimliche Tränen. Er denkt gerührt an Eltern und Ge- schwister, und gelobt, stet» ein friedfertiger Mensch zu sei«. S bis 10 Uhr: Französisch. E« wird der .Tar- tuffe" von MoliLre gelesen. Der Lehrer, der vor zwölf Jahren «in« Osterreis« nach Lausanne gemacht hat, schwärmt von französischem Geist. Willibald »erspürt tänzerische Leichtigkeit. 10 bi» 11 Uhr: Deutsch. Professor Arminia» Müller, Vorsitzender dea uroermanisch« Leim ball- Kunde«, beweist, daß nur di« deutsche Literatur, vielmehr da» deutsche Schrifttum. Tiefe, Ernst und Kraft besitzt, einige fremdvölkische Avvnahmen natür lich abgerechnet. Da« ist Klovstock im Vergleich zu Möllere! Willibald hört das Rausch« deutscher Eich« und möchte Nothung, da» «eidliche Schwert, schwingen. , ... 11 bi» 12 Uhr: Latein: Di« Eleganz der römischen Bildung im Vergleich zur Roheit der alten Ger- manen. 12 bi» 1 Uhr: Geschichte. Die Kultur der Ger- «an« i» Vergleich zur Verkommenheit der Römer. Nachdem an dies« Beispielen der Schulplan de» Knab« Willibald dem Leser bekannt geworden ist, wird es uns verständlich erscheinen, wie da» un geheuerliche Phänomen, da» die Gelehrt« zweier Welttelle in Atem hält, entsteh« konnte. Zum erstenmal wurde besagte» Phänomen auf eine» Ausflug entdeckt, den Willibald mit seinen Mit schülern unternommen hatte. Die Knaben hatten in einem See gebadet, und al» sie, im ganz« zwanzig, sich sammeln sollt«, war« nur mehr neunzehn anwesend. Willibald fehlte. Plötzlich er tönte ein gellender Schrei, der au» einem Dickicht zu kommen schien. Es war Willibald, der den Schrei ausgestoßen hatte! Lr lag auf einer Schilf streu und hatte völlig deren Farbe und Zeichnung angenommen. Lin Knabe, der ihn nicht von seiner Umgebung unterscheiden konnte, war ihm auf d« Bauch getreten. Ein ähnlicher Fall von Mimikry war unter Menschen noch nie vorgekommen. Willibald wurde von nun an eine Berühmtheit. Die Wissenschaftler rissen sich um ihn. Er wurde auf medizinischen Kongressen vorgeführt. Seine An- passungsfähigkeit erscheint unbegrenzt. Legt man ihn unter geeigneter Belichtung, am besten unter einer Oueckstlberlampe, auf ein Schachbrett, so zeigen sich auf seinem Körper schwarzweiße Felder. Di« einzige Farbe, auf die er nicht reagiert, ist rot. Man hat telepathische Versuche mit ihm angestellt, wobei er in allen Farben schillerte. Professor Flausendreher erklärte den Fall in einem dreistündi- gen Vortrag in der Akademie der Wissenschaften al« .psnchogenen Chamäleonismus". Aber da« ist falsch. E« ist auf Grund humanistischer Bildung erworbene echte Mimikry. Die Mutter der vrüder Mau». Frau Julia Mann, die Mutter ron Thoma- und Heinrich Mann, ist. wie au» München gedrahtet wird, in Weßling bei München im Alter von 72 Jahren gestorben. Li« Klctstdrcuua. Der Literarischen Bereinigung von Frankfurt a. O. gebührt da» Verdienst, tu Heinrich von Kleist» Geburtsstadt da» Kleistdrama de« bekannt« Kunstkritiker» Franz Eervae« .Der neue Tag" zur Uraufführuag gebracht zu haben. Servae» hat sich au» de» von Wider sprüchen zerrissen« Leben de» Dichter» jene Episode gewählt, da er zwischen de» Zusammenbruch nach seiner Pariser Reise und der Rückkehr von seinen Irrfahrt« nach Berlin auf de» Landsitz eise» Piarrer« bei Mainz Genesung von seiner Zerrüttung sucht. Sie wird ihm i« der Dichtung von der ro 1-e1pr!ger ?ogedlott uaä Nsackelsrettaog Nr. « wurde zunächst festgestellt, daß Aimaretti unter dem Namen .Lawson", den er auf der Flucht schon langer führte, mit keiner Privatsekretärin auf großem Fuge gelebt und hohe Werte schon in seinem Hotelzimmer ausbewahrt hatte. Außerdem hat er «in wertvolles Automobil gekauft. Beamte der Berliner Kriminal polizei, Oberpostdirektion u. a. öffnet« da» von der Stettiner Polizei versiegelte Zimmer und f-nv.n ! darin alle möglich« Sach«: Für Hunderttauseude ärztliche Instrument« aller Art, ein kostbares Iagv- gewehr und andere Waffen, neue Kleidungsstücke de« Diebe«. Der Safe enthielt für IVO Millionen aus ländische Noten verschiedener Art. Unter den be schlagnahmten Sachen fand man auch noch den Schlüssel zu einem Safe in einer Berliner Dank. MMionendiebstShle eines Postbeamten Planmäßige Postdiebstähle, die in die Millionen gehen, wurden in Berlin aufgedeckt. Als Täter wurde ein Postassistent Hahn, als Hehle: eine Witwe Tumm und ein Kaufmann Heinrich festgcnommen. Die Witwe fiel dadurch auf, daß sie weit über ihre Verhältnisse lebte, große Feste gab und Autofahrt« machte. Niemand wußte, woher sie die Mittel dazu nahm. Beamte der Kriminalpostdienststelle beobachte ten nun, daß ein Postbeamter sie des öfteren besuchte. Schließlich entschlossen sich di« Beamten, die Wohnung der Witwe zu durchsuchen. Sie fanden ihren Ver dacht vollauf bestätigt und fanden für Millionen Mark Waren aller Art in den Zimmern aufgestapelt. Die Ermittelungen ergaben, daß der Assistent Hahn, em verheirateter Mann von 46 Jahren, her vollständig im Banne der jüngeren Witwe stand, ihr die Sachen zugetragen hatte. Er war beim Bahn postamt 2 beschäftigt und stahl auf seinen Fahrten zwischen Berlin und Frankfurt a. M. alle» nur Er- denkliche. Frau Tumm verkaufte die Deute von ihrer Wohnung aus und versorgte so ihre ganze Verwandt schaft und Bekanntschaft. Pelze, die 800000 Mark wert waren, gab sie für 1000 M. weiter. Das ganze Warenlager in der Wohnung der Frau Tumm wurde beschlagnahmt. Russische Offizier« al» Pariser Kwobebievstew. In Pariser Blättern sind dieser Tage wieder Mel dungen über die Lebensverhältnisse ehemaliger russi- scher Offiziere zu lesen. Ein« ganze Reihe von ihnen ist in Pariser Kino» beschäftigt. Der russische Marine, offizier Picktow ist Anstreicher, der russische Marine offizier Smelhanow Handlanger in einer Filmfabrik. Beide kommandiert« in der Kriegszeit Torpedo boote im Schwarzen Meer. Hauptmann Ivaaow, ehedem ein Liebling der vornehm« Petersburger Gesellschaft, ist Kassierer. Er wurde im Kriege ost verwundet und erhielt zehn Ordensauszekchnung«. Fürst Sviapolik arbeitet ebenso wie Rimsky-Korsakow Gruber des Tonkünstler«) im Laboratorium einer Filmgesellschaft. Line originelle Valntasaaovlung. Die dänische Tageszeitung Politik« hat unter dem Nam« ,Da- lutasammlung" vor einiger Zeit eine Sammlung ans der Basis eröffnet, daß sie diejenigen ihrer Leser, die au» den valutaschwachen Ländern zurückkehrea, bittet, ihre übriggebliebenen Geldscheine abzuliefern, um au» deren Ertrag zur Speisung der hilfsbedürf tigen Kinder in Deutschland und Oesterreich beizu tragen. Am 6. März zeigte die Sammlung bereit» folgenden Stand: Deutsches Geld 3 201 422,72 Mark, österreichisches Geld 1834 686^0 Kronen, polnische« Geld 63 647 Mark, russische« Geld 714061120 Rubel, amerikanische» Geld SH3 Dollar, fnnische» Geld 89 Mark, schwedische» Geld 4 Kronen, norwe gische» Geld 20 Kron«, dänische« Geld 866^6 Kro nen. Also bereits recht beträchtliche Summen. Bomb« attr«tat aus ei» deutsch« Zeit»»« tu Serbien. Sonntag abend warfen unbekannte Täter zwei Bomben in die Räume dx» Deutsch« Bolls» blatte»" in Neusatz, wodurch die ganze Druckerei- einrichtung zerstört wurde. Die Bewohner des drei Stock hohen Hause«, durch die Detonation au» dem Schlafe geschreckt, sprangen im bloßen Hemd auf die Straße. Der Polizei ist es trotz sofortiger Nach- forschung« bisher nicht gelungen, die Täter zu ent decken. Das österreichische Zeitungswesen «»» unsere» Sie««, »ttarbette«. 6r. Wien, 7. März. Aus Wien schreibt man un»: Die wirt schaft!.chen Vorgänge in Oesterreich haben in vieler Beziehung eine Entwicklung genommen, j die anscheinend zwangsläufig war, da sie sich stets einige Monate später m Deutschland m'.: > fast automatischer Regelmäßigkeit wiederhole, wobei sich fast die gleiche Kuroenbewegung zeigte. Es ist daher für den deutschen Leser von Interesse, einmal die Entwicklung kenne ru lernen, welche ein so wichtiger Zweig des öffentlichen Lebens, wie das Zeitungswesen, in Oesterreich genommen hat, da es nicht ausge- schloffen ist, daß auch auf diesem wirtschaftlichen Spezialgebiet die Entwicklung in Deutschland, die immer in Deutschland um einige Monate hinter der in Oesterreich zurück ist, einen ana- logen Gang nehmen wird. In der zweiten Hälfte des Jahre» 1921 und in dec ersten Hälfte des Jahres 1922 war in Oesterreich ein entschiedener wirtschaftlicher Niedergang der Presse zu beobachten, genau wie in den letzten Monaten in Deutschland. Die Ur- fachen waren dieselben: Auf der einen Seite der rapide Währungssturz, der jede kaufmännisch« Kalkulation unmöglich machte, und auf der an- deren Seite die täglich andauernde Steigerung der Papierpreise und anderen Rohmaterialien und der Löhne. Eine große Anzahl österreichi- scher Zeitungen konnte diesem Wirbel nicht standhalten und ging ein. Wir erwähnen nur den Neuen Tag, Nachfolger des alten Wiener Fremdenblatte», den Wiener Mittag usw. An- dere Blätter ließen ihr Abendblatt eingehen, wie die Arbeiterzeitung, die Reichspost, das Neue Wiener Journal. Noch andere Blätter konnten nur durch einmal wöchentliches Erscheinen noch ein dürftiges Lebenszeichen von sich geben, wie das altangesehene christlichsoziale Deutsche Dolksblatt und das Innsbrucker Alpenland. Diejenigen Zeitungen, welche forterschienen, waren genötigt, sprunghaft, zuweilen mehrere Male im Monat ihre Bezugsgebühren zu er- höhen. Schließlich erreichten diese eine derartig« Höhe, daß die Zahl der Bezieher dezimiert zu werden drohte. Tausend und mehr Kronen für «ine einzig« Zeitungsnummer wurden di« üb liche Taxe, unü nur die kleinen Abendausgaben waren billiger. Die Gehälter der Redakteur« und anderen Zettungsangestellte« stiegen dank der besseren Organisation als in Deutschland auf Grund der Kollektiooerträge automatisch mit dem Index, und die Mindestgehälter der Redcck- teure überschritten z. B. den Betrag von Awei Millionen Kronen im Monat. Gegenwärtig streben die Organisationen eine Valorisierung der Friedensgehälter zu SV Prozent in Gold an. Die Erwartung der Pessimisten, da- diese Entwicklung den Ruin der Presse herbeiführrn müsse, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, di« radikale Anpassung der österreichischen Zeitungen an die wirkliche Preislage scheint zu einer neuen Blüteperiode der österreichischen Presse geführt zu haben. Denn seit 3—1 Monaten schießen in Wien die Zeitungsgründungen förmlich wie Pilze aus dem Boden. Es veracht fast keine Woche, in der nicht eine neue Zeitung das Licht der Welt erblickte. So haben wir in letzter Zett folgende neue Zeitungen in Wien in die Er scheinung treten sehen: Die Zukunft, den Tag, die Stunde, den Nachmittag, die Deutsche Zeit u. a. m. Einige Blätter, die ihre zweite 'Et»- gäbe eingestellt hatten, führten sie wieder ein. Dabei waren die neuerschienenen Zeitungen fast durchweg in der Lage, ihre Bezugspreise um 89 Prozent billiger anzusetzen, als die alteinge führten Blätter. Ob diese Presseblütezeit eine gesunde un natürliche oder eine gekünstelte ist, ist frttttch eine andere Frage. Zweifellos ist, daß hinter einer Zahl von Zeitungsneugründungen Börsen, leute stehen, die als skrupellose .Macher" be kannt sind, so hinter dem Tag Herr Besel, der noch vor einigen Jahren ein kleiner Händler am Wiener Kai, aber durch Lebensmittellieferungen während des Krieges sich ein Vermögen gemacht hat. Hinter der Stunde steht der Herausg^er der Borke, der Ungar Bekessy, der sich al« Börsenfournalist ein Millionenoermögen ge macht hat. Das sind natürlich Leute, die auch mit ihren Zeitungsgründungen Geld verdienen wollen. Ob die Objektivität de« Blatte» dabei gut wegkommt, ist eine andere Frage. Einstellung des Magdeburger »ieselfeldbetriebea. Die Stadtverordnet« zu Magdeburg beschloss« die vollständige Einstellung de» Rieselfeldbetrieb» und der Kanalpumpstation, da die Stadt die Kost« nicht mehr ausbring« kann. Diese betrag« jährlich Milliarde. Der große Rieselgutbesitz wird voll ständig umgcstellt. Die Konalabwässer soll« nach einer Vorreinigung in die Elb« abgelassen werden. Au» dem Abbau der Pumpstatton und der Leitung« hofft die Stadt einen Erlös von 3)4 Milliarden Mark zu erlangen. Fustamaeufchluß i» der Münchner Braaindnstrie. Die Paulaner-Brauerei, die historische Braustatte Le« weltberühmt« Salvator» und dunkler und Märzenbiere, und die Thomas-Brauerei, die Brau- statte der dell« Typen, hab« sich zu einer Inter essengemeinschaft zusammengeschlossen. Et» amerikanischer Preis für eine» deutsch« Schüler. Den dritten von der amerikanisch« Ver einigung für staatsbürgerlich« Erziehung ausgesetzt« Preis in der Höhe von 2K Dollar hat der Schüler de» Arndt-Gymnasium«, Erich Eule (Berlin), erhalten. Der Preis war für die Bearbeitung de» Thema» .Die wesentlich« Grundlage» für da» Zusuwni« wirk« aller Mensch« und Völker" gestellt worbe» Die ander« Preis« sind sämtlich nach Amerika unO England gegangen. Di« Lage t» der Verlt»er Metalll»d»strte. Eina r Funktionärversammlung der Metallarbeiter hat de» . ro» Reichsarbeitsministeriu» gefällt« Schied», sprnch, der eine fünfzehnprozentig« Erhöhung der Löhne vorsah, ohne weitere» avgelehnt und be schloss«, in den Betrieb« «ine Urabstimmung dar über vorzunehm«, ob nach diesem Scheitern de» Verhandlungen der Streik beginn« soll oder nicht. Srwffchte Schmuggler. Bei Tittmoning i» Ober bayern an der salzburgischen Grenz« wurde» auf der Salza Schmuggle« Fahrräder, Nähmaschine», elek trische« Material, Stoffe im Werte von 10 Millto»e» Mark abgenomm«. Selbstmord. Im Oste» Berlin« hab« sich ei» 24jähriger Bankbeamter und seine Braut »ft Ga» vergiftet, weil sie infolge der schlecht« Lebawver hältnisse und der Wohnungsnot keine Möglichkeit sahen, im Laufe der nächst« Jahr, die so lang« strebte Ehe einzugehen. mantisch« Dichterin Laroline Günderode gebracht, a» deren Lebensreinheit und edler Zuversicht die fast niedergebrannte Flamme seine« Genius sich von neuem entzündet. Die schwungvolle, ost leider etwa» leer laufende Sprache de» Stücke« und sein ethisch reiner und ungebrochener Gehalt hatten einen Beifall voll starker Sympathie. Als dramatische» Werk ist es allerding» sehr wenig gestrafft und in der Ent wicklung mehr auf da» Wort al» auf die Tat gestellt. Zn der Darstellung de» Stadttheater», die ur den Hauptrollen von Kräften des Berliner Staatstheaters mrterstützt wurde, ragte vor allem Dagny Ser- va « », die Tochter de» Verfasser», hervor, die Schlicht heit und aus heißem Herzen kommende innere Be- schwinatheit zu starker Wirkung verband. Lothar Müthel» Kleist war im lleberschwang der Gefühle von dem ohnehin schon sehr stark tönenden Dort oft ins Pathetische fortaerissen, knapp und einprägsam aber in der herben Männlichkeit de» Schlusses. S. Der Geist i» Kreml. Im Moskauer Kreml, dem Lauptguartier der Sowjet-Herrscher, soll gegenwärtig der Geist eine» ermordet« Patriarch« umgeh« und abergläubische Furcht erregen. So meldet wenigstens der Berichterstatter der Daily Mail aus Moskau, der zugleich aufsehenerregende Einzelheit« über Lenin» Gesundheit utttteilt. Die Schudwache, die den Geist zuerst sah, befindet sich im Zrrenbause, erzählt er. Hllle abergläubischen Vorstellung«, di« in jeder russi sch« Seele Mächtig sind, leben jetzt wieder auf, und die Kirchen sind überfüllt. Zwei umstände hab« zu dem Anschwell« dieser Welle der Furcht und de» Aberglauben« beigetragen. Der eine ist die An kündigung, daß da» Haupt der orthodoxen Kirche in Rußland, der Patriarch Tichon, den die Bolschewisten abgesetzt und «ingekerkert hoben, zum Tode verurteilt werden soll, und die Tatsache, daß Lenin im Sterb« liegt. Nach Angabe eine« Arzte», der ihn behandelte, soll der Leiter der Sowjet-Regierung nicht mehr länger al» einen Monat zu leb« haben. Außer der Arterienverkalkung, an der er seit längerer Zeit er- krönst ist, soll er an einem nervös« Zusammenbruch leid«, so da- er beständig schreit und laut betet. Seine Verwandten und Aerzt» erklären ihn für geisteskrank. Auch von den ander« fübrenden Bolschewisten b-bauptet der Berichterstatter, daß sie sich in schlechtem Gesundheitszustand befind«. Tschitscherin ist sehr krank nach Moskau zurückgekehrt und Litwinow leidet an Herzverfettung. Der Kr»k»dil«age» ol4 Ochatzksmmer. In der letzten Sitzung der Londoner Zoologischen Gesellschaft erschien ein dunkelfarbiger Ma»» mit einem Sack, dessen Inhalt er vor den erstaunte» Auge« der Mitglieder au»breitete. Der Man» stellte sich all einen Jäger au- de» krokodilreich«» Jagdgründen am Tanganjika-See vor, und der Gack enthielt die Gegenstände, die er dun Mage» eine» von ihm erlegten Krokodil» entnommen hatte. Dieser Inhalt setzte sich au» folgende» Dingen zusammen: tt schwere meffinae« Lnw- ringe, 3 au» Draht gehämmerte Armbänder, ei» au» Glasperlen bestehende» Halsband, l4 Vörde» und Hinterbeinknochen verschiedener Tiere, drei Rückenwirbel, ein lange» Hanssetl, 18 Steine ver schiedener Größe und mehrere Stachel« de» Igetz. fische». Der Hansstrtck hatte dazu gedient, ei» Bündel zu verschnüren, da» ein ungeborener Träger transportiert hatte. Der Man« war samt seinem Bündel verschwunden, und nur der unverdauliche Strick war al» Zeuge der Tragödtze, deren Opfer der Träger geworden war, übrig geblieben Bet dieser Gelegenheit «zählte «i» Mitglied der Gesellschaft eine tragikomische Epi sode, deren Zeuge er bei seine« Ausenthalt t» Afrika geworden war. Sin Eingeborener batte ein große» Krokodil erlegt und war so glücklich gewesen, beim Ausweiden im Mage« d« Bestie eine Börse mit bO Goldsovereian» zu finden, die ersichtlich den Lohn eine» schwarze» Minen- arbeiter» darstellten, der bei der Rückkehr von der Grube einem Krokodil zur Bent« gefallen war. Die Freude de» Finder» dauert« aber nicht lange, denn baid darauf erschien bei ihm du Häuptz- Ung, um den gefundenen Schatz al» ^kronrentt" «tt Beschlag zu belegen. Kunst und Politik am unrechte» Ort. Zn kein« deutsch« Stadt sind wie in Münch« di« öffentlich« Bedürfnisanstalt« und die Toiletten der Gasthäuser so sinnig mit Hakenkreuz« und kernig« deutsch« Sprüchen beschmiert. Ein« der vornehmsten Hotel» aber zeichnet sich dadurch an», da- in seinen Klosett» schwarze Tafeln angebracht find, neben den« za les« steht: »Häuselpoettker und Klosettpolitik« wollen sich dieser Ieichentafel bedien«. Kreid« am Büfett." „D« D«e»uch". dcrmwaea»« tzo« Mrsim «rsst- «an« nnd LeovoU» r<VUx»?schtt» s»ett« Er»« B»w«dU. Verllni. Mingl « feuer io ve» U. sisitr» 1« snsiw dem .TagednE der ZeU" uud ^soeMtch der Strsichasi" «inen «Ms« von Rodert DÜSer-. ^d-MettwOk w igteu": g>t«f« Motzmann: .Der andere «ol«e"r Mrdesin Ochmtdt»«nn .Die rLazeria»: Lrovold Schwor,schttv-. .Di« Ret»»da«e und der »«chsldtNoa»": «ine SrdM« «na von peNx -olünder ans »en -VN«f « da» Dam- V»E" von Earlouo «rae» t» W, .russische vae«". und «dere» cnetzr.
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