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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230313
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-13
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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lich rtet zen. ün- ung Da- Mll- des der urch ieß- Na- den. auf- r ist», ttal- den ums leibt chcn bei Per- po- nt, rten. -lege l ge- gen- Hatte und men. am und rer - Kom- c an- dels- »gere un- nlich- hleu- rstört Nach- ecken. aus Lire- lutz n. ide'er ? < b E >ep..^ s der bende fielen »t »ttcS rz. ireuls Nörz Es den feuer snah- lässiq. anale 2iefc- kreich n die hencr dieser noch zosen rlten. haben weit- esagt. ist für . See- ! stän- ater Oskar n Bor aus.) n von növte", kommt. medi- chwie- se der ch arif as ist »irrige . Tas n soll, romat lonate in an- l ent- ig Zu cnö ist ändig »zedur Nach- Spur t hat, , eine k Sal- Diese - Ma- »l« zu en ge- ür die Hirn- n hat, dünne ich ist, unter ckva IS. «d- V-tpÄgGr was Mr M Wo ist dar Hartgeld geblieben? Die Dorbereitungen für die neuen Münzen z« einem Neunwert von 200 Mark liegen schon eine ge- raume W-jle zurück. Man schnitt die Streifen und ftanzte die Plättchen, ohne zunächst an di« Auf. prägung des Nennwertes zu denken, der erst jetzt vom Reichstag feftgttetzt wurde. Diese» neue 200-Marl- Stück, dessen erste Stücke bereits vorliegen, hatte am l. März zu den damaligen Metollpreisen bei einem Alumtniumfetagehalt, wenn man so sagen darf, von 080 einen Mttallwert von SZ3 Paviermark; es ist also noch weit davon entfernt, überwertig zu werden. Erst bei einem Dollarstand von 495 000 etwa wäre fein Metallwert gleich dem Nennwert. Bon diese« Geldstück läßt die Neichsregieruug .1000 Millionen Stuck Herstellen, d. h. auf den Korn der Bevölkerung etwa fünf Stück. Es ist also ein gutes Geschäft, das das Reich mit diesen Münzen macht: denn der Nennwert beträgt 60 Milliarden, der Metallwert nur 3,7V6 Milliarden Mark. Aller- ding« kostet die Herstellung auch einig« Milliarden, aber verdient wird doch »ein schönes Stück Geld", wie man früher sagte, daran. Man läßt sich leicht durch die vielen Nullen dieser glitzernden Aluminium-Milliarden blenden, übersieht aber dabei, daß früher ganz andere Mengen von Kleingeld in Münzform in Deutschland im Umlauf waren. Diese find heute allerdings völlig spurlos oerschwunden. Jeder weiß oder ahnt, daß das alte Kleingeld lanoist überwertig wurde: wieviel die Münzen aber rm einzelnen heute wert find, hat noch keiner ermittelt. Aurgegeben werden sie im Verkehr nicht mehr, da man zum Nennwert dafür nicht« mehr erhält. Nominell sind sie aber noch im Umlauf, den« nach dem letzten Neichsbankausweis find im Deutschen Reich im ganzen 7 380 886 765 verschiedene Scheide- münzen (in Nickel, Eisen, Zink, Kupfer und Alumi- nium) im Nennwert von 921163 590B4 Mark in den Händen der Bevölkerung: auf den Kopf des ein- zelnen kommen also rund 123 Stück. Damit jeder sich selbst ausrechnen kann, was sein kleiner Geldschatz wert ist, stehen in der folgenden Tabelle die Metallwerte aller Scheidemünzen vom 1. März. Diese sind errechnet aus den Tabellen, die Auskunft geben über die Legierungen, die Groß- handelsmetallpreise nnd die Gewichtsan teile der ein» zelnen Münzen. Am 1. März kostete: Pupiermar? - > > 200 Mk. iu Aluminium. . 3^2 3 Mk. in Aluminium. « 18^4 30 Pf. in Aluminium. . * 1SH3 < Het 1 Ps- in Aluminium. , 7/1S '!'ck 10 Ps. in Nickel.... K 34^0 duck -r Pf- in Nickel.... * WM rrück 10 Pf. in Eisen «... 2/44 Stück ö Pf. iu Eisen .... M 1.71 1 Stijck 10 Pf. in Zink .... v 9M 1 Stück 2 Pf. in Kupfer ... 3VM I Stück 1 Pf. in Kupfer . . . - 15-138 Mit den jetzt in der Prägung befindlichen 300 Millionen neuen 200-Mark-Stücken hat die Reichs- dank zu großem Teil die Wertmeng« der Scheide münzen wieder ersetzt, die einst im Umlauf waren, denn der Papiermarkwert de« alten Kleingeldes be- trug zusammen etwas über 108 Milliarden Papier mark, und 60 Milliarden tollen einstweilen wieder neu ausgeprägt werden. Aber den Umlauf dieses Geldes erzwingt die Reichsbank nicht durch die Prä- gung und Ausgabe allein; denn fünf dieser neuen Münzen kann jeder bequem festhalten, ohne sich aus- geben zu müssen. Den Umlauf erzwingt di« Reichs- bank nur durch sofortige Stillegung des Notendruckes der kleinen Scheine bis zu 100 Mark. Sowie diese Pazillenplantagen verschwinden, und da» kann sehr sehr schnell geschehen, — wenn kein „Nachwuchs" mehr kommt, in längstens vier Wochen — dann muß da» Metallgeld rollen. Beim Taler 1922 hatte man das versäumt, auch den Nennwett ängstlicherweise zu niÄrig gehalten. Diesmal will man nicht halbe Ar beit machen; es sollen" auch noch andere Sorten fol gen, so daß auch Wechselgeld in Münzen vorhanden ist. Da die Reuhsdruckerei außerdem entschlossen zu sein scheint, keine Scheine mehr unter 1000 Mark herzustÄen, so wird wohl bald wieder das Geld »klappern". Ans der Such« »ach eine« btauäugi-e» «ttnd. Kommissionär Lamb, einer der englischen Ober offiziere der Heil-arme«, ist kürzlich mit. eine« selt samen Auftrag von einer Meebereste durch Kanada zurückgekehrt. Sine reich« Dam«, die chr ä^tkche« Gramen mit Auszeichnung bestanden hat und in Kanad« die Praxis ausübt, will ein vierjährige« Kind, da« hellblaue Augen hat und von einwand freien gesunden Ellern stammt, adoptieren und Kat den Heilsarmeevffizier beauftragt, ihr ein solches Kind in England zu besorgen. Am liebsten würde sie ein schottische» Kind als eigen annehme». Dem Kind würde »pater ein große« Vermögen »ustrllen. E» bedarf nicht erst der Erwähnung, daß Lamb bereit« ungezählte Anerbietungen von Eltern, die ihre blauäugigen gesunden Kinder nach Kanada gebe» wollten, erhalten hat. Bisher hat er sich ober noch nicht entschieden. H-löentat aus VrrrdBrttBbe Ein fünfzehnjähriger Zunge, namens Alfred Garcia, der Sohn elftes Londoner Omnibuskutscher«, befand sich kürzlich in Sheffield in einer Me nagerie und äußerte dabei einem ihn begleitenden Freund gegenüber, daß er, ohne sich zu bedenken, den Käfig des Löwen betreten würde. Lin Industrieller, der die« hörte, erbot sich so fort, ihm SO Pfund Sterling zu zahlen, wenn er seine Absicht ausführ«. Der Junge nah« da» Au- erbieten au u>rd betrat auch, nachdem sich der Dres. seur damit einverstanden erklärt hatte, mit diesem den Käfig. Der Löwe war gerade besonder« auf geregt und ging, di« gähne fletschend und brüllend, gegen ihn vor. Der Junge ließ sich aber dadurch nicht ins Bockshorn jagen und blieb bi« zu« Ende der Vorstellung im Käfig. » Erst al« er sein Geld in der Tasche hatte, er zählte er, er habe das Wagnis nur unternommen, um die Mittel zu erhalten, eine orthopädische Ope ration zu bezahlen, die an seiner kranken Schweiler vorgenommen werden müsse. Kau« «ach London zurückgekehrt, fuhr er denn auch mit seiner kleinen Schwester zu eine« berühmten Chirurgen. Dir Blätter hatten inzwischen den Bericht über di« Heldentat des Jungen gebracht, die auch dem Pro- fefior zu Ohren gekommeu war, der sich daraufhin sofort bereit erklärte, die Operation unentgeltlich vorzunehmen und die Schwester umsonst in seiner Klinik zu verpflegen. Der Junge trug sofort die 50 Pfund Sterling auf die Dank und hinterlegte sie hier anf den Namen seiner Schwester. Bürgermeister PredoeHl s. Der ehemalige erste Bürgermeister von Hambirrg Dr. PredoeHl ist einem Schlaganfall erlegen. Einbruch tu bl« Alteubur-er ALrsteugrust. In etiler der letzten Nächte ist in die Fürstengruft in Altenburg eiitgebrochen worden. Don den Särgen sind Flügelschrauben au» Messina, mit Goldbronze gefärbt, ferner zwei Urnen a,l« Zinn, welche lieber» reste verstorbener Prinzen enthielt««, entwendet worden. Fünf Kinder erstickt. Die beiden kleinen Kinder des Ehepaares Weigelt in Seitsche» (Laufitz) erlitten, während die Eltern ihrer Arbeit nach gingen, den Erstickungstod durch eine Rauchver giftung. Hobelspäne, die vor dem Ofen lagen, waren in Brand geraten. — In Kassel wurden die drei Söhne eines verstorbenen Arztes infolge von Kohlengasvergiftung im gemeinsamen Schlafzimmer tot aufgefunden Die Gase waren einem Koksofen entströmt, der sich in einem unter dem Schlafzimmer gelegenen, in Reparatur befindlichen Geschäftsraum befand. SchlafirankheitsePtdemie. Wie aus Kew York berichtet wird, sind dorr Fälle von Schlafkrankheit in wachsender Zahl zu verzeichnen. Bisher sind 23 Fälle gemeldet worden. Die Zahl der Fälle seit dem 1. Januar beträgt 200: von diesen haben 112 zum Tod« geführt. Grubenunglück. Zu der Grube 8 von Tour- velies-Nord ereignete sich ein Grubenunglück, indem ein Teil der Grube plötzlich von Dafsermosie« überschwemmt wurde. Bisher sind 6 Tote und 18 Verletzte geborgen worden. Der Lügenapostel Hausier StA Der neue Ehristus, wie er sich g»oßmäutig nennt, t>«r gemeingefährliche Louis Häußer, ist auch in Leipzig kein Unbekannter. Zn Leipzig trat -äußer so frech auf, daß die L e i pz t g e r P - l i z e i ihn mehrmals festuehmen und schließlich ausweifen mußt«. Dir haben in den letzten Tagen wiederholt berichtet, mit welcher Raffiniertheit der Schwindler in verschiedenen deutschen Städte» ^gearbeitet" hat. Jetzt beleuchtet Kapitän z. S. « D. Kral, den Schwindler Häußer wie folgt Zu Anfang diese» Jahre» lenkte Häußer di« Aus- «erksamkeit weitester Leserkreise durch eigenartige Perlobnngsanzrtqen ans sich. Daß die Mutter des Frl. v. Pohl, dir Witwe des al» Ehef d«r deutschen Hochseestreitträfte verstorbenen Admirals v. Bohl, den auf ihre Tochter gemünzten Adrigen völlig fern stand, wnr, wo» bereits hervorgehoben wurde, für alle Einsichtigen schon aus der Fassung deutlich er kennbar. Aber nicht allein sie, auch die bedanrrns- werte Tochter selbst, di« das Opfer des suggestiven Einflusses dieses neuen Rasputins wurde, war über diese marktschreierischen Ankündigungen in mehr als 30 großen Zeitungen äußerst bestürzt. Durch sach gemäße Behandlung gelang es, den unerhört starken Einfluß Aäußers glücklich zu brechen und die Dame zur Flucht aus dem Hause ihres Schwagers in Olden burg, des gleichfalls völlig im Bann« Hnußers stehen den Graken von Bothmer, zu veranlassen, wo sie nach -em Tode ihrer Schwester die Pflege der mutterlosen Kinder übernomm-n hatte. Jetzt, wv das authentisch-- Material über Häußer vorliegt, hält es d;r Marine- offizierverband für sein« Pflicht, nicht nur für die Ehre de» Namen» des hochverdienten Admirals ». Pohl einzutreten, sondern auch im Interesse unseres unglücklichen, an so vielen Leiden krankenden deutschen Volke« dem gewissenlosen Treiben «ine» Menschen wie HSnßer anf do» all-renttchiedeast« snt gegenzutreten. wer ist dieser Lo«« HÜ»tzer? I« einem kleinen wütttembergischen Landstädtchen «nrd« »r 1881 geboren. Ueber seine Jugendzeit liegen charakteristische Berichte seiner Verwandten und seines alten Lehrers vor. Im Älter von 18 Jahren begab er sich gegen den Willen seiner Eltern nach London und ein Jahr später von -ort nach Paris. Hier sehen wir ihn bereits nach zwei Jahren al« Inhaber eines brillant gehenden Kommissionsgeschäfte». Ueber die Art seiner geschäftlichen Tätigkeit während der Jahre 1V06 bis 1910 unterrichtet uns ein Bericht de« Per- liner Messeamts«. Gr spricht von Häußer« bettich- tigten Au»st-llung«unt«rnehmrn, auf das auch der Polizeipräsident von Berlin und mehrere Handels kammern seit Jahren warnend hingewiesen. Er habe mit bekannten Au«stellungsschwindlern gemeinsam , wilde Ausstellungen veranstaltet und wertlose Diplome für hohe Preise verkauft. Seine hohen - Einnahmen genügten aber nicht, um sein glänzendes Leben, das ihn alle äußeren Lebensfreuden gründlich auskosten läßt, zu finanzieren. Er befand sich dauernd > in Geldverlegenheit. Im Alter von N Jahren heirat«' c. eine Französin, von der er erst vor einigen Wochen geschieden wurde. In de» Lhamps Elylees unterhält Häußer «ine elegante Wohnung: spater wohnt er in einer Seitenstraße de« Boi« de Doulogne. Die Saison ver lebt er in Trouville und Interlaken. Auch im Ge schäft ist alles lediglich auf den Eindruck nach außen hin berechnet. Dem Schwager, der 1908 dort eintritt, verdanken wir einen interessanten Einblick. Arbeit ist damals kaum vorhanden. Trotzdem aber sitzen zehn junge Leute beschäftigungslos umher. An jeder Tür, wohin sie auch führen mag, prangt ein Schild, da« eine Geschäftsabteilung für «in besondere» Land vortäuschen soll. Auch der jüngste Angestellte ist nach außen bin Prokurist einer solchen Abteilung. Während der laften KrtegSjnhr« verschlechten sich seiu-r Vermögenslage beständig, und im Frühjatn 1918 steh» Häußer vor dem finanziellen Zusammen bruch Da verläßt er Pari«, geht nach Zürich, wo er pazifistische Idee« i» sich aufnimmt, nnd schon ini August 1918 vertritt er die gleichen Ideen, wie sie heute den Anhalt seiner sogenannten „Lehre" aus machen. Er ließ sich nun Haupt- imd Battkoar so lang wachsen, als es nur irgend ging, legte Kutte und Sandalen an und umgab sich mit einer Schar von .Jüngern". Auch die marktschreierische Reklame wendet er bereits an. Als bezeichnend hervorgehoben werden muß dabei, wie er in seinen Anpreisungen seine Vorliebe für Frankreich betont, seine Ehe mil einer Französin und sein Eintreten für Frankreich während de« Krieges hervorheb». In seinen schwei zerilchen Flugblättern spricht er von seinem Haß gegen Deutschland und alle Deutschen. Sein Schwager und seine Schwester haften auch die Christus-Dar- stellung fiir rEMck« Schwindel, den er eines Tages wieder satt betonimen und sich darüber lustig machen würde, wie lange er die Welz am Narrenseil herumgefiihrt h<rbc. Wegen seines aggressiven Perhaltens gegen alle staatlichen Be hörden ist Häußer unzählige Male iuik dem Gesetz in Konflikt gekommen. Schon im Frühjahr 1019 wurde er. da er durch seine agitatorischen Reden die öffent liche Ruhe störte, aus der Schweiz ausgewiesen. Auch in Württemberg wurde ihm bald der Boden zu heiß, und er ging nach Bayern. Dort mochte mau glück licherweise kurzen Prozeß mit ihm, er wurde nus gewiesen, und im Ausweisungsbefehl befindet sich eine eingehende Begründung für seine Gemein- geföhrlichkeit. Ini Sommer 1920 wurde dann ein Verfahren gegen ihn eingeleite!, dos ihn zu ein gehender Brobachmng in die Klinit für Gemüts- und Nervenkrankheiten in Tübingen brachte. Seit seiner Entlassung von dort I«t nun sein Treib»« immer seltsamere Formen angenommen Bei der offenbaren Gefahr, die dieser nein- Naspufin für weite Kreise bedeutet, glaubten nnr es der Oefsentlichkeit schuldig zu sein, den Schleier, nni dem er die allzu menschlichen Seiten seiner Person lichteit geschickt zu verdecken weiß, zu Heven und aus die vorerwähnten Dinge hinzuweisen. Hingegen müssen wir es uns versagen, auf das vor uns liegende umfangreiche Material einzugehen, das die sittlichen Gefahre«, die dieser Mann in sexueller Hinsicht dorstellt. grell beleuchten. Zn der Zeitschrift Häußer bezeichnet der Gauner sich selbst als .Präsi dent der Vereinigten Staaten von Europa". Scham los schreibt er in Nr. 129: „Und worum es nicht gleich osten eingesteben? Und wenn ich schon die Wahrheit bin, sie auch frei und klar Herauszusage»" Ja? Ich bekenne es ohne Umschweife: Ich bin stnak. gefährlich! Ich bin der allergrößte Staatsverbrecher, der gesehen war-, feit es überhaupt Staaten gitu." Bezeichnend aber für die Tiefe seines sittlichen Niveaus und seines Zynismus ist die non ihm selbst angegebene Tatsache, daß er überhaupt die ganze. Verlobungsgeschichte mit Fräulein v. Pohl lediglich als Mittel für seine Geschäftszwecke arrangiert habe. Warum wir die» alle» so ausführlich schreiben? Weil Häußer zu einer öffentlichen Gefahr geworden ist, und weil wir, im Vorgehen gegen Häußer durch die Behörden nicht genügend unter stützt, die Allgemeinheit aufrufen müssen zur Selbst hilfe. Dieser Schädling am deutschen Volke muß ent larvt werden, und es muß erreicht werden, -aß ihm niemand mehr nachlänft. Oer Lharlatan Schasspielha»« Der alte Arzt kommt durch die neuen Methoden de» jungen Arztes, den er für einen Lharlatan hält, während jener in Wahrheit nur etwas zu geschäfts tüchtig, aber immerhin tüchtig ist, au« der Mod«. Da» könnte ein Stück werden. Der alt« Arzt ist zu dem jungen der Papa. Natürlich der natürliche. Aber der natürliche Sohn weiß es nicht, hält sich für den Neffen. Könnte wieder ein Stück werden. Der natürliche Papa liebt ein Mädchen. Der natürliche Sohn schnappt es ihm weg. Das erst, fürwahr, das würde ein Stück. Von diesen drei Motiven ist jedes folgend« noch etwa» banaler als das vorangehende. Mengt man nun alle drei durcheinander, dann multipliziert sich die Banalität mit sich selber und erhebt sich so zu jener dritten Potenz, für deren Darbietmrg sich Robert Ooerweg au» -en Brettern des Schauspiel hauses al» Autor gern beklatschen ließ, während man seinem verantwortlichen Herausgeber Viehweg, der hmterherkam, das schlechte Gewissen an der Nasenspitze auzusehen meinte. Soll ich, sagte die Nasenspitze, Letter eines Kunstinstitut», den ich mich immerhin fühle, diesen Beifall beklagen, oder soll ich, Leiter eine» Geschäftstheaters, den ich mich leider weiß, ihn bejubeln? Die Nasenspitze war sehr ungewiß. Du sollst, hätte man jg, ihr sprechen mögen, dein Publikum so lange nnt guter Kunst in guten Aufführungen füttern, bi» ihm der Magen für den Kitsch verdorben ist, bi« e» ihn — zischend — in weitem Bogen wieder von sich gibt. So ist e», Aasmspitz«. Das Publikum von heute, mit feinem Magen für Kitsch und Kunst durcheinander, wurde unter- halten gerade dadurch, daß der Kitsch konfus ist. Daß er durch die Unfähigkeit, eine Narr und deut liche Meinung von sich zu geben, wenigstens ein stätsel aufgibt: zu erraten, was denn gemeint sei. Im ersten Akte denkt man, der jung« Arzt fei ein schäbiger Schuft. Im zweiten, der alte sei ein Rindvieh. Im dritten erst erkennt man, daß nur der Autor — seiner Sache nicht ganz sicher »ar. Und daß sie beide prächtig« Kerle sein sollen. Der jnygx nur ein bißchen zn geschäftstüchtig (Dr. Lange* Nerval — tut allen wohl), der alte nur ei» Lißche» gar zu bieder (eine Postkutsche neben einer Loko motive). Im dritten Akt gießt Ooerweg di« Rührung mit Kübeln aus. Man muß sich abwischen noch in der zehnten Parkettteih«. Natürlicher Sohn und glücklicher Nebenbuhler und Erfolgsmensch und Einsamkeit und ein Kanarienvogel. Der alte Doktor, abendlich beleuchtet, sinkt tn sich zusammen, da« Posthorn klingt und der Kanarienvogel sogt -piep". Piep. Und er hat recht. Die armen Schauspieler, die mehr als .piep' zu sagen hatten, gaben sich allerhand Müh«. So mit einem gewissen anständigen Naturalismus ihre Tri- vialitäten zu decken. Das Pathos beiseite und di« Rührung zwischen den Zähnen. Weber besonder« machte da, sehr schön als Postkutschendoktor und Dötzel taperte einen alten Aristokraten mit ein gebildeten siebenjährigen Trichinen. (Die Trichinen find der einzig« gitte Ditz, aber Ke werden -u Tode gehetzt ) «»n» S»vrK Ktefttwr Frau- Wichmau» s. Aus München wird uns gedrahtet: An der Isar bei München wurde au» einer Grub« am Hochwnsserdamm die Leiche eine» älteren Manne» gezogen, der später als der bekannte Mün chener Schriftsteller Franz Wichmann identifiziert worden ist. Wichmann war im Jahre 1859 tn Mote- bürg (Provinz Hannover) geboren und scheint einem 'Unglücksfall zum Opfer gefallen zu sein. Wichmann war sehr fruchtbar und hat neben zahlreichen kleine ren Erzählungen auch eine Reihe von Romanen ge schrieben, die großen Anklang gefunden Haden. Lob aud Tadel. Zn einem kürzlich oeröffentlichten Aufsatz: .Erinnerungen an Wedefind', erzählt Sieg fried Iacobsohn, wie Hugo v. Hoftnannsthol ein mal auf die Frage, was ihm lieber sei: von Fritz Mauthner getadelt oder von Alfred Holzbock gelobt zu «erden, ehrlich und ohne Zögern erwidert habe: „G'lobt soll »an «erden, globt soll man werden! — von wem, ist ganz egal!" Die meisten feiner Brüder in Apoll werden, wenn nicht so gesprochen, doch so gedacht haben: fast alle waren sie lieber Ritter ohne Tadel al« ohne Furcht (vor Tadel). .Frei »an Tadel zu sein ist der niekttiaste Grad und der höGfi«: denn nur die Ohnmacht führt oder die Größe dazu.' S» sagt Schiller, und hiernach mag »a» Mr al« Mngel aaner Wien Prof Seidl mtt, daß di« deutsche Erstaufführuna von Mussorgskh» Oper „yori» Godunoff" schon vor dem Kriege in Breslau stattgefundcn hat. „Bezuschuss»«-". Da- ist, der Zeitschrift de? Deutschen Sprachverein» zufolge, das Neueste auf dem Gebiet der Gprachschvpfnngen. Ueber diele Neuschöpfung schreibt Joh. Stmmank: Ich hielt e? sür den Ulk eines sprachwiyigen .Kopfes, als mir das scheußlich« Wort zum ersten Mal tn einer öffentlichen Sitzung zu Gehör kam; schon aber „bezuschußte" ein zweiter, ein dritter der Abge ordneten weiter drauflos, und ich wollte meinen Augen nicht glauben, al- ich kurz darauf in der Derhandlungsniederschrtft einer Chemnitzer Stadl Verordnetensitzung ebenfalls von der „Bezuschus sung" irgend eines städtischen Unternehmens las. Wie schön wird sich da- auf einer künftigen Tages ordnung gedruckt ausnehmen, wenn einmal die »Beanstandung der Anberaumung einer solchen Bezuschussung zur Beantragung kommt"! — „Be zulchussung" würde ich nur in einem Falle gelten lassen, nämlich als neuzeitlichen Ersatz für da- altväterische „Lerchelchen", da» man bisher al- Zungenübung verwandte, um fortgeschrittene Trinker auf ihren Alkoholgehalt zu prüfen. Wer da- schöne neue deutsche Wortgebilde dreimal rasch hintereinander sprechen kgnn, muß dann unbedingt sür nüchtern erklärt werden und bedarf einer weiteren Bezuschussung von Spiritus? Problematik de» Bersammlung»geiste«. Einer -er Gründe, weshalb die Körperschaften, die Ver sammlungen kaum andere können, als daß sie Dumm beiten machen, besteht darin, daß inan das Beste, was man zur Sache oder zur Person, um die es sich handelt, sagen könnte, bet öffentlicher Erö»ssrin^ nicht offen sagen darf, will man sich nicht großer G fahr oder doch argen Unbequemlichkeiten aussetzrn . Chamfo r t. r-ie Wrimovn«. 0cr ZchanvuvNL XtX .Vsdr. Vk>crvi Nrntt« nir Pslittl. »irnsr. Airttchatt. v^r.ru^geacoen non rietttricd ^ocobsodn. cntMtlr tn r-er *t»mmer 19: Vane- Parttt von Moritz Hettnarun Tret Lage äopenyozci von Han» Bauer: Muy'olin, und die Kammer von Atcr Tann; lyerkipruw von <?riw Müdf-nn: NNdetm It ono Hau» Perllu» von r Beim»-: Psrnsaravdtttve gcklmr von »rntt Goto: 'Professor Bei darbt von Dl« Frau ohne Vedeunrna von Alfred Polgar: Dir Brivnttllerimg »e, Politik von MoeuH: Bem«^nnaen von Statt 2«Vach« PttvrMq Mnuvvrw». falle entscheiden, welcher der beiden Klassen die Ritter „ohne Tadel' zugehoren. Und doch dachten sie nicht alle wie Hofmannsthal. Dafür nur ein Beispiel! Eine» guten Tage« erhielt Hermann Bahr von einem jungen Dichter mit der Ditte um sein Urteil ein ge schichtliche« Trauerspiel in fünf Akten zugesandt. Der Begleitbrief «ar so bescheiden, so demütig gehalten, daß er wohl kaum ernst gemeint war, und zum Schluß bteß es: .Wenn Sie etwa» an meinen Werken auszu setzen haben, dann dürfen Sie mir rnhig die Wahr heit sagen: Nie fühle ich mich mehr geadelt, Äl« wenn ein weiser Mann mich tadelt." Bahr la» das Stück und sandte es dann seinem Verfasser zurück mit der köstlichen und doch gewiß .adelnden" Antwort: .Von mir ans können Sie sich al» Großherzog betrachten.' Uiue Tauttewe für die Kamille «aa»er Bayreuth. Zu dieser Meldung, die wir au- Wien erhielten, schreibt uns Prof. Dr. Arthur Seidl (Dessautt „Man mutz schon auf klare AuSetn- anderhaltuna von „Familie Wagner" und „Bayreuther Festspielfonds" — zwei gänzlich von einander verschiedenen Dingen — dringen. Bet solcher Verquickung handelt es sich offensicht» NH nur um die alte Methode, dem angeblich un ersättlichen Lause Wagner gehässtgerweise wieder irgend ein Votum anzuhängen — ein nicht immer gleich durchsichtigesVersahren.geaen das ich schon im Jahrg.1Sl3des„Wagner-IahrbucheS"eine sprechend zeitgemäß« Beweisführung angetreten habe. Da mals hatte Schlesinger (in der „Schaubühne") mit maliziöser Gegenüberstellung von „Villa Hügel" und „Villa Wahnfried" dreist behauptet, daß von letzterer noch nicht die geringsten „sozialen Opfer" bekannt geworden feien, dft sie dem „deut schen Volk" etwa gebracht hätte, und ich wie« demgegenüber zifferngemätz nach, daß die jahre langen „Opfer der Familie Wagner" eine sechs stellige Zahl bei weitem schcn damals überschritten. Sehr wahrscheinlich handelt sich s jetzt ausschltej^ lich nur um den leidenden „Bayreuther Festspiel fvnd»"bei dieser dann wärmstens zu begrüßenden und hoffentlich auch ganz allgemein deutschen Bsthueu-Mtton, und e« würde zugleich eine dank bare Aufgabe de» neuenvayreutherPatronate» tu Retch-veutfchland (Sitz Leipzig) fein, hier ent- ffsu-chv» mit aukzuklären". — Zugleich teilt uns
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