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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230311
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-11
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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- ^I-elpÄger ^sgedlatß N»a6rl»rettuag LonLtLg, 11. LLrr RückerscksLs Unter Herbststernen Ucker Knut Hamsun, dem wunderbaren und riakurnahen Waldl'ufer, leuchten mit schwermuts- vallcr Melancholie die Hcrbststerne. Hier steht noch einmal Knut aus der Ruhe und vom Feuer seine» Herdes auf, um der prosten und brennenden Wunder» Wildheit und -schnlucht seines Mute» zu folgen. Ein alter Mann, dem ein schmerzliches Herz die Brust zerklopft, schreitet durch die schöne Grausamkeit des Lebens, das in den Wildern webt, auf den Cuts» Höfen und Pfarrhöfen hinter blauen Augen sich zer» rcistt und über dem die Wildgänse winterlich schreien. Ich höre in d escs Buch hinein und möchte, wenn der scheitel meiner Haare grau und weist wird, wenn die Besinnlichkeit und die Ruhe über mein Herz sich legt, wenn alles wunderbar und glücklich war, wenn ich die süsteste Liebe getrunken und die Aepfel des Glücks gepflückt, ich möchte tun, was dieser Mensch Hamsum tut: aufbrcchen, aus allem, aus oller Scß- Hastigkeit, aus jedem Besitz und mit nichts al; Hellen guten Augen, unbekannt und allein, in die Land schaften des Nordens mich verlieren. Hamsun zeugt h er wiederum von der grasten Rätselhaftigkeit des Waldes und der Erde. Da fliegen die Wildnögel in die Winde. Da hängt der Nebel über die uralten Wälder herein. Da wird eine Wanderung noch einmal begonnen von Hof zu Hof und von Gut zu Gut. Da wird noch einmal ein altes Herz, über das hundc-t Liebesfeuer gefegt, von blauen Mädchenaugen unrachig. Donnernd wer. den in den Wäldern die St'mme gefällt. Zart nnd hing»ne>gt wird auf einen Kinderscheitel die Hand geGar. Und ist d'e Haut gebeizt vom Frost in den Forsten nnd das Gewand vom wilden und süsten Geruch der Heulager voll, sind die Füste über viel Wiesen ge- schnitten, haben die Pagant-n mit den M aden viel Schabernack getan, und hat die schöne, vornehme und ferne Frau das alte Herz betört, so war cs der Lüste genug, und aus allen wird wieder ausgcbrochen in ein neues Leben in der großen Stadt. Was für ein wundervolles Buch, was für ein be- tär-'nder Duft, was für ein Natura-Heimuis! Glück licher Hamsun, bockoben an der Nordspitze, einsam und klug, ein wollkommener Ban, zwischen Wald rauschen nnd Berawasierbrausen, frei, keusch, ein reiner Heide. Glücklicher, alter, großer Hamsun. ^er Roman erschien im Vertag Kurt Dolfs- MilnG n. . . - Hnlon Seknaek G. L. Fauth: Die Leute vom Haddorn. Don un seres Balkes Märe und Mythe. Holzschnitte von Anton Wendling. Franz Schneider Verlag, Berlin, Leipzig, Wien. — Der Hadborn stand dort, wo heute unsere Volksgenossen in zähem Abwehrkampf gegen gallische Eindringliche deutsche» Volkstum verteidi gen, und die „Leute", die Fauth in wucht.ger Dich- tung schildert, sind unsere Ahnen, Germanen, die vor zweitausend Jahren dort lebten und liebten, kämpf ten und litten und schließlich von gallischen und römischen Heerhaufen von Hau» und Hof vertrieben wurden. Der naheliegende Vergle.ch mit dem, was wir heute erleben, gibt dem Werke jetzt eme be sondere Bedeutung. Aber darauf hat e» der Der- faffer nicht abgesehen. E» ist vielmehr gerade ein Vorzug seiner Erz.hluna, daß sie ganz tenden'fcei ist und sich jeder Anspielung auf die Gegenwart enthält. Der Dichter w ll nich.s beweisen und nicht» schönfärben. Er zeigt die alten Germanen in ihrer ganzen barbarischen Rauheit. Mit urwüchsiger Kraft zeichnet er jene Frauen und Männer, Freien und Knechte, wie sie nnt ihrem primitiven, naturgebun- dcnen Denken Himmel und Erde mit ihren Gottheiten, Geistern und Dämonen bevölkern, wie sie schaffen und wirken, edelmütig einander helfen und wild gegen einander wüten. Der Eindruck des lebens wahren Bildes wird noch verstärkt durch eine oltcr- tümelnde, edle Sprache, und Anton Wendlings kräftige Holzschnittie geben dem auch sonst schon aus gestatteten Buch einen paffenden Schmuck. Hartmann« Weltgeschichte, Reformation und Geg.u-rsorunu^u. In der Weltgeschichte, die dec i Dinner sozialistische Historiker Lu do Moritz Hortmann, früher österreichischer Gesandter in I Berlin, in Verbindung mit einer Reihe ander«: Ge» ! lehrter bei Friedrich Andreas Perthes heraus gibt. ist der sechste Band, erste Hälfte, erschienen. Er stammt wieder von Kurt Kaser, wie schon der vorige, tnr vor zwei Jahren herauskam und das späte Mittelalter behandelte. Der Verfasser bleibt von ge wissen Einseitigkeiten frei, die andere Mitarbeiter des Gksamtwerkes nicht immer vermieden haben. Der Grundgedanke des Ganzen war jo, die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen des Weltgeschehens mehr hcrauszuheben, als es in früheren Weltgeschichten geschehen ist. Die Folge war aber bei einigen Autoren, daß die bekannten und bedeutenden Persönlichkeiten des Geschäfts in ihrer Darstellung allzu kurz kamen. Bei Kaser ist das nicht der Fall. Luther, Calvin, Zwingli, Karl V. usw. werden verständlich und lebendig. Das Geistige gelangt überhaupt mehr zu seinem Recht, als es gelegentlich in früheren Bänden geschehen ist. Das ist der dem Thema dieses Bandes allerdings besonder» nötig. Eine Geschichte der Re formation und Gegenreformation, die nicht die reli giösen und geistigen Kämpfe ausführlich darstellt, wäre unmöglich. Daß daneben auch die wirtschaft lichen, ökonomischen und politischen Zusammenhänge, namentlich auch bei den Ursachen der Reformation, klargelegt werden, ist dankenswert, und diese Teile de« Buches werden vielen Lesern, die manches andere Derk über den behandelten Zeitabschnitt gelesen haben, neu sein. Der Verfasser urteilt überlegen und nicht einseitig von einem Standpunkt aus. So wird er z. B. der Politik Karls V. gerecht und lehrt begreifen, daß der Kaiser die Hoffnungen der Deutschen nach feiner ganzen Herkunft und Erziehung nicht zu er füllen vermochte. Man kann den Band warm empfehlen. ve. Lvorsi» Prof. Dr. Aug. Forel, Hygiene der Nerven und de« Se.ste» im gesunden «na kranke» Zustande. Verlag von Ernst Heinrich Moritz, Stuttgart. Der bekannte Forscher geht den Ursachen der Nervositäten nach und glaubt sie in den alltäglichen Fehlern zu finden, die w.'r in gesundheitlicher Beziehung de- gehen; nur eine neue Kultur der Nerven, des Geistes und des Gemüts kann uns wieder aufrichtcn, noch bevor wir in völliger Nervenzer'-sittung zu grunde geben, die keineswegs auf Arbeitsübcr- lastung, Modekrankheiten usw. zurückgeführt wer den darf. Forel weist neue Wege, auf denen Nervcngesundung zu erlangen ist. Oe R. kt. Lharle« Dickens: .Da« Heimchen am Herd." Dickens' viel zu wenig gekanntes Hausmärchen wird in der Ausgabe des Herz-Dcrlages (Wien-Leipzigl neue Freunde finden und die alten wieder und wieder entzücken. Llariffe Meitner« völlige Neuübertrvgung macht bis ins les !e Wörtchen den Eindruck eines fließend lesbaren Original» und findet gleicherweise den Ton für humorvolle Anmut und liebenswürdige Schwärmerei wie für Schwermut und dramatische Spannung. Stefferl» drollige und dabei scharf charakterisierend« Bilder scheinen uns Dickens so zu treffen, wie seine eigene Zeit ihn traf. Mancher Aug gemahnt geradezu an di« ersten englischen Dicken». Illustrationen. Oer gute Sensationsfilm „Freiwild" im U. T., Haiustraße. Zwischen fabelhaft anmutenden Wild-West- Sensationsdramcn und dem Sensationsdrau.a .Freiwild", da» zurzeit im U. T-, Hainstraße, läuft, ist «in himmclwe.ter Unterschied. Zn den Bilosolgen, die das Riotto tragen „Pausenlose Spannung und Sensation um jeden Preis", wird wlld darauflos gekurbelt, was an gehäufter Schauer- rouiantik nur auteinandergetürmt werden kann. Auf die Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit des so geformten „Dramas" wird keinerlei Rücksicht ge nommen. Hauptsache bleibt einzig allein, daß der Gaumen eines verwilderten, sensationslüsternen Publikums gekitzelt wird! Aus dem schlechten Ge- schmackc, der dem urteilsunf higen Teile der Kino besucher anerzogcn worden ist, soll eben Kapital ge- schlagen werken. — Ganz anders versuchen Films, wie „Freiwild", wenn sie sich auch, wie die gekenn- zeichneten üblen Machwerke, „Sensationsorama" nennen, eine Brücke zu schlagen vom Rein- Sensationellen zum Möglichen. Auch in „Freiwild" werden, wie schon der Untertitel besagt, spannende Sensationen geboten, aber diese bleiben doch im Rahmen des einigermaßen Wahrscheinlichen. Der Kompromiß zwischen Möglichem und Sensationellem mag bisweilen schwierig fein, er mag häuf g dem Zimmerer solcher Werke, die auf den Namen „Schau spiel" Anspruch machen wollen, ein Verzichten auf Knalleffekte auferlegen, aber dafür steht an innerem Werte ein solches Drama der wahrscheinlichen Sen sationen turmhoch über ' einem Konglomerat kon- struierter Effe'trekorde. Der literarische Wert eines Sensations-Kino- dramas mag belanglos sein; Plögliches, Geschmack- volles nnd Aksthetisckics sind aber stets begrüßens werter, als unmöglicher, geschmacksverderbender Sensationskitsch. Darum begrüßen wir gern die Ein fügung des Eensationsdramas „Freiwild" in den Spielplan des U.-T.. Hainstraße. — Der Titel ist der Inhalt. Auf e'ne schutzlos dastehende, vermögende Frau wird von skrupellosen Männern Jagd gemacht. In England und Südafrika ist sie mehr als einmal nahe daran, unwürdigen Freiern zu erliegen. Der Tod streift die schutzlose Frau in verschiedenster Ge stalt. . Schließlich ober schl"gt auch für Dirienne, di« von der beherzten und gewandten Priscilla Dean glänzend verkörpert wird, die Stunde de« Glücks und und der Liebe. „Freiwild" steht an erster Stelle unter den Films, die sich „Sensationsdrama" nennen. vr. N. Astor»«. „Dir Flucht t« d»« Sye." Endlich wieder einmal ein guier GrscLicyaltSiUm, vcelleicht sogar der Veste Film scinrr Art. Hier wurd.» ersreulicherweis« die GelMmackUuigkeitcn gemieden, die die Mehrzahl sol cher Filme »u «lisch und Durchschnitt stempelt». Bor all.« tchlt die wtderltwe sentimental« Note. Gunnar Tolnaes spira die Hauptrolle mit der ihm eigenen Ruhe und Pornkbrnkxti; er ist hier nicht der Star, nicht der Maharadscha-Typ, der nachgerade schon unerträglich »u werden begann. Er bietet vte'mehr eine cimvandsrcte dalstrllrriscbc Leistung, die den Film »u «nein Ereignis macht. EmeNa-Palast. „Lilly -umbrecht." Luch diesem neuen Produkt der Leipziger Firma Orient-Film konnte man ein gute« Zeugnis auSstellen, wenn da- Manuskript nicht so dUrstig wär«. Durch die Unwahrscheinlichkeit der Hand.ung verliert der ganze Film dcdcu'end an Wirkung. Am übrigen sei auch hier wieder scstgestelli. dak die in den führenden Hauptrollen deschästigten Künstler durch weg Beachtliches leiste» und auch die technische Aus führung unetugeschräuktrs Lob verdicni. Unloerfu«. .Der Liebe Pilgerfahrt." Die DiLeke diese« Films liegl tn der Slnsc-chhett seiner -and- lung. Die schlichte Fadel wirkt um so glaubhafter, als hier billge Mätzchen erfreulicherweise vollkommen ver mieden wurden Am übrige» wird der Film durch seine Darstellung, dann aber aevch durch die vollendete rechn t tnterestant. Man kenn dringend empfehlen, sich mit dem j Werk bekannt zu machen. > «Udertdalle. .Betrüger de« volle »." In dl« Zetten i» vc»e» wir beuwhe täglich mit Gründungen von Wettkonreruen und Shn ichen betrügrrtschen Unt.r- ncbmungcn beglückt wn.d^i», süd t un» dieser Film Er schi.den da» Blühen und Gedeihen eine- natürlich aus Betrügeret ausgehenden WctlkluvS. dessen samose Grün der und Mitarbeiter ab.r schltetzlrch am End« entlarvt w:rd«n. Der Film richtet zugleich an das Publikum die dringende M.-ynung st«V von solchen »nd ähnlichen Gaunereien nicht «infangen zu lasten. Kasino Ltch.sptele. .Zirka» Gray." Wie den frühere» Filmen mit Eddie Polo, dem beliebten ameri kanischen Lensattousstar. so dürst« auch diese« Film ein grotzer Ersolg beschieden sein. Es ist selbstcerstündlich, dass da- Werk t» keiner Hinsicht Anspruch daraus er- bev.m darf, al» künft'ertsco wertvoll angesprochn zu wer den. Aber tne Spannung die in den einzelnen Bi dern liegt, und da- nirgend- nachlassend« flotte Tempo lassen di« Schwachen de« Manuslrtvie» übersehen. Welt-ryeal^. .Satan im «räch' «er bisher «ow nicht Gelrgenbelt hat e. fest ustcllen. daft die öst.r- reichtsche Filmindustrie künstlerisch docvweritge Film« hei^auSzubllngen vermag, kann sich beim Pcschcu.n dies - Werke- davon überzeugen. E» ist geradezu rastmiert Vearbeitet. zeugt von dramaturgischem und RegietaUnt und bietet cm übrigen auch darstellerisch gute Leist'-ngm. HanS LaSner in der Rolle des Satan- bringt alle Eigen- schäften für die Gestaltung diese- Type» mit. Kammer Lichtspiele. „Das Brandmal der Rache' B« m Beschauen diese» Film» lernen wir die amerikanischen F.lmleute auch einmal von einer anderen Seite kennen Da» Manuskript ist nämlich nicht, wie di« so vi-l:r Werke amerikanischer ProduMvn. aut SrnI tln» eingestellt. Der Ftlm sestelt vrelmehr durch ein- starke, effektvolle Handlung, die sich aber vom Anfang bis znm Ende logisch entwickelt. Die Darstellung wird von be währten Kräften getragen. Co.'ofteum. .Tarzan, der Furchtlose." Ang, der dritte und vierte Teil des ome iranischen Episoden- f.lms lassen erkennen, wi« leistungsfähig di: Amerik ncr gerade auf diesem Gebiete find. Es liegt eine gewal'ige Spannung tn diesen Bildern; nirgends läßt st« nach. Slmo Li.ccoln zeigt sich a'S kühner Held. Mit einer geradezu e st unlicben Ruh: und Selbspxrständli^kei' er ledigt er lein: zahlreich:« Segmr. Seine imponierenden Kraft'eistungen scheinen geeignet, daS Werk von vorn herein interessant zu machen. Apoll» Tsteat-r. .D«r Frieden»vertraa von Versailles." Hier zeigt stch eine der Möglichkeiten, den Film tn den Dienst der Volksaufklärungsarbeit cu Nellen. Da» Werk gibt nämlich einen Uebervltck über die Auswirkungen des Versailler Vertrages für unser« Wirt schaft und »te Zukunft unsere» Volke» lägt uns erkennen, W"S b-r Smmachfrieden von Versailles für uns bede^et. Die Tcrst'Iluna d-s Voffes ist zum Teil un-er Ver wendung von Trickbildrrn e-solgt > nv ermöglicht einem iebm ein leichte» Verständnis der Bilder. G-rkt und der Film Maxim Gorki, der gegenwärtig an seinem ersten Film..,anuskrtpt arbeitet, befindet sein Antereffe für den Film neuerding-, indem er selbst — tn ferner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender de- .Au-landSkomitee- de? Fnter- nationalen «rbeitcrhtlfe für den Aufbau der russischen Hunqergebiete' — zur Berliner Uraufführung de- in Moskau aufacncnnmcnen Tolstoi-Film- .PolUuschka'. Mustk von Pgsai Dobroven (Darsteller: El. M. MoSkwin und da- Ensembl- de« Moskauer Künst'ci>Thea*ers> etn- lcdet. Ans eine -^age. ob er so für bekenn Film ein» tret-n wolle, erw.dertx Gorst: .Fch denke nicht daran, To'stoi und MoSkwin zu empfahlen, st« empfehle« stch selbst.' Leipzig, 'pelerrMr. 7 Mestyaus Tstiaüonal nur erste Qualitäten und neue Muster Silberne Beflecke Ferner neu -rost ausgenommen.' Versilberte Bestecke ^ureeeoclv» srrllktl-uo^ewittsl «ul vt«en8«d»stl. QruncpLev. Verlangen 8ts uur.Orgaoopi al" l ä. Lo«sl.-rpntd«bv, Sliufcl 12. MMN Oer Mieter vom IV. Stock Der unheimliche Roman eines Hauses »Nachdruck Verbote».) Als Herr Foctmeyer den Namen „Berlin" rufen Hüne, schreckte er auf. Gr griff nach seiner Reisetasche, sah se.n Billett in seiner Hand, warf den Mantel iiöer den Arm, langte verstört nach seinem Stock. Der Platz des Herrn Evcrty war leer. Jetzt, in dem verlassenen Loupö schien es dem Schlaf- teunkc en, als habe er wirklich die ganze Fahrt and das irrsinnige Erlebnis nur geträumt, während er wie eil Tru kenec in das Gewühl der Bahnhofshalle hinausschrnt, plagte ihn nur der eine Gedanke, welcher Tag und welches Datum wehl heute sei. Er vermochte vor einem Kalender im Bahn- hossr.st nrant zu konstatieren, daß er genau acht Tage abwe'end war. Der Generaldirektor machte flüchtig Tcn'ette, trank einen Kaffee und prüfte den Inhalt seiner Bricftasä)e. Es blieb ihn sehr wenig, aber immerhin mehr, als er vor acht Ta'en belast. Nur glaubte er vor acht Tagen sich um drei Millionen reicber. Wie alle Menschen, die den Bankerott im Zacken sviiren, ihn aber nicht anerkennen wollen, narki'r'e der Gencraldi ektor den Besitzenden mo fuhr scbneidig im Auto bei seiner Woh- ung vor. Er trug einen neuen, weiten groß- tarierten Paletot, in dem er sich vor einer Woche weltmännisch fühlte und heute, trotz ege'tciliger Empfindung, weltmännisch ge- l ärbcte. Ob kur: zuvor schon ein anderes Auto vor^e- f h en sei, fronte er die Pauline, oder ob sie c^er n de-» ^trter vom vierten Steck bereits rächen hätte. Die ^'a'li"e verneinte. Jedoch Herr Dr. Salomon sei schon in aller Frühe dagewesen — schien sehr unliebsam von des Herrn General direktors langer Abwesenheit berührt —, habe jeden Tag vergeblich angerufen —, habe etwas gemurmelt von „die Polizei benachrichtigen". Sofort stürzte der Ankömmling ans Tele- phon und konnte auch seinen getreuen Verteidi ger noch etlichen Fchlverbindungen erreichen. „Na endlich, endlich!" rief Dr. Salomon, halb griesgrämig, halb erfreut. „Gut abgelaufen?" „Nicht eben zum besten," erwiderte lakonisch Herr Fortmeyer, . und Sie?" fragte er fast mit Schadenfreude, als könnte es ihn rehabilitieren, falls Herr Dr. Solomon auch für ih.i nichts erreicht hätte. „Die Sache mit dem Filmkonzern hat sich leider im letzten Moment zerschlagen man wartete und wartete auf Ihre Rückkehr", quen gelte .Herr Salomon, „es fehlt« Ihre Unter, schrift!" „Unterschrift! Unterschrift!" hohnlachte Herr Fortmeyor. eingedenk jener Unterschrift, die zwecklos unter seinem Kontrakt prangte. „Aber eine erfreuliche Nachricht habe ich immerhin," frohlockte Herr Salomon. „Ihre Scheidung ist ausgesprochen!" „Ausgesprochen — —," wiederholte Herr Fortmeyer, sich auf den S-ffel sinken lassend, „Sie sa^en — ausgesprochen?" „Nun ja," ärgerte sich Herr Salomon, bet dem ein anderer Klient wartend saß. „Nun ja! Das ist doch in Ihrem Interesse! Sie entschuldigen mich — ich erwarte Sie heute nachmittag." Das Gespräch brach ab. Herr Fortmencr verharrte regungslos, lächclte töricht in den Tag hinein. Besorgt umstrich ihn die Pauline. In ibren H'nden ruhte da» Haushaltung«, buch; sie w-Me mit dem Goneraldkrekior ab- ryG""i. sie hitte wählend der letzten acht Tage die Rechnungen ans ihrer eigenen Tasche be zahlt »Später," sagte der Generaldirektor und winkte gnädig ab. „Später. Ich wünsche jetzt nicht gestört zu sein." XXXVI. Herr Karl Eberhard Fortmeyer mußte er- fah.en, daß dieses Jahrhundert von Grund aus schlecht ist. Hatte er sich schon einmal von den Men chrn isoliert und verlassen gesehen, die plötzlich wieder auftauchten, als das Schicksal ihm die drei Millionen verhieß, so mußte er tn seinem erneuten Ruin zum zweiten Male die schmerzliche Erfahrung seiner Isolierung machen. Selbst Herr Dr. Salomon schien ihm plötzlich feindlich, unzugänglich und zugeknöpft. Aller- dings hatte d eser Mann sich stundenlang für ihn geopfert, vorläufig noch umsonst geopfert, aber er wußte doch am besten, warum er bislang keinen Lohn empfing. Eigentlich ein recht unsympathischer Mensch, dieser Dr. Salomon! dachte verbittert Herr Fortmeyer. Ein Intrigant, der von der Intrige der anderen lebte. Das nannte man einen klugen Kopf, einen feinen Kenner des Rechts und einen Anwalt von Ruf! Nun, für ihn hatte dieser kluge Kopf sich gründlich getäuscht, aber auch in ihm. Hinter den Zwickergläsern des Herrn Dr. Salomon fun kelte so etwas wie Derachtung. In seiner Hal- tung lag jetzt eine gewisse Geringschätzung, die wohl nicht allein dem ausbleibenden Honorar galt. Herr Dr. Salomon — das fühlte Herr Fort- meyer — sah sich tn seinen Erwartungen auf den Generaldirektor getäuscht. Um es einmal auszusprechen: Die Menschen von heute haben Hockachtung nur vor dem Sie ger. Mögen dessen Wege nock so verstiegen oer- schwiegen sein, we 'n er reüssiert, dmn wird er applaudiert wie ein I^nas-u- am Trapez, dem sein Trick gelingt. — Trick! Die Menschen pon b«"te leben vow Tmck, der Sieger von heute siegt durch den Trick. Solches Wissen hegte Herr Dr. Salomon. Solches Wissen ahnte Herr Fortmeyer. In solchem Wissen gebärdete sich das ahnungslose Pub.ikum. Er aber war gestürzt, vom Trapez gestürzt, seine Schwungkraft war erlahmt. Er lag verletzt und verlassen am Boden. Es geb für ihn nur eine Rettung: Trude. Trude, die vielleicht blind gegen ihr ganzes Schicksal war. — Trude, die heute irgendwo ver borgen weilte — Trude, die Millionenerbin, Tru?e, die Fürstin. Welch seltsames Schicksal: seitdem Herr Fort meyer stck zum ersten Male neben dem guten Herrn Mischner sah, der, den Gelähmten mar- kierend. feist als subalterner Herrscher in seinem Sessel thronte — seitdem war sie mit unheim- sicher Eile zur Fürstin und vielleicht zur reicksten Erbin Europas avanciert. Ihr Im- preiario aber, und das mußte Herr Fortmeyer zugestehen, ihr wahrhaft gerissener Impresario mar Herr Gverty. Ohne ihn war sie nichts, eine schöne, ge schminkte Dnchspuppe mit stereotypem Lächeln. Mit ihm aber war sie eine Märchensigur, eine interessante rätselhafte Frau, eine Frau mit großem Schicksal. Plö^sick t'uchten wieder vor Herrn Fort- mene - die beiden Riesenschatten auf, die er an dm: Wa"d des Nachbarhauses einst »u nächtlicher S unde sah. Er fühlte: Her" Enerty, der ar"ße Imnresaria, lenkte grnfi?s S^ick^al. warf R'e- sen^ckatten aus des L'be"s kahle Wände, ja. er l-bte das Leben und sieh es den anderen mit sicherer Hand.lFvrtsekuna so!«,».' VurenNvorlUcS für de« eea-ciN« «nellen TeN s<n«*rr p>and«sa- ay f ed"k'-ur Dr. c>nr- fir Anc-w-n: ^etne. »nNrr: kcide i" L-W'i". — Be-U-«e D'erst: adeirede'-e-« D» BerUn lwüe nda - — "n-Sdeef DtcnN: Wen D'eSdc'- GaSk'e^cccir. stecde F'-nU-r A4 70^ — De'"s ". Ve-s--n verln-sdenlle-'N. G. m d. H . Lksiuin ploda"niKq ll: 8. Unverlangte B.Uträg« R"<wor«o Werren nicdl zn- rückaescnd». Di« vorliegende Ausgabe omfaht IS Seilen
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