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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230310
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-10
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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Die RechtsgiUttgktt des Achtstundentage». Dor einigen Wochen ging die Mitteilung durch die Presse, daß das Kammergericht die Verordnung des Demobilkommifsars über die Regelung der Arbeite- Zeit gewerblicher Arbeiter vom 23. Äovember 1918 iür rechtsungültig erklärt und deshalb eine Ent scheidung eines Berliner Schöffen- und eine» hiesigen Landgerichte, die den Direktor einer Film gesellschaft wegen Ueberschreitung jener Verordnung zu einer Geldstrafe verurteilt hatten, aufgehoben habe. An dieser kammergerichtlrchen Entscheidung hatte selbstverständlich die ganze Industrie, ebenso die Kaufmannschaft ein sehr erhebliches Interesse. Oer berühmte Mann Eine» Tages gegen neun Uhr sitzt die Ide« zu einer Erfindung, geeignet, die Kriegführung der kommenden gelten tn unglaublichster Weis« zu vervollkommnen, auf einem Baume im Parke. Die Idee weint: „Kein Mensch kommt..., kein Mansch kommt..., die Sehnsucht nach Reichtum ist ausgestorben...!" An eben diesem Abend P Herr Rotna» Strohwitwer. Und weil er Strohwitwer ist, macht er einen Umweg und wandert von der Weinstube nicht direkt nach Hause, sondern schlendert durch den Park. Trotz seiner vielen Schotte kommt er nur langsam vom Flecke. Er macht Umwege in jeder Hinsicht. Er bewegt sich nicht ganz sicher fort. Nichtsahnend, in seligen Weinträumen sich wiegend, tänzelt er durch den Park. Die Bäume rauschen, der Mond scheint hell, die Luft ist mild.. Die verzweifelte Idee sieht ihn von weitem kommen. Schnell trocknet sie ihre Augen und betrachtet den Mann. „Schön ist er nicht!*, denkt sie. „Aber Orden und Titel werden sein Austreten festigen und sein Gesicht veredeln.* Herr Rotnas ist da. Er pfeift einen Shimmy. Da ist er beim Baume und... Ein furchtbarer Gestank steigt in seine Nase. Aehnliches hat er noch nie gerochen. Niemals. Er wird nüchtern. „Der Geruch... Gas...* zieht es — anfangs noch etwas wirr — durch seinen grobknochigen Schädel. Dann klärt sich langsam alles. Herr Rotnas läuft, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen ist. Er fliegt nach Hause. In seinen vier Wänden angelangt, reißt er ein Stück Papier aus dem Schrank und schreibt und schreibt und schreibt... „Donnerwetter", fliegt es da so nebenbei durch seinen Kopf, „Donnerwetter, bin ich aber ein Talent!!" Er schreibt und schreibt. In drei Stunden ist das Gas, geeignet, die Kriegführung der kommen den Zeiten in unglaublichster Weise zu vervoll- kommnen, erfunden. Zn 10 Tagen haben es die Patentäinter aller Länder. Amerika schickt Herrn Rotnas eine Mil lion Dollar als Mittel zur praktischen Ausdeu- tung der größten Erfindung der Gegenwart. China und andere Staaten senden ihm alle noch nicht verliehenen Titel. Er wird gefeiert und hochgepriesen, als hätte er die Menschheit um ein großes Stück nach vorwärts gebracht. Jeden falls aber fühlt er sich glücklich. Er teilt nicht mehr das Schlafgemach mit seiner Gemahlin, der er deutlich zu verstehen gibt, daß sie seiner un würdig ist und daß er nie etwas so Epochales zustande gebracht hätte, wäre sie nicht bei ihrer Mutter, fünfzehn Kilometer weit, gewesen. Die Umgebung nennt ihn den „großen Mann" und grüßt ehrfurchtsvoll; sogar der Schutzmann salutiert. Herr Rotnas ist heute Fürst von Aulien, Perotta und'Futurum. Und das alles, weil er eines Abends um AL 9 Uhr durch den Stadtpark ging. Hin Kdwurvi. Glückliche Ehen Bon »«1« von Annoon „Nur die Ehen," sagte mir ein geistreicher Be kannter, „welche seit 1920 geschloffen wurden, ver laufen gut. Denn nur jene Gatten werden nicht durch überflüsfi-e Klagen und zwecklose Bettachtungen angeödet. Diese Frauenjahrgänge find in Kriegs zeiten groß geworden, sie haben normale Zeiten gar nicht gekannt, sie werden durch Neuerungen nicht umgeworfen . . Nur sie begreifen, daß heute nun mal die be nötigten Kleiderknöpfe so viel kosten wie ehemals drei auf Seide gearbeitete Schneiderkostüme. Nur sie wissen, daß Butter eine Kostbarkeit ist, die meistenteils nur Landmenschen und Schieber sich ' leisten können. Nur sie erkennen, gelassen, daß alle» Reisen un weigerlich mit sehr großen Kosten und Unannehmlich keiten verknüpft ist. Nur sie erregen -ich nicht, wenn auch die Fabr- karte dritter Klaffe nach Potsdam teurer ist al» ehe dem die zweiter Klaffe nach Konstantinopel. Nur sie vergessen nicht, daß jede» Dienstmädchen wie zerbrechliche» Glas angefaßt werden soll: sie wissen, daß fine verwitwete Generalin der Kavallerie und jene Desandtentochter sich ganz und gar ohne Be dienung durchhelfen muffen, und sie wissen, wie un vergleichlich unschön dieser Zustand ihnen Vorkom men würde. Daß die Unkosten eine» Geburistagsbriefe« sich höher stellen al» ehemals zehn schon gebunden« Bücher, leuchtet ihnen ein. Daß man überaus selten sich eine Elektrisch« ver gönnt und fast alle» »u Fuß abmachen muß, wird sich ihrer Ansicht nach schwerlich andern. Wird ihnen vorgerechnet, daß Kaffee und Kuchen für einen Menschen bedeutend höher» Kosten ver ursachen als früher eine Tischgesellschaft von vierzehn Gästen, sieben Gängen, fünf Weinen und reichlichen Rosen, finden sie diese» bedauerlich aber verständlich. Ihnen allein ist gewärtig, was ei» Zehntausend- markschein bedeutet und was er nicht bedeutet. Ihnen , allein ist unsere armselig» Million keine schrecken»- 8o»aLdevt!, 6ea 10. LLrr len , Meß- Lbert e 1928, neuem ätsche e, von !ommen gegen- N- U7IÜ sto am t Par ken 26 ng be- i u s e s. Beifall mmung ' Land. bahn- verkehr mange le stark die die triimcm en sind. raten Aussicht inder m drei odschaft Mark ) ber» London e nicht i, und a über eini- t e i r n n.i st i - it des Führer srauen, oi uno -lau- röffcnt- Zustand o n ke - <ie jetzt in des en mit d dann neuen tei; n slicklich » Korn- de der ,r auft ationen Verkehr Dem rrinten- „gischen mturgte enannte seit Be- Gleich- mderen lehrte; grund- Dinger natische erfolg- id vom efördert sie Ge- nd die >en die deuten- tel er- glischer einigen ft und n der t, und merika, der der tn eine mg. so ersten- en Sie agt er zucken. „Die en das sich on zu — en die m Ton > fragt " Die undert letztes Wir haben es deshalb für zweckdienlich gedalttn, uns an da» Kammerg,richt mit der Bitte um lieber- laffuna de» Urieiltenor» zu wenden. Der Prüft- dent des 1. Strafsenats am Kammergericht teilt mit, daß der Senat am 16. Dezember 1922 aller dings da» auf Strafe erkennende Urteil der ersten und zweiten Inst mz aufgehoben hat und daß das Verfahren auf Kosten der Staatskaffe eingestellt ist. Die Einstellung ist aber nur um deswillen erfolgt, weil der erforderliche Strafantrag nicht gestellt war. Jene Zeitungsnotizen waren somit unzu treffend und irreführend; dir Verordnung vom 23. November ISIS ist also nicht für rechtsungültig erklärt worden. vandrnüberfall auf ein« Zabrik Auf seinem Rundgang durch das Fabrik- gebäude des Seidenhruses Michels L Eie. bei Potsdam bemerkte nachts der 71jährige Wärter, daß von der Straße am Bahndamm mehrere Männer über die Mauer kletterten. Er rief ihnen zu, daß sie verschwinden sollten. Statt einer Antwort fielen etwa zehn junge Leute im Alter von 21 bis 25 Jahren über den Greis her, schlugen mit Fäusten auf ihn ein und fessel- ten ihn. Während einer neben ihm stehenblieb und ihn mit -einer Pistole in Schach hielt, drangen die anderen mit Hilft der dem Wärter entwendeten Schlüssel in das Frbrikinnere und raubten für 20 Mi'lionen Mark Seide. In der Nähe des Fabrikgebäudes bemerkten Passanten ein verdächtiges Fuhrwerk. Zweifellos diente der Wagen der Räuberbande zum Wegschasfen der kostbaren Seide.. Erst am Morgen, bei Betriebseröffnung, wurde der alte Mann mit schweren Verletzungen ohnmächtig und gefesselt im Vorhof der Fabrik aufgefunden. Ms er wieder zur Besinnung kam, konnte er sich an die nächtlichen Vorgänge nicht mehr genau erinnern. Auch eine nähere Beschreibung der Täter war von ihm nicht zu erhalten. Es besteht der Verdacht, daß es sich um eine Berliner Diebesbande handelt, die schon vor längerer Zeit einen Einbruch tn das abse'ts gelegene Fabrikgebäude geplant hatte.. Damals war aber der Einbruch infolge Denun ziation mißlungen. Der Kampf mit Bazillen Eine Wassermanns«-« Reaktion für Tuberkulose Der berühmte Berliner Forscher Geheimrat von Wassermann veröffentlicht tn der neuesten Aus gabe der Deutschen Medizinischen Wochenschrift einen Aufsatz, in dem er über da» Ergebni» seiner For schungen zur Feststellung der Tuberkuloseerkrankun- gen ausführlich berichtet. E» ist ihm gelungen, nach- zuweiseü,. daß, weeln man die Tuberkelbazillen mit einem chemischen Stoff vorbehandelt und dann mit einer phosphorhaltigen Fettfudstanz zersetzt, man ein Präparat erhält, das ausschließlich mit dem Blut serum von wirklich tuberkulös erkrankten Personen einen positiven Ausschlag gibt. Für die ärztliche Praxis wird dies« neue Wafsermannsche Reaktion von ungeheurer Bedeutung sein, da sie in die Lage versetzt wird, aktive Tuberkulose einwandfrei festzustellen. Ein Mitarbeiter de» 8-Uhr-Abendblattes hat eine Unterredung mit Geheimrat Wassermann gehabt, der ihm über seine wichtige Entdeckung folgende Au»- führungen gemacht hat: , Die Infektion mit Tuberkulosebazillen ist weiter verbreitet, al» der Laie annimmt. Bereit» im Kindes alter nehmen die meisten Menschen Tuberkelbazillen in ihren Organismus auf. Diese Bazillen wirken aber in den meisten Fällen vorläufig nur in einer latenten Weise in dem Organismus weiter. Im an- deren Falle, wenn der Organismus über die not wendigen Waffen gegenüber den eingedrungenen Tuberkelbazillen nicht verfügt (hauptsächlich in, Falle einer mangelnden Ernährung), verlrert der Körper zu sehr an Widerstandskraft, daß die Tuberkelbazillen seine Schranken durchbrechen und die latente Tuber- kulose zum Ausbruch kommt. Darauf sind die un zähligen Fälle, die infolge der Kriegscreignisse bei uns aufgetreten sind, zurückzuführen. Wir müssen also streng unterscheiden zwischen der latenten Tuberkulose, die, wie gesagt, viele Menschen haben, ohne damit irgendwie in ihrer Leistungsfähigkeit be- einttachtigt zu sein, und der aktiven Tuberkulose, die, im Tortschreiten begriffen, für den Betreffenden die Gefahr de» baldigen Eintritts eines schweren Lungenleidens bedeutet. Es ist ohne weiteres klar, daß es für den Arzt in bezug auf die Einleitugn der Heilung als auch in anderen Beziehungen hinsichtlich der Verhütung des Ausbruchs einer Tuberkuloseerkrankung von un gemein großer Wichtigkeit ist. Diese» Thema, dir aktiv« Tuberkulose zu erkennen, ist seit Iahreu viel fach bearbeitet worden. E» sind in letzter Zett kroße Fortschritte gemacht worden, aber man war noch nicht zur Erkenntnis gelangt, worauf es bei der Er kennung der aktiven Tuberkulose eigentlich an kommt. Infolgedessen war es bis jetzt nicht mit ge nügender Sicherheit gelungen, die Diagnose der aktiven Tuberkulose durchsetzen zu können. Untersuchungen, die ich seit längerer Zeit durch führte, haben nun gestattet, in dieser Hinsicht hier zu seheck! So ist es jetzt möglich, ein Diognostikum 'n bezug auf eine biochemische Zusammensetzung so ab zustimmen, daß das Serum nur bei der Blutprobe von wirklich tuberkulös Erkrankten eine positive Re aktion ergibt. Das Verfahren scheint mir besonders angezetgt, um in Fürsorgestellen und Tuberkulosen beratungsstellen, bei verdächtigen Kindern und natürlich auch Erwachsenen feststellen zu können, ob e» sich um eine latente Infektion oder bereits um eine Durchbrechung dieses Zustandes, also um eine Behandlung aktiver Tuberkulose handelt. Inwiefern diese im Laboratorium gewonnenen Feststellungen im weiten Umfange wertvoll sind, muß die Praxis lehren. Auf die Frage, wodurch sich diese Reaktion von der Syphilisreaktion unterscheidet, er klärte Geheimrat v. Wassermann Folgendes: Um die Frage zu beantworten, möchte ich sagen, worin sich die beiden Reaktionen ähneln. Das ist in dem Maße der Fall, wenn in beiden Fällen das Serum des betreffenden Kranken eine Verwandtschaft zu gewissen Fettfubstanzen besitzt. Aber die Mengen verhältnisse, die hierzu nötig sind, sind bei beiden Krankheiten verschieden. Dazu kommt noch, daß das Serum des Tuberkulösen zu einer Reaktion außer der Fettsubstanz noch gewisse andere Substanzen nötig hat. Durch Ergründung dieser Tatsachen ist es mir gelungen, was bisher nicht möglich war, die beiden Verfahren so zu gestalten, daß eine Verwechslung der beiden Krankheiten durch die Untersuchung de« Blutes vermieden werden kann. Die Zirkus Busch-Krawalle vor Gericht. Im wei teren Verlauf der Verhandlung vor dem Schwur gericht in Berlin bestritten die kommunistischen Angeklagten, sich irgendwie strafbar gemacht zu haben, insbesondere behauptete Abraham, er sei rein zu fällig (!) an dem Zirkus vorbeigekommen und in die Menschenmenge hmeingezogen worden. Während Staatsanwaltschastsrat Dr. Grau auf Grund der Beweisaufnahme das Schuldig im Sinne der An klage beantragte, plädierten die Verteidiger auf Freisprechung mangels genügend aufgeklärten Sach verhalts. Dem Wahrspruche gemäß wurden die An geklagten des einfachen Landfriedensbruches für schuldig erklärt. Entsprechend dem Antrag des Staatsanwalts wurde Wandke zu acht Monaten und Abraham zu sechs Monaten Gefängnis ver urteilt. Jedem der Angeklagten wurden vier Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet. Verlegung der Elausthaler Bergakademie. Die Stadt Goslar strebt mit all ihren Kräften eine Verlegung der Elausthaler Bergakademie nach Goslar an. Sie hat zu diesem Zweck eine eingehende Denk schrift voryelegt und ist in Berlin in persönliche Ver handlungen mit den einzelnen Ministerien getreten. Die Prosefforenschaft von Clausthal befürwortet die Verlegung der Akademie nach jeder Richtung und hat auch ihrerseits Vertreter nach Berlin entsandt, um auf das Ministerium einzuwirken. Die Not der Städte. Die Schließung des Schlacht hoses in Tangermünde, die von der Stadt be schlossen war, ist vom Landrat im gesundheitlichen Interesse vor Eintreffen der Genehmigung des Regierungspräsidenten in Magdeburg untersagt. Eine Doppelhlurichtuug. Eine Dopvelhinrich- tung wird in den nächsten Tagen in Pilsen voll- zogen werden. Zwei madjarische Soldaten, die in der Slowakei eine Reihe von Raubmorden verübt hatten, werden im Hofe des Krcisgerichte» hingrrich- tet werden. » Automobil-Piraten In dem letzten halben Jahre hatte sich in Berlin eine eigentümliche Art von Dieberei ausgebildet. Es wurden mit besonderer Vor liebe -Luxusautomobile von der Straße «eg oder auch aus erbrochenen Garagen ge stohlen. Wenn die Einbrecher Zeit hatten, brachen sie auch gleich in der Garage die wertvollsten Teile, die Lichtanlagen und dergleichen heraus und ließen den Wagen stehen. Sonst fuhren sie mit ihnen von der Garage oder von der Straße weg in die Umgebung Berlins, nach dem Grüne wald usw. und montierten sie dort ad. Erst kürzlich wurde dem Fürsten Blücher von Wahl statt aus Alt-Müadit ein Wagen im Werte von 00 Millionen gestohlen und zerstört in der Nähe der Landjägerstation im Grünewald auf gefunden. Dem Sonderdezernat der Berliner Kriminalpolizei gelang es jetzt, diese Diebstähle aufzuklären und 7 Mann hinter Schloß und Reigel zu bringen. Die Diebe hatten für ihr Treiben den Privatchaufftur einer hiesigen Fa brik gewonnen. Sobald sie eine Garage ausge- kundschaftet oder einen Ort zu einem Straßen diebstahl gefunden hatten, bestellten sie den Chauffeur für die Nachtzeit und ließen ihn mit seinem Wagen in der Nähe halten. Gelang der Einbruch, so wurde die Beute sofort aufge- laden. Mußte man den Wagen draußen ab montieren, so fuhr der Chauffeur mit seinem Wagen mit hinaus, um die Beute nach Berlin zu schäften. Die Diebe waren alle mit d-M Automobilwesen vertraut. Fast eine Milliarde Mark Brandschaden. Der durch den Scheunenbrand in der Domäne Biendors entstandene Schaden beläuft sich auf 980 Millionen Mark. Raubüderfall tu Dresden. Am 7. März abend» gegen 9 Uhr wurde auf dem Bismarckjsiatz in Dresden einer Bankbeamtin die Aktentasche mit einem kleinen Geldbettage entrissen. Auf ihre Hilferufe kamen Arbeiter hinzu und nahmen den Räuber nach langer Verfolgung fest. Auf der Polizei wurde in ihm ein Schuhmacher Robert Hammer festgestellt, und er gab an mittellos zu sein und keine Arbeit zu haben. Deshalb habe er sich auf dem Bismarckplatz auf gestellt, um eine ihm geeignet erscheinende Person, bei der er Geld und Wertsachen vermutete, zu be rauben. Fassadenkletterer au der Arbeit. Ein selbst in unserer Zeit ungewöhnlicher Einbruch wurde tn Berlin in dem Hause Burggrafenstraße 19 verübt. Die Verbrecher kletterten an der Fassade auf den Balkon des ersten Stocks emvor, drückten eine Scheibe der Tür ein und verschafften sich so Eintritt in eine große Wohnung, deren Insassen in den Hinterräumen schliefen. Sie schlossen die Schlafen den ein und räumten dann 5 Dorderzimmer au«. Im ganzen erbeuteten die Diebe für 60 Millionen Mark. Ueberschwemmuna iu Venedig. Die aus Venedig berichtet wird, ist infolge des starken Schirokkos und der Flut das Meer in die tiefer gelegenen Teile der Stadt eingedrungen. Der Markusplatz wurde vollständig überschwemmt. volle dunkle Gewalt, sie ist ihnen auch nicht mit un begründet romantischem Glanz umwoben. Nur diese Frauen sind imstande, zeitgemäß zu denken. Glücklich, wer eine solche sein eigen nennt! ni, nii im» SO. Geburt»««- Jak»b Wasser»«««» 0. März) erscheint eine Monographie über Dichter der „Renate Fuchs", de» „Gänse- ,Christian Wahnschasfe", die Julie Wassermann- r, geschrieben wurde. („Jakob Wasser nd sein Werk", Deutsch-Lesterreichischer den Dichter der „Renate Fuch^ Männchen", und des von seiner Gattin, I Speyer mann m.. ..... . Verlag, Wien und Leipzig). Dieser au» der Lebensnähe gesehenen, in intimster Kenntnis seines Werks und Wesens entstandenen Studie kommt eine weit größere Bedeutung zu al» der literarischen Berufskritik. In der Einleitung be gründet Julie Wassermann-Svehec ihren unall- täglichen Versuch, über da- Werk de- Gatten zu schreiben, mit folgenden Worten „Da- lebendig« Wort, die lebendige Stimme, die mir durch lange Jahre hindurch die Entwürfe der Werke von dem Uralanz der ersten Konzeption an vermittelten, und weiter in allen Studien und Stufungen einer unermüdlichen Arbeit, muß eine Einsicht zeugende Kraft besitzen. Fest glaube ich, verpflichtet zu sein, ckt für mich zu bebalten, wa- in höherem Sinn cht mein Eigentum ist, sondern Schicks« l-gabe." Da» Buch enthält außer einem kurzen, von vielen persönlichen Aeutzerungen de- Dichters durchsetzten Lebensabriß eine literarisch wertvolle Würdigung seiner Werke und den Versuch einer Darstellung seiner Lebensanschauung Sehr hübsch und charakteristisch für Wassermann- abschätzige Wer tung de- Gelde- ist die folgende Anekdote seiner Werbung: Der zukünftige Schwiegervater, der angesehene Kaufmann und kaiserliche Rar «l-ert Speyer tn Wien, fragte den jungen Dichter etwa- barsch: „Und wa- ist Ihr Einkommen?" „Mit Sicherbeit keine 10 Heller", antwortete der Dichter. Da bricht der alte Herr tn schallende» Gelächter au» unh^sagt vergnügt: „Tie Ehrlichkeit gefällt mir, St« sind mein Mann!" Vedekind-Ur«ufführ«»g t» München. Au» Mün- chen schreibt unser Tbeaterreftrent: Auf der Such« nach wirksamer Sensation kamen bi« Münchner Kammersptele diesmal zur Pantomime. Sie ließen sich von Friedrich Holländer, dem Foxttott-Kompö- nistrn, eine lediglich gut illustrierende Musik schreiben, von Otto Reigbett den geeigneten Rahmen, von Lotte Pritzel lustige Kostüme entwerfen uuo stellten den an Einfällen reichen Forster-Larrinuga an» Regiepult: also war die Voraussetzung gegeben mit Trara einen Wedekind aus der Taufe zu heben. Die „Kaiserin von Neufundland", der Blondine Edinger entzückende Mimik und Beweg lichkeit gab, ist ein Weibchen echt Wedekindscher Ob servanz, wenn auch Vorbild oder Abbild nur ihrer Schwestern, die vom Dichter im Worte gestaltet wurden. Krank und unlustig sucht sie Heilung beim Manne; der Dichter, der Erfinder, der Soldat, di- um sie werben, können sie nicht kurieren: der Mann an üch, der absoluter Ausdruck physischer lieber- legenheit ist, muß ihr Geliebter werden. Die Muskeln des „stärksten Mannes der Welt" triumphieren über Geist und Schönheit. An de» Athleten, des Prinz gemahls Kraft berauscht sich die kleine Kaiserin brs zum Wahnsinn, der den sauberen Liebhaber veran- laßt, au» der Narretei in die Wirklichkeit seiner Welt, die Dirnen-Kaschennne zurückzuwandern. Hier trifft ihn die Gemahlin entkräftet an, worin die Zar:« den Grund hat, ihr goldene» Haar zum eigenen Henkersttick werden zu lassen. — Da» Wedekindsche Szenarium ist wettvoll, solange seine Wirkung im ersten und dritten Bild im Grotesken beruht. Dre Aufführung wurde mit großem Beifall ausgenom men. Den deutschen Bühnen en: neues Zugstück als Ersatz für ftarnönsche Unterhaltung"«»^«' Klei»« Theattrnotize». Der Oberregisseur des Wiener Operntheater» Professor Wymetal ist nach langjähriger erfolgreicher Tätigkeit von seinem Posten zurückgetteten. An seine Stelle wird vom Dezember 1S23 an der Oberregiffeur der Karls- ruher Oper Josef Turn au neben Runge Vie Opernregie führen. — Au» Dresden wird gemeldet: Mit Kammerfänger Richard Tauber, der noch bis zum SV. April beurlaubt ist, ist rin neuer dret- lährtger Vertrag abgeschlossen worden, der ihn in jedem Jahre für einen Teil der Spielzeit an Dresden bindet. «»» be« rbetteeburecm-l <«lte« Ldeater). We«,n der BarderetNmg«, »ur Neumsteucccung von Kauft II. Lei! beginnen die vorfteluicaen «m Wien rheaier do« rirn-caa de« 15, »Sn. bi» ttnfchtie-Nch welche Haarfarben bevorzugt die Modedame? Ein Berliner Fachmann plaudert au» der In dustrie des „falschen Wilhelm" folgende Indiskre tionen aus: Die Haarfarbe wird vielfach durch die Mode bestimmt und keineswegs nur durch die natürliche Beschaffenheit de» Haares der Käuferin. Da wir augenblicklich über eine reichliche Anzahl von Film stars in „Goldblond" verfügen, tst dies« Farbe ehr begehrt. Auch kastanienbraunes Haar st sehr begehrt. Goldblond und Lendrs, also Asch farben, kosten im Großhandel in Mengen von zehn Gramm und in einer Länge von 25 Zentimetern 1000, in 50 Zentimetern Länge 3600 und 70 Zenti metern Länge 6000 ^t. Mit der Länge steigt also der Preis unverhältnismäßig, ähnlich wie beim Brillanten bei zunehmendem Gewicht. Dieses Gold blond und Aschfarben ist aber nicht naturfarben, sondern gebleicht und gefärbt. Weißgebleichtes Haar kostet in den drei genannten Längen 1200, 4400 und 7600 -4t. Sehr starke Verwendung findet weißes Büffelhaar. Weil ungebleichte», weißes Frauenhaar zu teuer ist, wird Büffelhaar viel in Zöpfe gemischt. Am meisten Verwendung findet es allerdings zur Herstellung weißer Perücken. Es kosten je 10 Gramm in den drei Längen 2000, 3000 und 3800 .1t. Haare werden „kursgesichett" gehandelt, das heißt, der Preis wird auf einer Dollarbasi» von 10000 ^t angestcllt. Je nach Steigen und Fallen de» Dollars erhöht oder ermäßigt er sich. Wieviel muß nun aber die Konsumentin kür ihr falsches Haar bezahlen? Da» hängt natürlich von der Friseurfirma ab, die die Haararbeit kon- fektioniert. Im allgemeinen soll zum Beispiel «in ' Zopf so viel Gramm wiegen, wie er Zentimeter lang § ist. Ein Zopf also von 60 Zentimeter Länge und 60 Gramm Gewicht stellt sich im Ein elhandel.augen blicklich auf 25 000 bi» 30 000 ^t. Etwas Besonderes kann mgn aber dafür noch nicht verlangen. Extra- färben kosten schon 45 000 -4t. Am alletteuersten ist ein Zopf aus naturweißem Haar, der nicht unter 150 000 -4t geliefert werden kann. Kostet doch do» Kilo naturweißes Haar im Großhandel 850 000 -4t. Dabei ist es kaum erhältlich, weil jede Menqe dieses Haares von englischen Händlern ausgenommen und mit jeder verlangt«« Summe bezahlt wirb.
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