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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230308
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-08
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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I pormertzlsg, Ära S. Hgesherickt Uebsrmützige Preise 1r tzolels? Die Prei»prüf»ND«stül, Sechzig schreibt »»: Die Preisprüfimgssteüe hatte vor Beginn -er gegr,:- wärtigea Mess« di« Vertreter de« Gastwirt»- und Kaffeehaus - Gewerbe» dringend davor gewarnt, während der Messe Preise zu berechnen, die das durch di» erhöhten Unkosten bedingte Maß über schreiten. Trotz der Zusage der Vertreter der Gewerbe, den Wünschen der Preisprüsungsstelle möglichst Rechnung tragen und auf die Verbanden,itglieder entsprechend eiawirken zu wollen, find in den letzten Tagen so wohl in Hotel» für Zimmer al» auch in Wein- und Bterwirtschaften und in Kaffeehäusern für Speisen i:g- Getränt« Preisforderungei» gestellt worden, von denen man nicht mehr weiß, ob man sie ernst nehmen s-ll. Die Prelrforderungen sind in vielen Fallen so unerträglich und sie erscheinen so willkürlich, daß unter den Meßbesuchern und den auch »nährend der Messe auf die Gastwirtschaften angewiesenen Leip ziger Einwohner sehr stark die Meinung sich gebildet hat, daß es bei den Preisen auf eine Ausnutzung der Fremden abgesehen sei. Leider wird diese Auffassung meist nur in Klagen in Bekanntenkreisen zum Ausdruck gebracht. Damit darf es aber nicht sein Bewenden haben. Wenn die Preisprüfungsstelle übermäßige» Preisforderungen cntgrgentreteo soll, ist e» notwendig, daß ihr von denen, die sich geschädigt fühlen, konkrete Falle mit geteilt werden, wie das schon in größerer Zahl ge schehen ist. Die Preisprüfungostelle wird allen sol- chen Fälle» nachgehen und überall dort, wo über mäßige Preissteigerung vorliegt, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten. Weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit. Die Entwicklung de» deutschen Arbeit-Markte» hat im Januar nach den jetzt vorliegenden amtlichen Ziffern eine wettere bedeutende Verschlechterung gebracht. Die Zahl der unterstützten Erwerbs wien im Reich ist von rund 8b000 aus 144000 gestiegen. Kür 2 Millionen Marl Ltahlware» gestohlen. Au» dem Zwischenstock de» Meßhause» „Handel-Hos" ist am 28. Februar oder 1. März eine Kiste mit Mustern von feinen Stahlwaren, wie Messer und Scheren verschiedenster Art, im Werte von etwa 2 Millionen gestohlen worden. Die Kiste war mit Bandeisen beschlagen, hatte ein Vorhängeschloß und trug da» Signum -.. k. 100 (oder 101). Hilfe au» De»tsch-Oefterretch. Der verband der Kriegsblinden Oesterreich-, « v. in Wien, der nur ca. 300 Mitglieder »Shlt, hat seiner deutschen Brudero lanisation, d. Bund erblindeter Krie ger, e. L Sitz Berlin, z.nit Besten seiner im alten und neuen besetzten Gebiet wvynenden Mitglieder den für seine Verhältnisse sehr ansehnlichen Be trag von 600000 M überwiesen. Stuhrkinder für vraunschwe'*. In diesem Monat sollen etwa lbOOO Ku.aus dem Ruhrgebiet nach Braunschweig kommen. Tie FlüchtlingSsürsorgestelle vom Roten Kreuz wird die Unterbringung der Kinder auf dem Lande übernehmen. In den Ortschaften de» Kreises Gandersheim sind schon seit einiger Zett Kinder aus dem Ruhrgebiet in Pflege. Ein Hnnd, der pascht. Die Finanzwach« an der sächsischen Grenze lauerte auf einen Hund, der regelmäßig sehr auffallend über die Grenze lief und von dem man wußte, daß er verschiedene Wertsachen herüberbringe. Schließlich wurde der Hund erschossen. Um seinen Kö per fand man sieben Meter schwere Seide gewickelt und im Maule hatte er ein Päckchen, in dem sich acht Paar Damenflorstrümpfe befanden. Nach dem Eigentümer des Hundes wird gefahndet. Der Hund war so klug, daß er schon von weitem allen Finanzwächtern auSwtch. Lelprlger ULLäel-xettaag «r. SS S Tagung sächsisch« PolksbtbliGhekare. Am Montag, den l2„ und Dien»lag, de« »tz.KebmWk, veranstaltet die Landesfteve für freie» LoijkG btldungSwesen im Ministerium de» Kultus ünd öffentlützeu Unterricht» im Stodtdertzrdneten- Sitzungssaal de» Neuen Nathaufe» tu Leipzig eine Zusammenkunft sächsischer Bolksbibliothekare. Am 12. März 10 Uhr spricht Direktor W. Hof mann über „Die volkstümliche Bücherei". 4 Uhr: Besichtigung der städtische» Büchertzaüanf a» schließend Aussprache Am 13. März, 9 Uhr, spricht RegterungSral Dr. Mich Über „Zur Organisation des sächsischen volksbachereiwesens". Daneben Fachausstellung der Bolksbibliothekare. Die Tagung bient u. a. d«m Zweck, die öffent liche Meinung auf die Wichtigkeit volksbildnerischer Arbeit hinzulenken. Patriotismus oder Eifersucht? Eine Anklage wegen Totschlags mit politischem Hintergrund wird das in diesem Monat zu sammentretende Th ürtngtsche Schwurgericht beschäftigen. Die Anklage richtet sich gegen den Kaufmann Pommer aus Arnstadt In der Nacht zum 29. Oktober 1922 hatte der Technikerverband „Cimbriä" in Arnstadt im allgemeinen Gast zimmer eine- Lokales seine Kneipe. Im Lauf« de- Abends wurde „Deutschland, Deutschland über alles" und das Hakenkreuzlted der Ehrhardt- Brigade gesungen. In das Lokal kam auch der Kaufmann Pommer mit seiner Geliebten und deren Freundin. Al» da- Hakenkreuzlted an gestimmt wurde, entfernte er sich, wurde aber auf der Straße von dem Techniker Strauß zur Rede gestellt, warum er bei dem Liede „Deutsch land, Deutschland über alle-" sitzen geblieben sei- Pommer erwiderte, daß die» nicht der Fall ge wesen sei, da er während de» Absingen» diese» Liedes gar nicht im Lokal anwesend gewesen wäre. Es entstand darauf ein« Schlägerei, in deren Verlauf beide Männer zu Boden sielen. Pommer war über den Vorfall so erregt, daß er seinen Revolver zog und au» kurzer Entfernuna einen Schuß abgab, der Strauß tödlich traf. Pommer behauptet, daß «r in Notwehr und daß Strauß nicht aus patriotischen Gründen, sondern au» Eifersucht gehandelt habe. Sin Patenkind Goethes in Wien gestorben In Wien ist die Witwe des Hofrars und Rechts lehrer» Professor Demel tu-, Frau Ottilie De- meltu», im 93. Lebensjahre gestorben- Sie stammte au- Weimar, war die Tochter von Goethe» Leib- arzt Dr. Bogel und ein Patenkind Goethe-, der sich bei der Dause durch seine Schwiegertochter Ottilie vertreten ließ, nach der die Verstorbene auch ihren Taufnamen erhalten hat. Hi»richtu»g «tue» Doppel» örver». Im Kölner Gefängnis wurde am Dienstag früh der Düsseldorfer DoppelmSrder Hob hingerichtet. Hob hatte seinerzeit in Düsseldorf einen Einbruch verübt, bei dem ec von Polizeibeamten über rascht wurde Er schoß einen der Beamten nieder und verwundete einen zweiten so schwer, daß auch dieser bald darauf starb. Wieder ein Diebstahl i« Goethe-National museum. Unser Weimarer Korrespondent drahtet uns: DaS Goethe-Nationalmuseum ist dieser Tage zum zweiten Male um einige Stücke seiner Schätze beraubt worden. Zum Glück fielen den Dieben keine an sich wertvollen Gegenstände in die Hand. Der Verlust ist nur insofern zu bedauern, als es sich dabei um Kunstgegenstände aus dem Besitz Goethes handelt. Die Diebe entwendeten aus dem Deckenztmmer außer einem ca. 30 Pfund schweren Bronzeabgutz der Säule von Igel eine kleine Sepia-Zeichnung vön Ferdinand v. Kobel. — Zu gleicher Zeit ist es gelungen, einen anderen Museum-dtedstahl auszuklären: Die dem Jenaer Museum gestohlenen Silbermünzen wurden seiner zeit in Erfurt von einem Mann verkauft, der sich Student Wahrenberg nannte und in Berlin, Würzburg usw. studieren wollte In Würzburg gelang e» den Wahrenberg al» einen Kaufmann Held zu ermitteln. Er befindet sich zurzeit in Mehlis wegen gleicher Diebstähle in Unter suchungshaft. Der Reichspräsident in Leipzig Eröffnung -es «eitsiughafens Mockau s Uhr morgen». Di« weite Rasenfläche auf der Mockauer Flur entlang — von nun an Weltflugpasea genannt — reiten «in paar Polizisten, um das Le- lande zu inspizieren. Ein Flugzeug taucht am Hort, »ont auf: senkt sich in großem Bogen zur Erde und stoppt. Gin, zwei Passagiere entsteigen der Kabine, gehn Minuten später — «in zweite» Flugzeug! E» stellt sich neben da» erste. Rach und nach bildet sich eine Reihe von sechs Aeroplanen. Dann werden noch einige au» den Hallen geschoben. Eine Stund« danach landet ein Flieger. Er ist von Südostrn gekommen und führt den sächsischen Ministerpräsidenten Duck mit sich. Der Ober bürgermeister der Stadt, Dr. Rothe, heißt ihn willkommen. Händeschütteln, Hütelüften I Dann wieder geduldiges Warten. Wieder vergeht eine Stunde. Endlich tauchen die fehlenden Eindecker auf. Da» Flugzeug de» Reichspräsidenten hatte — wie nachher bekannt wird — einen falschen Kur» eingeschlagen und war irrtümlicherweise in Dessau ntedergegangen. Mit «instündiger Verspätung erfolgt gegen All Uhr die Landung in Mockau. Mit Ebert steigen auch einige Ministerialdirektoren, darunter der Reichswirt- schoftsminister Dr. Becker, aus der Kabine. Oberbürgermeister Dr. Rothe ergreift das Wort: .Ich heiße all die werten Gäste willkommen!" sagt er etwa, .und spreche meinen Dank au» für da» Wohlwollen der Reichsregierung gegenüber dem Projekt eine» Leipziger Weltflughafens." — Und kurz schildert er die Entstehungsgeschichte des Flug platzes, der vor zehn Jahren errichtet, während des Krieges zu Militärzwccken benutzt wurde, um dann nach dem Frieden a. lange Zeit hinaus zu ver kümmern. Dor einem Jahre wurde aber da« Der bst, in Deutschland Flugzeuge zu bauen, aufgehoben. Sofort gingen Handel und Wirtschaft daran, den alten Flugplatz neu einzuweihen und zu gestalten. .Damals war e» nur eine vorläufige Einweihung," führte Dr. Rothe aus, »heute ist es die offizielle in Gegenwart der Vertreter de« Reiches und des Frei- staute« Sachsen." Der Oberbürgermeister gibt weiter der Hoffnung Ausdruck, daß der Mockauer Flugplatz bald zu einem der größten zentralen Flug plätze in Deutschland sich entwickeln möge. Er dankt dem Reichspräsidenten für sein Erscheinen und bittet um Unterstützung des Reiches. Nach seiner Rede bringt Oberbürgermeister Dr. Rothe ein Hoch auf das Vaterland aus, worauf die Versammelten in das Lied .Deutschland, Deutschland über alles" einstimmen. Als zweiter Redner ergriff der Vizepräsident der Handelskammer Volte das Wort. Auch er hofft, daß mit dem Aufstiege des Vaterlandes auch das Flugwesen nicht nur eine nationale Sache, sondern eine internationale Angelegenheit würde. In seiner Erwiderung dankte der Reichspräsident den erschienenen Vertretern der Regierung, des Handels und der Wirtschaft für ihr Willkommen. Er verspricht die Unterstützung de» Reiches. Das Reich wird es sich zur Aufgabe machen, den Weltflughafen al» einen Teil des deutschen Flugwesens zu unter stützen. Mit dem Wunsche, daß die Ausgestaltung des Flughafens so bald wie möglich vor sich geht, schloß der Reichspräsident. Damit ist der Akt in Mockau beendet. Es folgt die Fahrt de« Präsidenten zum Rathaus. Der Empfang lm Neuen Rathaus Der auf 10^ Uhr angesetzte Empfang verzögert« sich um eine reichliche Stunde. Kurz vor >L12 Uhr trafen die Gäste ein. Inzwischen hatten sich im Herr- lichen Ratssitzungszimmer Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden eingefunden und unter- hielten sich mit den Vertretern der Industrie und des Handel» lebhaft über die Mesi«. Nach kurzer Vorstellung begrüßte Oberbürger meister Dr. Rothe den Reichspräsidenten und Vie 1 anderen Herren. Dr. Rothe betonte, es gereiche der Stadt und der Meße zur besonderen Ehr«, da- ge rade jetzt eine so stattlich« Schar Gäste nach Lerpzcg komme, denn e» sei eine der Meßen, di« unter den schwierigsten Situationen abgehalten werde. Wohl standen frühere Meßen unter de« Zeichen fetndiichcr Besetzung, unter Krieg und Not, niemals aber unter Umständen wir jetzt, wo wir keinen Krieg führen, aber doch den Feind im Lande haben. Den Kämpfern an der Ruhr müße man — ohne hier politisch z» werden — die Sympathien aussprechen. Der Oberbürgermeister hebt dann hervor, daß e« einer großen Anzahl Aussteller durch die Abschnürung nicht möglich war, zur Meße zu kommen, erwähnt di« neuen nationalen Meßhäuser und da« Hau» der Elektrotechnik und schließt mit dem Wunsche, daß die Meße beitragen möge, daß Deutschland und da» deutsche Volk durch die schwieriaste Zeit der deutschen Krise hindurchkommen und daß sie zu« Segen der deutschen Wirtschaft wirken möge. Der Direktor de» Meßamte», Dr. Kohler, gad einen Ueberblick über die Entwicklung der Leipziger Meße und drückte seine Befriedigung au», daß trotz finanzieller und anderer Schwierigkeiten, die dl« Meße nach dem Kriege zu überwinden hatte, di» Zahl der Aussteller wieder einen Höchststand erreicht habe. Besonders erfreulich sei es, daß auch das Ausland wieder Vertreter in großer Anzahl end' sankt habe, die sich davon überzeugen könnten, dotz trotz Ker Abschnürung de» wichtigsten Rohstoffgebiet» die Erzeugung von Ferttgfabrikaten in Deutschland weiter ihren Gang geht. Zum Schluß wie» der Redner auf die Bedeutung der Propagandatätigkeit de» Meßamre» hin, die w erster Linie die deutsche Volkswirtschaft, aber eben sosehr den Handelsverkehr aller Völker fördere, dte an der Meße teilnehmen. Im Namen der sächsischen Regierung sprach dan» Ministerpräsident Vuck Auch Sachsen nimmt Teil am friedlichen Wett bewerb der Völker. Die Leipziger Meße, da» Schaufenster der Arbeit, zeigt den Willen und Den Wunsch des deutschen Volkes zur Arbeit und sein« Kraft zur Lebensfähigkeit. Sie berechtigt zu der Hoffnung, daß der Wca trotz aller Bedrängnisse ver Gegenwart aufwärts führt, und beweist, daß da» deutsche Volk ein friedliebende» Volk ist und für alle Zukunft bleiben wird. Auch wir wollen zeigen, daß wir den Blick aufwärt» und vorwärt» ächten. Im Auftrag und Namen de» Reichspräsidenten wie im eigenen Namen dankte Reichswirlschaits- Minister Dr. Becker für die Einladung und Be grüßung und führte dann u. a. aus: Es ist uns nicht leicht geworden, den Mgesaote» Besuch Ker Messe diesmal auszuführen. An Ryei» und Ruhr stehen unsere Brüder sert zwei Monate« in schwerstem Kampf. Wenn wir trotzdem hierher gekommen sind, so geschah e», weil die Reichs- regierung damit von neuem zum Ausdruck bringe» wollte, wie eng da» politisch« Schicksal Deutschlands mit dem Schicksal der deutschen Wirt schaft verbunden ist. Ihre Ausstellung wird uns und wird der Dekt zeigen, daß die deutsche Wirtschaft auch im letzte» Jahre wieder erhebliche Fortschritte gemacht hat. Das Ausland schaut unserem zähen Kampf mit Neutralität zu. Wir haben es indes nachwerad« verlernt, unser Vertrauen auf fremde Hilfe zu setzen. Die Leipziger Frühjahrsmesse soll uns und soll der Welt zeigen, was die deutsche Wirtschaft aus sich heraus zu leisten in der Lage ist; Nach der Begrüßung besichtigten der Reichs- Präsident und die übrigen erschienenen Besucher unter Führung die Anlagen der Meße, insbesonder« da» neue Hau» der Elektrotechnik. Ein Mittagessen in der „Harmonie" schloß sich an. Der Nachmittag war wieder der Besichtigung der Meß« gewidmet. Am Abend findet im Palmengarten ei» von der Zentralstelle für die Mustermesse arrangier ter Abend statt. Mein Mann - meine Zrau «nlStziicv de, »Uen« gkMVtet- de« Ehepaare» Pallrnberg-Massar» bringt das Neue Wiener Tag blati folgende Aeutzerunsen der beiden tttlnstler Weretncuidcr. Max Pallenberg Don frttrl Einfach ist es natürlich nicht, zu fragen, wie ich über meinen Mann denk«. Ich lauf« dabei sicher Gefahr, für parteiisch gehalten zu werden. Aber ich selbst glaube, daß ich eine gar nicht so befangene Beurtetterin des Schauspieler» Pallenberg bin, denn — und das weiß ich selbst am besten — ich «eine, daß ich durchaus nicht nachsichtig, sondern sogar oft sehr streng bin. Mein Mann — mm, ich halt« ihn mit einem Wort für — einen sehr guten Schauspieler. Ich habe oft im Theater über ihn sehr gelacht, und trotzdem ge- fällt er mir in den ernsten Rollen weit besser, und ich möchte ihn am liebsten auch nur in ernsten Rollen sehen. Den stärksten Eindruck hat auf mich sein .Rappelkopf" gemacht. Zum erstenmal hab« ich meinen Mann in Wien gesehen. Ich sprach ihn dann noch in der Garderobe und sagte ihm: .Sie gehören nach Berlinl" Einige Zeit nachher feiert« er schon seine ersten großen Er folg« bei Reinhardt. Was ich noch feststellen muß: Ich verdanke meinem Mann sehr viele Anregungen und glaub«, ihm auch die eine oder die andere gegeben zu haben, so daß ich auch aus dem etwa» engen Gesichtswinkel des künstlerischen Dorwärt»kom«eu» unser« Eh« nicht be dauere. Alles Nachteilige, was ich Ver «ei»« Ma»» z» sagen hab«, verschweig« ich wöhlweiskich, da ich eben hörte, daß auch er sagen soll, wie er über mich denkt, und ich in ihm nicht gerade bet dieser Gelegenheit kritische Revanchegelüste erwecken «ächte . , Fritzi Massarq Don Ich soll Ihnen sagen, was ich von Fritzi Massary halte? Vor allem: daß sie meiner Ansicht nach für dte Operette ganz und gar nicht taugt. Sie ist — Gott sei Dank! — weder eine .Sängerin", noch eine .Soubrette". Sie sprengt den Rahmen der Operette und gibt mehr als diese zu geben pflegt. (Ich selbst spiele mit Leidenschaft in Operetten, allerdings in klassischen Operetten. Aber find klassische Operetten überhaupt Operetten?) Nun: ich will das im übrigen durchaus glückliche Verhältnis, das meine Frau mit der mo dernen Operette verbindet, nicht als eifersüchtiger Ehemann mit bösen Blicken verfolgen. Ich freue mich, wenn erst die Massary solch eine Operette menschlich und künstlerisch .macht", daß sie eine Lust- spielatrnowhüre schafft, die die — Operette vergessen macht. Einen Eindruck, den fi« übrigen» auch aus Ausländer übt, die kein Wort Deutsch verstehen, so kürzlich auf englische, französische und sogar russische Theaterleute, die sie stsnte peäe zu Gastspielen in ihre Länder führen wollten. Diesen also durchaus internationalen Lustspielton in die deutsche Opcrett« gebracht zu haben, scheint mir ihr Verdienst zu sein. Und so ergibt sich eigentlich das Merkwürdige, daß die Operette, ihre Operette, heute nach verfeinerten Formen, nach ausgeglicheneren Heiterkeiten strebt, während .mein" Drama, das moderne Sprechstück, dem ich dien«, neu, revolutionär, grotesk wird, lind nun frag« ich Sie: muß das nicht eine glücklich« Ehe geben? G« Kamps m» Friede««,»» Tuberkulose- «ittel. Au» Berlin wird uns gedrahtet: Die Diskussion über Wert oder Unwert de» Friede- maurischen Tuberkulosemtttels hat nunmehr einen sozusagen amtliche» Abschluß gefunden. Der preußische Landtag hatte tm Dezember die Regie rung ersucht, emen Ansschutz au» namhaften Per-te» einprsetzen, daß uWer Zuziehung Professor Ariedermurn- rmt -er Prüfung de- Mittel» zu betrauen sei. Die Arbeite» d»» Au-schusse» sind setzt abgeschlossen. Has Gutachten lautet dahin, daß da- Friedemann - Mittel kein souveräne« Mittel gegen die Tuberkulose sei. Der Ausschuß verkenn« aber nicht, daß Beobachtungen vorliegen» dte da» Mittel bet der Behandlung Tuberkulöser al- wertvoll erscheinen lassen. In welchem Umfange da- Mittel angewandt werden kann, müsse durch die wettere ärztliche Erfahrung fest gestellt werden. Bon Wichtigkeit ist die Feststellung de- Urteil-, daß nach übereinstimmender Ansicht der Gutachter da- Mittel unschädlich ist. -au» Net«««« i« Prag. Ueber den großen Erfolg, den Han- Reimann- Vortrag-abend in Prag hatte, lesen wir tm Prager Tagblatt: Dte „Urania" hatte einen Rekordbesuch. Reimann dürst« au» der Tatsache, daß er mit diesem, ihm fremden Publikum so rasch in Fühlung kam, dte Ueberzeugung gewonnen haben, daß er mit Sehn- sucht erwartet worden war, und daß man hier, wie vielleicht auch anderswo, da- Gefühl hat, er sei vielleicht schon der letzten einer, der es ver steht, der Schulmeisterei de» gemeinen Leben- gafienbübisch dte Zunae zu weisen. Auch längst bekanntes bekam m seinem Munde neue Farbe, denn die Sachsen haben bekanntlich keine Schrift sprache- Dann erfuhren gestern auch dte, die e» bisher noch nicht gewußt haben, daß Reimann ein Dichter ist. Er la» drei Kinderschnurren und hätte Mit ihnen auch vor dem höchsten kritischen Forum — vor Kindern — in Ehren bestanden. Hans Rei mann liest am Donner-tag und Freitag im Feu- richsaal („Sächsische Orgien"). SLuber«»- de» italienische, Buchhandel». Der Kamps gegen dte pornographische Literatur in Italien ist, wie au» Rom gemeldet wird, durch die Regierung Mussolini» nach Veröffentlichung einer ministeriellen Weisung an die Polizeibehörden ausgenommen worden. Die Beamten haben einen reichen Beutezug gemacht. Mt Guido de Verona hatte auch «in« Schreibweise unter den jüngeren italienischen Literaten begonnen, dte sich immer mehr von Literatur entfernte. Bezeichnend sind dte Titel einiger solcher beschlagnahmter Bücher: „Fräulein Ohnehemd"; „Erinnerungen einer Oda- li-ke": „Liebeslüste": „Jungfernschaft und Scham gefühl": „Der Keuschheit-gürtel"; „Eocain"; „Teuf- lisch« Liebe"; „Luxu-säugetiere" usw. in bunter Reihe. Auch französisch« Autoren, wie Lamille Peret, Krraban, Margueritte wurden betroffen. Uedrtgen» ist auch der Chevalier Easanowa ge- »wungen worden, seine Memoiren aus den Schau fenstern zurückzuztehen. Dkrinddera von S. A. GoldciNlei-e. Met-a»dan. San»- wirtsLaft von MoruS; Bemerkungen von Windswilv^- Fischer, Manuel, glamincw und Morgenstern: Antworten Vie Entwöhnungskur Don Ein Mann verliebte sich in eine schöne und klug» Frau und sagte es ihr eines Tages. Wie schad«, dachte sie sich, daß er sich in mich verliebt hat! Ich wäre ihm so gerne eine gute Freundin geworden. Wenn ich ihm nun sage, daß er nicht» mehr al« die» von mir erwarten darf, wird er sehr unglücklich sein und ich werde ihn auch al» Freund verlieren. Sie ließ ihm daher die Hoffnung, daß er ihr Her gewinnen könne, und beschloß, ihm langsam sei«« Liebe abzugewöhnen. Verliebte sind aber schwerhörig, und so merkte der Mann nicht, was die Frau damit sagen wollte, wenn sie ihn bei Zusammenkünften stundenlang warten ließ, es siel ihm nicht auf, daß er ihr dl« glühendsten Priese schrieb und sie ihm nie daraus antwortete. Eine» Tage» aber wurde er doch hellsichtig. »Rus« mich morgen, abend» um halb 9 Uhr anl" hatte fie ihn nämlich tag»vorher gebeten und hinzugefügt: „Ich werde ganz bestimmt zu Hause sein." Al» er dann punkt halb 9 Uhr anklingelte, teilte man ihm mit, die schöne Fran sei im letzten Moment zu einer befreundeten Familie eingeladen worden und ließe sich entschuldigen. Der Mann war zuerst sehr verstimmt und legte sich dann bi« Frage vor: „Da» hätte ich getan, wenn mir di, schöne Frau versprochen hätte, mich um eine bestimmte Stunde anzurufen? Ich hätte den ganzen Tag mit zitternder Erwartung verbracht, hätte dte Stunden, die Minuten bi« halb v Uhr abend» ge zählt, hätte da» Zimmer mit Blumen geschmückt und kein« Macht der Erd« wär« imstande gewesen, mich vor der festgesetzten Stunde vom Telephon zu ent- fernen." Und da sah er denn langsam ein, daß r« nicht Liebe sein konnte, was die schöne Frau für ihn i empfand. Ab« g«h«ilt «ar er deahalb noch lang« > uich^ ... .i . . _ E-
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