Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230306
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-06
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ISrr ele ft Euro- Zremier- c Neuen tnehmen Rutsches .* .Per- ritischen betreffs Wohin klich um was sie zu be- O nein! )te, ver- bsichtigt, bezahlt ien des ung die l dieses erlangt, -er jene .-gwerks- Pfänder restchen. Buoget nen er giebiger Metall- Erzeug- Die wird es n, denn ndustric en. Es reich die fgegeben nderung igungen, inehmcn iruch ist itschland wird cs sagen? >en von m nicht mn also soll die llen, bis lan der durch finden, rd wirt- nn man eit vor ir und e statt- rur und ung der rhrkohle > Ruhr- is feiner ter ge- ind in bekannt, t nichts en aus oer- 1 öttiü g einer a Rede >er Zeit r seiner seien ich- - en, und langen, feinem ldS in lenheit. zweier indung )mt in nie des jibt da lismus, :n ging bdaber au des cr Mit- t den ittnusik asinms sauber enenen X. ächsische hnärzt- tdo-ent 123 ab Pro heil- ist eine in der ater.) rn Sr- ! ind - in den itunain Leitt Marz bittet Zeilen: » sind > und herz- ch nur neinen Löfttz. ann, Schau- n das vleovtsg, üev S. LSrr Km ttaffeehaustisch Zehn Mar? find doch heute kein Betrag, — nicht wahr? Und wenn eine Frau mit Ehering einer kleinen schmutzigen Zehn-Mark-Banknote wegen auf Abwege gerät, — ist das nicht er zählenswert? Ein Kaffeehaustisch zur Messezeit. Die Sprachen schwirren durcheinander. Aber dort in der Ecke beim Fenster sitzt ein braves Ehepaar. Eie: sehr hübsch, — er: weniger reizvoll. Aber sie sitzen nicht allein. Ein fremder Herr ist neben ihnen. Er spricht nicht deutsch mit dem Kellner,— das bringt so die Messezeit mit sich. Und die hübsche Frau rät: Schwede? (Und sie sieht blaue Meere und weiße Segelboote.) — Bulgare? — Russe? (O, Sozialisierung der Frauen!!) — Amerikaner? (Keine Landschaft, nur eine große Banknote tritt vor ihr geistiges Auge.) Sie rät hin und her. Der Gatte liest die Zeitung, die Frau blickt träumerisch. Der Fremde sitzt teil- nahmslos da; er versteht nicht Deutsch. In die Phantasien der Frau platzt der bürgerliche Ruf des Gatten: „gaahleen!!* Der Fremde schaut auf, die Dame ihn an. Der Kellner eilt herbei. Der Gatte stopft das Geld wieder in die Brieftasche. Aber da ... . fällt ihm eine Zehn-Mark-Banknote auf den Boden . . . Zehn Mark sind doch heute kein Bettag, — Nicht wahr? Aber der Gatte ist anderer Meinung. Er beginnt die zehn Mark zu suchen. Wird puter- rot . . . kriecht unter den Tisch .. . unter das Sofa Und die Frau ist da . . . und schämt sich und denkt: .Zehn Mark . . . Ameri kaner . . . Schwede . . ., was muß er sich denken? . . . Zehn Mark . . . Felix blamiert mich . . . Pfui! . . . Zehn Mark wegen unter das Sofa zu kriechen . . . Felix blamiert mich immer . . .* Felix liegt unterm Sofa. Die Gattin wagt die Augen aufzuschlagen, — da sieht sie: der Fremde blickt sie an. Er lächelt. Eie lächelt. Er beugt sich leicht zu ihr hin und fragt sie einladend: .Zehn Uhr hier?* Sie nickt.... Der Gatte liegt unterm Sofa. Endlich ist die Banknote gefunden. Pustend kommt Felix hervor. Sie gehen. Der Fremde grüßt teilnahmslos. Er kann nicht Deutsch. Aber er denkt: .Gottes Wege sind wunderbar* Und daß eine brave Gattin einer schäbigen Zehn- Mark-Banknote wegen auf Abwege gerät, das ist doch wirklich . . . Einer riesige« Ealoarsauschiebuvg ist die Polizei in Augsburg aus die Spur gekommen. Bisher wurden ein Schneider, ein Immobilien händler, ein Lehrer und zwei Kaufleute ver haftet. Durch die Verhaftung ist es gelungen, Salvarsan und andere Medikamente, darunter Kokain und Radium, das nach Frankreich gehen sollte, im Werte von mehr als 100 Millionen Mark dem Lande zu erhalten. Sine Dachpappenfabrik eingeäschert. Die Dach pappen- und Teerproduktensabrik De scher in Nos Witz bei Glogau ist infolge einer Explosion im Destillattonsraum niedergebrannt. Ein Werk meister wurde schwer verUundet. Wertvolle Ma schinen und große Mengen von Teer, Benzol und Pappe sind mit verbrannt. Großfeuer. In Bernburg wurde das Kon- fektionShauS Erahn von einem Brande heimge sucht, der einen großen Teil des Warenlager vernichtete. Der Schaden beträgt viele Millionen Mark. — Auf der Domäne Biendorf bei Bern- bürg äscherte Erohseuer ein Speicher-««- mit großen Vorräten, namentlich an künstlichem Dünger, ein, auch landwirtschaftliche Maschinen verbrannten. Der Schaden beträgt »ynähernd MO Millionen Mark. Ser Nasenwärmer Vergwerk-nvgttttk. An der Han».Heinrich- Grube bet Waldenburg erlitten zehn Bergleute durch Benzolgase schwere Vergiftungen, denen vier von ihnen erlegen sind. Der Gol-Liebftahl im Simplontunnel Der Dieb gegen 10 Millionen an» ber -ast enttaffen. Die kürzlich in B e r l i n erfolgte Berhaftuna de- Italiener- Mario Almarettt, eines Schlaf- Wagenkontrolleur» im Konstantinopel-Part». Expreß, der unter dem Verdacht steht, im Januar diese» Jahre» einem Pariser Juwelier im Stmplon- tunnel 44 Pakete zu je drei Kilo achtzehnkarätigen Goldes bet der „Revision" des Schlafwagen- ent wendet zu haben, hat zu einer sehr komplizierten internationalen Rechtsfrage geführt. Da der Diebstahl im Simplontunnel verübt worden ist, so ist e» strittig, ob die Tat in der Schweiz oder auf italienischem Boden auSgeführt worden ist und welche Behörde den AuSlteferungSantraa »u stellen hat. Ferner aber ist es auch zweifelhaft, ob einem Äuslieferung-begehren stattgegeben werden kann, da es sich um einen einfachen Dieb stahl handelt. Der beraubte Pariser Juwelier war übrigens bei einer Pariser Versicherungs gesellschaft versichert und diese hat den Schaden ersetzen müssen, sie war aber bei einer dänischen Gesellschaft rückversichert. Almarettt hatte sich nach Verübung des Raube» nach Deutschland be geben und war hier sehr nobel aufgetreten. In (Stettin hatte er in einem ersten Hotel unter dem Namen eines Engländer» Lawson auf großem Fuße gelebt. Bei seiner Verhaftung wurden ihm noch Millionenwerte abgenommen, während über den größten Teil der Beute kein Aufschluß zu er langen war. Das Gericht hat einem Anträge auf Haftentlassung Almarettt» gestern nach Hinter legung von 10 Millionen Mark Kaution, statt gegeben Spät ergriffener Wilddieb Eine dramatische Wilderertragüdie, die jetzt nach vollen vier Jahren ihren Abschluß gesunden hat, wird im „St. Hubertus" erzählt. Im Februar 1919 wurde zu Ttllowitz in Oberschlesten der Re vierförster Gerlach von einem Wilderer erschossen; man fand ihn tot auf, sein Dachshund hielt neben ihm die Totenwache. In der Brustwunde war ein abgefeiltes Militärgeschoß. E« erfolgten ver schiedene Verhaftungen, aber die Angeschuldigten mußten wegen mangelder Beweise wieder ent lassen werden. Schließlich nahm die Berliner Kriminalpolizei die Sache auf, und der Kriminal- oberwachtmeister Busdorf ermittelte nun, daß der Schlosser Emanuel Luka» die Tat begangen habe. Lukas, der zur Zett de» Mordes in der Nähe von Tillowitz als Soldat auf einem Schießplatz tätig war, war dann verschwunden. Der Beamte ent deckte ihn schließlich im Lautawerk bet Hoyers werda, wo er al» Schlosser arbeitete. Luka» hatte sich in der Trunkenheit einem Arbeitskollegen gegeüber seiner Tat gerühmt, aber ehe BuSdorf ibn fassen konnte, war er abermals über alle Berge. Durch mühsame Nachforschungen wurde er nun in der Lüneburger Heide aufgespürt, wo cr von Wildieberet und Einbrüchen lebte. LlS Busdorf ihn mit einem Landjäger festnehmen wollte, feuerte er sofort auf seinen Gegner, fehlte aber, und nun jagte ihm der Beamte sofort eine Kugel in den Unterleib. Trotz seiner schweren Verletzung schleppte er sich noch 12 Kilometer wett, dann brach er zusammen und wurde ins Kranken haus geschafft, wo er vor seinem Ende den Mord an dem Förster etngestand. vte BnchLre-pfei-e — Vie Zremr-ia -er Männerwelt Kürzlich fragte mich ein t« der Rühe von Kala« geborener Freund: »Was ist jetzt in aller Mund«?* Worauf ich «in grwtsse» politische» Gespräch be ginnen wollte. Lr aber erwiderte triumphierend: .Die Pfeifel* Da» Gespräch hatte sich vor de» Schaufenster eine» Aigarrenladen» entwickelt, in dem ich gerade konstatiert hatte, daß keine Zigarre mehr, auch nicht die kleinste und unscheinbarste, unter 200 Mark zu erstehen sei, während die rauchbaren Ham burger Sorten bei 300 beginnen. — Da» Stück natürlich! Und die Zigarette, die kleine Kapriziöse, die ist nun auch seiltanzerisch auf der Preiskurve bi» zu mindesten» 2ö pro Stück schnurstrack» hinaufgeklettert. Daneben liegen Tabakpackchen in bunter Aufmachung und manchmal auch etwa» bunter Mischung, aber immerhin: die Preise sind er träglich, und man kann sich berechnen, daß jede Pfeife, die man inhaliert, bedeutend billiger ist al» eine Zigarette oder gar «ine Zigarre, und dabei dauert der Derdampfungsprozeß de« Inhalte» eine« Pfeifenkopfe» bedeutend länger al« der der flüchti- gen Zigarette. An der Wasserkante hat sich die Shagpseife, der sogenannte Nasenwärmer, aus England von der see männischen Bevölkerung mit hinübergebracht, schon vor dem Weltkiege stark eingebürgert. Im Kriege selbst wurde die kurze Pfeif« bald populär. Sie er wies sich nicht nur auf Märschen als ein gutes Mittel gegen Durst und Langeweile, sondern wirkte auch anregend im Stellungsttiege, war außerdem leichter zu transportieren, und vor allem auch billi ger al» die Zigarre und Zigarette. Bei den ständig steigenden Preisen der Tabak erzeugnisse, die gegen fremde Valuta airs dem Aus land« bezogen werden müssen, erwirbt sich di« kurze Pfeif« immer mehr Freunde der Männerwelt, und zwar ist es die Holzpfeife, die sich die Welt erobert. Früher wurde di« Pfeife fast allgemein au« Metall oder Ton, später aus Porzellan oder Meerschaum hergestellt. Gegen die Mitte de« vorigen Jahr- hundert» erst wurde eine Entdeckung gemacht: E» fanden nämlich Reisende bei Hirten in den Pyre näen Pfeifen im Gebrauch, die roh aus dem knor- rigen Wurzelholz der dort wachsenden Heidekräuter geschnitten waren, au» denen sich vorzüglich rauchen ließ. Au» dieser Kenntnis heraus entstand eine Pfeifenindustrie zunächst in Frankreich, dann in England und schließlich auch in Deutschland. Da» hier entdeckte Bruydreholz ist also das Wurzelholz einer Heidekrautart, da» in bergigen Ge- bieten des Mittelmeeres, besonder» in Korsika, wächst. Die Bezeichnung einer Pfeife al» Druy^ce- pfeife bedeutet also keineswegs eine Fabrikmarke, wie meisten» angenommen wird, sondern nur den Ursprung de» Holzes. Diese» Holz wachst nicht nach Jahresringen, sondern bildet ein Gefüge von einer feinlinigen Maserung, die beim Polieren in ihrer Schönheit wie kein andere» Holz hervortritt, und beim Rauchen sich immer dunkler und schöner tönt. Neben dieser Zeichnung, Maserung, Struktur und guter Polierfähigkeit, -eichnet sich das Bruyöreholz vor allen andern Hölzern noch durch seine Geruch losigkeit und seine Widerstandsfähigkeit gegen Durchbrennen aus. Die Wurzelstöcke des Vrimdreholzes werden von Landleuten, nachdem die ein bis zwei Meter hohen Wurzeln abgeschlagen worden sind, ausgegraben und zur Aufbereitunqsfabrik gebracht. Als Halbfabrikat« kommen die zersägten und gekochten Pfeifenholzstucke zum Versand. Dann werden sie in der eigentlichen Pfeifenfabrik — in Deutschland gibt es solche in Hamburg, Nürnberg, Köln und Thüringen — mit Maschinen weiterverarbeitet, bis in groben Zügen die Pfeifenform herauskommt. Alsdann wird der Kopf abgeraspelt, geschliffen, alattgearbeitet, und erst nach verschiedenen anderen Prozeduren wird der Rouchkanal gebohrt und die Pfeife mit dem Mund stück montiert, mit Ring versehen und nach der Stempelung versandfertig. Eine guthergestellte Pfeife muß also durch viele Hände gehen, bis sie zur Vollendung gediehen ist. Bei den hohen Rohmaterialpreisen — ein Waggon Holz kostet 60—80 Millionen Mark, ein Kilogramm Brastlhorn für die Spitzenfabrikation 30—40 Mil lionen Mark — und bei den hohen Verarbeitungs kosten ist es verständlich, daß Pfeifen, die noch vor einem Jahre für wenige Mark zu kaufen waren, heute ein Tausendfaches kosten. Die BruyLrepfeife hat sich in Deutschland den Platz an der Sonne erobert und ist auch auf dem Weltmarkt« für da» französische und englische Fa- brikat ein scharfer Konkurrent geworden, nachdem die deutjche Pfeifenindustrie sich darauf eingestellt hat, Qualitätsware zu liefern. Daß dieses Prinzip richtig war, beweist die stetige gewaltige Steigerung der Ausfuhrzahl von Bruydrepfeifen. Nach der alten Regel, daß ein Raucher nicht zum Pfeiferauchen geboren ist, sondern sich dazu erziehen muß, um auf die Höhe des Genusses zu gelangen, muß folgendes besonders beachtet werden: 1. Benutze die Pfeife nie, bevor sie nicht vom letzten Rauchen gut abgekllhlt ist. Geschmack und Haltbarkeit werden sonst ungünstig beeinflußt. Starke Raucher müssen daher mehrere Pfeifen im Gebrauch haben. 2. Nach längerem Gebrauch muß der Pfeife Ruhe gegönnt werden, damit die Kanäle wieder austrocknen. 3. Nach jedem Gebrauch reinige die Pfeife, ent ferne die Tabak- und Aschenreste und blase die Spitze gut aus, damit die Wandungen und Ka näle freibleiben. 4. Laß die Pfeife nicht zuwachsen, sondern schabe sie von Zeit zu Zeit gut aus, damit die Wandungen und Kanäle freiblstben. 5. Sei behutsam in der Wahl des Tabaks; Knaster und Rippen geben zu große Glut und zu heißen Rauch, Zigarettentabak ist vielen Rauchern zu schwer. Mittelschnitte sind am geeignetsten, wenn nicht der versierte Raucher vorzieht, sich seinen Tabak selbst zu mischen. 6. Achte auf da» äußere Aussehen deiner Pfeife zur Erhöhung des eigenen Genusses und zur Freude deiner Mitmenschen. Das Druydreholz in seiner hellen Maserung dunkelt beim Rauchen nach und läßt bei pfleglicher Behandlung die Ma serung in voller Schönheit hcrvortteten; das Nach- dunkeln kann beschleunigt werden, indem man von Zeit zu Zeit den warmen Kopf leicht mit Glyzerin oder sauberem Fett abreibt. Erst wenn diese sechs Regeln beachtet werden, kann der Genuß für den Rancher vollkommen wer den, so daß er die Pfeis« der Zigarre oder Zigarette vorzieht, und dazu in dem Bewußtsein, daß er den Genuß nur mit etwa einem Fünftel bis einem Sechstel des Preises, den er für die Zigarren aus geben müßte, zu bezahlen branck>t. Nuckott Slnzsr (Hamburg) Drahtlose Verbindung Hollaud-Niederlavdisch» Indien. Vor kurzem hat die holländische Reichs- telegraphcnverwaltung die direkte drahtlose Ver bindung mit NiederlSndisch-Jndien ausgenommen. Diese Verbindung gestattet den ersten unmittel baren drahtlosen Verkehr über die ungeheure Entfernung von 12000 Kilometern, der Holland von fremdländischen Telegraphenkabeln unab- ihängig macht. Willst Du, daß Frankreich ewig an Rhein und Ruhr bleibt? Rein! Dann gib znm deutschen Bolksopfer. Spenden nehmen alle DoNanstalten, Sparkassen und Danken an. Dostscdrckkonto: TeuttcheS volk-opfer Leipzig 42LOO — Unser Verla- »ibt Spenden an die Sammlung der Leipziger Handelskammer weiter. Lissi, die Kokotte Kleines Theater Die Sensation dieser Spielzeit? Doch wohl nicht. Ueber hundertmal an den Berliner Rotterbühnen aufgeführt. Traurig genug. Jugendliche unter 18 Jahren haben keinen Zu tritt. Glücklich« Jugend! Sie darf nicht hinein. Klag, de» Kritikers: „O, daß ich doch lieber ein Jugendlicher wäre! Berufspflichten, an Lissi, der Kokotte, ausgeüdt, können hart sein. Indessen, wie verhält sich Llsst, d. K. zu den Gesetzen der Dramaturgie? Di« Zu mutung, daß sie sich zu irgendwelchen Gesetzen irgendwie verhalten solle, würde Lissi, d. K., vermut- lich mit der Aufforderung, man möge ihr. . . man möge sie von der anderen Seite besehen, ablehnen. Auch ihr Autor Herr Geyer wird ähnlich antworten. Je weniger e» nämlich dem gelingt, sich drei Akte lang den Gesetzen der Dramaturgie zu unterwerfen, um so mehr begibt er sich aus jenes Gebiet, auf dem ein andere» Gesetz, da» die Verletzung des Scham gefühl« verbietet, sobald sie gröblich wird, seine Be wegungsfreiheit einengt. In den ersten Akt könnte man noch beinahe seine lieb« Großmutter mitgenommen haben. Um die Großmutter zu schonen hat Geyer sein Stück nicht kurzweg «Liss»*, sondern »Lissi, d^ K.*, genannt. Der zweite ist schon nicht» für die Großmutter und im dritten errötet hin und wieder der Enkel. Der Enkel erkennt nach dem zweiten, daß Geyer mit den Ge setzen ber Dramaturgie endgültig zerfallen ist und fragt sich neugierig: Was wird er im dritten an fangen? Ihm bleibt gar nicht» anderes übrig al» die Verletzung de» Schamgefühl». Und das tut er denn auch. Der Deutsche Bühnenverein hat sich selbst die dra matischen Unanständigkeiten der Franzosen verboten, solang« ihre Erzeuger im Ruhrgebiet weilen. Ader er hätte sich auch ihre deutschen Nachahmer verbieten sollen, denn diese sind noch schwerer zu ertragen. Und e» schmeichelt meinem Nationalgefühl keines- weg«, wenn ich al» gutdeutsche Ware «ine stümper- jaftt Nachahmung dessen vorgesetzt bekomme, wa, ber Gallier mit Grazie erledigt. Die Verletzung der Aesthctik durch Herrn Geyer gewährt mir keine nationale Befriedigung. Er mag «in guter Deutscher sein, aber er ist ein schlechter Musikant. In der von Neubürger recht lustig arrangierten Nachtvorstellung des talentlosen Schmarrns waren die Damen Würtz, Hofen und Hoffmann, die Herren Vogel, Zureck und Gernhard erfolgreich tätig. Annaliese Würtz macht al» Lissi mit ihrer trockenen, bubenhaften Unverschämtheit manches erträglicher als es Herr Geyer vorgemacht hat. Al» aben- teuernder Lebe-Säugling war Herr Gernhard ziem lich komisch aus einer gewissen natürlichen Unge schicklichkeit heraus. Frau Hofen berlinerte eine Zofe. Cs dauerte immerhin hundertundfünf Minuten. Non» Ssors MeMsr Der Wiener vherettenexport. Die Wiener Operette ist einer der größten Exportartikel Oesterreich«. Eine kleine Uebersicht gibt ungefähr eine Vorstellung von der Verbreitung der Wiener Operette. Den größten Ersolg hat Franz LehLr-. „Die lustige Witwe", „Zigeunerliebe", „Die blaue Mazur", „Wo die Lerche singt", „Der Graf von Luxemburg" werden täglich in den verschiedensten Operettentheatern der Welt gegeben. Aber auch „FraSquita" ist bereit- an mehr al- 100 aus ländische Theater verkauft; da- Ausführung-recht der neuesten Schöpfung LehLrS, „Die gelbe Jacke", wurde bereit» von zahlreichen Theaterdirektoren der Alten und der Neuen Welt erworben. Den zweitgrößten Erfolg erzielte Franz Schubert. „Da- DreimäderlhauS" in der Umarbeitung de- Kom ponisten Bert« ist noch immer Repertoirstück von 700 Theatern. An Tantiemen fließen von diesem Stück monatlich jetzt noch 20 Millionen Mark bet der Wiener Theateragentur ein Zu den im BuSlande meist aufgefübrten Wiener Operetten zählen noch Fall- „Geschiedene Frau" und „Rose von Stambul", Emmerich Kälmtn- „Herbst manöver", '„Die Lsarda-fürsttn" und „Die Bajadere", v«kar Gtrau-' „Der letzte Walzer", Leo Ascher- „Hoheit tanzt Walzer", Sdmund Eysler- „Der lachend« Ehemann", Bruno Granich- statten- Indische Nächte". Der Gesamtbetrag der bet den Wiener Theateragenturen einfließenden Tantiemen wird auf8—10Milliarde» ««schätzt. Einstein Ehrendoktor der Universität Madrid. Au» Madrid wird gedrahtet: Die Universität von Madrid hat Professor Einstein den Titel eine- Ehrendoktors verliehen. Die Antialkoholiker und — di« Hochzeit von Kana. Zn der amerikanischen Hauptstadt oilüet ein Gemälde, das im Salon der Unabhängigen zur Aus stellung gelangt ist, da» Tagesgespräch. Der Maler des Bildes, Kaufmann, hat die Hochzeit von Kana dargestellt, und zwar in dem Augenblick, al» Christus aus der Kanne Wein einschenkt. Das würde selbst- verständlich noch keine Sensation sein. Aber hinter Jesus erscheinen mehrere Männer, die ihn ver haften, an ihrer Spitze die Vorkämpfer der Antialkoholbeweguna, die Herren Bryan und Volstad. Diese Art der Bekämpfung der Absti nenzler hat bei dieser Partei die größte Erregung hervorgerufen und sie haben gegen den Maler die Anzeige wegen Gotteslästerung erhoben. Die Lacher aber stehen auf Seite de» Herrn Kaufmann, und der Salon der Unabhängigen weist einen selbst in New Pork kaum noch dagewesenen Massenbesuch auf. Ed«, du stinkst! In ber Erfinderecke der Umschau, Wochenschrift über die Fortschritt« in Wissenschaft und Technik, wird die folgende Anregung gegeben, an deren Auswertung sich die Erfinder schleunigst heranmachen mögen. Die vielen Diebstähle von Wertgegenständen aller Art, seien es Apparate, Ma schinen, Werkzeuge oder Stoffe, Luxuswaren usw., macht es wünschenswert, solche Gegenstände durch Mittel zu kennzeichnen, die eine Entwendung er schweren oder die Wiederauffindung erleichtern. Es soll hier nicht «ttoa komplizierten elektrischen Signal- einrichtungen oder dergleichen da» Wort geredet werden, vielmehr wird angeregt, Mittel au»ssndig zu machen, durch da» ein Riechstoff mit d«m bett. Gegenstand« verbunden wird; dieser wird in einem unauffällig angebrachten Behälter eingeschlossen, der erst bei Wegnahme de» Gegenstände» geöffnet wird. So laßt sich z. B. auch mit einem Garderobestück, da» aufgehängt wird, eine Gerucha««löseVorrichtung »«binden. Man würde dann den Dieb am Leruch erkennen. Zu denken wäre auch an ein Präparat, welche» einen intensiven Geruch erzeugt, der zu Boden sinkt und al» Spürmittel für Hunde dient, »» di» Fahrt» zu ««folge«. klnekdoten von einem Sport5mann Lin englischer Sportsmann, Sir Claude Champion de Trespigny, veröffentlicht unter dem Titel „Vierzig Jahre aus dem Leben eines Sportsmannes* ein Er innerungsbuch, in dem sich eine Reihe lustiger Ge schichten finden. So erzählt er von dem verstorbenen Lord Glasgow, der wegen seines hitzigen Tem peraments gefürchtet war. Er hatte eines Tages in einem Hotel zu dork folgende Rechnung zu be gleichen: Beefsteak 1 Schilling, Champagner zehn Schillinge, für den gebrochenen Arm des Kellners 5 Pfund Sterling. Ein anderes Mal gab dieser hitzige Herr dem Beamten am Eisenbahnbillettschalter eine Zchn- pfundsterlingnote, worauf dieser sagte, er solle sie hinten durch seine Namensunterschrift beglaubigen. Der Lord schrieb „Glasgow* auf die Rückseite, worauf der Beamte sagte: „Ich will Ihren Namen und nicht Ihr Reiseziel, Sie Idiot.* Die letzten beiden Worte waren kaum dem Gehege seiner Zähne entflohen, als der jähzornige Pair bereits die Fault mit solcher Kraft durch das Schalterfenster gestoßen hatte, daß einige Zähne des Mannes heraus spazierten. Major D>, ein berüchtigter Münchhausen Indiens, erzählte, er habe im Indischen Ozean Schiffbruch erlitten und sich glücklich in einen Hühnerkorb ge rettet. Nach einiger Zeit habe er sich in diesem wunderlichen Schiff sehr wohl gefühlt und beschlossen, damit nach Aden zu fahren. Unterwegs begegnete er einem Dampfer, und der Kapitän will ihn an Bord nehmen. B. fragt, wohin das Schiff segelt, und erhält die Antwort: nach Bombay. „Danke schön*, sagt B. auf seinem Hühnerkorb im Ozean. „Ich muß nach Aden und kann daher Ihr freund liches Anerbieten nicht annehmen.* Er fährt also allein weiter und läßt sich nur mit ein paar Bis- kuits und etwa» Rum ausstatten. Derselbe Mann rühmte sich einem Freund gegenüber, er Hobe beim Schnepfenschießen neunundvierzig Vögel mit ebenso- viel Schüssen hintereinander erlegt. „Warum w-r-n es nicht wenigsten» fünfzig?* fragte der Zuhörer, worauf der Oberst entrüstet erwiderte: „Ls waren eben nur neunundvierzig. Glaubst du, ich würde wegen einer einzigen Schnepfe mein« unsterbliche S««l« «rf» Spiel f^tz«?*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)