Volltext Seite (XML)
Lr/rre/zrrznrnrer r Xr. S4 Somrtag, 6ea 4. LLLrr 1923 117. Jahrgang r . Bnzeige«pr«is: ausw. Inserent. M.L7V.—. Sondervre«se:8amtitcnanz. v.Pnv. —- Vie mm-Zetie M. SO.-. <Yciegciivetis.Vtn,eigen <prlv. Naim, und W W W M W W W M Ziellrnaiiaedoie. dtc WM .-jene M. 75.-. rleuciigeiucve dir WM Zeile " ZR^ M U. M N. Wk. > M. 60-.>,inll. BrlanniMiichiiiigrii. Doppel^inw-Zeile M. 3«X».-, süi answ. M.510.-.Reklame 72 mwvreit.diemmL«ileM.75O.-,iarau«' wür »ge t.1210.—, Ausiandsanzetaen mir Paluia-Auflslag. Bet . Wlederholung Nachlatz. Platz- und Darrnvorschristen odne Per- i btndlichkeit. EnüllungSort Lettzzla. - Im Falle bölierer Gewalt erlisch, >edc Derpsltchruna au» Sriülluna der Nn,r«aen- auklrüge und Lciliung von Schadenersatz. — Postscheckkonto Letvug LNOI. Druik und Brrlaa Letpziaer Brrlaas- l . druckrret «. m. b. H.. Leipzig, vcrltner »chrtstleltun«: Im UlistelndauS. Sernsprech-Anschluss: Dündoff 3Lvt>-5L63 »«zngsprels: M-- L-L?SLL'?M ZLL« r"LB ALLS -Wr Qlll LL L/^tl lachen-Porto. Das Leipziger Tageblatt erichein, titglutz morgens, autzer nach Sonn- und Feiertagen. Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt. Streik, AuS- 'p^rulla. BetrtevSstürungen berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder mm Nnipritch aus , ,— . »itfervng der Zeitung, ischristleitiing und Geschailsstelle: Leipzig.Fohannisgafse S.Fernsprecher 170öO-i7Oi»2.«n,rigen. > aus,rüge und Leistung von Schadenersatz. — Postlch «doanements-Annavme in der GeschältSstelle Leipzig, Johanntsgasse ö. allen Filialen, sowie in Berlin. Ullstemhaus. > . druckeret «. m. b. H.. Leipzig, vcrltner «chrtstlettuiig: . Da» Sakvriaer rnaeblatl «rthiilt «mUilbePerannkmachuns»« d«S RataS der Stadt Leipsta, d«S V»li»ei»riisidi»»S Laipzla. d*S ««tSaarlcht» Leivsia, sowie vrrkchiedener anderer BebSrderr. Deutsche Politik, von der Themse aus gesehen Don K. Srltvionr, M. d. R. London, Ende Februar Wenn sich offenbar auch in der englischen Politik Entwicklungen anbahnen, die sich früyer oder später gegen die französische Gewaltpolitik wenden muffen, so kann nicht dringend genug davor gewarnt werden, in der augenblicklichen Ruhrkrise von London eine aktive Hilfe zu er warten. Für diese Ruhrkrise ist von England nichts zu erwarten, was über eine Vermittlung zwischen Paris und Berlin hinausgeht. Und selbst das geschieht nicht, wenn es von Frank reich nicht gewünscht oder doch zugelaffen wird. Die deutsche Außenpolitik muß sich völlig klar darüber sein, daß eine einfache Durchhaltepolitik, die von irgend einem Wunder vom Ausland Erfolge erwartet, gänzlich aussichtslos ist. Der Widerstand der Bevölkerung am Rhein und an der Ruhr hat mehr für das Ansehen Deutsch, lauds getan, als zehn Jahre Propaganda hätten tun können. Aber aktive. Hilfe, wird dadurch zurzeit"kicht anshelost.' Wenn Frankreich sich nicht anders besinnt, dann wird der Ruhrkampf nwc e.rn.Abschnitt sein in.jenem großen well- politischen Ringen,, das mit dem 10. Januar 1023 begonnen hat.' In diesem Ringen wird der jetzige; deutsche Widerstand eins große,-vielleicht ejne xntscheidende Wendung darstellen. Aber man Vürf nie vergessen-, daß es Deutschlands, UM) nur Deutschlands Aufgabe ist, dafür zu sorgen, d.ß es in den Auseinandersetzungen der kommenden Jahre noch eine mitentscheidende Stimme erhält. Die deutsche Außenpolitik dec letzten vier Jahre war zu passiv. Sie hat durch ihre Passivität auch in der Erfüllungspoljtik ent scheidende Gelegenheiten versäumt und Hilfe von anderen, meist von - England, erwartet. Dec -Schwerpunkt der europäischen Politik liegt, so weit Deutschland in Frage kommt, jetzt, wie feit vier Jahren, in Paris, nicht in London. Das ist sehr bitter, aber es ist sehr wahr. Gefiihle muffen schweigen, wo Tatsachen reden. Die große Masse der Durchschnittsengländer, besonders der Mittelklaffen, ist noch himmelweit entfernt von klarer Erkenntnis der Lage ihres Reichs. Die Fragen der Außenpolitik inter essieren hier in London den Mann der Straße noch weniger als bei uns. Und das will viel heißen. W?nn zurzeit die englischen Arbeiter die internationalen Zusammenhänge klarer sehen'als die anderen Klassen, so har das drei Gründe: 1^ Die Arbeitslosigkeit, überhaupt die Wirt- schaftskrise, die nicht ganz, aber zu einem großen Teil eine Folge der Rachkriegspolitik ist; 2. der erhebliche internationale Verkehr, -er die Arbeiter mehr als andere Schichten besonders auch mit Deutschen zusammenbringt; l Ä. die Tatsache, daß eine starke Gruppe pazi fistisch gesonnener Liberaler zur Arbeiterpartei üoergegangen-ist, da sie jedes Vertrauen zu den asten liberalen Führern und Kriegspoiitikern, vife Grey, Asquith. Lloyd George und anderen, verloren hatten. Dieser Teil der Arbeiterpartei verfügt über bedeutende Köpfe und über die besten Kenner der weltpolitischen Interessen Englands und Europas. Aber km'allgemeinen wirkt die Kriegs- und Rachkriegspropaganda hier noch ganz stark nach. Man begegnet selbst unter tüchtigen Politikern immer wieder folgenden Ansichten: Deutschland habe sich absichtlich vor Zahlungen und Leistun- gyn gedrückt. Wenn auch die Bedingungen des Londoner. Ultimatums unerfüllbar seien, so hiittr Deutschland doch viel deutlicher seinen guten Willen zeigen müssen. Deutschland habe . in aff den vier Jahren nie einen festen Vor schlag gemacht für seine Leistungsfähigkeit. Es kymme immer zu spät. Es versuche nie, sich sÄbst zu helfen und warte stets auf Hilfe von anderen. Weite Schichten des deutschen Volles ließen immer wieder ihre Regierung im Stich, wenn sie versuchte, etwas zu tun. -Zn der ver zweifelten Lage, in der Deutschland war und ist, hätte jeder patriotische Deutsche sich hinter die Regierung der Republik stellen und alle anderen Streitfragen vertagen müssen. Statt dessen habe es zeitweise so ausgesehen, als stände hintet Wirth niemand. Besonders die Besitzen den hätten nie auch nur angedeutet, zu welchen Opfern sie bereit seien für Deutschlands Frei- heit. Gegen die Geldentwertung sei nie etwas miternommen worden. Statt dessen hätten sich Teile Deutschlands an der Geldentwertung be reichert. Eine wirkliche patriotische Haltung, die Deutschlands Lage in Rechnung setzt, fei kaum finden. Die Steuerpolitik sei schlecht. Die Franzosen in Mannheim und Darmstadt „Zur Sicherstellung -er Nheinrotlinie" Frankfurt a. M., 3. März. sEignerDrahtbericht des Leipziger Tageblattes.) Heute früh haben die Franzosen bei Mannheim in der Stärke von mehreren Kompanien den Rhein überschritte« und die Hasenalagen sowie das Mannheimer Sauptzollamt besetzt. Ferner üoerschritt in den Wagenstunden eine kriegsstarke Kompanie Marokkaner die Maxanbrücke bei Karlsruhe und be setzte den größten rechtsrheinischen Rheinhafen, der im bisher unbesetzten Gebiet liegt. Auch in der Gegend von Darmstadt sind die Franzosen vorgerückt, und zwar besetzten sie die Darmstädter Eisenbahnwerkstätten. Beamte und Arbeiter haben die Werkstätten sofort verlassen, doch wird der Zugverkehr vorläufig noch aus- rcchterhalten. In Essen wurde unter starker militärischer Machtentfaltung der Hauptbahuhof von neuem besetzt. — . Nach den bisher vorliegenden Meldungen scheint es sich bei dec Besetzung der Hafenanlagen in Mannheim und Karlsruhe nicht um eine militärische, sondern um eine wirtschaft, liche Angelegenhei tzü handeln, nämlich um.die Einbeziehung dieser Rheinhäfen in die französische Rheinzällgrenze - zur einheitlichen Durchführung der französischen Rhtzftißvll-Maß- trahmen. Die Franzosest machen nämlich das Herausdringtn von Daren au» diesem Gebiet von der vorherigen Kühlung der von ihnen für die besetzten Gebiete durch die Sonderordonnanz 136 für die Ein- und Ausfuhr von Waren vor geschriebenen 10 Prozent Wertabgabe abhängig. In Mannheim wurde das sogenannte alte Mannheimer Hafengebiet von der Besetzung be troffen, das rheinubwürts, also nördlich der Rheinbrücke Mannheim — Ludwigshafen, liegt. Dieses alte Mannheimer Hafettgebiet umfaßt das Rhein Vorland, den Mühlauhafen, den Binnen- Hafen, den Verbindungskanal, den Neckarhafen und den Jndustriehafen. Der Karlsruher Rhein hafen hat bereits eine kleine Besetzung gehabt, io daß es sich hier vorläufig also nur um eine Truppenverstärkung zu handeln scheint. Im einzelnen liegen über das neue französische Vor gehen folgende Einzelheiten, vor: Heute früh landeten etwa drei Kompanien fran zösischer Truppen in der Nähe der Neckarmündung auf rechtsrheinischem Mannheimer Gebiet. Hie be setzten das Hasengebiet und das Zollamt und be schlagnahmten zwei Schulgebäude in der Stadt für die Truppen. Ein Polizeidoot fuhr vom Rhein den Neckar auswärts, jedenfalls, um nach Kohlcnschiffen zu suchen und sie zu beschlagnahmen. Vorerst be schränkten die Franzosen ihre Tätigkeit nur auf das Hafengcbiet. Man glaubt, daß die Besetzung nicht auf das Stadtinnrre ausgedehnt wird, da diese ein sehr großes Truppenausgebot erfordern würde. Bis her ist der Parkring, der Waidhof, das Hasengebiet, das Zollamt sowie zwei Schulhäuser besetzt und dort Pferde und Mannschaften unteryebracht. Der Hauptbahnhof ist noch frei. Man hört allerdings, daß in einem Vorort ein Stellwerk besetzt worden sein soll. Auf der gegeuüberliegenden Seite des Karlsruher Rheinhafens bei der Gemeinde Wörth werden größere Ansammlungen französischer Triwpcn beobachtet. -Bei Karlsruhe überschritten gegen Uhr vor mittags 80 bis 100 Mann französischer Infanterie mit einigen Maschinengkw ' 7 m die.Rheinbrücke ,bet Maxau und marschierten den Rhein entlan nach dem Karlsruher RheiNhasen, der besetzt wurde. In den linksrheinischen Orten Maxau und Wörth sind tm Lauf« de» heutigen Vormittag» neue beträchtliche Truppen eingetrvffen rrnd wurden in Schulen und Sälen untergebracht. Es handelt sich um einige kriegsstarke Kompanien Infanterie; dagegen sind bisher weder Kavallerie noch Panzerautos gesichter worden. Im Laufe des Vormittags wurden die meisten Last- und Privatauws aus Karlsruhe nach dem Osten abtransportiert, um sie den Zugriffen der Franzosen zu entziehen. In Darmstadt erschien eine Abteilung fran zösischer farbiger Infanterie in Stärke von LOO Mann und belegte die Loromotivwerkstätten, den Güter bahnhof und das Detriebsamt mit Beschlag. Da die Arbeiter es ablshnten, unter der Aufsicht der Franzosen zu arbeiten, wurde der gesamte Betrieb im Darmstädter Güterbahnhof stillgelegt. Der Per sonenzugverkehr wurde ebenfalls sofort eingestellt, soweir es sich nicht um den Durchgangsverkehr handelt. Dir Franzosen haben die Eisenbahn- Übergänge und die Brücken mit Maschinengewehr posten besetzt. Eine Ausdehnung der Besetzung auf die Stadt Darmstadt ist bis heute mittag nicht er folgt. Unmittelbar vor der Stadtgrenze ist eine Kavalleriepatrouiüe unter einem französischen Offi zier abgesessen. Auf der Chaussee Darmstadt—Gries heim ist eine Postenkette eingerichtet. Der Be- völkerung hat sich große Erregung bemächtigt. Stillegung -er pfälzischen Eisenbahnen Eigener Drahtbericht des LeiprigrrTageblatteS Ludwigshafen, 3. März. Seir heute vormittag hat die Militari sierung des pfälzischen Eisenbahn netzes und damit die Stillegung des Eisenbahn betriebes der pfälzischen Eisenbahnen begonnen. Die Franzosen haben erklärt, daß diejenigen pfälzischen Besitzenden drückten sich systematisch von der Zahlung der Steuern. Das mache den denkbar schlechtesten Eindruck in einem Lande wie Eng land, dessen besitzende Klaffe sehr hohe Steuern zahle. Die Großindustrie habe ungeheure Ver mögen im Auslande versteckt. Wie sei es mög lich, daß Herr Stinnes im Auslüride ein Unternehmen nach hem anderen erwerbe? Ueberhaupl wirke die Haltung der deut schen Großindustrie fast verheerend für dos deutsche Ansehen im Auslande, Selbst der Reparationsplan Cunos von Weihnachten 19L2 habe tatsächlich nicht die Zustimmung der In- dustrie gehabt. Die deutsche Demokratie habe ihre große Stunde versäumt. Sie habe es nicht verstanden, die Mächte des alten Systems zu beseitigen, habe es nicht einmal verstanden, sie mit wahrer patriotischer Gesinnung zu erfüllen. „iVv »rv xettinz kireä ok Osrmnvv" („Wir werden allmählich Deutschlands überdrüssig"), sagte mir ein Mann, den ich seit dreißig Jahren kenne und der ein großer Freund Deutschlands fit. „Warum haben sie nicht den Antrag in den DSlkerbund gestellt, als wir es ihnen nahe- legten?" sagte ein anderer. „Mit Deutschland km Völkerbünde wäre die Ruhcinoasion unmög lich gewesen." Das sind so einige der Einwendungen, die mir hier bisher entgegentraten. Und es ist un geheuer schwer, dies alles zurechtzurücken. Einiges Wahre — die Hctzagitation der Deut sch- nationalen und dec Deutschen Volkspartei gegen die deutsche Republik und die deutschen Regie rungen erweisen sich immer deutlicher als ein großes Verbrechen — ist hier gemischt mit vielem Falschen. Und ich wünschte oftmals, statt meiner säßen den Fragestellern hier einige von den Leuten gegenüber, die stets nur Klagen über die Republik, über die Höhe der Steuern in Deutsch, land vortragen. Vielleicht wäre nichts nötiger, als daß alle führenden deutschen Politiker und noch manch andere mehr öfter nach London, Paris, Rom, Washington gingen, nicht so sehr, um dort aufzuklären, als um sich ihr eigenes Werk aus der Ferne anzusehen. Durch die Dalutaentwicklung sind wir in einer Zeit vom Auslande abgesperrt, in der es lebenswichtig ist, die Dinge nicht bloß von Berlin, von Buxte hude oder von irgend einem Monarchisteuklub aus zu sehen. Außenpolitische Notwendigkeit und innenpolitische Möglichkeit stehen ja bei uns seit 1914 ost im Widerstreit. Und jeder von uns wird, wenn er redet, je nachdem vom Aus lande oder vom Inland« mißverstanden. Eisenbahner, die weiter fahren, als unter französi schem Befehl stehend betrachtet werden. Da die pfälzischen Eisenbahner von den Franzosen mit Ge walt aus den Vetriebswcrkstätten und den anderen Eisenbahnanlagen verdrängt wurden, mußte der Eisenbahnbetrieb auf den Hauptstrecken Ludwigs hafen—Neustadt—Homburg, Ludwigshafen—Oppen- heim und Neustadr—Landau zum größten Teil ein gestellt werden. Die Bahnhöfe auf diesen Haupt- strecken sind von französischem Militär besetzt. Auch mit der Militarisierung der Strecke Zwcibrücke - Landau muß gerechnet werden. Die große Dreh scheibe im Ludwigshafener Hauptbahnhof ist fran zösischerseits durch das Hineinfahren einer Loko motive unbrauchbar gemacht worden. Durch die Einstellung des pfälzischen Eisenbahn verkehrs ist der Aebciterverkehr im pfälzischen In dustriegebiet aufs schwerste betroffen. Die Badische Anilin- und Sodasabrik wird heute nachmittag il,re auswärts wohnenden Arbeiter auf Lastautomobilen heimbefordern. Neins Vermittlung Amerikas Eigener Drahtbertcht des fletvrtserTaaeblatlcA Paris, 3. März. Aus Wishinqtvn wird vor Chicago Tribüne gemetvet: In amtlichen Kreisen belvM man, Vast Präfivent Harving nicht Vie Absicht habe, Vie Bereinigten Staaten in ven Nuhrkonslikt over in Vas Reparationsprobkem auf Diplomatischem Wege over durch Anbieter» seiner guten Dienste zu verwickeln. Die Regierung Ver Bereinigten Staaten fühle. Vast es nicht nur vergeblich wäre, wenn Vie Ver einigte« Staaten eine Vermittlung ve*- fnchten, sonvern Vak fie wahrscheinlich peinlich wirken würve. Amtliche Kreise erklären, vast für Frankreich kein Anlatz bestehe, sich z« bennrirhigen. Deutsch-englische Eisenbahn-Verhandlungen? Eigener Drahlbertchr des Leipziger Tageblattes Paris, 3. März. Der Londoner Derichtrrstattcr des New Pork Herald meldet: Zwischen Vertretern der Rcichsregie- rung und englischen Vertretern fanden zu Beginn dieser Woche in Frankfurt am Main geheime Verhandlungen über die Anzahl der Züge statt, die den Franzosen in der Kölner Besatzungs zone zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Engländer erklärten, den Franzosen äußerstenfalls täglich 10 Züge zugcstehen zu wollen, was die Zu stimmung der Vertreter der deutschen Regierung ge funden habe. Da die Franzosen über drei andere Eisenbahnstrecken und über die Wasserwege verfüg ten, sei dieser Zugverkehr mit dem Ruhrgebiet völlig ausreichend. Ungewiß sei aber noch, ob die Fran zosen den Vorschlag annchmen und ob die deutschen Eisenbahner diese Züge befördern werden. Falls die deutschen Ei'enbahner ablehncn sollten, würde eine ernste Lage entstehen, weil die Engländer sich dann gezwungen sehen könnten, die Ausdehnung ihres Dcsatzungsgebietes zu ändern, um Komplika tionen zu vermeiden. Herz rmü verstand London, 3. März. Kriegsminister Lord Derby führte in Liverr pool in einer Rede aus, er verurteile nicht di« französische Politik in der Ruhr frage. Ander seits stimme er aber auch durchaus der Haltung der britischen Regierung zu. Er fügte hinzu: Im Herzen bin ich für Frankreich, aber mit dem Verstand auf der anderen Rheinseite. Hch zögerte niemals, ein möglichst enges Bündnis zwischen Frankreich und Großbritannien zu be fürworten. Die engste Zusammenarbeit ist die beste Sicherheit für den Frieden. Laßt uns auf alle Fälle nichts tun, was den Erfolg des französischen Unternehmens verhindern könnte. pariser Stimmungsmache rrahtberlchl unserer Berliner LAriltleNnng Berlin, 3. März. Die heutige Morgenausgabe des Pariser Journal» bringt eine Meldung, wonach eine Delegation von Industriellen aus dem Ruhrgebiet und Sachsen beim Reichswirlfchastsminister wegen der angeblich kritischen Lage der Industrie vorstellig geworden sei. Die erste Milliardcn-Unterstützung des Reiches für die Industrie sei erschöpft, und die Arbeiter konnten nicht mehr bezahlt werden. Der Reichswirtschaftsm nister erklärt hierzu, daß dt« Meldung vom ersten bi« zum letzten Worte er-