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/)/e Hec/ettie/rc/§/e ^4ll/s/7roH///ra/rc//tt/rF M//e/c/ett/§c/r/a/rc/§ QiisIUs - liMk kill' sllr Lmvllk MW liir Imi- M »Mi-klilli! vdsrrouLea sieb undocUoet von unseren V«rlSLU»»lE«» ^ortlldtzllo 3ko»lnx L Linxor, Irmustr. 41 8prttlse>cs :: SIsrisek Sek^afriseko flimmernden Nebel hinein... II. Freund Paul seine Stellung der Textilmeßhalle. — Al» er Galanteriewaren, Beleuchtungskörper nud Kunst gewerbe im Meßhau» „Kosmos". Das am Dittrich- ring gelegene Meßhaus „Kosmos", das bisher aus schließlich der Tabakmefse als Ausstellungshaus diente, wird zu dieser Frühjahrsmesse In seinem Lmr I««ssv: Xelüißdnus Kein Meßmusterverkauf an private Zu einer Bekanntmachung weist der Rat der Stadt Leipzig erneut daraus hin, daß der Verkauf von Meßmustern in den Ausstellungsräumen nur an Wiederverkäufe!, keineswegs also an Privatleute, erfolge» darf. Da» Verbot entspricht den berechtigten Wünschen der Meßbesucher und der Leipziger Geschäftswelt, die durch die direkte Abgabe von Mustern an Richtfachleute eine empfindliche Störung ihres Geschäft» befürchten müssen. Auf die Nichtbeachtung des Verbot» hat der Rat Strafe» bis zu 1500 oder Hast bis zu sechs Wochen aus gesetzt. Heute tritt mein an: Als Aufseher in _ _ seine Dienstmütze aufprobierte, hat er geweint. Be greiflich! Er hat noch nie so dumm ausgesehen wie mit dieser Mütze. „Mcßdienst" steht groß drauf. Und die Kokarde hat er selber ankle)>en müssen. Da wartet er dann ab morgen stoisch vor dem Eingang der Halle und sagt: „Trikotwaren? Geradearw und dann rechts!" Und ein wohlhabender Herr gibt ihm vielleicht hundert Mark Trinkgeld.. Da muß er stramm stehen und die rechte Hand zum Mützenschild »MO. /aörr'Hnell uncZ §eZ>r-cmcZr/, in /asi aZZen 7r/pen uncZ ^us/ü/r^llNFen. Ds öeFncZen sr'c/r cZcrrunier aZZe en/HZan/Fen Drön'Ha/e. Der ^er^cru/ FeseZrie/ri ^ei/§emc?^ öiZZr'§en /^esipreisen. ^luiomoöiZZranLZZer uncZ /reparaieure werc/en ^or^UFLpreisen Z>eZie/eri. Laponlaet^s :: farblos und farbl» Ikeiiilicil liWW, VsMinssn s. — Lwttsart IM' ru5 m«»»s In I-Slprlz: »all» MnrM Nadln« 1 'M! Arbeiten unterbringt. Und es ist nicht eben erfreu lich, wenn man immer wieder steht, daß nach den besten Arbeiten weniger gefragt werd al» nach dem Mittelgut, während doch gerade erst durch «in ver- ständnisvolles' Zusammenwirken von Hersteller und Käufer sich allmählich eine Ueberlieferung bilden und . der Kulturstand im ganzen Heden kann. Trotzdem ist rin Rückgang der Qualität im Kunsthandwerk nicht zu verzeichnen; im Gegenteil haben die letzten Jahre auf vielen Gebieten ein deutliches Ausreisen gezergt., Wohl aber ist ein Abwandern in der Richtung des billigeren Materials zu beobachten. Gold- und Silberwaren sind im Kunsthandwerk nur schwer abzusetzen, well denjenigen Kreisen, denen solche Kost barkeiten überhaupt noch erschwinglich sind, meist mehr an dem Materialwert als an dem Arbeits- und Kunstwert gelegen ist. Viel Interesse besteht für handgetriebcne Mcssingarbeiten und gute Keramik. Auf dem Gebiete der weiblichen Handarbeiten werden Strickspitzen viel verlangt, im Textilgewerbe finden die neuartigen Handdruckstoffe berechtigte Aufmerk samkeit. Daß daneben auch alle übrigen kunstgewerb lichen Techniken, wie Puchbinden, alle Arten von Stickerei, Holzschnitzerei, Handweberei u. a. m., ihre» Platz behalten, bedarf kaum der Erwähnung. Auf der Leipziger Messe hat das Kunsthandwerk seit Jahren seine Stätte im L'mburger - Hause, Neu markt 35, in den schönen Räumen des Wirt schaftsbundes Deutscher Kunsthand werker. Diese Ausstellung ist für jeden Messe besucher mit Kunstverständnis eine Freude und Er holung, weil er sich hier einer strengen Auswahl des Guten und Besten und gleichzeitig der neuesten Schöpfungen auf dem Gebiete des Kunstaewerbes gegeniibersieht und nicht erst aus der Menge des Allzuvielen das Gute auszusondern braucht. Neben dieser bereits gut eingeführten Derkaufsvereinigung tritt jetzt in der Universität das neugegründete Wirtschaftskartell des sächsischen Kunstgewerbes auf, das weniger den Stand punkt des neuschaffenden Künstlers als den des ge diegenen Handwerkers betonen will, was schon in dem Anschluß an das Submissionsamt im Staate Sachsen, die wirtschaftliche Zentrale des sächsischen Handwerks, zum Ausdruck kommt. Wie die beiden Vereinigunacn, die beide ihr Entstehen der Initiative der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe ver danken, ihr Arbeitsgebiet praktisch gegeneinander ab- grenzen werden, dafür werden sich auf der gegen wärtigen Messe die ersten Richtlinien ergeben. dritten Obergeschoß Ausstellungen von Kurz- und Galanterirwarrn,. Beleuchtungskörpern und kleinem Kunstgewerbe brinaen. Die Anzahl der hier aus- stellenden Firmen beträgt etwa fünfzig. Das erste und zweite Geschoß des Meßhauses wird dagegen nach wie vor der Tabakmesse und den ibr ver wandten Branchen, wie B. der Pfeifrnindustrie, vorbehalten sein. Wir haben gestern Besuch gekriegt. Meine Wirtin und ich. Meßbesuch. — Seit einer Woche räumen wir deswegen um: Aus der guten Stube haben wir zwei Schlafzimmer gemacht, dadurch, daß wir eine Leine quer hindurchzogen. — In der Küche sind ein Bett, eine Thaiselongue und ein Sofa aufgeschlage» worden. — Meine Wirtin sagt, sie wolle auf du» Korridor im stehen schlafen. Und ich? Mein Zimmer ist sehr klein. Sozu sagen: vier Wände ohne Zwischenraum! — Wenn ich abends vor dem Schlafengehen Atemübungen mache, muß ich das Fenster und die Tür öffnen. Denn — sobald ich die Arme ausbreite, befindet sich die eine Hand im Flur, die andre im Hof. — Gestern abend turne ich gerade: Hände — zur Faust — geballt! — Stoß hoch! Stoß vor! Stoß tief! Stoß — breit! Aber, wie ich mit meiner Faust zur Tür hinausfahre, schlage ich gegen einen harten Gegenstand, der sich, nach längerem Schmerz gestöhn, als Herr Löffler und Frau vorstellt. Au» Altona. Schnürsenkel en gros. — Die drei großen Koffer kämen gleich nach. — Ja, was denn eigent lich? — Nun, sie sollten in diesem meinem Zimmer Vie wirtschaftliche Lage des Uunsthandwerks Von vr. kl»» IA»>0n»r (Dresden) Geschäftsführerin der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe und des Wirtschaftsbundep Deutscher Kunsthandwerker. Die herrschenden schwierigen Wirtschaftsverhält nisse wirken sich naturgemäß auf einem Grenzgebiet der Wirtschaft, wie es das Kunsthandwerk ist, in be- sonderer Weise aus. Die hohen Kosten der Her stellung, der Rohstoffpreise sowohl als auch der Lohn« machen jede Preissteigerung doppelt fühlbar, während sich auf der anderen Seite der Rückgang der Kauf- kraft und des Absatzes auf diesem Gebiet, das nicht dem notwendigen Lebensbedarf dient, am schnellsten zeigt. Trotzdem kann von einem Mangel an Beschäfti gung im Kunsthandwerk, wenigstens in dem messe fähigen Kunsthandwerk, nicht gesprochen werden. Anders liegt es in denjenigen Zweigen des Kunst handwerks, die dem Baugewerbe dienen; in den Kreisen der Steinbildhauer z. B. wird über Mangel an Aufträgen geklagt. Dagegen haben die tüchtigen und künstlerisch hochstehenden Kräfte in der Keramik, im Metallgewerbe, im Holzgewerbe, in der Buch binderei, in allen Zweigen des textilen Handwerks, wie Stickerei, Strickerei, Weberei, Stoffdruck »sw-, bisher vollauf zu tun. Die Auftrage werden zum großen Teil auf den Messen erteilt, aber die meisten Kunsthandwerker haben daneben noch private Kund schaft, der Bestellungsarbeit geliefert wird; auch be stehen vielfach direkte Beziehungen zwischen den — allmählich bekannt gewordenen — Kunsthandwerkern und Händlern. Diese — bisher — günstige Lage des Absatz marktes darf aber über die tatsächliche wirtschaftliche Loge nicht täuschen. Trotzdem die Umsätze in den Zahlen sehr gestiegen sind, ist ihr — unter Berück sichtigung der Geldentwertung — tatsächlicher Wert zurückgegangen. Die in allen Gewerbezweigen be stehende Schwierigkeit, daß der Wiederbeschaffungs preis der Ware oft erheblich hoher ist als der Ver kaufspreis. führt auch im Kunsthandwerk oft dazu, daß die Einnahmen aus den Verkäufen kaum eine genügende Eindeckung in Rohstoffen zulassen. In einer Reihe von Berichten über die Wirkung der Geldentwertung im Kunstgewerbe, die auf der letzten Jahresversammlung der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe erstattet wurden, wurde für die ver schiedensten Gewerbe übereinstimmend betont, daß die Unmöglichkeit genügender Robstoffeindcckung allmäh lich einen Rückgang des Beschäftigungsgrades mit sich bringen müsse. Wie weit die seit der lebten Messe nicht nur ge- stmgenen, sondern vervielfachten Preise in derselben Richtung wirken werden, darüber wird eyst der Ver laus der jetzigen Messe ein Bild geben können. Als Käufer von Kunsthandwerkserzeuynissen kommen ja mehr und mehr nur das Ausland, die im Inland be findlichen Ausländer und eine doch verhältnismäßig beschränkte Schicht gut verdienender Unternehmer und Aandelskreise in Frage, während der gebildete Mittelstand, der innerlich vielleicht das nächste Ver hältnis zu diesen schonen, einer verfeinerten Heim kultur dienenden Dingen hat, leider mehr und mehr ausicheidet. Das ist nicht nur für diese Schicht selbst bedauerlich, sondern auch für die Kunsthandwerker, denen an einem verständnisvollen Abnehmerkreis mehr liegen muß, als gemeinhin angenommen wird. Kommt es doch gerade dem tüchtigen Kunsthand werker nicht nur auf die Menge dessen an, was er ab setzt, sondern auch darauf, daß er seine besten führen . . . Sonst nimmt ihm der wohlhabend« Herr schließlich die hundert Mark wieder weg! Mein Freund Fred wird Keks verkaufen: Er hangt sich einen Kinderkorb vor den Leib, stelzt da mit üb« da» Ausst«llungsg«lände und schreit: „Keks! Kaufen Eie Keks! Leibniz-Keks sind die besten!" Er ist ein hübscher Junge, obwohl er mal Dozent für Philosophie werden will. Den kleinen neugierigen Mädchen wird er schon was auf schwatzen! Und die verheirateten Damen werden mit ihm über Nietzsche sprechen, während er dem Gatten auf 500 Mark herausgibt. Mein Freund Fritz spielt während der Messe in einem Restaurant der Südstraße fesche Tanzmusik auf; Shimmy und Kakewalk. Was ihr wollt! — Denn Sie ihm begegnen, schicken Sie ihm, bitte, kein Bier durch den Ober! — Allasch trinkt er am liebsten . . . Am Klavier hockt er immer sehr krumm; und zuckt rhythmisch mit den Schultern. Daran sollt ihr ihn erkennen! . . . Und ich? Ja — Erst wollte ich Aushilfskellner werden. Ich habe auch schon zu Hause geübt. Aber meine Wirtin gibt das dabei übrig gebliebene Por zellan nicht mehr aus dem Schranke. . . . Oder lasse ich mir ein paar Firmenschilder auf Brust und Rücken nageln und wandle, damit behaftet, durch die Grimmaische und die Petersstraße? Da darf ich dann aber nicht auf dem Fußsteig gehen, son dern unten, wo die bösen Autos fahren. Und als wandelnde Litfaßsäule kann man so einem beweg- liehen Benzinbehälter schwer entrinnen. — Vielleicht verkaufe ich Zeitungen? „Kaufen Sie diese» Blatt, meine Herrschaften! Es steht ein Artikel von mir drin! Sehr lehrreich und sehr lesenswert! Kann ich Ihnen dringend empfehlen! — Lesen Sie die Neue Leipziger!" — Vielleicht werde ich auch Feuer wehrmann. Oder Portier im „Nachtfalter", Oder Laufjunge. — Ich muß mal sehen. . . , » /tznrüss ieMWW d.< Sekisjs, rr iikkntk.v LZ/Fs ir'e/e/ eine >1u§wa/rZ r)sn me/rr aZs Meß-Ouvertüre Von Lrleft IKLitnor 1. Nun es dunkelt, hält der Hauptbahnhof seine Bogenlampen in den Nebel, daß es flimmert wie das Schaufenster eines Iuweliergeschäfts. Und der Himmel darüber ist mit roter Tapete ausge- schlagen . . . Und dann sagt der Bahnhof plötz lich ganz laut: „Hurr . . ., hurr . . hurr . . .!" und spuckt den Berliner Zug aus. — Da» feuchte Pflaster glitzert wie Christbaumschnee. Und dann kommen die Berlinerinnen aus ihrem Extrazug geklettert: Meßimportl Geschäft freibleibend! — Sie steigen über da» glitzernde Frühlingspflaster hin . . . Die Meßonkels haben sich auf dem Wohnungs- amt mit — Gattin angemeldet. Da kommen denn also die Berlinerinnen. Mit ihren niedlichen Hand- köfferchen. Und bemühen sich, schon auf der Goethe- straße ihren „Mann" kennen zu lernen.. Ich treibe gemächlich in den Strom von Khasana und Heliotrop und Lavendel hinein. . . Gelächter und Müdigkeit, Erwartung und große Hüte umgeben mich plötzlich . . . Eine wunderliche Atmosphäre! — Schlanke Blondinen im knappen Schneiderkostüm; fachlichen Schritts: mit kühler, mattgepuderter' Haut. Kleine lebhafte, schwarz haarige Geschöpfe, in Tiger- und Löwenfelle gehüllt bis an die lustige Stumpfnase. Retuchierte, er starrte Profile; voller Vergangenheit. Blutjunge, erhitzte Gesichtchen; voller Zukunft. Dunkelblaue wehende Capes; knisternde Kleider; kurze lustige Jacken; um schmale Hüften enggeraffte Ro ben .. . Gelächter und Müdigkeit . . . Erwartung und große Hüte . . . Zwei dicke Herren drehen sich um, und bleiben stehen .. . Heliotrop und La- vendel . .. Und dann sind sie im Nebel verschwunden. — Der Hauptbahnhof wirkt ausverkauft.. Mit seiner illuminierten Fassade.. Der Nebel flimmert. Und der Himmel gibt roten Schein. Ich zünde mir eine Zigarette an. Das Steich- holz zischt in einer Pfütze auf . . . Da steht ein älterer Mann neben mir. Unrasiert. Verwahr- lost . . . „Ham Se nich ne Zigrette for mich?" fragt er leise. Als ob er sich schämte. — Ich öffne das Etui und will ihm Feuer geben. Er nimmt die Zigarette vorsichtig heraus und sagt hastig: „Nee, neel Die kommt erscht zu Hause dran." Dabei lächelt er verlegen . . . Dann trollt er schnell davon... Za den flimmernden Nebel hinein... »eMlit üle IlmMe NW 18.-23. dlürr 192S lü idÄ 18.-23. Uürr 1923 Xustzuukt, dl»1t»t»»eieben, IVodnuoxsaaob vsls clurod Klsllamt liiol. lelepdon 4403—04