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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230303
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-03
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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Lette 2 «r. SS Klärungen vorgenommen über verschiedene Fragen, die t>as Problem der Rückzahlung der Kosten der amerikanischen Armee aufwirft und einen Weg zur Lösung derselben zu finden unternommen. Die nächste Sitzung findet am Montag, dem 8. März, 3L0 Uhr, statt." Der Petit Paristen glaubt zu wissen, daß in der Konferenz der amerikanische Delegierte der Ansicht Ausdruck gegeben habe, daß die Bereinigten Staaten wünschen, in bar bezahlt zu werden und nicht durch Sachlieferungen. Nuhr.Znterpellatton im Unterhaus vtscuerDradtdertS»«de« Let»»t«cr ragedlatte« London, 2. März. Die englische Arbeiterpartei wird im Parlament eine Interpellation einbringen über die jetzige poli tische Lage, wie sie durch die Aktion im Ruhr gebiet geschaffen worden ist, sowie über die Re parationen und über die Sicherheit Frankreichs. Die Aussprache hierüber wird am nächsten Dienstag im Unterhause stattsinden. Ramsey Placdonald wird Vorschlääge vorbringen, wie man seiner Meinung nach die Situation am besten läsen könne. Hierzu schreibt der Daily Herald, daß der An trag von den Mitgliedern aller Parteien sehr sym pathisch ausgenommen wird. Es wird erwartet, daß in der Debatte auch Bonar Law sich persönlich diesem (bedanken geneigt zeige, daß er aber die Gründe gegen eine offizielle Annahme durch die Regierung darlcgen wird. Einspruch gegen die Ausdehnung der Besetzung rrak tbcriL' unserer Berliner Swrtittettun, Berlin, 2. März. Die Reichsrcgicrung hat der französischen, der englischen und der belgischen Regierung eine Rote überreichen lassen, in der sie den schärfsten Protest erhebt gegen die Ausdehnung de» Systems mili tärischer Handstreiche auf die Städte, die am letzten Sonntag zwischen den Brückcnköppfcn Köln, Koblenz und Mainz besetzt wurden. . Mit dieser Ausdch- nung der Besetzung hätten sich die französische und die belgische Regierung von Recht und Vertrag los gesagt obgleich sie diese gewaltsame Ausdehnung ihr Borgehcn mit der Notwendigkeit begründen, die zur Durchführung eines rechtswidrig cingerich- teten Zollsystems geschaffenen Verwaltungsmaß. nahmen vereinfachen oder wirksam gestalten zu wollen. 42 Naubüberfalle km Essener Bezirk I Essen, 2. März. Die städtischen Körperschaften in Bochum, sämt liche Gewerkschaften un der Arbeitgeberverband er lassen eine Kundgebung gegen die Mißhandlung von Schülern und Bürgern, gegen die Ausraubung von Kaufhäusern, gegen die Perhaftung des Rtagt- strats und von 18 Stadtverordneten und gegen die Plünderung und Zerstörung der Bochumer Handels- kammer. Nach sachverständiger Schätzung beläuft sich der Wert der in der Handelskammer zerstörten und ge raubten Gegenstände auf über eine Milliarde Mark. Pis zum 1. März betrug die Zahl der beim Essener Besatzungsamt bekamrtgewordencn Raub überfälle 42. In Gelsenkirchen wurden der Kom- mandil-Gcsellschast Dreiring-Werke gestern Waren im Werte von 120 Millionen Mark an der Ruhr- brücke in Steele wcggenommcn. In Mainz drangen am Donnerstag mehrere französische Krimt- nalpolizisten in das Metallarbeiterheim ein, wo auch die Verwaltung des deutschen Eisenbahner»»- Landes untergebracht ist. Sie nahmen eine Haus- suchung vor, sowie ein Perhör der anwesenden Per- sonen. Gegen 12 Uhr verließen die Kriminal polizisten wieder dos Haus, indem sie mehrere äugen- scheinlich Fcstgenommcne sowie verschiedene Pakete im Auto mit sich sortschlepptcn. Lin Straßenname und eine Hausnummer Don li^olnur iLm Donaukai. Die Aprtlsonue scheint au» die Eisen lautcuiU». die ncvcneinandcr tn langer Reibe sieben. E» iß zwölf Ubr mittags, Zwei Hauteunl» ««ven nebeneinander ein Herr und eine Tarn«. Ter Herr ist fünfzig Jahre al«. Die Dame viel älter: fünfundvterzig.» Herr: Und dann? Dame: Dann kam ich zur Einsicht, daß es auch Schattenseiten hat, wenn die Frau so hartnäckig gut zu ihrem Gatten ist, wenn sie ihm immer zu Diensten ist, mit einem Wort: wenn sie die Harmonie übertreibt. Herr: Und? Dame: Und ich fand, daß meinen Mann seine Glückseligkeit zu langweilen beginnt. Es langweilt ihn der ewige Sonnenschein, hie ungetrübte Ein tracht, der beständig stille, zufriedene Ton. Tag für Tag fand er seine Licblingsspciscn auf dem Tisch. Hatte er Lust spazieren zu gehen, gingen wir spazie ren. Hatten wir Karten in die Oper und kam er oes Abend» mit den Worten nach Hause: »Meine Teuere, ich möchte am liebsten doch nicht in» Theater gehen, :ch habe riesige Kopfschmerzen" — legte ich ohne den geringsten Seufzer, fröhlich, lieb, mein Abendkleid wieder ab und schlüpfte in den Schlafrock. Und ich machte ihm kalte Umschläge, bereitete ein kalte» Abendessen, es wurde wenig gesprochen und zeitig u Bett gegangen. Herr: Mit einem Wort, eine glückliche Ehe. Damme: So ist es: eine glückliche Ehe. Aber langsam, mit trägem Flügelschlag, kam der Ueber- druß. Er hatte olles. Nie fehlte etwa». Nie der geringste Widerspruch. Und ich fühlte, daß ihn zu gleich mit der Glückseligkeit auch der Verursacher der Glückseligkeit zu langweilen beginnt. Er küm merte sich nicht um mich. Vergebens schaffte ich mir die schönsten Kleider an. Ich vlicb in meiner Schönheit und Güte immer derart gleich, daß er anderwärts Aufregung suchte. Lr begann auf der Börse zu spielen, er «sollte politische Karriere machen, mit einem Wart: er suchte noch Emotionen. Herr: Ich erinnere mich. Dame: Nun denn — dachte ich für mich — wenn du bloß Aufregung benötigst, damit kann ich dir dienen. Ich wußte, daß er -in neugieriger Mensch ist. Und so nahm ich denn mein Hans- Haltungsbuch und schrieb auf die innere Seite des Lekprkger Lsgeblstt vack ULnüelsrettuog LooaadeuS, äea 2. MLrr Arbeitsscheue nationalsozialistische Söldner «t«euer Draht»,richt de« Le»d»t,er ra«,»lai«,» München, 2. Mär». Ueber die angeblichen Ruhrfliichtlinge in Mün chen, die gestern vor 'dem Hause der sozialdrmo- kratischen Münchener Post demonstrierten, wird eine amtliche Mitteilung ausgegebcn, die die An gaben der sozialdemokratischen Zeitung über die Natur dieser Leute vollinhaltlich bestätigt. ssEs handelt sich um etwa 100 Mann, die von Nord deutschland kamen, .von wo sic wieder in das besetzte Gebiet zurückgebracht werden sollten. Deshalb kamen sie nach Bayern, schlugen aber hier alle Arbcitsanerbieten durch die bayerische Regierung au». Seit 8 Wochen ziehen die Leute herum und verweigern jede Arbeitsleistung mit der Begründung, daß sie keine Arbeitskleidung bei sich hätten. Nach ihren eigenen Angaben sind sie nach München gekommen, um hier in Fühlung mit den nationalistischen Kreisen zu kommen. Es be finden sich übrigens unter ihnen viele Leute, die nicht au» dem Ruhrgebiet stammen, sondern dort nur in Arbeit standen. Noch den Ansammlungen vor dem Geschäftshaus der Münchener Post kam es gestern abend noch zu einer vor dem Gebäude dec Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in der Eorneliusstraße. Auch hier konnte die Polizei die Menge ohne Mühe zerstreuen. In der Nacht bewachte ein Trupp der sozialdemo kratischen Sichreheitsabteilung ihr Parteigebäude. Vie ttanzler-Neise nach München Stiener Drahlvericht d«» Le t»»t,er Ta«e blatte« München, 2. März. Für den Besuch des Reichskanzlers Dr. L un o in München, der voraussichtlich von Staatssekretär Hamm, dem bayerischen Gesandten v. Preger und Herrn Sailer von der Reichspresseststclle begleitet sein wird, ist ein Empfang des Reichskanzlers durch den Ministerpräsidenten v. Knilling am Montag vormittag, dann ein Besuch des Landtagspräsidiums und des Stadtrats vorgesehen. Mittags gibt Minister präsident v. Knilling ein Essen. Am abend ist ein allgemeiner Empfang im Alten Rathaus vorgesehen, wo der Reichskanzler über die politische Lage sprechen wird. Am Dienstag früh reist er weiter nach Stuttgart. Gerichtlicher Nachspiel zum Berliner Rathaus-Tumult Lraytdrrtcht unserer vrrltaer «chriftletinuz Berlin, 2. März. Die gestrigen beispiellosen Tumultszcnen in der Berliner Stadtverordnetenversammlung werden ihr gerichtliches Nachspiel haben, da gegen verschiedene kommunistische Stadtverordnete Strafantrag wegen Körperverletzung gestellt worden ist. Es ist erwiesen, daß die -kommunistischen Stadtver ordneten verschiedenen Tribünenbesuchern mit dem Stiefelabsatz in den Leib getreten haben. OievorläufigeAr-eiislosenversicherung Wir stehen in Deutschland wieder einmal vor der Gefahr, daß die inländischen Herstellungspreise un serer Exportwaren die Weltmarktpreise erreichen oder überschreiten. Tritt das ein, so werden Bctriebscrn- schränkungen und Arbciterentlassungen nicht zu um gehen sein. Dis bestehende Erwerbslosen-Untev- stützung belastet aber ganz einseitig das Reich und die Gemeinden. Sie würde im Falle einer umfang reichen Arbeitslosigkeit die öffentlichen Finanzen in einern Umfange in Anspruch nehmen, der auf die Dauer nicht ertragen werden könnte. Es muß un bedingt ein Weg gefunden werden, um die Arbeit geber und Arbeitnehmer, soweit sie ihren Betrieb oder ihre Tätigkeit fortzusetzen in der Lage sind, zur Tragung der Arbeitslasten mit heranzuziehen. Die Rcichsrcgierung hat darum kürzlich dem Reichstag, dem Reichsrat und dem Reichewirtschaftsrat einen neuen Entwurf einer vorläufigen Arbeits losenversicherung zugehcn lassen. Die Er- werbsloscnfürsorge ohne Beiträge der Beteiligten war von vornherein nur als eine Demobilmachungsmaß- nähme gedacht. Es ist jetzt, nachdem seit Kriegsende Jahre vergangen sind, unbedingt notwendig, die Arbeitsloscnfürsorge endlich aus eine feste Grundlage zu stellen. Mit Recht wird in der Begründung der neuen Regierungsvorlage gesagt, daß die heutige Erwcrbslosenfürsorge ihrem Wesen nach der Armen unterstützung näher steht als der Arbeitslosenver sicherung. Der Fürsorge fehlt die Selbsileistung und damit die Selbstverantstiortlichkcit der Beteiligten. Darum kann das Arbeitslosenproblem nur auf dem Wege des Derstcherungszwange« gelöst werden, auch wenn sich der Uebrrtraaung des Versicherungsprinzips auf die Arbeitslosigkeit erhebliche sachliche und tech nische Schwierigkeiten entgegcnstcllen. Die jetzt fertkggestcllte Regierungsvorlage bringt freilich leine endgültige, sondern nur eine vorläufige Lösung dieser Schwierigkeiten. Sie versucht vor allen Dingen, das Beitragsprinzip unter Dach und Fach zu bringen, um zunächst einmal die finanziellen Grundlagen für eine wirksame Arbeits losenhilfe zu sichern. Sie weicht dabei von den bis herigen Gepflogenheiten der Arbeiterversicherunas- gesetzgebung insofern ab, als nicht Beiträge vorher erhoben und aufgespeichert, sondern die erforderlichen Kosten nachher auf die Beteiligten umgelegt werden sollen. Das ist in der Zeit der Geldentwertung nickst ganz unbedenklich. Aber eine vorherige Festlegung der Leistungen ist ja unter den gegenwärtigen Ver hältnissen fast unmöglich. Sie macht ja auch sonst in der Sozialversicherung die größten Schwierigkei ten. Die Beitragsbemessung soll daher immer ent sprechend den Erfordernissen des vorangegangcncn Jahres erfolgen, während die Mehrbedürfnisse des lausenden Jahres vom Reich vorgcschossen werden. Dio Verteilung der Betriebslasten ioll derart sein, daß ein Drittel die Arbeitgeber, ein Drittel die Arbeitnehmer aufbringen, während von dem letzten Drittel das Reich die Hälfte trägt und Länder und Gemeinden sich in die andere Hälfte teilen. Die Belastung der Arbeitgeber und Arbeit nehmer würde auf diese Weise nicht sehr erheblich sein, denn da die Fürsorgekosten der Erwerbslosen im Jahre 1921 nur etwa 2 Milliarden Mark be trugen, die im Jahre 1922 nicht wesentlich höher wären, so würden für 1923 — falls das Gesetz in diesem Jahr schon in Kraft treten sollte — nur ver hältnismäßig sehr niedrige Beiträge zur Erhebung gelangen. Immerhin würden die Rcichsfinanzen entlastet werden, was angesichts ihrer drohenden stärkeren Inanspruchnahme durch wachsende Arbeit»- losigkeit von großer Bedeutung für die Aufrechterhal tung der Arbeitslosenfürsorge überhaupt sein kann. Die viel umstrittene Frage, wer Träger der Ar- beitslosenversicherung sein soll, löst die Vorlage der art, daß die Feststellung, ob Arbeitslosigkeit vorlicgt und die Kontrolle den öffentlichen Arbeitsnachweisen übertragen werden, während die Beitragserhebung durch die Organe der Krankenversicherung erfolgen soll. Auf diese Weise erübrigt sich die Schaffung neuer kostspieliger Verwaltungsorgane für die Ar beitslosenversicherung. Der Regicrungsentwurf, der 98 Paragraphen umfaßt, bedarf auch jetzt noch ein- gehender Durchberatung. Ueber die Einzelheiten der Durchführung der Arbeitslosenversicherung wird noch mancherlei zu sagen sein. Um die Regierungsbildung Draht»,richt unserer Dresdner «chrtstlrttunq Drerde», 2. März. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion hat die Richtlinien der Kommunisten bereits beantwortet, und wenn sie sie auch nicht direkt ablehnt, so hat sie doch wieder Gegenvorschläge gemacht, die für die Kommunisten unannehmbar sein wer den. Es ist im Grunde genommen ein kindliches Spiel, das hier getrieben wird, denn beide Par- teien wissen, daß sie zu keiner Einigung gelangen werden. Nur will jede Partei ihre Verhandlungs bereitschaft zeigen und dadurch die andere Seite ins Unrecht setzen. Die Landtagsfraktion der sozial, demokratischen Partei erklärt, daß sie die ent. schädigungslose Beschlagnahme des Vermögens des ehemaligen königlichen Hause« nicht annehmen und die Arbeiterwehren nicht genehmigen könne, und verweist auf ihre Stellungnahme zur Reform der Landespolizei. Wenn der süddeutsche Senat beim Staatsgerichtshof nicht aufgehoben werde, solle aucb ein besonderer Senat für Mitteldeutschland beim Staatsgerichtshof eingerichtet werden. Die Leit sätze des kommunistischen Parteitages in Leipzig seien mit den von den Kommunisten jetzt gestellten Bedingungen zur Arbeiterregierung unvereinbar. Eine Iwangsanlcihc in Sachsen sei unmöglich. Der sozialdemokratische Parteitag am Sonntag wird — zum ersten Mal seit dem Bestehen der Sozialdemokratischen Partei —- hinter ver schlossenen Türen arbeiten. Die demokratische Landtagsfcaktion hat auf die ihr von der sozialdemokratischen Fraktion unter- breiteten Bedingungen geantwortet, daß sie bereit sei, die Richtlinien den Verhandlungen zugrunde zu legen; sie könne aber solche Verhandlungen nur dann als erfolgreich betrachten, wenn die Sozial demokratie entschlossen sei, sie mit dem gleichen Ziele zu führen wie die Deutsche Demokratische Partei. Wie wir hören, hat der sozialdemokratische Ab- geordnete Liebmann, der breit» an den ersten Verhandlungen über die Regierungsfrage teilgc- nommen hatte, die Demokraten am Donnerstag zu weiteren Verhandlungen für Sonnabend nachmittag cingeladen. Die demokratische Fraktion hat diese Einladung angenommen. . Sie mißt jedoch diesen Verhahndlungen am Sonnabend keine entscheidende Bedeutung bei, betrachtet sie vielmehr als haupt sächlich informatorischer Natur, besonders im Hin blick auf die tags darauf stattfindenden Verhand lungen des demokratischen Landesausschusses und der sozialistischen Landcsversammlung. Die Demo kratcn dürften die Gelegenheit wahrnehmen, nun mehr ihrereseits die Grundsätze bckanntzugcben, die für sic die Voraussetzung einer Teilnahme an der neuen Regierung bilden. Meine politische Nachrichten Der Reichstag wird mit Rücksicht auf die Ruhrobgcordnctcn eine kurze Verhandlungspause vom Sonnabend bis zum Mittwoch nächster Woche eintreten lassen, dafür aber am Sonnabend, den 10., und Montag, den 12. März tagen. Die Oster ferien sollen vom 23. Märi bis 17. April dauern. Der deutsche Botschafter in Paris, Dr. Mayer, hat sich in München rn der chirurgischen Universitäts klinik (Prof. Eauerbruch) einer schweren Magen operation unterziehen müssen. Der Zujtand des Kranken ist gut. * Lberpräs dent NoSke von der Provinz Han nover hat die politischen Borträge des Reichs- tagöabgeordnetenWulle in der Provinz Hannover verboten. Por kurzem ist, wie erinnerlich, vom thüringischen Slaatsmtnisterium eine Vortrags reise Mulles durch Thüringen ebenfalls verboten worden. * Nach einer Radiomeldung aus London ist Sir Harald Stuart, der als englischer Ober- kommissar während der Volksabstimmung in Ober schlesien weilte, gestorben. Einbandes eine Adresse: Brauhausgasse Nr. 17. Was ich ahnte, traf pünktlich ein. Lines Tages, als er vor Langeweile in dem Haushaltun-zsbuch blät- terte, erblickte er die Adresse. Er stutzte, sagte aber nichts. . Ich beobachtete. nur, daß er am nächsten Tage wieder das Buch hcrvorholte und darin die Adresse: Brauhausgasse Nr. 17 betrachtete. Herr: Die Sache beginnt interessant zu werden. Dame: Ich selbst sorgte dafür, daß sie noch interessanter werde. Ich nahm nämlich noch am selben Abend das an meiner Uhrkette hängende kleine goldene Medaillon, in welchem sich ein kleines, weißes Blatt befand, und schrieb auch auf dieses die geheim nisvolle Adresse: Brauhausgasse Nr. 17. Herr: Was war in jenem Haus? Damme: Nicht«. Die Adresse war mir zufällig eingefallen. Ebensogut hätte ich auch schreiben können: Weitzncrgasse Nr. 32 oder Herbstgasse Nr. 4 oder weiß ich was. Und «nein Mann stieß auch im Medaillon auf diese Adresse. Damals änderte er sich plötzlich. Herr: Wieso? Dame: Er begann sich eigentümlich zu be nehmen. Er horchte auf jede» meiner Worte mit spähender Aufmerksamkeit. Wenn ich fortging, fragte r: »Wohin gebst du?" Wenn ich himkam, fragte er: »Woher kommst du?" Und ich tat, als würde ich dieses sein Benehmen natürlich finden, und ich war riesig glücklich, al» ich sah, daß sein Leben wieder von n.ir erfüllt ist, daß er grübelt, Verdacht schöpft, das- er unruhig ist, sich interessiert, sich — rasiert, neue Krawatten kauft und au» dem Bureau früh nach Haus« eilt. Jetzt beschäftigte er sich wieder mit mir, jetzt war er wieder dankbar für jede Lieblingsspeise, nyt gefiel ihm wieder jede» neue bezaubernde Neglige. Herr: Alldie» darum, weil er eine Adresse er blickt hat. Linen Straßennamen und eine Haus nummer. So sind wir Männer. Dame: Das ist aber noch alles nichts. Eine» Tages kam er etwas später als gewöhnlich nach House. Er summte vor sich hin, tat, al» wäre er gut gelaunt, es war ihm aber sofort anzusehen, daß er an diesem Nachmittag in der Brauhausgasse gewesen ist, unter Nr. 17. uno daß er sich jene» gelbe Hau» und dessen sämtliche Fenster güt angeschaut hat. Herr: Lin gelbe» Hau«? Dam«: Ja. L« war nicht nötig, die» so ironisch zu fragen. Ich hab« nicht zufällig verraten, daß ich die Farbe de» Hause» kenne. Denn von da cn kam er beständig unregelmäßig nach Hause. Lr brachte mir Südfrüchte, führte mich, selbst wenn er Kopfschmerzen ratte, ins T^-ater, jetzt fühlte ich schon an ihm, daß er Tag für Tag in die Brauhausgasse geht. Ec wurde unglaublich zärtlich, las mir jeden Wunsch von den Augen ab, und ich genoß dies so sehr, daß ich den Armen manchmal sogar quälte. Herr: Bravo. Dame: Ich bin selbst jetzt noch von mir entzückt, wenn ich daran zurückoenke, wie put ich es gemacht habe. Durch eine einfache Adresse den gelangweilten Gatten zu einem zuvorkommenden, aufgeregten Hoftecer umzuwandcln. Nun kommt aber das Beste. Fast wäre es mir dabei schlecht ergangen. Herr: Wieso? Daine: Es begann mich die Neugierde zu quälen, wie denn jenes Haus dort in der Brauhausgasse aussehen mag. Ich wußte, was mir bevorsteht, wenn mich mein Mann in jener Straße erblickt. Aber gerade diese Gefahr und das Gefühl meiner Unschuld eiferten und trieben mich an, mir jenes Haus wenigstens einmal zu betrachten. Herr: Und? Dame: Und ich ging hin. Pochenden Herzens, dicht verschleiert, als hatte dort tatsächlich jemand gewohnt. Ich fuhr im Wagen durch die sGmale. schmutzige, kleine Gasse, und als wir an Nr. 17 vorbetholperten, stand mir fast das Herz still: Mein Mann stand dort und wartete. Von da weiß ich, daß e« ein gelbe» Hau» war. Sekt damals habe ich es nicht wieder gesehen. Doch für einen Augenblick Hobe ich jene» in den Augen der anständigen Frauen schreckliche Gefühl und dennoch herrliche Gefühl emp- funden, wie cs sein muß, wenn eine Frau von ihrem Mcnn ertappt wird. Herr: Mich interessiert an der Geschichte blotz warum Sie gerade die Brauhausgasse und Nr. 17 gewählt haben . . . Die berüchtigte Gegend der Iosefstadt . . . Dame: Ich sagte ja schon: sie war mir zufällig eingefallen. Und dann lag sie in der Iosefstadt, in der berüchtigtsten Gegend der Iosefstadt . . . wäh- rend. . . Herr: Nun? Dame: ... du damals am anderen Ende der Stadt, auf der andern Seite der Donau wohntest... Gin« Ehrentaatt,«« für di« Familie Wagner. Baoreuth. An» Wien meldet ein eigener Draht bericht: Auf di« Nech icht von einer gewissen I Notlage der Familie Wagner in Bayreuth hat der Aufsicht»rat der Wiener Dolksoper, einem l I Vorschläge Weingartners entsprechend, be- schlossen, hinfort von den Wagnerausführungen ein Prozent als Ehrentantieme an die Familie abzu führen. Bei der ersten, von Richard Strauß dirigierten Ausführung des neueinstudierten Tann- Häuser wurden durch besonders erhöhte Eintritts preise 10 Mill. Mark für den Bayreuther Festspiel- fonds vereinnahmt. Berliner Theaterfustou. Aus Berlin wird uns gedrahtet: Zwischen dem Staatstheater und der Charlottenburger Echillerbllhnc sind seit einiger Zeit Verhandlungen im Gange, die eine Angliederung des Lharlottenburger Institutes an das Ltaatsrheater erstreben. Geplant ist, rnit Kräften der Staatsbühne einen volk«tüm- lich en Spielplan zu populären Eintrittspreisen zu pflegen. Ohve Orden geht'« nicht. Im Hauptausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten der Gesetz, entwarf angenommen, der entgegen der Verfassung»- bestimmuna, wonach Orden und Ahelstitel in der österreichischen Republik abgeschafft wurden, em Ehrenzeichen in den Abstufungen »Droßstern, Große« Goldene» Ehrenzeichen am Bande, Großes Goldene» Ehrenzeichen mit dem Stern, Großes Goldenes Ehrenzeichen mit zur linken Hüfte vcr- laufendem Bande" einführt. Der goldene, etwa elf Zentimeter im Durchmesser aroße Brnsistern wird an der linken Brustseite angesteckt. (Für da» kleine Oesterreich ist die Zabl und der Umfang der neuen Orden, ohne die e» offenbar nicht geht, groß genug. Wird da» ein Gereiße werden um da» Große Gold- picken - mit dem zur linken Hüfte oerlaufenoen Au« nen Dbeaterbnrean«. bV«auspieldan».z Nover« OvcrweaS ho» Leipziger GcdrittNcller«. -Eharlatan", ein Stuck an» der guten alten Zeit, da» am Sonnabend den IN. Er,. ,ur UraniMvrnna kommt, ist in den Hauptrollen besetz« mit: «naus« Ll-ber. <^"<fried ssotten-oMen, Vernd-rd Wttdenhain. Alfred S.<vdel, Reindokd volqu» und den Samen: Suis« Mau. Melanie Krl>gkr-Mi<Nael«». Spielleitung: Frit, Victp Nn-g. ,Nln Vorbereitung fNr Sonnabend den «7. Mbr,. .Da« vielabde", von Lantensack. und für Miln- rnnncr»t-><7 in einer Inszenierung Art» Vit-Weg» ,W 11- d «lm Tell". . W«g«n Erkrankung von Dill« »roh»ckLorde« mnftie di» erst» Metzvorsielluna .Die Hugenotten" adaesep, wer den. Der Intendanz war e» trop grbdter Bemühungen nl^i mSg'ich. einen anderen Vertreter tlix den Naoul zu bekommen Vll« Erian wird .Do-la" gegeben. Den Lavaradosg sing' Wilhelm Litten vom Lande»,Heuer i Karlsruhe al« Hak.
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