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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-02
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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außerhalb de« Neparationskonto« Kohlen und Kok» zu liefern, jetzt ftr aber klar, daß die Retch«rcgicrung selbst den deutsche« Botschafter beauftragt Hobe, der französischen Regierung ei« derartige» Geschäft zu- gilnsten der deutschen Großindustrie vorzuschlagen. Der Vorwurf, der in diesen Behauptungen Voincar^s nicht nur für Hugo Stinne» und Silverberg, sondern auch fllr das Kabinett Cuno liegt, ist so schwer, daß die Reichsrcgie- rung nicht umhin kann, sich schleunigst dazu zu äußern. Aber auch der Reichstag hat drin genden Anlaß, die Angaben zu untersuchen. Hier muß volle Klarheit geschaffen werden. Die Reichsregierung darf nicht den Verdacht auf sich sitzen lassen, daß sie eine Schiebung unter- stützt habe, durch die das ganze Volk zum Dor- teil einiger Milliardäre schwer geschädigt wor den sei. Landesverrat in Handelrkreisens EigenerDrahtbertchide» »««»»tgerra-ebkuite» Berlin, 1. März. Einzelne Firmen des besetzten Gebietes sollen sich in unverantwortlicher Weise an die völkerrechts widrigen französischen Bcwilligungsstcllen gewendet haben und nach Bezahlung einer lOprozentigcn Ab gabe in deren Kossen versuchen, mit französischer Unterstützung Waren nach dem unbesetzten Gebiet zu bringen. Auf feiten der deutschen Behörden besteht die Absicht, derartige War«, die mit Unterstützung der französischen Dewilligungsstellen oder nach Be zahlung von Abgaben in französische Kassen in da» unbesetzte Gebiet gelangen, bei Eintritt in das un- besetzte Gebiet vorbehaltlich einer weiteren Straf verfolgung des Absenders zu beschlagnahmen und zu gunsten des Reiches für verfallen zu erklären. Die Namen der landesverräterischen Absenderfirmen werden außerdem veröffentlicht werden. Baldige Auflegung der Goldanleihe Drahiberlcht unserer verltner Schrifileituag In der heutigen Sitzung des Hauptausschusse» des Reichstages wies Reichsfinanzminister Dr. Hermes bei der Beratung des Gesetzentwurfes über die Gold anleihe darauf hin, daß ein Devisenfonds gebildet werden müsse, da das Reich im Interesse der Stützung der Mark eines bestimmten Vorrates an Devisen be dürfe. In der darauf folgenden Debatte ergriff auch der Abgeordnete Helfferich das Wort, der der Regierungsvorlage zustimmte. Richt nur die Stützungsaktion der Reichsbank Hobe die Besserung der Mark herbeigesührt, sondern auch die Tatsache, daß Deutschland zum erstenmal in planmäßige Ab wehr gegen die französischen Pergewaltigungen ein- getreten sei, wodurch sich da» bereit» völlig ge schwundene Vertrauen dr» Aurlande» zu Deutschland wieder belebt habe. Nach etwa zweistündiger Debatte wurde der Ge setzentwurf über die Goldanleihe vom Hauptauoschuß angenommen. Er soll sofort an den Reichstag weiter geleitet und ko schnell erledigt werden, daß mit der Auflegung der Anleihe noch vor dem 12. März be gonnen werden kann. Stresemann fordert Amerikas Intervention In Dortmund hielt am Sonntag Reichstag»- abgeordneter Dr. Stresemann eine Rede über den Ruhreinbruch der Franzosen und Belgier. Im ersten Teil erneuerte er den Vorwurf, das deutsche Volk habe seine Waffen weggeworfen und den Fein den geglaubt, sic würden einem demokratischen Deutschland nichts zuleide tun. Sodann betonte Stresemann, daß die Feinde jetzt in übertriebenem Maße den Militarismus betrieben, den sie un» immer zum Vorwurf gemacht hätten. Er fuhr dann fort: .Diejenigen Mächte, die den Frieden von Versail les unterschrieben und uns veranlaßt haben, unser« Waffen nicderzulegen, sind moralisch verantwortlich für die heutigen Zustände in Deutschland. Wir Hoden nicht zu betteln und zu bitten um ihre Intervention. Wir fordern st«, wenn es noch einen Sinn Haden soll, wo» damals vorgegangen ist. DK Haden die Waffen nicht bedingungslos nredergelegt. Erst nachdem eine Depesche Lansing» eingegangen war, in der alle Einzelheiten de» Frieden» niedergclcgt waren, habe» wir e» getan. In jenen Präliminarien de» Frieden» war ganz genau begrenzt, was wir zu entschädigen hätten. Kein Wort von dem Wahnsinn stand darin, daß wir auch alle Pensionen für die Kriegsteil nehmer zu zahlen hätten. Erst nachträglich, als wir entwaffnet waren, ist cs in die Friedensbevtngungea hineingeschrteben worden." Der heitzersEhnte „Dolchstoß" Drahtbertcht unserer Berliner ««rlfklettung Berlin, 1. März. Auf der Tagung de» Landesverbände» Berlin der Deutsch nationalen Dolkopartet hielt am gestrigen Schlußtag Graf Westarp eine grotze Rede über Abwehrkampf, Einheitsfront und Not wendigkeit einer starken Regierung. Seine Aus führungen gipfelten darin, daß er al» Dorau»- bedingüngen für Verhandlungen mit Frankreich nicht nur die Räumung der ncubesctzten Gebiete, sondern auch des Rheinlandes fordere, und daß er von der Negierung, mit deren bisherigem Verhalten er i« großen und ganzen einverstanden ist. eine starke Hand fordert für den Fall, daß der Reichstag in seiner Entschloffuiheit wie im Juli 1917 umfalle. Er erklärt», daß dk Negierung Cuno in solche» Fall« nicht abtreten dürst, sondern »een Willen auch -egen einen solch«« Reichstag -urchfßhren müsse. Vie veöingungen der sächsischen Kommunisten Drshtdertcht unserer Dre-dn«, Gchrifileitvn, Dre»de», 1. März. Die Kommunisten haben, wie bekannt, di« Be- dingungen der Sozialdemokraten für ein« Basis zu Verhandlungen über die Regierungsbildting für ungenügend befunden und beschlossen, ihr« eigenen Bedingungen zur Herstellung ein«r Arbeiter- regierung herauszubrtngen. . Das ist jetzt ge- schehen. Diese Bedingungen find, wie erwartet, so ausgefallen, daß auch der link« Flügel der sozial demokratischen Partei, dem an einem Einverständ nis mit den Kommunisten sehr viel liegt, sie nicht wird annehmrn können. Die Kommunisten ver langen zum Schutze der Arbeiterregierung die entschädigungslos« Beschlagnahm« de» gesamten Vermögens des ehema ligen königlichen Hauses, die Bildung Der Kampf um die Schule Berlin, 1. März. Im Bildungsausschuß des Reichstags hat nach langen interfraktionellen Verhandlungen hinter den Kulissen gestern der Kampf um das Rcichsschulgesetz wieder neu begonnen. Es ist in der Hauptsache ein Ringen um die drei nach der Verfassung mögliche« Formen: der Bekenntnisschule, der Gemeinschafts schule und der weltlichen Schule. Im 8 2 de» Re- gierungsaesctzcntwurfes werden diese drei verschie denen Schulformen gegeneinander abgegrenzt. Des halb konzentrierte sich gleich dir rste Beratung im Bildungsausschuß auf diesem wichtigen 8 2 d«r Re gierungsvorlage. Die Sozialdemokraten wollten ihm folgende Fassung geben: «Die Gemein schaftsschule ist grundsätzlich und ihrem Wesen nach unabhängig von dem Bekenntnis oder der Welt anschauung der Kinder, die sie besuchen, und der Lehrer, die an ihr tätig sind. Sie ist daher für Kin der aller Bekenntnisse und Weltanschauungen be stimmt; Lehrer aller Konfessionen und Weltanschau- ungen können an ihr unterrichten. Die Gemem- schaftsschule erteilt den Unterricht für alle dies« ge meinsam auf allgemein sittlicher Grundlage i« Sinne sittlicher Volksgemeinschaft. Bekenntnisfreier Rett- aions- oder Moralunterricht ist an den Gemein schaftsschulen ordentliches Lehrfach." Dieser Antrag macht also aus der Gemeinschaftsschule (Simul- tanschule) die Weltliche Schule. Demgegenüber hatten sich Zentrum, Deut- sche Volkspartei, Demokraten und Dau rische Dolkspartei auf einen Kompromiß- an trag geeinigt, der Folgende» besagt: .Die Ge meinschaftsschule erteilt den Unterricht auf christ licher Grundlage ohne Rücksicht auf di« Dcssonder- heiten der einzelnen Bekenntnisse für alle Kinder ge meinsam; der Religionsunterricht wird nach Bekennt- nisten getrennt erteilt. Bei Besetzung der Lehrer stellen an der Gemeinschaftsschule soll auf das reli giöse Bekenntnis der die Schule besuchenden Kinder nach Möglichkeit Rücksicht genommen werden. Die Gemeinschaftsschule verliert ihren Lharakter nicht dadurch, daß Lehrer an ihr tätig sind, die einem christlichen Bekenntnis nicht angehören." Man sieht auf den ersten Blick, daß in diesem Kompromiß antrag das Wesen der Simultanschule, so wie sie heute in Baden und Hessen und anderen Teilen Deutschland» praktisch besteht, umschrieben ist. Aber gerade diese praktische Ausgestaltung wird ja neuer- ding» von recht» und link» her stürmisch bekämpft; von der evangelischen Orthodoxie und der katholischen Kirche als zu weit entfernt von ihrem Ideal der Bekenntnisschule, und von der Sozialdemokratie als zu weit entfernt von ihrem Ideal der religionslosen Weltlichen Schule. Bei dieser Sachlage darf es also als ein besonderer Erfolg der demokratischen Kom promißpolitik gebucht werden, daß sich die genann ten bürgerlichen Parteien auf eine Formulierung geeintgt haben, welch« die Erhaltung und weiter« Errichtung von Simultanschulen seitheriger Praxi» ermöglicht. Der Hauptwortführrr dieser demokratischen Kom promißpolitik, der Abg- Weiß (Nürnberg), ver teidigt« denn auch den Kompromtßantrag gegenüber sozialdemokratischen Angriffe« auf» nachdrücklichste. Unter Hinwei» auf die Kundgebung des Deutschen Lehrervereins betont« er, daß man in der bestehen den Simultanschule die nationale Einheitsschule er blickt habe. Auch bet Schafuag der Weimarer «er- faffung sei zweifellos nicht an Sie weltliche Gemein schaftsschule, sondern o« die christliche Simultan schule gedacht worden. Daß di« Demokratische Par tei die tnr Volke erwachsene Simultanschule als Ge- metnschaft»schule bekochtet habe, ergebe sich aus ihrer Stellungnahme -um Religionsunterricht, der ein wesentlicher Bestandteil der Schul« «ach demo kratischer Auffassung sei« müsse. Die deutsche Kultur sei wesentlich efti Produkt auch de» Christentum». Au» diesem Grund« ergebe sich also gleichfalls die Gestaltung der nationalen Schul« al» christliche« Schule. Natürlich gelang es dem denwkratischen Sprecher nicht, die Gegner de» Kompromißantrage» auf der Linke« und auf der Rechten gleich beim ersten Mal zu überzeugen. Interessant «ar da» sozialdemokra tisch« Zugeständnis de» Abg. Schreck, daß die Schwierigkeiten, ein befriedigende» Schulgesetz zu schassen, in dem unglücklichen Weimarer Echulkom- promiß lagen. Diese» ist -wischen Zentrum und Sozialdemokratie in der Zett geschlossen worden, ai» die Demokraten wegen der Unterschrift unter den Frtedensvertrag au» der Regierung ausgetreten waren. Heute müssen die Politiker wieder gut machen, was damals versäumt worden ist. Wie wett die sozialdemokratisch« Ankündigung ernst zu nehmen ist, daß ei« weitere» Entgegenkommen al« da» im sozialdemokratischen Antrag au«gesprochene unmög lich sei, müssen di« weiteren Ausschußverhandlungen ergeben. Trotz der Verständigung der Mittelparteien wird der Kampf noch heiß und heftig fei«. Letztes Abenteuer Don 0«»»p L Philander, den Frauen noch zugetan in einem Atter, wo der Don Juan notwendig vom Teufel geholt werden muß, begann an den violetten Frühlingsabcnden, da er etwas anderes nicht mehr gut hätte tun können, sich all der Dinge zu erinnern, die ihm da» Leben amüsant gemacht hatten. Große Liebesabenteuer und amouröse Episoden begann er in der Erinnerung noch einmal zu erleben. Er ent sann sich der Herzogin von L., der Zofe Kitty, d.r Schauspielerin Sibyü, der Damen Maria, Elisabeth und Franziska. Er entsann sich auch der Frau Fchnen. .Es ist drei Jahre her," sagte er zu sich selber, »und ich erinnere mich noch deutlich jener ulmen alle« in dem alten Badeort, wo wir da» erste Ge spräch hatten. Sie war schön, und ich pflegte, so oft ich die schmalen Wege im Wald hinter ihr ging, ein paar Verse von Verlaine auszusagen. Den weißen Strümpfen muß ich applaudieren, Kein Poffenspiel ist solch« Form. Wir reißen Augen auf «norm, Denn sich so stramme Waden präsentieren . . , Und überhaupt," fuhr Phtlander fort, .die gefühl- volle Umgebung! Die Ulmen, die Berg«, die Terrasse de» Kurhauses am Abend, da» Meer ... Es war wohl da» Meer, wenn ich nicht irre. E» ist doch schon drei Jahre her. Frau Fehnen sagte damol», sie lieb« diesen Ort so sehr, daß sie jeden Sommer da verbringe." Und «ach einer Dell«: ^>b st« noch im Sommer weißseiden« Strümpfe trügt?" Und dann: .Ich will an da» Meer fahren. Auch Kopien können oft reizend sein. Vielleicht, daß Frau Fchnen . . .* Philander monologisierte sich in ein« Sehnsucht nach Frau Fehnen. Er gab Auftrag, baß »an di, Koffer bereit wache. L Phittmder wählte mit Sorgfalt die Speisen, leichte Dinge, wie man e« bet Reisen halten muß, und fuhr mit dem Drei-Uhr-V-Aug an» Meer. In den Gangen der Waggon» ans »ad ab zu gehen, stg» Gesicht einer Dame zu sehen, davon man weiß, man wird es nie wiedersehen (. . . e» ist vielleicht schön; die Augen haben ihren Roman . . Z, in die fliehende Landschaft zu blicken (. . . ein Dorf, ein Wald, ein Weiher steigen auf, vergehen: eine Wolke schwebt . . .), auf den seltenen gwischenstationen mit Zeitungen, Konfekt und Zigaretten sich zu versehen, dann wieder zu fahren durch blaue Wälder, silbern dampfende Ebenen und Bild an Bild zu reihen — alle di« Reize des Reisens hatte Philander tief empfunden, al» er am Abend in der Hafenstadt ankam. Am anderen Morgen begab er sich auf einen weißen, sonneglänzendcn Dampfer. Er stand um Bug. Möwen flatterten, weiß leuchtend auf dem dunklen Blau de» Meere». Ein Wind voll Sommer, Sonne und Duft der See schlug an fein« Stirn. .Den weißen Strümpfen muß ich applaudieren." deklamierte er in den Seewind, .kein Poffenspiel ist solche Form . . 3. Auf der Insel fuhr Philander mit einer Klein bahn durch grün »nd golden« Buchenwälder, durch kleine Täler, über kleine Hügel. Sein Herz hämmerte im Takt der Räder. Und da er allein im Abteil war, deklamierte er sich heftig weiter hinein in seine groß« Sehnsucht nach Fra« Fehnen. Er malte sich da» Wiedersehen au» in der Ulmenallee. Er erinnerte sich der schmalen Wege in den Wäldern, der Berge, der Terrasse des Kurhaus«» am Abend, de, Meere«. Er erinnert« sich auch de» kleinen, idyllischen Bahn hof». Und der Gedanke daran, diesem Bahnhof entgegenzufahren, ließ ihn zehn-, zwanzigmal an« Fenster treten. Die Kleinbahn bimmelte von Station zu Station. Endlich war Phtlander am ersehnten Ort. Er spürte Heldenmut und riß ganz jugendlich feine Koffer au» dem Netz, sprang leicht herab auf den Bahnsteig und ging edel und feurig der Bahnsperre zu. Jude» besah er sich den Bahnhof. Der deuchte ihn zwar klein und idyllisch, aber seltsam unbekannt. Allein er beschwichtigt« sich damit, daß er fett einiger Fett schlecht sehe. Philanber studierte die Kurliste und mietete sich schließlich in einer beliebigen Pension ein. Dort ruhte er etwa zehn Minuten von den Anstrengungen der Reise und seinem lebhaften Auftreten au», «achte Toilette und ging dann die Ulmrnallee suchen. .Vielleicht, daß Frau Fehnen .. -acht« er ei» wenig bedrückt. . —.»- Aber der Ort ermangelt« einer Ulmenalle« durch aus. Auch hatte da» Kurhaus kein« Terrasse. Phtlander nahm da» Nachtmahl auf seinem Kimme«. Er dachte an Frau Fehnen und seine Sehn- sucht nach ihr. Bei den frischen Erdbeere«, die er angsam mit dem silbernen Lössel -erdrückte, fielen ihm die Berge ein. .Aber es war doch wohl da» Meer . .. wenn ich nicht irre," sagte er leise zu sich selber. Später — er hatte e» verschmäht, von de« elektrischen Licht Gebrauch zu machen, und statt dessen drei Kerzen angezündet, die in einem Zinn- leuchter standen — sväter trat er auf de» kleinen Balkon. Der Mond schwebt« über dem Meer. Der Wald lag schwarz um da» Hau». »Oder sollte e» doch i» Gobtrge gewesen sein .. sagte er langsam. 4. In den folgenden Tagen war Philander sehr ruhig. Er dacht« nur dies: .Vorbei, vorbei . . " Die Sehnsucht wuchs. E« war dk Sehnsucht nach Frau Fehnen nicht nur. Die Herzogin von L. fiel ihm ein, die Zofe Kitty, die Schauspielerin Stbvll, di« Dame« Maria, Elisabeth und Franziska; oie Episoden, die Passionen und die Abenteuer; di« weißseidenen Strümpfe der Fra« Fehnen; da» Leben, da» amüsant war. Und er wußte: da« Alter war gekommen, Einsamkeit brach an. Anfang Juli fiel ihm da« Bonmot ein: Casanova in Dux. Anfang August beschloß er, abzureisen. Schließlich . . . Und so begann er, sein« Me moiren zu schreiben. Eine Dedekind-Premter« t» München. Za den Münchener Kammerspielen fand die Uraufführung von Frank Dedekind» Pantomime .DleKaisertn von Neufundland", musikalisch illustriert von Friedrich Holländer, statt. Sie wurde mit leb- hafte« Beifall aufgenommen. Nietzschepeet». Von den jährlichen Stiftungen de» Rktzsche-Archiv» wurde u. a. dem Lizentiaten Heinrich Römer ein Ehrenprot» a»f Grund seiner um lassenden zweibändigen Gesamtdarstellung von Arbeiterwehren, unter Kontrolle der Betriebsräte, das Verbot jeder monarchistischen und aotirepublikanischen Agitation, die Entfernung aller Beamten der Justiz, Polizei und Verwaltung, dio die Arbeiterregierung nicht vorbehaltlos unter stütze», und di« Bildung einer sächsischen Kam- mer beim Staat»gericht»hof. Au der Forderung einer auf die Betriebsräte gestützten Arbeiterregierung verlangen sie, daß die Betriebsräte da» Recht haben, die Arbeiter regierung zu kontrollieren. Ein periodisch zu- sammentretcnder Landesbetriebsrätekongreß soll aus seiner Mitte ein Exekutivorgan wählen, das mit der Arbeiterregierung, den Arbeiterparteien und den Gewerkschaften beständig auf» engste zusammen- zuarbeiten hat. Diesem Exekutivorgan de» Landes- betriebsrätekongresses sollen von der Regierung alle Gesetze, Vorlagen und Verordnungen zu unter- breiten sein. Schließlich stellt die Kommunistische Partei ihre üblichen Forderungen ans, die, wie auch die hier genannten, durchweg gegen die Landes- und Reichsgesetze verstoßen. Es ist also nicht gut anzunehmen, daß der Parteitag der Sozialdemokratie am Sonntag diese kommunistischen Bedingungen annchmen wird. Sächsischer Landtag Nachtragretat— Vie Not -er Verkehrs- Institute Dr»dtzdor»cht «userrr Dresdner GMrtstlettvng Dresden, L März. «irf der Dage-orMnmg der heurige« Gttzuua Neben mehrer« TU« der Nachtrags zum «utzerordent- lichr n StaatShau-haltSpkau Mr 1922. Al« Kapttalbcbarf der Mar>r»or- unp Kalkwerke werden 1ML Millionen Mart nacbbewUltctt, -US Kapitalbedarf dcS SteinkohleiNverks Zauckerode 17 MUKonen. sltr die Braun- kohlemverk« Millionen. Sodann gelangt zur Be ratung «in kommunistischer Antrag, welcher verlangt, Los; da» «eie» über die Entschädigung von Be^rksarrSschutz. Mitgliedern. «ewervegerkytSbeisttzern, «eschwrcnen usw. abzuander« sei insoweit, a»S dies enbc-i Ausübung idrcr staatsbürgerlichen Ehrenrechte auHer den Tagegel dern der Lohnau-fall bewilligt loird. Der Antrag wird noch längerer Debatte dem RocMöauSsckmtz überwiesen — Dann wird otu weiterer kommunistischer Antrag aus An- kauf der Killingschen Hotlanstalt in Aue durch den Staat behandelt. Sin NenierungSvertreter «rllLri. dass dtc Er- Haltung von Krankenhäusern nicht dem Staate. sondern in erster Linie den Städten obttcge. Sowohl der sozial demokratische Abg. Völkel al» auch der demokratische «dg. Dr. Neige! sind mit der Auffassung der Regie rung nicht einverstanden. Abg. Schneller (Kamm.) bezeichnet die Regierunggerkttttung al» einen Skandal. Gr eidalt dafür einen Ordnungsruf und gleich darauf eine« zweiten, al» er sagt, die Regierung solle Ach schä men, hier «ln finanzielle- Slngretfen adzulehnen, nach dem fte gestern im AuSschus, hat zugeben müssen, das, der StaarSzuschnk für di« Staat-i-eatcr im Jahr« 1922 sich aus rso Millionen Marr stell«. Der Antrag geh-t au den Han-paltun-SauSschuk .4. Den letzte« Beratung-gegerrstand billdci eine sozial demokratische Anfrage betreff- Masznahinen zur Begebung de- Rotsumde- der öffentliche« Verkehrs - tnstttu 1 e. Ab«. Sdel (Soz.) Mb« dazu auS: viele Stratzenbadnen hätten ihren Betrieb schon enynilen müssen, wi« die in Zittau, Freiberg, Blaueiu ander« schrit te« zu Einschränkungen des Verkehrs. Das bedeute aber für daS industrielle Sachsen eine schwere Erschütterung und Gefährd«ug de- gesamten Wirtschaftslebens. Den Dttvtzenbohne» müsse autzerordenMche Hilfe gewährt wer den, damit sie über die Zelt der Not hinwegkommen. — Minister Fellisch erklär« sich mit den Forderungen der Anfrage einverstanden. Aus dem Äediete dar Kohlen steuer und do- KrachteMveseiur mützten vom Reiche bedingt Zugeständnisse gemacht werden, wenn nicht dic wichtigsten verkehrSinstttute zum Erliegen kormncn soll te«. Dl« Regierung werde tu diesem Ginne auch weiter hin auf da- Reich «tnlvirken — Abg. sllrod » (Komm.) schlägt vor, die Unternehmer zu zwingen. ftvei Drittel der Stratzenbahnkarten der Lid eiter zu z-chleu. Nächste Sitzung DienStag. 6. Mär», vormittags 11 Uhr. Kurz« Anfragen und Anträge bett. Auckervcr- teiluuq und Höchstpreise für MUch. — Für Freitag, S. Mär, ist di« Wahl des MtntstevprLitdon- te n in «u-stch» genommen. Nietzsches (Kttnkhardt L Biermann, Verlag, Leipzig -ugesprochen. Rekchnrdt al« Filmregisseur. Professor Max Reinhardt wird im Auftrage einer amerikanischen Filmgesellschaft in Wien und an den historischen Stätten Oesterreich» einen Film inszenieren, in dem u. a. eine groß« Anzahl von Mitglieder« der früheren Aristokratie Mitwirken wird. Die Aufnahmen PK de» Film sollen am 30. April beginnen. Deutsche Belletristik i» Amerika. Au» New Dark (Verlag Funk L Wagnalls) kommt die erste Nummer einer Zeitschrift .laternstioosl öooic ttoviev", ein stattliche», reich illustrierte» Heft.. Erfreulicherweise fängt auch die deutsche Literatur, nicht bloß die von Heerführern stammende, jenseits de» Ozeans wieder zu existieren an. Mit den Herzensergießungen -'Ne, gewissen „William Hohenzollern" wird freilich ver nichtend abgerechnet. Dem steht ein Hymnus aus Jakob Wassermann» Roman .Das Gänsemänn- chen" gegenüber, der ^nr reiner künstlerischer Kraft wie an phtlosoohischer Bedeutung zu den lebens vollsten und wichtigsten zeitgenössischen Romanen" gählt. Au» den Buchhändler-Anzeigen ersteht man, daß der New Yorker Verleger Thoma» Seltzer die folgenden deutschen Bücher unlängst herausgebracht hat: von Waldemar Bonsel» „Die Mene Maja", von Schnitzler die Novelle .Casanova« Heim- fahrt", von Stefan Zweig da» Drama ^eremia»'. Ein in Boston veröffentlichter Sammelband ^ieprä- Jentative Einakter kontinentaler Autoren" enthält Stücke von Schnitzler, Hofmannsthal, Sudermann, Wedekind. Di« französisch« Literatur scheint hin gegen zurückgegangen zu sein. Der Kronprinz u»b dk Finne». Im Auftrag« de» Kronprinzen geht da» folgende Schreibe» der deutschen Presse zu: .Durch die Presse gcht die Vor anzeige de» Werke» eine» anonymen Herausgeber»: .Der deuttche Kronprinz und die Frauen in seinem Leben". De» Titel de» Buche» ist hinzugefügt, datz e» .»och authentischen Aufzeichnungen, Belegen unv Unterlagen" verfaßt sei. Hierzu erÄLre ich im Auf- trage de» Kronprinzen da» Folgende: Weder der Kronprinz selbst noch ein Herr seiner Umgebung oder feine» Freundeskreise» stehen mit dieser Publikation in irgendeinem Zusammenhänge. Auch können authentische Aufzeichnungen, Belege und Unterlagen nicht in Frage komme». Im Auftrag«: Mülbner v. Mülnhetm, Major a. D. und persönlicher Be gleiter."
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