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Morgen-Ausgabe Bezugspreis: N M »UNelsäbkUch M. L»: s«r Adheler moo-Mch M. ^.00: »urch »»!«'« «1»ertia«n Filiale« «,1 Ha»« gebracht »»«atlich M. r.SL »iertel- ««hrllch M.7L0: durch di, V«ft iuaerbald Deitschland« Selamt-But-ad« ^«tlich M. 2^ »lerteliddrlich M. SLi: Marg.u-'LeLgad« M. i,7^ «bead-Aet^be M. 1,00, Ssuni»,«-«»«,ab« M. 0,80 menelllch <a»«Ichli»bl«ch VostdesteUgedühr». Hauptschrlftleiter: Dr. Erich Everth. Leipzig. Rr 4S1 tzrmdels-IeUung Amtsblatt des Rates und des poUzelamtes -er Stadt Leipzig Donnerstag, den 2S. September 11L. Jahrgang «ujeigeupreis: L^L'-L «'.L AW A«1«Ig»a »- Behlrde« im amtl. lett di« go1,n«lj«ll, 80 pf^ ». au«» Ni Pf.: bleln« An,«ig«n di« K,I„«l;elI« »> P»^ auewdrt« U> vf^ ch«schSft«aaj»igen mit platzvarichriftrn Im Prell« erbibi Beilagen: Seiamtauslaa, M. 7.— dal Taulend auslchl. vollgebühr. ginielnimmer l0 Ps. — So««- and Fefttae« l; Pi. g,n,»p,«ch M>tchI»K Är. >e»SL ,<«» u«d i<«u«. - -poltlche-kbonie 7Ä» Schris«Ielt»»g an» SelchLfilftelie: Zabaanilgal'« 7lr.it. Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig. 1918 Scharfe Kritik im Hauptausschuß prahldevicht unserer Berliner Schriftleitung. (2 Berlin, 25. September. Es verdient festgestellt zu werden, daß auch in der erneuten Aussprache im HauptauSschuß kein Wort von der Parlamentari- sierung gefallen ist. Was in den letzten Wochen in Für und Wider die öffentliche Meinung so lebhaft bewegt hatte, schien für den Hauptausschutz nicht zu existieren. Man klagte im Grunde, worüber man schon jedesmal geklagt hatte, wenn in den letzten Jahren der Reichstag oder sein politischer Ausschutz sich versammelt hatte: über die Aebergriffe mehr oder weniger untergeordneter militärischer Stellen, oder, wenn man es anders ausdrücken will, über lene Militärs, die nicht so wollen, wie die Reichsregicrung und wie nun auch die Oberste Heeresleitung will. Ob diese Klagen ganz auszuräumen sein werden, solange Mars die Stunde regiert, kann zweifelhaft sein. Es ist eine Legende, an die heute wohl kaum jemand mehr glaubt, datz im Kriege die starken uirü nützlichen Kräfte der Rationen wüchsen. Das mag für seine Anfänge oder auch wohl für kurze Kriege gelten, eine Weltkatastrophe aber, die durch fünf 5ahre geht, mutz auf allen Gebieten nach Ersah greifen. Das Menschenmaterial wird schlechter, festgefügte Ordnungen und Normen lockern sich, und schließlich liegt es auch, wie der Abgeordnete Dr. Stresemann ganz richtig bemerkte, im Wesen aller Macht, datz ihr Besitz die mit ihr Ausgerüsteten zur Ueberschreitung der Grenzen verführt. Wir fürchten: in diesen Punkten werden, solange der Krieg rauh und erbarmungs los durch die Lande geht, immer neue Konflikte entstehen. Das Heimatheer kann aus gewisse Mahstäbe nicht verzichten, die man draußen an der Front und vielleicht auch in der Etappe entbehren zu können glaubt. Wir zu Hause müssen im übrigen immer wieder fordern, datz in die politischen und staatlichen Dinge nicht Polizei und Militär hineinreden. Die Kritik freilich, die heute an den vielleicht zwangsläufigen Zuständen geübt wurde, von der wir im Augenblick nicht einmal sagen möchten, daß sie unter einer anderen Negierungsform unbedingt sich abstellen ließen, klang schärfer als se zuvor, am schärfsten wohl dort, wo Herr Gröber sich gege?» den Parteifreund von ehedem wandte und ihm unter allerlei persön lichen Komplimenten doch Klipp und klar sagte, datz er sich nicht durchzusetzen vermocht habe. Es gibt Leute, die daraus ein böses Vorzeichen für das Re giment des Grafen Hertling sehen. Sie meinen, was sich heute begab, wären nur Vorpostengefechte gewesen. Erst morgen würde das Unwetter sich vollends entladen. Andere wieder glauben — wir selbst neigen zu dieser Auffassung —, die Dinge werden diesmal noch notdürftig zurechtgerückt werden, wobei dann noch die Vermutung auftaucht, man werde sich damit begnügen, den preußischen Kriegsminister von Stein, der auf- fäiligerweise den Verhandlungen nicht beiwohnte, in die Wüste zu schicken. Es hat keinen Sinn, sich in Rätselraten und Kon- jekturalpölitik zu verlieren. Die nächsten Tage werden ja darüber Aufklärung schaffen, ob es dem Grafen Hertling noch gelingt, die preußische Mahlreform in die Scheuer zu bringen, oder ob er schon früher den dornenvollen Ehren -er Kanzlerschaft entsagt. Für heute mag es genügen festzuhalten, daß ein Ergebnis der Aussprache bereits schwarz auf weiß nach Hause getrogen ist: Der Verzicht auf die Personalunion mit den bal tisch cn Randgebieten. lieber sie ist heute schonungslos der Stab gebrochen worden, und Graf Hertling hat es nicht für der Mühe wert gehalten, dagegen zu protestieren. Tatsächlich hatte man in den baltischen Landen selbst schon anfgehört, auf diese Personalunion noch zu rechnen. Am letzten Ende handelt eS sich hier ja auch nur um eine Zweckmäßigkeiksfrage. Die baltischen Londe wollen sich von Rußland lösen: Dos ist erreicht. Sie haben den Wunsch, sich im Anschluß an das Reich zu orientieren. Auch das wird möglich sein, ohne daß dafür eine Form gefunden wird, die vielleicht nicht nur von den Uebelwollenden als eine andere Form -er Annexion gehalten werden kann. Die Haupt sache bleibt schließlich, daß von dem Baltikum und auch von Litauen und Polen die Militärverwaltung in ihrer jetzigen Gestalt genommen wird, die Handel und Wandel lähmt, und die, wie leider allerorts und immer wieder zu konstatieren ist, die Deutschfrcundlichkeit in jenen Ländern, natürlich nicht bei den Deutschbalten, wohl aber bei allen Stammcsfremden langsam, aber sicher tötet. Und noch ein anderes bleibt als Ergebnis der heutigen Aus sprache festzuhalten: der unbedingte Wille zur nationalen Verteidigung, der bei Herrn Scheidemann nicht geringer ist als bei seinen Gegnern aus den bürgerlichen Parteien, und die Absage an Kleinmut und schwächliches Verzagen. Mit solchem Geist im Heimatheer und unter seinen Führern wird man, will uns bedünken. auch die krisenhaften Zustände des Augenblicks überwinden. Was ist ein Mann? Mas ist Zn guter Letzt auch ein System? Auf die Gesinnung des Volkes kommt es an, das bereit ist, sein Letztes herzugeben zur Verteidigung der heimatlichen Scholle. Zusammentritt des interfraktionellen Ausschusses G Berlin, 25. September. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Heute abend tritt der inter fraktionelle Ausschuß zu neuen Verhandlungen zusammen. Die hier und da geäußerte Vermutung, daß durch die Haltung des Zentrums das Fortbestehen der interfraktionellen Unterhandlun gen gefährdet sei, ist, wie das .Berl. Tagebl." erfährt, unbegründet. Wenn auch Schwierigkeiten bestehen, so darf man doch annehmrn, haß diese sich aus der Welt schossen losten werden. Vor allem wird man sich beute abend mit dem , M i n d e st p r o g r a m m' der Sozialdemokraten befassen. Bei den Mehrheits parteien besteht kein Zweifel darüber, daß eine Einigung darüber zustande kommen wird. Der deutsche Abendbericht «ttd. Berlin, 25. September abends. (Amtlich.) Zwischen Omignonbach und Somme wurden erneute Angriffe des Feindes abgewiesen. * , . cvtb. Berlin, 25. September. sDrahtbericht) Seit Anfang Sep tember verschob sich der Druck der Engländer gegen di« Sieg friedstellung immer mehr von Norden nach Süden. Dabei rannte F och mit zusammengebaltten Kräften und mit außerordentlicher Zähig keit bald in geichkosscr'rn Großangriffen, bald in starken Teilvorstohen bisher immer wieder vergeblich gegen die deutsche Front im Raume L a m b r a i—S t. Q u e n t i u an. Am 24. September setzte er starke englisch-französische Kräfte in dem Raume nordwesi.ich und westlich Sl. Oueniin an. Der Angriff galt in erster Linie der sogenannten Tommyhöhe. In gewohnter Weise stürmten die Eng ander vor. Hinter schwerstem Artillcriefeuer gingen starke Infanlerienmssen vor, di« zahlreiche Tanks und Schlachtslieger begleiteten. 3m ersten Ansturm gingen die beiden Dörfer Pontruet und Gricourt verloren. Dem planmäßig unter starkem Artillcrieschutz «insctzenden deutschen Gegen angriff vermochten die Engländer jedoch nicht standznhalten. Pon- truet und Grieourl wurden wiedererobert. In erbittertem Ringen gelangte schließlich auch die Tommyhöhe, di« mehrmals den Besitzer wechselte, wieder in unsere Hand. Weiter tödlich, wo es den Franzosen gelungen war sich Fran- cilly-Seleney zu bemächtigen, griff der Gegner wieder um Mitter nacht nach kurzer Feuervorbcreitnng an. ES gelang ihm jedoch nicht Die Reden der Parteiführer (Fortsetzung aus der gestrigen Abendausgabe.) Abg. Fischbeck (Fortschr. Vpt.) Die amtlichen KrelSblätler beteiligen sich an dem Kampfe gegen daS gleich« Wahlrecht, und di« Macht der Landrüke wird tn der gleichen Weise eingesetzt. Sogar Beschimpfungen de< Stellvertreters des Reichskanzlers wurden tn den amt lichen Kreisüläktern laut, ohne daß etwas dagegen geschieht. Der Mißstimmung wird man nur Herr durch eine klare, volkstümliche Politik Täglich entstehen neue Problem«. Wir steyen auf dem Boden deS Völkerbundes und -Gedankens und werden ihn nach unseren Kräften fördern. Wir wollen zeigen, daß unser Militarismus nicht Selbstzweck ist, sondern nur zum Schutze der Heimat dienen soll. Wir wollen nach Mitteln suchen, um künftig; Kriege unmöglich zu machen. Setzen die Feinds diesen Bestrebungen ihren Vernichtung-Willen ent gegen, dann ist die Front im Innern wieder fest und unerschütteriich. Wir haben Vertrauen zum Heere, aber wir fordern klare Kriegsziele. Auch zur Obersten Heeresleitung haben wir Vertrauen. Leider ist auch sie tn den politischen Streit hinetngezogen worden. Die politische Abteilung bei der Obersten Heeresleitung durchkreuzt vielfach den Willen der politischen Reichsleitung. Das schafft Verwirrung auch an der Front. Der Erlaß des Kriegs ministers Ist In keiner Meise entschuldbar. Kann der Reichskanzler nicht für Homogenität In der Reichsregierung sorgen? Kann der Wider- stand der stellvertretenden Generalkommandos nicht gebrochen werden? In Nordschlesien sind die Verhältnisse in dieser Beziehung gut. Ist die Stimmung dort deshalb eine schlechtere als anderSwo? Man sollte einmal ein Exempel statuieren: das würde helfen. Die Behandlung der Soldaten muß anders und besser werden. Nichts kann die Stimmung mehr verderben, als der Erlaß Linsingens und anderer mili tärischer Stellen, von denen der Reichskanzler allerdings nichts gewußt hat. Manche Bestrebungen an unseren Höfen erregen tiefe Mißstimmung, io hinsichtlich der finnländischen Königswahl, Elsaß-Lothringens und der Personal-Anion in den Aandstaaten. Wir freuen uuS, daß wenigstens die Personal-Union erledigt zu fein scheint. Unter keinen Umständen darf Finnland eln deutscher Prinz aufgezwungen werden; ebensowenig dürfen wir mit Garantien belastet werden. Die Germani- sierung ist so, wie sie geübt worden ist, nicht am Platze. Es geht ums Ganze, nach außen wie nach innen. Im Herrenhause hat der Kanzler von der Bedrohung der Dynastie gesprochen. Ein Vergleich mit 1815 liegt nahe. Damals wurden die Versprechungen nicht gehalten. Heute müssen die Dinge anders laufen. Wir sind einverstanden mit dem von Herrn Payer ausgestellten Programm. Die Regierung muh nun aber auch die Kraft haben, eS durchznsehen. Abgeordneter Dr. Stresemann (Natl.) Auch wir stellen uns auf den Boden des Aktionsprogramms, das der Vizekanzler entwickelt hat. Wir müssen im Innern eine geschlossene Front hoben. Man darf uns daher keinen Vorwurf daraus machen, daß wir, nachdem sich die politische Lage geändert hat, auch unsere Stellung entsprechend geändert haben. Das haben wohl alle Parteien getan. Menn die Reichsregierung und die Oberste Heeresleitung sich auf ein Programm einigen, so werden wir, das haben wir stets erklärt, uns hinter dieses Programm stellen. Ueber daS Verhältnis Bel- gienS zu Beginn des Krieges besteht jetzt aber noch keine Uebereinstimmung. Wir müssen einmal das gesamte Material über Belgien erhalten, damit wir es prüfen und zu einer klaren Beurteilung kommen können. Jede Einmischung in die innerrussischen Verhältnisse lehnen auch wir ad, und zwar nicht nur aus militärischen Gründen, son dern auch, weil unsere realpolitischen Interesten dem entgcgenstehen. Die Männer, dr« uns jetzt suchen, sind vielfach von altcrS her unsere Gegner, und wir Haden kein« Veranlassung, ihnen zur Macht zu ver helfen. Zur Macht gelangt, werden sie ihre alten ententefreundlichen Neigungen wieder betätigen. Die Zusatzverträge zum Brester Friebensoerirag enthalten eine Kriegsentschäd'gung nicht. Alle dahin gehenden Behaup tungen sind falsch. Die vereinbarte Summe hat einen ganz anderen Charakter. Die Zusatzverträge werden von Rußland nicht als eine Vergewaltigung empfunden, wie seine Zustimmung beweist. Die finni schen Bestrebungen nach Gründung einer Monarchie haben in Deutsch land nicht die Unterstützung gefunden, welche die Finnländer erwariet hoben. Ganz selbstverständlich dürfen dynast sche Interesten nickt maß gebend sein. Die Dinge müssen nach den Wünschen der Rnndvöiker und 'M Einverständnis mit Ihnen geordnet werden. Die Verwirklichung des bodenreformerischen Gedankens findet unsere Unterstützung. Be- über baS Dorf hinaus Boden zu gewinnen. 5 Offiziere und 50 Mona blieben in unserer Hand. Zwischen Aileite und Ai < ne stießen in der Nacht vom 25. ans den 24. September mehrfach starke französisch; Patrouillen vor. Dem am Morgen des 24. September einsetzcuden schweren Feuer folgte nur ein Teilangriff südöstlich Vauxaillon, der im Handgranatenkampf abgewiesen wurde. An der übrig:» Front war die Patrouillcntätigkeit rege. Bei eigenen Unternehmung:» wurden mehrfach Gefangene eingebracht. Bei einem derartigen deutschen Vorstoß nordöstlich Vpern gelang es, vierzehn feindliche Unterstände zu sprengen und 82 Gefangene zurück zubringen. Ein neuer IS-Milliarden-Kredit Berlin, 25. September. (Eigener D r a h t b e r i ch t.) Wie aus parlamentarischer Quelle gemeldet wird, soll dem Reichs- .aa bei seinem Zusammentritt eine neue Kriegskreditvoriage zu gehen. Als- Höhe des neuen Kriegskredits werden wieder 15 Milliarden genannt. Tag- und Nan)tarbeit in den englischen Kriegsbetrieben Haag, 25. September. (E i g. D ro h k b e r i ch t.) W'c «Hollondsch Nienws Bureau' aus London meldei, Kat die britische HeereSver- leitung ongeordnet, Laß sofort für olle militärischen Arbeits - betriebe Tag- und Nachtschicht singeführt werden soll. dauerlich ist, daß m-m in der deutschen Öffentlichkeit daran ist, dis Grundlagen unserer Friedenspolitik im Osten zu lockern. Auch früher kam es vor, daß bei d"i langen Dauer eines Krieges die Militärs die Gren.xen ihrer Macht nicht mehr beobachteten. Der Erlaß des Kriegs ministers ist natürlich nicht zu billigen, eb »sowenig das Verbot der Wahlversammlung im ersten Berliner Wahlkreis. Ein« vernünftigere Handhabung des Gesetzes über d u Belagerung»- zustand würde vom Volke vokl verstand»». Was jetzt geschieht, ist unter allen Umständen schädlich. Dia überwiegende Mehrheit der Nationallibcralen sieht auf dem Boden der Wahlrechtsvorlage der preußischen Regierung, billigt es aber, wrnm die Regierung zunächst einmal die Entscheidung deS Herren hauses abwarten will. Die Regierung darf aber nicht über ihre Ab sichten irgendeinen Zweifel auskommen lassen. Zur Auslösung muß geschritten werden wenn die Notwendigkeit dazu sich ergib». Aber natürlich wäre eine Verständigung besser als ene Auslösung. N u - mänlen zu gestatten, Ententevertreker in Jassy zuznlassen, war ein Fehler. Hoffentlich gelingt es im Einverständnis mit der Re gierung, die so dringend notwendige Einhe tlichkeit der Front auch in der Heimat herzustellen. Hierauf wurde die weitere Aussprache auf Donnerstag vormittag vertagt. — Später fand wiederum eine vertrauliche Zusammenkunft nur der Ausschußmitgl oder mii Regierungsvc. tretern statt. O- Berlin, 25. September. (Eigener Drahtbericht.) Die gestrige Besprechung, die der Staatssekretär des Auswärtigen, Herr von Hintze, mit den Mitgliedern des Hauptausschusses des Reichstages hatte, soll im Anschluß an die Wiener Friedens note und die wieder beginnenden deutsch-österrcichisch-ungarischeir Verhandlungen über Polen in der Hauptsache der Erörterung des Bundesverhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn gedient haben. H» * O Dem schwerindustriellen ,L.-A.' wird ouS parlamentarischen Kreisen zur heuttgen Sitzung des Hauptausschusscs geschrieben: Die Rode >.'s Zentrumführers Groeber brachte eine Ucberraschung und wurde allgemein als Zeichen einer Wendung in der Haltung des Zentrums aufgcfvßt. Wenn auch Herr Groeber für den Kanzler ein- tvat, so hatte man doch in weiten Kreisen seiner Zuyörer die Empfin dung, daß ferne Worte nur die Form wahren sollten, und daß m dcr Sache das Zentrum vor einer Neuorientierung steht, die einer Eii igung mit den beiden anderen Fraktionen der Mchrhettspartcien den Boden ebnen sott. Zum Schluß ergriff für die Nakionalliberolen Dr. Stres e- mann taS Wort. Aus seiner Rede glaubte man in den Kreisen der Mehrkeiksparteicn die pr'nzipielle Bereitwilligkeit heraushören zu können, sich mit Ihnen in gemeinsamer Arbeit zu vereinen. In der .Vossischcn Zeitung' heißt es: Am interessantesten wnr zweifellos die Rebe des Abg. Gröber, der innerhalb der Zentrums- sraktwn sich am stärksten für den Reichskanzler Graf Hertling bis in die letzte Zeit hinein gebunden hat. Er begann auch seine Ausführungen mit persönlichen Komplimenten für den Kanzler. Im weiteren Verlauf seiner Darlegungen kritisierte er jedoch die augenblicktichen Verhältnisse in einer Schärfe, die selbst bei den Sozialdemokraten Aussehen erregte und sich eigentlich nur sehr wenig von dem unterschied, was später der Abg. Sche'dcmann ausfübrke. Gräbers Rede mußte um so mehr über- raschen, als sie Im Grunde genommen trotz aller persönlichen Liebens- Würdigkeit gegen den Kanzler allgemein nicht anders als die Herbst« Verurteilung des ganzen Systems Hertiings aufgefaßk werden konnte. Die Situation für den Grafen Hertling hätte sicher nicht ungünstiger gestaltet werden können, wenn das Zentrum — Im offenen Gegensatz zu ihm — einen Verirrter desjenigen Flügels oorgesckickt hätte, der von der Notwendigkeit deS Rücktritts des Kanzlers überzeugt ist. Au« alledem darf man schließen, daß nach dem Lauf der Ere gnisse die Kanzlerkrisis sich immer mehr zu einer reinen Personenfrage gestalkek, und man gewinnt gleichzeitig den Eindruck, daß di» Personenfragc an tick kein dauerndes Trennungsmomcnt zwischen den Parteien der Mehr- he:» bilden wird. Kleine Anfragen an den Reichskanzler L Berlin, 25. September. (Dcohtbcrlchf unserer Ber. liner Schriftleitung.) Der Reichsiagsabgeocdneie D r. tzäck. scher Kat folgende kleine Anfrage an den Neickskanzler qer'cktel: Nack einer Mitteilung der .B. Z. a. M.' sind in dem australischen Ge fangenlager Porres von einem vertierten Lagerkommandanten per sönlich und unter seiner Verantwortung Verbreche» und unerkörte Grau-