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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.07.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191807283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-28
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
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Seite 2. Nr. 880. Sonntags-Ausgabe Leipziger Tageblatt einer Volksabstimmung von den Finne» energisch adgelehnt. Sas .SeibstbestililmungSrecht -er Völk«', mit de« in diesem Krieg viel Unfug getrieben worben ist, kann Überhaupt «r ft»ö- sidiäre Geltung haben, wenn sich nümltch auf andere Welfe keine Einigung über die Fragen -er StoatszugehSrigkeit, der Re- gierungäform ober onderer Dinge erzielen läßt, denn die Folgen wären unabsehbar, wenn der Bevölkerung einet jeden beliebigen LandeSteilS das Recht zuerkannt würde, über ihr staatliches Da sein zu bestimmen. Zunächst hätte man erst einmal zu definieren, was als . Volk' anzusehen ist. Welche Grenzen will man da ziehen? Und was wird aus der vielleicht sehr starken Minorität, saliä wirklich durch eine solche Volksabstimmung der bisherige Zustand geändert Ist? Man wird zu einem solchen Mittel schließ lich nur greisen, wenn unter den bestehenden Verhältnissen keine Lebensmoglichkeit mehr geboten wird. Das ist aber in Aland durchaus nicht der Fall, nnd die schwedisch Abstammung seiner Bewohner ist für diese kein zureichender Grund, ihre Lostrennung vom finnischen Staat zu verlangen, Es fei in diesem Zuiammen- Kana nur aus Paralleiericheinungen in den meisten europäischen Ländern hingcwiesen, jede Jrredeulc» ist eine Uebertreibuug der nationalen Jhec und gefährdet diese dadurch, dasz sie sie ->ä ad- surünm führt, eber, als daß sie ihr nützi Wenn freilich die finnische Regierung gewaltsam die finnische Sprache einführt l g ihrer an anglichen Bereitwilligkeit, die Schweden ihre Sigenuri p'legen zu lassen, so zeigt sie mit vieler Intoleranz eine ähnliche Unfähigkeit, das Problem des Ra- tionaUkätenfiaats zu losen, wie sie Rußland mit der gewaltsamen Aussifizierung Finnlands v 'oie'en Hai. Galt vor 300 wahren das .cujus rc^iu, ejus rciigiu", scheint letzt der Grundsatz in k-njus regio, ejus natk) nmnewandett. Vielleicht kommt einmal eine Zeit, wo nicht das religiöse, sondern auch das nationale Bekennt nis im Slaaie frei ist, ohne dessen Bestand zu gefährden; viel leicht dürfte e i n eurvpäifcher Staat zur Lösung dieser Aufgabe besonders prädestiniert sein — Oesterreich-Ungarn; aber leider scheint dieses am wenigsten dazu reif zu sein. Jedenfalls hat diese Selkc des Alnndproblems die größte europäische Bedeutung. Vorläufig dürste indes die Rcutlalisierung der Inseln, wobei sie unter gewissen völkerrechtlichen Garantien im finnischen Staats besitz bleiben würden, die annehmbarste und dauerhafteste Lösung jein, obwohl eine solche Neutralisierung einem bedenkenlosen Willen, sic m brechen, doch nicht standhält, wie die Geschichte des Weltkrieges mehr als genug gezeigt Hai. L. i I Dresdner BrZef (Von unserer Dresdener Schriftleitung.) Die Wieder erörterung der litauischen Frage vom sächsischen Standpunkt ist znm Leit iin Stil e.nec> scharfen Wassm-ranaes gegen alte Hemmnisse oder besondere Vertrautheit mit den intimeren Strö mungen der maßgebenden Regierungskreije begonnen worden, In einer Zett, da die Minister, des inneren und der Finanzen und viele ihrer Mitarbeiter in mehrwöchigem Urlaub Erholung von den Anstrengungen der Amtsgrfchäfte suchen, ist — dis bannen wir glaubhaft versichern — auch nicht die leiseste Wandlung des sächsischen Standpunktes gegenüber der Besetzung des litauischen Throns, geschweige die Vorbereitung sclxrrfee Wendungen in der Weiterentwicklung dieses schwebenden Zu- kunflsprvblems erkolgt. Die sächsische Regierung begnügt sich damit, auf ihre frühercn Vcrlauibarruigen und ans die neulichen Auslassungen der «Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' Bezug zu nehmen, wonach der litauisch^ Staatsrat in der Schweiz nicht als berufene Vertretung des jimgen Staatswesens anerkannt werden' kann. H-Mver Unterlagen entbehrten auch die Betrachtungen,,üb«r hie et waige künftig« Stellung des, wie bemerkt, im SoMmerurlanb Helfenden sächsischen Finanzminisicrä znm R e i ch s c i s e n b a h n s y st e m. Den Ausgangspunkt für dieses Orakcljpiel bildete dec Besuch des württem- bergischen Ministers v. Weizsäcker in Dresden. Sicher ist während seines Aufenthaltes neben vielen anderen auch dieser, daS Reich wie die Bundesstaaten gleich tief berührend« Gegenstand in den Kreis der Besprechungen einbrzogen worden. Minister v. Weizsäcker neigt dem Gedanken einer writergehenden Verschmelzung der bundesstaatlichen Eisenbahnbetriebe bis zur Herausbildung einheitlicher Reichselsenbahnen in der Hand des Reiches zu. wie er mehrfach erklärt hat. Herr v. Seyde- witz hält unter Ablehnung der Kirchhofsschen Pläne mit Zähigkeit an de, Eisenbnhnkoheit der Einzelstaalcn als einer un-nldehrl'chei» Kraftquelle für ihre sich immer schwieriger gestaltende Finanzgcdaruna und für den immer dringlicher werdenden Ausbau ihres inneren Wirtschafts organismus fest, um so mehr, als für das Reich lm Hinblick auf sein« Enkschädigungspfltcht auch für den entgehenden Znkunfksgewlnn der Einzclstaaten eine erhebliche Einnahme nickt hcrausspringen könne. trg«ndweiche Anhaltspunkte dafür, datz diese Ansicht ins Wanken ge rate» sei, sind nlrgeads gegeben. Et bedurft« auch keines große» Scharfsinns, ohne weiteres ass der tunner wieder herauSschauenden Sorge des sächsischen FknanznNrüfkrs um mö. lich« Schmälerungen deS eigenen Staatssäckels auf seinen Mder- stand gegen di« geplant« Vereinheitlichung d«r deutschen Staats steuersy st em« ohne weiteres zu schließen. So bewegen sich die Meldungen von einer widerstrebenden Haltung unserer Regte- rung lediglich auf der Bohn, dvr-n Spur bei allen bisherigen Reich» rangen der bezeichneten Regierungsstelle!, klar erkennbar war. Di« Zukunft aber liegt, trotz aller siegesfrohen Hoffnungen, noch ver- hüllt vor uns. Kaum ein anderer hat mit gleicher Entschiedenheit und Anentwegthett, wie der Flnanzmmisber Sachsens, an unserer sittlichen Berechtigung eine zu voller Schadloshaltung ausreichende Kriegsent schädigung zu sordein. und an dem Glauben an ihre Erreichbarkeit a!S Folge der deutschen Siege scstgehaltrn. Wer kennt die schwarzen und heiteren Zuknnfttiose des Dentschen Reiches und vermag zu entscheiden, ok jetzt wohl-iegriindete Meinungen auf gänzlich umgestalketem Anter- gründe noch fcstcn Halt finden und nicht vielmehr, ohne UeberzeugungS- opser und grundsätzliche Sinnesänderungen, gerade ans hohem Verant- wmiiichkeitsgesül l heraus, Anpassung.'n an die Bedürfnisse einer neuen Zelt erforderlich sein werden? Als eine Frucht der sommerlichen Rachrichkenarmut müssen auch die neuerlichen Mitteilungen angesehen ws-chen. die über die Fehde zwi schen dem Grafen v. § ch ö n b n r g - Glauchau und dem Aog. Erz berger einen Rundgang durch dir Presse anqclreten haben. Gras Schö: bulg hatte In öfscnllichcr Ver'amm'nnz znsammenfasscnd sein Arleil über die polit scheu Onalitäten dss Herrn Erzberger in e nem kurzen, schlagworlurtlgen Au- druck nlsbcrgr'c^t, sich zwar ziemlicher Volksttimlichkeit und a.'Sgicb.gec Anwendung im ungezwungenen 2>'ll- tagsl den der bleiten Sä'ichken erfreut. In aristokratischen .streifen jedoch, wie man vermuten sollte, nur ein seh: bescheidenes Dasein im engsten Vertcenlenkreise führen dürste. Darauf hat der Abgeordnete C zbeogsr die Beledigungsklag« anhängig gemacht. And doch liegt nichts näher, als das» beide, der aristokratische und der deinokrat sche Zenirumspoli- tiker sich die Hand zur Versöhnung reichen. Kein Wunder, Last einzelne Blätter bereits von dahinzielender' Verhandlungen wissen wollten. Alicin d'e süddeutschen Rechtsbeiständs deS sächsisclren Grafen sind nach nLe vor mit der .Sichtung des Materials" beschüttet und erklären, datz non Anbahnungen zu gütlicher Beilegung des Streits nichts bekannt sci. Das mutz trübe stimmen, weil wir gern den BetcMelcn nuS> uns selbst ein Schauspiel erspart gesehen hätten, das für niemanden ein Ge winn se>n kann. Ps*itische Nachrichten * Der Kaiser an d«n Wittschaftsrat. Auf das Huiüigungste'earamw der Gründungsve.sc.mmlnn« des Deutschen Wirtschaftsrates für MOttl- europa an Seine Majestät ist bei dem Vorsitzenden der Versammiung D reklvr Dr. S a> a ch l folgendes Anlsorikelcgro,.nm eingegangcn: .Seine Majcslät der Kaiser und König hoben den Huidigungsgrutz des neu gegründeten deutschen Wirtschattsrat-s für Mitteleuropa mil Freuden und Dank cntgegeirgenomrnen und wünschen ter bedeutungs vollen Arbeit reichen Erfolg zum Segen der auf Gedeihen und Ver derb treu verblindrken Völker.' Auf allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinettsrak von Berg. ' Das neue bayerische Lebrergeseh dürste in den nächsten Tagen dem bayerischen Landlag zugeke». Das Gesetz zerfällt in zwei Haupt keile: I. das Volksschullehrergeseh; 2. das Schulbedarfsgesetz. Das V o l k ü s ch u l le h r c r g e s e tz regelt die Stellung der Lehrer im Gegensatz zu den bisherigen Verhältnissen, unter denen der Lehrer halb Staatsbeamtem halb Gemcindebeamker war. Er wird nun aus schließlich SkaakSaHestelller. Die Trennung des Kirchendienstes vom Schuldienste wird grundsätzlich Lurchgeführk. Das D i e n st c i n k o m - men wird wesentlich erhöh«; dle Ruhegehälter und Hinier- bliebenenfürsorge werden wi« bet Staatsbeamten geregelt. Die Dienst aufsicht und das Disziplinarrecht werden im neuen Lehrergcsetz ge regelt. DaS Schulbedarfsgesetz läßt grundsätzlich die Gemein den als Träger des Bedarfs erscheinen; dock le stet der Staat erheb liche Zuschüsse. Der Mehrbedarf beträgt jährlich für die Staatskasse 7550 000 ,4t, für die Gemeinden und Kreiscemeinden 4 240 000 V(, insgesamt 12 Millionen. Das Gesetz soll am 1. Januar 1020 in Kraft treten. Schulpolittsche Fragen, geistliche oder weltliche Schulaufsicht ufw. sind !m Gesetz nicht behandelt. Di« Regicnmg wollte durch Auf rostung dieser Fragen die möglichst rasche Erledigung der Vorlage, die so schon langwierige Debatten oorausseht, nicht gefährden. * Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie hatte einen Aus. ruf erlassen, nm Geldmittel für einen Wahlschatz zu sammeln. In dem vom .Vorwärts" verösfentlichlen Schriftstück heißt es, .es gelte, daraus hinzuwlrken, datz nicht die ödest.' Gleichmacherei proletarischer Massen- Instinkte auf den Trümmern der bürgerlichen Gesellschaft und unsere Wirtschaftsordnung di« Welt regiert". Der .Vorwärts" antwortet auf dies« Agitation mit einem dringenden Aufruf an die im „unabhängigen" Lager stehenden Arbeiter, thren Kampf gegen die Sozialdemokratie einzustellen and sich der Partei wieder aazuschiietzeu. Zur Bestimmung zweier Schlagworte Militarismus und PangermanisnmS ES ist bedauerlich, daß denkende Menschen sich täglich gewißer Schlagworte bedienen, ohne sich übrr ihre vielseitige und schwankende Bedeutung klar zu sein nnd ohne zu bedenken, datz jeder ihnen einen anderen Sinn unterlegt nnd die Mißverständnisse sich häufen, so daß jede Diskussion aussichtslos wird. So werden die Gemüter verwirrt, die Leidenschaften erregt, und es drstcht keine Aussicht ans Verstän digung, weil man von verkehrten Prämissen auSgeht. An den zwei ge bräuchlichsten Scklagworlen dieses Krieges, Militarismus und Pangerma nismus, läßt sich das leicht erweisen. 1. WaS ist Militarismus, oder vielmehr, was kann man dar unter verstehen? Wir versuchen nacheinander verschiedene Definitionen. Militarismus ist das Streben nach Ausbildung einer star ken, schlagfertigen, wohldiszipliuierten HeereS- m a ch t. Dieses Streben bestand vor dem Kriege bei asten Völkern Europas. Aste wvstten den Frieden und alle rüsteten zum Kriege. Oder wie Bertha von Suttner einmal sagte: .Ueberall werden Tanzstunden erteilt, aber der Ball soll nur im äußersten Notfall abgehalten werden." -Zn diesem Sinne besteht der Militarismus in ganz Europa, und keiner hat dem anderen etwas vorzuwerfen. Das Sprlänvort .si vis pscem, p»n» bellum" ist durch die Tatsache endgüiNg widerlegt: Das Rüsten zum Kriege kann nur znm Kriege führen. Zweite Definition. Militarismus ist die Aufwendung großer Mittel zu militärischen Zwecken auf Koste» der geistigen Kulturwerte. Wer genau zusteht, wird sich sagen müßen, datz dieser Vorwurf alle Staaten Europas trifft und nicht trifft. Senn sie haben einerseits sämtlich ungeheure Mittel auf Rü- itungen verwandt nnd damit andern und hvhern Kulturzwecken entzogen; anderseits haben sie ausnahmslos auf dle Entwicklung geistiger Werte gewaltige Summen verwandt und in dieser Richtung Höheres als je eine vergangene Lpoch« geleistet. Sie befinden sich aste somit b> gleicher Verdammnis oder verdienen das gleiche Lob. Erft seit dem Krieg« leiden die geistigen Werte schwer unter den verzehnfachten und vor- dunderlsackten Aufwendungen für militärisch« Zwecke in allen Staaten. Aber si« versichern uns aste, daß diese Wandlung vorübergehender Katur sei, das goldene Zeitalter der Kalturenlwicklung solle nun folgen. So wird der Militarismus dadurch auSgervttet, daß man ihm zu höchster Entwicklung verhilft, um ihn erst recht verhaßt zu machen und dann aus- zurotten. Militarismus heißt «S, kann nur durch Militarismus ver nichtet werden. Wir trauen dieser Homöopathie nickt recht, ihr« Früchte werden wir ja sehen. Dritte Definition. Militarismus ist die Ausbildung einer streng gegliederten Hierarchie, scharfer Disziplin und unbedingten Gehorsams. Mit dieser Auffassung der Dinge glaubt man besonder- den deutschen Militarismus zu treffen, und allerdings scheint hier das System zu seiner höchsten Vollkommenheit entwickelt. Ad« ma» üderft^M< Dinge. Einmal, datz jede» Volk cs also ebenso töricht wäre, den deutschen .Militarismus" auf fremden Boden zu verpflanzen, als ihn dem deutschen Heerwesen, das ihn nötig Kat, nehmen zu wollen. Dann mutz gesagt werden, datz sich der deutsche H Militarismus in vier Kriegsjahren als der erfolgreichste erwiesen hat. Mutz also unbedingt Krieg geführt werden, sa scheinen die dentschen taktischen Methoden die wirksamsten zu sein In der Tat haben die Westmächke im Laufe der Operationen mehr und mehr die deutschen Methoden nachgeahmt, während die Anpassung im umgekehrten Sinne seltener zu spüren war. Eiserne Disziplin ist im Kriege vonnölen, die jenigen Heere, dis sich vom denlschen «Militarismus" am weitesten ent fernten, sind auch in dem gewaltigen Ringen die unglücklichsten gewesen. Vierte Desiniiion. Militarismus ist das licbergreifen der mililäriscken Disziplin und Hierarchie in daS zivile öffentliche Leben. Hier kommen wir zu der eigentlichen Gefahr des Militarismus, zumal in Deutschland. Wir denken an die Stellung deS ReserveleulnankS im Zivilleben, an die abgestufte Bsamtcnhierarchie, an dle Bewunderung der militärischen Einrichlungen. der glänzenden Uniformen und mariialischen Schnurrbärte, des schneidigen Auftretens, der militärischen .Knappheit und Entschiedenheit" in geistigen Dingen, wo sie nur vom Ucbei ist. Wir denken an die Kurzsichtigkeit einseifiger scharfer Urteile in Komplexen, geistigen Dingen, an die Ver kehrtheit gewißer Vertreter der .Energie", die weder den Zweifel noch die Tiefe kennen und, schnell fertig mit dem Wort, von der zarten Ver- äsielung gewisser Probleme, von der verhältnismützigen Berechtigung entgegengesetzter Auffassungen keine Ahnung haben. Hier und nicht anderswo, liegt die Gefahr des deutschen Militarismus, der bekämpft und ausgerottet werden muß; in der Auffassung, daß militärisches Den ken, Fühlen und Auftreten sozusagen den Primat hat und daS bürger liche, adminislralive, geistige Leben unter militärische Gesichtspunkte ge stellt werden muß; daß der zweifarbige Rock schöner ist als das Bürger kleid und der Banernkittel, und daß Soldat und Offizier höher stehen als gewöhnliche Sterbliche. Hier liegt im Grunde auch der tiefe Unter schied des deutschen nnd englischen Charakters. Nicht als ob das gleiche bei anderen Völkern nicht auch zu finden wäre: das Spiel mit dem zweifarbigen Tuch und daS stramme Auftreten findet sich überall. Aber nirgends Kat es so tief gegriffen und solchen Schaden angertchtet, wie in Deutschland und speziell in Preußen. Wie man steht. Ist also der Militarismus in seinen mannigfachen Definitionen and Formen eine del allen Völkern auftretende Erschei nung. LS handelt sich nur um eia Mehr oder Weniger. Der Krieg hat in allen Staaten den Militarismus mächtig erstarken lasten; darum ist der Krieg auch kein Mittel zu seiner Ausrottung. Wer Lea Militaris mus mit seinen eigenen Waffen zu schlagen glaubt, wird nur zu dem Er gebnis kommen, daß der Hydra an Slelie der sieben abgeschlagenen sieben mal sieden neue Köpfe wachsen. Dr. Eduard Platzhoff-Lesean«, Dulle' (Schweiz)*). Wie» and Derlia. Vergleichendes zur Kulturgeschichte der beiden Hauptstädte Mitteleuropas von IaUuS Bat» und Willi Handl Oester held ck Eo„ Verlag, Berlin. ISIS. 5L0 M^ ged. 7 M. Nach des *) Zuerst «rfchte«, i» »er .ZatEaakvaal« Rmrdscha»' (Verlas 0rM FStzti. Zürich» Sonntag, 28. 3utt 1818 Der Brief Kaiser Karl» O Berlin, 27. Lrü. (Drahlberlchl V«r kiner Schrifkleitung.) Der «Aor-deutschen Allgemetnen Zeitung' wird cml Bukarest gemeldet: Anknüvfend an die Mit teilung der «Evening Post' über den Brief Kaiser Karli an Mnig Ferdinand wlrd der Heftung .Lumina' in Jassy geschrlützeru Wah rend im besetzten Grölet nicht- bekannt grroesen ist über die Ent sendung des Abgesandten Kaiser Karls nach 3assy, sei -lese- Vor kommnis in Jassy selbst vielen bekannt gewesen, und dayer habe es sicherlich auch der Berichterstatter -es amerikanischen BlÄrs erfahren, zumal do seine Enthüllungen deutlich den Skewpat des Geruckis trogen, das von Mund zu Mund ging and jedesmal mit neuen phantastischen Zutaten bereichert wurde. Mik Wcher- heil wurde in Jassy eines Abends verbreitet, daß in eine« 4drlo- inobil ein hoher österreichischer Generalstabsosftzler «ln-etrosken u,'h bei einen, hohen rumänischen Offizier abgestleg« set. Der österreichische Offizier war niemand anderes als der frühere -Drr- rcichisch-nngauschc Militärattache Oberst Rands, d«c, »te man jagt, mil einen» Auftrag feines Herrschers an KSnig Ferdl- uond komme. Am nächsten Tage verlieh Oberst Randa nach Er füllung seiner Aufgabe die Stadt. Daä unabhängige Organ . Fkncsierca erklärt, zum zweiten Male im Laufe weniger Mo- i'- ce >ei die Gntentevresje bemüht, aus gefälschten Briefen dem »siek'. .'ichisch-ungarischen Herrscher politisch etwas ans Heoa zu flicke!' Diese Bemickungen seien freilich vergeblich, denn j«ä- n.o! nennten Täuschungen durch deutliche Erklärungen der »er- anttrwrttichen Slc'.ien einwandfrei festgestclit werden. Wien, 27. Juli. (Drahtbcricht.) Die .Wiener MittalAHeüuug' schre .!: Von matze ebender Seite erfahren wir, datz alle kn Iu- and Au öe vcrbrciietrn Darstellungen in der Angelegenheit d«S «g«b- lich 'n Kaijerbneses an den König von Rumänien, soweit sie vm» der Mitt King d:s k. k. Tel.-Korr.-Pureaus adweichen, tn keiner Wets« den Tats. cken entsprechen, und datz nur die diesbezüglich« Verlaok- b-rnng der amtlicvrn Nackrichlenagentur den Sachverhalt richtig wiederg'bl. Dckse Da-steilung würde gewissen halbamtlichen Darstellungen, die in der' letzten Tage»» durch die Presse gegangen sind, wider- sprechen, denn darin war festgcsteilt, daß man in Deutschland nichts von dem Borgehen des Kaisers Karl gewußt hab«. (Die Schriftleitung.) Freiherr von Lyncker Präsident des Reichs-Militärgerichts D Berlin, 27. Juli. (Drahtbericht unserer Ber liner Schriftleitung.) Wie der .Lokalanzeiger' mttteileu kann, ist Freiherr von Lyncker, vortragender General- aöjniant und Chef des Militärkabinetls S. M. deS Kaisers und Königs, zum Präsidenten des Reichs-MilitärgerichtS ernannt worden. Dec verdiente General ist schon seit einiger Zeit leidend gcmejen und nicht mehr den Anstrengungen des Dienstes im Felde gewachsen. Auch persönlich hat der Krieg ihn hart getroffen. Seine beiden ältesten Söhne, beide aktive Offiziere deS Feld heeres, sind gefallen. General der Infanterie Freiherr von Lyncker, ber Chef Les Militärkabinetls, ist am 5. Januar 1853 tn Spandau geboren und besuchte in Berlin das Wilhelm-Gymnasium. Er trat an» 25. März 1870 als Fahnenjunker in daS Fvanzer-Regiment «in. In der Schlacht von Et. Privat wurde er schwer verwund«!. Von 1878 bis 1881 war er zur Kriegsakademie kommandiert. Als Hauptmann wurde er dann in den Gcnecalstab eingereihi. Als Major kam er zum Genervlstob des IV. Armeekorps in Magdeburg. Am 8. Januar 1893 ward« er zum Ersten Aciittärnvnverneur der Söhne des Kaisers ernannt. Als Oberst befehligte er das Elisabeth-Regiment, als Generalmajor dis 1. Garde-Infant«r e-Biigode und als Generalleutnant die 19. Division. Am 17. November 1008 wurde er als Nachfolger d«S verstorbenen Generals der Insanlerie Gras von Hüllen-Häseler zum vorlragenden Genera'.adjutanten und zum Chef d<s Militärkabinetls eriwinnt. Er hak allo nahezu lO Jahre di>es-en jo verantwortungsvollen Posten be kieidck Berlin, 27. Juli. (Drahtbericht.) Die Geschäfte deS Chefs Les Militärkübinells werden von dem brSbcrigen Abkciinngschcf »m Mili- täritobineil ü la suite S. M..b«S Kaisers und Königs, Generalmajoez Freiherr» von Marschall verschen. Geheimer Konsistorialrat GoevS, der im jetzigen Weltkrieg die Steile eines Feld-Oberpfarrcrs im Wcsthsere bekleidet«, ist Freitag abend einer Blinddarurentzündung erlegen. Er war einer der belieb testen Kanz-äredner Berlins, der durch seine inhallrelchen 'Predigten weit über die inittlcirischen Kreise hinaus sich eine große Gemeinde erworben hat. e'nseitigcn, mehr oder mindrr parteiischen Einzeldarstellungen des Wesens und der Entwickelung der beiden Hauptstädte Europas ver suchen hier ein Berliner und ein Wiener in gemeinsamer, sich tausend fach durchdringender Arbeit eine Gesamtdarstellung nicht nur der Alt und der inneren Entstehung jeder der beiden Hauptstädte, sondern vor allein ihrer von Jahrhundert zu Jahrhundert wachsenden Beziehungen, in denen sich trotze der Besonderheiten und drr daraus sich ergebenden Aufteilung eine starke Verbundenheit Im Dienste einer Idee finden läßt. Waren die früheren Schilderungen entweder kritiklose Hymnen auf die eins der beiden Hauptstädte, durch die jedesmal die «eMgen Vertreter der anderen verkannt, verletzt wurden, oder aber leidenschasi- liche Anklagen des einen VolkSlumS, die ans gekränkter Liebe — Bahr, Win-. — oder Wescnsfremdheit des Zugewairderten — Scheffler, Berlin — hrrvorgingcn, so ist hier eine möglichst objektive, auf feste Tatsachen zurückgehende vergleichende Kulturgeschichte beider Hauptstädte in An griff genommen. Sclbstvcrständl'ch geht eS auch dabei ohne Subjek tivitäten nicht ab. Aber diese Subjektivitäten sind Ausläufer, sind Gerank, das inan wegkuipscn kann, nicht das Gewächs, nicht das Orga nische selbst. lind wenn cS auch manchmal belustigend ist, zu sehen, wie auf der einen Seite Männer, die mit den Hauptstädten nur sehr äußer lich und vorübergehende Berührungen hatten (Blücher-Veriin, Schwarzenberg-Wien) als typische Vertreter des Bsrltnertums oder Wienertums genommen werden, während auf der anderen Seite Männer mit leichter Hand beiseite geschoben werden, ote Jahrzehnte ihres Lebens in einer der Hauplstädte schaffend verbrachten (Wien bietet in Beethoven, Hebbel und BrahmS gleich eine Häufung von Beispielen dafür); im allgemeinen waltet eine erfreuliche Unbefangenheit, werden nicht die Dinge über den Lbesenlsisren gehämmert, sondern dir Thesen aus den Dingen entwickelt. Sehr reizvoll und bemerkenswert ist dabei das Zusammenarbeiten der beiden Verfasser. Anfänglich zwar wird man manchmal an das bekannte Wetterhäuschen erinnert, bei dem immer nur einer, entweder der Mann oder die Frau, draußen fein kann und der andere hübsch im Dunkeln zu bleiben hat, aber je mehr die Darstellung sich der Gegenwart nähert, desto mehr verschwindet dieser ursprüngliche Zustand, daß ein Strich gemacht wird und Bad schweigt, wo Handl redet, Handl schweigt, wenn Back redet. Stakt des .Ebenso hat Berlin-Wien...', .dagegen kann man in Wien-Berlin beobachten", statt dieses Kopfsplunges, mit dem die Verfaßer anfänglich mit mehr »der minder großer Eleganz tnS Wortqewäßer plumpsen, ergibt sich je länger d^to mehr eine Zusammenarbeit, del dem di« Grenzen sich verwischen. Und ich kann mir sehr wohl denken. Laß in manchen Partien das ent- scheidende Wort über Berkin nicht der Berliner, sondern der Wiener, die aufschlußreichste Betrachtung über Wien (siehe Hoffinannüthal) nicht der Wiener, sondern der Berliner gefunden und niedergeschricben hat. Bücher wie diese sollten nicht überschätzt werden. Dis Entwicklung des Tatsächlichen wird gerade gegenwärtig von anderen Dingen beherrscht als von Büchern. Und obendrein liegen hier — von dem inneren Er folge abgesehen — nicht geistige Goldbarren, sondern geistige Wechsel gelder. Ader Bücher wie diese dürfen auch nicht unterschätzt werden. Sie sind Wirkung und Ursache, Symptom und Kraft, Konstatierungen und Antrieb zugleich. Antrieb zur Erkenntnis, zur Vertiefung ber kulturell«, Gemeinsamkeiten der Völkerschaften, welch, L*e dttttsch« ZiWM fsteech«. Aa«ü Feaatz. Ssmr Krüeg-«,-« n»ch K rasche» Dm« ba,»lkei Stetk, hab der Med« rechnet, die Krteg-daoer «ch» Dors Wüsche rmö auf Lt« Lck weich» M « Bekleidung! werd«» droi Versorgung! so wiederhe st»d »An vb land und di neu» Verhä und di« auf fache sei tn wtll Urgent! 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