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Morgen-Ausgabe Be,«g-vrel-: L M »L—ll-d'lich M. L«i: f»'«bd-l«r »»rch,.!.r< »«»«Na«» IUi«l«, i>« La»1 m»»a«Uch M. 2^r. »Ur,«I- I«drU» LeÄ: »«rch dl«Post >»»«rtxMD«>llchlaNd«<e«,«»I.2»1a«d« »,»a«us M. 2LS, »,.r<«l!«drllch M. 1^7»; Mora-n-A,«,-»« M. US0. Ad.>id^°t«ad« M. 0,«X, S.n»la,t-A»«^d« M. 0« »—«Ich c«-»I»U«b>tch Poftd«p«ll,«dadr). Havpkschrlfkletter: Dr. Erich Lverth, Leipzig. Handels-IeUung Amtsblatt des Rates und des pollremmtes der Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: LLLk-L Äk^ Anzeigen ». Beddrden I» nmtl. Teil dl« golonrlzell« 80 Pf, ». ante». SS Pf.: klein, Anzeigen dl« Kol»n«Izell« illi Pf, antwartt SS pf^ S»lch«ftt«nz««,«n mit platznorlchkisten Im Prell« erddht. B«U^»n: D«lami,nslag« M. 7.— das Ta»l«nd antscht. p-ligedilbr. «i^«ln,»»er iS Pf. — Sonn- »nd Fefll«^ l! Pf. S««f»»«ch.«»Kdl»H A,.>4««L l«S« »d ltlitt p»ftl».ckk«ot»7»a Setzrifkl.it»,, m,d SelchLfltfl.Ie: Zohannig^fi« «r.8. Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig. Rr 358 Montag, den IS. 3«tt 1918 Ser Kanzler nber die WernM in Belgien Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Gröhes Hauptquartier, 14. Juli 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Auf dem Westufer der Avre tagsüber rege Artillerie tätigkeit. Am Abend lebte sie auch an der übrigen Front in Verbindung mit Erkundungsgefechten auf. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Oertliche Kämpfe am Walde von Villers Eotterets. Vach starker Artillerievorbereitung griff der Feind am Abend westlich von LHLkea«-Thierry an. Lr wurde blutig obgewiesen. Das nächtlich« Störungsfeuer war zeitweilig lebhaft. Bei aufklarendem Wetter fliehen unsere Bombengeschwader zu nächtlichen Angriffen gegen die feindlichen Bahnanlagen an der französischen Küste zwischen Dünkirchen—Boulogne— Abbsville, im Raume Llllers-—St. Pol—Roullens sowie in Gegend von Crepy en Valois und Villers Lotterets vor. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. (W.T.B.) "id. Berlin, 14. 3uL abends. (Amtlich.) Von den Kampffronten nichts Neues. 3» Flandern lebte die Gefechtstätigkeit zeitweilig auf. Feindliche ErkuntungSvorstötze wurden nördlich Nieoport, nördlich «ad west lich von Iper« und westlich von Vormezele adgewles«. Ti» «r warleter feindlicher Vorstoh südlich des P«<s che« d aele-Ka« al< wurde bereit« im Vorfeld« aufgesongen and der Gegner iar heftige« Wortlaut der KanzlererklSrung am Donnerstag () Berlin, 14. Juli. (Drahtberichk unserer Berliner <5 ch r i ft l e i k u n g.) Der Kanzler Hai imHauptauSschuß auch am Donnerstag schon über die belgische Frage gesprochen. Diese Ausführungen, in denen noch von militärischen und wirt schaftlichen Sicherungen die Rede ist. werden, weil dies so „auS dem Reichstag angeregt' worden sei, nunmehr von der .Nord deutschen Allgemeinen Zeitung' gleichfalls im Wortlaut mitgeteilt: Was dep Westen betrifft, meine Herren, so steht nach wie vor die belgische Frage im Vordergrund. Daß wir nicht daran denken, Belgien dauernd in Besitz zu nehme«, das ist von Anfang des Krieges an die Absicht gewesen. Der Krieg ist siir uns, wie ich auch am 29. November gesagt habe, von Anfang an ein Verteidigungskrieg gewesen und kein Eroberungskrieg. Daß wir in Belgien einmarschiert sind, war eine durch die Kriegsverhältnisse uns aufgezwungene Notwendigkeit. Ebenso war es eine uns durch den Krieg aufgezwungene Notwendigkeit Belgien za okkupieren. Dah wir in Belgien die Zivilverwaltung eingeführt haben, entspricht durchaus der Haager LandeSkricgsordnung. Dementsprechend wurde auf allen Gebieten die deutsche Verwaltung eingeführt and ich glaube, dah es nicht zum Nachteil der belgischen Be völkerung gewesen ist. Belgien ist in unserer Hand das Faustpfand für di« künftigen . Vcrhaud langen. Ein Faustpfand bedeutet die Sicherungen gegen gewisse Gefahren, die m--n dadurch fernhült, dah man dieses Faustpfand in der Hand hält. Dieses Faustpfand gibt man also nur heraus, wenn diese Gefahren be- sritigt sind. DaS Faustpfand Belgien bedeutet also für uns: Wir müssen uns in den Friedensbedingung rn dagegen sichern, dah, wie ich es schon früher auSgedrückt habe, Belgien nicht wieder das Dor- marschgediet für unsere Feinde wird, nicht nur in militä rischem Sinne, mein« Herren, sondern auch in wirtschaftlichem Sinne. Wir müssen uns dagegen sichern, dah wir nach dem Kriege nicht wirt schaftlich eingeschnürt werden. Belgien ist durch seine Verhältnisse, durch seine Lage, durch seine Entwicklung auch durchaus auf Deutschland angewiesen. Wenn wir in ein enges Verhältnis mit Belgien auf wirtschaft lichem Gebiete treten, so ist das ganz und gar auch im sinterest« von Belgien selbst. Denn es gelingt, za wirtschaftlich engen Beziehungen mit Belgien zu gelangen, wenn es gelingt, dah wir uns mit Belgien auch über die poli- iischen Fragen verständigen, die lebenswichtig« sinterest«« Deutschlands berühren, so haben wir die bestimmte Aussicht, dah wir darin die beste Sicherung gegen die künftige Gefahr haben werden, die uns von Belgien aus bzw. über Belgien von England und Frankreich out drohen könnte. Auch hiermit ist der Staatssekretär von Kühlmann einver standen gewesen. Seidlers Konferenz mit den Parteiführern Wien, 14. siuli. (Drahtberichk.) Die gesamte Presse gibt ihrer Ucberraschung Ausdruck über die gestern nachmittag erfolgte plötzliche Berufung der Führer der parlamentari schen Parteien zum Ministerpräsidenten. Nach feiner Rückkehr von einer Audienz beim Kaiser pflegte er bis in die späten Abendstunden mit den Parteiführern Einzelverhand lungen. Die Führer der Christlich-sozialen, der Polen und Tschechen hatten von der Einladung nicht rechtzeitig verständigt werden können. Da die Besprechungen für streng vertraulich er klärt wurden, können die Blätter sich nur in Vermutungen über den Gegenstand der Beratungen ergehen. Vorwiegend besteht die Ansicht, bäh b« Ministerpräsident mtt Rücksicht auf die aoher- Nahkampfe zurückgewieseu. An der Küste und im Kemm « lgebiet hielt auch nachts das verstärkte Artilleriefeuer an. Der Gegner, der in der Nacht vom 12. auf den 13. siuli zwischen Beaumont und Hamel nach heftigem Artilleriefeuer eingedrungen war, wurde sofort wieder ge worfen. sia den gefieni gemeldeten Kämpfen bei Last«! wurden Ge fangene eingebrachl. sim dortigen Abschnitt war das Artilleriefeoer ge steigert. Line in der Nacht vom 12. zum 13. siuli bei St. Maar« an greifende feindliche Abteilung wurde im Gegenstoß zorückgeworfen, ebenso wurden feindlich« Vorstöße westlich von Montdidier und nordwestlich von Eourcelles abgewiesen. Rach mehrstündiger Ar tillerie- vad Minenwerferoorbereitung wurde gestern abend westlich der Saippes ein Erkundungsvorfioh teils vor unseren Hindernissen, teils im Gegenfioh unter Einbehaltung von Gefangenen adgewlesra. Englische Vomberr auf Brügge Berlin, 14. Juli. (Drahtbericht.) Englische Flleger haben wiederum auf Brügge Bomben abgeworfen, die Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten und erheblichen Gebäude schaden anrichteken. Oesterr.-ungar. Heeresbericht Wien, 14. Juli. Amtlich wird mlkgeteilt: Zwischen dem Gardasee und der Etsch war beiderseits das Geschühfeaer sehr lebhaft. An der venezianischen Gebirgsfronk hak sich die Ge- fechkskäkigkeit wieder gesteigert. Gestern warfen auf dem Sasso Rosso unsere Sicherungskruppen feindliche Erkundungsab- teilungeu zurück. Heule früh griffen ikalientsche Bataillone süd östlich von Aslago und nördstch des Monte di Dat Bella vergebens an. Auch einige Gefechte an dem Wefihange des Brenta-Tales endeten zu unseren Gunsten. , 3n Albanien fühlen dl« Gegner allmählich gegen nnsere neue Widerfiandslinie vor. 3m Devoli - Tal wurde eine fran zösische Eskadron adgewlesen. Der Chef des Generalstabes. (W T.-B.) ordentlichen außen- und innenpolitischen Verhältnisse an di« Par teien den Appell richtete, auf einen klaglosen Verlauf der Parlamentssltzung Bedacht zu nehmen. Der Südslawe Korosec soll sich zurückhaltend geäußert haben. Wien, 14. 3uli. (Drahkber.) Heute fanden beim Minister- Präsidenten vertrauliche Besprechungen mit den Ob männern der Gruppen des Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses statt, die über den voraussichtlichen Verlauf der Relchsratstagung Klarheit schaffen sollten. Beschlüsse des tschechischen Rattonalausschusses Men, 14. siuli. (Drahtbericht.) Die Blätter melden aus Prag: Gestern hat die Gründungssitzung des tschechi schen Nationalausfchufses stattgefunden, in der Kramarz zum Präsidenten gewählt wurde. Der National ausschuß beschloß, einen Aufruf an das tschecho slowakische Volk zu richten, in dem es heißt, die Aufgabe der Tschecho-Slowaken liege in der Arbeit zur Erreichung deS Selbstbestimmungsrechtes in einem selbständigen demokratischen tschecho slowakischen Staate mit eigener Verwaltung, eigenem Haus und unter eigener Oberherrschaft. Die SrietWjiele der eiglisch« Weiter Henderson über die Antworten aus dem anderen Lager. Haag, 14. siuli. (Etg. Drahtber 1 ch t.) Der ehemalige Arbeiter- Minister Henderson führte in einer Rede in Northampton u. a. ans: Auf die Denkschrift der englischen Arbeiter bezüglich der Friedensziele sind vier Antworten eingegangen. Die erst« Antwort kam von den bulgarischen Sozialisten, di« nur einig« Vorbehalte bezüglich geringfügiger Punkte betreffend Mazedonien machte, im übrigen aber den sinhatt der Denkschrift unterschreiben. Die zweite Antwort kam von den ungarischen Sozialisten. Diese deckte sich tatsächlich mit dem britischen Memorandum. Sic nimmt den Plan eines föderal«n Systems für Oesterreich-Ungarn als Basis der Besprechungen an, genehmigt sine Föderation der Balkanländer, tadel! die Friedensschlüsse von Brest-Lilorosk und Bukarest und erklärt, daß die elsah-kvthringiscke Frage sowie d-e Fragen bezüglich Italiens, Polens, der Türkei und der Kolonien in llebereinstimmung mit den Wünschen der betreffenden Völker gelöst werden müssen. Die Ant wort der deutschen Minderhertspartei deckt sich ebenfalls mtt den Wünschen der interalliierten Arbeiter. Die deutschen Mehr- hettssozialisten haben versucht, ihre Antwort durch Troelstra über mitteln zu lasten.. Das ist noch nicht gelungen. ES traf aber dennoch eine kurz gehaltene Antwort der deutschen Mehrhcitssozia- 1 ist en ein. Aus dieser ergibt sich, daß sie bereit sind, sich an einer internationalen Besprechung auf der Basis der Vorschläge, wie sie von den interalliierten Sozialisten in Stockholm gemacht wurden, zu be teiligen. ES scheint so, daß sie nicht nur di« allgemeinen Prinzipien des Memorandums annehmen, sondern auch über die Verantwortungs frage und über das clsaß-lothringische Problem reden wollen. Sie scheinen der Meinung zu sein, daß eini freundschaftliches lleber- emkommen möglich ist. Eie halten die völlige Wiederherstellung Belgiens für notwendig und sympathisieren mit der Gründung eines Völkerbundes. Henderson kam in Northampton auch auf Graf Hertlrngs Aeußc- rungsn zu sprechen und meinte, bei all dem Friedens gerede sei versäumt worden, festzustellen, daß ein Versöhnungsfrieden in erster Linie auf dem Ledensprinzip der Völker beruhen müsse und «in Kompro miß unmöglich sei. Henderson schloß, selbst in den feindlichen Ländern beginne man einzuschen, daß der Militarismus keinen Vor teil bring«. Er glaube, daß die interalliierte Sozialistenkonferenz den Völkern der Zenttalmächt« zeigen werde, wie sehr si« von ihren Re gierungen irregeleitet und enttäuscht worden seien.' Regierung und Reichstag I. E. k. Der Reichstag ist in die Ferien gegangen, unmittelbar nachdem er wieder einmal eine Krise zu überstehen hatte, deren Akutwerden dieses Mal nicht von ihm ausging. Es ist eine schleichende Krise, die nicht zur Entscheidung gekommen ist, also auch nicht zur endgültigen Heilung geführt hat. Durch augen blicklich beschwichtigende Mittel ist man darüber weggekommen, ober nicht ein für allemal darüber hinaus. Die Mehrheit des Reichstages, übrigens auch andere Parteien, haben sich durch kluge Worte beruhigen lassen, einigermaßen froh, keine wetteren Fol gerungen ziehen zu müssen; auf die Dauer aber wird man von Watten doch nicht befriedigt, und manche der dieser Tage gestellten Fragen wird wieder auftauchen. Vorläufig bleibt etwas Halbes zurück, halbes Vertrauen zur Regierung, vielleicht auch nicht volle Aufrichtigkeit des sessc geschickten leitenden Mannes. Unsicherheit gegenüber Herrn von Hintze und halbe Energie des Parlamentes. Don den politischen Persönlichkeiten, die in diesen Tagen auf feiten der Regierung im Vordergründe gestanden haben, ist an dieser Stelle schon die Rede gewesen; es empfiehlt sich aber, scheint uns, auch ein Wort zu sagen über die Haltung des Reichstages bei dieser Gelegenheit, die interessante Lichter auf unsere augen blicklichen, gern als parlamentarisch bezeichneten politischen Ver hältnisse wirft. Also der Reichstag war überrascht über den plötzlichen Rück tritt des Staatssekretärs, und wir haben bereits ausgeführt, warum er das sein konnte. Er mußte es um so mehr sein, als dieser Staatssekretär, von der Mehrheit aus angesehen, nicht irgendeiner war, mit dem man zufrieden oder unzufrieden war, sondern derjenige, der die jetzige Regierung überhaupt erst zu- sammengebracht hatte. Er hatte sich ja sozusagen für den Grafen Hettling verbürgt, auch in innerpolitischer Hinsicht, hatte Herrn von Payer ins Amt gebracht und somit, nebenbei gesagt, auch den Amtsantritt deS Herrn Dr. Friedberg gesichert, sihn ließ also jetzt der Kanzler unter dem Einflüsse .anderer Faktoren', wie er sie nannte, fallen, und zugleich ließ er sich, ebenfalls von anderer Seite, wie es heißt, vom Zivilkabinett, einen Staatssekretär be sorgen, den er nicht selbst gewählt hatte, sondern zu dessen Ernen nung, wie er versicherte, er erst dann seine Zustimmung gegeben hatte, als der neue Mann sich auf seine Politik verpflichtet hatte. Materiell, so teilte er mit. sei Herr von Hintze so gut wie berufen, formell sei die Ernennung noch nicht erfolgt, offenbar weil man den Reichstag nicht allzu fühlbar vor eine gänzlich ohne ihn voll endete wichtige Tatsacke stellen wollte. Die konservative .Kreuz zeitung" und andere ähnlich gerichtete Blätter sprachen ihre Ge nugtuung aus über die Form dieser Ernennung, weil sic ohne vorherige parlamentarische Begleitersckcinngcn erfolgt war. So beurteilte man also auch ganz rechts die Vorgänge, nicht nur links. Auch die alldeutsche .Tägliche Rundschau" hob hervor, dieser plötzliche Rücktrit des Staatssekretärs sei ungeschickt, da er die Mehrheit des Reichstages besonders reizen müsse und ihr Waffen in die Hand geben werde. 3n der Presse der Linken war zu nächst in Aussicht gestellt worden, die Bewilligung der Kriegs- Kredite würde erst erfolgen, wenn Herr von Hintze im Amte sei und selber gesprochen habe, weil nur er selber genügende Auf klärung und Bürgschaft für seine Politik geben könne; dann hieß es in derselben Presse bestimmt, die Mehrheit verlange überhaupt eine Aussprache in aller Oeffentlichkeit und begnüge sich nicht mit den Ausschußberatungen: beides ist nicht aufrecht erkalten wor den. 3n sehr gewandter Regie hat Graf Hertling dafür gesorgt, daß der neue Staatssekretär noch nicht ernannt war, als der Aus schuß über die Vorgänge verhandelte, daß dann aber, als man Herrn von Hintze hören wollte, die Ernennung mich nicht so recht zeitig erfolgte, daß man ihn selber noch vor der Vertagung hören konnte. Die Mehrheit hat also die Waffen, von denen die .Tägiicke Rundschau" sprach, nicht sehr benutzt. Vor allem aus Rücksicht auf die .Männer ihres Vertrauens" in der Negierung, obwohl klar war und klar ist, daß dieses Vertrauen nicht überall in der Mehrheit unerschükterk ist, auch nicht das Vertrauen zu Herrn von Payer innerhalb seiner eigenen Partei. Seinem ehrlichen Willen zwar, im Sinne seiner Ilcberzcugungen zu handeln, vertraut man allgemein, seiner Kraft aber und seiner Entschlossenheit, sich durch zusetzen. vertraut man anscheinend etwas weniger, in Kenntnis der Bescheidenheit und verhältnismäßigen Bcstimmbarkeitz gerade liberaler Politiker in amtlickcn Stellungen. Aber weil der Vize kanzler aus der Fortschrittspartei hcrvorgegangen ist und ihr noch angehört, will die Partei nach Möglichkeit ihm und der Regierung, der er angehört, keine Schwierigkeiten machen, zumal da es sonst heißen könnte — dasselbe gilt von anderen Parteien, die Mit glieder in der Regierung haben —, sie hätte ihre eigenen Leuste gestützt und, was noch wichtiger und in der Tat heikel ist, sie hätte die mühsam gesicherten Anfänge des neuen, des deutschen Parlamentarismus bloßgestellt und gefährdet. Das ist gewiß ein berechtigter Gesichtspunkt, da er weit über bloß parteimäßige Solidarität hinousgreift. auf allgemcinpolitisckc Errungenschaften und Zukunftshofsnungen. Es handelt sich ferner uni den Bestand der Mehrheit. Daß die Besorgnis, sie könnte zerfallen, sie vor dem Verfalle bewahren hilft, darüber sind fick in und außer ihr alle einig. Wiederum dreht eS sich dabei nick' nm bloße Mncki- bedürfnisse der Parteien, sondern um die Politik, d'e diese Mehr heit nach innen und außen zu gewährleisten schcini. ES handelt sich neuerdings um so. mehr um den Bestand dieser Mehrheit, als ungewiß geworden ist, ob wenigstens der taktisch so bewegliche Graf Hertling nicht auch mit einer anderen Mehrheit weiterrcqicren würde, wenn er dann auch Herrn von Payer ausschifsen mühte, wie jetzt Heren von Kühlmann. Das Zentrum wäre natürlich auch in der neuen Mehrheit, daher die Rede des Abgeordneten Gröber dem Kanzler daS Vertrauen unter völligem Verzicht auf Einschrän kungen und Vorbehalte ausfprach. Daß eine Mehrheit, die