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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.06.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180610018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918061001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918061001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-10
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Seite 2. 2!:. rso. Sttrgen-Nrrs-avr reip-tg« ragevlatt Lchcckeinaiin s>6> doch graf'? Verbtenfte m» btr aeue Nnftutlonsi seiner Partei zum Staat erwordcu. Wer seine Politik in vielen Dingen nici't b.lligi. sollte deswegen no6> nicht seinen Namen wie ein Schimpfwort gebrauchen. Er hat vor Jahren, vor einem Jahr zehnt, eine törichte Aeußcruug über die Hohenzollern getan, aber er bat wahrend teS Krieges manche andere Äenßcrung getan, die jene Enigleisnug mehr als einmal aufhebt. Der Träger der Kaiser- luone Hai bewiesen, daß er alte 'Rechnungen durchzustreichcn vermag. O Im Rciciislag ist in der letzten Mache — zum wievielten Mmc? — gegen die Zensur geiprochcn worden. Man bräucht, wenn inan über die Zensur reden will, keine 'Anleihe beim Reichs tage zu machen, denn dieses Thema ist unerschöpflich. Bon den nut der Zenjur beauftragten Offizieren, meist Reserve- oder Land- mrhroiilzieren, im Lande draufen bekommt man den Eindruck, das; sic einfach ihre Pflicht tun, sehr genau, stellenweise wohl auch ängstlich, daß sic aber ihre volilische Meinung in der Regel nichc damit vermengen. Die Politik wird non höheren Stellen hinein- grtragen, und was wir an politischer Zensur haben — und wir haben eine —, das geh! nur au, Anweisungen von Berlin zurück. Die Zieste anderseits hat sich im Kriege mit vielen anderen Sä wicri.ikeiien «blinden gelernt, und keines ihrer Mitglieder wird ,ezt noch eine Verzögerung der Arbeit aufbauschen, wenn man ubcr.'.e'.l it sein kann, daß sie im Dienste der gemeinsamen Sache un- vcrmc-dlicn ist Menn der Zeitungsmann in der ersten Zeit deS Zrleees im Gefühl seiner gestörten Berufsarbeit klagte, so ist er jest< darüber hinaus: man Hal sich daran gewöhnt, man Hai ja auch Schwerere^, zu ertragen gemusst. Mas aber immer schlimmer wird nnb mancyen, der früher nickt über die Zensur sich beschwerte, immer mehr dagegen aus'oringt, das ist die Folge, die das bei unS an^ewendeic System für unser ganzes öffentliches Leben hat. Die Bevölkerung wird über manche Dinge unzulänglich unterrichtet und wir bevormundet in einer Meise, von der sie selber noch nickt volle Keinttn s hat. Kurz, es wird eine Saat gesät, deren Ernte . ach FriedcnSschluh in einer Periode von Enthüllungen reifen wird. Er kann einen nicht angenehmen Rückschlag geben, wenn dann all mählich veröffentlicht wud, wie dieser oder jener politische Fall eigentlich geiegen hat, und es ist nicht weise, die Neigung zur Kritik, die ohnehin durch die Dauer des Krieges überlebensgroß ge worden ist, noch solchen liebcrrajchungen auszusetzen. In diesen Jahren, '.VN manche Illusion geschwunden ist. erst nock Illusionen schoflen, die nachher verfliegen müssen, das ist eine segie.rnngSmetkode, die woki dauernd über den Horizont des lhstertonenvcrstandeS geben wird, und gegen die der Ilntertanen- verltond seinerzeit vernehmlich ausmucken wird. Das amtliche Bureau überflutet die Drehe — ganz in der Meise, die aus der Zeit vor dein Kriege bekannt und als schädlich erkannt ist — mit dem Schleim zurecktgemackler Darstellungen, und man nennt das dann: die Stimmung halten. Run. cs möchte eine schöne Stimmung jein, die unsere Truppen bravsten an der französischen Front er- greisen dürste, wenn sie ZINN Beispiel lesen, dost das ganze sranzö- sicke Volk .beispiellos lasterhaft und leichtfertig' sei — solche Truppen zu besiegen, so könnte,, stch die Unseren sagen, wäre ja am Ende kein Kunststück: s.e werden einen Grimm empfinden, der si.h vielleicht noch nach anderen Richtungen kehrt als gegen jenes „ganze beispiellos lasterhafte und leichtfertige Volk'. Mit solchen Tiroden gewinnt man keinen Krieg, und wir können ihn ganz gut obne sie gewinnen. Man soll also nicht etwa sagen: .Der Zweck heiligt daS Mittel', selbst wenn man diesem Sah lm all gemeinen zustimmt. Denn olle jene Mittel stiften einen Schaden, zu dessen Schwere der Nutzen in keinem Verhältnis steht, und der Schaden ist dauernd, während der Zweck höchstens für ganz kurze Zeit erreicht wird. Möchten doch die mastgcbendcn amtlichen Stellen cinsehcn, dast die Presse in diesem Falle nickt nur ein eigenes Anliegen ver ficht. sich nicht etwa bloß das Leben bequemer machen möchte, sondern dass es sich hier um unvergleichlich wichtigere Dinge han delt, die die Presse dank einem in ständigen Wechselverkehr mit der Bevölkerung erworbenen psychologischen Verständnis klarer be- urleilt als jene Instanzen, die die Gepflogenheiten der Diplomatie ältester Schule auf den Umgang mit dem eigenen Volk übertragen. Sächsische Handelskammsrtagrmn Die Vorsitzenden und Syndici der sächsischen Handelskammern hielten am ti Juni eine Zusammen Kunst ab, um zu einer Reibe schwebender W.rtschoskssrogcn Stellung zu nehmen. Als Vertreter deS Königlichen Ministeriums deS Innern waren die Herren Ministerialdirektor Ge- bstnier Rat Dr. Dehne und Geheimer Regierungsrat Dr. KUen er- sckie: en. Ministerialdirektor Dr. Dehne erklärte als nou ernannter Vorstand der Abteilung für Handel und Gewerbe im Königlichen Ministerium, wenn die Königliche StaatSregierung schon von jeher auf die Zusammenarbeit mit den Handelskammern den allergrößten W rt gelv.1t Hobe, so rechne st« bet der Uebergangs- und künftigen Ariedens- mirlichaft tn noch höherem Maße auf deren weitestgehende Mitarbeit Die während ihres wehr att bOjährdgen Bestehens bcwLhrte Tätigkeit der Handelskammern und gerade die besonders zweckmäßige Organi ¬ sation der sächsi'ck« Kemmern ließen die Staatttegiervny dernmf vev- trauen, dah die Kammern nach wie vor ihr« vorneh.mfte Ausgabe, in durchaus objektiver Welse die gemeinsamen Interessen der Indust,e und des Handels wahrzuueiM« und zu fördern, in vollem Bratze erfüllen rrürden. Die Beratung erstreckt sich zunächst auf die von dec RrichSregiermeg und anderen Stellen eingeschiaaen« Weg« zur Für- deru rg des WarenauÄtaujches zwischen Deutschland undderllkraine. Insbesondere wandte sich das Interesse der Organi sation und Tätigkeit der tn Berlin gegründeten Aussohrgefellschaft in. b. H. zu. Aach zu der Errichtung von Wtttschastsverbänd« zwischen Deutschland and der Ukraine svwre mit den anderen östlichen Wirt schaftsgebieten nahmen die Kammern Stellung. Gegenüber dem aeaer- dings aufgetauchten Plan der Errichtung eines Zcntralverban- des oder Kuratoriums zur Förderung der deutschen Textilindustrie faßten die Kammern auf Grund ihrer vvrcuis- grgangcnen Cinzrlberatun-zen einen ablehnenden Beschluß. Sie gingen dabei von der Erwägung aus, daß keinerlei Bedürfnis dafür oorttege. neben den schon bestehenden Organisationen noch eine beson dere Zentralstelle silr die Textilindustrie einzurichten, um ihren Einfluß aus dem Weltmärkte zu stärken, daß vor cillezn dieses Ziel nicht wie angestrebt durch eine dauernde Verbindung -er Industrie mit den Rc- g.elungsstcilen erreicht werden könne, sondern datz am ehesten die un gehemmte Entfaltung aller in der vielseitigen Textilindustrie Deutsch lands vorhandenen Kräfte eine Bürgschaft für ihre Entwicklung und Erstarkung auch gegenüber dem Ausland« sei. Di« Verixnckluwgen bezogen sich ferner auf die Wiedereinführung amtlicher Kursseststeliong« an den sächsischen Börsen und auf die ZumffNng von Werken neu ge- gründcker Aktiengesellschaften und solcher mit erhöhtem Gesellschcrfts- kapital zum Handel am den Börsen Sachsens. Schließlich beschäftigt« sich die Kammern in larigstündigen Beratungen mit Fragen aus dem Gebiete der Uebergongswirtschast und verschiedenen vertraulichen Ge- genständen, welche die gegenwärtigen und kommenden Wirtfchastsver- bällnlss« Sachsens und Maßnahmen zu ihrer Hebung betreffen. Tagung des Jentralausfchuffes der Fortschrittlichen Bolksparter Zweiter Tag Barlin, y. Juni. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftlettung.) Die Beratungen deS ZentralauSschusses der Fortschrittlichen VolkSp artet wurden heute fort gesetzt. Geheimrat Dove eröffnete die Versammlung um 1O'/L Uhr. Rack Erstattung des Kassenberichtes berichtete Abg. Fischbeck über die Lage im Reiche. Er gab einen kurze« llederblick der letzten acht Monat« seit der vorig« Tagung des Zentrolausschusies. Mir sind in dieser Zett ein gewaltige» Stück vorwärts gekommen. Dl« ganze Art, wie die heutige Regierung zustande gekommen ist. wie das Parlament einwirkte bet der Besetzung der neuen Stellen, zeigt den Anfang, wenn auch nicht di« Vollendung einer wirklichen parlamentarischen Regierung in Deutschland. Die Regierung ist in ständiger Fühlung mit der Reichs- tagsmehrheit geblieben. An dem mit der neuen Regie ung vereinbarten Programm war Lück die. nakionalliderale Partei beteiligt, auch in bezug auf die auswärtige Politik an der Forderung, festzuhalten an den Grund sätzen der Antwort auf die Papstnote. Di« Reichstagsreso- lution vom 19. Juli 1917 knüpfte an das Friedensangebot deS Kaisers vom Dezember 1916, daS vom feindlichen Ausland überall ab gelehnt worden war. Wir wissen, was die Gegner mit uns Vorhaben. Dcm haben »vir z» begegnen. Die Friedensresolution fleht diesen Fall voraus. Da die Hand zurückgeschlagen ist, die von neuem ausgestreckt war. gilt eS für uns zu Kämpfen und unerschütterlich auSzuhatten, bis wir die Sicherungen unseres Lebens und unserer Entwicklung erreicht hoben. Der Redner schildert welker daS Verhalten der Vater land Spartet, hinter der dieselben Krelse stehen, die auf das wütendste das Wahlrecht in Preußen bekämpfen und heute gegen eine gereckte Steuerpolitik im Reiche arbeiten. In diesem Zusammenhang bedauere ich, daß auch bei unseren höheren militärisclxrn Stellen viel- fach e'.n so geringes Verständnis für die Tätigkeit der Mehrheit deS Reichstages besteht. Ihr ist es gelungen, mit ihrer Volitik daS Volk zuscmmenzukalten. Mit den Rezepten der Alldeutschen wäre das nicht möglich gewesen. DaS gleiche Wahlrecht wird trotz dem in Prenßen zum Siege gelangen. sLebhafker Beifall.) In der diesem Referat folgenden lebhaften Aussprache nabm als erstcr das War Vizekanzler von Payer: Mit lebhastetn Boi- sali begrüßt, sprach er der Parket seinen Dank aus für daS Vertrauen, das Ihm die Partei wie in seiner parlamentarischen Tätigkeit so auch in seiner jetzigen amtlichen Stellung «tgeqengebracht habe. Dieses Vertrauen möge ihm -ie Partei und die RoichStagSmehrheit auch in schwierigen Skruation« bewahren. Er gab eine kurze Schilderung seines fetzigen Arbeitsfeldes und reiht« daran einen llederblick über di« politische Situation, in deren Verlauf er die Befürckttang oussprach, daß die Lösung der elsaß-lothringischen Frage sich bis zum Frieden verschieben könnte. ANt der Einlösung des Versprechens auf Gewährung deS gleichen Wahlrechts stehe und falle or. (Stür- Mischer Beifall.) An der Aussprache beteiligten sich ferner die Herren Dr. Rathjc - Nürnberg, Abg. Haußmann, Abg. Dr. Müller-Mei ningen, Dr. Leser-Heidelberg, Abg. Meyer-Frank- fort, Llbg. Dr. Ablaß, Abg. Dr. Neumanir, Abg. Dr. Oehlke- BreSlau und Abg. Wal bst ein- In der Aussprach« kam die El.r- mükigkekk darin zum Ausdruck, daß die Annahme der FriedenSresolukion vom Juli 1917 und bi» darauf gestützte Politik der RelchSkogSftaklion vollberechtigt und notwendig war. Der Zentralausschuß billigte die Haltung der ReichStogsfrokNou in Frag« der äußer« und inner« Morttsg, lü. Srrrtt INS Pavttk, «r kegeStzf« da» Ansannneiwrtz^r« har UratSM «M tz» übrigen Partei« des Reichstags, dessen Unterstützung der gegenwärtig Regierung und ihre- Bestrebens, die deutsche Entwicklung zu sichern. Der Zentrolaasschutz dankt dem Vizekanzler von Payer für sein er- sprießiicheS Wliken tn der Reichsregierung und spricht ihm sein Bei. trauen aus. Der Ausba« de« deutsch-österreichischen Bündnisses Eine Unterredung mit Vizekanzler v. Payer Mir«, 8. Juni. Der Stellvertreter des deutschen Reichskanzlers, Herr v. Payer, äußerte sich dcm Berliner Vertreter der Wiener «Neuen Freien Presse' gegenüber über die Vertiefung des deutsch-öster reichischen Bündnisses u. a. folgendermaßen: .Die BündnlSvcrhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich llngarn sollen bekanntlich in nächster Zeit beginnen. Ich nehme an. daß von beiden Seiten alles geschieht, um sie zu einem baldigen Abschluß zu bringen. Ein solcher würde das Zustandekommen -es Friedens b< schleunigen, weil er die Hoffnung unserer Feinde beseitig« würde, Zwietracht zwischen uns zu säen. Er ist auch dringend geboten, iveil mll bci d« Friedensverhandlungen stärker sein werden, wenn wir einheitlich unser« Feinden gegenübertreten können. Die bisherig« Form des Dnuduisses genügt nicht. Wei! es sich um Lebensfragen Deutschlands wie Oester- reich-llngarnS l-andelt, darf die Fortdauer des Bündnisses nicht immer wieder von den Stimmungen bei jenwil gem Ablauf einer kurzen Vcr- tragSdauer abhängig sein: die Lebensgemeinschaft muß eine so innerliche werden, daß der Gedanke an eine Trennung sachlich ausgeschlossen ist, gleichgültig, ob man den Vertrag noch herkömmlich« Formel etwa aus ewig oder ob man ihn auf eine lange Reihe von Jahr« schließt. Das Schwergewicht d«S Bündnisse» muß jetzt auf den wirtschaftlichen Auschlaß geiegi werden. Ein ZusammenschUetzen auf diesem Gebiete ist aussichtsreich, weil die natürlichen Voraussetzungen für ein solches gegebea sind. Dl« bestehen den Grenzen find viehich mehr historische als wirtschaftliche. Vor allem wirb ein so großes und jo reiches Ged et seinen Einwohnern die nötigen Nahrungsmittel, seiner Industrie Kohlen and Erze genügend liefern- Dos Absatzgebiet für di« Industrie ist innerhalb «ine» solch« Bündnisse» salbst schon ein viel umfassen^-». Alte diese Vorteile werd« sich vermehren, wenn sich d« verbündeten Reichen in irgendeiner Pot« und dw nördlich« Randstaaten mirtschatiltch anschließend Sie wachsen ins Itn gemessene, wenn sich etwa in loserer Form auch Bulgari«, Rumänien und vielleicht die Türke, beterlcgeu. Das System der gewöhnlich« HaudelMertrüge aus kurze Dauer kann schon deshalb Nicht in Frag« kommen, weil 17", nicht bloß wirtschaftlich, sendern auch politisch und militärisch verbünde: sein wollen, und die Vorteile, die wir uns dabei gegenseitig auch hon- delsyolitifch gewähren müssen, unmöglich etwa auf Grund der Meist- bcgünstigungskiausel anderen Staaten gieichfast» gewähr« können, di- uns sonst im Leben der Völker gleichgültig, vielleicht feindselig gegen- überstehen. Hand in Hand mit dem allmählichen Verschwinden der Zoll grenzen muß eine Vereinheitlichung oder weilgehond« Annäherung der wirtschaftlichen Gesetzgebung, vor altem in Hinsicht anf Handel und G?. werbe und auf dem Gebiete des ArbeiierschutzeS und der Ardeitersnr- snrge, gehen. Gewisse Formen der indirekten Besteuerung müssen gleich mäßig gestattet weiden. Der zu schaffende Bündnisvertrag kann ein- schließlich der wirtschaftlichen Vereinbarungen nur auf Gegenseitigkeit beruh«. Er wird wieder durchaus nur VcrtcikgungS-, nicht Angriffszweck« dienen. Jedes Reich mag in seinen inneren Angelegenheit« nach seinem Gutdünken schalten und walten. Unterstützt werden muß das politische Zusammengehen durch eine Verständigung über di «mili tärischen Fragen. Die Erfahrung« des gegenwärtigen Krieges zeigen, welche Erleichterung für die Kriegführung gleichmäßige Ausilll- dnr.g, Bewaffnung, Ausrüstung und VorrakSwirtschast bedeuten. Dl« polnische Fruge ' -- kann nur im Zusammenhang mit der deulsch-österreichisch-ungarischen Frage gelöst werd« oder umgekehrt. In welcher Form auch daS zu- künstigc Polen seinen Anschluß an die ZenkralmLcht« suchen und finden mag — ich will mich darüber jetzt nicht weiter verdeeik« —, eines ist sicher: der Anschluß wird stch leichter mach«, wenn Deutschland und Oesterreich-Ungarn politisch, wirtschaftlich »nb militärisch dauernd zu- sammcngeschloss« sind, als wenn ber gegenwärtig« Zustand beibehaltcn wird, oder gar die Möglichkeit einer zukünftigen vollständigen Trennung drohen würde. Buriarr in Berlin Berlin, 9. Juni. (Drahlberichl.) Die die «Voss. Zig." er fahrt, wird der österreichisch-ungarische Minister des Beichern Graf Burian am Dienstag vormittag hier «intreffen, um dem Reichskanzler den cmgekündtgten Antrittsbesuch abzustatten. In seiner Begleitung werden sich der österreichisch-ungarische Botschafter Prinz Hohenlohe sowie LegationSrat Graf Lolloredo befinden. Graf Burtan wird sich voraussichtlich bis Mittwoch abend hier aushalten. Gebirge und Ebene im Kriege Von der Westfront wird uns geschrieben: Gelände bestimmt d« Charakter der Schlackt. Wer heute lm Kraftwagen dcm Chemin des Dames sich nähert und dos mit spärlichem Grün überwucherte Gebirge aus zertrichlerkcr Paß straße hinaaffährt, erlebt einen Anblick von überwältigender Großartigkeit, wenn fick oben aus dem Kamm plötzlich die wette Ebene avftul und in sausender Fahrt der Vagen durch weiß schimmernde Rulnendörser au die AiSne rollt. Das Gesübl des Schlack- tenbuinmlers läßt sich nickt vergleichen mit den Empfindungen, die den Soldaten ergriff«, der die Höhen, die Ihm vor einem Jahre in der grauenhaften Frühlingäschlackt das Ende der Welt bedeuteten, erklom men hakte und nun verschnaufend das blaue Gewimmel der fliehenden Feinde talwärts hosten sah. . . . Der Abstieg vom Gebirge ins Tal ist der höchste Genuß wandernder Menschen. GoctbeS Schilderung des Abstieges vom St. Gotthard preist dieses Glück. Der einfache Genuß des Wanderers wird dem Soldaten zum Rausch. Er begeistert sich im Gefühl überwundener Höben und am Anblick der seiner Gewalt ge öffnet« Ebene. Der Besitz des Gewehres macht ihn zum Eroberer. Mcilenfcru ist der Horizon!. . . Wäre der Uebergang über den klein« St. Bernhard nicht militärische Notwendigkeit gewesen, diese küknen Unternehmungen Hannibals und Bonapartes Kälten sich schon ans Er wägungen soldatischer Psnckoiogie gcrechlferiigi. Eine von den Alp« absteigede Arme« mnß Jlali« überschwemmen. Sle rollt w e ein- tal- adsausende Lawine wett InS slacke Land hinaus. So wurde der Ekemin des Dames das Sprungbrett der Armee Bochn über die Beste. Leicht werden die Skandinavier und Schweizer, die berggcwokn'cn, dies ver stehen, weniger leicht der Holländer, der hinter Meerdeichen verschanzte B-wokn«r be» Landes der Kanäle. Das Gebirge erzeugt Feldherren. Wer daS Glück gehabt hat, Truppenführer und Soldaten jenseits der AiSne zu sprechen, begreift die erzieherische Macht der Berge. Wo jeder Mann auf einem Fcldherrnhügel stellt, müssen ihm die Gedanken eines General» von selbst kommen. Ein Gardist gab mir «tue Schil derung de» Eingreifens französischer Reserven an bar Aisne von ver blüffender Eindringlichkeit. Der soldatisch« Scharfblick dieses einfachen Mannes halte die Fehler der feindlichen Führung blitzschnell erfaßt. Der Mann redete wx ein GenerolstabSotsisier und m t einer Anschau lichkeit. die unseren besten Schrisiflelsern Ellre gewacht hätte. Weil er einfach sprach, wirkte er monumental. Man wurde an den meister- haften Kunstgriff Zolas erinnert, der einen Sedaner Kaufmann von der Z nn« seine» Hause» das Panorama der Schlacht, dl« Angriffe an der Maa«, die wei«ausgreifenden UmsassungSbewegungen und die historisch« WlhouLtt« Köalg Wilhelms und seine» Stabes auf der Höbe von Belle- «« beobacht« «tz schildern läßt. — Die Nutzanwendung zog etu Oberst leutnant, der mir südlich FtSmet von seinen Erfahrung« erzählte. Die i Leute seien so selbständig geworben, daß der Führer nichts weiter tun könne als bremsen und vor Ilnvorflchtigkett« warnen. .Was soll man tun? Der Musketier sieht die stiebenden Kolonnen früher als ich. Die Leute haben seit der Somme eine solche Fixigkeit im Anschleichen und Erstürmen von Batterien sich angewöhnt, daß man kaum dazu kommt einen Befehl zu geben. Handelt sich s um ein« Umgehung größeren Stils, etwa eines besetz!« Dorfes, dann freilich tritt der Führer in sein Reckt. Aber ein taktisches Geheimnis habe ich nicht mehr vor mein« Leuten.' Alt.» Tbealer. In der Aufführung des „König Lear" gibt jetzt Kari Huth den Rarren. Die Geißel seines Spottes wird nirgends streng. Er betont vor allem den tiefen Ernst des Mitleidens, das er nicht zu eigentlicher ätzender Gallenbitterkctt werden läßt. Kummer und Mitleid flüchtet bet ihm nur zu einem rasch verglettenben Lächeln der Resignation. Manchen Akzent mag man noch schärfer und härter denken; ober Huth führt seine Auffassung einheitlich und folgerichtig durch. Die Cordelia gestaltet Victoria Strauß mit herbem und tn sich klarem Gefühl. Das Ungeschminkte und Prunkloje als Eigenstes der Cordelia wurde lebendig. Wenn auch einzelnes noch mehr t>u Aus druck individualisiert werden kann, so geriet eben da» Wesentliche überzeugend. F. S. Jä. 8. Münchner Theater. Walter HasencleverS Drama .Der Sohn' wurde l-ci seiner ersten Ausführung in den Münchner Kainmw spielen, die aus Zcusurgründ« vor geladenem Publikum er folgte, mit starker und warmer Anteilnahme begrüßt. Das Mann heimer Hof- und Raticnailhcater hatte sich den Kammer spielen für diesen Abend zur Verfügung gestellt. Die instinkisichere, stillstzsch und dynamisch gleich erfreuliche Spielleitung Richard Weicheris erprobte sich auch auf -seser Bühne. Die schauspielerische Darstellung war freilich, btS auf den sympathischen Sohn Fritz Ode- marS, reichlich unzulänglich. Der Autor wurde ost und lebhaft gerufen. Artur Weese, der Berner Kunsthistoriker, dec am 9. Joni sein« SO. Geburtstag beging, hak sich besonder» um die Erforschung der deutschen Bildhauerkunst im Mittelalter groß? und allgemein anerkannt« V«rd «ste erworben. Als Sohn deutscher Elte« in Warschau geboren, machte er seine kunstqeschichtitck« Studien unter August Sckmarso« In BreSlau und Heinrich Wölfslin in München und unternahm dann «in« Reise nach Jiolien. der« Frucht sein- l89d veröffentlichte Doktvrurbeit über Boldossares Anteil an der Farnesina b'ldete. Rach weiteren aus gedehnten SludienreZ« habilitiert- er sich 1898 in Münchm, und zwar mit einer Schrift, di» seinen Ueberganq zu seinem wichtigste, Forschung», gebiete bezeichnet«. Sie behandelt di« berühmt« Btldhauerwerk« der Bamderg« Dvm^, der« Abhängigkeit vou ftmqöpsch« Vorbilder» und besonder» enges Vcrbätinis zu der Bauhütte Kathedrale von Reim» We«^ nachweisen kannte. Dieser Nachweis hat svtnerzctt viel Aufseh« uiM manchen Widerspruch erregt, gehört aber hent zu d'N anerkannten Tatsachen der deutschen Kunstgeschichte. Weese, t-er in zwischen die kunstgeschichtlicke Professur an brr Ilnivccsität in Bern übernommen halte, ist dcm damals aufgcwerfenen Probleme mit uner müdlicher Sorgfalt noch weiter nackaegangen, indem er die Geschichle und bie Eigenait der Bildhauerkunst des MltielalkerS in Deutschland und in Frankieich immer tiefer vcrfeigte. und ihre Zusammenhänge immer klarer ausdeckle. Dos Ergebnis dieser Forschungen ist die neue, 1914 erschienene Auflage seines Buch.'» über die Brmberger Dom skulpturen, die sich zu einer grundlegenden Formgesästchts der deutsch französischen Mldixruerkunst des M-ttslalterS ausgewachsen hat. WeeseS künstlerische Interessen sind Übrigen» weitreichender Natur und erstrecken sich auch auf di« moderne Kunst. Er Kat sowohl Franz Stuck als auch dem kürzlich verstorbenen Ferdinand Hodler eine eigene Mono- gcapkie gewidmet; feine Hodler-Schritt gibt die einq-hrndste kiiirst'erlsck« Würdigung, die das Werk des Schweizer MKsterü bisher erfahren hat. Hochschulnachrichten. Wir wir erfahr«, hat der ordentliche Pro fessor der klassischen Philologie an der Göttinger Universität Geh. Rat Dr. Richard Rethen stein einen Ruf nach Heidelberg erhalt«; er soll dort den zurücktretenden Geheimrat Schöll ersehen. — Aus Clausthal wird uns berichtet: Als Nachfolger d«S Professor» Dr. H. Mohrmann ist der Göttinger Privatdozcnt Dr. Horst v. Sanden zum ordentlich« Proses'or mit dem Lehrauftrag' für Mathematik und Mechanik an der Bergakademie in Clausthal In Aussicht genommen. — Im Alter von 7ll Jahren starb drr bekannt» Meteorologe ord. Honorarprofessor an der Universität Gießen, Geb. Oberrcgierungsrat Dr. phil. et med. Richard Aß mann, früher Direk tor des Kgl. Preuß. Aeronautischen Observatonums in Lindenberg bei BecSkow. * Licht uab Leb« in» Tierreich. Von Prof. Dr. W. Stempel!, Münster. 122 Seiten und 33 Textflguren. (Wissenschaft und Bildung, Bd. 147.) Gebunden ILO Verlag Quelle L Meyer, Leipzig. Anschaulich und mit oft drastisch« Vergleich« werden die mannigfach« und wichtigen Beziehung« zwischen Licht und Leden dargelegt. Zunächst wird das Licht al» Quell« aller Lebenskraft besprachen, dann salaen drei Kapitel über d:e Reaktion der Darc aut Lichtstrahl«, über e«ntache Lichtstan«» organe, über da» Sch« mittels des Auge» und da» Seb« von Körper > und Farben. Darauf werben die Ford« Ker Tiere selbst und ihre Ver erduna erörtert und schließlich der allgemeine Einfluß der Sonnrn bestraylung auf die Tier« (Temperatureinflüsse. Schlaf, Dunkelktere »fw i sowie bie leuchtend« Der«. Da» Büchlein ist ein interessant» Beikrag M SwsthMW i» tzüu »h«u Bttagie. « S-a, ferenz Trevessa leitete dl ländische, werd«, län bisch ei geleitet i giert«, i nach ihr« Delegatlo erwartet, Haag gefangen« Rede, in Haag wä Kriegsges au die v« habe, un ergeben, Handlung Er fuhr Ländern erdulden des Loses gehende * zuwirken dann der «tgegenk Io.hr vor! .gebnisie d und feste Gen dem Mio Holland i Minister fortgesetzt zur Besp Punkten einkünfie. 3. 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