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Morgen-Ausgabe slk e»t»jt, IN» B»r«ri» I»«i»«l KaNck I,« Hau» Ebrach! »»»-illch M. rä^ »i»k1»i>ahriich M. 6.00: f«r Ädhal«, »»nailich M. 1.7»: »,«ch i«s«« »«»»LNi«» gtiial«» i»t -«»« givracki monatlich M. r.M. »Urtal llhrlich M. 6Ä: »arch ti» V»st lnnkrhald Deallchland« Vrlamt-Äalaad« »aaatilch Ai. 2L». »i»ki»>I«driich M. 6.75; Mor,»n Ä»«,«d« M A»a,6-A»«e«t« M. I),SV, S»nnlaa«-4I»<>adr M. 0^0 »»»«ilich tau«schll«bllch postd«ft«Ugediidr). Hanpsschrtflleiter: Dr. Erich Evrrih, Leipzig. Handels-IeUung ^rnlsblatt des Rates und des polueianrtes der Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: K'.'M'L MM: Inzeia«, ». Behiirdan Im amil. Teil »I« Kolsnelzeil« SS Vi« ». «»<». 6- Pf.: kl«I»« Anzitg«» di» Kol,n»Iz«lle Zu PI« «atusrt« 22 PK V«lchSfttan>»Ig«n mit Piatzporlchktften Im Prell» «ehSht. S«Il»,,n: S«lamtauslaa« M. 7.— da« Taos»n» »aslchl. Poft^dOta. Ei-z<>n»»m«r 10 Df. — Sona- und geflia,« >d Pf. z»»spr«ch-A,fchI»b«r.>««»?. tl»« uad «87« posti»«ckdo,ta7» Schristleituag und Sefch-sldsttl»: Zodonaltgaff« Slk.4, Verlag: Lr. Reinhold L Lo., Leipzig. Rr. 2S1 Sonnabend, den 28. Mai 1V18 Italienischer Ssfenfiostotz gescheitert vtd. Berkin, 24 Mai. abends. (AmMch.) V»» de« Ariegsschaoplätzen nichts Neues. -* «rik. Berlin. 24. Mui. 2« bee Rächt »om 22. zum 23. Mai wurden in Htrso« -vech f^Ubüch« Bombanodwttrfe auf eAr deutlich gebennzeichnete« Lazarett me-eere Soldaten verteHt. Durch weitere BombensdwSrfe im Orte «mV« «in ftianzösischer Zivilist getötet und elf französische Zivilisten, darunter zwei Frau«,, verwundet. — Laon erhielt erneut öder V» Schöffe von den Franzosen. * * * Senf. 24. Mai. (E i g. D r a h l b e r i ch t.f Der MllttärkrMker des .Tempo' schreibt, das, in den leisten Tagen weitere Trappen- Verschickungen zwischen Frankreich und Italien staitgefunden Kaden. Die Sperrung des Eisenbahnverkehrs von M a r- ,«ille nach Turin lässt daraus schlichen, das, sich die Transporte roa -olonialtrnppen von Frankreich nach Italien ans dem Land wege vollziehen. Bern, 24. Mai. <E i g. Drahtbericht.) Stegemanu schreibt im .Bund': Auf allen Kriegsschauplätzen, im Westen, in Italien und auf dem Balkan, beginnen sich die Zwischenkämpfe zu Borkämp- sen zu gestalten. ES läßt sich noch nicht einzeln unterscheiden, ob eS sich um Ablenkungen oder Erkundungen handelt. Bor allem bemer kenswert ist aber, dos; diese starke VefechtSläiigkeit sich überall gleichzeitig und gleichmässig geltend macht. Zahlreich« Luft kampfe sprechen ebenfalls dafür, das; man sich dem Ende der gewaltigen Spannung nähert and das; diese sich mit sehr großen Operationen ent laden wird. Umbildung der finnischen Regierung Stockholm, 24. Mai. sDrahtbericht.) Wie «Dogen« Nyheter' aus Helsingfors erfahren, haben die Mitglieder der finnischen Negierung ihr Ami dem Senator Svinhufvnb zur Dem Könige König Friedrich August feiert heute seinen 23. Geburtstag. Inter den Gratulanten wollen auch wir nicht fehlen. Wir glauben Bastei zugleich im Namen unserer Leserschaft zu sprechen. Denn zwischen dein König und der Bevölkerung besteht ein ein faches, natürliches und warmes Verhältnis, wie man es nicht in ollen deutschen Bundesstaaten findet, Zu besonderen Rück blicken auf das Leben des Königs scheint uns die Zahl seiner Jahre ' einen Anlass zu bieten. Auch glauben wir nicht, dass es in seinem >,spruchslosen Sinne gehandelt wäre, wenn man in dieser Zeit der großen Entscheidungen von seiner Teilnahme an der Zeit und Kren Aufgaben in hymnischen Ausdrücken spräche. Daher soll beute nur gesagt werden, daß er es verstanden hat, seiner unmitlel- baren, ungekünstelten Zugehörigkeit zu dem sächsischen Volke und der Teilnahme an seinem Ergehen in diesen schweren Jahren so wohl draußen an den Fronten wie in der Heimat menschlich sym pathischen Ausdruck zu geben. So werden heute auch in der Bevölkerung die Gefühle ruhiger Sympathie für den König mannigfachen Ausdruck finden. Königliche Amnestie Sos KriegSministerlsm teilt mit: Der König hat unter dem 23. Mai 1918 zugunsten ber Militär personen des aktiven Heere« und der Personen de« HeereSgefolges eine Amnefti« erlassen, durch die militärische Strafen von bestimmter llrl und Dauer erlassen werden und die Niederschlagung von Ssiraf- verfahren vor Militärgerichten wegen Aedertrelungen und vergehen, die vor dem 2S. Mai 19l8 und vor der Einberufung znm Heeresdienste begangen sind, verfügt wird. Livland und Estland O Berkin, 24. Mat. (Drahkbertcht unserer Berliner Sä> riftleitnng.) Ueder die Zukunft des Baltenlandrs schreibt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung', unsere Mitteilung bestätigend, halb- amtlich: .Am 13. Mai haben die Herren Freiherr von Delling- Kausen als Führer der Nv-estländ'ischen Abordnung, von Stryk als Vertreter Livlands und von Breoern als Vertreter Estlands an den Icichskanzler die Bitte gerichtet, dem hiesigen bevollmLchigten Ver- 'retcr der russischen Republik, Herrn Zoffe, dle Unabhängigkeit«, rktärung Livlands und Estlands zu übermitteln. Herr wsfe hat «S abgekehnk, dies« Erklärung direkt auS den Händen der ge- nannten Herren in Empfang zu nehmen, sich aber bereit erklärt, die Urkunde entgegenzunehmen, falls sie durch dos Auswärtige Amt über- i-iikkelk würde. Der Reichskanzler hat daraufhin der geäußerten Bilk« entsprochen und die IlnabbängigkeitSerklärung durch daS AuSwärige Amt übersenden lassen. In dieser an die Regierung der russischen sozial- sederatioen Sowjetregierung in Moskau gerichteten Erklärung wird unter Hinweis auf di« am 9. und 10. v. M. in Reval und Riga ge iahten Beschlüsse der estlänHischen und livländischen LandeSversamm- iung ausgesprochen, daß die Bevölkerung Livland« and Estlands durch die Erklärung ihrer Vertreter von dem Recht, ihr Schicksal frsi zu be stimmen, Gebrauch gemacht und die Loslösung von Rußland vokl- > >gen hat.' * Vas akvatntsche Pressevuroml meldet: Umschwung in Odessa An Odessa ist die sozialistische Duma avfgelSfi and das BvlhauS ward« von der Miliz umringt. Zum Bürgermeister von Odessa v^rdc General Dobrowolski, zu seinem Gehilfen Arkndinsir ernannt. Die Donrepublik I« Rostow eingetrofsene Vertreter der provisorischen Regierung DongetneteS erklärten, daß die Donregierong vollkommen überzeugt daß .zwischen ihr und den deutschen Okkupakionstruppen im Don- r^tes keinerlei unerwünschte Reibungen entstehen werden, weder aus "MMHsitt. noch ru» so mechr wtrtschasihchem Gebiet. Mn« davoSmächttgse Alxvdmrng der Donkv'akenregt-erung wurst« am Verfügung gestellt und dieser hat den Senator Kusti Paasi - l kivi beauftragt, eine neue Regierung zu bilden; die meisten Senatoren dürften jedoch bleiben. Oesterr.-ungar. Heeresbericht § Wien, 24 Mai. Amtlich wird verlautbart: Gestern griffen die Italiener unsere Stellungen auf der Zvqna Torta und im E t s ch - Tale nach starkem, weitgreifendem Geschütz feuer za wiederholten Malen an. Die beiden ersten Angriffe brachen schon in dem trefflich wirkenden Feuer unserer Batterien blutig zusam- men. Die Angreifer flüchteten in ihre Gräben zurück. Bei dem dritten Ansturm kamen die Italiener bis knapp an unsere Stellungen. Kaiser schützen vom 3. Regiment sprangen aus ihren Deckungen und warfen sich dem Feinde mit gewohnter Tapferkeit entgegen. Der Rahkampf endete mit einem vollen Siege der Unserigen. Der Angre fer wurde überrrik zurückgeworsen, ein letzte« Ilaliencrnest noch ln der Rächt gesäubert. Zu gleichem Ergebnis führten drei Vorstöße, die der Feind gegen unsere Stellungen auf dem Monte Asolone versuchte. Auch hier wurde er jedesmal abgeschlagen. So hat für die Italiener auch da« vierte Iahv ihres Raubkriege« mit schweren Mißerfolgen begonnen. Der Lhef de« GeneralstabeS. * Bern, 24. Mai. (Eigener Drabtbcrickt.) Der ..Bund ' meldet: Aus italienischen Berichten geht hervor, daß die Kampftüligkeik von Ada mello bis zum Ako nie Bello gewaltig anschwillt. Oesterreichischc Vorstöße werden be ständig von italienischen Teilangriffcn abgelöst. Man kann nach gerade von einer gewissen Verstrickung der dort im Gange befind lichen Kämpfe sprechen. Am schärfsten Koben sich die Kämpfe zwischen dem Gardasee und Monte Pasubio ausgebildet. Hartnäckiges Ringen ist am Monte Carno entbrannt. Es scheint, daß es sich um Einleitungskämpse zu einer großen Offensive handelt. 20. Mai vom Hetman empfangen. Aus dem Gespräch mit dem Hetman ging hervor, daß der Zweck der Ankunft, die Herstellung gegenseitiger Beziehungen Mischen Ukraine und Äongodiet als vollständig erreicht anznschen sei und olles in für das Dongebret günstigstem Sinne geregelt wird. Kompromiß in der irischen Dienstpflichtfrage? Die Iren wollen unter amerikanischer Fahne fechten. Haag, 24. Mai. lE i kl- D r a ht d e r i chl.) Aus London wird gemeldet: Die Frage de« Heeresdienstes ln Irland ist in eine neue Phase getreten. Die Iren sind fest entschlossen, zu zeigen, daß sie keine Feig linge sind, und daß sic gern am Weltkriege teilnehmen wollen. Es ist nun eine Bewegung im Gange, die darauf hinauSgeht, daß die Iren statt, unter britischer, unter der amerikanischen Fahne Dienst nehmen wollen. Obwohl dies für den HeereSzuwachS tatsächlich auf dasselbe hinauSläuft, würde diese Wendung doch eine Blamage für England sein, die man in London anscheinend auch nur mit dem größten Widerwillen auf sich nehmen würde. Auch wird die von ver schiedenen Setten ausgenwrfenc Lösung der Frage, statt Großbritannien den Vereinigten Staaten das Protektorat über ein autonomes Irland zu übertragen, mit dieser Bewegung in Zusammenhang gebracht. Hierdurch würde die Londoner Regierung von neuem in große Schwierigkeiten gegenüber den Bundesgenossen gestürzt. Trotzdem baden Iren von Rang und Stand sich bereits an amerikanische Werbeosfiziere gewandt und um die Erlaubnis nachgefucht, in das amerikanische Heer einireten zu dür fen. Diese Werbevffizierr waren selbstverständlich außerstande, sich in dieser Frage zu äußern. Eie wandten sich daher an die Londoner und Washingtoner Regierung, deren Entscheidungen dis jetzt noch nicht vor liegen. Voraussichtlich wird ein Kompromiß geschlossen werden, weil die« der beste Weg sein dürfte, die irischen Rekruten za erhalten, ohne eine blutige Revolution im Lande selbst heroorznrufen und dadurch die militärische Lag« noch mehr zu erschweren. Indien verlangt Homerule Beschloß des indischen Nationalrakes. — Erst Homerule, dann Soldaten. Haag, 24. Mai. sE > g. Drahlberickl.) Rach einer Mel dung de« Rieuwe Bureau« hat der Beschluß des national-indi schen Rate« folgenden Wortlaut: Da« Reulcrtelegramm, da« be- kanntgob, daß Indien England 5 bi« 6 Millionen Soldaten liefern könnte, will damit nnr die durch die Verluste in Frankreich entstandene gedrückte Stimmung in England oufbessern sowie den eigenen Bunde«genossen vorspiegeln, daß England seine Httf«quellen noch lange nicht erschöpft hat. Reuter verschweigt aber, unter welchen Bedingungen die indischen Rationen zu einer solchen Hilfe bereit wären. Indien verlangt Homernle. England will aber bekanntlich Homerule nicht bewilligen, weil e« dadurch seine Herrschaft über Indien verlieren würde. Der Zeitpunkt für diese indische Forderung ist in poli tischer Hinsicht gut gewählt. England steht nun vor der Frag«: Auto nomie für England oder ein« vollständige militäri sche Riederlage. Wenn England erstere wählt, dann versiert e« Indien. Will aber England keine Autonomie bewilligen, dann wird e« nicht wage«, ein« halb« Million Indier auSzurüstea für den Kampf in Europa und ihnen die Waffen in die Hände zu drücken. Zivildienstpflicht in Amerika Haag, 24. Mai. (E I g- D r a h tb e r i ch t.) Aus Washiivgton wird gemeldet: Prvvostm ar schall General Prowder hat aagcordnct, daß vom 1. Jun! ab alle Männer, die unier daS neue HeereSgesetz fallen, die Wahl Haden, entweder zu arbeiten oder dem Heere ein verleibt zn werden. Man erwartet, daß aus diese Weise durch eine summarische Einjührung der Zivildienstpliicht der Mangel an Arbeits kräften für Ackerbau, Schiffbau und Munilionsherstcllung beseitigt werden kann. Falls nölig, wird die Liste der nicht notwendigen Be triebe nock auSqedeimt werden. Aus diesen rigorosen Maßnahmen geht hervor, daß die angeblich unerschöpfliche Menge an Meulchenmotcriul jetzt sckvn zu Lude geht. Die Reform des auswärtigen Dienstes Von Freiherr« von Nichthofen, 9N.L-R. Nachdruck verbale». Das ausgezeichnete Buch, das der laugjährige Direktor der Presscabteilung des Auswärtigen Amts Geheimrat Ham mann vor einiger Zeit unter dem Titel ,Der neue Kurs" hat erscheinen lassen, hat leider bisher in der Oesfentlichkcit nicht die Beachtung gesunden, die es seinem ganzen Inhalt nach verdient. Auch für die Reform des auswärtigen Dienstes ist das Buch überaus wert voll.. Zustände, wie sie zur Zelt des verstorbenen Herrn von Holstein in der Wilbeluistcaßc möglich waren, sind eben nur denk bar, wenn dank eines ganz bestimmten Cliquenwesens eine kleine Anzahl von Persönlichkeiten imstande ist, durch entsprechende Be setzung der verschiedenen Posten und ein fast als raffiniert zu ^zeichnendes gegenseitiges In-die-Hand-Arbeiten jedwede anderen ^-srflüsse so gut wie lahiuzulcgen und dadurch die auswärtige Pvtttik des Deutschen Reiches nickt nur nach eigenem Ermessen, sondern ost auch nach den eigenen Launen zu lenken. Die Zeiten, in denen Herr von Holstein im Auswärtigen Amt seine unkeimliche Tätigkeit enthalten konnte, sind zwar vorüber. Die Grundlagen, auf denen sie sich ausbaute, sind aber im großen und ganzen unver ändert. Herr von Holstein konnte die von il>m beliebte Politik nur deshalb von seinem verschwiegenen Amtszimmer mit so ver derblichem Erfolge führen, weil die Organisation selbst, die Aus wahl des diplomatischen Dienstes, die scharfe Trennung zwischen rein politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten ihm hierzu die Möglichkeit an die Hand gab. Rach einer kürzlich durch die Presse gegangenen Mitteilung ist vom Staatssekretär Kühlmann jetzt eine Kommission für die Reugestaltung des auswärtigen Dienstes eingesetzt worden, und diese soll demnächst durch Hinzuziehung von Sachverständigen aus den verschiedensten Kreisen ergänzt werden. Das ist an sich ge wiß sehr löblich. '-Nur hat man bisher noch nicht erfahren, womit sich eigentlich im einzelnen diese Kommission bereits beschäftigt hat oder beschäftigen soll und welche Befugnisse ihr übertragen werden. Die Reform unseres auswärtigen Dienstes erfordert eine Umänderung des ganzen Systems. Will man nur dieses oder jenes zu bessern versuchen, jo würde es nicht notwendig sein, dazu einen so großen Apparat in Szene zu setzen. Man darf daher hoffen, daß Herr von Kühlmann entschlossen ist, ganze Arbeit zu machen. Seit den achtziger Jahren besitzen wir die scharfe Trennung zwischen dem bevorzugten diplomatischen Dienst und dem wesent lich stiefmütterlicher behandelten konsularischen. Bis dahin war ein beständiges Fluktuieren zwischen beiden Arten des auswär tigen Dienstes, sehr zu seinem Vorteil, die Regel. Rach der Scheidung wurden die Bestrebungen, den diplomatischen Dienst für eine bevorzugie Schicht zu reservieren, immer erfolgreicher;' die Anziehungskraft des konsularischen Dienstes, die nach der Grün dung des Reiches eine außerordentliche gewesen war, aber ent sprechend abgeschwächt. Die Folge dieses Zustandes war dann leider beim diplomatischen Dienst die Beschränkung der Personen auswahl aus eine sehr geringe Anzahl von Beamten und damit einerseits wohl ein glänzendes Avancement, anderseits aber die Rokwendigkeit der Ernennung mancher Persönlichkeiten zu koken Posten, die besser bei weniger einflußreichen Stellen stehengeblieben wären. Allmählich Kai die Entwicklung dann dazu geführt, daß eigentlich einem jeden als Attache in den diplomatischen Dienst Eintretcndcn bei entsprechendem Beharrungsvermögen die Stelle eines Gesandten nach Ablauf von etwa zwei Jahrzehnten nicht entgehen konnte. Cs liegt dies daran, daß die Zahl der hohen Beamten, Botschafter und Gesandten nicht viel geringer ist als die der Legationsrätc und Legalionssekretäre, so daß also — ein Unikum im Deutschen Reiche — eigentlich auf jeden in den diplomatischen Dienst Cintretenden ein höherer Posten nach Ab laus der üblichen Zeit zur Verteilung kommen niuß. Demgegen über war mit wenigen Ausnahmen dem konsularischen Dienst dlc Erreichung der höchsten Sielten des auswärtigen Dienstes unnrög- lich gemacht. Auch hier haben wir einen im deutschen Beamten leben sonst undenkbaren Zustand, daß zwei höhere Karrieren nebeneinander bestehen, von denen aber praktisch die eine der anderen dauernd untergeordnet ist. Die Aushebung der Trennung zwischen dem diplomatischen und konsularischen Dienst will mir daher als die wichtigste Vorbedingung für eine wirkliche Reu gestaltung des auswärtigen Dienstes überhaupt erscheinen. Nur wenn diese Verschmelzung elngelretcn ist, kann die deutsche Diplo matie auf eine breitere Grundlage gestellt und daS deutsche Kon sulatskorps zu einem mustergültigen Instrument geschaffen werden. Für einen gemeinsamen auswärtigen Dienst wird eS auch wesentlich leichter sein, die Anwärter zu finden. Run ist eS aller dings sehr schwer, den sich meldenden jungen Herren ohne weiteres anzusehen, ob sie für den auswärtigen Dienst sich qualifizieren. Darüber kann man eigentlich erst eine Entscheidung fällen, wenn der Betreffende eine gewisse Zeitlang bereits im Ausland ver wendet worden ist. Als zu Beginn dieses Jahrhunderts der damalige Staatssekretär des Auswärtigen einen Versuch machte, die Vorbildung für den auswärtigen Dienst in andere Bahnen zu lenken, scheiterte dos an einer sich hieraus ergebenden Schwierig keit. Es war damals beabsichtigt, einheitlich für den diplomatischen wie für den konsularischen Dienst von dem Asscssorcxamcn ab- zuseken, damit die Bewerber noch möglichst jung in das Ausland kämen, dagegen — natürlich abgesehen von einzelnen Ausnahme fällen — eine zweijährige ReferendarSzcit zur Grundlage zu machen. Alsdann sollten die Bewerber unter entsprechender finanzieller Unterstützung ein Jahr an großen Generalkonsulaten probeweise beschäftigt werden, um dann auf Grund des Urteils des Generalkonsuls entweder definitiv in den aus wärtigen Dien st übernommen oder der heiinat- ltchenLansbahn wieder zur Verfügung gestellt 4» werden. Die außctordcnlliche Bedeutung des auswärtigen